5
Blätter für Heimatkunde 6(1928) 68 Slnton 9Reß 3of)anne3 Keplers fteinfd)e §xau unb 93er= tt>anbtfd)aft Eine familiengefcf)icbtlicb> 6tubie »on $lnton SKclt. 4, Barbara 9ftüßer, 3obft Füller 125 mürbe von feiner erften grau 3)?argarefl)a, einer geborenen Äemeffer, im3abre 1573 mit einem Söcbtercben befcbenff, bai in ber 'Saufe bcn tarnen Barbara 126 erhielt. 3n jungen 3abren, faum 163af>rc alt, mürbe Barbara mit bem©rajer Äoflifcbler QBotf g o r e n j »ermaßt, 127 »on bemeinzelne 93iographen au erzählen miffen, bog er „ein reifer unb angefebener ^ann" gemefen fei. Ein einige« 5?inb, eine Socbter namens R e g i n a , tt>ar bic^ruc^f biefer E^>e. <23alb nach beren ©eburf (1590) ftarb QBolf Corenj, nad)bem er am 7. September 1591 feinen Scbttnegeroater 3obft Füller gebeten bafte, feinen testen <2Billen JU unterfertigen. 128 93ormunb ber «einen Regina mürbe 3obft WWtx al« ©rofmatcr, unb jugleicb ber Vermalter ihre« Vermögen«, bai über 10.000 f betrug. 129 Über bie ^erfönlicbfeit biefe« erften ©atten ber Barbara Füller täfjt fi^> au« bcn Elften nicht« entnehmen, ebenforoenig über feine gefellfcbaftlicbc Stellung unb feine Familie. grau Barbara fiorenj »erblieb niibt lange im"Söitmenftanb, bie „pulcherima", bie überaus feböne grau, al« meiere fie ber 9?eftor berStift«fcbule in©raj ©r. 3obann ^apiu« fcbilberte, eine grau, roürbig, einem fo berühmten unb angenehmen ©emabl »erbunben au fein. 130 93arbara« <2Bat>l fiel auf eine "Perfönlicbfeif, metetje im Greife ber ftänbifcb-ffeirifcben 93eamtenfcbaft eine höhere Stellung einnahm. 2luf Sftarr. F ü l l e r , einer „erfamen fteirifeben Eanbfcbaft'Sausablmeiftcr bei©ra^er Stabfgebäu«". <2ßir begegnen biefer ^erfönlicbteit feit bem 3abre 1577in benElften bei ftänbifcben «auamte«. 131 %icb bem $obe bei lanbfcbaftlicben <23aufcbreiber« 3atob Sraut mürbe bem <2ftarr SJcüfler bi« auf rocitere« auch ber <33aufcbreiberbienft binficbtltcb bei Sanb- f>aufe«, ber Stift«ttrcbe, bei 9iauberbofc$, bei Soblbab« unb anberer lanbfcbaftlicber ©ebäube übertragen. 132 Über xKarr xDMer« Vorleben unb Äcrtunft toiffen toir nicht« <23eftimmte«. 3m 3abre 1582 laufte 2Rarr Füller »on Söolf ^ieringer bcn ,Joof beim 9iicbtfreu3" 133 ober, mie biefer <23efifi in einem 3lft aui bem 3ahre 1584 be- trieben mtrb, „bau« unb garten albie (ju ©raj) enbalb bei gang« bei bemgeriebt«. creus". 134 unmittelbar »or feinem Sobe belleibete 3ftarr Füller bai Qlmt eine« lanb- fcbaftlicben 3apfenmaf}=Einnebmer«, bem bie Einholung unb Eintreibung ber ftänbifcben ©etränteffeuer oblag. ©iefe Stellungen unb Ämter, meiere Sftarr Füller im©teufte beißanbe« Steiermark einnahm, »errafften ihm niebt allein »ielfacbe «e ä iebungen ä u gemiffen 3m S^berat^ '"* Vtommanea ge t ür ä t merben a^r^'u^* 3°banne0 Kepler« mit Barbara Mütter bebanbetn: 93reitfcbmerf 1597 ^itteaungen be«Äiftorifcben Vereines »on Steifrmar,XXI 1873I 171 -\Ü - ®er f., 3. Kepler« erfter «raut-unbSbeftanb (Äeimgarten, V,188 ,6 42-55) - Bettina er lu C rbe?rb n aÄaVl920 3 r anneß **" ^^,868). - An^^ä ^l-^vi""^ 1 ^ 01 ?*-- 128 2-^ Eanbrecpt Füller. <&bb. 5316 w-E ^'ftänß J \ 3 fÄ« epi8tol ^ ut " e ^ 46 rie f- ,81 e.9l.,9Iu«aabenbu* <3tx. 23, Sobanne« Äepter« fteirifebe ffrau unb<33ertt>anbtfcbaft. 69 Sefellfc^aftlic^en unb amtlichen Greifen, fonbern boten ibm fo manche ©elcgenbeit unb manche 93erfucb.ung, fieb auf Soften be« Sanbe« ober auf folebe »on ©injel-- perfonen jubereiebern. ®a§ tKary 90tüHer Vorteile au« feinen amtlichen Obliegen- Reiten jog, läfjt fo manebe« ?l!tcnftücf au« ber 3eit nacb feinem Sobe erfennen. 211« nach, feinem Sobe bie »on ibm geführten ©efäll«bücber burcl) feinen ^acbfolgerim 2lmte einer 9?eoifion unterzogen mürben, ergaben fid) 2lu«ftänbe in einem befrage »on 812 f 6 ß ^ , beren Eintreibung 'xJftarj 'SJiüBcr au« eigennü^igen ©rünben unter- laffen bafte.' 35 übrigen« menige ^öoeben »or feinem Sobe mürbe 'JQlarf ^üHer »on ben 93erorbneten feine« 3apfenmaf3=Sinnebmeramtc« entboben, „toeilen er ^ a r f 'JKülner paufebreiber unb jalmaifter bureb febmäre leib«fcbmacbeit niebf menig »erberbt, barju unberfcbibltcbe unrichtige raitungen unerörtert ob fieb \)abe". 130 'Jöann "Jrau Q3arbara Eoren^ ju biefer smeiten Sbe fieb entfcblof? unb unter melcben 93emeggrünben unb' ©inflüffen, ift niebt feftjuftellen. 3ebenfatl« febon im 3abre 1592 ober fpäteften« in ber erften Äälfte be« näcbftfolgenben 3abre«, ba in einem 93erbör jmifeben bem ^aujablmeifter 9?Jar{ Füller unb einem gemiffen 5?än »or bem 93erorbnetenfoüegium am12. 3uni 1593 »on „maifter 3obften" (xDZüller) al« »on feinem „febmeber" (Scbmiegeroater) gefproeben rotrb". 137 ©ie(S^e Barbara« mit tÜtarr. F ü l l e r mar eine unglüc!licbe. <S»ie« mag Barbara bem Sobanne« Kepler felbft eingeftanben unb ge!lagt baben; fonff bätte er in feinen Erinnerungen über bie ^erfönlicbfeit 9ftarr. 9)JüHer« ficbcrlicf) rttrf>t ein fo barte« Urteil gefällt: „Alterum (conjugium) cum morbido et impeditarum rationum et malorum liberorum parente infelix", 138 bie jmeite (?be 93arbara« mit einem fronten 93ermanbten mit »crmicfclten ©elbgefc^äffen unb böfen ^inbern mar eine unglücflicbe. Kepler« urteil über 9ü^arj Füller mar ein äutreffenbc«. Q3on beffen „ecib«fcbroacbbcit" bBrten mir febon früher, unb ebenfo finb mir über feine jum minbi-ften fonberbare 'Slmtggebarung in ber Stellung eine« 3apfenmaf} =Einnehmer« aftenmäfjig unterrichtet, ©ie »on Kepler ermähnten „böfen" i?inber ftammten aui bcr erften Ehe ^Karr. Füller«. 3abl unb tarnen ber- felbcn feftjuftellen, finb mir leiber nicht inber £age, bi« auf eine Socbter Ät)po- lita, bie am gleichen Sage mie Kepler bie grau Barbara (1597, 27. Slpril) ben lanbfcbaftlicben Trompeter 9 3 c r n h a r b 3 e i l l e r ehelichte. Kepler erficht in SRarr. Füller einen „parens", einen 33ermanbten feiner grau, alfo mobl einen 'Jlngebörigen ber gamilie ^üller-^Jtühlecf. 2lu« bem »orbanbenen unb für biefe Stubie au«gemu}tcn Quellenmafcrial läfjt fieb ber©rab biefer Q3ermanbt- febaft nicht feftftellen. ®afj aber SSJcarr F ü l l e r tatfäcblicb ber ermähnten Sippe ange- hörte, bemeiff un« bai ^ßappenbilb bei fleinen Siegel«, beffen fieb < 3JJarjc F ü l l e r bei feinen Vaihingen bebientc unb »on melcbem un« einige 2lbbrüde auf Rapier in aller- bing« ftarl »ermifebtem 3uftanbe erbalten finb. 139 ®a«QBappcn geigt im quergeteiltcn gelbe oben einen fpringenben £ömen, im unteren bie untere Äälfte eine« ^üblrabe«. 9^un roiffen mir, bafj Michael Füller, ber ältefte 93ruber ber grau Barbara unb bamit ber Scbroager 9)Jarj Füller«, bai gleiche °Pcffcbaft«mappen führte, atlerbing« erft für eine fpäfere 3eit (etma smifeben 1612 unb 1615). 140 <2öciter« maebt un« eine Scotts in bem Q5erlaffenfcbaft«in»enfar nach, bem tanbfebaftlichen Srompctcr 93ernbarb 3ciHer auf bie 93erechtigung ^Kary Butler« p biefer 'TOappenfübrung aufmerlfam. Unter bemSitel: „folgen bie ^ a r j 93JülIerifc^en befunbenen brieflichen 135 £. «Jl., ftänbtfcbe« Qlrcbi»,«Saufcbreiberrecbnungen, Schuber10. 136 2. -21.,'Serorbneten- protofoll 1595, <23l. 107b. 137 £.51., Skrorbnefenprototoa 1593, 331.2ff. 138 ftrifcb, VIII, 6.691. — £>anfcbiu«, J.Keppleri vita, S. 13, 9lt>te 100. iss <2i U ä ben3abren 1592 unb1593. £.51., ftänbifcbe« ^Ircbi», ^roteftanten-^lften: ©tift, Quittungen. 14 °Siebe S. 13.

3of)anne3 Keplers fteinfd)e §xau unb 93er= …...auch bei bem jungen Kepler ber gall gemefen. ©enn mie lägt e« fieb erklären, baf? er febon am 17. ©ezember be« 3abre« 1595

  • Upload
    others

  • View
    0

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: 3of)anne3 Keplers fteinfd)e §xau unb 93er= …...auch bei bem jungen Kepler ber gall gemefen. ©enn mie lägt e« fieb erklären, baf? er febon am 17. ©ezember be« 3abre« 1595

Blätter für Heimatkunde 6 (1928) 68 Slnton 9Reß

3of)anne3 Keplers fteinfd)e §xau unb 93er= tt>anbtfd)aft

Eine familiengefcf)icbtlicb> 6tubie »on $lnton SKclt.

4, Barbara 9ftüßer, 3obft F ü l l e r 1 2 5 mürbe von feiner erften grau 3)?argarefl)a, einer geborenen

Äemeffer, im 3abre 1573 mit einem Söcbtercben befcbenff, bai in ber 'Saufe bcn tarnen B a r b a r a 1 2 6 erhielt. 3n jungen 3abren, faum 16 3af>rc alt, mürbe Barbara mit bem ©rajer Äoflifcbler QBotf g o r e n j »ermaßt,127 »on bem einzelne 93iographen au erzählen miffen, bog er „ein reifer unb angefebener ^ a n n " gemefen fei. Ein einige« 5?inb, eine Socbter namens R e g i n a , tt>ar bic ruc^f biefer E >e. <23alb nach beren ©eburf (1590) ftarb QBolf Corenj, nad)bem er am 7. September 1591 feinen Scbttnegeroater 3obft Füller gebeten bafte, feinen testen <2Billen JU unterfertigen.128

93ormunb ber «einen Regina mürbe 3obft WWtx al« ©rofmatcr, unb jugleicb ber Vermalter ihre« Vermögen«, bai über 10.000 f betrug.129 Über bie ^erfönlicbfeit biefe« erften ©atten ber Barbara Füller täfjt fi > au« bcn Elften nicht« entnehmen, ebenforoenig über feine gefellfcbaftlicbc Stellung unb feine Familie.

grau Barbara fiorenj »erblieb niibt lange im "Söitmenftanb, bie „pulcherima", bie überaus feböne grau, al« meiere fie ber 9?eftor ber Stift«fcbule in ©raj ©r. 3obann ^apiu« fcbilberte, eine grau, roürbig, einem fo berühmten unb angenehmen ©emabl »erbunben au fein.130 93arbara« <2Bat>l fiel auf eine "Perfönlicbfeif, metetje im Greife ber ftänbifcb-ffeirifcben 93eamtenfcbaft eine höhere Stellung einnahm. 2luf Sftarr. F ü l l e r , einer „erfamen fteirifeben Eanbfcbaft'Sausablmeiftcr bei ©ra^er Stabfgebäu«". <2ßir begegnen biefer ^erfönlicbteit feit bem 3abre 1577 in ben Elften bei ftänbifcben «auamte«.131 %icb bem $obe bei lanbfcbaftlicben <23aufcbreiber« 3atob Sraut mürbe bem <2ftarr SJcüfler bi« auf rocitere« auch ber <33aufcbreiberbienft binficbtltcb bei Sanb-f>aufe«, ber Stift«ttrcbe, bei 9iauberbofc$, bei Soblbab« unb anberer lanbfcbaftlicber ©ebäube übertragen.132 Über xKarr xDMer« Vorleben unb Äcrtunft toiffen toir nicht« <23eftimmte«. 3m 3abre 1582 laufte 2Rarr Füller »on Söolf ^ieringer bcn ,Joof beim 9iicbtfreu3"133 ober, mie biefer <23efifi in einem 3lft aui bem 3ahre 1584 be­trieben mtrb, „bau« unb garten albie (ju ©raj) enbalb bei gang« bei bem geriebt«. creus".134 unmittelbar »or feinem Sobe belleibete 3ftarr Füller bai Qlmt eine« lanb­fcbaftlicben 3apfenmaf}=Einnebmer«, bem bie Einholung unb Eintreibung ber ftänbifcben ©etränteffeuer oblag.

©iefe Stellungen unb Ämter, meiere Sftarr Füller im ©teufte bei ßanbe« Steiermark einnahm, »errafften ihm niebt allein »ielfacbe «eäiebungen äu gemiffen

3m S ^ b e r a t ^ '"* Vtommanea getürät merben a^r^'u^* 3°banne0 Kepler« mit Barbara Mütter bebanbetn: 93reitfcbmerf

1597 ^itteaungen be« Äiftorifcben Vereines »on Steifrmar,XXI 1873 I 171 -\Ü -® er f., 3. Kepler« erfter «raut- unb Sbeftanb (Äeimgarten, V, 188 , 6 42-55) - B e t t i n a er luCrbe?rbnaÄaVl9203ranneß **" ^ ^ , 8 6 8 ) . - A n ^ ^ ä

^l-^vi""^1^01?*-- 128 2 - ^ Eanbrecpt Füller. i» <&bb. 531 6 w-E ^ ' f t ä n ß J \ 3 f Ä « e p i 8 t o l ^ u t " e ^ 4 6 - « r i e f - ,81 e.9l.,9Iu«aabenbu* <3tx. 23,

Sobanne« Äepter« fteirifebe ffrau unb <33ertt>anbtfcbaft. 69

Sefellfc^aftlic^en unb amtlichen Greifen, fonbern boten ibm fo manche ©elcgenbeit unb manche 93erfucb.ung, fieb auf Soften be« Sanbe« ober auf folebe »on ©injel--perfonen ju bereiebern. ®a§ tKary 90tüHer Vorteile au« feinen amtlichen Obliegen-Reiten jog, läfjt fo manebe« ?l!tcnftücf au« ber 3eit nacb feinem Sobe erfennen. 211« nach, feinem Sobe bie »on ibm geführten ©efäll«bücber burcl) feinen ^acbfolger im 2lmte einer 9?eoifion unterzogen mürben, ergaben fid) 2lu«ftänbe in einem befrage »on 812 f 6 ß ^ , beren Eintreibung 'xJftarj 'SJiüBcr au« eigennü^igen ©rünben unter-laffen bafte.'35 übrigen« menige ^öoeben »or feinem Sobe mürbe 'JQlarf ^üHer »on ben 93erorbneten feine« 3apfenmaf3=Sinnebmeramtc« entboben, „toeilen er ^ a r f 'JKülner paufebreiber unb jalmaifter bureb febmäre leib«fcbmacbeit niebf menig »erberbt, barju unberfcbibltcbe unrichtige raitungen unerörtert ob fieb \)abe".130

'Jöann "Jrau Q3arbara Eoren^ ju biefer smeiten Sbe fieb entfcblof? unb unter melcben 93emeggrünben unb' ©inflüffen, ift niebt feftjuftellen. 3ebenfatl« febon im 3abre 1592 ober fpäteften« in ber erften Äälfte be« näcbftfolgenben 3abre«, ba in einem 93erbör jmifeben bem ^aujablmeifter 9?Jar{ Fül ler unb einem gemiffen 5?än »or bem 93erorbnetenfoüegium am 12. 3uni 1593 »on „maifter 3obften" (xDZüller) al« »on feinem „febmeber" (Scbmiegeroater) gefproeben rotrb".137 ©ie (S e Barbara« mit tÜtarr. Füller mar eine unglüc!licbe. <S»ie« mag Barbara bem Sobanne« Kepler felbft eingeftanben unb ge!lagt baben; fonff bätte er in feinen Erinnerungen über bie ^erfönlicbfeit 9ftarr. 9)JüHer« ficbcrlicf) rttrf>t ein fo barte« Urteil gefällt: „Alterum (conjugium) cum morbido et impeditarum rationum et malorum liberorum parente infelix",138 bie jmeite (?be 93arbara« mit einem fronten 93ermanbten mit »crmicfclten ©elbgefc^äffen unb böfen ^inbern mar eine unglücflicbe. Kepler« urteil über 9ü^arj Füller mar ein äutreffenbc«. Q3on beffen „ecib«fcbroacbbcit" bBrten mir febon früher, unb ebenfo finb mir über feine jum minbi-ften fonberbare 'Slmtggebarung in ber Stellung eine« 3apfenmaf} = Einnehmer« aftenmäfjig unterrichtet, ©ie »on Kepler ermähnten „böfen" i?inber ftammten aui bcr erften Ehe ^Karr. Füller«. 3abl unb tarnen ber-felbcn feftjuftellen, finb mir leiber nicht in ber £age, bi« auf eine Socbter Ät)po-l i ta , bie am gleichen Sage mie Kepler bie grau Barbara (1597, 27. Slpril) ben lanbfcbaftlicben Trompeter 9 3c rnha rb 3 e i l l e r ehelichte.

Kepler erficht in SRarr. Füller einen „parens", einen 33ermanbten feiner grau, alfo mobl einen 'Jlngebörigen ber gamilie ^üller-^Jtühlecf. 2lu« bem »orbanbenen unb für biefe Stubie au«gemu}tcn Quellenmafcrial läfjt fieb ber ©rab biefer Q3ermanbt-febaft nicht feftftellen. ®afj aber SSJcarr Fül ler tatfäcblicb ber ermähnten Sippe ange­hörte, bemeiff un« bai ^ßappenbilb bei fleinen Siegel«, beffen fieb <3JJarjc Füller bei feinen Vaihingen bebientc unb »on melcbem un« einige 2lbbrüde auf Rapier in aller-bing« ftarl »ermifebtem 3uftanbe erbalten finb.139 ®a« QBappcn geigt im quergeteiltcn gelbe oben einen fpringenben £ömen, im unteren bie untere Äälfte eine« ^üblrabe«. 9^un roiffen mir, bafj Michael Füller, ber ältefte 93ruber ber grau Barbara unb bamit ber Scbroager 9)Jarj Füller«, bai gleiche °Pcffcbaft«mappen führte, atlerbing« erft für eine fpäfere 3eit (etma smifeben 1612 unb 1615).140 <2öciter« maebt un« eine Scotts in bem Q5erlaffenfcbaft«in»enfar nach, bem tanbfebaftlichen Srompctcr 93ernbarb 3ciHer auf bie 93erechtigung ^Kary Butler« p biefer 'TOappenfübrung aufmerlfam. Unter bemSitel: „folgen bie ^ a r j 93JülIerifc^en befunbenen brieflichen

135 £. «Jl., ftänbtfcbe« Qlrcbi», «Saufcbreiberrecbnungen, Schuber 10. 136 2. -21., 'Serorbneten-protofoll 1595, <23l. 107 b. 137 £.51., Skrorbnefenprototoa 1593, 331. 2 ff. 138 ftrifcb, VIII, 6.691. — £>anfcbiu«, J. Keppleri vita, S. 13, 9lt>te 100.

iss <2iUä ben 3abren 1592 unb 1593. £.51., ftänbifcbe« ^Ircbi», ^roteftanten-^lften: ©tift, Quittungen. 14° Siebe S. 13.

Page 2: 3of)anne3 Keplers fteinfd)e §xau unb 93er= …...auch bei bem jungen Kepler ber gall gemefen. ©enn mie lägt e« fieb erklären, baf? er febon am 17. ©ezember be« 3abre« 1595

70 51nfon SReH

urfunben unb fcbulbfcbeitt" roirb u. a. auch angeführt: „Warfen Füller« feeltgen mapnbrtef in einer blechern püjen."141 ©icfe Übereinftimmung in ben QBappen ber beiben Füller« lä§f auf bie 3ugcbörigfeit ber beiben gamilien zu einem gemeinfamen Stamme fieber fcbliencn. "Slucb ber 3meig, bem unfer "tOJarj Füller angehörte, führte bai 9)Jüblrab al« 3cicben be« »on ihm betriebenen Äanbmerfe« in feinem QBappen. <2öir haben e« fomit mit einer urfprünglicb im 9?eicbe anfäffigen ^üllerfippe ju tun, »on ber jmei ^itglicber ihren QBeg nach Steiermarl nahmen.

^ a r r Füller ftarb am 24. Oftober bei 3abrc« 1595. ©ie eoangelifcbe Sferbematrüel »ermerft zu biefem Sage: „ber ernoeff unb fürnemb berc ^ a r r Füller einer erfamen lanbfebaft gemeften baujaUmaifter ufm. cum communione lunebr. M. Joannis Seitzü."142

5. grau <23arbara ^e^ler. 2lm 24. gTTJcirg be« 3abre« 1594 überfebritf ber junge Tübinger ^agiffer 3obanne«

Kep l e r bie ©ra^er Stabfgrenze, um feinen ©ienff al« ^atbematifu« ber ftänbifcb-ffeirifcben Stiftefcbule probemeife anzutreten.143 Barbara WüUex zählte 22 £eben«jabre, al« ftc jum zweitenmal unb fo unermarfef fchnell QBifme mürbe.

9 eicb an planen für feine miffcnfcbaftlicbc 3ufunft arm an materiellen Mitteln, tarn 3obanne« Kepler nach ®:a^, nach ber fteirifeben £anbe«bauptffabt, bie ibm ju= folge ber mannigfachen Beziehungen z^ifeben ber llniocrfität Tübingen unb ben ßehrern unb ^räjepforen ber ©rajer eoangelifchen Stift«fcbule ficberlicb nicht ganz unbefannt mar. Äaffe fieb boch ber an biefer mirfenbe ^agifter <3Bilt>clm 3immermann bei ben fteirifeben Stäuben für bie Berufung Kepler« nach ©raj mit Erfolg eingefetjt, mirften boch an biefer Schule £anb«leufe Kepler«, ©ureb biefe 'perfönlicbfeifen trat Zepter in engere Beziehungen zu ben eoangelifchen Greifen ber £anbe«bauptffabt unb bamit auch zum Äaufc 'JöcuHer-SüfJüblecf unb zur grau Barbara.

E« mar üblich, bic jungen ^örebifanten unb bie £ebrer an ber ©rajer Stift«fchule baburcl) an ba« £anb ober an bie Stabt ju feffeln, baf? man itjre balbige Berbeirafung münfehte unb befürmorfete ober fogar in einzelnen gällen »ermittelte, £et?tere« febeint auch bei bem jungen Kepler ber gall gemefen. ©enn mie lägt e« fieb erklären, baf? er febon am 17. ©ezember be« 3abre« 1595 folgenben Satj nieberfd)ricb: „Bulfan machte mir bie erfte Ermahnung »on ber Benu«, mit ber ich mich »erbinben follte", unb roenige Sage barauf (am 22. ©ezember): „bie roieberbolfe Ermahnung fetjfe mein Äerj in glammen."144 Ein 5?ep(erforfcbcr145 fiept in bem »on Kepler ermähnten „Bulfan" bie ^erfon bei 9ttagifter« Baltbafar gifeber.

141 £.51., £anbrecbt 3eiUer. »-' £. 51., £>b«. 1385, 531. 5 b. 143 ®a« 53itbnis Äepler« tft bie erftmalige QBieberaabe einer um 1800 entftanbenen

SRabierung, bie fieb ' m fteiermärfifebett £anbe«arct)i» befinbef. 5lrcbiteftonifcbe Umrahmung in Sraponmanier, 9?btelbrud mit faft gleichzeitig in bai 9?abmenwerf eingebrueftem ^Porträt Kepler«, ebenfaU« in Graponmanier, TOrelbrucf, <3Biebergabe einer älteren QSor-lage. ilber ba« <2Birfen Kepler« im allgemeinen unb über feine 53ejhbungen ju ©raj fiebe außer bem S. 68, 5lnm. 126, angeführten Schrifttum: 53r ei tfebroert, Äepler«£eben unb <2ßirfen (Stuttgart 1831). — Ä. griefaep, tfeffrebe jur Keplerfeier, gebalten ju ©raj am 27. ©ezember 1871 (©ras 1871). - 3. 9?ogner, Über 3. Kepler« £eben unb Qßirfen. fteftrebe am 15. Ottober 1871 bei ber 53orfeier be« 300jäbrigen ©eburtätage« Kepler« zu Scblof? ^übiect bei ©ra« .©raj 1871). — 3 . Schuft er, 3. Kepler unb bie großen fjrcb* lieben Streitfragen (®raj 1888).

144 „Reiolutio. Variae amorum virissitudines. 17. Dezembris primum mihi verbum dixit Yulcanu* de mea Venere me. um Uganda. 22. Dezembris iterum facta mentio cor tetigit. grifcb, VIII, S. 683. 145 peinlich, S. 6f.

3obanne« Kepler« fteirifebe ftrau unb <33erroanbtfcbaft. 71

QBann 3obanne« Kepler mit feinem QBerben um bie feböne grau Barbara einfette, lägt fiel) "»cht feftftetten. Ebenfomenig ber 3eitpunft, in roelcbem fieb bie Bertrauen«-männer Kepler«, ber 3nfpeftor ©r. 3obann Obernborfer an ber ©razer Sfift«fcbule unb ber ^rofeffor Äeinricb Ofiu« al« fogenannfe „Befcbiefberren", al« Brautmerber, an ben Bater Barbara« manbfen, um bic Stellungnahme 3obft Füller« z« biefem &eiraf«projett p erfahren.140 E« erfebeint begreiflieb, baf; 3obft Füller — Kepler bezeiebnet ben Bater Barbara« al« „locuples" — ber Bemerbung Kepler« um feine Socbfer roenig moblmollenb gegenüberftanb. 3n bem lanbfcbaftlicben ^afbemafüu« mit feiner geringen Befolbung unb einer noch unfieberen 3ulunff erfab 9?Jüller einen menig geeigneten greier für feine bebtet, bie er beffer »erforgt toiffen moEte. Qöelcb anbere ©rünPe unb Überlegungen auf 3obft "S^üüer mirften, um fieb „gegen biefe .öeirat z« »erfebmören"147 — mie Kepler felbft c« fagf —, miffen mir nicht, ©afj febtiefflieb Füller bcn ^aebmei« ber abeligen Slbfunft Kepler« für bie 3uffimmung einer Ehe mit feiner Tochter forberte, iff mobl nur a l« l21u«f(ucl)t, af« Bor-manb aufzufaffen.

©a« 3af>r 1596 ftanb, mie Kepler felbft febreibf,148 unter bem 3eicben einer „dilatio conjugii toto annou, einer Berzögerung, eine« l2luffcbube« feiner Äeirat«-angelegenbeif. Eine« Qluffchubc«, fo faffe ich biefe Bcmerfung Kepler«153 auf, »eran-lagt bureb beffen 9?eife in« QBürftembergifche unb nach Stuttgart, um bort mit llnfer--ftü^ung bei Aerzog« griebrich »on Württemberg feine Erfinbung einer bilblicben ©arftellung be« ^ßclfenbaue« zu »erroirflicben. Ober führte ihn ber »on 3obft 9Küller geforberte l21bel«nacbmei« in feine Äeimat? Anfang« gebruar trat Kepler feine gabrt an, naebbem ihm bureb bie Scbulinfpeftoren ein zweimonatlicher Urlaub äugeftetjert morben mar. 3n Stuttgart mürbe Kepler »on bem Aerzog länger aufgebalten, al« er beabfiebtigfe; erft nach einer 2Ibmefenl)eit »on fieben SKonaten lehrte er nach ©raz Zurücf.

•Söäbrenb Kepler« Slbroefcnbeit »on ©raz mürben bie Ber^anblungen mit 3obft Füller meitergefübrf, anberfeit« biefen »on bem lanbfcbaftlicben Sefrefär Siefan Speibl, melcber Barbara Füller anbermeifig »erheiraten mollte, entgegengearbeitet. Sro^bem fonnfe ibm ©r. ^apiu« nach Stuttgart berichten,149 baf? bie Äerren Obern­borfer unb Ofiu« feine Sache mit Erfolg geführt haben. 3ef3t fei Kepler feiner Braut fieber unb ebenfo ber fünftige Sbeftanb. Kepler möge nur feine 9^ücffebr befcbleunigen.

über bie Einbrüche, bie Kepler bei feiner Aeimfebr nach ©raz in feinen Äeiraf«-angelegenbciten empfing, fprach er fieb folgcnbermafjen au«:150 „greubig febrte ich nach Sfeicrmarf zurücf. "2U3 ic anfam, beglücfroünfchfc mict) niemanb. Qlber beimlici) mürbe mir beriebtef, ich fei ber Braut »erluftig gemorben. geffe Wurzeln Ijatte bie Soffnung auf ben Ebeftanb mäbrenb eine« halben 3abre« gefchlagen. 9^acb einem roeiferen halben 3abrc mürbe fie entrourzelf unb icb mürbe beinahe überzeugt, e« fei »ergeblich unb e« muffe ein neuer Ceben«plan gefaxt merben. ©a tritt eine neue SSenbung ein, inbem auf bie Beteiligten bie Autorität bei 5?ircbenminifferium« (in ©raz) toirfte. Wüe, bie Einfluf? auf bie 'SJitme unb beren Bater haften, beffürmten biefe unb »erl>alfen mir neuerbing« zur Äeirat. ©abureb fielen mieber meine 9?at-fcbläge über einen neu einzufcblagenben £eben«meg |)inmeg. So ift ber morgige Sag nicht in bei ^enfeben ©emalf." 2lm 17. 3änner 1597 hatte fid) Kepler in feiner Aerzen«not an feine »orgefetjfe Bebörbe, bai eoangelifcbe ^irebenminifterium, gemenbef

146 9?ei t l inger, S. 151. — Äanf cbiu«, J. Keppleri epistolae, S. 73, 35. 53rief. 14' ^rifeb, I, S. 28, 77ft. Till, S. 691. 148 'Jrifcb, VIII, S. 688. 149 ftanfcbiu«, a. a. O., S. 73. 1S» Srifcb, VIII, S. 690.

Page 3: 3of)anne3 Keplers fteinfd)e §xau unb 93er= …...auch bei bem jungen Kepler ber gall gemefen. ©enn mie lägt e« fieb erklären, baf? er febon am 17. ©ezember be« 3abre« 1595

72 5lnfon 9JJeH

unb um Ailfe unb ilnferffüfjung gebeten,151 unb unter bem Einfluffe biefer angefet)enen Äörperfcbaft gab 3obft Füller fcbHef?lid) nach-

3um 9. gebruar 1597 berichtet Kepler »on feinen „sponsalia", feinem Epe= »erfpreeben mit Barbara Füller.152 2lm 19. 93Järz beefelben 3abre« mar ber ©ruef feine« „Prodromus1"63 abgefcbloffcn. 2lm 12. Slpril fonnfe Kepler bie Acrren Ber-orbnefen ber fteirifeben fianbfebaft zu feiner Aocbzeif laben,154 toelcbe bic Einlabung mit ber <S3ibmung eine« ftlbernen Becher« im Söerfe »on 27 f ermiberten.155

Wenige Sage »or feinem Aocbzcitstage, am 19. Slpril, febrieb 3obanne« Zepter unter bem Einbrucf feiner beoorftehenben Bermäblung, aber auch unter bem ber Er--eigniffe jener 3eif an feinen greunb unb ©önner 9??äftlin:158 „©er Stanb meiner 2lnge(egeiibciten iff ein folcbcr, baf), metin ich im Bcrlaufc biefe« 3abre« fferben mürbe, faum ein anberer Sferbcfall mehr llnglücf mit fieb brächte. ©rof?e 2lu«lagen ermad)fcn mir aui bem ilmftanbe, baf? man fnerzulanbe bie Aocbzeifen auf bai glänzcnbffe au«zuricbten pflegt. Sollte mir aber ©oft ein längere« Eeben febenfen, fo bin ich, ma« auch au« unferer Schule gefcheben mag, an biefen Ort gebunben unb gefeffelf, ba hier meine Braut ©üter, greunbe unb einen reichen Bafcr befitjt E« fönntc gefcheben, baf? ich nach Berlauf einiger Sabre einer Bcfolbung nicht mehr bebürffe, roenn mir ein foldjc« Berbäitni« überhaupt gefallen mürbe. Ein Slbzug au« biefem £anbe ffeljt mir mobl nicht beoor, menn nicht ein öffentliche« ober ein ^rioaf-unglücf bazmifeben fommt. Ein ^Prioafunglücf, menn meine ©affin ftürbe; ein öffent­liche«, menn ber 2lufentbalf hier für £utberancr nicht mehr fieber märe ober menn bie Surfen in« £anb einbringen mürben, »on benen man berichtet, baf? fie, an 60.000 Statin ftarf, im 21nzuge mären. So fällt ein Schatten in mein £eben. Bon ©off mehr zu forbern, mage ich tiicbf, al« er mir ohnehin in biefen Sagen zuteil roerben lief?."

©ie Srauung Kepler« mit grau Barbara Füller fanb am 27. Slpril 1597 in ber ©razer Sfiffefirebe ffatt.157 „Einer erfamen lanbfebaft ffiffgfcpuel mathematicum unb prof'essorem 3oanne« itcplern mit frau Barbara mcilenbf perrn Warfen Miller molermelfer lanbfebaft pauzaltnaiffcr« feeligen eheliche roiffib", fo laufet bie Eintragung in bie profeffantifebe Sraumafrifef. £lnb am gleichen Sage trat bie 3ungfrau Appolifa, SOJarr Füller« Socbfcr au« erffer El)e, alfo bie Stieftochter ber grau Barbara, mit bem lanbfcbaftlicben 'OTufifu« unb Srompefer Bernparb 3eiller in ben Stanb ber Ehe.158

©ie Aocbzeif«fcier fanb niebt auf Tlübleet, bem Sit? bei Braufoafer«, ffatt, fonbern im Aaufe bei Acrrn Aan« oon Sfubenberg in ber ©razer Sfempfergaffe, mo Barbara Füller fid) eingemietet batte. Q33obl ein 3eicben, baf? 3obft Füller feine Abneigung gegen biefe« Ebebünbni« noch" nicht überrounben baffe.

„grauen Barbara ^peplerin gefertigter |>eirabf«brief" mürbe am gleichen Sage au«geffellt.159 „Unter unheiloerfünbenben Aimmel", feb" reibt Kepler, „feierte icp meine Aochzeit."160 ©er 3ahre«beginn baffe für Kepler menig erfreuliche« gebracht: al« 5?ranfbeit eine ungcmöbnliche ©elbfucbf, mannigfache Streitigkeiten megen ber Mitgift

i« tfrtfcb, VIII, S . 690f. «* gbb , VIII, S . 689. 158 „Prodromus dissertafonum cosmographicarum . . . a M. Joanne Keplero Wirtembergico,

illustriam Styr ae Provmcia ium Mathematieo. Tubingae . , 1596". '34 1597, .6 . \>lpril. £.51., ftänbifcbe« 5lrd)io, ^roteftanten^tten. IM &t>, — p e i n l i c h in ben SKitteilunqen bei Äifforifcben Vereine« »on Steiermark

XXI (1873), S. 171 f. IS« g r i f c b , VIII, S . 694. i« £.51., Ab«. 1825 (0 3938', 531. 43b. - Mitteilungen be« Siftorifmen Q3ereine« »on

Sfeiermarf, XXI, S . 172f. >58 (Sbb., 531 43 b. «» £.51., £anbrecbt Füller . IM g=rif cp, VIII, S 689. „Revolntio anni Februario 9. sponsalia. 27. Aprilis nuptias cele-

bravi calamitoso coelo. Variae Utes causa dotis. Initio anni morbus, bilis insolita, morositas. ira, audacia."

Page 4: 3of)anne3 Keplers fteinfd)e §xau unb 93er= …...auch bei bem jungen Kepler ber gall gemefen. ©enn mie lägt e« fieb erklären, baf? er febon am 17. ©ezember be« 3abre« 1595

Sopanne« Kepler« ffeirifcpe $rau unb "Berroanbtfcbaft. 73

feiner Braut, baber fcblecbte, zornige £aune, trotjbem aber auch fübner 3Rut für bie 3ufunft.

©crabe bie finanziellen Berbältniffe fcbeinen ftcb für bai junge Ehepaar in ber erften 3cif nicht befonber« günffig geftaltet zu haben, ba fieb febon, wie Kepler felbft »ermerffe, in Sachen ber Mitgift mannigfache Sfreitigfeiten, offenbar mit feinem Scbmiegeroater 3obft Füller, ergaben.161 9iur fo läf?t e« fieb erflären, baf? meniqe lochen nach feiner Berhcirafung 3obanne« Kepler (1597, 30. 3uni) an bie fteirifeben Berorbnefen mit ber Bitte herantritt, ipm einen B3obnung«zufcbuf3 au«zumerfen:1G2 bi« zu feiner Ber-beiratung habe er eine greiroobnung im Stifte gehabt, jet?t fei er aber in ba« feiner grau zuftänbige 3immer gezogen, mofür er eine'jährliche 3Kiete »on 52 f zu entrichten habe. Aufserbem obliege ihm bie Erziehung unb Unterhaltung feine« Stiefföchterl« Re­gina. ©araufbin erfolgte bie Erhöhung feiner Befolbung »on 150 auf 200 f. 83 ©a« »äterliche Erbgut ber fleinen Regina betrug über 10.000 f, melche« aber ber Bor-munb berfelben, ihr ©rof?»afer 3obft Füller, »ermaltcte. *2U« Erziehung«-- unb Hnter-battung«beitrag bezog Kepler unb feine grau einen jährlichen Befrag »on 70 f unb auf?erbcm bie Erfrägniffe »on einem Aaufe in ©raz unb »on einem Weingarten.184

Am 2. gebruar bei 3ahre« 1598 gebar ihm grau Barbara einen Sohn, ber auf ben tarnen Aeinrich getauft mürbe.'05 „Snblich ein Sohn", ruft Kepler freubigft au« unb lieft au« ben Sternen reiche Mitgift für bie 3ufunft biefe« jungen £eben«.168

2lm 3. April jeboch, um 12 Uhr mittag«, erlofcb ba« junge £eben. ©a« Ehepaar fteht trauernb »or bem fleinen Sarg. „Vanitas vanitatum et omnia vanitas", flagt ber tief-betrübte Bafer.187

5Bie für alle Anhänger be« eoangelifchen ©tauben« in Steiermarf, fo auch für 3obanne« Kepler famen nun auch jene febmeren Sabre, melche bai Enbe ber proteftanti--feben Bemegung bebeuteten, ©arüber beriepfefe Äepler feinem greunbe "JKäftlin in einem üu«füf)rlicben Schreiben »om 9. ©ezember bei 3abre« 1598, l 68 morin er ihm ba« lanbe«fürftliche ©cfret über bie 2Iu«meifung ber ^roteftanten au« bem £anbe mitteilte, Zugleich aber auch betonte, baf? ipm ungeachtet biefer ®eneralau«meifung ein meiterer Aufenthalt hierzulanbe geftaftet morben fei unter ber Borau«fet?ung, baf? er, Kepler, in allen ©ingen fieb „gebührlicher Befcheibenbeif" gebrauche.

3ohannc« Kepler ffanb bamal« an einem bebeutfatnen "Söenbepunff feine« £eben«. 2luf ber einen Seife fein religiöfe« ©efübl, melche« ihn mahnte, ba« Scbicffal feiner ©lauben«genoffcn flaglo« zu teilen unb fieb in bie 9?eipc ber Erulanten zu fteEen, auf ber anberen feine häu«licbcn Berbältniffe, bie materielle Abfyängigfeit feiner engeren gamilie, grau unb Stieftochter, »on ©runb unb Boben, ber bureb eine ^«manbe--rung brobenbe Bertuff »on ©ufern unb fcbliefjlicb bic Sorge Kepler« um fiepere Ber-forgung unb Stellung in anberen £anben. Kepler fab bic balbige Scblicf?ung ber

;6i Siepe 5lnm. 160. 162 £.51., ftänbifcbe« 51rcbi», 'Proteftanfen-^tten - 9*eittinger, S. 221, Vit. XXX. 163 gbb. 164 53rief Kepler« »om 12. gänner 1603. Sr i f cp, VIII, S. 751. lli5 2.51., £>b«. 1285, 53t. 35a. 166 „Revolutio anni. En filium! Natus est fllius Henricus Kepler d. 2. Pebruarii. Constel-

lationes larginntur ingenium, mobile corpus, digitos. manus agiles, mathematicis et mechani-cis artibus aptum. Baptizatus a Jo: Seusio; patrimi: H. Osius concionatur in aede evangelica, dieta stifts-kirchen. Amalia Speidlin, secretarii procerum uxor. nata Himmelrichin." S r i f d ) , VIII, S . 699.

167 1598, 11. 3uni, 53rief Kepler« an <3Käftlin: „Die 1. Apr. aegrotare coepit, mortuus est die 3. Aprilis hora 12 meiediana, dimidio minus dies natus sexaginta. Ex pallore cadaveris in lateribus collegerunt, apostemate capitis exstinctum est. Desiderium eins uxori meae nulla dies leniet, mihi illnd cordi est: vanitas vanitatum et omnia vanitas". g r t f cp , VIII, S . 699.

i«8 gbb., VIII, S . 701.

Page 5: 3of)anne3 Keplers fteinfd)e §xau unb 93er= …...auch bei bem jungen Kepler ber gall gemefen. ©enn mie lägt e« fieb erklären, baf? er febon am 17. ©ezember be« 3abre« 1595

74 5lnfon <3Ml

Stieff«fcpule »orau«, aber er fühlte, baf? biefe trof? aßer ipr zur Berfügung gefreuten Mittel zu einer mirflicbcn Blüfc e« boch nicht gebracht habe unb baf? in ber neu-gegrünbefen 3efuifcnfcbule ein mächtiger geiftiger 9ft»ale ihr ermucb«.

Auf Kepler« Enffchluf?, zufolge ber günftigen Stimmung, bie ihm feiten« bei ©razer Äofe« unb felbft »on ben 3efuit~en entgegengebracht mürbe, »orläufig noch im £anbe zu »erbleiben unb hier einen Ruf nach 'Sßürffcmberg abzumarfen, maren augenblicflicb tt>ol)l rein familiäre Berbältniffe au«fcblaggebenb. Seine grau Barbara trug ein 5?inb unter bem Aerzen unb ihr Söchfertein au« ber Ehe mit QBolf £orenz z^bite erff acht 3abre. Unb fraglich unb abzumarfen mar e«, ob ber ©rof?»afer ber fleinen Regina, 3obff Füller, e« überhaupt zulaffen merbe, baf? Kepler feine Stieftochter mit fiep nehme. Unb Kepler hing boch mit »oller £iebe an biefem i?inbe! grau Barbara, bie „fteirifebe grau" Kepler«, au« bem begüterten Äaufe ^üller-^ühlbecf, hing aber an irbifchem ©ufe unb an bem fünffigen »äterlicben Erbe, fo flagf am 9. ©ezember 1598 Kepler feinem greunbe "SKäfflin169 unb am 12. ©ezember be«felben 3abre« richtete er an Aermart bie grage: „QBa« nun? Soll ich in Steiermarf »erbleiben? Ober au«roanbern?"

3m 3uni bei 3abre« 1599 erblicfte feine erffeSocbfer S u f a n n a bai £icbf ber QBctt. Ricbt in ber Stift«fircbe, fonbern in Baierborf unmeit »on ©raz mürbe ba« ^inb ge­tauft, ein fcbmäcblicbe« QBefen, bai 35 Sage naep feiner ©eburf ftarb, 17° fein zweite« fteirifebe« 5?inb.

Am 12. Auguff be« 3ahre« 1600 traf Kepler ber lanbe«fürftfiche Au«roeifung«= befcbl: „meil er »on ihrer fürftlidjen burcblaucbf reformation« commiffari umb miln, baf« er fieb zur bäbfflicben religion nif beft?ennen mellen, genzlich au«gefcbaft morben".171

Am 30. September trat Äepler al« Erulant mit QBeib unb Stieffocpfer bie Reife nach "^rag an.172

3meimal noch mufjte Zepter bie fteirifebe £anbe«baupfftabt auffueben, unb zwar in Sachen einer Regelung ber materiellen 3nfereffen feiner grau Barbara unb feiner Stief­tochter Regina.173 Roch bem Ainfcfaeiben feine« Scbmiegeroater« 3obft Füller im 3ahre 1603 finben mir Barbara Kepler in ©raz, um ipre Erbanfprücpe gelfenb zu mad;en. ©rei S inber gebar Barbara noch ihrem ©äffen außerhalb ihrer fteirifeben Aeimat, eine Socbfcr unb gtoei Söhne, »on benen nur ber eine, £ubroig (geb. 21. ©ezember 1607), ben Baf er übertebfe. Am 3. 3uli be« 3abre« 1611 fd)ieb grau Barbara au« bem £eben.174

3ohanne« Kepler »erblieb nun nur mehr feine »on ipm fo geliebte Stieftochter Re­gina l75 al« ein Bcrmäcbfni« au« fteirifeber Erbe, al« eine lebenbe unb liebe Erinne­rung an feine jungen, in ber grünen 'Matt roäbrenb ber 3eit »on 1594 bi« 1600 »er­lebten 3abre. ©ie barauf folgenben 3eifen mürben getrübt bureb; fein Berpältni« zu feiner „fteirifeben grau", bie mit iprem franfbaft mürrifchen Eharaffer, mit tp rem oon Aau« unb Bater ererbten Äange an irbifebem Aab unb ©ut bem ©eifte«ftug eine« 3o-panne« Kepler nicht folgen fonnte ober niept folgen mollte. Seine 3eit unb »or allem feine eigenen ©lauben«genoffen maf?en ibm bie Scbulb bei. Kepler« Rechtfertigung liegt un« in einem Briefe »or, melchen er furz »or feiner Bcrbeiratung mit Sufanna Reutfinger au« Efferbing (1613, 30. Off ober) — mabrfd)einticb an Elifabetb grau »on Starbemberg — fchrieb.178 ©a« lepfemal, baf? 3ohanne« Kepler feiner „fteirifeben grau" in feinem fo au«gebreifefen Briefmccbfel gebaebte.

' f ftrifcp, VIII, S. 701. 170 gbb., VIII, S. 705. „Nata filia Susanna mense Junio. Baptisata in suburbano Bair-

dorff Paulo Odontio concionatore. Patrimi: D. Craus procerum offlcialis cum uxore. Mortua est apostemate capitis die aetatis 35. l71 £. 51., ftänbifme« 5lrcbh>, gröePitbucb. "-' ftrifcb, VIII, S. 715. 173 grifcb, VIII, S. 740 f. >7« Siebe 3. Scbufter, a. a. 9., S. 9.

*» Regina Eorenz »ermäplte fiep im 3apre 1608 mit bem baprifepen 5lrzte <£pem. 176 51bgebr. bei $ r i f cp, VIII, S. 811-815.

75