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MAGAZIN 3. Juli 2016 4 Thema 5 Christusstatue (Cristo Redentor) Die 30 Meter hohe Christusstatue aus dem Jahr 1931 befindet sich auf dem Hügel Corcovado. Sie blickt in Richtung Zuckerhut und ist vom National- park Tijuca, einem Waldgebiet grösser als die Stadt Basel, umgeben. Tipp: Bei einem Helikopterrund- flug ist es möglich, der Statue auf Augenhöhe zu begegnen. Girls of Ipanema: An diesem Strand zelebriert Rio den Körperkult. Rio im Olymp In gut einem Monat beginnen die Olympischen Sommerspiele von Rio de Janeiro. Eine Rundschau über eine facettenreiche Stadt und ihre Bewohner. MARTIN HOCH (TEXT) UND NICO SCHAERER (FOTOS)

4 Thema 5 3 ul 016 Rio - nuvu | Fine Art Prints · 2016-08-30 · (Cristo Redentor) Die 30 Meter hohe Christusstatue aus ... Sicherheit Überfälle und Trickdiebstähle sind ... ropäische

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MAGAZIN3. Juli 20164 Thema 5

Christusstatue (Cristo Redentor)

Die 30 Meter hohe Christusstatue aus

dem Jahr 1931 befindet sich auf dem Hügel

Corcovado. Sie blickt in Richtung Zuckerhut und ist vom National-

park Tijuca, einem Waldgebiet grösser als die Stadt Basel, umgeben. Tipp: Bei

einem Helikopterrund-flug ist es möglich, der Statue auf Augenhöhe

zu begegnen.

Girls of Ipanema: An diesem Strand

zelebriert Rio den Körperkult.

Rioim Olymp

In gut einem Monat beginnen die Olympischen Sommerspiele von Rio de Janeiro.

Eine Rundschau über eine facettenreiche Stadt und ihre Bewohner.

MARTIN HOCH (TEXT) UND NICO SCHAERER (FOTOS)

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MAGAZIN3. Juli 20166 Thema 7

Fakten Fläche: 1255 km²

Einwohner: 6,35 Millionen

TransportBeim Transport lohnt es sich, genügend Zeit einzurechnen. Rio de Janeiro besitzt ein gut

funktionierendes Metro-System sowie Busse. Taxis und Uber sind

kostengünstig.

Helikopter-RundflügeHelisight bietet verschiedene

Touristenrundflüge über Rio de Janeiro an.

www.helisight.com.br

SicherheitÜberfälle und Trickdiebstähle sind verbreitet. Wichtig ist ein unauffäl-liges Auftreten: schlichte Kleidung,

kein Schmuck. Eine Favela sollte man nur in Begleitung eines Fremdenführers besuchen.

Zika-VirusDie Weltgesundheitsorganisation rät schwangeren Frauen von einer Reise nach Rio de Janeiro ab. Wei-tere Informationen zum Zika-Virus: www.who.int/emergencies/zika-virus/en

EinreiseSchweizer Bürger benötigen für

Reisen nach Brasilien kein Visum. Ein gültiger Reisepass, der bei

Ausreise noch sechs Monate gültig sein muss, ist bei der Einreise

vorzuweisen.

FlugverbindungEdelweiss fliegt zweimal wöchent-

lich ab Zürich direkt nach Rio de Janeiro. www.flyedelweiss.com

Olympische SpieleTickets für die Olympischen Spiele vom 5.–21. August werden in der Schweiz von Globetrotter Travel

Service vertrieben. www.globetrotter.ch/rio2016

Copacabana

Südatlantik

Ipanema

Botafogo

Santa Teresa

Zuckerhut

Guanabara-Bucht

BotanischerGarten

SelarónTreppe

Christusstatue

Lapa

RIO DE JANEIRO

Niterói

2 km

BrasilienBRASILIA

RIO DEJANEIRO

F Moody’s, S&P und Fitch haben die Kreditwürdigkeit des Landes auf Ramsch-Niveau herabgestuft. Die Inflationsrate beträgt knapp zehn Prozent, die Ölindustrie leidet an Korruptionsskandalen, das Zika-Virus setzt dem Tourismus stark zu, und Präsidentin Dilma Rousseff ist, zumindest vorübergehend, kaltge-stellt.

In Brasilien und damit auch in Rio de Janeiro herrscht Katerstim-mung. Und das, bevor diesen Som-mer die grosse Party steigen soll: die 31. Olympischen Sommerspie-le der Neuzeit.

Goldman Sachs prophezeite Brasilien eine goldene ZukunftVor kurzem klang es noch anders. Jim O’Neill, Chefökonom der Investmentbank Goldman Sachs, prognostizierte Brasilien vor fünf-zehn Jahren eine goldene Zukunft. Der Begründer der Bezeichnung BRIC-Länder zählte das Land nebst Russland, Indien und China zu einem der schnellstwachsenden Schwellenländer.

Das Land schien über eine gewal-tige Potenz zu verfügen: eine er-tragreiche Landwirtschaft, eine produktionsstarke Autoindustrie und vor allem schier unendliche Rohstoffreserven – vor der Küste Rios entdeckte man mit dem Ölfeld Libra eines der weltweit grössten.

Die Mittelschicht wuchs rasant, das Land forderte selbstbewusst einen ständigen Sitz im Weltsicher-heitsrat, und im Oktober 2009 verkündete der damalige IOC-Prä-sident Jacques Rogge, dass Rio de Janeiro die Austragungsstätte der Olympischen Spiele 2016 sein werde. Ein Triumph für Brasilien. Der damalige Präsident des Landes Lula da Silva sagte: «Brasilien ist kein Land zweiter Klasse mehr, wir sind in den Klub der Erste-Klasse-Länder aufgestiegen.»

Rio de Janeiro, eine Stadt von 6,3 Millionen Einwohnern, ist vom 5. bis 21. August das sportliche Zentrum der Welt. Nicht zum ersten Mal: Bereits die Panameri-kanischen Spiele 2007 und das

lorian Pfeiffer (60) isst ein Garne-lenrisotto und nippt an seinem Caipirinha. Er beobachtet die Men-schenmenge auf dem Cinelândia-Platz und sagt: «Hier endet jede Demonstration.» Der Platz liegt im Zentrum von Rio de Janeiro, heisst offiziell Praça Floriano.

Mit Konflikten kennt sich der Brasilianer mit deutschen Wurzeln aus. Zwei Jahrzehnte war er für eu-

ropäische TV-Stationen als freibe-ruflicher Kameramann unterwegs – Südamerikas Diktaturen waren sein Arbeitsgebiet. In letzter Zeit ist der Cinelândia-Platz wieder ein viel besuchter Ort. Brasilien befin- et sich wieder in einem politischen Umbruch. «Wir stehen vor schwie-rigen Zeiten», sagt Pfeiffer.

In Brasilien kriselt es nach den Boomjahren: Die Ratingagenturen

Santa TeresaDas Künstlerviertel zieht vor

allem Individualtouristen an. Das Quartier hebt sich

vom Rest der Stadt ab – nicht zuletzt wegen der Kopfstein-

pflasterstrassen und trendigen Lokalen. Tipp: Im

Cultivar Brasil (Foto) gibt es die beste Açai-Bowl – eine

Art Beeren-Smoothie – von Rio.

Hügel der Künstler: In Santa Teresa gibt

es noch viele Villen aus der Kolonialzeit.

Niterói bietet eine wunderbare Sicht auf die Guanabara-Bucht. Die Stadt besticht durch zahlreiche Bauten von Oscar Niemeyer wie die Fundação (unten).Rio de Janeiro Hin und weg beim Zuckerhut

Rio: Violett die Quartiere, aus denen die

Porträtierten der folgenden

Seiten stammen.

Im August ist Rio

das sportliche Zentrum.

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MAGAZIN3. Juli 2016 8 Thema 9

Finalspiel der Fussballweltmeis-terschaft 2014 fanden hier statt. «Rio ist eine magische Stadt», sagt Danni Camilo (42), Inhaberin zweier Gourmet-Restaurants im Stadtteil Botafogo (siehe Porträt Seite 10).

Hügel, Strände, eine beeindru-ckende Skyline und tropische Gärten zeichnen das Bild einer viel-fältigen Stadt. Jedes Quartier be-sitzt seinen eigenen Charakter: Santa Teresa liegt auf einem Hügel und gilt als Künstlerviertel; Bota-fogo möchte sich als neues Trend-viertel etablieren; in Lapa findet

das Nachtleben statt, und an der Copacabana tummeln sich die Tou-risten. Rios Oberschicht wiederum wohnt in Ipanema und Leblon, an deren Strände sich die Schönen rumtreiben. Mit knapper Beklei-dung – wie beim weltbekannten Karneval.

Kunterbunt statt 50 Shades of GreyBrasiliens Hauptstadt Brasilia ist vergleichsweise steril: Eine Plan-stadt, die die Architekten Lúcio Costa und Oscar Niemeyer entwor-fen haben. Und São Paulo, mit über

elf Millionen Einwohnern Brasili-ens grösste Stadt und die Wirt-schaftsmetropole des Landes, wirkt farblos. «São Paulo ist keine grüne Stadt», sagt Danni Camilo, «da sprechen wir eher von 50 Shades of Grey.»

Rio ist demgegenüber kunter-bunt. Und genauso vielfältig wie die Stadt sind auch ihre Einwohner und deren Lebenssituationen. «Wenn man in Rio wohnt und Ideen hat, gibt es viele Möglichkei-ten», sagt Bindu Mathur (46) (sie-he Porträt Seite 8). Bei ihr ist keine Katerstimmung auszumachen. Sie

zog vor zehn Jahren nach Rio und ist noch immer schwer verliebt in die Stadt. Die Kanadierin mit indi-schen Wurzeln sitzt auf einer Holz-bank vor ihrem Haus. Einer Villa in Santa Teresa, die gleichzeitig ein Gästehaus ist. Sie wird von den kommenden Olympischen Spielen profitieren – die Zimmer seien be-reits nahezu ausgebucht.

Dass in Rio angesichts der wirt-schaftlichen und politischen Prob-leme noch eine ambivalente Stim-mung herrsche, bestätigt sie. Und doch ist sie überzeugt, beginnen die Spiele erst einmal, werden

Als Gast in Rio de Janeiro

RestaurantsZazá Bistrô

Leichte Küche aus aller Welt mit brasi-

lianischer Lebenslust verfeinert. Rua Joana

Angélica, 40 – Ipanema.

AprazívelHohe Kochkunst, Aussicht auf die

Stadt und Essen mit tropischen

Geschmacksnoten. Rua Aprazível, 62 –

Santa Teresa.

Oui OuiDas Gourmetrestau-

rant von Danni Camilo mit Essen in Tapasgrössen zum

Teilen. Rua Conde de Irajá, 85 – Botafogo.

UnterkünfteCasa Kamayurá,

Santa TeresaEine kleine Oase: Das

Gästehaus verfügt über vier Zimmer und einen Jacuzzi. Hier geniesst man

eine familiäre Atmosphäre und

zum Frühstück die vielleicht besten

Mangos Brasiliens. www.casakamayura.

com.

Casa Beleza, Santa Teresa

Eine Villa inmitten eines tropischen Paradieses – mit

schicken Zimmern und einem

Swimmingpool. www.casabeleza.com

Marina All Suites, Leblon

Das Boutiquehotel liegt direkt am

Strand von Leblon und verfügt über

geräumige Suiten. www.allsuites.

hoteismarina.com.br

Windsor Atlantica, Copacabana

An der weltbe-kannten Copacabana

gelegen, bietet dieses Hotel Komfort und eine gute Sicht

aufs Meer.www.windsorhoteis.

com

Bindu Mathur (46), eine zierliche Frau mit dunklem, lockigem Haar sitzt in ihrem Garten. Palmen spenden Schatten. Hinter ihr steht eine Villa aus den 1930er-Jahren. Zusammen mit ihrem Ehemann Antoine Olivier, einem französi-schen Musiker, funktionierte sie die Villa zu einem Gästehaus um, dem Casa Beleza. Seit zehn Jahren lebt die Kanadierin mit indischen

Wurzeln in Santa Teresa. Man nennt sie hier die In-derin. «Ich bin nicht nach Rio gezogen, ich bin nach Santa Teresa gezogen», sagt die Mutter zweier Kinder.

Das Quartier liegt auf einem Hügel oberhalb des Zentrums. Es erin-nert an Montmartre in Paris und versprüht den Charme eines kleinen Dorfes. Kopf-steinpflaster, schmale Gassen, Kolonialhäuser, Bars und Galerien tragen dazu bei. «Betrete ich morgens den Garten, höre ich Vögel singen», sagt Mathur. Auf den

Bäumen sitzen Tukane. Über die Äste turnen Affen.

Unter den Bewohnern von Santa Teresa bestehe ein starkes Wir- Gefühl. Exemplarisch dafür sei die Bar do Gomez. «Sie ist anders als jeder Ort in Rio», sagt Mathur. Hier träfen sich Menschen aus allen Schichten. Arbeiter, mit einem geringen Einkommen und Menschen wie wir, die in einem Haus mit Swimmingpool leben.» Neid gäbe es keinen. Ein beliebtes Ausflugsziel ist der auf einer An-höhe gelegene Parque das Ruinas – mit einer guten Aussicht aufs Stadtzentrum. Im Park steht eine begehbare Ruine. Und das Museu da Chácara do Céu; vor zehn Jahren der Tatort eines der spektakulärs-

ten, nie aufgeklärten Kunstraube der Geschichte: Bilder von Picasso, Monet, Dalí und Matisse ver-schwanden während des Karnevals. Santa Teresa sei aber nicht weniger sicher als die anderen Quartiere in Rio, sagt Mathur: «Auf etwa 800 jährlich beherbergte Gäste kommen gerade mal drei negative Meldungen.» Positive Nachrichten gäbe es jedoch regelmässig. «Immer wieder bringen Taxifahrer im Fahrzeug liegen gebliebene Wertgegenstände von Gästen vorbei.»

Emerson de Carlos (43) blickt nach Rio rüber und sagt: «Niterói und Rio, das ist wie New

Jersey und New York.» Eine halbe Million Men-schen leben in Niterói. Viele pendeln täglich per

Fähre oder über die 13 Kilometer lange Brücke nach Rio zur Arbeit. Auch de Carlos: Er arbeitet in einer Vollzugsanstalt von Rio de Janeiro – als Fahrer der Direktorin. «Ich wohne weit weg vom

Gefängnis», sagt er. Im Quartier dürfe niemand wissen, was

sein Beruf sei. Nur die Familie und Freunde wissen Bescheid.

Vor 13 Jahren haben ihn Entführer in eine Favela verschleppt. Sie

fesselten und folterten ihn. Stun-denlang. Dazu verwendeten sie ein

Feuerzeug und Plastiksäcke – Trop-fen um Tropfen brannte sich in

seinen Oberkörper. Die Narben sind heute noch sichtbar. Dass er über-

haupt am Leben ist, verdankt er einem Geistlichen. Dieser schmug-gelte den jungen Vollzugsbeamten

aus der Favela raus und brachte ihn in eine andere Favela. Dort erkann-ten ihn frühere Häftlinge an seinen

Tätowierungen. Sie liessen ihn gehen. «Weil ich immer fair zu

ihnen war», sagt de Car-los. Nach der Tortur

schrieb man ihn monate-lang krank. Über seine

seelischen Narben möchte er nicht spre-

chen. Er wischt sie mit einem Lächeln weg, sagt stattdessen: «Wenn die schlechten Gedanken kommen, nehme ich mein Surfbrett und

gehe an den Strand.»

Gute Wellen gebe es am Praia Itacoatiara. Und

wer eine gute Sicht auf Rio de Janeiro geniessen

möchte, dem empfiehlt er den Parque de Cidade, den Stadtpark. Dieser liegt auf einem Hügel

etwas ausserhalb des Zentrums. Von hier oben aus starten Gleitschirmflieger. Die Sicht ist

bemerkenswert. In Rio möchte er nicht leben. Er wohne schon seit jeher in Niterói und: «Ein kul-

turelles Angebot haben wir hier genauso.» Nicht zuletzt können Besucher in Niterói das

Wirken des 2012 verstorbenen brasiliani-schen Architekten Oscar Niemeyer bestau-

nen. In Rios Nachbarstadt stehen so viele Niemeyer-Gebäude wie sonst nur in Brasilia.

Zuckerhut (Pão de Açúcar)

Mit einer Seilbahn gehts hoch auf den

Zuckerhut. Auf verschiedenen Plattformen lässt sich die Aussicht auf

Rio de Janeiro geniessen. Tipp: Ein Besuch

während des Sonnenunter-

gangs ist besonders

eindrücklich.

Rio und seine Bewohner

Der Vollzugsbeamte aus Niterói

Die Inderin aus Santa Teresa

Typisch Rio de Janeiro: Tropische Bäume mitten im Quartier Botafogo und einer der zahlreichen Hügel mit einem Armenviertel, auf Portugiesisch Favela.

Skyline, Strände und tropische Gärten

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MAGAZIN3. Juli 2016 10 Thema 11

die Cariocas – so nennt man Rios Bewohner – wieder in Feier-laune sein. Bei der Fussballwelt-meisterschaft vor zwei Jahren sei es genau so gewesen. Die Eröffnungs-zeremonie werde ein bewegender Moment sein. «Ich weiss jetzt schon, dass ich Tränen in den Augen haben werde», sagt Mathur.

Sie freue sich auf den Moment, wenn die Ruderboote über den See

in Lagoa gleiten werden und die Marathonläufer den Stränden ent-langrennen – im Hintergrund der Zuckerhut. «Rio de Janeiro schaut wie eine wunderhübsche Frau aus», sagt Mathur begeistert.

Gut möglich, dass sie recht hat; Noch etwas Make-up und Rio wird wohl trotz der Krise das tun, was es am besten kann: feiern und sich glamourös präsentieren. l

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Datum 5. bis 21. AugustEröffnungsfeier Maracanã-Stadion

Anzahl Sportarten 28Neue Sportarten Rugby, Golf

Austragungsorte Barra da Tijuca, Deodoro, Maracanã und Copacabana

Tickets: www.globetrotter.ch/rio2016

Botanischer Garten (Jardim

Botânico)Im Stadtquar-

tier Jardim Botânico

befinden sich zwei gross-

flächig angelegte Parks: Der

etwas kleinere, wildere Parque Lage (Foto) mit

einem netten Café. Sowie der Jardim Botânico,

Namensgeber des Viertels und Unesco- Biosphären- reservat mit über 6 500

Pflanzenarten.

Rio de Janeiro 16 Tage olympisch

Insider Tippsfür Rio

Parque LageUnweit des Jardim Botânico befindet

sich der Parque Lage. Er ist kleiner, wilder,

aber auch charmanter: In den

Baumwipfeln spielen Affen, und wer Glück

hat, sieht auch Tukane. Im Park

befindet sich eine historische Villa mit einem netten Café. Tipp: Vom Parque

Lage aus gibt es ei-nen Wanderweg, der direkt zur Christus-statue hochführt.

Rua Jardim Botâni-co, 414 – Jardim

Botânico.

Pedra do Arpoador

Einer der besten Spots in Rio, um den Sonnenuntergang zu geniessen. Die Fels-formation Arpoador

befindet sich am Ostende von Ipane-mas Strand. Verkäu-fer mit Kühltaschen sorgen dafür, dass man beim Sonnen-untergang nicht auf ein kühles Bier oder

eine Caipirinha verzichten muss.

Cultivar BrasilHier gibt es die

beste Açai-Bowl von Rio – eine Süssigkeit aus Açai Beeren mit

der Konsistenz zwischen einem

Sorbet und einem Smoothie. Die Frucht der Açaizeiro Palme

soll Wunder bewirken: Sie hält

jung, hilft beim Abnehmen, tut der

Haut gut und spendet Energie.

Rua Paschoal Carlos Magno, 124 – Santa

Teresa.

Danni Camilo (42) schaut entspannt aus. Die Besitzerin zweier Gourmet-Restaurants im Stadtteil Botafogo trägt tagsüber Shorts. «Das ist unser Lifestyle in Rio», sagt sie. Bota-fogo liegt zwischen der Copacabana und dem Zentrum. Im Westen breitet die Christusstatue ihre Arme übers Quartier aus, im Osten fällt der Blick auf den Zuckerhut. Lange galt das

Quartier als Durchgangs-ort. Die meisten hätten die Gegend nur von der Fahrt ins Zentrum ge-kannt, sagt Camilo: «Der Ort war schrecklich, Botafogo war Unter-grund.» Es war kein Ort, an den man hinging.

Doch es gab etwas, das die Jungunternehmerin anzog: Zwischen den Hochhäusern stehen in Botafogo kleine, char-mante Kolonialhäuser. In einem eröffnete sie ihr erstes Restaurant, das Miam Miam. Kaum jemand glaubte an den Erfolg. Knapp zwei Jahr-zehnte später präsentiert

sich Botafogo als Hort der Mittel-klasse. «Das Quartier zog viele junge Menschen an – auch Paare mit Kindern», sagt Camilo.

Der Grund für den Wandel lag in den steigenden Immobilienpreisen der umliegenden Viertel. Danni Camilo eröffnete ihr zweites Restaurant im Quartier. Auch das Oui Oui befindet sich in einem schmucken Kolonialhaus. Sie rich-tete es im Stil der 1970er-Jahre ein und verpasste ihm ein für Rio neues Foodkonzept: «Es geht ums Teilen. Essen ist im Oui Oui ein sozialer Akt.» So be-stellt man verschiedene Teller in Tapasgrösse. Die Cariocas lieben es. «Botafogo hat diese trendy, trashy Seite – wie das New Yorker

Szeneviertel Soho in den 1960- und 1970er-Jah-ren», sagt Camilo. Botafogo sei das Viertel einer neuen Generation. Eines mit frischen Ideen. Mit grossartigen Kunstgalerien, guten Theatern, Restaurants und Kinos. «In Ipanema oder Leblon rümpft man zwar noch immer etwas die Nase.» Aber das werde sich ändern. Da ist sich Camilo sicher. Und vertraut auf die Hilfe von oben. Auf die 30 Meter hohe Christus-statue, die auf dem Berg Corcovado steht.

Roberto Stern (56) sagt: «Besitztümer bedeuten mir wenig.» Er ist Geschäftsführer und Kreativchef der Juwelierkette H. Stern.

Hollywoodstars wie Angelina Jolie, Kate Moss oder Liv Tyler tragen seinen Schmuck über die roten Teppiche. Er trägt nur eine schlichte Uhr. Sein Büro ist ein kleines, dunkles Zimmer ohne

Ausblick auf Ipanemas Nachbarschaft – fast etwas schäbig. «Ich führe ein normales Leben, fahre Velo

oder gehe abends an den Strand», sagt Stern.

Sein damals mittelloser Vater Hans Stern baute mit preussischer Diszi-

plin das Unternehmen auf. Der jüdische Deutsche war vor den Nazis geflohen. Roberto Stern

brachte brasilianische Eleganz und Verspieltheit in die Kollektionen. Seine Schmuckstücke entwarf er

nach Konzepten: Er schuf Prezio-sen anhand Oscar Niemeyers

Bauten oder dem Feder-schmuck der Kamayurá-

Indianer. Daneben führt er die Geschäfte. «Wer 1000 Dinge tut,

kann auch 1001 Ideen umsetzen», sagt Stern. Wer hingegen nur

etwas tue, schaffe es meist nicht, eine zweite

Arbeit zu erledigen.

Braucht Stern eine Pause, zieht es ihn an den

Strand – zu Fuss keine fünf Minuten. Das schät-

ze er an Ipanema: «Das Quartier ist gleichzeitig

Geschäfts- und Freizeit-quartier.» Ipanema ist

nebst Leblon, dem an-grenzenden Stadtteil, der Ort, an dem die wohlha-bende Schicht der Stadt

wohnt. Mit den teuersten Immobilien von ganz Bra-silien, guten Restaurants

und einer gehobenen Shoppingmeile. Auch

die Schönen verkehren am Strand von Ipanema. Die Dichte gestähl-

ter Körper und Knackpos in Stringtangas ist überdurchschnittlich. Hier zelebriert Rio den

Körperkult. Gut zu beobachten sonntags, wenn der Strand boulevard für Autofahrer gesperrt

ist. Dann übernehmen Skater, Jogger und Spa-ziergänger das Terrain. Sterns Lieblingsplatz in

Ipanema ist der Arpoador: eine Felsformation am Ostende des Strandes – ein guter Platz, um

den Sonnenuntergang zu geniessen.

Rio und seine Bewohner

Der Juwelier von Ipanema

Madame Gourmet von Botafogo

Eröffnungs- und Schlussfeier im

legendären Maracanã-Stadion.

Die Vaudoise ist Main Partner der 50. Ausgabe desMontreux Jazz Festivals und lädt Sie ein, unvergesslicheMomente auf dem Vaudoise Deck zu erleben.vaudoise-on-tour.ch

«Wir sindVaudoisevom1.bis 16. Juli amMontreux Jazz Festival.»