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Die Beratung erfolgt telefonisch, per- sönlich oder online und kann mehrere Termine umfassen. In den Beratungen geht es darum, die Mädchen und Frauen zu unterstützen und zu stabili- sieren, körperliche Symptome wie etwa Schlafstörungen zu bearbeiten und Unterstützung zu bieten, wenn die Missbrauchssituation noch andauert. Seit über sechs Jahren bietet der Ver- ein zusätzlich auch eine sehr niedrig- schwellige Onlineberatung für Mäd- chen und junge Frauen bis 26 Jahren an. „Damit erreichen wir wesentlich mehr Mädchen, auch jüngere Mädchen und auch Mädchen, die zu Beginn der Onlineberatung noch sexuelle Gewalt erleiden müssen“, sagt Ulrike Bowe- Eden von Schattenriss und ergänzt „Die Onlineberatung ist ein wichtiger Kanal ins Dunkelfeld. Mädchen, die sonst schweigen würden, teilen sich jetzt mit.“ Zu den Aufgabenfeldern gehören auch die Informations- und Fort- bildungsarbeit für Fachkräfte und MultiplikatorInnen. 2016 wurden ca. 300 Personen zum Thema sexueller Missbrauch an Kindern informiert und qualifiziert. Thematische Schwer- Zunächst ehrenamtlich, dann mit einer ABM-Kraft in einem kleinen Beratungsladen in Walle, arbeiten heute neun Frauen in einem Bera- tungszentrum, einer Gründerzeitvil- la in Bremen-Gröpelingen. Schwer- punkte der Arbeit sind die Beratung von Mädchen und jungen Frauen bis 26 Jahren und deren Angehörige, un- terstützende Bezugspersonen und Fachkräfte. Auch Frauen ab 27 Jahren, die in ihrer Mädchenzeit sexualisier- te Gewalt erlebt haben, erhalten ein allerdings eingeschränktes Angebot. Die Mitarbeiterinnen von Schatten- riss leisten ebenfalls als Expertinnen im Rahmen der Verfahrensregelung im Amt für Soziale Dienste einen wichtigen Beitrag zum Kinderschutz und bieten ebenso Fortbildungs- und Informationsveranstaltungen an. Dem multiprofessionellen Team gehören Pädagoginnen oder Psychologinnen mit therapeutischen und traumaspezi- fischen Zusatzqualifikationen an. punkte der Fortbildungen waren Prä- vention und Intervention bei sexueller Gewalt in Bremer Flüchtlingsunter- künften, sexualisierte Gewalt an Men- schen mit Lernschwierigkeiten sowie sexuelle Übergriffe unter Kindern. Nach wie vor ist die Finanzierung der Beratungsarbeit ein großes Problem. Der Verein muss rund ein Drittel seiner Einnahmen über Spenden akquirieren, die Stadt Bremen unterstützt die Arbeit mit Zuwendungen oder mit Abord- nung einer Lehrerin, die stundenweise in der Präventionsarbeit tätig ist. „Das ist aber nicht ausreichend. Vor allem ist immer am Jahresbeginn unklar, was weiter finanziert werden kann“, so Bo- we-Eden. Abhilfe schaffen könnte eine Bundesratsinitiative des Landes Bre- men, damit Mädchen und auch Jungen einen Rechtsanspruch auf Beratung und damit auch Beratungsstellen eine gesicherte Finanzierungsbasis haben. Bremer SPD und Grüne haben diesen Antrag verabschiedet. 30 Jahre Schattenriss: „Unsere Arbeit ist weiterhin wichtig und notwendig“, weil sexueller Missbrauch leider noch für viele Mädchen traurige Realität ist“, so Bowe-Eden. 30 Jahre Mädchen, die sexuellen Missbrauch er- lebt haben oder immer noch erleben, brauchen in dieser extrem belastenden Situation verständnisvolle Beratung und praktische Unterstützung. Diese Hilfe leistet der Verein Schattenriss seit über 30 Jahren. Die Schattenriss-Mitarbeiterinnen bei der Jubiläumsfeier Foto: Kerstin Rolfes Beratungsstelle Schattenriss 1 www.paritaet-bremen.de 1 | 2018

30 Jahre Beratungsstelle Schattenriss - der-paritaetische.de · Kreuzer hat deshalb zu Beginn des Projektes viele Vereine kontaktiert,um passende Einsatzmöglichkeiten zu fin-den

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Page 1: 30 Jahre Beratungsstelle Schattenriss - der-paritaetische.de · Kreuzer hat deshalb zu Beginn des Projektes viele Vereine kontaktiert,um passende Einsatzmöglichkeiten zu fin-den

Die Beratung erfolgt telefonisch, per-sönlich oder online und kann mehrereTermine umfassen. In den Beratungengeht es darum, die Mädchen undFrauen zu unterstützen und zu stabili-sieren, körperliche Symptome wie etwaSchlafstörungen zu bearbeiten undUnterstützung zu bieten, wenn dieMissbrauchssituation noch andauert.

Seit über sechs Jahren bietet der Ver-ein zusätzlich auch eine sehr niedrig-schwellige Onlineberatung für Mäd-chen und junge Frauen bis 26 Jahrenan. „Damit erreichen wir wesentlichmehr Mädchen, auch jüngere Mädchenund auch Mädchen, die zu Beginn derOnlineberatung noch sexuelle Gewalterleiden müssen“, sagt Ulrike Bowe-Eden von Schattenriss und ergänzt„Die Onlineberatung ist ein wichtigerKanal ins Dunkelfeld. Mädchen, diesonst schweigen würden, teilen sichjetzt mit.“

Zu den Aufgabenfeldern gehörenauch die Informations- und Fort-bildungsarbeit für Fachkräfte undMultiplikatorInnen. 2016 wurden ca.300 Personen zum Thema sexuellerMissbrauch an Kindern informiertund qualifiziert. Thematische Schwer-

Zunächst ehrenamtlich, dann miteiner ABM-Kraft in einem kleinenBeratungsladen in Walle, arbeitenheute neun Frauen in einem Bera-tungszentrum, einer Gründerzeitvil-la in Bremen-Gröpelingen. Schwer-punkte der Arbeit sind die Beratungvon Mädchen und jungen Frauen bis26 Jahren und deren Angehörige, un-terstützende Bezugspersonen undFachkräfte. Auch Frauen ab 27 Jahren,die in ihrer Mädchenzeit sexualisier-te Gewalt erlebt haben, erhalten einallerdings eingeschränktes Angebot.Die Mitarbeiterinnen von Schatten-riss leisten ebenfalls als Expertinnenim Rahmen der Verfahrensregelungim Amt für Soziale Dienste einenwichtigen Beitrag zum Kinderschutzund bieten ebenso Fortbildungs- undInformationsveranstaltungen an. Demmultiprofessionellen Team gehörenPädagoginnen oder Psychologinnenmit therapeutischen und traumaspezi-fischen Zusatzqualifikationen an.

punkte der Fortbildungen waren Prä-vention und Intervention bei sexuellerGewalt in Bremer Flüchtlingsunter-künften, sexualisierte Gewalt an Men-schen mit Lernschwierigkeiten sowiesexuelle Übergriffe unter Kindern.

Nach wie vor ist die Finanzierung derBeratungsarbeit ein großes Problem.Der Verein muss rund ein Drittel seinerEinnahmen über Spenden akquirieren,die Stadt Bremen unterstützt die Arbeitmit Zuwendungen oder mit Abord-nung einer Lehrerin, die stundenweisein der Präventionsarbeit tätig ist. „Dasist aber nicht ausreichend. Vor allem istimmer am Jahresbeginn unklar, wasweiter finanziert werden kann“, so Bo-we-Eden. Abhilfe schaffen könnte eineBundesratsinitiative des Landes Bre-men, damit Mädchen und auch Jungeneinen Rechtsanspruch auf Beratungund damit auch Beratungsstellen einegesicherte Finanzierungsbasis haben.Bremer SPD und Grüne haben diesenAntrag verabschiedet.

30 Jahre Schattenriss: „Unsere Arbeitist weiterhin wichtig und notwendig“,weil sexueller Missbrauch leider nochfür viele Mädchen traurige Realität ist“,so Bowe-Eden.

30 Jahre

Mädchen, die sexuellen Missbrauch er-lebt haben oder immer noch erleben,brauchen in dieser extrem belastendenSituation verständnisvolle Beratung undpraktische Unterstützung. Diese Hilfeleistet der Verein Schattenriss seit über30 Jahren.

Die Schattenriss-Mitarbeiterinnenbei der JubiläumsfeierFoto: Kerstin Rolfes

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Seit 25 Jahren bietet der Betreuungsver-ein Bremerhaven rechtliche Betreuungfür Menschen an, die durch Krankheitoder Beeinträchtigungen ihre Interes-sen nicht selbständig wahrnehmenkönnen und Unterstützung bei der Or-ganisationen ihrer alltäglichen Belangewie Gesundheitssorge, Einkommens-und Vermögensverwaltung, Wohnungoder Kontakt mit Behörden brauchen.„Bei der Gründung unseres Vereinsim Jahr 1992 hatten wir das Ziel, nachder Reform des Vormundschaftsrechtdas neue Betreuungsrecht in die Pra-xis umzusetzen“, sagt Gründer undGeschäftsführer Hennes Göers. Die

Betreuungen,Schuldenberatung und mehr

Nachfrage wurde kontinuierlich grö-ßer. Heute kümmern sich rund 30hauptamtliche Betreuerinnen und Be-treuer sowie Verwaltungsangestellteum die Belange von rund 1000 Men-schen.Die Arbeit des Vereins ist umfang-reich. Neben der rechtlichen Betreu-ung durch die Vereinsbetreuer werdenauch ehrenamtliche Betreuer beratenund informiert. Der Verein berät überVorsorgevollmachten, Betreuungs- undPatientenverfügungen und führt Vor-mundschaften und Pflegschaften beiMinderjährigen. Die Klienten des Be-treuungsvereins sind häufig psychisch

mat. Hier leben Menschen ab40 Jahren, die pflegebedürf-tig sind, die aber in einemnormalen Pflegeheim fehl-plaziert wären. Viele ihrerBewohner haben schwereSchädigungen durch ihrepsychische Erkrankung unddurch ihre Alkoholerkran-kung, unter anderen das„Korsakow-Syndrom“. Korsa-kow-Syndrom bedeutet, dasbei den Betroffenen die Erin-nerung an kurz zurücklie-gende Ereignisse stark beein-trächtigt oder zerstört ist;

während sie sich an lang zurücklie-gende Ereignisse erinnern können. Er-lebnisse, Ereignisse und andere Infor-mationen können nicht mehr an dasbisher Gespeicherte anknüpfen, neuesLernen wird sehr schwierig. BetroffeneMenschen sind häufig zeitlich undräumlich desorientiert. In einer zuge-

Suchtkranken Heimat und Sprungin die Selbstständigkeit bietenChristliches Reha-Haus feiert Einweihung des letzten Neubaus

Die Fertigstellung des vorerst letztenBauabschnitts feierte das ChristlicheReha-Haus Ende Oktober 2017. Betreutwerden hier bis zu 16 Menschen. Mitdem Angebot schließt sich die Ange-botspalette des Vereins, der neben Pfle-ge und Wohnheim nun auch Plätzeanbietet, die die Bewohner gezielt aufein selbständiges Leben vorbereiten.

In seiner launigen Rede ließEinrichtungsleiter Wolfgang Schmittdie verschiedenen Bauphasen und Re-novierungsprojekte Revue passieren„Insgesamt haben wir in den letzten 10Jahren vier große Neubauprojekte miteinem Kostenvolumen von 10 Millio-nen Euro errichtet. Zusätzlich wurdenauch noch die Bestandgebäude reno-viert“, so Schmitt. Sein großer Dankging an die Stiftung Deutsches Hilfs-werk, die den letzten Neubau aus denMitteln der Deutschen Fernsehlotteriemit 300.000 Euro unterstützte, insge-samt aber alle Baumaßnahmen mitinsgesamt bereits 1,2 Mio. Euro för-derte.

Insgesamt bietet das Christliche Reha-Haus nun Plätze für 126 Bewohner.Für die Menschen, die hier leben, istdas Haus nicht Heim, sondern Hei-

wandten Atmosphäre kann man aberMöglichkeiten für praktische Tätig-keiten schaffen, man kann Selbstän-digkeit unterstützen.

Mit dem Neubau sollen Plätze geschaf-fen werden, die Bewohner auf ein selb-ständiges Wohnen vorbereiten. Fürdiesen neuen Verselbständigungsbe-reich werden gezielte persönliche kon-zeptionelle Änderungen erarbeitet, diedann mit dem Bewohner in die Tatumgesetzt werden. „In der eigenen Be-wohnerküche sollen die Menschenwieder Schritt für Schritt lernen, sichselbst zu versorgen“, so Schmitt. Dennin den letzten Jahren konnten aus demPflege- und Wohnheim viele Bewoh-ner in eine eigene Wohnung entlassenwerden, die zum Teil heute noch am-bulant betreut werden. „Diese Durch-lässigkeit erhöhen wir mit unseremletzten Neubau“, sagt WolfgangSchmitt.

Der letzte Bauabschnitt ist fertig.Foto: Walter Gerbracht

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1.400 Quadratmeterneuer Wohnraum für Gröpelingen

19 weitere „Wohnungen mit Service“für ältere Menschen stehen ab sofortim Stiftungsdorf Gröpelingen zur Ver-fügung. Darunter sind auch öffentlichgeförderte Wohnungen. Hinzu kommteine neue Tagespflege mit Platz für biszu 16 Gäste. Der Verein „Kinder Le-ben“ auf dem Gelände erhielt größereAußenspielflächen und Raum für einezusätzliche Kindergartengruppe. Ins-gesamt wurde etwa 18 Monate langgebaut.

Rund 3,7 Millionen Euro investiertedie Bremer Heimstiftung in den Aus-bau des Stiftungsdorfes. Für AlexanderKünzel, Vorstandsvorsitzender der Bre-mer Heimstiftung, ein Einsatz, dersich gelohnt hat. „Vor 13 Jahren legtenwir den Grundstein für den Start des

Bremer Heimstiftung feiert den Ausbau des Stiftungsdorfes Gröpelingen

Überbrachten Glückwün-sche zur Eröffnung der neu-en Gebäude im StiftungsdorfGröpelingen (v.l.): Dr. KarlBronke und Alexander Kün-zel, stellvertretender Vor-sitzender des Stiftungsratesbzw. Vorstandsvorsitzenderder Bremer Heimstiftung,und Architekt Ulrich Tilgner- hier mit Hausleiterin PetraMeinking. Foto: Martin Ro-spek

Mit einer Videoinstallation amGoethetheater beging der Ver-ein zur Förderung akzeptie-render Jugendarbeit sein 25jäh-riges Jubiläum. Erarbeitet wur-de die Installation von 25 Ju-gendlichen, den Streetworkernvon Vaja und Lichtkünstlern vonUrbanscreen. Die jungen Teil-nehmer stammen aus 10 Län-dern. In workshops beschäf-tigten sich mit dem Thema„Wurzeln und Visionen“, mitIntegration und Fremdheit, Hei-mat und Flucht.

krank oder suchtkrank oder leiden anDemenz.Zusätzlich bietet der Verein seiteinigen Jahren Schulden – undInsolvenzberatung und Budgetassi-stenz beim persönlichen Budget an. „InBremerhaven gibt es eine hohe Nach-frage nach Schuldenberatung. Zudemgibt es viele Betreute, die zusätzlicheine Schuldnerberatung benötigen“,so Göers. Beim persönlichen Budgetsollen Menschen mit Behinderungenselbst entscheiden können, welche Lei-stung sie wann und wie in Anspruchnehmen wollen. Um dieses Budget zuverwalten, benötigen sie oft Assistenz.Der Betreuungsverein ist in Bremerha-ven und im niedersächsischen Umlandaktiv. An weiteren Standorten wie denStädten Cuxhaven, Hagen, Bad Beder-kesa oder Geestland führt der VereinBeratung durch oder bietet Sprechstan-den an. Stolz blickt Hennes Göers auf 25Jahre zurück. „Wir sind mittlerweile ei-ner der größten Betreuungsvereine imgesamten Bundesgebiet“, sagt Göers.

Stiftungsdorfes“, erinnerte er. „Und soist das, was wir heute sehen – ein Mit-einander von Mietern, vielenKooperationspartnern und Nachbarnauf dem Gelände – der Schlusspunkteines langen und organischen Wachs-tums.“ Ein Projekt, das für die Bremer

Heimstiftung stehe, ergänzte KarlBronke vom Stoftungsrat. Hier gebe eskein „Heim“ im herkömmlichen Sinne,sondern viele andere Elemente, die einDorf ausmachten, darunter der Kin-dergarten, Kultur, die Volkshochschuleund mehr.

25 Jahre VAJA

1988 starteten angehende Sozi-alarbeiter in einem studen-tischen Projekt mit der Sozialar-beit mit rechten Jugendlichen.1992 wurde der Verein gegrün-det, der sich mittlerweile zumgrößten Träger für aufsuchendeJugendarbeit und Streetwork

entwickelt hat. Die rund 50 MitarbeiterInnen arbeiten insieben Teams. Die akzeptierende Jugendarbeit wendetsich an Jugendliche aus ganz unterschiedlichen Milieusund Stadtteile, an Jugendliche mit Migrations- oderFluchterfahrungen oder an Jugendliche, die sich einerSubkultur zurechnen. Zudem bietet Vaja Beratung in denThemenfeldern Rechtsextremismus und religiös begrün-detem Extremismus an.

Die Videoinstallation „roots and visions“ fand beimPublikum großen Anklang.

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Engagement und Integration vongeflüchteten MenschenFreiwilligen-Agentur startet Projekt „mitbremern“Etwas Gutes tun und mit Bremerinnenund Bremern in Kontakt kommen?Deutsch lernen und erste Schritte zurIntegration machen? Das will das neueProjekt „mitbremern“ der Freiwilligen-Agentur. Projektleiter Konrad Kreuzersieht ein großes Potential. „Rund12.000 geflüchtete Menschen leben inBremen. Viele dürfen noch nicht arbei-ten, viele verfügen aber auch nochnicht über genügend Sprachkenntnis-se, um eine Ausbildung zu beginnenoder eine Arbeit aufzunehmen“ soKreuzer. Er sieht es als seine Aufgabe,als Scout den Weg in ein ehrenamt-liches Engagement zu ebnen.

So wie bei Jihad Abdulrahman. DerFriseurmeister aus Syrien hat sich beider Freiwilligen-Agentur für das Pro-jekt gemeldet. Im Tagestreff „Café Pa-pagei“ schneidet er jetzt jeden zweitenMittwoch im Monat wohnungslosenMenschen kostenlos die Haare. Abdul-rahman hat bis jetzt nur wenigeDeutschkenntnisse. Auch das soll sichdurch diesen regelmäßigen Dienst än-dern. „Ich schneide die Haare und hel-fe gerne“, sagt er. „Dabei kann ichDeutsch reden, und es macht Spaß.“

Das neue Projekt bringt Flüchtlinge,die sich ehrenamtlich engagieren wol-len, mit Vereinen, Initiativen und Or-ganisationen zusammen. KonradKreuzer hat deshalb zu Beginn desProjektes viele Vereine kontaktiert, umpassende Einsatzmöglichkeiten zu fin-den. Flüchtlinge, die sich bei ihm mel-den, werden intensiv beraten.

„Zunächst führe ich ein Gespräch mitdem Geflüchteten, welches Einsatzfeldihn interessiert. Dann führen wir ge-meinsam ein Gespräch mit der pas-senden Organisation. Um dann beglei-te ich den geflüchteten Menschen nochbeim ersten Einsatz“, so Kreuzer.

Engagement im Sport oder Arbeit mitalten oder behinderten Menschen sindbesonders beliebt. So wie bei HamedHeidari. Der junge Afghane betreut

einmal wöchentlich gemeinsam miteinem Werder-Trainer die „IntegrativeBallschule“ für Kinder mit und ohneBehinderungen. „Ich wollte etwas mitFußball machen oder behinderten Kin-dern helfen. Dass sich jetzt beides ver-bindet, ist super“, erzählt Heidari.

Das Projekt organisiert Austausch undInformationstreffen und bietet interes-sierten Trägern auch Workshops zurinterkulturellen Verständigung an. Beider freiwilligen Arbeit sammeln dieTeilnehmer nicht nur Erfahrungen.Sie erhalten auch ein Zertifikat, das fürihre künftige Job- oder Ausbildungs-suche nützlich sein kann.

Flüchtlinge und Vereine sowie Initiati-ven aus Bremen, die an dem Projektteilnehmen wollen, können sich beiKonrad Kreutzer in der Freiwilligen-Agentur melden. E-Mail: [email protected].

Einfach mitbremern: Jihad Abdulrahmanaus Syrien schneidet wohnungslosen Men-schen kostenlos die Haare.

Einen Reader zur Inklusion hat BremerBündnis für schulische Inklusion jetzt ver-öffentlicht. Der Paritätische Bremen isteiner der 30 Teilnehmer des Bündnissesund hat im Jahr 2015 ein entsprechendesMemorandum unterzeichnet.Die Forderung nach einer Verbesserungder personellen, strukturellen und me-thodischen Voraussetzungen für einegelingende Inklusion in Bremens Schulenhat für die Akteure nichts an Aktualitätverloren. Der jetzt vorgelegte Readerzeigt, was Inklusion für die Beteiligtenaus ihrer jeweiligen Perspektive bedeu-tet.„Mit dem Reader wollen wir deutlich ma-chen, dass den Unterzeichnern des Me-morandums sehr an einer gelingenden

Inklusion, einer gleichberechtigten Teilha-be aller Schülerinnen und Schüler, gele-gen ist. Deutschland hat sich mit derUN-Behindertenrechtskonvention ver-pflichtet, ein inklusives Bildungs- undSchulsystem zu gewährleisten. Nach demBremischen Schulgesetz sind die Schulendes Landes Bremen dazu verpflichtet,sich zu inklusiven Schulen zu entwickeln.Die hierfür notwendigen Ressourcenmüssen abgesichert und weiter ausgebautwerden“, so Landesbehindertenbeauf-tragter Joachim Steinbrück.

Der Reader steht unter www.behinder-tenbeauftragter.bremen.de/themen/bil-dung_und_wissenschaft zur Verfügung

Inklusion in Schule undBildungspolitik ins Zentrum rücken!Reader des Bremer Bündnisses veröffentlicht

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