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4 | 2012 Gott kommt uns entgegen Menschwerdung Zelle als Wachstumsraum Werde, was du bist

4 | 2012 eine Herberge zu bereiten. Es muss nicht ein Palast sein. Die Jahreslosung für 2013 verweist uns auf die ewi-ge Wanderschaft: „Wir haben hier …

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4 | 2012

Gott kommt uns entgegen

Menschwerdung

Zelle als Wachstumsraum

Werde, was du bist

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2Schwanbergbrief 4-2012

InhaltGott kommt uns entgegen ....................................................... 3Menschwerdung - Gott in meinen Erd-Ge-Schichten .. 4Zelle als Wachstumsraum ......................................................... 7Ich will in meine Mupfel ............................................................ 8Werde, was du bist – Erfahrungsbericht aus dem Noviziat ..............................10Anklopfen ....................................................................................... 11Vierwöchige Exerzitien mit evangelischem Profil .........12Gebetsecke - Stille Zeit: Es geht auch außerhalb des Klosters ........................... 18auf-atmen......................................................................................19„Suchet den Herrn, so werdet ihr leben.“ ..........................22Nachrichten aus der Communität Casteller Ring .........24Nachrichten aus dem Geistlichen Zentrum Schwanberg - Freie Plätze ....................................................................................31

Der Schwanbergbrief wird herausgegeben von der Communität Casteller Ring und dem Geistlichen Zentrum Schwanberg.Er erscheint viermal im Jahr, Aufl. 1500 Expl.

Redaktion:Sr. Renate Hübsch CCR, Sr. Friederike Popp CCR, Sr. Anke Schmidt CCR, Sr. Heidrun Schörk CCR, Stefan Sedlacek, Pfarrer Harald Vogt, Kerstin Dominika Urban E-Mail: [email protected] Fotos: Archiv CCR | Sr. Heidrun Perpetua Schörk CCR | KD Urban Satz und Layout: KD Urban Druck: Benedict–Press–Münsterschwarzach

Jahresbezugspreis 17,50 EuroBankverbindung: Sparkasse Würzburg-Mainfranken Kto 42 069 617 | BLZ 790 500 00

IMPRESSUM

Editorial

Liebe Leserin, lieber Leser,während dieser Schwanbergbrief entsteht, gehen wir auf das Ende des Kirchenjahres zu. In der ARD läuft die ARD-Themenwoche „Leben mit dem Tod“ mit vielen anregen-den und anrührenden Beiträgen. Wir hören und lesen die Nachrichten aus dem Nahen Osten mit gemischten Gefüh-len und hoffen auf Frieden für die Menschen dort und in den anderen Krisengebieten unserer Welt.Wir sind eingebunden in Beziehungen, in Gemeinschaft, Kirche, Gesellschaft und Politik. Zugleich sind wir Individu-en mit unseren eigenen Möglichkeiten und Grenzen. „Wer nicht allein sein kann, hüte sich vor der Gemeinschaft“ - so hat Dietrich Bonhoeffer ausgedrückt, dass die einzelne Person und die Gemeinschaft zusammengehören. Und bei-de leben aus der Beziehung zu Gott.Das war die Gewissheit von Sr. Annemarie Mechthild Ha-cker, von der wir Abschied nehmen mussten. Wir blicken auf ein reiches und herausforderndes Leben zurück.Dr. Thea Vogt erzählt von besonderen Erd-Ge-Schichten und Priorin Friederike Immanuela Popp grüßt mit advent-lichen Gedanken und geht dem Geheimnis der (Kloster-)Zelle nach. Erfahrungsberichte aus Noviziat und Postulat gewähren einen Einblick in das Leben einer Schwester am Anfang ihres communitären Weges.Hier wie auch in den Angeboten des Geistlichen Zentrums gehören geistliche Übung dazu. Dr. Paul Imhof zeichnet ein Bild von Exerzitien mit evangelischem Profil, das den Blick weitet in die anderen Weltreligionen.Bild und Gedanken zum persönlichen Gebet von Sr. Hei-drun Perpetua Schörk laden zu eigenen „Feldversuchen“ ein. Der Blick ins Haus Respiratio mit Pfarrer Dr. Hans-Friedrich Stängle und das Konzept der Arbeit dort lassen deutlich werden, wie eng persönliches Wohlergehen und Anforderungen von außen zusammenhängen.Vielleicht halten unsere Beiträge aus den KlosterWelten die eine oder andere Anregung für Ihren Alltag bereit.

Eine gesegnete Advents- und Weihnachtszeit sowie einen behüteten Übergang ins neue Jahr wünschen wir Ihnen.

Herzlich grüße ich Sie aus der Redaktion

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3 Schwanbergbrief 4-2012

Liebe Leserinnen und Leserdieses adventlichen Schwanbergbriefes,

Gott neigt sich hernieder, macht sich klein und verletzlich und wird ein Mensch. Die geheimnisvolle Menschwer-dung geschieht in jedem Kind, das im Mutterleib heran-wächst. Jede Geburt lässt uns von Neuem staunen über das Wunder des Lebens, denn in den Augen eines Kindes entdecken wir den Glanz des Himmels. Liebevoll singt der Dichter des 17. Psalms vom Augenstern: „Behüte uns, HERR, wie den Stern deines Auges.“ So singen wir es täg-lich in der Komplet, wenn die Nacht beginnt und wir im Dunkeln das Licht erwarten.So möge Ihnen in diesen Tagen des Advents immer wieder ein „Augen-Blick“ geschenkt sein, in dem Sie sich in stiller Vorfreude auf das Warten einlassen. Warten wir noch auf den, der da kommt? Er-warten als innere Haltung kann uns befreien von vielen äußeren Vorbereitungen, denn das Wesentliche ist unsichtbar: Gott kommt uns entge-gen.Wir sind eingeladen, Gottes Ankunft zu erwarten und IHM eine Herberge zu bereiten. Es muss nicht ein Palast sein. Die Jahreslosung für 2013 verweist uns auf die ewi-ge Wanderschaft: „Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir.“ (Hebr 13, 14).Wir haben auf unserem Lebensweg ja ein Ziel vor Augen, das ist so gut. Wir können einander begleiten und ein-laden. „Das ist der Gastfreundschaft tiefster Sinn“, sagt Romano Guardini, „dass wir einander Rast geben auf dem Weg nach dem ewigen Zuhause.“So wünschen wir Ihnen die Freiheit, Menschen einzu-laden, die sich nach Wärme und Zugehörigkeit sehnen - ganz besonders an diesem Fest. Für die Aufnahme des

Gotteskindes in uns selbst braucht es nicht viel, eher we-niger. Silja Walter OSB lässt in einer kleinen Betrachtung die Nonne sagen:„Kein Platz in der Herberge. Besetzt. Kein Platz. Voll-gestopft mit Zeugs, Reisegepäck, das ich ja gar nicht brauche. Und ich selbst darin, ich Kamel, versperr Dir und dem Kind den Eingang – ist doch so, wenn ich ehrlich bin. Ich lasse meine Mitschwestern in den Stall hinausgehen, irgendwo in die Kälte, ins Unbehauste – ich meine alle, die ein wenig Raum und Obdach bei mir suchen, ein we-nig Bergung in meiner Güte, in meinem Verstehen – trägt doch jede ein Kind mit, das Kind aus Gott ...“

Gott selbst, der einen hellen Schein in unsere Herzen schenkt, möge Ihnen Licht und große innere Freude schenken. Seine Menschenfreundlichkeit komme uns al-len ganz nahe in der Geburt von Jesus, dem Christus!

Mit allen Schwestern und unseren Mitarbeitenden wün-schen wir Ihnen ein gesegnetes Weihnachtsfest in Ihren Gemeinden, Familien und Gemeinschaften!

Priorin Sr. Friederike Immanuela Popp CCR 2. Vorsitzende des Vorstandes des GZ

Gott kommt uns entgegen

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4Schwanbergbrief 4-2012

Es ist alles sehr gutDas ist der Anfang von mir, uns allen hier, von der Welt:Gottes Lob über allem (Genesis 1,31).Dann kommt noch ein wenig mehr dazu, die vielen Ge-schichten meines Seins, die sich geschichtet ablagern in mir, aufschichten vom ersten Atemzug an. Und immer wieder bin ich gerufen zum Anfang meiner Menschwer-dung zurückzukehren: „Es ist alles sehr gut.“ Es ist alles sehr gut – zum Anfang zurückkehren, was auch gewesen ist und was sich auch angesammelt hat im Laufe meines Werdens auf Erden.

Also fangen wir beim Anfang an„Als GOTT dich formte, war er wohl verliebt in dich.“ So beginnt ein Lied von der tief innewohnenden GOTTES-freundschaft, gesungen von Gerhard Schöne für ein klei-nes Mädchen aus Nicaragua:„Süße kleine fremde Schwester, als ich dich ansah, dach-te ich: An dem Tag, als GOTT dich formte, war er wohl verliebt in dich. Er nahm Lehm und klaren Honig, junges Moos und hat fein sacht daraus deinen ganzen Körper bis zum kleinen Zeh gemacht. Aus dem Schweif der schwar-zen Stute knüpfte er dein langes Haar, rieb es ein mit Gold und Myrrhe, dass es glänze wunderbar. Aus dem Himmel am Äquator nahm er ein Stück tiefe Nacht; schmückte sie mit ein paar Sternen und hat Augen dir gemacht. Von dem Grunde der Lagune suchte GOTT zwei Fischlein aus, färbte sie mit Morgenröte, machte Lippen dir daraus. Dann hat GOTT dich angesehen. Das hat ihn so froh gemacht, dass er einfach lachen musste. Davon bis du aufgewacht.“

Ich ändere das Lied für mich ein wenig ab: Bei meinen Augen nahm er wohl vom Braun der Tannenzapfen, ge-

mischt mit ein wenig Grün der Nadeln und für mein Haar nahm er wohl die feinen Härchen einer samtenen Raupe. Und für jeden von uns gibt es wohl ein paar Abweichun-gen, die zu singen wären, nur für uns.Aber für uns alle gilt: Als GOTT uns formte, war er wohl verliebt in uns.„Und GOTT nahm Erde und blies seinen lebendigen Odem hinein.“ (Genesis 2,7)Der Schöpfungsbericht der Bibel, ursprünglich ja auch ein Lied, besingt etwas kürzer als Gerhard Schöne unsere Menschwerdung. Aber mit der Erde nahm Gott alles, was Erde birgt und hervorbringt und was ja schon da war vor der Erschaffung des Menschen: das Grün und Blau und all das lebendige Gewimmel der Erde, von allem kommt so ein bisschen in uns. „Da macht GOTT den Menschen aus Erde vom Acker und blies den Odem des Lebens ins seine Nase.“Erde und Atem verbinden sich. Die erste ganze Hingabe Gottes an den Menschen.

Tief in uns gelegte Freundschaft: Der Atem liebt die Erde, schenkt sich ihr – und das hält an, geht weiter, singt sich durch, durch die Erdschichten und Jahrtausende und formt sich für mich wunderschön neu im Weizen-kornbild. Das Weizenkorn fällt in die Erde - gibt sich hin, senkt sich ein, verliert sich im andren, damit sich neues Leben erhebt: „Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt, bleibt es allein.“ (Johannes 12,24)

GOTT will aber nicht allein bleiben, weder damals noch heute. Das Weizenkornwort bringt mich zurück zu mei-nem Anfang und der begonnenen, nie endenden Gottes-freundschaft.

MenschwerdungGott in meinen Erd-Ge-Schichten

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Ich erinnere mich also neu: Ich bin ein Erdling mit vielen Erdschichten.Schichten – das Wort steckt drin im Wort Geschichten, die jeder und jede von uns erzählen kann. Geschichtete Erde sind wir, und da hinein legt sich GOTT - wie ein Weizenkorn und legt etwas von uns frei, um durchzubrechen als neuer Halm, liebt sich hindurch durch dunkle, harte Erde, durch verhärtete, dunkle Erd-Geschichten von uns. Und das geschieht.Das Weizenkorn fällt in die Erde und bringt im Durchbre-chen Frucht in Fülle. Welch schönes Bild der tiefen Gottesfreundschaft und innigster Vereinigung mit seinem geliebten Geschöpf, um mir Leben zu bringen, indem er selbst in mir neu durchbrechen will, dass meine Menschwerdung weiter-geht. Um mein Menschsein mit allen wunderbaren Eingebun-gen immer neu hervorzuheben aus den Geröllschichten, um es herauszuschälen aus den todbringenden Verirrun-gen und Verletzungen. Wie viele Tode muss oft ein einzi-ges Leben ertragen? „Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt ...“ – GOTT kann mir kein Leben schenken aus der Ferne, distanziert. Nur ganz nahegekommen, hinein-genommen.Christus in meinem Erdendasein, meiner Erdenschwe-re, dem Erdreich meines Herzens, in meinen Schluchten und Erdrissen, in der Tiefe meiner Seele, wo meine Ge-heimnisse wohnen: tiefe Schönheit, vielleicht noch nicht entdeckte, tiefe Schmerzen und Wunden, vielleicht noch nicht benannte, tiefe Verbundenheit mit den Erdwesen aller Art, vielleicht noch nicht ZugelassenesChristus in der tiefsten Tiefe meines Seins und allen Le-bens, wo er die vielen Tode mitstirbt, die mir zugefügt werden, die ich zufüge: „... wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht.“Christus legt sich hinein in das Sterben und den Schmerz der Welt, in das tiefe Wimmern und Stöhnen, das sich nicht einmal mit der besten Kamera einfangen lässt, in die stöhnende Erde, in das zuckende Herz.Christus geht ein in meine Dunkelheiten, überlässt sich ihnen, um so das Leben neu herauszulösen.

Dann soll es so sein, ich will IHN sich hineinlegen las-sen, will die Christusberührung zulassen, die etwas aufbricht in mir, die mich durchbricht, unterbricht, neu aufbricht zum Menschen nach SEINEM Bilde.

Das geschieht im DialogDas geschieht, wo ich mich öffne, in den Dialog trete mit meinem Schöpfer, mit mir selbst und anderen. Wo ich wahrnehme, was in mir hart geworden ist, und wo ich meine Ressourcen neu entdecke. Denn erlittenes Unrecht und zugefügte Schuld entziehen mich dem Leben, meiner Lebendigkeit. Sie sind eine Ener-gie, die Leben schluckt. Sie zu verdecken, kostet nochmals viel Energie, die ich anders sinnvoll genießen könnte. Wie viel Energie verbrauchen wir, um Schuld nicht als solche zu benennen oder zu ihr zu stehen, sie schönzureden, zu verdrängen, wie viel Energie verbrauchen wir da? Hilde-gard von Bingen schreibt: „Das Dunkle und Undurchdring-liche in uns bleibt so lange öde und zerstörend, wie wir nicht wagen, es anzuschauen. Gerade dann verschlingt es Lebenskraft. Wir verbrauchen viel Energie, um es nieder-zuhalten – Energie, die wir einsetzen könnten, um Leben zu fördern. Eine fruchtbare Umgangsweise mit dem Dunk-len und Ungeliebten ist, es nicht zu verleugnen.“

Das geschieht in der WahrnehmungEs ist ja gar nicht so einfach, klar zu bekommen, was Schuld und Schuldgefühl, Einredung und Verdeckung in mir ist. Wie Augustinus schreibt: Wir lernen, „dass es Fremdes ist, das wir als zu uns Gehörendes angesehen haben, und dass es zu uns Gehörendes ist, das wir einst als Fremdes angesehen haben“. Was also ist was?In einem Punkt scheint es sehr klar, jedenfalls für Hilde-gard von Bingen: „Sünde bedeutet, die Erde zu verleug-nen, den eigenen Anfang zu verneinen.“ Das Geworden-sein aus GOTT, nicht aus uns, und das noch Werden aus IHM. Ich werde Mensch, wo ich meine Bedürfnisse und mein Begehren ernst nehme, mein Erdlingssein.

Für mich selbst ist dafür eine Frage erhellend und we-sentlich geworden. Die Frage: Wie frei macht dich dein Glaube, in welche Weite führt er dich, wie frei lässt du GOTT da sein, dass er sich seinen Weg bahnen kann in dir?

Bist du durchlässig, durchbrechbar, wagst du dich hin-durch durch Scham und Verkettungen und Verkrustungen?

Lasse ich mich freilegen vom Weizenkorn Christus in mir? Ich glaube, wenn ich so auf Christus sehe, wie er lie-bend in mir da liegt, wie in Erdreich, und da in mir SEIN Menschsein entdecke, werde ich die, die ich bin, und der,

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der ich bin: Ebenbild GOTTES. Berufen zur Freiheit und zur Lebendigkeit.

Also, wie frei macht dich dein Glaube?Menschwerdung und Freiheit umarmen sich, sie gehören zusammen – im Einzelnen und im Weltweiten.Meine persönliche Menschwerdung und Freilegung hat eine kosmische politische Bedeutung.Wenn wir in die eigenen Geröllerdschichten schauen, sozusagen Nabelschau betreiben, dann dringen wir auch zum Nabel der Welt und den Geröllschichten der Welt vor. Da sind wir wieder beim Anfang: Die ganze Erde ist ja in mich hineingezeichnet, hineingewebt, und ich bin in die Welt hineingezeichnet, hineingewebt.

Das Material meines Mikrokosmos, meiner Knochen und meines Gewebes und das Material von Sternenstaub sind teilweise identisch. Wie sehr sich das Innerste einer Zelle und das Äußerste im Kosmos ähneln. Das Lied von Schöne besingt poetisch, was auch biolo-gisch wahrnehmbar ist und was Hildegard von Bingen im Bild des Kosmosmenschen einfängt.Wir sind als Menschen hineingestellt in die Welt, in tiefste Zusammenhänge von Leib und Seele, Tier und Pflanze und Mensch und den Elementen und Geschich-ten anderer Menschen, hineingestellt in menschliche Beziehungen, in Aufgaben, denen ich gewachsen bin und oft genug auch nicht. Jeder und jede von uns ein Kosmosmensch. Alles von uns hat Bedeutung, alles, was wir tun, eine Auswirkung. Das ist Zumutung und Chan-

Das Bild vom sich hineingezeichneten Kreuz in die Gesteinsschichten kann einladen, Christus so mit ausgebreiteten Armen in mir zu erkennen und wahrzunehmen, wie ER sich hineingezeichnet hat gerade da, wo es verstei-nert und hart ist.

Christus leg dich in mich, zeichne dich in mich hinein.

Leg mich frei, durchbrich mich du, dass ich durchlässig werde,Mensch an deinemMenschsein in mir.

Dr. Thea Vogt

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7 Schwanbergbrief 4-2012

ce. Unsere Freude wirkt sich aus und trägt zur Freude der ganzen Welt bei, unsere Schuld ebenso. Und unser Umkehren und Verzeihen tut der ganzen Welt gut. Wenn wir also Schuld einsehen und uns vergeben lassen, ist dies ein persönlicher Akt und zugleich ein Weltenakt, ein Weltenbeitrag. Denn wo ein Mensch ein wenig freier, ein wenig gelöster wird, wächst Freiheit auf dieser Erde. Im jüdischen Glauben und somit eben auch für Jesus ist dies ein Basissatz. Volk und Einzelner – ein einziges Gewebe.

GOTT in meinen Erd-GE-SCHICHTENEs gibt keine Schicht in mir und kein zu hart, kein zu spät, kein zu alt, kein zu unwichtig, wo ER nicht drinnen wäre und hervorbrechen will als fruchtbringender Halm und mich lebendig macht.Und am Ende wird dann der Anfang sein. Siehe, es ist alles sehr gut.

Dr. Thea Vogt

Jedem Anfang beim Ordenseintritt wohnt ein Zauber inne. Beim Hineinwachsen begleitet uns die unumgängliche Frage der Zugehörigkeit: Wo bin ich zu Hause?Das Geheimnis des Hineintretens erschließt sich über Räume: Gottes Einwohnung in mir geschieht im Raum meines Herzens. Dort im Seelengrund erklingt die Melo-die Gottes, die nur ich zu vernehmen mag. Um im Lau-ten das Verborgene wahrzunehmen, brauche ich einen sicheren Ort für mein Schweigen und Hören. Der klassi-sche Bauplan des Klosters sieht dafür das eigene Zimmer, die Cella (lat.) vor. So sagen wir bis heute dazu: Zelle.Sie ist der nach innen gespiegelte Außenraum meiner Person. In mir selbst trage ich den Ort der Herzensruhe. Immer wieder kehre ich allein dorthin zurück – für Erho-lung und Schlaf, zur Lectio divina und zum Ausschwin-gen. Je dichter der Rhythmus von Begegnung, Arbeit und Stille ist, desto notwendiger erfahre ich die Klarheit meiner Zelle: Tisch, Bett, Stuhl, Ikone, Kleiderschrank, Bücherregal, dazwischen: freier Raum.

Wachstum braucht Raum und Zeit, mein geistliches Le-ben ebenso. Jede Beziehung lebt von achtsamer Pflege. Gott ist großzügig und erwartet mich hier und jetzt.

In der Lebensbeschreibung des Hl. Benedikt wird von ei-ner besonderen Übergangszeit erzählt. Drei Jahre ver-bringt der junge Benedikt in einer Höhle, ausgesetzt und einsam. Innerlich erlebt er ungeahnte Seelenprozesse, wie in einer Inkubationszeit verdichtet sich der Wachs-tumsprozess im kleinstem Raum. Eines Tages ist er reif, tritt ans Licht der Welt und folgt seinem Auftrag.

Meine Zelle schenkt mir Geborgenheit im Rückzug. Aus Träumen und inneren Bildern der Nacht trete ich am Morgen neu über die Schwelle in den anbrechenden Tag. Gott lässt sich in Seinem Heute suchen und fin-den, innen und außen, in der Zelle und überall. Mitten im Alltäglichen und tief im Geheimnis geschieht es: die Entdeckung einer großen Liebe, dem DU meines Lebens.

Sr. Friederike Immanuela

Zelle als Wachstumsraum

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8Schwanbergbrief 4-2012

Ich will in meine Mupfel

„Ich will in meine Mupfel“ – so sagte es Wawa, der Wa-ran aus den Abenteuern mit dem Urmel aus dem Eis in der Augsburger Puppenkiste, die früher zu meinem Fern-sehprogramm gehörte und die ich – ich gestehe – auch heute noch gerne sehe.

Wawa also wohnte in der Muschel und Ping (und ge-legentlich sogar das immer größer werdende Urmel) machten sie ihm immer wieder streitig. Wegen eines Sprachfehlers kann Wawa aber nicht Muschel sagen, sondern Mupfel.

Ich will in meine Mupfel – das ist ein Satz, der mir an Tagen in den Sinn kommt, an denen sich ein Termin, eine Sitzung oder Besprechung an die andere reiht, nahezu ohne Pause. „Ich will in meine Mupfel“ ist also zunächst Ausdruck dafür, einen Rückzugsort aufsuchen zu wollen. Die „Mupfel“ ist Ort der Ruhe, der Erholung, der Besin-nung, sie ist der Ort, an dem Wawa auftanken konnte. Ich will in meine Mupfel – dahin ging er und kam zu sich. Dort hatte er den Raum, den er brauchte, um sich dann wieder der in seinen Augen ver-rückten Welt zu stellen und sich auf die Abenteuer des Lebens mit lau-ter so ganz anderen Figuren einzulassen. Seine Mupfel schenkte ihm Geborgenheit und brachte einen Abstand zwischen ihn und das Geschehen, die Unruhe, die ande-ren Bewohner der Insel mit ihren jeweiligen Eigenheiten und Ansprüchen und Wünschen.

Es ist, so nehme ich an, nicht allzu schwer nachzuvoll-ziehen, was nun Titiwu und Wawa und die Mupfel mit uns zu tun haben. Unsere Welt, unser Alltag sind ange-

füllt mit Eindrücken, Erlebnissen, Tätigkeiten, Menschen, die uns fordern und fördern, die uns herausrufen, die uns beschäftigen, mal mehr, mal weniger. Unser Alltag kennt immer weniger Ruheorte und Ruhezeiten. Wir können immer und überall erreichbar sein und viele von uns kön-nen immer und überall arbeiten. Und wir tun es.

Vor wenigen Tagen las ich in der Zeitung, dass Arbeits- und Freizeitwelt immer mehr zusammenrücken, eben weil die technischen Voraussetzungen inzwischen so sind, dass wir immer mehr von zu Hause aus arbeiten können oder sogar „vom Palmenstrand“ aus. Illustriert war dieser Beitrag mit einem Bild, das im Vordergrund einen Tisch zeigt, einen Laptop darauf, einen Menschen daneben sitzen, die Füße auf dem Tisch und im Hinter-grund den oben genannten Strand mit einem Sonnen-schirm. Ja, so kann es sein – verlockend auf der einen Seite, erschreckend auf der anderen.

Umso wichtiger erscheint mir, dass wir auch dafür sor-gen, dass es Rückzugsorte und Rückzugszeiten in un-serem ganz normalen Alltag gibt. Dass jede und jeder von uns die eigene „Mupfel“ findet – und sie, wie Wawa, verteidigt.Was auf den ersten Blick aussieht wie Egoismus, ist tat-sächlich ein wichtiger Beitrag zur Selbstsorge. Schließ-lich ist in letzter Konsequenz jede und jeder für sich selber verantwortlich. Und so bin ich auch für meinen Terminkalender verantwortlich und die Einträge darin. Vielleicht muss ich einüben, Termine mit mir selber und Termine mit Gott genauso selbstverständlich darin ein-zutragen wie die Termine mit Kolleginnen und Kollegen,

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9 Schwanbergbrief 4-2012

Sitzungstermine, Besprechungen, Projektpläne u.a.m.

Wir haben hilfreiche Beispiele für Zeiten und Orte des Rückzugs in der Bibel. Jesus selber entzog sich immer wieder den Menschen, für die er da sein wollte, um ge-nau das zu können. Er zog sich zurück z. B. auf den See oder auf den Berg. Mal ganz allein, mal mit nur wenigen seiner Jünger. Jesus nahm sich Aus-Zeiten und machte sie zu intensiven Gesprächszeiten mit Gott. Hier fand er, was er für seinen Auftrag brauchte - Kraft, Ruhe, Kor-rektur, Inspiration, sich selbst in der Begegnung mit dem großen DU Gottes. Und dann war er wieder ganz da für die, die ihn brauchten.

Was aber heißt das nun für unseren Alltag?So wenig, wie wir alle gleich sind und alle dasselbe ma-chen (müssen), ist es auch hier. Es gibt keine Patentre-zepte. Aber es gibt Anregungen, die es auszuprobieren lohnt.Das kann ein kurzes Innehalten sein, wenn am Mittag die Glocken einer Kirche läuten - ein Vaterunser, ein Psalm,

ein Liedvers, eigene Worte, Stille. Selbst bei Sitzungen oder Besprechungen kann man solche Unterbrechungen einbauen bzw. die Gunst des Glockenschlags nutzen.Für andere ist es ein Gang nach draußen, ein paar Schrit-te laufen, Bewegung und frische Luft und dabei spüren, dass es noch anderes gibt als Arbeit.Wieder andere bevorzugen das Powernapping - zehn Mi-nuten Schlaf und dann wieder voll da sein.Es kann auch ein Schild an der Zimmer- oder Bürotür helfen, auf dem es heißt: Bitte nicht stören - und/oder das Einschalten des Anrufbeantworters.

Luther sagte einmal: „Ich habe heute viel zu arbeiten, also muss ich umso mehr beten.“ Auf den ersten Blick scheint es widersprüchlich und die innere Stimme ist zu hören, die da sagt: „Dafür habe ich keine Zeit.“ Zeit mit Gott aber ist immer Zeit für mich und für die Menschen und unsere Welt.

Kerstin Dominika Urban

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Werde, was du bist Erfahrungsbericht aus dem Noviziat

Das und nicht weniger ist die Aufgabe. Sicherlich eine im-mer bleibende Lebensaufgabe, immer wieder neu.In der Zeit des Noviziats fühle ich mich – mehr als je zuvor in meinem Leben – herausgefordert, mich dieser Aufgabe zu stellen. Wer bin ich eigentlich? Was war Gottes Idee, als er mich so und nicht anders in diese Welt entsand-te? Was sind meine Aufgaben in diesem Leben? Und: Wie gehe ich den Weg dahin, immer mehr die zu werden, als die ich gedacht bin? Ich begegne diesen Fragen vor al-lem im Alltag. Die Antworten auf diese Fragen wollen dort gefunden werden, nicht als theoretischer, philosophisch-theologischer Überbau, der mir mein Leben erklären soll. Und dieser Alltag wird getragen von den regelmäßigen Zeiten des Gebets und der Stille. Dort kann ich die klei-nen Schritte der Selbstwerdung Gott hinhalten, ihm dafür danken, dass sie möglich waren und mich immer wieder neu seiner Führung und Nähe versichern.

Werde, was du schon bist – eine Schwester in der CCRSeit dem Tag meines Eintritts darf ich mich „Schwester“ nennen. Und doch: Ich erlebe jeden Tag, dass ich noch am Anfang stehe, meine Identität als Schwester dieser Com-munität zu entdecken und zu entwickeln. Das braucht Zeit und ich bin dankbar dafür, diese Zeit zu bekommen. Dank-bar, nicht gleich vom ersten Tag an volle Verantwortung in der Gemeinschaft übernehmen zu müssen. Dankbar, dass das Hineinwachsen in den Stufen Postulat, Noviziat und zeitliche Bindung ca. fünf Jahre dauern darf. Dankbar, Zeit zu haben zum Wachsen und Schauen und Nachspüren.

In der Zeit des Noviziats helfen mir in diesem Prozess vor allem die verschiedenen Noviziatsschulungen, bei denen ich immer wieder andere „Anfänger und Anfängerinnen“ im Ordensleben treffe. Der Austausch tut gut und berei-chert meine eigene Wahrnehmung. Auch regelmäßige Gespräche mit unserer Magistra und gute geistliche Be-gleitung helfen bei der Suche nach dieser neu zu entde-ckenden Identität.

Werde, die du schon bist – du selbstDahinter steckt natürlich die große Aufgabe, immer mehr ich selbst zu sein und zu werden. Das Noviziat ist geprägt durch eine große Pluralität an Aufgaben und Erfahrun-gen: Da tauche ich morgens ein in meine regelmäßige Orgelstunde, um danach am Spülbecken in der Küche des Ordenshauses wieder aufzutauchen und anschließend an den Computer hinüberzuspringen, um den regelmäßigen Newsletter des Schwanbergs zu erstellen. Dazu kommen noch Einblicke in verschiedene andere Arbeitsgebiete wie Friedwald und Archiv, Beschäftigung mit dem Hl. Benedikt und seiner Ordensregel, mit Ordensgeschichte und mit den Psalmen und Antiphonen, die wir täglich singend beten. Diese Vielfalt ist Herausforderung und Geschenk zu-gleich: Es gilt in allem, das Gefühl für mich selbst nicht zu verlieren. In allen äußeren Veränderungen standfest zu bleiben. Welche Aufgabe ich auch gerade habe – ich bleibe, die ich bin. Und ich lasse mich – gerade durch die Unterschiedlichkeit der Tätigkeiten herausfordern, zu wachsen, Neues (an mir) zu entdecken und immer mehr die zu werden, die ich im Innersten schon längst bin.Sr. Nadine Brechmann CCR

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Anklopfen

Einfach anklopfen. Eine Tür, ein Mensch, ein klopfendes Herz. Die Tür des Ordenshau-ses geht auf und der erste Schritt der Postulatsaufnahme ist getan.

Es war ein Dienstagvormittag wie viele andere. Äußerlich bemüht um meditative Ge-lassenheit, innerlich angefüllt

mit Gefühlschaos, saß ich im Kreuzgang der St. Micha-elskirche und wartete darauf, mein Leben zu verändern.

Zuvor bedeutete das jedoch Abschied. Vom bisherigen Umfeld, von Hamburg, von geliebten Menschen in der Heimat. Kein Abschied für immer, aber für den Moment. Ein Zurücklassen, und das nicht nur von Dingen, um sich ganz und gar einlassen zu können auf das Neue, auf ein Leben in Gemeinschaft, auf ein Leben, das auf Gott ausgerichtet ist.

„Gott finden heißt, ihn unaufhörlich suchen“ (Gregor v. Nyssa) flatterte mir gleich als schöner Willkommensgruß entgegen. Bei den vielen neuen Dingen, schönen, unerwarteten und traurigen Erlebnissen und unendlich vielen Be-gegnungen, die mich erwarteten in den ersten Wochen, haben mir diese Worte

geholfen, haben mir geholfen, mich nicht zu verlieren in eigenen und äußeren Anforderungen, Erwartungen und Einfindungsprozessen, sondern immer wieder innezuhal-ten, IHN suchen und IHM erlauben, Raum einzunehmen.

Mitbringen durfte ich auch einiges: das, was mich aus-macht, was mich geprägt hat, und Menschen, die auch weiterhin mit mir gehen. Das Ankommen mit allem jedoch dauert. Und das Anklopfen bleibt, an äußere – wenn auch communitätsinterne – kleine und größere Türen und an manch innere Tür.

Sr. Anja Waltemate CCR

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12Schwanbergbrief 4-2012

Exerzitien sind geistliche Übungen. Man muss nicht etwas können, sondern kann im Kraftfeld des Heiligen Geistes etwas probieren. Beten – wie geht das denn? Welche geistlichen, inneren Er fahrungen werden dem Exerzitanten vielleicht geschenkt?Die Sache mit Gott und den Göttern hat einen langen kultur- und geistesgeschichtlichen Vorlauf. In der Antike war die Welt gleichsam zweigeteilt. Da gab es die pro-fane Welt, in der geopfert wurde. Sie existierte vor der Welt des Fanum, des Heiligen. Der Sitz einer Gottheit war in der Cella, dem Allerheiligsten eines Tempels. Hier wurde der Geist, die Gegenwart einer göttlichen Grund-kraft verehrt. Ob Zeus oder Hera – ihre Götterstatuen oder Symbole wurden zum Objekt der Verehrung.

Welche Kulturrevolution, als sich Mönche und Nonnen eine Cella, eine Zelle schufen, und ihre Überzeugung realisierten: Hier ist der Ort, an dem der Heilige Geist wirkt! Ihr Leib ist der Tempel nicht von Göttern und Göt-zen, sondern der eine, wahre Gott möge durch seinen Geist ganz nahe kommen.Im jüdischen Tempel war zur Zeit Jesu das Allerheiligste leer. Der Ewige ist transzendent. Am Tag der Versöhnung, dem Jom Kippur, rief der Hohepriester im Allerheiligsten dreimal den Gottesnamen aus: JAHWE. Der eine ewige schöpferische Geist wurde genannt, der Geist des Lebens angebetet, seine Gnade und Barmherzigkeit gerühmt.Die ersten Christen glaubten, dass GOTT sich in Jesus Christus geoffenbart hat. Der Mann aus Nazareth war für sie der Messias, der Christus, der in Gottes Namen

eine zweite Erwählung gestiftet hat, einen Gnaden-bund – nicht nur für Israel, sondern auch für die Völker. Selbstverständlich bleibt Gottes erster Bund mit Israel ungekündigt. Zu den Völkern sandte Jesus die Seinen, um dort den Namen Gottes zu verkünden und die Prinzipien einer Ethik der Glückseligkeit zu lehren. Sein Evangelium wurde von Männern und Frauen seiner Bibelschule über-all verbreitet. Die Evangelien berichten vom Leben und Sterben Jesu, bezeugen seine Auferstehung. Sie sind ein inspirierter Kommentar zu seiner irdischen und himmli-schen Existenz.

In vierwöchigen Exerzitien ist Jesus Christus der innere Gesprächspartner des Exerzitanten. Das ganze eigene Leben wird mit ihm in Beziehung gebracht. Von ihm wird Beten neu gelernt. Exerzitien sind eine zutiefst persönli-che, innere Angelegenheit, zugleich finden sie in einem Miteinander statt. Daher sind gemeinsame Gebetszeiten und Gottesdienste selbstverständlich. Ein solcher geist-licher Prozess ist nicht nur individuell, sondern auch als Gruppen- bzw. Gemeindegeschehen jedes Mal neu zu „erfinden“. Es handelt sich um ein intrapsychisches, zwischenmenschliches und christozentrisches Kommu-nikationsgeschehen, das ins Gebet führt. Glaube, Liebe, Hoffnung sind dabei wesentlich.

Wie ist ein solcher geistlicher Prozess strukturell aufge-baut? Ignatius von Loyola (1491-1556) fasste die christ-liche Frömmigkeitstradition in vierwöchigen Exerzitien zusammen, die heutzutage natürlich in einem anderen

Vierwöchige Exerzitien mit evangelischem Profil

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kirchlichen, interkulturellen und interreligiösen Kontext zu verstehen sind als vor über vierhundert Jahren.

Was gleich bleibt, ist das Evangelium Jesu Christi. Text-vorlagen liefern die Evangelisten Matthäus, Markus, Lu-kas und Johannes, das Evangelium des Paulus (vgl. Gal 1,8), des Petrus (1 Petr 1,25) und die Johannesoffenba-rung, das ewige Evangelium (vgl. Offb 14,6).

In der sogenannten ersten Woche befasst sich der Ex-erzitant mit der Situation, in der er sich befindet. Worin besteht das Prinzip und Fundament seines Lebens? Was heißt es, sich als Geschöpf zu verstehen? Wie wird das zunächst unsichtbare Wasserzeichen des Geschaffen-seins sichtbar?Im Gespräch mit dem Judentum verdeutlicht sich oft am eindrücklichsten, wie das Verhältnis von Schöpfer und Geschöpf gebaut ist. Die Thora des Mose, die Geschichte Israels, die Propheten und die Psalmen motivieren, den eigenen Platz in der Schöpfung zu finden. Meditation ist angesagt. Wie geht es, dass ich mich mitten lasse (lat. meditari), fragt sich der Exerzitant. Wie schauen entsprechende Übungen aus? Das bisherige Leben wird besten Wissens und Gewissens nüchtern bilanziert.Was ist in Zukunft zu tun, was ist zu lassen? Ethische

Konsequenzen werden gezogen. Wie lässt sich gesünder und inspirierter leben? Der Tag wird so strukturiert, dass Zeit für explizite Gebetszeit bleibt. Ora et labora: Bete – lasse dich von der ewigen Liebe lieben und arbeite – praktiziere Liebe konkret.

Die sogenannte zweite Woche beginnt mit Leben-Jesu-Betrachtungen. Das eigene Leben wird mit seinem Leben in Beziehung gebracht. Die pränatalen, oralen, analen, ödipalen und genitalen Lebensphasen werden in den Blick genommen. Wie wirkte sich die christliche Sozi-alisation im eigenen Leben aus? Was förderte die eige-ne Heilsgeschichte und was wirkte sich kontraproduk-tiv aus? Wo glückte Kommunikation und wo herrschte Scheinkommunikation? Welche Ängste wurden abge-baut, welche Ängste neu installiert? Welches Geschäft betreiben die Angstmacher? Was sind Triebe? Wie kann man mit ihnen in Freiheit umgehen?In der Phase dieser Woche ist der Hinduismus ein in-teressanter Gesprächspartner. Wie geschieht Reifung im Gespräch mit einem guten Guru, also mit jemandem, der hilft, dass Licht ins Dunkel der eigenen Existenz fällt? Welche Leib- und Atemübungen sind förderlich? Ent-scheidend für Christen in dieser Phase ist es, Jesus von Nazareth neu als eigenen spirituellen Meister zu ent-

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decken. Wie führt der innere Christus durch das eigene Leben? Methodisch gesehen beginnt eine Zeit der Kon-templation. Wie ist der innere Christus im Tempel des Leibes präsent? Die inneren Sinne sind anzuwenden, sodass Akte kommunikativer Begegnung glücken. Eine neue Sensibilität für die Weisung des inneren Meisters bildet sich aus.

Die sogenannte dritte Woche beginnt mit der Selbstof-fenbarung Jesu von Nazareth. Am Palmsonntag setzt er dem Propheten Sacharja gemäß das Zeichen: Ich bin der Messias. Die Karwoche ist die Zeit der eschatologischen, endzeitlichen Auseinandersetzung. Es geht um die Un-terscheidung der Leiden. Was sind sadistische Anteile? Wozu verführt der Masochismus? Worin besteht ein Le-benskonzept, das ernst macht mit der Konsequenz einer Liebe, zu der auch gehört, für den anderen bis zuletzt mit ausgebreiteten Armen da zu sein? An Jesus scheiden sich die Geister. Mit ihm kann man in dieser dritten Wo-che die eigene Traumageschichte anschauen. Das soge-nannte Kolloquium mit dem Gekreuzigten hilft zu unter-scheiden. Es bereitet den Exerzitanten nicht nur auf die Einsicht vor, wie aus Wunden Licht fallen kann, sondern auch darauf, wie man mit seinem Leben versöhnt leben kann.Als spiritueller Gesprächspartner eignet sich der Islam. Wird der ursprüngliche Gedanke, notfalls als Märtyrer den Frieden Allahs zu bezeugen, durchgehalten oder kippt die Koranauslegung so ins Politische um, dass damit Gewalt erzeugt wird? Die spirituelle Kunst der Koranrezeption be-steht darin, keine Konsequenzen zu ziehen, die dem An-fang einer jeden Sure widersprechen, nämlich dass Allah der Allerbarmer, der Barmherzige ist. Sein ist die Rache, d. h. nur ihm gebührt es, für Ausgleich zu sorgen, nicht den Menschen, deren Glaube nie ausreicht, Gottes Gerechtig-keit auf Erden durchzusetzen. Im Glauben an Gott kann es höchstens zu einer menschlich zu verantworten den Ge-rechtigkeit kommen. Jesus als Repräsentant Gottes hin-gegen ist der Märtyrer par excellence. Durch ihn kommt es zum sacrum commercium, zum heiligen Tausch von Schuld und Unschuld am Kreuz. In seiner Nachfolge kann man davon partizipieren.In der sogenannten vierten Woche wird die Zukunft Jesu Christi offenbar. Auferstehungstexte stehen an, um dem österlichen Christus in sich kontemplativ Raum zu geben. Wie erscheint er im weißen Osterlicht dem Exerzitanten

in der bunten Mannigfaltigkeit der Welt? Plötzlich, un-ableitbar berührt eine andere Wirklichkeit die Realität. Wer ist der auferstandene Christus? Was hat seine Iden-tität mit dem Leben Jesu zu tun? Auch in dieser geist-lichen Woche kommt alles darauf an, dass die eigene spirituelle Erfahrung mit dem Zeugnis derer, die Jesus als Auferstandenen erlebten, kongruent ist. Nur so fin-det die eigene Hoffnung im Glauben an ihn ein inneres und äußeres Fundament. In der Zukunftsperspektive, die durch den Gekreuzigten und Auferstandenen eröffnet wurde, ist die eigene Freiheit dazu befreit, zur Welt in ein freies Verhältnis zu treten. Denn die Binnentranszen-denz ist auf den Horizont der Ewigkeit hin aufgesprengt. Ein Leben in Frieden ist die Alternative zu jeder Form von Fixierung und Gewalt.

Der spirituelle Dialog mit dem Buddhismus findet in den Ostergeschichten eine gute Basis. Um Erleuchtung geht es. Fixierungen stehen Erleuchtungserfahrungen im Weg. Was ereignet sich, sodass aus Wunden auf einmal neues Licht fällt? Lässt sich der auferstandene Christus als die letzte Reinkarnation Jesu deuten? Er erschien sei-ner Gemeinde, einzelnen Jüngerinnen und Jüngern und kehrte so in die Ewigkeit zurück. Im Geist bleibt er in seiner Gemeinde anwesend. Es ist ein Geist, der immer wieder pfingstlich wirkt. Es handelt sich um den Geist authentischer Exerzitien. Im Prozess der Unterscheidung der Geister entfaltet sich seine Dynamik.

Es legt sich nahe, dass man bei einer solchen spirituel-len Intensivzeit, wie Exerzitien es sind, mit jemandem im Gespräch ist, der über hinreichende psychologische und religiöse Kenntnisse verfügt. Selbstverständlich sollte ein geistlicher Begleiter nicht nur einen eigenen spirituellen Weg gehen, sondern auch über die Fähigkeit verfügen, über eigenes und fremdes Leben zu reflektieren. Um es mit den Worten des ersten Petrusbriefes zu sagen: „Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der nach der Hoffnung fragt, die euch erfüllt“ (1 Petr 3,15b). Der Glaube an den Aufer standenen und eine kommunikative Kompetenz gehören zur Grundausstattung eines geistli-chen Begleiters, der mit einem Exerzitanten in vierwö-chigen Exerzitien unterwegs ist.

Paul Imhof

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Exerzitien auf dem Schwanberg

Im Geistlichen Zentrum Schwanberg werden im Jahresprogramm 2013 neben den im Artikel beschriebenen vierwö-chigen Exerzitien weitere Exerzitienformen angeboten. „Siehe, wir gehen hinauf nach Jerusalem“ - von Aschermittwoch bis Ostern werden Sie persönlich in „Exerzitien im Alltag“ geführt. Sie erhalten Evangelientexte zur täglichen Meditation und haben in der gesamten Zeit über E-Mail Kontakt mit Sr. Edith Therese Krug.

Einzelexerzitien in der Gruppe mit Sr. Ruth Meili sowie „Suchet, so werdet Ihr finden“ mit Sr. Christina Güller und Sr. Elisabeth Graf sind ignatianisch, d.h. mit Impuls, Begleitgespräch, Eutonie und Eucharistie in durchgehendem Schweigen.

„Jeder Schritt - mein Weg“ - PilgerexerzitienWir nehmen in dieser Woche einen Weg unter die Füße, der in die Stille und in die eigene Mitte führt. Wir gehen in der Natur viel im Schweigen und in der Achtsamkeit und stellen uns bewusst in die Gegenwart Gottes.

Bei den Exerzitien in der Spiritualität des Karmel mit Pfarrer Klaus Ponkratz geht es darum, in dieser dafür ausge-sonderten Zeit einzuüben, dass wir stets im Bewusstsein der Gegenwart Gottes leben. Impulse vorwiegend aus den Schriften der großen Meister des Karmel - Teresa von Avila und Johannes vom Kreuz - leiten im Schutz durchgehen-den Schweigens dazu an, in diese Haltung des „inneren Betens“ hineinzufinden.

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Beten heißt, mich von Gott lieben zu lassen

Das ist eine wunderbare Beschreibung von Gottes Zu-wendung zu mir und meiner Hinwendung zu ihm. Es ist ein wechselseitiges Geschehen, das Zeit und Raum fül-len will und das geschützte Zeiten und Räume braucht – Orte der Liebe.

Dabei ist es gar nicht so leicht, der Gottesbegegnung im Alltag einen Raum zu geben. So vieles beansprucht un-sere Aufmerksamkeit und unsere Zeit - ist wichtig.

Doch je mehr ich zu tun habe, umso wichtiger ist es, Raum und Zeit für die liebende Begegnung mit der Quel-le des Lebens zu hüten oder vielleicht erst freizukämp-fen, manchmal gegen meine eigenen Widerstände und inneren Stimmen.

Von vielen Menschen wird es hilfreich erlebt, Rituale zu erfinden oder vorhandene zu nutzen.Eine feste Zeit, ein bestimmter Ort, der gleiche Ablauf helfen zu Sammlung und Konzentration.

Das kann am frühen Morgen sein oder zum Abschluss des Tages, in einer Ecke meines Zimmers, die ich dafür reserviert habe und in der nichts Ablenkendes ist.In der Stille einer Kirche, die auf dem Weg zur Arbeit liegt, bei einem einsamen Spaziergang in der Natur, in der Betrachtung einer Pflanze oder eines Sonnenunter-gangs, im gleichförmigen Geräusch einer Zugfahrt, in-mitten der anderen Fahrgäste.

Gebetsecke - Stille Zeit: Es geht auch außerhalb des Klosters

Mit dem Außen gebe ich dem Innen einen Rahmen.

Mein Gott - ich bin da ich komme nach Hause - zu dir, in der Bewusstheit,der Ort, auf dem ich stehe ist, heiliges Land,ich ziehe die Schuhe meines Herzens aus,barfuß – schutzlos – unmittelbar bin ich vor dir –unter deinem barmherzigen liebenden Blick.Du bist gegenwärtig – in mir und um mich. Halte meine Sinne, mein Gemüt, meinen Verstand offen für deinen Ein-fall.Die Orte deiner Berührung sind überall und du vermagst mich mit allemund in allem zu berühren.

Die Sehnsucht nach dieser Erfahrung lockt mich immer wieder auf den Wegund die Erfahrung nährt die Sehnsucht.

Heilig bist du, Ursprung der Welt.

Heilig bist du, Ziel aller Wege.

Heilig bist du, ewige Gegenwart.

Sr. Heidrun Perpetau Schörk CCR

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Wer kennt sie nicht: Zeiten der Erschöpfung und der Überforderung? Im Mo-ment scheint alles zu viel. Es gibt viele Gründe, die kirchliche Mitarbeitende zu einer Auszeit im Haus „Respiratio“ veranlassen. Arbeitsüberlastung oder Neu-orientierung. Kleine oder große Krisen. Berufliche oder persönliche Themen: Das Spektrum ist breit. Jeder Entschluss, sich eine Auszeit zu nehmen, ist ein Zei-chen professioneller Kompetenz.

Respiratio – Therapiezentrum für kirchliche Mitarbeitende

Wer seine Leistungsfähigkeit erhalten will, indem begin-nende oder virulente Konflikte analysiert und bearbeitet werden, handelt professionell.Wer bewusst und im klärenden Gespräch mit anderen kritische berufliche Fragestellungen reflektiert, um qua-lifizierter arbeiten zu können, zeigt sich kompetent.Wer an seiner eigenen Person arbeitet, weil Pfarrer und Pfarrerinnen durch ihre persönliche Ausstrahlung wir-ken, nimmt pastorale Verantwortung wahr.

Schleichend sind die spirituellen Quellen des Gemeindepfarrers/der Gemeindepfar-rerin über die Jahre hin versiegt. Das Sch-reiben der Predigt ist eine einzige Qual. Zu-nehmend erschrickt er/sie über die innere Teilnahmslosigkeit auf der Kanzel.Der Gemeindealltag mit seinen vielfältigen Aufgaben ist schon anstrengend genug. Wenn dann noch eine Vakanzvertretung dazukommt oder der neu gewählte Kirchen-vorstand sich als schwieriger erweist als zu-nächst gedacht, kann man als Pfarrer oder

auf-atmen

Pfarrerin schnell mal an die Belastungsgrenze kommen.Wie soll es beruflich weitergehen? Stellenwechsel? Neuer beruflicher Schwerpunkt?Seit die Kinder aus dem Haus sind, ist die Unzufriedenheit in der Ehe richtig zu spüren. Gibt es Möglichkeiten, die Beziehung neu zu beleben?

Die tägliche Konfrontation mit Tod und Sterben bringt die Diakonin an die Grenzen ihrer emotionalen Belastbarkeit. Als dann bei ihrem Vater ein Lungenkarzinom diagnosti-ziert wird, ist sie völlig am Ende.

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Nach 30 Jahren im Kindergarten befindet sich die Erzie-herin in einer beruflichen Sackgasse. Auf den Lärm der Kinder reagiert sie mit heftigen Migräneanfällen. Die an-spruchsvollen Forderungen der unzufriedenen Eltern set-zen sie unter Druck. Ist eine berufliche Neuorientierung in ihrem Alter noch möglich?

Der Suizid der Tochter stellt die Welt der Kirchenmusike-rin auf den Kopf. Von einem Moment auf den anderen ist alles anders. Trauer, Wut und resignierte Niedergeschla-genheit überschwemmen sie.

Seelisches Leid hat sich über lange Zeit in das innere Er-leben der Pfarrerin eingebrannt. Ihre alten Bewältigungs-formen, mit dem emotionalen Druck zurechtzukommen, reichen nicht mehr aus. Zunehmend zeigt sich, dass sie dieses Leiden wenig beeinflussen kann. Es entstehen schwerwiegende Folgeprobleme in Familie und Beruf.

Das Haus Respiratio auf dem Schwanberg bietet seit 1995 Raum und Zeit an für kirchliche Mitarbeitende,

sich solchen und weiteren Fragestellungen in Ruhe und mit professioneller Begleitung zu stellen und gangbare Schritte zu entwickeln, die zu einer neuen Lebensquali-tät beitragen.

Das KonzeptRespiratio (lat. respirare: aufatmen, sich erholen) ist eine stationär-therapeutische Einrichtung, die hauptamtlich, kirchlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die Mög-lichkeit bietet, neuen Atem zu schöpfen und zur Ruhe zu kommen. Die Bearbeitung emotionaler Probleme soll dazu befähigen, die Belastungen des beruflichen und fa-miliären Alltags wieder besser bewältigen zu können. Das tiefenpsychologisch orientierte - aber multimodal ausgerichtete - Programm von Respiratio fördert das Verständnis für innerseelische Konflikte und deren Aus-wirkungen auf das zwischenmenschliche Verhalten. Es regt dazu an, durch wohlwollend-kritische Selbstrefle-xion und interpersonelles Lernen dysfunktionale Verhal-tens-, Erlebens- und Denkmuster zu identifizieren und zu verändern.

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Praktische Hinweise für InteressentenDer Aufenthalt im Haus „Respiratio“ dauert in der Regel fünf oder sechs Wochen. Die Teilnehmenden beginnen und beenden den therapeutischen Aufenthalt gemein-sam.Für landeskirchlich Bedienstete der Trägerkirchen (Ba-den, Bayern und Württemberg) werden die Kosten des Aufenthalts – bis auf einen kleinen Eigenbeitrag – über-nommen. Für die Dauer des Aufenthalts wird Dienstbe-freiung gewährt. Gäste aus anderen Landeskirchen sind ebenfalls herzlich willkommen. Kostenübernahme und Dienstbefreiung sind mit der jeweiligen Personalabteilung zu klären.Ob eine Auszeit sinnvoll ist, wird in persönlichen Gesprä-chen im Haus „Respiratio“ geklärt. Eine vorhergehende Rücksprache mit Dienstvorgesetzten ist für Mitglieder der Trägerkirchen nicht erforderlich. Bei Befürwortung erteilt Respiratio eine schriftliche Genehmigung, die dann lediglich auf dem Dienstweg einzureichen ist.Die Mitarbeitenden in Respiratio unterstehen einer strengen Schweigepflicht. Es gibt keine Rückmeldungen an Dienstvorgesetzte oder Kirchenleitung.

Ansprechpartner Pfarrer Dr. Hans-Friedrich Stängle (M.A.R.), PsychologischerPsychotherapeut, Supervisor, Leiter des Hauses „Respiratio“,Frau Simone Waadt, Sekretärin

Kontaktaufnahme und InformationAnschrift: Haus „Respiratio“, Auf dem Schwanberg, 97348 RödelseeTelefon: 09323 32-250, [email protected] Montag -Freitag von 7.30 – 9.30, Montag 14 - 15.30 UhrWeitere Informationen: www.respiratio.de

Die integrale Ausrichtung von Respiratio spricht Geist, Leib und Seele an und bietet Raum für spirituelle Erfah-rungen. Als professionell durchgeführte Psychotherapie unterscheidet sich der pastoraltherapeutische Ansatz von Respiratio jedoch deutlich von Formen der Geistli-chen Begleitung und anderen spirituell-unterstützenden Angeboten.

Das Zusammenleben im Haus „Respiratio“ soll eine zur Veränderung ermutigende Atmosphäre schaffen und durch das Erleben von Begegnung, Teilnehmen, Grenzen-Erkennen und Kommunizieren zu heilsamen Beziehungs-erfahrungen führen. Im Interaktionsfeld der Gruppe kön-nen eigene emotionale Bedürfnisse wahrgenommen und ihre sozial verantwortliche Durchsetzung geübt werden.

Ziel der gemeinsamen therapeutischen Arbeit ist es, per-sönliche Selbstheilungskräfte und vorhandene Ressour-cen neu nutzen zu können, um körperlich, psychisch und spirituell zu genesen und den täglichen inneren und äu-ßeren Anforderungen mit resilienter Stärke zu begegnen.

Bestandteile der Kurse sind: erlebnisorientierte Gruppen-arbeit und therapeutisch-seelsorgerliche Einzelgespräche – ergänzt durch atemtherapeutische, kreativ- oder bewe-gungstherapeutische Angebote. Neben der täglichen Be-sinnung im Haus „Respiratio“ gibt es die Möglichkeit, an den Tagzeitengebeten der Schwestern der „Communität Casteller Ring“ in der benachbarten St. Michaelskirche teilzunehmen.

Voraussetzung für die Aufnahme ist die Bereitschaft, sich mit der problematischen Lebenssituation und mit dem eigenen Verhalten achtsam und kritisch auseinan-derzusetzen und sich im geschützten Rahmen der The-rapiegruppe auf neue emotionale Lernerfahrungen ein-zulassen.

Dr. Hans- Friedrich Stängle

Dr. Hans- Friedrich Stängle (M.A.R.), evang. Pfarrer, Psychologischer Psychotherapeut (Approbation für Tiefenpsychologie), Supervisor (ACPE; KSA). Dozent am Institut für Psychoanalyse und psychoanalytische Psychotherapie in Würzburg.

Studium der Theologie und Psychologie in Deutschland und den USA. Erfahrung in verschiedenen pastoralen Arbeitsfeldern: Gemeinde, Krankenhaus, Telefonseelsorge,

kirchliche Beratung, theologische Ausbildung). Seit 2007 Leiter des Hauses „Respiratio“ auf dem Schwanberg.

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Aus dem Leben von Sr. Annemarie Mechthild Hacker CCR

Geb. am 11. Oktober 1925, Profess am 4. April 1963,gest. am 9. Oktober 2012

Am 11. Oktober 1925, einem Sonntag, wurde Annemarie als zweites Kind ihrer Eltern in Goldberg, einer kleinen Stadt in Mecklenburg, geboren. Eltern und alle Vorfah-ren stammen aus Mecklenburg. Sie wuchs mit zwei Ge-schwistern, einem älteren Bruder und einer vier Jahre jüngeren Schwester auf. Der Vater arbeitete als Lokomo-tivführer und zog 1930 mit der Familie in die alte Han-sestadt Wismar. In dieser Stadt an der Ostsee verbrachte Annemarie ihre Schulzeit. Wismar war die geliebte Hei-matstadt ihrer Kindheit mit mächtigen gotischen Kir-chen und Gebäuden – eine Stadt, deren Kirchen fast alle vor dem Ende des Krieges zerstört wurden.

Von 1936 – 1944 besuchte Annemarie die Oberschule für Mädchen mit hauswirtschaftlichem Zweig und schloss die Schule kriegsbedingt mit dem vorgezogenen Abitur ab. Anschließend musste sie sofort in den Arbeitsdienst und Kriegshilfsdienst. Zu ihrer Jugendzeit schreibt sie:Ich bin in einem christlichen Elternhaus aufgewachsen, aber ich wuchs in einer Zeit auf, in der es nicht leicht war, als Christ zu leben. Die positive Seite davon: Ich nahm Christsein ernst. Christsein hatte für mich etwas mit Bekennen und Mut zu tun. Ich hatte einen sehr gu-ten Konfirmandenunterricht. Ich erinnere mich noch an das Wort der Predigt bei der Konfirmation: ‚Suchet den Herrn, so werdet ihr leben.‘ Ein Programm für mein ganzes Leben.“

Gleich nach der Konfirmation half sie im Kindergottes-dienst gerne und engagiert mit. Ein weiteres wichtiges Erleben in dieser Zeit war der Schülerkreis, in dem auch die Komplet gemeinsam gebetet wurde. Auf zwei Freizeiten im Jahr 1943 in der Untermühle in Imshausen tat sich für Annemarie eine ganz andere Welt auf. Dort entdeckte sie die Wurzeln des kommunitären Lebens und die zarte, später glühende Liebe zum Sakra-ment und Psalmengebet.

Das Kriegsende erlebte Annemarie in Wismar und half so-fort beim Aufbau eines evangelischen Kindergartens und bei Christenlehrstunden mit. Sie entschloss sich zu einer kirchlichen Ausbildung: Im Jahr 1946 begann sie die zwei-jährige Ausbildung als Gemeindehelferin im Burckhardt-haus in Berlin-Dahlem. Im Mai 1948 wurde Annemarie von ihrem Konfirmator, Superintendent Steinbrecher, in ihre Aufgabe als Gemeindehelferin in Neustrelitz einge-führt. Kinder- und Jugendarbeit und Christenlehrunter-richt wurden ihre Hauptaufgaben. Bald bildete sich in Neustrelitz ein liturgischer Kreis, in dem sie über viele Jahre täglich in der Kirche die Vesper beteten.

1957 war Annemarie zum ersten Mal in Castell als Teil-nehmerin einer Freizeit für kirchliche Mitarbeiter aus Mecklenburg. Hier erlebte sie das, wonach sie sich sehn-te: das Stundengebet. Die Frage der völligen Hingabe und die ihr theologisch unmöglich erscheinende Konver-sion zum katholischen Glauben beschäftigten sie sehr.An Ostern 1959 entschloss sie sich – gleichsam gezogen vom 84. Psalm – zum Eintritt in die Communität Castel-ler Ring. Sie schreibt in ihrem Antrag auf Aufnahme in unsere Communität:

„Suchet den Herrn, so werdet ihr leben.“

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„Der Schritt, den ich jetzt zu tun wage, beginnt mit Er-lebnissen, die ich auf einer Freizeit in der Untermühle in Imshausen bei Frau Vera von Trott hatte. Bis dahin waren mir alle liturgischen Ordnungen völlig fremd – da wur-de ich einfach in die Atmosphäre hineingezogen. Einen besonderen Eindruck machte auf mich ein Bild von der Ankündigung der Geburt Christi: die Gestalt der Maria in ihrem demütigen Bereitsein für Gott. „

Am 29. April 1959 verließ Annemarie ihre Heimat, ohne Gemeinde und Freunde zu informieren, um sie zu schüt-zen. Ihr selbst und Freunden drohte Gefängnis wegen Staatsflucht aus der DDR. Die Schwestern der Commu-nität auf dem Schwanberg waren von dem geheimen Grenzübertritt informiert und beteten für sie eine Nove-ne mit dem 126. Psalm: „Wenn der Herr die Gefangenen Zions erlösen wird, dann werden wir sein wie die Träu-menden.“ Hedwig Döbereiner holte sie an der Sektoren-grenze im Bahnhof Zoo in Berlin nach fast verzweifeltem Warten ab. Infolge der zweiten Berlin-Krise waren die Transitwege blockiert, sodass Annemarie nur per Flug-zeug aus der Stadt herauskam.Sie folgte dem Ruf Gottes, der ihr in der Losung des Ta-ges entgegenkam: „Ich will singen und spielen vor dem Herrn, denn er hat mich erwählt.“Am 3. Mai 1959 wurde sie ins Postulat aufgenommen.

Die Umstellung von Ost nach West, vom Norden in den Süden kostete sie in den ersten Jahren viel Kraft. Sie sprach kaum darüber, wie sehr sie ihre Heimat vermisste und unter den erschwerten oder gar abgerissenen Ver-bindungen zu Familie und Gemeinde und Freunden litt.

In den ersten Jahren in der Communität arbeitete sie bei Kinderfreizeiten mit und war bei den Schülerinnen ein-gesetzt. Dann kam sie plötzlich in die Küche: „Ich konnte eigentlich nicht kochen, aber ich hatte Lust und hab mir überall etwas abgeschaut. Wichtig war für mich auch der Umgang mit den vielen jungen Menschen, die in der Küche mithalfen. Ich hab’ mir viel Zeit für Gespräche ge-nommen.“ Im April 1963 feierte Sr. Annemarie Mechthild ihre Pro-fess und sah es rückblickend als Verankerung auf ihrem Weg „Suchet den Herrn, so werdet ihr leben“. Mechthild von Magdeburg war ihrem Wesen zutiefst vertraut und es war eine Heilige aus ihrer Heimat. Sie war eine starke,

kluge und von der Gottesminne erfüllte Frau. Annema-rie Mechthild war und blieb berührt von den Texten der Mystikerin zum Gebet und zu ihrer Sehnsucht. Mit ihren Worten versuchte Annemarie im Alltag und in glückli-cher Stille ihr ganzes Leben lang zu sprechen:„Du, Herr, bist meine Labung, ich bin deine Erblühung.“

Über die folgenden 37 Jahre ihres Lebens auf dem Schwanberg als Profess-Schwester schreibt sie in ihrem zweiseitigen Lebensrückblick vier Sätze:„Im Laufe der vielen Jahre ist ja meine Hauptaufgabe ge-blieben, für das leibliche Wohl der Schwestern zu sorgen - eine schöne Aufgabe! Aber ich sah auch eine andere Aufgabe in den vielen Jahren: besonders jungen Schwes-tern geistlich eine Hilfe zu sein, was in den ersten Jahren mit klösterlichen Ämtern verbunden war. Es war wieder eine Aufgabe, die ich sehr geliebt habe und noch liebe.“

Im Jahr 1991 begann für Sr. Annemarie ein neuer Ab-schnitt: Sie hörte mit der Arbeit in der Schlossküche auf und ging mit Sr. Maria Scholastika und Sr. Sofie Agatha nach Würzburg. Dort erfuhr sie ein Stück Weltoffenheit und nutzte das kulturelle Angebot an Vorträgen, Aus-stellungen und kirchlichem Leben.

Nach fünfeinhalb Jahren in der kleinen Stadtgemein-schaft kehrte sie auf den Schwanberg zurück. Sie wollte bewusst als ältere Schwester in der Gemeinschaft leben und verstand dies als Chance des Alters: „Es ist gut, mehr Zeit zu haben, aber es ist zugleich auch eine Anforde-rung, die Zeit zu nützen.“ Das lebte sie täglich bis ins hohe Alter, begleitete Sr. Sofie auf ihrem Weg und blieb treu bei ihr zur gemeinsamen Komplet in der Zelle.

Sr. Annemarie war eine lebenserfahrene, tief gläubige Mitschwester. Wenn sie aus dem Schatz ihres theologi-schen Wissens und ihrer Liebe zur Kunst uns etwas zeig-te, dann waren dies wertvolle Gaben. Sie sprach wenig von ihrem reichen inneren Leben. In der Bescheidenheit und Zurückhaltung der mystischen Gottesbeziehung lebte sie ihren Glauben. Persönliche Gedanken teilte sie nur mit Menschen ihres Vertrauens und so litt sie wohl auch unter der Einsamkeit. Ihre unverbrüchliche Treue zum Stundengebet war die Kraftquelle ihres Lebens. Das beharrliche Bleiben in ihren Glaubensüberzeugungen war für sie und für uns auch schmerzvoll. Als Priorin wa-

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Nachrichten aus der Communität Casteller Ring

In den wenigen Monaten seit der letzten Ausgabe des Schwanbergbriefes hat sich in unserer Gemeinschaft eine Fülle an Leben bis hin zu seiner Vollendung ereignet:

Am 11. September konnten wir Sr. Anja Waltemate als Pos-

ren mir ihre Gedanken im Schwesternrat in ihrer Klar-heit wertvoll. Sie vermochte in den jungen Schwestern geistliche Gaben zu sehen. Verbunden mit einer einfühl-samen Menschenkenntnis war sie mir eine diskrete und verlässliche Beraterin.

So war es ein Zeichen ihrer schwesterlichen Zuneigung und Treue, dass Sr. Annemarie Mechthild trotz schwe-rer Erkrankung die Professfeier von Sr. Kathrin-Susanne Franziska miterlebte und das Suscipe als Lebenshingabe mitsang. Wenige Tage nach dem hohen Fest erloschen ihre Kräfte. Wir sind berührt und dankbar, dass sie fried-

lich bei uns zu Hause einschlafen durfte.

Schwanberg, 11. Oktober 2012

Communität Casteller RingPriorin Sr. Friederike Immanuela Popp

tulantin in unsere Gemeinschaft aufnehmen. Seither lebt sie sich in unseren Tagesrhythmus ein und lernt die Communität von innen her kennen.

Am 3. Oktober feierten wir mit unserer Schwester Kath-rin-Susanne Franziska Schulz ein großes Fest.In einem feierlichen Abendmahlsgottesdienst legte sie ihre Profess ab und band sich damit für immer an Gott und unsere Gemeinschaft. Im Anschluss an den Gottes-

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nige Tage nach der Professfeier ist sie zur Gottesdienst-zeit friedlich in Gottes Ewigkeit hinübergegangen (siehe auch Seite 22).

Die Begegnung mit anderen Gemeinschaften ist immer wieder eine Bereicherung und eine Stärkung auf dem gemeinsamen Weg der Nachfolge. Das erleben wir, wenn wir unterwegs sind genauso wie bei Treffen hier auf dem Schwanberg.

Auf dem Schwanberg tagte der theologische Arbeitskreis der Communitäten, ebenso waren wir diesmal Gastgebe-rinnen für das evangelische Noviziate–Treffen. Darüber wollen wir in der nächsten Ausgabe berichten.

Von 5. – 7. Oktober fand ein Treffen unserer Oblatenge-meinschaft statt. Am Samstagabend gaben uns Christi-ane und Torsten Trotzki (Foto) teil an den Erfahrungen

eines Pilgerweges nach Santiago de Compostela. Unter dem Titel „Ziel und Weg – was ist geblieben?“ nahmen sie uns in Wort und Bild mit auf den Weg.

Einzeln und gemeinsam nahmen verschiedene Schwes-tern auswärts Termine wahr, davon seien einige genannt:

Traditionsgemäß nahmen Priorin Sr. Friederike Immanu-ela Popp und Subpriorin Sr. Sigrid Klose an der Micha-eliskonferenz teil, die in diesem Jahr in Neuendettelsau teil stattfand.

Sr. Caecilia Roos ist kontinuierlich engagiert in den Tref-

dienst war im Kreuzgang Gelegenheit zu Gratulation und Begegnung. Zusammen mit der Familie und mit Freun-den unserer Neuprofesse setzten wir die Feier im Saal des Schlosses fort.

Es war uns eine große Freude, dass unsere Sr. Annemarie Hacker (links) an diesem Ereignis teilhaben konnte. Sie war die Wochen zuvor zusehends schwächer geworden, ein Krankenhausaufenthalt konnte ihre Beschwerden soweit lindern, dass sie wieder nach Hause konnte. We-

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fen und Vernetzungen der Gemeinschaften, so beteiligte sie sich am Nordbayerntreffen in Eschenbach.

Am 10. Oktober nahm Sr. Heidrun Schörk an der jähr-lichen Mitgliederversammlung des Diakonischen Wer-kes Bayern teil. Ein Schwerpunkt war in diesem Jahr die Neuwahl des Diakonischen Rates. Sr. Friederike Popp wurde für die neue Periode als Vertreterin der Kommu-nitäten und Gemeinschaften in den Diakonischen Rat wiedergewählt.

Sr. Dorothea Beate Krauß beteiligte sich vom 8. - 10. Oktober an der Lutherischen Liturgischen Konferenz in Hildesheim. Am 19. Oktober folgte sie einer Einladung in die Benediktinerinnenabtei Kloster Engelthal zur Feier des 50-jährigen Bestehens.

Die Mitgliederversammlung vom BCJ Bayern (Begegnung von Christen und Juden) begann mit einer Einladung der jüdischen Gemeinde Augsburg zur Schabbatbegrüßung. Sr. Friederike Immanuela Popp kam sehr bereichert mit neuen Impulsen zurück.

Sr. Ruth Meili engagierte sich bei der Jahrestagung Stif-tung Geistliches Leben, die diesmal in Selbitz bei der Christusbruderschaft tagte.

Eine interessierte kleine Gruppe von Schwestern trifft sich mit gleichaltrigen Brüdern der Abtei Münster-schwarzach zu persönlichem Austausch: Sie nennen sich humorvoll „Methusalemgruppe“ und teilen Erfahrungen zum geistlichen Weg des Altwerdens im Kloster.

Sr. Helke Theophana Brandt berichtet aus ihrem Alltag: „Im Hospiz haben wir Zuwachs im Team, bei den ehrenamt-lichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die unsere Arbeit sehr unterstützen. Tami, eine Labradorhündin, und ihre Be-sitzerin Monika Stark kommen zwei bis drei Mal in der Woche in das Hospiz „St. Martin“. Tami durchläuft gerade eine Ausbil-dung als Therapiehündin.

Am 3. November 2012 hatte ich die Möglichkeit, bei der Einkleidung von Bruder Hubert in der Gemeinschaft der Franziskaner-Eremiten dabei zu sein. Die Feier fand in-nerhalb einer Eucharistiefeier statt, die uns Generalvikar Pfarrer Mass hielt. Sr. Britta übergab Bruder Hubert den Habit. Elf Menschen hatten sich in der Kapelle versam-melt, um Bruder Hubert bei seinem nächsten Schritt in die Gemeinschaft zu begleiten. Wir waren Menschen aus verschiedenen Konfessionen, die sich versammelt hatten. Die ökumenische Offenheit ist ein Anliegen dieser kleinen Eremitengemeinschaft.“

Und Sr. Ellen Reisig schreibt: „Im Mai konnte ich im Na-men des Schwanbergs an einer Sitzung der Fördergrup-pe des Klosters in Bad König teilnehmen. Im kirchlichen Tagungshaus dort engagieren sich eine Pfarrerin und eh-renamtlich mehrere Frauen für die Belebung des geistli-chen Lebens.

Der Katholikentag war ja in meiner Region (Mannheim), ein Fest der Begegnungen, so habe ich meine Teilnahme als Tagesgast erlebt.

Im Juli war ich zur Wochenendfortbildung bei Kairos. Un-sere Ausbildungsgruppe (Tiefen- und Gestaltpädagogik, Kairos) hat sich in diesem Jahr bereits zumzehnten Mal in Folge getroffen.Ansonsten bin ich dankbar, dass sich in meinem Leben und Arbeiten Kontinuität eingestellt hat.“

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Nachrichten aus dem Geistlichen Zentrum Schwanberg - Die Sommerzeit

Auch in diesem Schwanbergbrief können wir neue MitarbeiterInnen im Geistlichen Zentrum begrüßen!

Im September begann ein neues „Freiwilliges soziales Jahr“ – diesmal sind es zwei junge Männer: Hovhannes Matinyan aus Armenien und Justin Ehrlich aus Kitzin-gen und eine junge Frau – Hannah Griese aus Michel-bach an der Bilz, die den Schwanberg vor einigen Jahren bei einer Familienfreizeit kennengelernt hat. Inzwischen sind sie schon eine gute und hilfreiche Gemeinschaft.

In der Verwaltung hat seit Mitte September Anja Walte-mate einen Platz. Sie ist Postulantin in der Communität Casteller Ring - Sie konnten es schon lesen. Sie schreibt: „Ankommen, in Franken, bei den Schwestern, an neuen Arbeitsplätzen. Zum Glück gibt es im Geistlichen Zent-rum Menschen, die ein Hamburger Nordlicht nicht nur herzlich empfangen und einarbeiten, sondern ihm auch

die fränkische Lebensart beibringen. Im Haus St. Michael unterstütze ich mit Freude Schwester Brigitte Rosen-hagen und an meinem Arbeitsplatz in der Verwaltung betreue ich kleine Marketing- und Klostertourismuspro-jekte.“

Michaela Weismann ge-hört seit 1. Oktober zum Schlossküchen-Team.Sie kommt zu uns auf den Schwanberg von den Erlö-serschwestern im KIoster Heidenfeld. Auch ihre Aus-bildung als Hauswirtschaf-terin hat sie bei den Erlö-serschwestern gemacht.

Die Orientierungstage im Jugendhof bieten große Möglichkeiten – Arno Dietz, unser Jugendhofleiter, berichtet:

„Alles kann besser werden …“ (Xavier Naidoo) mit diesem Song stimmten wir uns auf den gemeinsamen Beginn für die „Tage der Orientierung“ ein. Zu Besuch: vier achte Klassen aus dem Johann-Philipp-von-Schönborn-Gymnasium aus Münnerstadt. Das Ziel: In der Klassengemeinschaft zusammenwach-sen, mich erfahren, mich in das Klassengeschehen kons-truktiv einbringen.

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Durch unterschiedliche erlebnispädagogische Aufgaben-stellungen lernten die SchülerInnen spielerisch sich mit „nicht alltäglichen Situationen“ auseinanderzusetzen und daraus zu lernen. Es wurde viel über das Geschehene diskutiert und mit einigen Beispielen aus dem Schulall-tag verglichen. Am Ende waren sich die Schüler in ihrer Meinung einig: „Wir verstehen den anderen viel besser, können zuhören und darauf eingehen!“

Auch der Abschlussgottesdienst wurde um dieses Thema gestaltet und mit dem Eingangslied begleitet. Es war der Beweis: „Alles kann besser werden...“

Ob auch ein Labyrinth zur Orientierung verhilft?Jedenfalls danken wir unseren ehrenamtlichen Helferin-nen und Helfern für die treue Pflege.

Sie schreiben: „Wie besprochen, waren wir die Tage auf dem Schwanberg. Wir haben uns dort wohlgefühlt und unsere Arbeit getan - allerdings unvollendet. Gern sind wir bereit, noch vor Wintereinbruch die andere Hälfte des Labyrinths zu mulchen.“ Vielen Dank Ihnen dafür!

Schlossparkführungen und Schloss- und Kirchenfüh-rungen brachten in den letzten Monaten viele Menschen auf den Berg. – Manchmal waren es über 100 Menschen, die sich interessierten. – Schön!Vielen Dank auch an die örtliche Presse, die unsere Ein-ladungen immer weitergegeben hat!

Es gab eine „Schlossparkserenade“ mit dem Bezirkspo-saunenchor Kitzingen und Bezirkskantor Carl-Friedrich Meyer

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und es gab „Goldenen Oktober“ bis zum großen Win-tereinbruch am 27. – so früh, wie schon seit Jahrzehnten nicht mehr!

Gerade in diesen Wochen wurde die Sandsteintreppe, die zwischen Pippin und Hadeloga in den Schlosspark führt, völlig neu aufgebaut – wenn Sie das nächste Mal auf den Schwanberg kommen, können Sie sie bestaunen!

Viel gearbeitet wurde von den Mitarbeitenden – unter anderem im September im Vorfeld des externen Audits 2012, das Henning von Knobelsdorff abnahm. Etwas er-schöpft, aber glücklich präsentiert auf diesem Foto das Umweltteam mit Siegfried Fuchs und dem Prüfer die Ur-kunde.

Nicht nur die Umweltaspekte – auch die Sicherheit un-serer Gäste ist uns sehr wichtig, und so sind wir froh, dass Feuerwehr und Rotes Kreuz unserer Gemeinden Rödelsee und Fröhstockheim zu einer „Nachtübung“ ins Schloss gekommen waren.

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Vieles gäbe es noch zu berichten von Tagunsgruppen und Konzerten, von Veranstaltungen wie dem jährlichen Ter-min des Kreisjugendrings in unserem Saal oder dem ers-ten Besuch von „Schule und Wirtschaft“ im September, von Sonntagen mit unendlich vielen Spaziergängern und

von verhangenen Novembertagen, an denen die Wolke den Schwanberg umhüllte.

Ganz herzliche Einladung an Sie alle, zu kommen und selbst zu sehen!

Auf Grundlage der in einer außerordentlichen Mitgliederversammlung im März beschlossenen Satzungsände-rung wurde in der ordentlichen Mitgliederversammlung des Vereins Geistliches Zentrum Schwanberg e.V. am Samstag, den 17. November 2012 der Verwaltungsrat gewählt. Den Verwaltungsrat bilden Pfarrer Harald Vogt (2. v. li.), Wolfgang Graf zu Castell-Castell (3. v. li.), Kurt Braml (mitte), Dr. Johannes Friedrich (4. v. re.) und Klaus Meyer (3. v. re.), Dr. Ulrike Strerath-Bolz, Sr. Heidrun Schörk sowie (nicht auf dem Foto) Sr. Katharina Klara Schridde und Pater Richard Kuchenbuch OSB. Der Verwaltungsrat berät und beaufsichtigt den Vorstand (Stefan Sedlacek, Sr. Dr. Friederike Popp). Priorin Friederike Immanuela bedankte sich bei den scheidenden ehemaligen Vorständen Heinz Haag, Hartmut Hausknecht, Irene Hünnerkopf, Dekan Hanspeter Kern, Sr. Edith Therese Krug und Lothar Volz für viele Jahre wertvollen Engagements für den Schwanberg.

Verwaltungsrat wurde gewählt

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Wir laden Sie ein zu unseren Kursen aus unserem Jahresprogramm. Es gibt noch freie Plätze:

„... und als sie den Stern sahen, wurden sie hoch erfreut” (Mt 2,10)3. - 6. Januar 2013Meditation zum Fest der EpiphanieIn Schweigemeditation, ganzheitlicher Erfahrung des Bibeltextes und im Austausch in der Gruppe bereiten wir uns vor auf die Feier des Epiphanienfestes, des Fes-tes der Erscheinung des Herrn.

Leitung: Sr. Edith Therese Krug CCR, Birgit LinnebachKursgebühr: 150 EuroUnterkunft und Verpflegung:im Haus St. Michael 195 Euro

„Das schau ich mir an”Klosterschnuppertage11. - 13. Januar 2013Wenn Sie eigentlich schon immer mal gern wissen wollten, was „dran” ist am Klosterleben, aber sich nicht so recht trauten, den Schritt „hinter die Kulissen” zu machen - der Klosterschnupperkurs möchte es Ihnen erleichtern.Dieses Wochenende bietet Einblicke ins Klosterleben für Wissbegierige, Interessierte oder „einfach nur mal so”. Und vielleicht nehmen Sie ein paar Impulse mit nach Hause, die Ihnen helfen, auch mitten im Alltag ein wenig mehr Ruhe und Gelassenheit zu erleben.

Leitung: Sr. Renate Hübsch CCR, Monika Frieb-PreisKursgebühr: 90 EuroUnterkunft und Verpflegung im Schloss: 118 Euro

„Ich will meine Weisung in ihr Herz schreiben”Gott schreibend wirken lassen18. - 20. Januar 2013Dieses Wochenende bietet die Möglichkeit innezu-halten, um sich eigener Stärken und Sehnsüchte be-wusst zu werden. Unterschiedliche Schreibimpulse und

HinweiseBildungsprämie

Das Bundesministerium für Bildung & For-schung fördert Weiterbildungsmaßnahmen und Qualifizierungen von Erwerbstätigen. Viele unserer Angebote sind als berufliche Fortbil-dungsmaßnahmen anerkennungsfähig. Infor-mationen unter: www.bildungspraemie.info

Bildung Plus

Bei Anreise zu unseren Kursen am Vortag oder bei Verlängerung um einen Tag bieten wir Ih-nen für diese Tage Sonderpreise an.

Bitte nehmen Sie Kontakt auf.

Freie Plätze geistliche Übungen führen in eine vertiefte Selbst- und Gotteswahrnehmung.Schweigen, Hören und Austausch in der Gruppe unter-stützen den Klärungs- und Gestaltungsprozess.Leitung: Dr. Vera Zegers, Joachim WehrenbrechtKursgebühr: 110 EuroUnterkunft und Verpflegung:im Haus St. Michael 135 Euro

Perspektiven - Frei-Zeit mit Aussichtfür Menschen in beruflicher Verantwortung24. - 26. Januar 2013Gelegenheit zu einer Auszeit aus dem Tempo und den Ab-hängigkeiten des beruflichen Alltags. Atemholen in der ruhigen Atmosphäre des Schwanbergs. Gelegenheit, die eigene Führungssituation mit einem erfahrenen Coach zu reflektieren. Impulsvorträge zu einer werteorientier-ten nachhaltigen Führungsarbeit. Angebote zu Medita-tion und Geistlicher Begleitung. Aussicht auf Neues.

Leitung: Stefan SedlacekKursgebühr bei Buchung über Firmen: 350 EuroKursgebühr bei privaten Buchungen: 180 EuroUnterkunft und Verpflegung im Schloss: 122 Euro

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