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30 Jahre Gestaltungsbeirat 30 Jahre Gestaltungsbeirat Salzburg Entstehungsgeschichte In den 1970er-Jahren kämpften Bür- gerinitiativen gegen überdimensionierte Großprojekte und für den Erhalt des Grüngürtels im Süden der Stadt. Als politische Partei stellte die „Salz- burger Bürgerliste“ ab 1982 einen Stadtrat, Johannes Voggenhuber. Er übernahm die Abteilungen Raum- planung und Baubehörde und initiierte das „Salzburg-Projekt“. Dieses umfasste eine Grünlanddeklara- tion, eine neue Verkehrspolitik, Impulse für die Altstadt und eine „Architektur- reform“. Motor dieser Reform sollte ein neuer „Beirat für Stadtgestaltung“ wer- den, der am 14. November 1983 ge- gründet wurde. Auftrag und Arbeitsweise Dieser Gestaltungsbeirat begutachtet große, für das Stadtbild bedeutende Bauvorhaben und Bebauungspläne außerhalb der Altstadt. Bei Architektur- wettbewerben prüft der Beirat die Auf- gabenstellung und entsendet ein Mit- glied in die Jury. Er begleitet so über viele Jahre städtebauliche Entwicklun- gen wie z.B. in Lehen, Schallmoos oder Nonntal. Er hält sechs Mal im Jahr zwei- tägige Sitzungen ab, die öffentlich zu- gänglich sind. Bauwerber und Planer können ihre Projekte vorstellen und er- halten somit gleich die Stellungnahme des Gestaltungsbeirates. In einer Pres- sekonferenz erläutert der Beirat seine Beratungsergebnisse. Politische Zuständigkeit Nach dem Rücktritt Voggenhubers 1987 wurden die Abteilungen Raumplanung und Baubehörde wieder auf zwei poli- tische Zuständigkeiten aufgeteilt. Dietrich Masopust (FPÖ) übernahm den Gestaltungsbeirat und besetzte ihn um. 1992 erhielten die beiden Vize-Bürger- meister Heinz Schaden (SPÖ) die Bau- behörde und Johann Padutsch (Bürger- liste) die Zuständigkeit für den Gestal- tungsbeirat. 2004 wurden dann beide Abteilungen zusammengelegt. Der Gestaltungsbeirat wurde 1993 im Raumordnungsgesetz verankert. 2002 stellte die FPÖ angesichts des „Gestaltungschaos à la Heizkraftwerk Mitte“ einen Antrag auf Abschaffung des „Verunstaltungsbeirates“. Die ÖVP schlug Änderungen in der Art der Bestellung und Zusammensetzung vor. Sowohl Stadtsenat als auch Gemeinde- rat lehnten diese Abschaffungs- und Reformanträge aber mehrheitlich ab. Umschlag des Buches „DAS SALZBURG-PROJEKT, Entwurf einer europäischen Stadt, Architektur – Politik – Öffentlichkeit“ (Hg.: Dietmar Steiner, Buch2, Falter Verlag Wien, August 1986) über die ersten Jahre der Architektur- reform. © Falter Verlag Wien Mitglieder des 1. und 2 Beirates Luigi Snozzi, Stadtrat Johannes Voggenhuber, Wilhelm Holzbauer, Adolfo Na- talini, Gerhard Garstenauer, 1986 (v.l.n.r.) Im Vordergrund: Stadtrat Dietrich Masopust mit den Mitgliedern des 3. Beirates Johann Georg Gsteu, Gus- tav Peichl, Christoph Hackelsberger (verdeckt) und Norbert Steiner, 1988 (v.l.n.r.) Seit 30 Jahren bildet der Salzburger Gestaltungsbeirat ein national und international besetztes Gremium zur Architektur- begutachtung für größere Bauprojekte in der Stadt Salzburg. Er wurde europaweit beachtet und vielerorts übernommen. 5. Beirat: Peter Latz, Florian Riegler, Massimiliano Fuksas, Marie-Claude Bétrix, Bürgermeister Josef De- chant, Ingeborg Kuhler, Vizebürgermeister Heinz Schaden, Dominique Perrault, 1994 (v.l.n.r.) 7. Beirat: Fritz Lorenz, Max Bächer, Senatsrat Gerhard Doblhamer, Stadtrat Johann Padutsch, Hilde Leon, Carl Fingerhuth, Stefano de Martino, 2000 (v.l.n.r.) Fotos: Archiv der Stadt Salzburg Gestaltungsbeirat 1983 bis 2013 185 Sitzungen abgehalten 550 Projekte begutachtet 190 Wettbewerbe begleitet Impressum Herausgeber: Stadtgemeinde Salzburg. F.d.I.v.: Dipl.-Ing. Dr.techn. Paul Raspotnig, MA 5-03 Stadtplanung und Verkehr. Grafiken: Ingrid Imser Graphik-Design Straßwalchen. Layout: Wolfgang Stadler, MD 01 Informationszentrum

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30 JahreGestaltungsbeirat

30 Jahre Gestaltungsbeirat Salzburg

Entstehungsgeschichte

In den 1970er-Jahren kämpften Bür-gerinitiativen gegen überdimensionierteGroßprojekte und für den Erhalt desGrüngürtels im Süden der Stadt. Als politische Partei stellte die „Salz-burger Bürgerliste“ ab 1982 einenStadtrat, Johannes Voggenhuber. Er übernahm die Abteilungen Raum-planung und Baubehörde und initiiertedas „Salzburg-Projekt“. Dieses umfasste eine Grünlanddeklara-tion, eine neue Verkehrspolitik, Impulsefür die Altstadt und eine „Architektur-reform“. Motor dieser Reform sollte einneuer „Beirat für Stadtgestaltung“ wer-den, der am 14. November 1983 ge-gründet wurde.

Auftrag und Arbeitsweise

Dieser Gestaltungsbeirat begutachtetgroße, für das Stadtbild bedeutendeBauvorhaben und Bebauungspläne außerhalb der Altstadt. Bei Architektur-wettbewerben prüft der Beirat die Auf-

gabenstellung und entsendet ein Mit-glied in die Jury. Er begleitet so überviele Jahre städtebauliche Entwicklun-gen wie z.B. in Lehen, Schallmoos oderNonntal. Er hält sechs Mal im Jahr zwei-tägige Sitzungen ab, die öffentlich zu-gänglich sind. Bauwerber und Planerkönnen ihre Projekte vorstellen und er-halten somit gleich die Stellungnahmedes Gestaltungsbeirates. In einer Pres-sekonferenz erläutert der Beirat seineBeratungsergebnisse.

Politische Zuständigkeit

Nach dem Rücktritt Voggenhubers 1987wurden die Abteilungen Raumplanungund Baubehörde wieder auf zwei poli-tische Zuständigkeiten aufgeteilt. Dietrich Masopust (FPÖ) übernahm denGestaltungsbeirat und besetzte ihn um.1992 erhielten die beiden Vize-Bürger-meister Heinz Schaden (SPÖ) die Bau-behörde und Johann Padutsch (Bürger-liste) die Zuständigkeit für den Gestal-tungsbeirat. 2004 wurden dann beideAbteilungen zusammengelegt.

Der Gestaltungsbeirat wurde 1993 imRaumordnungsgesetz verankert. 2002 stellte die FPÖ angesichts des„Gestaltungschaos à la HeizkraftwerkMitte“ einen Antrag auf Abschaffungdes „Verunstaltungsbeirates“. Die ÖVP schlug Änderungen in der Artder Bestellung und Zusammensetzungvor. Sowohl Stadtsenat als auch Gemeinde-rat lehnten diese Abschaffungs- undReformanträge aber mehrheitlich ab.

Umschlag des Buches „DAS SALZBURG-PROJEKT,Entwurf einer europäischenStadt, Architektur – Politik –Öffentlichkeit“ (Hg.: DietmarSteiner, Buch2, Falter VerlagWien, August 1986) über dieersten Jahre der Architektur-reform. © Falter Verlag Wien

Mitglieder des 1. und 2 Beirates Luigi Snozzi, StadtratJohannes Voggenhuber, Wilhelm Holzbauer, Adolfo Na-talini, Gerhard Garstenauer, 1986 (v.l.n.r.)

Im Vordergrund: Stadtrat Dietrich Masopust mit denMitgliedern des 3. Beirates Johann Georg Gsteu, Gus-tav Peichl, Christoph Hackelsberger (verdeckt) undNorbert Steiner, 1988 (v.l.n.r.)

Seit 30 Jahren bildet der Salzburger Gestaltungsbeirat ein national und international besetztes Gremium zur Architektur-begutachtung für größere Bauprojekte in der Stadt Salzburg. Er wurde europaweit beachtet und vielerorts übernommen.

5. Beirat: Peter Latz, Florian Riegler, MassimilianoFuksas, Marie-Claude Bétrix, Bürgermeister Josef De-chant, Ingeborg Kuhler, Vizebürgermeister HeinzSchaden, Dominique Perrault, 1994 (v.l.n.r.)

7. Beirat: Fritz Lorenz, Max Bächer, Senatsrat GerhardDoblhamer, Stadtrat Johann Padutsch, Hilde Leon,Carl Fingerhuth, Stefano de Martino, 2000 (v.l.n.r.) Fotos: Archiv der Stadt Salzburg

Gestaltungsbeirat 1983 bis 2013185 Sitzungen abgehalten550 Projekte begutachtet190 Wettbewerbe begleitet

Impressum Herausgeber: Stadtgemeinde Salzburg. F.d.I.v.: Dipl.-Ing. Dr. techn. Paul Raspotnig, MA 5-03 Stadtplanung und Verkehr. Grafiken: Ingrid Imser Graphik-Design Straßwalchen. Layout: Wolfgang Stadler, MD 01 Informationszentrum

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Die Mitglieder des Gestaltungsbeirates

ItalienItalien

UngarnUngarn

eich

Deutschland

Schweiz

Österreich

Italien

Luxemburg

Belgien

Nieder-lande

Däne-mark

Norwegen

Schweden

F

Polen

Litauen

Lettland

Estland

M

Rumämien

Bulga

land

Al-ba

Ungarn

Tschechien

G

Maze-donien

Serbien u.Montenegro

Bosnien u.Herzego- wina

Kroatien

Slowenien

GENDE:1 Mitglied

2 - 3 Mitglieder

4 5 Mitglieder

m

WienLinz

St.Pölten

Salzburg

GrazInnsbruck

München

KranzbergParis

DietramszellBregenz

DarmstadtRemerschen

BerlinMünsterRotterdam

Helsinki

ZagrebTriest

UdineKaltern

Florenz

Rom

Locarno

Basel

Erlen-bach

Zürich

10. Beirat: Dörte Kuhlmann, Heinz Schöttli, GabrieleG. Kiefer, Peter Riepl, Elke Delugan-Meissl, Much Untertrifaller, 2009 (v.l.n.r.)

8. Beirat: Nathalie de Vries, Julia Bolles-Wilson, MartaSchreieck, Ursula Spannberger, Klaus Kada, 2003(v.l.n.r.)

Mitglieder des aktuellen Beirates: Elsa Prochazka, Walter Angonese, Peter Riepl,Marie-Therese Harnoncourt, Susanne Burger, 2012 (v.l.n.r.) Fotos: © Stadt Salzburg

Gestaltungsbeirat 1983 bis 201354 Mitglieder gesamt 26 davon aus Österreich27 Herkunftsorte

land

A

wina

K

LEGENDE:1 Mitglied

2 - 3 Mitglieder

4 - 5 Mitglieder

mehr Mitglieder

30 JahreGestaltungsbeirat

Herkunftsorte der BeiratsmitgliederRenommierte Mitglieder

Um „die in Salzburg verlorene Bezie-hung zur italienischen Architektur wie-der aufzunehmen“ holte Stadtrat Vog-genhuber einen italienischen Architek-ten in den Gestaltungsbeirat. Bald kamen auch renommierte Exper-ten aus Deutschland und der Schweizhinzu. Seit den 1990er-Jahren verstärk-ten einzelne Vertreter aus Luxemburg,Frankreich, den Niederlanden, Kroatienund Finnland die Mitglieder aus Öster-reich. Die Europakarte zeigt ihre Her-kunftsorte. 1992 wurde erstmals eine Frau in denBeirat bestellt. Seit zehn Jahren wirdparitätisch besetzt und heute bilden dieExpertinnen sogar eine – im internatio-nalen Vergleich fast einzigartige – Mehr-heit im Gestaltungsbeirat.

Ausgewählte Fachleute

Die Tätigkeitsfelder der Mitglieder imGestaltungsbeirat wechselten im Laufeder Geschichte. Zu Beginn unterstützte ein Kunsthisto-riker die Architektur- und Städtebau-fachleute, später auch ein Raumpla-nungsexperte. Architekturkritiker betei-ligten sich fast durchgehend im Beiratund heute ist auch wieder eine Expertinder Landschaftsplanung vertreten. Die fünf Beiratsmitglieder sind für dreiJahre bestellt und dürfen in dieser Zeitkeine Planungsaufträge in Salzburg an-nehmen.

Impressum Herausgeber: Stadtgemeinde Salzburg. F.d.I.v.: Dipl.-Ing. Dr. techn. Paul Raspotnig, MA 5-03 Stadtplanung und Verkehr. Grafiken: Ingrid Imser Graphik-Design Straßwalchen. Layout: Wolfgang Stadler, MD 01 Informationszentrum

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Gestaltungsbeiräte in Nachbarländern

Ahaus

Coesfeld

Münster

Telgte

Wesel

GeldernKamp-Lintfort

Moers Mühlheim a.d.RuhrDuisburg

KrefeldWuppertal

Monheim am Rheim

Köln Siegen

Arnsberg

DortmundUnna

Neuss

Dülmen

Aachen

Castrop-Rauxel Lippstadt

Rheda-WiedenbrückGütersloh

Bielefeld

Ahlen

HerfordBünde

Regensburg

Landshut

Aschau i. Chiemgau

Passau

Freising

Ingolstadt

Nürnberg

Bamberg

Landsberg am Lech

Neu-UlmPfullingen

Tübingen

HerrenbergNürtingen

OstfildernPforzheim

Karlsruhe

Mannheim

Architekten-kammer

Biberach

Ravensburg

Lörrach Konstanz

Würzburg

Nagold

Baden-Baden

TrierMAINZ

WIESBADEN

Darmstadt

Fulda

Eschwege

Kassel

Marburg ArnstadtJena

ERFURTWeimar DRESDEN

Leipzig

Halle an der Saale

Dessau-Roßlau

Göttingen

Wolfsburg POTSDAM

Frankfurt (Oder)

BERLIN

Stralsund

Rostock

Wismar

Lübeck

KIEL

Eckernförde

Flensburg

Bremerhaven

SALZBURGSALZBURG

Salzburg-Umgebung

Hallein

Bischofshofen

Tamsweg

GRAZ

Spielfeld

St.Johann/Saggautal

Gamlitz

Villach

St.Johann/PongauZell am SeeMittersill

INNSBRUCK

Wörgl Saalfelden

Oberndorf

Vöcklabruck

Wels

Steyr

LINZ

Gmunden

Altmünster

KlausDornbirn

KLAGENFURT

Velden am Wörthersee

EISENSTADT

WIEN

Mödling

Klosterneuburg Krems

Amstetten

Waidhofen an der Ybbs

Meran

Bozen

Wolfurt

Vandans

BludenzNüziders

ThüringenLudesch

BludeschGöfis

Feldkirch

HohenemsLustenau

Rankweil

LauterachLochau

ZwischenwasserRöthis

Eichenberg

BREGENZ

BERN

Biel

BASELRiehen

Bettingen

Liestal

Zofingen

AARAU

BadenWinterthur

ST.GALLEN

Kreuzlingen

SCHAFFENHAUSEN

ZUG

LUZERN Küssnacht

Altdorf

ThurgauDietikon

Opfikon

Schlieren

WetzikonUster

MeilenGossau

ZÜRICH

StadtGemeindeArchitektenkammer

DEUTSCHLAND

StadtGemeinde / MarktBezirk

ÖSTERREICH

StadtGemeindeBezirk / SIA

SCHWEIZ

StadtLand

SÜDTIROL

LEGENDE:

ÖST ERR E I CHÖST ERR E I CH

DEUT SCHLANDDEUT SCHLAND

SCHWE I ZSCHWE I Z SÜDT I ROLSÜDT I ROL

Im deutschsprachigen Raum gründetensich in den letzten 30 Jahren mehr als150 Gestaltungsbeiräte. Manche bestan-den schon früher, übernahmen aber spä-ter das „Salzburger Modell“. In Österreichgibt es in Bezug auf die Bevölkerungszahldie meisten Gestaltungsbeiräte.

StadtGemeindeArchitektenkammer

DEUTSCHLAND

StadtGemeinde / MarktBezirk

ÖSTERREICH

StadtGemeindeBezirk / SIA

SCHWEIZ

StadtLand

SÜDTIROL

LEGENDE:

30 JahreGestaltungsbeirat

Impressum Herausgeber: Stadtgemeinde Salzburg. F.d.I.v.: Dipl.-Ing. Dr. techn. Paul Raspotnig, MA 5-03 Stadtplanung und Verkehr. Grafiken: Ingrid Imser Graphik-Design Straßwalchen. Layout: Wolfgang Stadler, MD 01 Informationszentrum

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Beiratsprojekt in Krems: Sanierung des denkmalge-schützten Wallseerhofes und Neubau von 12 Wohnun-gen, Mag. arch. Gernot Rausch, 2009 Foto: © Stadt Krems

Gestaltungsbeiräte in Österreich

Historischer Siegeszug

In Österreich trat das „Salzburger Mo-dell“ eines Gestaltungsbeirates vorallem in den westlichen und nördlichenBundesländern seinen Siegeszug an.Wichtige Nachfolger Salzburgs bei derVerbreitung der Gestaltungsbeiratsideewaren die Städte Linz (1988), Wels(1992), Krems (1993) sowie in Vorarl-berg die Stadt Feldkirch (1992) unddie Marktgemeinden Lustenau (1986)und Lauterach (1991). Heute könnenin Österreich etwas mehr als 50 Gestal-tungsbeiräte gezählt werden.

Spitzenreiter Vorarlberg

Mit 20 Gestaltungsbeiräten sowohl fürStädte, Märkte und auch kleinste Ge-meinden führt das Bundesland Vorarl-berg die Statistik an. Danach folgt dasLand Salzburg mit elf Beiräten. Nach-dem 2012 Graz und in diesem JahrInnsbruck einen Gestaltungsbeirat ein-setzten, verbleibt unter den Landes-hauptstädten nur mehr St. Pölten ohneeinen Beirat. Eine Sonderstellungnimmt die Bundeshauptstadt Wien mitihrem eigenen Modell, dem „Fachbeiratfür Stadtplanung und Stadtgestaltung“,seit 1930 ein.

Hunderte Fachleute

In den letzten drei Jahrzehnten warenin österreichischen Gestaltungsbeirätenin etwa 450 Fachleute tätig. Im Durch-schnitt bilden drei, in einigen Fällenvier externe Mitglieder einen Beirat.Diesem gehören mancherorts auchFachleute aus der Verwaltung oder imseltenen Fall auch der Bürgermeisteran. Die Städte und Gemeinden be-schäftigen fast ausschließlich österrei-chische Fachleute. Da diese zumüberwiegenden Teil dort nicht ortsan-sässig sind, können sie Politik und Ver-waltung in baukulturellen Fragen freiund unbefangen beraten.

Gestaltungsbeirat Innsbruck: Bettina Anna Brunner (1.Reihe rechts), Heike Langenbach (2. Reihe Mitte), Da-niele Marques (3. Reihe rechts), Ernst Beneder (4. Rei-he links), 2013 Foto: © Stadt Innsbruck

Gestaltungsbeirat Linz: Carsten Roth, Gunter Ames-berger (Stadt Linz), Wolf-Dieter Albrecht (Stadt Linz),Peter Lorenz, Albert Wimmer, Bgm. Franz Dobusch,2013 (v.l.n.r.) Foto: © Stadt Linz

Mit der Etablierung des Gestaltungs-beirates in der Stadt Krems wurde ein in Salzburg erfolgreich eingesetztes Pla-nungsinstrument übernommen.

Bürgermeister Dr. Reinhard Resch,Krems

30 JahreGestaltungsbeirat

Beiratsprojekt in Linz: Wissensturm, Volkshochschule

und Stadtbibliothek, ArchitektenKneidinger und Stögmüller, 2007

Foto: © Stadt Linz

Beiratsprojekt in Krems: Atriumsiedlung „Am Hundssteig“,23 Wohnhäuser, Mag. arch. Ernst Linsberger, 2004 Foto: © Büro Linsberger

Der Salzburger Gestaltungsbeirat warimpulsgebend für das Entstehen desInnsbrucker Gestaltungsbeirates.

Stadtrat Mag. Gerhard Fritz, Innsbruck

Beiratsprojekt in Linz: Linz AG, Architekturbüro Gah-nal-Ifsits-Larch (Wien), Rajek Barosch Landschaftsar-chitektur (Wien), 3 Bauetappen 1998 / 2005 / 2012

Foto: © Stadt Linz

Impressum Herausgeber: Stadtgemeinde Salzburg. F.d.I.v.: Dipl.-Ing. Dr. techn. Paul Raspotnig, MA 5-03 Stadtplanung und Verkehr. Grafiken: Ingrid Imser Graphik-Design Straßwalchen. Layout: Wolfgang Stadler, MD 01 Informationszentrum

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Gestaltungsbeiräte in Deutschland

Boom der Beiräte

So titelte das „Deutsche Architekten-blatt“ 2011 und kommentierte die ste-tig steigende Zahl an Gestaltungsbei-räten in der Bundesrepublik Deutsch-land. Und tatsächlich gibt es heute inden 16 Bundesländern mehr als 80Beiräte, die mit dem Salzburger Gestal-tungsbeirat vergleichbar sind. Sie heißen mancherorts zwar „Architek-tenbeirat“, „Baukollegium“ oder „Ge-staltungsforum“, der Name „Gestal-tungsbeirat“ setzt sich jedoch bei denNeugründungen durch.

Vorbild Regensburg

Die bayrische Stadt Regensburg gestal-tete 1998 ihren Gestaltungsbeirat nachden Regeln der Beiräte in Salzburg undLinz. Der Regensburger Beirat erfülltmittlerweile in Deutschland eine Vor-bildfunktion und ist laut Oberbürger-meister zu einem „Marketinginstrumentfür die Stadt“ geworden. Seine Mitglieder beschäftigen sich auchmit Bauvorhaben in der UNESCO-Welt-erbe-Altstadt von Regensburg.

Spitzenreiter Nordrhein-Westfalen

Das westlichste Bundesland Nordrhein-Westfalen ist mit rund 30 BeirätenSpitzenreiter in Deutschland. Es folgen die südlichen BundesländerBaden-Württemberg und Bayern. Aber auch im Norden finden sich Ge-staltungsbeiräte wie z.B. in den Hanse-städten Stralsund, Wismar, Rostockoder Lübeck.

Gestaltungs- und Welterbebeirat Lübeck: Jórunn Rag-narsdóttir, Kunibert Wachten, Thomas Will, JürgenBöge, Zvonko Turkali, 2013 (v.l.n.r.) Foto: © Stadt Lübeck

Gestaltungsbeirat Regensburg: Paul Kahlfeld, Christi-ne Schimpfermann, Carola Schäfers, Ingrid Burgstaller,Uta Stock-Gruber, Victor López Cotelo, 1993 (v.l.n.r.)

30 JahreGestaltungsbeirat

Beiratsprojekt in Regensburg: neues Wohn- und Ge-schäftshaus in historischer Umgebung, Planung: betaPlanungsteam mit Planungsgruppe DPW, 2007

Beiratsprojekt in Lübeck: Neubau eines internationa-len Studentenwohnheimes mit 105 Heimplätzen, Ar-chitekt Klaus Mai, 2005 Foto: © Stadt Lübeck

Beiratsprojekt in Stralsund: Hotel Kontorhaus am Querkanal, 2004 Foto: © Volker Zahn

Salzburg als Vorreiter aller Gestaltungs-beiräte kann auf eine lange Traditionzurückblicken.

Carola SchäfersGestaltungsbeirat Regensburg

In Salzburg spürt man das Qualitäts-bewusstsein, das das heutige Bauenprägt und das baukulturelle Erbe ver-antwortungsvoll fortschreibt.

Hans-Dieter CollinetArchitektenbeirat Aachen

Foto: © Stadt Regensburg

Foto: © Stadt Regensburg

Als 1999 von der Stadt Stralsund der Gestaltungs-beirat eingesetzt wurde, war selbstverständ-lich der Salzbur-ger das große Vorbild.

Inken BallerGestaltungsbei-rat Stralsund

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Beiratsprojekt in Baden: Sanierung der Neuen AargauerBank, intensive Auseinander-setzung der Stadtbildkommissionmit Detailfragen zur Farb- und Fassadengestaltung, 2004 © Stadt Baden

Gestaltungsbeiräte Schweiz und Südtirol

Schweizer Stadtbildkommissionen

Zwar ist in der Schweiz die Bezeichnung„Gestaltungsbeirat“ nicht gebräuchlich,doch sind in den 26 Kantonen rundzwei Dutzend vergleichbare Beiräte imEinsatz. Manche Gemeinden setzen zu-sätzlich zur amtlichen Baukommisionein „Baukollegium“, einen „Fachaus-schuss“ oder eine „Stadtbildkommis-sion“ ein. In diese werden unabhängigeFachleute aus dem In- und Ausland,aber auch fachkundige Bürger bestellt.

Eine gelebte Bürgerbeteiligung hat inder Schweiz Tradition und zuweilenwerden wichtige städtebauliche Projek-te einer Volksabstimmung unterzogen.Zu den ältesten Kommissionen zählendie Beiräte in Zürich (1896), Basel(1911) oder in der Kleinstadt Baden(1976). Die meisten Kommissionenwurden aber erst in den letzten 30 Jah-ren gegründet.

Südtiroler Baukultur und Landschaft

Die Südtiroler Landesregierung gründe-te 2005 einen „Beirat für Baukulturund Landschaft“ nach Salzburger Vor-bild. Dieser ist als Serviceleistung fürBürger und Baubehörden konzipiertund tritt nur aufgrund einer freiwilligenAnfrage in Aktion. Er besteht aus dreirenommierten Experten aus Österreich,Italien und der Schweiz. Seit 2007 ermöglicht das SüdtirolerRaumordnungsgesetz den Gemeinden,Gestaltungsbeiräte einzusetzen. Bisherkonnte sich lediglich Salzburgs Partner-stadt Meran dazu entschließen und wirdim Herbst 2013 ihren Beirat bestellen.

Beiratsprojekt in Baden (CH): Bauen vor historischerKulisse: Neubau Geschäftshaus „Falken“ am Randeder Altstadt, 2006 © Stadt Baden

Baukollegium Zürich: Christa Reicher (1.v.l.), AndréOdermatt (2.v.l.), Daniel Niggli (3.v.r.), Patrick Gmür(2.v.r.), Matthias Ackermann (1.v.r.), 2012 © Stadt Zürich

30 JahreGestaltungsbeirat

Beiratsprojekt in Südtirol: Wiederaufbau einer Hofstelle in der Gemeinde Rasen-Antholz, begutachtet 2009 © Amt für Landschaftsschutz der Autonomen Provinz Südtirol

Aus der über 100-jährigen Geschichteund Erfahrung des Baukollegiums inZürich ist uns die wertvolle Arbeit einesBeirats wohlbekannt.

Stadtrat Dr. André Odermatt, Zürich

Der Salzburger Gestaltungsbeirat war,ist und wird weiterhin ein Vorbild, einwichtiger Bezug für uns sein.

Dr. Arch. Adriano OggianoLandesbeirat für Baukultur und Land-schaft in Südtirol

Beiratsprojekt in Südtirol: Abbruch und Neubau eines

Wohngebäudes in der Gemeinde Auer, begutachtet 2010

© Amt für Landschaftsschutz der Autonomen Provinz Südtirol

Impressum Herausgeber: Stadtgemeinde Salzburg. F.d.I.v.: Dipl.-Ing. Dr. techn. Paul Raspotnig, MA 5-03 Stadtplanung und Verkehr. Grafiken: Ingrid Imser Graphik-Design Straßwalchen. Layout: Wolfgang Stadler, MD 01 Informationszentrum