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C H E M I E I N U N S E R E R Z E I T 40 40 40 J A H R E Chem. Unserer Zeit, 2006, 40, 3 www.chiuz.de © 2006 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim | 3 | EDITORIAL E s tut sich viel in der Chemie dieser Tage. Wandel und Veränderung wohin man schaut. Als dynamische Wis- senschaft, in der das Bessere schon immer der Feind des Guten war, ist dies nicht ungewöhnlich, wohl aber Ge- schwindigkeit und Umfang der Entwicklung. S chon seit Jahren beobachten wir, wie sich die klassi- schen Fachrichtungen der analytischen, anorganischen, organischen und physikalischen Chemie auflösen und mit- einander oder mit Nachbardisziplinen verschmelzen. Ob chemische Biologie, Bioanorganik, Sensorik oder Material- forschung – Forschung kennt heute keine Fachgrenzen mehr. Die Chemie ist damit zur Quer- schnittswissenschaft geworden, die für viele Disziplinen die molekulare Expertise zur Stoffumwandlung und Substanzcharakterisierung liefert. C hemische Forschung ist damit spannender, aber auch komplexer geworden. Chemi- ker und Chemikerinnen müssen heute neben den eigenen Methoden auch Verfahren aus den Nachbardisziplinen be- herrschen. Da die Zeit zum Lernen begrenzt ist, gilt es, ei- ne ausgewogene Balance in der Ausbildung zu halten.We- der Absolventen, die von allem etwas, aber nichts richtig wissen, noch enge Fachspezialisten sind gerüstet, mit in- novativer Chemie die Probleme unserer Zeit zu lösen. Da- zu bedarf es fundierter Chemiekenntnisse und der Bereit- schaft, sich immer wieder auf neue Gebiete einzulassen und dabei kontinuierlich dazuzulernen. Genau hier leistet die ChiuZ seit vier Jahrzehnten einen wichtigen Beitrag. Wis- senschaftlich exakte und didaktisch gut aufbereitete Artikel adressieren grundlegende Aspekte der Chemie, schlagen aber auch Brücken in interdisziplinäre Bereiche. So wird Neugierde geweckt und Denkanstöße werden gegeben; bei- des sind die essentiellen Zutaten für innovative Ideen. 40 Jahre ChiuZ – Herzlichen Glückwunsch Burkhard König ist Professor für Organi- sche Chemie an der Universität Regensburg und Mitglied des Vor- standes der Gesell- schaft Deutscher Che- miker A ber nicht nur die Inhalte, auch die Strukturen der che- mischen Forschung und Ausbildung ändern sich. Ge- stufte Studiengänge lösen das Diplom als typischen Ab- schluss ab. Der Bachelor Chemie vermittelt dabei notwen- dige Grundkenntnisse. Aufbauende Masterstudiengänge eröffnen dann individuelle Gestaltungsspielräume, neue spannende Fächerkombinationen und einen schnellen Ein- stieg in die Forschung. Das neue System bietet mehr Mög- lichkeiten, ist aber auch fordernder und komplexer gewor- den. Wie bei allen Änderungen im Hochschulbereich wird man erst in einigen Jahren beurteilen können, was gut war und was weiter verbessert werden muss. A n den Fächergrenzen der Chemie zur Physik, Biologie, Medizin und den Ingenieurswissenschaften entste- hen interdisziplinäre thematische Zen- tren, die mit gebündelten Ressourcen und unter Ausnutzung von Synergie- effekten im internationalen Wettstreit der Wissenschaft bes- ser bestehen können. Auch hier ist kein stabiler Zustand in Sicht: Ständig werden neue Themen definiert, andere ori- entieren sich um, und nur die Bereiche, in denen wirk- lich Neues erforscht wird, werden bestehen bleiben. D ie Chemie ist bunt und facettenreich. Aller Wandel ist Teil der ständigen und kontinuier- lichen Entwicklung, die unsere Wissenschaft so fas- zinierend macht. Aus chemischen Experimenten wissen wir, dass dabei Kontinuität und Ausdauer ebenso wichtig sind, wie der Mut Neues zu wagen. Die ChiuZ ist seit 40 Jahren ein verlässlicher Beglei- ter der Chemie und wird es hoffentlich noch lange bleiben. BURKHARD KÖNIG DIE CHEMIE IST ZUR QUERSCHNITTSWISSEN- SCHAFT GEWORDEN

40 Jahre ChiuZ – Herzlichen Glückwunsch

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Chem. Unserer Zeit, 2006, 40, 3 www.chiuz.de © 2006 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim | 3

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Es tut sich viel in der Chemie dieser Tage. Wandel undVeränderung wohin man schaut. Als dynamische Wis-

senschaft, in der das Bessere schon immer der Feind desGuten war, ist dies nicht ungewöhnlich, wohl aber Ge-schwindigkeit und Umfang der Entwicklung.

Schon seit Jahren beobachten wir, wie sich die klassi-schen Fachrichtungen der analytischen, anorganischen,

organischen und physikalischen Chemie auflösen und mit-einander oder mit Nachbardisziplinen verschmelzen. Obchemische Biologie, Bioanorganik, Sensorik oder Material-forschung – Forschung kennt heute keine Fachgrenzenmehr. Die Chemie ist damit zur Quer-schnittswissenschaft geworden, diefür viele Disziplinen die molekulareExpertise zur Stoffumwandlung undSubstanzcharakterisierung liefert.

Chemische Forschung ist damitspannender, aber auch komplexer geworden. Chemi-

ker und Chemikerinnen müssen heute neben den eigenenMethoden auch Verfahren aus den Nachbardisziplinen be-herrschen. Da die Zeit zum Lernen begrenzt ist, gilt es, ei-ne ausgewogene Balance in der Ausbildung zu halten. We-der Absolventen, die von allem etwas, aber nichts richtigwissen, noch enge Fachspezialisten sind gerüstet, mit in-novativer Chemie die Probleme unserer Zeit zu lösen. Da-zu bedarf es fundierter Chemiekenntnisse und der Bereit-schaft, sich immer wieder auf neue Gebiete einzulassen unddabei kontinuierlich dazuzulernen. Genau hier leistet dieChiuZ seit vier Jahrzehnten einen wichtigen Beitrag. Wis-senschaftlich exakte und didaktisch gut aufbereitete Artikeladressieren grundlegende Aspekte der Chemie, schlagenaber auch Brücken in interdisziplinäre Bereiche. So wirdNeugierde geweckt und Denkanstöße werden gegeben; bei-des sind die essentiellen Zutaten für innovative Ideen.

40 Jahre ChiuZ – Herzlichen Glückwunsch

Burkhard König ist Professor für Organi-sche Chemie an derUniversität Regensburgund Mitglied des Vor-standes der Gesell-schaft Deutscher Che-miker

Aber nicht nur die Inhalte, auch die Strukturen der che-mischen Forschung und Ausbildung ändern sich. Ge-

stufte Studiengänge lösen das Diplom als typischen Ab-schluss ab. Der Bachelor Chemie vermittelt dabei notwen-dige Grundkenntnisse. Aufbauende Masterstudiengängeeröffnen dann individuelle Gestaltungsspielräume, neuespannende Fächerkombinationen und einen schnellen Ein-stieg in die Forschung. Das neue System bietet mehr Mög-lichkeiten, ist aber auch fordernder und komplexer gewor-den. Wie bei allen Änderungen im Hochschulbereich wirdman erst in einigen Jahren beurteilen können, was gut warund was weiter verbessert werden muss.

An den Fächergrenzen der Chemiezur Physik, Biologie, Medizin und

den Ingenieurswissenschaften entste-hen interdisziplinäre thematische Zen-tren, die mit gebündelten Ressourcenund unter Ausnutzung von Synergie-

effekten im internationalen Wettstreit der Wissenschaft bes-ser bestehen können. Auch hier ist kein stabiler Zustand inSicht: Ständig werden neue Themen definiert, andere ori-entieren sich um, und nur die Bereiche, in denen wirk-lich Neues erforscht wird, werden bestehen bleiben.

Die Chemie ist bunt und facettenreich. AllerWandel ist Teil der ständigen und kontinuier-

lichen Entwicklung, die unsere Wissenschaft so fas-zinierend macht. Aus chemischen Experimentenwissen wir, dass dabei Kontinuität und Ausdauerebenso wichtig sind, wie der Mut Neues zu wagen.Die ChiuZ ist seit 40 Jahren ein verlässlicher Beglei-ter der Chemie und wird es hoffentlich noch langebleiben.

BURKHARD KÖNIG

DIE CHEMIE IST ZUR

QUERSCHNIT TSWISSEN-

SCHAF T GEWORDEN