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Werke von van Eyck, J. S. Bach, Telemann, Bigaglia, Debussy, C. Ph. E. Bach und Vivaldi Lucie Horsch, Blockflöten Bruno Hurtado Gosalvez, Barockcello Max Volbers, Cembalo Werke von van Eyck, J. S. Bach, Telemann, Bigaglia, Debussy, C. Ph. E. Bach und Vivaldi Lucie Horsch, Blockflöten Bruno Hurtado Gosalvez, Barockcello Max Volbers, Cembalo 4. ABO-KAMMERMUSIKKONZERT „ERLEBE SOL” Sonntag, 2. Dezember 2018, 11:00 Uhr Rathaussaal Vaduz

4. ABO-KAMMERMUSIKKONZERT „ERLEBE SOL” · in e-Moll, BWV 1034 (15’) I. Adagio ma non tanto II. Allegro III. Andante IV. Allegro Georg Philipp Telemann (1681–1767) Kanonische

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Werke von van Eyck, J. S. Bach,Telemann, Bigaglia, Debussy,

C. Ph. E. Bach und Vivaldi

Lucie Horsch, BlockflötenBruno Hurtado Gosalvez, Barockcello

Max Volbers, Cembalo

Werke von van Eyck, J. S. Bach,Telemann, Bigaglia, Debussy,

C. Ph. E. Bach und Vivaldi

Lucie Horsch, BlockflötenBruno Hurtado Gosalvez, Barockcello

Max Volbers, Cembalo

4. ABO-KAMMERMUSIKKONZERT

„ERLEBE SOL”Sonntag, 2. Dezember 2018, 11:00 Uhr

Rathaussaal Vaduz

2 Programmänderungvorbehalten

IMPRESSUM

STIFTUNG Sinfonieorchester LiechtensteinZollstrasse 2, FL-9490 Vaduz

Stiftungsrat:Dr. Ernst Walch, Präsident

Michael Gattenhof, VizepräsidentWilliam Maxfield, Vertreter des Freundeskreises

Rachel Wieser, Vertreterin des Orchestervorstandes

Orchestervorstand:Rachel Wieser, Vertreterin der hohen StreicherMarkus Schmitz, Vertreter der tiefen Streicher

Adrian Buzac, Vertreter der Holzbläser samt HarfeWolfgang Bilgeri, Vertreter der Blechbläser samt Schlagwerk

Geschäftsstelle des Sinfonieorchesters Liechtenstein:Alemannenstrasse 23, FL-9485 Nendeln

Intendant: Dražen Domjanic

Künstlerisches Betriebsbüro: Florian Thierbach

Tel.: 00423 262 63 51 • Fax: 00423 262 63 54

[email protected] • www.sinfonieorchester.li

Konzeption und Realisation: DraDoVision Est., Nendelnwww.dradovision.com

Lektorat: Uta Pastowski

Druck: Gutenberg AG, Schaan

© 2018 Sinfonieorchester Liechtenstein

PROGRAMM

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Jacob van Eyck (1590–1657)aus „Der Fluyten Lust-hof“ fürRenaissance-Altblockflöte (6’)

„O heyligh zaligh Bethlehem“

Johann Sebastian Bach (1685–1750)Sonate für Altblockflöte, Barockcello und Cembalo in e-Moll, BWV 1034 (15’)

I. Adagio ma non tantoII. AllegroIII. AndanteIV. Allegro

Georg Philipp Telemann(1681–1767)Kanonische Sonate für Altblockflöte und BarockcelloNr. 1 in G-Dur, TWV 40:118 (4’)

I. VivaceII. AdagioIII. Allegro

Diogenio Bigaglia (ca. 1676–ca. 1745)Sonate für Renaissance-Sopranblockflöte, Barockcellound Cembalo in a-Moll (7’)

I. AdagioII. AllegroIII. Tempo di MinuettoIV. Allegro

Claude Debussy (1862–1918)Syrinx für Voice Flute solo, L 129 (1913) (3’)

Carl Philipp Emanuel Bach(1714–1788)Sonate für Sopranblockflöteund Cembalo in g-Moll, Wq 135 (11’)

I. AdagioII. AllegroIII. Vivace

Antonio Vivaldi (1678–1741)Triosonate für Altblockflöte,obligates Barockcello undCembalo in a-Moll, RV 86 (10’)

I. LargoII. AllegroIII. Largo cantabileIV. Allegro molto

Lucie Horsch, BlockflötenBruno Hurtado Gosalvez,BarockcelloMax Volbers, Cembalo

Zum Programm

Ein dunkler Raum, aus demschwach ein phosphoreszie-rendes Glimmen dringt. Wieeine schützende Höhle ver-steckt sich mitten im Tübin-ger Schloss hoch über demNeckar eine Wunderkammer.Hinter ihrer steinernenSchwelle ruhen rare Schätzeaus dem Paläolithikum:Werkzeuge, Waffen, Figür-chen und Ritzbilder aus demHausrat von Steinzeitmen-schen präsentiert hier dasMuseum der Universität Tü-bingen. Mitten zwischen denArtefakten aus Stein undHorn liegen unscheinbarefahle Knochen. Fast würdeman sie übersehen, wärensie nicht so auffällig im blei-chen Licht unter dem Glas-sturz drapiert. Einer davon –der Flügelknochen einesSingschwans, gefunden inder Geißenklösterle-Höhlebei Blaubeuren – misst ge-rade einmal knappe 13 Zen-timeter. Vor etwa 35.000 Jah-ren schnitzte ein Eiszeitjägermit Feuersteinklingen dreiflache Löcher ein und schufsich aus dem hohlen Knö-chelchen eine Flöte.In mehreren Höhlen auf derSchwäbischen Alb wurdenBruchstücke solcher Flötenaus Vogelknochen oderMammutelfenbein gefunden.Sie gelten als die frühesten

Belege für Musikinstrumenteweltweit. Kürzlich stellten dieTübinger Forscher ein weite-res, neu entdecktes Flöten-fragment vor (Alter: 40.000Jahre).Damit begleiten Flöten denmodernen Menschen seit sei-nem ersten Auftauchen inEuropa. Von dieser frühenBeziehung erzählen Mythenaus der ganzen Welt. Oftwird dabei die Flöte als gött-liche Gabe verstanden. Derindische Gott Krishna schenk-te sie als Hirtenknabe denMenschen. Buddha wird oftwie seine weibliche Verkör-perung Kannon Flöte spie-lend dargestellt. Bei denGriechen gilt Pan als „Erfin-der“. Der ziegenfüssige Gottder Natur und der Frucht-barkeit verfolgte die scheueNymphe Syrinx, die sich inihrer Verzweiflung durch dieVerwandlung in ein Schilfrohrvor ihm zu retten suchte.Aus dem Rohr schuf Pan eineFlöte, die heute nach ihmbenannt ist. Die Griechentauften das Instrument aller-dings nach der seufzendenNymphe.In dieser Sage treten zweiEigenschaften hervor, die invielen Kulturen mit der Flöteverbunden werden. Nicht zu-letzt durch die phallischeForm vertritt sie das männli-che Prinzip. Der Atem desBläsers wird hingegen mit

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dem Leben spendendenOdem assoziiert, mit demdie Gottheit ihren Geschöp-fen die Seele einhaucht. Sosteht die Flöte seit Urzeitenim Zusammenhang mitFruchtbarkeitsriten und To-tenkulten. In etlichen Mär-chen wird der durch Blasenzum Klingen gebrachte Kno-chen lebendig oder verrätdurch seinen Gesang denMörder. In Nachbauten konn-te auch die Stimme des stein-zeitlichen Schwanenkno-chens aus dem schwäbischenGeißenklösterle wiederer-weckt werden. Nur die An-blastechnik lässt sich nichtmehr restlos eruieren: DasKopfende des Knochens mitdem Anblasloch ist beim Ori-ginal zu stark verwittert. Ver-gleiche mit anderen paläoli-thischen Flötenrelikten schlies-sen die Verwendung als Quer-flöte aus. Alle Ansätze fürFlötentypen, die senkrechtvor dem Körper gehaltenwerden, sind hingegen be-reits bei diesen frühesten In-strumenten der Menschheitmöglich – sogar eine Urformder Blockflöte.Der Ton der Flöte entsteht,indem der Atem gegen einescharfe Kante, das Labium,einer Röhre geblasen wird.Die Kante bricht oder schnei-det die Atemluft und einPfeifton entsteht. Dadurchwird die Luftsäule innerhalb

des Rohrs durch Resonanzin Schwingung versetzt undder Flötenklang gebildet.Der Rand einer Röhre bildetautomatisch eine solchescharfe Schneide. Sie lässtsich aber auch ins Innere desRohrs verlegen, wie bei denKernspaltflöten, zu denendie Blockflöte zählt. Hier wirdins Kopfende der Flöte einHolzblock als Kern einge-setzt. Er lenkt die Luft übereinen Windkanal auf die Kan-te einer fensterähnlichenSpalte, an der die Luft ge-brochen wird. Diese Kon-struktion garantiert die „kin-derleichte“ Tonerzeugungund damit die Beliebtheitder Kernspaltflöten seit derSteinzeit. Die meisten Fak-toren sind konstant, einzigder Atemdruck ist variabel.Dass nur eine gezielte Atem-führung Tonmodulationenund Ausdrucksmöglichkeitenerlaubt, macht das Musizie-ren auf diesem uralten In-strument wieder zur Kunst.Jahrtausendelang blieb dieKonstruktion von Flöten inMitteleuropa offensichtlichunverändert. Im Kloster Müs-tair wurden zwei Knochen-flöten aus der karolingischenGründungszeit des Klostersvor 1.200 Jahren gefunden,die noch nach demselbenMuster wie in der Steinzeitgeschnitzt waren. Erst abdem 10. nachchristlichen

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Jahrhundert lässt sich inEuropa – vermutlich durchEinflüsse aus dem Orient –eine vergleichsweise rasanteEntwicklung feststellen. DerKernblock am Kopfende wur-de allmählich zum Schnabelgeformt. Längst bildetenkostbare Hölzer das Bauma-terial. Spätestens in der Re-naissance wurde die so ge-bildete Blockflöte zum be-liebten Instrument für alleStände und Gelegenheiten.Der klare, ausgewogene undgleichmässige, dabei leichtsteife Klang der Renaissance-Blockflöte kam dem künst-lerischen Ideal dieser Epocheentgegen. Dieses Ideal be-dingte auch den Bau der In-strumente in einheitlichenFamilien, um in homogenenChören musizieren zu kön-nen. In mindestens neunGrössen ist die Blockflöteaus der Renaissance über-liefert.Um 1600 änderte sich dermusikalische Geschmack:Ausdruckskraft war gefragt.Der Instrumentenbau rea-gierte mit barock geschwun-genen und ausgeschmücktenBlockflöten mit erweitertemTonumfang und dynamischerBandbreite. Der Klang derBarock-Blockflöte wurde far-benreicher, expressiver undflexibler. Er eignete sich per-fekt für die virtuosen Kon-zerte und Sonaten jener Zeit

sowie als führende Bläser-stimme im Mischklang desBarockorchesters. Doch dieSteigerung der Lautstärke,Leidenschaft und Individua-lität im Laufe des 18. Jahr-hunderts konnte die „sanfteFlöte“ – so die italienischeBezeichnung „flauto dolce“ –nicht mitvollziehen. Um 1750verschwand sie völlig ausdem Musikleben. Galt bisdahin der Begriff „Flöte“ alsSynonym für die Blockflöte,trat nun die Querflöte anihre Stelle. Erst Anfang des20.  Jahrhunderts fand dieBlockflöte – auf dem „Um-weg über Kindergarten undSchule“, wie Paul Hindemithmeinte – wieder aufs Kon-zertpodium.

Lucie Horsch präsentiertBlockflötenmusik aus der ba-rocken Hochblüte des Instru-ments. Den Auftakt machtjedoch eine Reminiszenz andie Vokalkunst der Renais-sance. Jacob van Eyck wirkteam Übergang der Epochenals Glockenspieler in Utrecht.Von Geburt an blind, ver-besserte er als Aufseher überdie Glocken der Stadt dieStimmsysteme und den Glo-ckenguss. Seine Theorienerörterte er mit René Des-cartes, der ihn auch als Mu-siker schätzte. Zu van EycksDienstpflichten zählte auch,für die Besucher auf dem

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Kirchhof Flöte zu spielen.Wahrscheinlich geschah dies,indem er über bekannte Wei-sen improvisierte. Rund 150seiner Flötenstücke gab erunter dem Titel „Der FluytenLust-hof“ heraus. „O heylighzaligh Bethlehem“ – zuDeutsch „O heiliges, seligesBethlehem“ – ist eine Varia-tion über ein Weihnachtslied,das auf ein altes franko-flä-misches „Air de Cour“ zu-rückgeht.Lässt Jacob van Eyck dieMelodien quasi frei über denFriedhof schweifen, gibt ih-nen Johann Sebastian Bacheinen festen Rahmen. SeinerFlötensonate, BWV 1034, hater die traditionelle viersätzigeForm der „Sonata da Chiesa“gegeben. Für den langsamenEröffnungssatz wählte er dasModell von Corelli: Das An-fangsmotiv der Solostimmewird zur Keimzelle für dieGestaltung des gesamtenSatzes. Der in Achteln fort-schreitende Bass sorgt fürdie harmonische und moto-rische Bewegung. Darüberhinausgehend bezog Bachdas Continuo-Cembalo indas melodische Geschehenein. Die drei folgenden Sätzeorientieren sich an der Kon-zertform Vivaldis mit derentypischen Imitationen. Im ers-ten Allegro entwickelt Bachdaraus eine veritable Fuge –die einzige unter seinen Ge-

neralbass-Sonaten. Typischfür diese Form ist auch derOstinato-Bass im langsamenMittelsatz. Darüber singt dieFlöte in grossen Bögen ihreeindringlich-sprechende Me-lodie. Auch das Schluss-Alle-gro arbeitet mit Fugentech-niken, mit denen Flöte undContinuo fulminant verstricktwerden. Einzigartig in der ge-samten Flötenliteratur jenerZeit sind die minutiös abge-stuften Echoeffekte des Solo-instruments.In Bachs Generation verla-gerte sich allmählich der Zeit-geschmack vom „Flauto dol-ce“ zur „Flûte traversière“,also von der Blockflöte zurQuerflöte. Die Blockflöte hatBach in mehreren Stimmla-gen eingesetzt, etwa im„Weihnachtsoratorium“ oderin zwei „BrandenburgischenKonzerten“. Doch wie alleseine Flötensonaten hat erauch die e-Moll-Sonate fürdie neumodische Querflötebestimmt. Die Grenzen wa-ren aber noch fliessend, dasRepertoire austauschbar.Auch Georg Philipp Tele-manns „Kanonische Sona-ten“ lassen sich auf beidenFlötentypen ausführen. Miteinem alle Gattungen um-fassenden Oeuvre galt Tele-mann damals als grössterdeutscher Komponist. SeineVerschmelzung der rivalisie-renden italienischen und fran-

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zösischen Stile wurde weg-weisend für die frühe Klassik.Wiederholt luden Bewunde-rer den Musikdirektor derfünf Hamburger Hauptkir-chen nach Paris ein. Erst mit56 Jahren nahm er die Ein-ladung an und verbrachteacht Monate am französi-schen Hof. Hier druckte ermit dem Privileg des Königsdie 18 „Canons Mélodieux“,die er zu sechs dreisätzigen„Sonates en Duo“ zusam-menfasste. Diese vergnügli-chen Duette bestehen auseiner einzigen Stimme, dieim Kanon vorgetragen wird.Als Besetzung schlägt Tele-mann die Modeinstrumenteam Pariser Hof vor: Travers-flöten, Violinen oder Gam-ben.Diogenio Bigaglia verbrachtesein ganzes Leben in der La-gune von Venedig: die Kind-heit auf Murano, nach demEintritt in den Benediktiner-orden 1694 auf San GiorgioMaggiore. Von seinem Klos-ter aus blickte er nicht nurdirekt auf San Marco, son-dern auch auf die Riva degliSchiavoni, wo zur selben ZeitVivaldi mit seinen Schülerin-nen im Ospedale della Pietàfür Furore sorgte. BigagliasLeben verlief auf der Klos-terinsel sicher geruhsamerals das seines Priesterkolle-gen. Er schrieb geistlicheund weltliche Musik fürs Klos-

ter und für Feiern der Sere-nissima. 1713 stieg er zumPrior auf. Zwei Jahre spätererschien beim renommiertenAmsterdamer Verleger Rogereine „Sonata a Fluta di qua-tre e Basso“. Diese Quart-flöte klingt einen Ganztontiefer als die Standard-Sopran-blockflöte. Da sie etwas län-ger ist, klingt sie ein wenigsanfter und milder. Bigaglianutzte diese Eigenschaftenzur intensiveren Gestaltungdes Ausdrucks. Auch mancheungewöhnlichen arabeskenAusschmückungen der vir-tuosen und dabei sprechen-den Solostimme lassen sichauf die Verwendung derQuartflöte zurückführen.200 Jahre später wollte Clau-de Debussy ganz andereAusdruckswelten erschlies-sen. Eine „mystische Über-einstimmung zwischen Naturund Imagination“ war seinZiel. In „Syrinx“ ist die vir-tuose Attitüde völlig zurück-genommen. Das S tückwächst mit suggestiver Magieaus dem Klang selbst undspinnt sich subtil schwebendins Unbestimmte fort – einvöllig nach innen gekehrtesLauschen auf den Nachhalldes Augenblicks.Debussy schrieb das kleineWerk als Bühnenmusik fürQuerflöte zum symbolisti-schen Melodram „Psyché“von Gabriel Mourey. Er nann-

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te es „La Flûte de Pan“. Erstnach seinem Tod erschienes unter dem Titel „Syrinx“.Lucie Horsch interpretiert esauf einer Voice Flute. Diesebarocke Blockflöte steht in d,eine Terz tiefer als die nor-male Altblockflöte. Sie warbeliebt als Begleitung vonArien und Gesängen.Einer jener Komponisten, dieden Stilwandel vom Hoch-barock zu einem „freien“,galanten und empfindsamenStil vorantrieben, war CarlPhilipp Emanuel Bach. Derzweitälteste Sohn JohannSebastian Bachs wirkte zwi-schen 1738 und 1768 amHof Friedrichs  II. in Berlin.Seine letzten 20 Lebensjahreverbrachte er als Nachfolgerseines Taufpaten Georg Phi-lipp Telemann in Hamburg.Die Sonate in g-Moll ent-stand wahrscheinlich schonwährend seiner Studienzeitum 1735 in Frankfurt/Oderfür Oboe. Der 21-Jährigestudierte zwar Jura, genossaber noch weiter die musi-kalische Unterweisung durchden Vater. Trotzdem hebtsich die Sonate schon deut-lich vom stilistischen Einflussdes „alten Bach“ ab. DieMelodie steht gegenüberdem Kontrapunkt im Vorder-grund. Die Affekte wechseln

in ständigen Kontrasten. Invorwärtstreibenden Rhyth-men kündigt sich der Sturmund Drang an. Harmonischdriftet die Musik in entlegeneAbenteuer, und gerade dieMelodie des ersten Satzesist chromatisch aufgeladen.Antonio Vivaldi hält sich aus-nahmsweise in der Triosonatein a-Moll, RV 86, strikt andie traditionelle Form. Es isteine von zwei Triosonatenin seinem umfangreichenSchaffen, die dem ursprüng-lichen Modell der viersätzi-gen „Sonata da Chiesa“ fol-gen. Sonst bevorzugte der„Prete Rosso“ mit den rotenHaaren eine Variante von„Sonaten auf Concertenart“.Doch auch die strenge Formder Kirchensonate verströmtbei Vivaldi Leichtigkeit undheitere Gelöstheit. Die bei-den Soloinstrumente agierenin einem dichten, gleichwer-tigen Austausch. Besondersdie Art der Ritornelle nimmtkonzertierende Formen an.Der Dialog zwischen Diskantund Bass ist ungewöhnlich,führt aber zu intensiven, aus-drucksstarken Aufschwüngenund plötzlichen dynamischenAusbrüchen von Virtuosität.

Hartwig Wolf

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Lucie Horsch

„Die junge Blockflötistin beweist damit einmal mehr ihre selbst-bewusste und aufrichtige Begeisterung für ihr Instrument, demsie Töne entlocken kann, die man – viel zu voreilig – vermutlichnicht für möglich gehalten hätte.” (Klassik Akzente)

Die 18-jährige Blockflötistin Lucie Horsch zählt zu den ausser-gewöhnlichsten Nachwuchsmusikerinnen ihrer Generation undist als Solistin in ihrer Heimat, den Niederlanden, ebenso ge-fragt wie auf internationalen Bühnen. Sie tritt in Rezitals undKammermusikkonzerten auf und spielt sowohl mit Barocken-sembles als auch mit zeitgenössischen Orchestern zusammen.Bereits im Alter von neun Jahren spielte sie als Solistin unterder Leitung von Jurjen Hempel bei einem Konzert auf der„Prinsengracht“, dessen Fernsehübertragung im ganzen Landeine Welle der Begeisterung für Lucie Horsch auslöste. Nach-dem sie bei mehreren Jugendwettbewerben erste Preise ge-wann, repräsentierte sie 2014 die Niederlande beim Wettbe-werb „Eurovision Young Musicians“ in Köln, wo sie im Finalemit Vivaldis Flautino-Konzert glänzte. 2016 wurde Lucie Horschmit dem renommierten „Concertgebouw Young Talent Award“ausgezeichnet, der ihr im Beisein von Sir John Eliot Gardinerüberreicht wurde. Überdies spielte sie als Solistin mit demNederlands Blazers Ensemble anlässlich der Abdankung derfrüheren Königin Beatrix der Niederlande, die landesweit imFernsehen übertragen wurde.Als Solistin trat sie bereits beim Norsjø Kammermusikkfest inNorwegen und mit dem Manitoba Chamber Orchestra in Ka-nada auf. Ausserdem folgte sie Einladungen zu den Innsbru-cker Festwochen der Alten Musik sowie zum FESTIVAL NEXTGENERATION in Bad Ragaz, dem Grachtenfestival Amster-dam, dem International Chamber Music Festival Utrecht, demInternational Organ Festival Haarlem und dem Flanders Festi-val in Gent.Die Saison 2017/2018 eröffnete Lucie Horsch auf Einladungvon Julius Drake mit einem Solorezital beim Machynlleth Fes-tival in Wales. Dem folgte das Eröffnungskonzert des ChilternArts Festival in Marlow mit der Academy of Ancient Music.Weitere Debüts folgen mit dem Orchestra of the EighteenthCentury, dem Arnhem Philharmonic Orchestra, dem Staatsor-chester Kassel, dem Residentie Orkest Den Haag sowie eineTournee mit dem Ensemble B’Rock durch Belgien und dieNiederlande.

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Nach ihrem erfolgreichen Debüt unter der Leitung von Ste-phen Stubbs beim Los Angeles Chamber Orchestra im ver-gangenen März gastiert Lucie Horsch in dieser Saison erneutbeim Manitoba Chamber Orchestra in Kanada. Weiterhin fol-gen Konzertreisen nach Brasilien, auf die Kanarischen Inselnund nach Macao.Im Rahmen der Serie „Jonge Nederlanders“ kehrt sie mit ei-nem Rezitalprogramm an das Concertgebouw Amsterdam zu-rück. In Deutschland wird Lucie Horsch bei einigen wichtigenFestivals zu Gast sein – so bei den Weingartner Musiktagen,den Festspielen Mecklenburg-Vorpommern und dem MDRMusiksommer in Leipzig. Gemeinsam mit dem LautenistenThomas Dunford wird sie Konzerte in Hannover, Zürich undLinz geben.Lucie Horsch steht exklusiv bei Decca Classics unter Vertrag.Ihre erste Aufnahme umfasst Werke von Vivaldi, einem Kom-ponisten, zu dem sie eine besondere Affinität zeigt. Das BBCMusic Magazine befand: „Dies ist eine CD, die man kaufensollte, denn sie wird der Beweis für den Beginn einer ausser-gewöhnlichen Karriere sein.“Im Alter von fünf Jahren begann die Tochter zweier Berufs-musiker an der Musikschule Amsterdam bei Rob Beek Block-flöte zu lernen. 2011 nahm sie ihr Studium an der renommier-ten Sweelinck-Akademie des Konservatoriums Amsterdam auf,wo sie auch heute noch bei Walter van Hauwe studiert. Darü-ber hinaus studiert sie Klavier, zunächst bei Marjés Benoistund inzwischen bei Jan Wijn am Konservatorium Amsterdam.Lucie Horsch war sieben Jahre lang Mitglied des NationaalKinderkoor, wo sie mit namhaften Dirigenten wie Sir SimonRattle, Mariss Jansons und Jaap van Zweden zusammenar-beitete.Lucie Horsch ist stolz darauf, als Botschafterin für die Blockflöteaufzutreten, und mit ihrer grossen Begeisterung und Experi-mentierfreude entkräftet sie eventuelle Vorurteile gegenüberihrem Instrument. Neben dem breiten Repertoire von Renais-sance bis Barock, mit dem sie ihre Rezitals aufbaut und Solo-konzerte mit oder ohne Dirigent aufführt, spielt sie auch gernezeitgenössisches Repertoire. Dank der Unterstützung durchdie Prins Bernhard Stiftung spielt Lucie Horsch auf Instrumen-ten von Fred Morgan, Doris Kulossa, Stephan Blezinger undSeiji Hirao. Ausserdem verwendet sie mit grosser Freude einespeziell für sie entwickelte Tenorflöte einer Firma aus Japan.

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Bruno Hurtado Gosalvez

Bruno Hurtado Gosalvez wurde in Barcelona geboren, wo erin einer Musikerfamilie aufwuchs. Schon als Kind ist er durchseinen Vater (Komponist, Jazzpianist und Musiktheoriedozent)und seine Mutter (Sängerin und Musiklehrerin) mit einer Vielzahlan musikalischen Stilrichtungen in Kontakt gekommen.Im Alter von sieben Jahren begann er seine musikalische Aus-bildung (Cello, Klavier und Musiktheorie) bei Mark Friedhoffam Conservatori Professional de Música de Badalona und imAnschluss bei Peter Thiemann am Conservatori del Liceu inBarcelona. Als Stipendiat der Pau Casals Stiftung und der

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Generalitat de Catalunya setzte er seine Studien an der ZürcherHochschule der Künste in der Klasse von Roel Dieltiens fort,wo er erfolgreich das Bachelorstudium abschloss. Anschliessendschloss er seinen Master an der Hochschule der Künste Bernab, wo er Violoncello bei Louise Hopkins und Viola da Gambabei Brian Franklin studierte. Zurzeit studiert er Gambe bei Lo-renz Duftschmid an der Musikakademie Trossingen.Bruno Hurtado Gosalvez spielte in Orchestern wie dem Or-questa Sinfónica del Gran Teatre del Liceu, dem Sinfonieor-chester Biel, dem Orchestre symphonique de Mulhouse sowieder Südwestdeutschen Philharmonie Konstanz und verfolgtezusätzlich umfangreiche kammermusikalische Aktivitäten inEnsembles wie Le Parlement de Musique, Armonico TributoAustria, Zefiro, El Gran Teatro del Mundo, The Queen’s Revelsund Les moments musicaux de cacharel.Sein Interesse an elektronischer Musik führte zur Zusammen-arbeit mit dem international bekannten DJ Swet. Beim LabelDynamic ist eine CD-Einspielung mit historischen Instrumen-ten zweier Mozart’scher Klavierkonzerte in historischen Be-arbeitungen von J. K. Hummel in Zusammenarbeit mit demHammerklavierspieler und Musikwissenschaftler LeonardoMiucci erschienen. Seine eigenen Bearbeitungen der Cello-suiten von J. S. Bach für zwei Celli sind bei Cezanne Pro-ductions erschienen.

Max VolbersDer Cembalist und Blockflötist Max Volbers wurde 1994 inMünster geboren. Seine Ausbildung erhielt er zunächst privatund später als Jungstudent bei Ulrike Volkhardt, Winfried Mi-chel und Gregor Hollmann. Seit 2012 studiert er an der Uni-versität Mozarteum Salzburg bei Dorothee Oberlinger, FlorianBirsak und Reinhard Goebel.Er war Finalist des „Internationalen Telemann-Wettbewerbs2015” sowie des „Deutschen Musikwettbewerbs 2017”. Ergewann Wettbewerbe wie den „GWK-Förderpreis 2013”, denhochdotierten „Musikwettbewerb der GenRe” in Köln 2017sowie den „9. Internationalen Johann Heinrich SchmelzerWettbewerb”.Max Volbers konzertierte mit Musikern wie Dorothee Oberlinger,Maurice Steger, Hille Perl, Lee Santana und Naoki Kitaya undwar u. a. bei den Ludwigsburger Schlossfestspielen, den Her-renchiemsee Festspielen, dem FESTIVAL NEXT GENERATIONBad Ragaz, der mommenta Dortmund und den Audi Sommer-

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konzerten zu hören. Er arbeitete mit Dirigenten wie ReinhardGoebel, Sir Roger Norrington, Marc Minkowski sowie PietariInkinen.2014 übernahm er für vier Konzerte als Gastdirigent und Spe-zialist für Barockmusik die Leitung der Nürnberger Sympho-niker.Meisterkurse führten ihn zu Kees Boeke, Sabrina Frey, LorenzoGhielmi, Reinhard Goebel, Paul Leenhouts, Maurice Stegerund Walter van Hauwe.Max Volbers ist Stipendiat der Deutschen Stiftung Musikleben,der Ernsting Stiftung Coesfeld, die ihm zwei wertvolle Instru-mente zur Verfügung stellt, sowie der Cordes-Stiftung. Fürdie Saison 2018/2019 wurde er in die „Bundesauswahl Kon-zerte Junger Künstler” (BAKJK) aufgenommen.

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31. KONZERTSAISON 2019Kunst für Ohr und Herz

Sara Domjanic, ViolineFlorian Krumpöck, Dirigent

Sara Domjanic, ViolineFlorian Krumpöck, Dirigent

1. ABO-SINFONIEKONZERT

„SOL im SAL”Dienstag, 29. Januar 2019, 20:00 Uhr

SAL – Saal am Lindaplatz, Schaan – ABO A

Mittwoch, 30. Januar 2019, 19:00 UhrSAL – Saal am Lindaplatz, Schaan – ABO B

Werke vonProkofjew und Rheinberger

Werke vonProkofjew und Rheinberger

2. ABO-SINFONIEKONZERT

„SOL im SAL”Dienstag, 21. Mai 2019, 20:00 Uhr

SAL – Saal am Lindaplatz, Schaan – ABO A

Varvara Nepomnyashchaya, KlavierYaron Traub, Dirigent

Varvara Nepomnyashchaya, KlavierYaron Traub, Dirigent

Mittwoch, 22. Mai 2019, 19:00 UhrSAL – Saal am Lindaplatz, Schaan – ABO B

Werke von Hummel,Rachmaninow und Brahms

Werke von Hummel,Rachmaninow und Brahms

3. ABO-SINFONIEKONZERT

„SOL im SAL”Dienstag, 19. November 2019, 20:00 Uhr

SAL – Saal am Lindaplatz, Schaan – ABO A

Radovan Vlatkovic, HornSebastian Lang-Lessing, Dirigent

Radovan Vlatkovic, HornSebastian Lang-Lessing, Dirigent

Mittwoch, 20. November 2019, 19:00 UhrSAL – Saal am Lindaplatz, Schaan – ABO B

Werke von Richard Straussund Johann Strauß Vater

Werke von Richard Straussund Johann Strauß Vater

Werke von Servais, Schumannund Schostakowitsch

Ariana Puhar, ViolineMoritz Huemer, Violoncello

Isa-Sophie Zünd, Klavier

Ariana Puhar, ViolineMoritz Huemer, Violoncello

Isa-Sophie Zünd, Klavier

Werke von Servais, Schumannund Schostakowitsch

1. ABO-KAMMERMUSIKKONZERT

„ERLEBE SOL”Sonntag, 3. Februar 2019, 11:00 Uhr

Rathaussaal Vaduz

Werke vonClementi,

Saint-Saëns undChatschaturjan

Werke vonClementi,

Saint-Saëns undChatschaturjan

Clara Shen, ViolineDiana Adamyan, Violine

Alexander Prior, Dirigent

Clara Shen, ViolineDiana Adamyan, Violine

Alexander Prior, Dirigent

FREUNDESKREIS-KONZERT

Dienstag, 24. September 2019, 20:00 UhrSAL – Saal am Lindaplatz, Schaan

Werke von Rheinbergerund Schubert

Charlotte Spruit, ViolineGanna Lysenko, Viola

Latica Anic, VioloncelloJura Herceg, Kontrabass

Dmytro Choni, Klavier

Charlotte Spruit, ViolineGanna Lysenko, Viola

Latica Anic, VioloncelloJura Herceg, Kontrabass

Dmytro Choni, Klavier

Werke von Rheinbergerund Schubert

2. ABO-KAMMERMUSIKKONZERT

„ERLEBE SOL”Sonntag, 10. März 2019, 11:00 Uhr

Rathaussaal Vaduz

Igor Strawinsky:Die Geschichte vom Soldaten

Igor Strawinsky:Die Geschichte vom Soldaten

3. ABO-KAMMERMUSIKKONZERT

„ERLEBE SOL”Sonntag, 20. Oktober 2019, 11:00 Uhr

Rathaussaal Vaduz

Rachel Wieser, ViolineMarcus Huemer, KontrabassStrahinja Pavlovic, Klarinette

Werner Gloor, FagottStefan Dünser, Trompete

Lucas Tiefenthaler, PosauneMaximilian Näscher, Schlagzeug

William Maxfield, Dirigent

Rachel Wieser, ViolineMarcus Huemer, KontrabassStrahinja Pavlovic, Klarinette

Werner Gloor, FagottStefan Dünser, Trompete

Lucas Tiefenthaler, PosauneMaximilian Näscher, Schlagzeug

William Maxfield, Dirigent

Werke von Rheinberger, Lachner,Brahms, Wagner, Reger, Kienzl,

Humperdinck, Chadwick und Renner jun.

Renner Ensemble Regensburg, Vokalensemble

Hans Pritschet, Leitung

Renner Ensemble Regensburg, Vokalensemble

Hans Pritschet, Leitung

Werke von Rheinberger, Lachner,Brahms, Wagner, Reger, Kienzl,

Humperdinck, Chadwick und Renner jun.

4. ABO-KAMMERMUSIKKONZERT

„ERLEBE SOL”Sonntag, 1. Dezember 2019, 11:00 Uhr

Rathaussaal Vaduz

ABO-VORVERKAUF noch bis zum 10. Dezember 2018 unter [email protected] oder 00423 262 63 51