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WS 2007/2008 Achim Denig 13.12.2007
3. Flavour - Physik
Vorlesung Teilchenphysik für Fortgeschrittene
0 Motivation
1 Beschleuniger und Detektoren
2 Das Standardmodell
3 Flavor-Physik3.1 Kaonphysik (A. Denig, 13.12.2006)3.2 CP-Verletzung im Kaon-System Vorlesung 19.12.2006 (A. Denig) Vorlesung 20.12.2006 (A. Denig)3.3 B-Physik (M. Feindt) Vorlesung vom 09.01.2007 Vorlesung vom 10.01.2007 Vorlesung vom 16.01.20073.4 Top-Quark-Physik (W. Wagner) Vorlesung 17.01.2007 Vorlesung 23.01.2007
4 Neutrinophysik
5 Physik jenseits des Standardmodells
6 Physics at Hadron Colliders
Physikder schwerenQuarks
WS 2007/2008 Achim Denig 13.12.2007
Häufig bentuzte AbkürzungenWW = WechselwirkungQZ = QuantenzahlQM=QuantenmechanikSM=StandardmodellC=Ladungsumkehr-OperationP=Paritäts-OperationCPV = CP-VerletzungT=Zeitumkehr-OperationH=HamiltonianPDG=Review of Particle Properties (Booklet)
Frühere Vorlesungenhttp://kloe-ka.physik.uni-karlsruhe.de/achim.html Teaching
WS 2007/2008 Achim Denig 13.12.2007
3. Flavour - Physik
„Schwer“ ist ein relativer Begriff
„Alltags-Materie“ (Protonen, Neutronen) besteht aus Quarks und Leptonen der ersten Familie Wir betrachten hier Quarks der 2. Generation (s-Quark) und der 3. Generation (b-, t-Quark) sowie die Übergänge unterhalb der Quarkfamilien (sog. Flavour-Physik)
W±
qjqi
WS 2007/2008 Achim Denig 13.12.2007
B. Cahn
Kaon-Physik
Gliederung: Teil 3.1.1: „Seltsame“ Teilchen: Kaonen Teil 3.1.2: CP-Eigenzustände, K0-K0-Oszillationen Teil 3.1.3: Regeneration
3.1 Kaon - Physik
Literatur:1) Review of Particle Physics; J.Phys. G 33 (2006) 1; http://pdg.web.cern.ch/pdg2) The DAΦNE Physics Handbook (Chapter 1); http://www.lnf.infn.it/theory/hcm/dafne2006.html
Kapitel 3.1
WS 2007/2008 Achim Denig 13.12.2007
„Seltsame Teilchen“: Kaonen
Erste Aufnahme von sog. „V-Ereignissen“ in Nebelkammer-Aufnahmen [Rochester, Butler, 1946]
Erzeugung, Produktion
Teil 3.1.1
• Erste Beobachtung 1946 [Rochester, Butler] in Nebel- kammeraufnahmen in der kosm. Höhenstrahlung
226223
etargTinevodPr
cm10)cm/.Nukl106(/1000/6
/N/N
!!="
=#=$
s10)3s/cm10300(/cm10
)c/(L)v/(L
108
KKKKK
!"##
$%=$=&
• Signatur unverstanden: SELTSAM (“STRANGE“) Produktionsrate entspricht starker WW ca. 6 Ereignisse dieser Art pro 1000 Aufnahmen
Lebensdauer entspricht schwacher WW
WS 2007/2008 Achim Denig 13.12.2007
„Seltsame Teilchen“: Kaonen
Ad-Hoc-Erklärung (hist.)Führe Quantenzahl SELTSAMKEIT (strangeness) ein Teilchen werden in starker WW paarweise erzeugt und zwar mit paarweiser Seltsamkeit S=±1 Seltsamkeit S in starker WW erhalten Teilchen zerfallen in schwacher WW unter Verletzung der Seltsamkeit in |ΔS|=1 - Übergängen
{ { {1S
0
1S
0
0S
Kp!=+==
!"#$
00K !"
!+"# K
z.B.
Erklärung heuteEs werden strange- und anti-strange-Quarks erzeugt
SS(s) = −1S(s) = + 1
Feynman-Diagramm Tafel
K0
K0
K+
K−
(sd) S = +1(sd) S = −1(su) S = +1(su) S = −1
Λ0 (uds) S = −1
WS 2007/2008 Achim Denig 13.12.2007
„Seltsame Teilchen“: Kaonen
Weitere Kaon-Eigenschaften
• Neutrale und geladene Kaonen sind in 2 Isospin- Dubletts angeordent und zwar jeweils mit S=±1
3213211S
0
1S
0K
K
K
K
+=
!
!=
+
""#
$%%&
'""#
$%%&
' Erfüllt GellMann-Nishijima-Formel (Y=Hyperladung=B+S)
Q=I3+Y/2
Pseudoskalare Vektor- Mesonen Mesonen
I3
S
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• Kaonen gehören zum Multiplett der pseudoskalaren Mesonen mit Spin=0 (JP=0−)
• Masse 497.7 neutrale Kaonen 493.7 geladene Kaonen
• C-Quantenzahl
• Auswahl an typischen Zerfällen
0
00
K
K)K(C
±!
= neutrale Kaonen keine Eigenzustände von C im Gegensatz zum neutralen π0, das symmetrischen Quarkinhalt hat!
„Seltsame Teilchen“: Kaonen
Weitere Kaon-Eigenschaften
u
sK+
µ+
νµW+
d
sK0
uW+
d
ud π0
π0
u
sK+
uW+
u
ud π+
π0
s
dK0
d
uπ−
W+ u π+
d
WS 2007/2008 Achim Denig 13.12.2007
CP-Eigenzustände
Ursprüngliche Annahme, dass die Quantenzahlen C und P in der schwachen WW
separat verletzt sind (s. Wu-Experiment), CP aber eine erhaltene QZ ist
Teil 3.1.2
νL νRP
νL
CνR
CP
Im Falle der neutralen Kaonen• P(K0) = - K0
P(K0) = - K0
Es handelt sich um pseudoskalare Mesonen P=-1
• C(K0) = - K0
C(K0) = - K0
eigentlich: C(K0) = eiφ K0 Phasenfreiheit, wir wählen φ=π
CP (K0) = + K0
CP (K0) = + K0Die neutralen Zustände K0 und K0
sind keine Eigenzustände von CP
WS 2007/2008 Achim Denig 13.12.2007
CP-Eigenzustände
Die Quantenmechanik erlaubt die Superpositionvon Zuständen. Wir nutzen dies aus, um (normierte)
Eigenzustände von CP zu konstruieren!
CP (K1) = 1/√2 ( K0 + K0 ) = + K1
CP (K2) = 1/√2 ( K0 - K0 ) = − K2
|K1> = 1/√2 ( | K0 > + | K0 > )|K2> = 1/√2 ( | K0 > - | K0 > )
Wir verlangen von den physikalisch messbaren Teilchen,dass sie Eigenzustände von CP sind. Somit beobachtenwir im Experiment die Teilchen K1 und K2, die auchKS, KL genannt werden, siehe später.
Zerfall Die CP-Eigenschaften von K1 und K2 bestimmen auch ihren Zerfall in Pionen:
K1 → 2π (π+π−, π0π0) K2 → 3π (π+π−π0, 3π0)
(CP=+1)
(CP=−1)P(π±) = - 1
WS 2007/2008 Achim Denig 13.12.2007
Lebensdauern K1, K2 Die CP-Eigenschaften von K1 und K2 bestimmen auch ihren Zerfall in Pionen:
τ(K1) = 0.90 · 10-10 s = KSτ(K2) = 5.11 · 10-8 s ≈ 550 x τ(K1) = KL
Unterschied gegeben durch unterschiedlichen Phasenraumim Zerfall von K in 2 bzw. 3 Pionen:
m(K0) ≈ 480 MeVm(2π) ≈ 280 MeV ↔ ΔE = 200 MeVm(3π) ≈ 420 MeV ↔ ΔE = 60 MeV
Kaon - Lebensdauern
WICHTIG
DIE PHYSIKALISCH BEOBACHTBAREN TEILCHENSIND KS UND KL (ODER K1, K2) MIT EINER
DEFINIERTEN MASSE UND LEBENSDAUER= MASSEN - EIGENZUSTÄNDE
ERZEUGT WERDEN DIE ZUSTÄNDE K0 BZW. K0
MIT EINER DEFINIERTEN STRANGENESS (QUARK-INHALT)
= FLAVOUR - EIGENZUSTÄNDEJe nach Bedürfnis der phys. Frage wählen wir die eine oder die andere Basis!
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K0 - K0 - Oszillationen
Zur Produktionszeit t=0 wird entweder ein K0 ( K0 )erzeugt, das in Übergängen der 2. Ordnung der schwachenWW in ein K0 (K0 ) oszillieren kann. Dies entsprichtÜbergängen mit | ΔS | = 2, also einer Änderung der Strangeness-QZ um 2!
s
d
d
sS=1 S=−1
|K0> |K0>W− W+
u, c, t
u, c, t
KS - KL - Massendifferenzergibt sich als direkte Konsequenz der K0 - K0 – Oszillationen;Η sei der für die Übergänge zuständige Hamiltonian:
><!><==
>!!
<!>++
<=
><!><=!="
0000
00000000
221121
K|H|KK|H|K.....
2
KK|H|
2
KK
2
KK|H|
2
KK
K|H|KK|H|Kmmm
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K0 - K0 - Oszillationen
Experimentell ergibt sich für die Massendifferenz:
Δm = 3.5 · 10-6 eV/c2
Δm/m = 7 · 10-15 !
KS - KL - Massendifferenz
Wie kann eine solch kleine Differenz gemessen werden ? ↔ Δm bestimmt die Oszillationsfrequenz ↔ also müssen wir Oszillationsexperimente durchführen
Oszillationsexperimente
Tafel: Rechnung zeitliche Entwicklung eines ursprünglichen K0-Strahls
Annahme: t=0, |ψ(0)> = | K0 > reiner K0-StrahlZeitliche Entwicklung: |ψ(t)>Wahrscheinlichkeit, zur Zeit t den Zustand K0 (bzw. K0) zu finden ist: I(K0,t) = < K0 | ψ(t) >
I(K0,t) = ¼ [e + e +2·e · cos(Δm·t)] −Γ1·t −Γ2·t −t/2 · (Γ1+Γ2)
I(K0,t) = ¼ [e + e −2·e · cos(Δm·t)] −Γ1·t −Γ2·t −t/2 · (Γ1+Γ2)
unterschiedliches Vorzeichen K0, K0
Interferenzterm enthält Δm-Term
WS 2007/2008 Achim Denig 13.12.2007
K0 - K0 - Oszillationen
Zeitliche Entwicklung der Intensitäteines ursprünglich reinen K0-Strahls
t=0: nur K0
K0 =1/√2 (KS+KL)
t≈3τS: K0 – Anteil
wird größer als K0
t≈τS: K0 – Anteil
wächst
t≈10τS: K0 und K0 identisch, alle KS ausgestorben:
KL=1/√2 (K0-K0)
WS 2007/2008 Achim Denig 13.12.2007
CPLEAR - ExperimentDatennahme 1990 – 1996 / CERN
Der LEAR Antiprotonen-Speicherring p @ 200 MeV/c ; 106 p/s
Das CPLEAR - Experiment
WS 2007/2008 Achim Denig 13.12.2007
CPLEAR - Experimenthttp://cplear.web.cern.ch
Tafel ΔS = ΔQ - Regel
WS 2007/2008 Achim Denig 13.12.2007
CPLEAR - Experimenthttp://cplear.web.cern.ch
x=Parameter, der Verletzung der ΔS=ΔQ-Regel parametrisiertx=0 im Standardmodell
WS 2007/2008 Achim Denig 13.12.2007
RegenerationTeil 3.1.3
Experimentelle Beobachtung:Ein reiner KL – Strahl wird durch ein Stück Materialgeschossen. Nach Durchlaufen des Strahls wird wiedereine KS-Komponente beobachtet = Regeneration
π−p K0Λ0
π− KS
Target Regenerator
KS
KLKLKL
Erklärung:Unterschiedliche WW von K0 und K0 im Material desRegenerators aufgrund unterschiedlicher stark ww.Prozesse! Keine Überraschung: p und p ww. auch unterschiedlich, da Hadronen im Material aus Materie und nicht Antimaterie bestehen!
Vor Generator: KL=1/√2 (K0+K0) 50% KS, 50% KL
Nach Generator: Verhältnis K0 , K0 nicht mehr symmetrisch
Regenerierung einer KS - Komponente
WS 2007/2008 Achim Denig 13.12.2007
Regeneration
1/√21/√2
1/√2KL
K0
K0
45°
Vor demRegenerator
1/√2
K045°
Nach demRegenerator
1/√21/√2
K0
K´L
K´S
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Zusammenfassung heute
• Kaonen besitzen ein Strange-Quark
• Zerfall eines Strange-Quarks gelingt nur in schwacher geladener WW (Übergang innerhalb einer Quarkfamilie)
• Strangeness-Zustände K0, K0 mischen zu CP- Eigenzuständen K1 (CP=+1) und K2 (CP=-1)
• Großer Lebensdauerunterschied zwischen K1 und K2 gegeben durch den Zerfall in die CP-Eigenzustände K1→2π (CP=+1) und K2→ 3π (CP=-1) man nennt die Massen- Eigenzustände KS und KL
• K0 und K0 können ineinander oszillieren in Übergängen 2. Ordnung der schwachen WW (ΔS=2)
• Oszillationen führen zu Massenunterschied zwischen KS und KL