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51 4.3 Aus der Oberstufe 4.3.1 Weihnachtsbilanz Die Entscheidung, das Abitur neben der Arbeit nachholen zu wollen, fiel bei mir bereits während der Ausbildung. Als ich dann auf die Internetseite des Abendgymnasiums stieß, war ziemlich schnell klar, dass dies mein Weg wird. Nach Bestehen der Aufnahmeprüfung war ich zunächst erleichtert, nur drei Jahre vor mir zu haben. Nun befinde ich mich in der 2. Klasse, und auch wenn es mit sehr viel Stress verbunden ist, hat man doch immer das große Ziel Abitur vor Augen. Im Vergleich zur 1. Klasse ist das Niveau merklich angestiegen... Außerdem wächst der Druck in der Oberstufe, weil fast jede einzelne Note zählt. Gerade deswegen ist es aber wichtig, sich nicht komplett vom Schulstress vereinnahmen zu lassen. Meiner Erfahrung nach ist es sinnvoll, einen gewissen Ausgleich zu finden, was zugegebenermaßen zwischen Arbeit, Unterricht, Lernen und Referaten nicht ganz einfach ist. Dennoch darf man sich von den Anforderungen nicht eingeschüchtert fühlen. Durch Fleiß und einen Schuss Selbstvertrauen können diese bewältigt werden. In unserer Klasse hat sich eine Lerngruppe gebildet. Bei Schwächen in gewissen Fächern kann man sich ruhig auch an die Klassenkameraden wenden. Jeder hat ja auch seine Stärken, welche er im Austausch vermitteln kann. Im Großen und Ganzen würde ich den bisherigen Weg als Auf und Ab beschreiben. Wichtig ist, dass man immer ein Ziel im Blick hat und auch mal Umwege in Kauf nimmt. Meine persönlichen Erwartungen bzw. Hoffnungen bis zum Abitur sind, dass niemand auf der Strecke bleibt. Ich hoffe auf positiven Rückenwind und noch viele interessante Themengebiete. Schließlich sind wir nicht nur wegen des Abschlusses hier, sondern auch um mehr Wissen zu erlangen. In Zeiten von Wikipedia machen sich ja nur noch die wenigsten Leute die Mühe, tatsächlich gewisse Dinge zu lernen. Fazit: Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg! Kerstin Englhardt, 2b 4.3.2 Deutsch 4.3.2.1 Abituraufsatz 1 Der Unbekannte Vom Dorfe schon die Abendglocken klangen, Die müden Vöglein gingen auch zur Ruh, Nur auf den Wiesen noch die Heimchen sangen Und von den Bergen rauscht' der Wald dazu; Da kam ein Wandrer durch die Ährenwogen,

4.3 Aus der Oberstufe 4.3.1 Weihnachtsbilanz - … · Im Vergleich zur 1. Klasse ist das Niveau merklich angestiegen... Außerdem wächst der Druck in der Oberstufe, weil fast jede

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4.3 Aus der Oberstufe 4.3.1 Weihnachtsbilanz

Die Entscheidung, das Abitur neben der Arbeit nachholen zu wollen, fiel bei mir bereits während der Ausbildung. Als ich dann auf die Internetseite des Abendgymnasiums stieß, war ziemlich schnell klar, dass dies mein Weg wird.

Nach Bestehen der Aufnahmeprüfung war ich zunächst erleichtert, nur drei Jahre vor mir zu haben. Nun befinde ich mich in der 2. Klasse, und auch wenn es mit sehr viel Stress verbunden ist, hat man doch immer das große Ziel Abitur vor Augen. Im Vergleich zur 1. Klasse ist das Niveau merklich angestiegen... Außerdem wächst der Druck in der Oberstufe, weil fast jede einzelne Note zählt. Gerade deswegen ist es aber wichtig, sich nicht komplett vom Schulstress vereinnahmen zu lassen. Meiner Erfahrung nach ist es sinnvoll, einen gewissen Ausgleich zu finden, was zugegebenermaßen zwischen Arbeit, Unterricht, Lernen und Referaten nicht ganz einfach ist.

Dennoch darf man sich von den Anforderungen nicht eingeschüchtert fühlen. Durch Fleiß und einen Schuss Selbstvertrauen können diese bewältigt werden. In unserer Klasse hat sich eine Lerngruppe gebildet. Bei Schwächen in gewissen Fächern kann man sich ruhig auch an die Klassenkameraden wenden. Jeder hat ja auch seine Stärken, welche er im Austausch vermitteln kann. Im Großen und Ganzen würde ich den bisherigen Weg als Auf und Ab beschreiben. Wichtig ist, dass man immer ein Ziel im Blick hat und auch mal Umwege in Kauf nimmt.

Meine persönlichen Erwartungen bzw. Hoffnungen bis zum Abitur sind, dass niemand auf der Strecke bleibt. Ich hoffe auf positiven Rückenwind und noch viele interessante Themengebiete. Schließlich sind wir nicht nur wegen des Abschlusses hier, sondern auch um mehr Wissen zu erlangen. In Zeiten von Wikipedia machen sich ja nur noch die wenigsten Leute die Mühe, tatsächlich gewisse Dinge zu lernen.

Fazit: Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg!

Kerstin Englhardt, 2b

4.3.2 Deutsch 4.3.2.1 Abituraufsatz 1

Der Unbekannte

Vom Dorfe schon die Abendglocken klangen,

Die müden Vöglein gingen auch zur Ruh,

Nur auf den Wiesen noch die Heimchen sangen

Und von den Bergen rauscht' der Wald dazu;

Da kam ein Wandrer durch die Ährenwogen,

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Aus fernen Landen schien er hergezogen.

Vor seinem Hause, unter blühnden Lauben

Lud ihn ein Mann zum fröhl'chen Rasten ein,

Die junge Frau bracht Wein und Brot und Trauben,

Setzt dann, umspielt vom letzten Abendschein,

Sich neben ihn und blickt halb scheu, halb lose,

Ein lockig Knäblein lächelnd auf dem Schoße.

Ihr dünkt, er wär schon einst im Dorf gewesen,

Und doch so fremd und seltsam war die Tracht,

In seinen Mienen feur'ge Schrift zu lesen

Gleich Wetterleuchten fern bei stiller Nacht,

Und traf sein Auge sie, wollt ihr fast grauen,

Denn 's war, wie in den Himmelsgrund zu schauen.

Und wie sich kühler nun die Schatten breiten:

Vom Berg Vesuv, der über Trümmern raucht,

Vom blauen Meer, wo Schwäne singend gleiten,

Kristallnen Inseln, blühend draus getaucht,

Und Glocken, die im Meeresgrunde schlagen,

Wußt wunderbar der schöne Gast zu sagen.

"Hast viel erfahren, willst du ewig wandern?"

Sprach drauf sein Wirt mit herzlichem Vertraun,

"Hier kannst du froh genießen wie die andern,

Am eignen Herd dein kleines Gärtchen baun,

Des Nachbars Töchter haben reiche Truhen

Ruh endlich aus, brauchst nicht allein zu ruhen."

Da stand der Wandrer auf, es blühten Sterne

Schon aus dem Dunkel überm stillen Land,

"Gesegn euch Gott! mein Heimatland liegt ferne. -"

Und als er von den beiden sich gewandt,

Kam himmlisch Klingen von der Waldeswiese -

So sternklar war noch keine Nacht wie diese.

Joseph von Eichendorff, 1837

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Unbekannte Menschen sind meist interessant und geheimnisvoll. Man möchte sie näher kennenlernen und ihr Geheimnis lüften. Darum geht es auch im Gedicht „Der Unbekannte“ von Joseph von Eichendorff, das 1837 veröffentlicht wurde und das ich im Folgenden erschließen werde.

„Der Unbekannte“ besteht aus sechs Strophen mit jeweils sechs Versen. Das Gedicht weist ein regelmäßiges Reimschema auf. In jeder Strophe sind die ersten vier Verse im Kreuzreim gestaltet, mit abwechselnd weiblichen und männlichen Kadenzen. Die letzten beiden Verse sind jeweils Paarreime mit weiblicher Kadenz. Die Strophen beginnen und enden also durchweg mit klingenden Versen. Die durchgängig fünfhebigen Jamben machen das Gedicht rhythmisch und wohlklingend.

Die erste Strophe beschreibt eine Abenddämmerung. Der lyrische Erzähler gibt viele akustische Wahrnehmungen, wie das Klingen der „Abendglocken“ (V. 1) oder das Rauschen des „Wald[es]“ (V. 4), wieder. Die ruhige Stimmung wird durch die vielen dunklen Vokale, wie „a“ und „o“, verstärkt (Onomatopoesie). Während die ersten vier Verse, verschränkt durch den Kreuzreim, die Situation beschreiben, wird im fünften und sechsten Vers die Stimmung unterbrochen und die Ankunft eines Wanderers beschrieben.

Die zweite Strophe handelt von der Einladung des Wanderers durch eine Familie „zum fröhl'chen Rasten“ (V. 8). Die Gastfreundschaft wird durch die syndetische Reihung „Wein und Brot und Trauben“ (V. 9) verdeutlicht. Die Familie ist hier eindeutig ein Thema, da sowohl der „Mann“ (V. 8) und die „Frau“ (V. 9) als auch das Kind als „Knäblein“ (V. 12) genannt werden. Die vielen positiven Adjektive „blüh'nden“ (V. 7), „fröhl'chen“ (V. 8) und „lächelnd“ (V. 12) vermitteln eine freundliche Atmosphäre.

In der dritten Strophe ist zunächst ein Gegensatz beschrieben, denn der Wanderer kommt der Frau bekannt vor, doch gleichzeitig „fremd und seltsam“ (V. 14). Seiner „Mienen feur'ge Schrift“ (V. 15) stellt metaphorisch seinen aufregenden Gesichtsausdruck dar, der mit „Wetterleuchten“ (V. 16) verglichen wird. Dieser macht der Frau Angst und wird nochmals verglichen, mit dem Oxymoron „Himmelsgrund“ (V. 18), was sowohl die Weite, die Entfernung, als auch die Nähe beschreibt.

In der vierten Strophe veranschaulicht der Wanderer dann sehr bildhaft seine Eindrücke aus der Ferne. Hier sind viele Substantive genauer beschrieben, wodurch sich die einzelnen Szenen sehr gut vorstellen lassen. Das „blaue[...] Meer“ (V. 21) vermittelt eine Unendlichkeit, die „Schwäne“, die „singend gleiten“ (V. 21), bringen eine Idylle zum Ausdruck, welche dann durch die „[k]ristallnen Inseln“ (V. 22) noch verstärkt wird. Mit dieser Strophe wird eine starke Sehnsucht geweckt.

Der Mann, der den Wanderer bewirtet, möchte seinen Gast, wie in der fünften Strophe dargestellt, auf die Vorzüge seiner Heimat aufmerksam machen. In direkter Rede verdeutlicht er ihm, dass er zur Ruhe kommen soll und dass dafür auch noch nette Gesellschaft da sei. Er zeichnet ihm eine angenehme und gemütliche Zukunft, in der er „froh“ (V. 24) wird und in der ihn „reiche“ „Nachbars Töchter“ (V. 29) umgeben. Der erste Vers und der letzte bilden hier einen Rahmen aus „ewig“ (V. 25) und „endlich“ (V. 30). Der Wirt bewegt ihn mit seiner im ersten Vers gestellten Frage zum Nachdenken, und nachdem er alles Heimatliche angepriesen hat, gibt er seinem Gast noch einmal einen Ruck, damit dieser „endlich“ sesshaft wird (V. 30).

Doch in der sechsten Strophe zeigt sich, dass der Wanderer dankend ablehnt. Es wird eine tiefe Nacht beschrieben, in der „Sterne“ (V. 31) aufblühen und das „Land“ (V. 32) still ist. Dies wird durch Synästhesie verdeutlicht. Diese zieht sich durch die ganze Strophe, denn auch das „himmlisch Klingen“ (V. 35) verdeutlicht die Ruhe und Harmonie, die diese Nacht begleiten. Den Wanderer jedoch zieht es hinaus in die Ferne.

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Das Gedicht wurde 1837 veröffentlicht. Die Französische Revolution, bei deren Ausbruch Eichendorff gerade ein Jahr alt war, lag über 40 Jahre zurück. Die Hoffnung auf Demokratie nach dem Vorbild Frankreichs ist überschattet von der vorherrschenden Restauration. Die Menschen leben wieder in der alten Ordnung und haben sich mehr oder weniger damit abgefunden. Themen wie Heimat, Familie und Ruhe spielen eine Rolle in der Lyrik. Auch das Reisen oder das „Wandern ins Blaue“, wie es die Historikerin Krautscheid beschreibt, sind häufige Motive, wobei die Farbe Blau für die Unendlichkeit des blauen Himmels steht.

Auch Eichendorff spricht von dem „blauen Meer“ (V. 21), das die Sehnsucht erwecken soll. Die politische Situation, in der die Menschen um 1837 leben, ist nicht zufriedenstellend. Umso mehr stellen sich die Unglücklichen vor, wie es an fremden, fernen Orten ist. Der Wanderer gehört zu denen, die die Sehnsüchte der Menschen verkörpern. Er kommt „aus fernen Landen“, hat Menschen und Dinge gesehen, die andere nur erahnen können. Auch Krautscheid bezeichnet ihn als „Personifizierung romantischer Sehnsucht nach dem Unendlichen“.

Die Sehnsucht kommt in diesem Gedicht in Kontakt mit der Heimatidylle der Familie. Die Frau ist begeistert von der Sehnsucht, doch der Mann empfindet sie als Unruhefaktor. Er hat seine Geliebte, sein Glück, gefunden, nach der der Wanderer laut Krautscheid sucht. Doch anders als sie beschreibt, zieht es den Mann in Eichendorffs Gedicht nicht wieder hinaus. Er macht einen zufriedenen Eindruck und schwärmt von den Vorzügen seiner Heimat. Er spricht vom „Genießen“ (V. 27), von einem niedlichen „Gärtchen“ (V. 28) und der netten Gesellschaft, die ihn umgibt.

Doch nachdem der Wanderer von Sehnsucht gepackt in der Nacht verschwindet, wirkt „sternklar“ die „Nacht“ (V. 36) auf den Mann und die Frau ein. Dieser Sternenhimmel verdeutlicht mehr noch als ein blauer Himmel die Unendlichkeit – die Unendlichkeit des Weltraums. Und als die beiden in dieser Stimmung allein unter dem sternenklaren Himmel zurückbleiben, kommt doch eine wehmütige Stimmung auf. Ähnlich wie es Ludwig Tieck in „Franz Sternbalds Wanderungen“ beschreibt, dass auch derjenige, der das Glück gefunden habe, dem Glücksuchenden sehnsüchtig hinterherschaue, sitzen der Mann und die Frau vor dem Haus und hören das „himmlisch[e] Klingen von der Waldeswiese“ (V. 35).

Die Frau sieht in dem Wanderer etwas Bekanntes, doch viel mehr ist er ihr „fremd und seltsam“ (V. 14). Das weckt die Neugier in ihr, denn sie kann ihn nicht richtig einschätzen. Seine „Tracht“ (V. 14) ist ihr unbekannt. Er hat dadurch eine gewisse Anziehungskraft, weshalb sie sich direkt neben ihn setzt. Ihre Faszination begründet sich darin, dass sie ihn nicht einordnen kann, und bewirkt, dass sie teils zurückhaltend, aber auch frech ist. Das Unbekannte löst in ihr einen Wissensdrang aus – so viele Fragen, die sich in ihr auftun und beantwortet werden wollen, und gleichzeitig das Geheimnisvolle, das ihn umgibt. Dazu kommt das Feuer, das sie in seinen Augen sieht. Sie spürt das Abenteuer, das er erlebt hat, die vielen unbekannten Dinge, die er gesehen hat und die sie vielleicht niemals sehen wird. Es spielt sich alles in ihrer Vorstellung ab, sie kann es erahnen, aber nicht fassen. Es bleibt für sie unbegreiflich.

Das ist die Neugierde, der Wissensdurst, der entsteht, wenn man etwas oder jemanden kennenlernt und nicht begreifen oder einordnen kann. Dieses Unbekannte soll bekannt werden, da der Mensch doch stets bestrebt ist, die Dinge zu verstehen. Und so lange dies nicht so ist, bleibt man davon fasziniert.

Auch ich habe gelernt, dass man nicht weit reisen muss, um von der Natur fasziniert zu sein. Auch hinter dem Haus findet man viele interessante Dinge, die man entdecken kann. Die Neugierde zieht einen zu unbekannten Dingen, die einen fesseln. Solange man sich ein gesundes Maß an Neugier bewahrt, gibt es immer wieder etwas zu entdecken – sowohl in der Heimat als auch in der Ferne. Dann zieht einen die Sehnsucht nicht nur weit weg, sondern man erfreut sich auch an den kleinen Dingen, die einen umgeben.

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Claudia Werner, Abitur 2013

4.3.2.2 Abituraufsatz 2 Textbezogenes Argumentieren, auch in freieren Formen

In Lexika wird der Begriff "Phrase" u. a. wie folgt definiert: "Abwertende Bezeichnung für wortreiches leeres Gerede (Lexikon der Sprachwissenschaft); "abgegriffene, nichtssagende Aussage" (Duden online).

1) Erarbeiten Sie die Argumentationsstruktur des Essays "Sagen Sie jetzt nichts" von Rainer Marx und klären Sie die Position des Verfassers!

2) Setzen Sie sich mit dem Text "Sagen Sie jetzt nichts" auseinander, indem Sie ausgehend von Ihren Ergebnissen erörtern, inwieweit sich die Verwendung von Phrasen positiv bzw. negativ auf Kommunikation auswirken kann!

Die beigefügten Materialien 1-3 bieten Ihnen jeweils Anregungen für Ihre Ausführungen.

Durch flächendeckende Einführung von Mobiltelefon und Internet sowie das ständige Sinken der Gebühren für deren Nutzung haben sich Art und Umfang der Kommunikation – im beruflichen wie im privaten Bereich – in den letzten zehn Jahren massiv verändert.

Wo vorher, oft schon aus Kostengründen, sorgfältig überlegt werden musste, welches Medium (Brief, Telefon etc.) in welchem Umfang verwendet werden sollte, ist heute eine nahezu permanente Kommunikation selbstverständlich. Per E-Mail, über soziale Netzwerke wie „Facebook“, Kurznachrichtendienste wie „What's App“, Internetblogs und dergleichen mehr werden fast ununterbrochen Botschaften ausgetauscht.

Bei zunehmender Quantität wird aber mittlerweile häufig eine deutliche Abnahme der Qualität dieser Nachrichten beklagt, sei es auf sprachlicher Ebene wie auch auf der inhaltlichen. Standardaussagen wie etwa das berühmte „Gefällt mir“ von Facebook werden zu einem festen Bestandteil unseres Kommunikationsrepertoires. In seinem Essay „Sagen Sie jetzt nichts“, erschienen in der Zeitung Die Welt vom 25.08.2012, beschäftigt sich Rainer Marx mit genau diesem Phänomen, wenn er sich mit der „Phrase“ auseinandersetzt, bei der es sich laut Duden online um eine abgegriffene, nichtssagende Aussage handelt.

Nach Marx werden Phrasen aus unterschiedlichsten Anlässen verwendet und haben den Vorteil, dem Gehirn jederzeit verfügbar zu sein. Auch könne sie der Empfänger leicht aufnehmen und ohne großen emotionalen Aufwand „verarbeiten“. Der Autor stellt klar, dass es sich bei der Phrase zwar um ein unschönes Stilmittel handelt, dessen Verwendung aber eine Notwendigkeit für das menschliche Zusammenleben darstellt. So sei es häufig nötig, um die Anstands- und Höflichkeitsregeln zu wahren, die eine wichtige Basis menschlichen Sozialverhaltens darstellten, Phrasen zu verwenden. Sie seien „vorgefertigt“, also auch in Situationen mit hoher persönlicher Anspannung jederzeit verfügbar, und machten es möglich, anderen gegenüber höflich zu bleiben.

Darüber hinaus kämen viele Sportkommentatoren oder Politiker ohne die Phrase gar nicht aus, bemerkt Marx ironisch. Grundsätzlich bilde sie die Basis unserer Kommunikation. Ihre Verwendung ermögliche es, Denkpausen zu überbrücken; der Autor stellt aber die sinnvolle Verwendung dieser Pause in Frage. Vielfach führe die zunehmende Beschleunigung der Kommunikation zu einer Aneinanderreihung von Allgemeinplätzen und sei es nur, um dem

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„horror vacui“ zu entkommen, um eine, wie Marx vermutet, bedrohlich scheinende Stille zu vermeiden.

Rainer Marx sieht die Notwendigkeit der Phrase als „Werkzeug“ der Kommunikation, so etwa als Basis der Höflichkeitsformen oder als Mittel, um peinliche Momente zu vermeiden. Durch ironische Überhöhung – die er nicht zuletzt durch fortlaufende Verwendung von Phrasen erreicht – macht er aber deutlich, wie kritisch er die Häufigkeit und Gedankenlosigkeit bei deren Verwendung sieht. Gerade die Allgegenwart in Sport und Politik sowie die inflationäre Verwendung, um vermeintlich Wichtiges zu kommentieren (so dürfe (Z.64) ein „Umweltschutzprojekt in Patagonien nicht unkommentiert bleiben“ ) oder um das Schweigen, und sei es auch noch so angebracht, zu vermeiden, missfällt ihm.

Es ist zu überlegen, wie sich die Verwendung von Phrasen wirklich auf die zwischenmenschliche Kommunikation auswirkt. Wie von Marx erwähnt, sind zunächst durchaus positive Aspekte bei der Verwendung von Phrasen festzustellen. Sie ermöglichen es, die Bloßstellung anderer zu vermeiden und selbst das Gesicht zu wahren. Häufig treffen wir im Alltag auf meist belanglose Fragen, bei denen eine ehrliche Antwort verletzen würde. Für sich selbst wäre das zumindest unangenehm. Hierzu gehört etwa die Frage nach dem Aussehen einer Frisur, dem Körpergewicht und Ähnlichem.

Weiter können durch Phrasen, zumindest anfänglich, Kommunikationsdefizite überwunden werden. So ist es besser, eine unangenehme Kommunikation mit sehr allgemeinen Aussagen als gar nicht zu eröffnen. Ein „Ist nicht persönlich gemeint“ ist weder stilvoll noch sonderlich aussagekräftig, es ist aber auf alle Fälle besser, einen Dialog über ein schwieriges Thema unbeholfen als gar nicht zu beginnen.

Der Smalltalk verwendet Phrasen, um die Kommunikationsaufnahme zu erleichtern. Gerade in der globalisierten Welt, in der internationale Kontakte stetig zunehmen, ist so ein vorsichtiges Abtasten des jeweiligen Gegenübers möglich und schafft eine Basis für das weitere Gespräch. Durch die zunächst oberflächliche Gesprächsaufnahme wird vermieden, den Dialogpartner gleich zu Beginn der Unterredung zu brüskieren. Immerhin gibt es durchaus Kulturkreise, in denen ein „in medias res“ begonnenes Gespräch als zumindest unhöflich gewertet wird – hier seien etwa der angloamerikanische Raum oder Japan genannt.

Grundsätzlich verbessert Reden, gleich über welches Thema, bei Unbekannten die spätere Teamfähigkeit. Ein paar zu Beginn des Gesprächs verwendete Phrasen können so häufiges Konkurrenzdenken vermindern und die Kooperation stärken. Natürlich wäre auch hier ein von Anfang an ernsthaft geführtes Gespräch denkbar. Dies ist aber unter Fremden meist nur schwer möglich; eine Floskel kommt oft viel leichter über die Lippen und erzeugt – wie Anne Otto in der Maxi vom November 2012 schreibt – dasselbe Ergebnis.

Selbstverständlich sind auch die von Marx genannten negativen Aspekte nicht zu vernachlässigen: Es wird oft wirklich „entschieden nichts gesagt“. Die übermäßige Verwendung der Phrase strengt den Gesprächspartner an und langweilt ihn. Er wird dadurch zwangsläufig sein Interesse am Gespräch und in der Folge auch an seinem Gegenüber als solchem verlieren. Dies erschwert eine weitere Kommunikation generell, insbesondere steigt aber die Wahrscheinlichkeit von Missverständnissen an.

Weiter wird die Sprache unverständlicher. So sehr die Oberflächlichkeit zu Beginn oft von Vorteil ist: sobald Phrasen zu lange und oft verwendet werden, kann der Gesprächspartner häufig zu solchen Informationen keinen konkreten Bezug, keine konkrete Anknüpfung an ein Ereignis oder eine Fähigkeit herstellen. So besagt die Aussage, jemand sei sozial engagiert, zunächst wenig. Erfährt der Gesprächspartner jedoch, dass der Andere sich schon jahrelang um Senioren in der Nachbarschaft kümmert oder bei der Feuerwehr aktiv ist, entsteht ein klares Bild.

Bei ständiger Verwendung von Phrasen kann keine richtige Kommunikation stattfinden. Es wird stets eine gewisse Distanz gewahrt, die einen wirklichen Austausch von persönlichen Informationen sowie über Gefühle und das Befinden – alles unbedingt vonnöten, um seine

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Mitmenschen einschätzen zu können – unmöglich macht. Ein Gespräch dieser Art wird zu keinem Ziel führen, da jeder der Teilnehmer dies instinktiv merkt; ein Grundvertrauen in den Anderen kann nicht entstehen: Die Kommunikation ist blockiert.

Auch sinkt mit jeder Floskel der Informationsgehalt einer Aussage, wird dies in der Politik, wie Marx ausführt, noch verwendet, um sich nicht genau festlegen zu müssen, so gibt es Bereiche, in denen das Sinken des Informationsgehalts fatal ist. So wird ein Patient weder damit einverstanden sein noch richtig gesund werden können, wenn sich sein Arzt in einer akuten Situation erst minutenlang mit ihm über das Wetter unterhält.

Im schlimmsten Fall wird die Sprache – wie vom Autor kritisiert – zum Selbstzweck. Sie wird verwendet, um eine vermeintlich bedrohliche Leere zu füllen. Dies ist nicht zuletzt der ständig schneller werdenden Kommunikation unserer Zeit geschuldet.

Im Ergebnis kann gesagt werden, dass Floskeln durchaus sinnvoll sein können, dies aber stets vom Verwendungszweck abhängt. Wie Paracelsus bereits festgestellt hat: „Die Dosis macht den Unterschied zwischen Gift und Medizin aus“. Smalltalk im professionellen Bereich kann durchaus nötig sein, im persönlichen Bereich wie in Familie und Freundeskreis sollte er jedoch keinesfalls vorkommen.

Benedikt Kieler, 3c (Abitur 2013)

4.3.2.3 Goethes Faust: In Marthens Garten

Nicht selten liest man in der Zeitung von Fällen von Kindstötung. Als Leser ist man tief betroffen und fragt sich, wie man so etwas Grausames tun kann, sein eigenes Kind umzubringen. Im vergangenen Herbst wurde am Landgericht Landshut der Fall einer Mutter aus Freising verhandelt, die ihre sechsjährige Tochter und am selben Tag ihre Zwillingssöhne ermordet hat, die ein halbes Jahr alt waren. Im Laufe der Verhandlung kam ans Licht, dass das anfängliche Leben als Bilderbuchfamilie für die Mutter immer mehr zum Alptraum wurde. Finanzielle Sorgen drückten, sie war mit den Kindern überfordert, es gab Probleme in der Partnerschaft, ihr Mann ließ sich in eine psychiatrische Klinik einweisen. Durch das Gefühl völliger Ausweglosigkeit kam es zu dieser erschütternden Tat.

Um eine Kindstötung und eine völlig verzweifelte junge Frau geht es auch im Drama „Faust. Der Tragödie erster Teil“ von Johann Wolfgang von Goethe. Er verwob damals, als das Werk 1808 erschien, die Geschichte der Kindsmörderin Margaretha Brandt und Teile des Lebens des Gelehrten Dr. Faustus, der von 1480 bis 1540 gelebt haben soll. In der Tragödie schließt Faust, der sich anfänglich nur seinen Studien hingab, einen Pakt mit dem Teufel. Dieser sollte ihm alle Freuden des irdischen Lebens aufzeigen. Faust beginnt eine Beziehung mit der sehr jungen Margarete, die ihm völlig verfällt. Gretchen wird schwanger, tötet das gemeinsame Kind, wofür sie die Todesstrafe erhält, welche letztlich auch vollstreckt wird. Ein Befreiungsversuch Fausts scheitert.

Das Werk zeigt, wie ein Mensch in die Lage geraten kann, so etwas Hilfloses wie ein Kind zu töten. Eine Schlüsselszene dazu ist die Szene „Marthens Garten“.“ Hier stellt Gretchen Faust die Frage, die heute als die „Gretchenfrage“ bezeichnet wird. Sie möchte wissen, ob Faust an Gott glaube. Sie habe das Gefühl, er täte es nicht. Faust, der sich ja, seit er den Pakt mit dem Teufel einging, von Gott abgewandt hat, weicht aus. Seiner Meinung nach sei es nicht so wichtig, wie man eine Sache benenne. Seine Bewunderung der Schöpfung, seine Achtung vor der Natur sei sehr wohl so etwas wie Glaube oder Gottesfurcht. Margarethe lässt es, wenn auch widerwillig dabei bewenden und berichtet Faust von ihrer Angst, ihrer Abscheu vor Me-phisto. Sie könne in Mephistos Gegenwart nicht beten, sie meint, eine Aura des Bösen zu spü-

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ren. Faust wiegelt ab, er sagt lediglich, Gretchen solle sich nicht vor ihm fürchten. Nur einmal deutet er an, dass Gretchen mit ihrer Vermutung sehr wohl Recht habe. Margarete verab-schiedet sich, sagt, wie schön eine gemeinsame Nacht wäre, dies jedoch wegen ihrer Mutter und deren leichten Schlaf unmöglich sei. Faust übergibt ihr daraufhin ein Fläschchen mit dem Hinweis, es würde sich um einen ungefährlichen Schlaftrank handeln. Sie verabreden sich für die Nacht. Nachdem Gretchen verschwunden ist, taucht Mephisto auf, der alles gehört hat. Er macht sich über Faust lustig, weil Gretchen ihn zu seiner Religion befragt und versucht hat, ihn zu einem frommen Mann zu machen. Faust verteidigt Gretchen und Mephisto spottet, wie sehr sich Faust beeinflussen lasse, worauf Faust ungehalten reagiert. Mephisto erkennt je-doch an, dass Gretchen als einziger Mensch neben Faust, der ja eingeweiht ist, in ihm den Teufel erkannt hat.

Die Szene gibt die Beziehung zwischen Faust und Margarete wieder. Gretchen fühlt sich geschmeichelt, ist von Faust beeindruckt und liebt ihn über alles. Sie ist tief gläubig und sich sehr wohl der Grenzüberschreitung bewusst, die sie in Kürze begehen wird und die sie teilweise schon begangen hat. Faust fühlt sich sehr zu Gretchen hingezogen, brennt aber längst nicht im selben Maße für sie. Er genießt die Freuden, die ihm der Teufel ermöglicht. Mephisto hat die Rolle des Beobachters, zunächst im Hintergrund. Er beobachtet das Geschehen wie ein unterhaltsames Schauspiel und deutet an, sehr wohl zu wissen, wie die Geschichte ausgehen werde. In der Zeile 46 und 47 nennt Faust Gott den „Allumfasser“ und „Allerhalter“, wobei es sich gleichzeitig um eine Alliteration und eine Metapher handelt. Es zeigt, wie unangenehm er Gretchens Frage findet, wie er sich windet. Er möchte „Gott“ nicht aussprechen. Die Allegorie in Form einer Personifikation in Zeile 52 und 53 „Und steigen freundlich blickend ewige Sterne nicht herauf?“ führt vor Augen, wie er versucht von dem Thema Religion auf die Natur und die Wunder der Schöpfung zu kommen. In Zeile 112 und 113 beurteilt Gretchen Mephisto mit dem Satz: „Man sieht, daß er an nichts keinen Anteil nimmt; […]“. Hierbei handelt es sich um eine Litotes, die eigentlich durch ihre doppelte Verneinung eine Bejahung sein sollte. Hier an dieser Stelle ist und bleibt es jedoch eine verdoppelte Verneinung. Sie verdeutlicht, dass Margarete sehr wohl erkannt hat, dass Anteilnahme und Mitgefühl Mephisto völlig fremd sind.

Die Szene zeigt sehr gut in Kurzform den gesamten Verlauf des Dramas. Gretchen, das arme, fleißige und tiefgläubige Mädchen, wendet sich Schritt für Schritt von ihren Grundsätzen ab. In der Szene deutet sie an, genau zu wissen, wie sie sich Fausts Willen unterworfen hat und immer mehr für ihn riskiert. Sie lässt sich beruhigen, willigt zu einer gemeinsamen Nacht ein. Dies zeigt die Veränderung, die sie durchmacht.

Fausts ausweichende Antworten belegen ebenfalls, dass er nicht mehr derselbe ist. Er ist nicht mehr der ernsthafte Wissenschaftler, der nur seine Studien im Sinn hat. Er will jetzt die Freuden des Lebens genießen. In der Szene wird ihm, wie mehrmals im Drama, bewusst, was er Gretchen antut, wie er sie in den Abgrund treibt. In der Szene bricht aus ihm heraus: „Du ahnungsvoller Engel du!“ (Z. 121). Er bestätigt damit Gretchens Vermutung und deutet an, dass es für sie nicht gut ausgeht. Als Faust Mephisto wütend anfährt – „Du Spottgeburt“ (Z. 188) – spielt er sicher mit dem Gedanken, die Beziehung zu Gretchen zu beenden. Mephisto ist in dieser Szene wie immer voller Spott und Hohn. Er spielt mit den Menschen, macht sich über alle lustig und sieht ungerührt zu, wie sie ihr Leben ruinieren. Wie im Gesamtwerk deutet er an, schon das Ende der Geschichte zu kennen.

Goethes „Faust“ gilt als das meist beachtete Werk der deutschen Literatur. Meiner Meinung nach liegt das nicht nur an der schönen Art, wie es geschrieben ist, sondern an seiner Aktualität, auch noch nach über 200 Jahren. Es werden viele Dinge angesprochen, die heute immer noch Thema sind. Es geht um die Stände-, jetzt Klassengesellschaft, die Rolle der Frau und ihre noch teilweise vorhandene Abhängigkeit.

Silke Schwarz, 2b

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4.3.2.4 Romantische Bilder im Deutschunterricht – wie passt das zusammen?

Um es vorwegzunehmen – es passt sehr gut zusammen.

Das Wort Romantik hat im Deutschen eine doppelte Bedeutung.

Zum einen die gängige Bedeutung im amourösen Sinne, auf der anderen Seite ist Romantik der Name einer Epoche in der deutschen Kunst, welche die Literatur natürlich mit einschließt.

Diese Ära dauerte ca. von 1750 bis 1840, je nach Quellenlage.

Bevor wir, die Klasse 2a, in die Literatur dieser Epoche eingestiegen sind, waren wir der Einladung von Herrn Gebauer gefolgt und besuchten am 11.12.13 zusammen mit zwei Mitschülerinnen aus den Parallelklassen die Neue Pinakothek in München.

In einer Pizzeria gibt es Pizza, in einer Vinothek gibt es Wein, was ist dann eine Pinakothek?

Piña Colada gibt es dort leider nicht, dafür aber eine Kunstsammlung, die zu Recht weltweit bekannt ist.

Die Neue Pinakothek wurde von seiner Majestät König Ludwig I. in Auftrag gegeben, um ergänzend zur bereits bestehenden (Alten) Pinakothek die damals zeitgenössische Kunst auszustellen und bereits 1853 dem Volk zugänglich zu machen.

Den Glücklichen schlägt keine Stunde!

Trotz eines gedehnten Pünklichkeitsbegriffs der Teilnehmer(+/- 45min) konnten wir fast planmäßig unter der Leitung von Frau Dr. Anneliese Amberger unsere Führung beginnen.

Frau Amberger überraschte uns zunächst mit ihrem Lebenslauf, dessen akademischer Grundstein ausgerechnet im Abendgymnasium gelegt wurde.

Chronologisch wurden wir in das Kapitel Romantik durch einen sehr lebendigen Vortrag eingeführt. Zuerst betrachteten wir eine Darstellung einer Bauernfamilie in einer, nach genaueren Betrachten, idealisierten Szenerie.

Im Kontrast hierzu wurden in den vorangegangenen Epochen fast ausschließlich Adelige bzw. Militärszenen dargestellt. Ein Handwerker, ein Arbeiter oder ein Bauer wäre vormals kein typisches Motiv gewesen.

Auffallend ist hierbei die Hervorhebung des einfachen Volkes mit besonderem Augenmerk auf die Familie. Die Darstellung des Bauern verwundert unter Betrachtung der romantischen Ideale keineswegs. Der Bauer arbeitet in und mit der Natur und steht für die Ernährung eines ganzen Volks.

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Schul-Abend 6

Der Tag endet. Es ist Abend,

in den umherstehenden Häusern

werden die ersten Lichter gezündet,

und nur noch wenige Autos

gehören der Straße. Man kann

sie zählen. Eins, zwei,

und noch eins. Die Menschen

kehren bepackt mit Einkaufstaschen,

Rucksäcken, Aktenkoffern nach Hause.

Ja man merkt das Ende des

heutigen Tages. Auch der Klassen-

raum nimmt die Ruhe an.

Die Luft ist verbraucht. Sie steht.

Waren auf diesem Bild noch eindeutige Figuren mit starken religiösen Anspielungen insbe-sondere auf die Heilige Familie zu erkennen, verschieben sich die Motive in den weiteren Jah-ren in Richtung mystifizierte Landschaftsdarstellungen.

Stellvertretend kann hier Caspar David Friedrich genannt werden.

Bei seinen Motiven ist die Dreiteilung des Bildes in Vordergrund, Mitte und Hintergrund sehr gut zu erkennen. Während der Vordergrund noch eine starke Bildschärfe aufweist, wird die Mitte zunehmend diffus. Der Hintergrund verschwimmt schließlich vollends im Unscharfen.

Der plastische Effekt dieser Maltechnik ist in dieser Ausführung ein Novum und zieht sich wie ein roter Faden durch die Romantik.

Große Faszination lösten die Bilder „Mittelalterliche Stadt am Fluss“ ebenso wie „Die Brücke über die Teufelsschlucht“ aufgrund ihrer detailgetreuen Malerei und der starken Licht- und Schatteneffekte aus.

Zuletzt betrachteten wir noch die spätromantischen Werke einer Kunstströmung, die sich sak-ralen Themen widmete. Vertreter dieser Strömung wurden u.a. als „Nazarener“ bezeichnet.

Hierbei rückte bei den Malern die Naturdarstellung wieder in den Hintergrund und die Motive wirken auf den ersten Blick einerseits einfacher in der Darstellung, andererseits aber sehr farbintensiv. Bei genauer Betrachtung und fachkundiger Erläuterung erkennt der Betrachter, dass sich die Schöpfer dieser Werke aufs vorzüglichste in der Darstellung biblischer Chiffren verstanden haben.

Unsere Gruppe genoss noch ca. eine Stunde das Museum, bevor wir den Abend nun tatsäch-lich bei einem Glas Wein und einer Piña Colada im Herzen Schwabings ausklingen ließen.

Martin Grabmayer, 2a

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4.3.2.5 Typisch romantisch

„Der Sandmann” von E.T.A. Hoffmann erzählt die Geschichte des Studenten Nathanael, der durch ein kindliches Trauma bedingt den Verstand verliert und sich letztendlich durch eine Sprung von einem Turm umbringt. Zu Beginn wird erzählt, wie Nathanaels Trauma entstand. Es folgt die Beschreibung seiner psychischen Störung sowie seines zunehmenden Wahns und später dann des Selbstmordes. E.T.A. Hoffmann zeigt auf, wie wichtig die Kindheit für die Entwicklung des Menschen ist, und schildert drastisch die Folgen, welche durch in der Zeit der Kindheit liegende Traumata ausgelöst werden können. Dieses Wichtignehmen der Kindheit ist für Hoffmanns Zeit revolutionär. Die Erklärungsansätze der Psychoanalyse nach Sigmund Freud waren noch nicht getroffen worden. Nathanael macht im Laufe der Erzählung verschiedene Hoch- und Tiefphasen durch. Er verfällt trotz der Zuneigung seiner Freunde, seiner Familie sowie insbesondere der Liebe, die er durch die überaus intelligente Klara erfährt, immer weiter dem Wahnsinn. Nach einer auf einen Anfall folgenden anscheinenden Genesung erliegt er erneut dem Wahnsinn und bringt sich zuletzt um. Der Ausschnitt am Ende der Erzählung, welcher den Suizid Nathanaels als zentralen Punkt hat, soll im Folgenden erschlossen werden.

Der Schluss der Erzählung gliedert sich im wesentlichen in drei Abschnitte. Zunächst sind die Protagonisten in Verheißung einer glücklichen Zukunft unterwegs, um sich auf ihre Abreise vorzubereiten. Nathanael scheint genesen. Er steigt mit Klara auf einen Turm, um die Aussicht zu genießen. Dieser erste Abschnitt erstreckt sich von Zeile 36 auf Seite 33 bis zur Zeile vier auf der Seite 34. Im zweiten Abschnitt von Zeile fünf auf Seite 34, bis zur Zeile vier auf Seite 35 verfällt Nathanael aufgrund einer Beobachtung Klaras erneut in seinen Wahn. Außer sich versuchte er erst Klara durch einen Sturz vom Turm zu töten. Es gelingt Lothar, Klaras Bruder, jedoch zu intervenieren und sie zu retten. Der Höhepunkt des Abschnitts ist nun der Sprung des wahnsinnigen Nathanael und sein Tod durch eben diesen Sprung. Zuletzt wird die Zukunft Klaras in vagen Worten geschildert. Dies geschieht auf Seite 35 in den Zeilen fünf bis elf. Mit diesen Worten schließt die Erzählung.

Dem Leser wird zu Beginn zunächst ein Gefühl der Idylle vermittelt. Die finanziell unabhängige Familie um den anscheinend gesundeten Nathanael macht sich bereit „aufs Land” zu ziehen. Die Liebenden Klara und Nathanael sind wieder glücklich. Die Schrecken der Vergangenheit scheinen vergessen. Nathanael und Klara schauen „Arm in Arm” (Z.2; S.34) in die Landschaft. Klara macht Nathanael auf einen „kleinen, grauen Busch” aufmerksam. Nathanael schaut durch sein Perspektiv und erblickt Klara. Der Blick durch das Okular, welches er vom Optiker Coppola erhalten hat, löst bei Nathanael einen Anfall des Wahnsinns aus. Er ist von Sinnen und brüllt dieselben Phrasen wie bei seinem vorhergehenden Anfall. Er versucht Klara zu töten, wird aber vom herbeieilenden Lothar an der Ausführung der Tat gehindert. Lothar rettet seine Schwester aus den todbringenden Händen Nathanaels. Durch das Brüllen werden viele Menschen angelockt. Unter ihnen ist anscheinend auch der der Auslöser für Nathanaels Trauma, der Alchemist Coppelius. Nathanael erblickt ihn, erstarrt und stürzt sich mit dem von Coppola verwendeten Ausruf „Sköne Oke, sköne Oke” auf den Lippen den Turm hinab. Zeitgleich mit seinem Auftreffen auf dem Boden verschwindet Coppelius „im Gewühl”.

Nach einem Schnitt findet sich die Beschreibung eines spießbürgerlichen Lebens der Klara in der Zukunft. Diese Beschreibung ist jedoch sehr vage und lässt viel Raum für Interpretationen.

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Der Textausschnitt ist sprachlich äußerst variantenreich. Bezüglich des Satzbaus lassen sich viele Hypotaxen, also Haupt- und Nebensätze, feststellen. Dieser Satzbau ermöglicht eine detaillierte Beschreibung der Geschehnisse. In Momenten der Spannung, insbesondere beim Wahn Nathanaels, finden sich jedoch auch Parataxen. Dies wir besonders im Abschnitt, welcher Klaras Rettung beschreibt, deutlich. Hierdurch wird die äußerste Gefahr für Klara und die Angst Lothars um seine Schwester für den Leser sehr deutlich nachvollziehbar. Die kurzen Sätze ziehen den Leser förmlich in das Geschehen hinein und schildern sehr eindringlich die herrschenden Emotionen. Auch der verrückte Nathanael spricht in kurzen Sätzen bzw. in Satzfragmenten. Das zeigt deutlich den Kontrollverlust, den er erleidet, auf.

Die Wortwahl ist stets an den Grad der Spannung angepasst. Zu Beginn fällt die Verwendung des Wortes „Riesenschatten” in Zeile 39 auf Seite 33 ins Auge. Zusammen mit der vorhergehenden Verwendung des Adjektives „groß” wird wird dem Leser vermittelt, dass der Turm wohl alles in der Stadt überragt. Der Turm, welcher später ja auch Ort der entscheidenden, finalen Handlung ist, wird so schon in den Fokus des Lesenden gerückt. Später, als Nathanael dann seinen Anfall erleidet, ist auch die Wortwahl radikal anders. Nathanaels Handlungen werden mit passenden Worten wie „grausig [...] lachend” in ihrer vollen Schrecklichkeit und Unkontrollierbarkeit geschildert. Auch das Ersetzen von Nathanaels Namen durch die Nomen „den Rasenden” (Z.17,23; S.34) oder auch „den Wütenden” (Z. 31; S.34) zeigt, dass er nicht mehr er selbst ist und jegliche Kontrolle über sich verloren hat. Die explizite Darstellung von Nathanaels totem Körper drückt aus, dass der vorher als „riesengroß” beschrieben Advokat Coppelius mit dem Aussetzen von Nathanaels Gehirnfunktion ebenso aufhört zu existieren.

Die rhetorischen Mittel werden zu Beginn verwendet, um die vermeintliche Idylle zu illustrieren. Der Vergleich „Gebirge wie eine Riesenstadt” soll die Schönheit des Augenblicks auf dem Turm verdeutlichen. Durch diesen Vergleich wird das Bild einer beschaulichen Stadt in der Nähe der Berge geschaffen. Es wird also der Eindruck einer „heilen Welt” erzeugt. Die Wiederholung der Fomeln „Holzpüppchen dreh dich - Holzpüppchen dreh dich” und „Feuerkreis dreh dich - Feuerkreis dreh dich” stellt Nathanaels Wahn klar dar. Der Neologismus „Todesbeute” in Zeile 31-32 auf Seite 34 zeigt einerseits die mörderischen Absichten und andererseits durch das das Wort „Beute” das tierische, nicht mehr durch die Ratio kontrollierte Verhalten Nathanaels.

Der gesamte Abschnitt wird von einem auktorialen Erzähler erzählt. Durch den über den Dingen stehenden Erzähler wird ein Einblick in die Gefühlswelt aller Figuren möglich. Man erhält hierdurch ein komplettes Bild der Geschehnisse. Die Ereignisse werden szenisch geschildert. die Erzählzeit wechselt häufig zwischen zeitraffend (vgl. Z. 37-38; S. 33) und zeitdeckend (vgl. Z. 20-32; S. 34). Teilweise wird auch zeitdehnend, wie etwas in Zeile 6-10 auf Seite 34, erzählt. Diese Dehnung der Erzählzeit markiert den Höhepunkt der Handlung. Der Augenblick, in welchem Nathanael vom Wahnsinn ergriffen wird, ist somit deutlich von der restlichen Handlung getrennt. Das zentrale Thema der Erzählung, der Wahnsinn, rückt so gänzlich in die Aufmerksamkeit des Lesers.

Das Auge und somit auch das Sehen spielt im „Sandmann” eine wichtige Rolle. Was liegt also näher als das Werk zu verfilmen? An dieser Stelle zeige ich nun auf, wie die filmische Umsetzung der analysierten Szene erfolgen könnte.

Im Film ist zunächst einmal die Wahl der Musik entscheidend. So lässt sich, als alles in Ord-nung scheint, durch fröhliche, leichte Musik ein Gefühl der Sicherheit und Ruhe erzeugen. Die Kameraführung sollte ruhig sein. Plötzliche Schnitte sollten besser vermieden werden. Der Turm wird übergroß in Szene gesetzt. In der Szene, als Klara und Nathanael auf dem Turm stehen, kann durch passende Musik eine Vorahnung beim Zuseher erzeugt werden. Auch ein Fokussieren der Kamera auf die Augen Klaras erzeugt eine Ahnung von dem, was kommen mag. Das Perspektiv muss ob seiner großen Wichtigkeit im Großformat gezeigt werden. Wenn Nathanael dann vom Wahn gepackt wird, soll eine Handkamera verwendet werden. Schnelle

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Schnitte und Wackeln im Bild stellen gut die Spannung dar. Lothars Weg auf den Turm soll ebenfalls in schnellen Schnitten gezeigt werden. In dieser Szene ist es stets wichtig, deutli-chen Fokus auf die Augen der Protagonisten zu setzen. Besonders bei Nathanael lässt sich durch das Zeigen seiner Augen ein gutes Bild seines Irrsinns zeichnen. Beim Auftreten von Coppelius soll dieser durch optische Täuschung übergroß erscheinen. Gleichzeitig kann man ihn durch computergenerierte Effekte semitransparent darstellen, um zu zeigen, dass er nur in Nathanaels Vorstellung existiert. Ich würde Coppelius in der Mitte einer Menschenmasse auf dem Vorplatz des Turmes platzieren. Bis zur Entdeckung des Coppelius durch Nathanael ist eine Kameraposition auf dem Platz denkbar. Im Moment der Entdeckung soll Nathanaels Ge-sicht in Großaufnahme gezeigt werden. Anschließend, soll der Sturz aus der Perspektive von Coppelius gezeigt werden. Hierbei würde ich von der Vorlage abweichen und Nathanael direkt auf Coppelius fallen lassen. Kurz vor dem Aufprall erfolgt dann ein Schnitt. Danach sieht man noch kurz Nathanael auf dem Boden liegen. Coppelius ist in dieser Szene nicht mehr zu se-hen , da er ja nur in den Gedanken von Nathanael existiert hat. Die Schlussszene von Klaras Zukunft würde ich nur angedeutet, weiß überblendet, zeigen. Währenddessen ist auch ein Vortragen des Textes aus Zeile 5-11 der Seite 35 durch einen Sprecher aus dem Off denkbar.

„Der Sandmann“ ist eine typische Erzählung der Romantik. Das Tag- und Nachtmotiv wird hier durch die Figuren von Nathanael (Nacht) und Klara (Tag) deutlich zum Ausdruck gebracht. Nathanael steht auch sinnbildlich für die düstere Seite des Menschen. Auch die durch die Figur der Olympia eingebrachte Gesellschaftskritik, die E. T. A. Hoffmann übt, ist typisch für die Epoche der Romantik. Schlussendlich ist „Der Sandmann“ also ein Werk, welches die Gesamtheit des Menschen beschreibt. Das Gute wie das Schlechte wird gezeigt. Eine idealisierende Darstellung der Menschen bleibt aus. „Der Sandmann” ist auch zutiefst wissenschaftsskeptisch, alles in allem eben „typisch romantisch”. Jedoch nicht im Sinne des Wortes, wie es heute oft falsch verwendet wird.

Lukas Krenss, 2c (Schuljahr 2012/13)

4.3.2.6 Das Märchen von Schnürlieschen

Es war einmal ein König, der hieß Talisqualis, und er regierte das Land Soso und die Hauptstadt gleiches Namens Soso, und alles ging lustiger als überall.

Der gute Talisqualis war sehr vergnügt, sah gerne frohe Gesichter. Wer bei ihm zuerst lachte, lachte gut und erhielt gewiß, was er verlangte; wer aber zuletzt lachte, lachte am besten und erhielt einen Gnadengehalt. Es zogen sich daher alle lustigen Leute nach dem Lande Soso hin, und die Traurigen machten, daß sie herauskamen, denn sie mußten erstaunlich viel Geld bezahlen, wenn sie bleiben wollten, und der König hatte Leute, die überall auflauerten, und wenn ein Betrübter gefunden wurde, ward er sogleich vor den kurzweiligen Rat gebracht und mußte die Ursache seiner Betrübnis sagen. War ihm nun zu helfen, so wurde ihm geholfen, man gab ihm Geld und Gut und Ehre und Liebe, was er nur wollte. Reichte das alles nicht zu, den Betrübten zu trösten, so brachte man ihn zum Landtrost, welcher Herzwasverlangstdu hieß, konnte ihn der auch nicht muntern, so ward er von dem König zuerst und dann von dem ganzen Volke ausgelacht und aus dem Lande Soso hinausgekitzelt.

In diesem lieben Lande wäre alles glücklich und fröhlich gewesen, wenn das Weinen nicht wäre verboten gewesen. Aber so geht es: die törichten Menschen meinen immer, das schmecke am besten, was sie nicht essen sollen, und gerade, weil der König Talisqualis alle Tränen der Witwen und Waisen getrocknet hatte, und weil der stille Kummer über die Grenze war gebracht worden, und weil die süße Schwermut unter der Strafe des Totkitzelns verboten war, und weil hier Lachen gar nicht teuer war, sehnten sich allerlei unruhige Leute nach Betrübnis.

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Man lud sich heimlich auf eine stille Träne, auf einen tiefen Seufzer, auf ein leises Ach, auf einen sehnsüchtigen Blick, wie anderwärts auf einen Löffel Suppe, zu Gast und teilte sich die rührendsten Geschichten aus dem Auslande mit.

Alles dieses geschah aber ganz insgeheim, und wenn irgend ein Fremder in die Stube trat, fing man laut an zu lachen, um nicht verraten zu werden. Wonach sich aber der ganze Hofstaat und die Hauptstadt sehnte, das war, einmal ein Trauerspiel zu sehen, und alles wartete nur auf eine schickliche Gelegenheit, den König Talisqualis darum zu bitten. Die Gelegenheit blieb nicht lange aus. Wir wollen sehen.

Eines wunderschönen Sommertages ritt der König zusammen mit einigen seiner Untertanen in den Wald, um auf die Jagd zu gehen. Die Sonne fiel durch die lichten Baumkronen, die Tiere des Waldes gurrten, zeterten und kreischten. Talisqualis erlegte an diesem Tag fünf Hasen und zwei Rehe. Es war bereits dunkel, als die Gefährten ihren Heimweg antraten.

Die mitgebrachten Fackeln spendeten nur wenig Licht. Innerhalb kurzer Zeit hatte sich die Gesellschaft im Wald verirrt. Da jedoch Verzweiflung per Gesetz verboten war, sangen die Männer ein fröhliches Lied.

Plötzlich tauchte vor ihnen eine kleine Lichtung auf. Auch dem König war bewusst, dass sie ohne Tageslicht den Rückweg zum Schloss nicht finden würden. So wurde beschlossen, auf der Lichtung zu nächtigen. Die Untertanen sammelten Brennholz und entfachten für den gut gelaunten Talisqualis ein Feuer. Als sich dieser daraufhin jedoch ein wenig umsah, bemerkte er einen riesigen Baum, dessen Stamm über und über mit Ranken bedeckt war. Der König war schon immer sehr neugierig gewesen, und sobald der Tag anbrach, untersuchte er diesen Baum.

Was er dann entdeckte, entlockte ihm ein überraschtes „Ach du meine Güte!“ – „Herr König, Herr König, was ist geschehen?“, fragte der Hofnarr, der seinen Gebieter noch nie mit einem so entsetzten Gesicht erblickt hatte. Als dieser nicht antwortete, versammelten sich die Männer um den Baum und waren ebenso sprachlos. Unter den Ranken war eine junge Frau verborgen. Nur das Gesicht war zu erkennen, und es schien, als würde sie schlafen. Sie war wunderschön; lange, lockige, blonde Haare umrahmten ihr Gesicht. Volle rote Lippen, eine kleine Nase und schwarze, geschwungene Wimpern vollendeten ihre Schönheit.

König Talisqualis war noch sehr jung, da sein Vater früh verstorben war, und verliebte sich sofort in das Mädchen. Allerdings gab es ein Problem. Die Ranken, welche das Mädchen fest umschnürten, ließen sich nicht entfernen. Das Schwert des Königs prallte von den Schnüren ab, als wären sie aus Eisen. Auch die Versuche, die schöne Unbekannte zu wecken, erwiesen sich als zwecklos.

Der junge König wollte die Frau nicht alleine lassen, sodass er seinen Untertanen befahl, alleine zurückzureiten und die Kunde über das Mädchen zu verbreiten. Er wollte so schnell wie möglich herausfinden, wie er das Mädchen befreien könnte. Innerhalb kürzester Zeit kannte jeder im Königreich die Geschichte des Königs und seiner Angebeteten.

Talisqualis wachte Tag und Nacht an dem Baum. Ein Gelehrter seines Landes fand heraus, dass es sich um den Baum der Freude handelte und dass das Mädchen den Baum verärgert haben musste. Bald darauf wurde der Vater der jungen Frau gefunden, der aus Angst vor der Strafe des Totkitzelns wegen seiner Schwermut niemandem von dem Verschwinden seines Lieschens erzählt hatte. Lieschens Mutter war an einer seltenen Krankheit gestorben. Um unbemerkt trauern und weinen zu können, war das Mädchen in den Wald gegangen. Die Tränen, die den Stamm des Baumes der Freude daraufhin benetzten, sorgten für ihr Rankengefängnis und den tiefen Schlaf.

Aber der König war ein froh gestimmter Mann und er beschloss, den Baum aufzuheitern, damit dieser Lieschen die Freiheit schenke.

Von überall her, aus allen Landen kamen Artisten, Sänger und Dichter. Jeder versuchte sein Glück. Doch weder Turnereien oder fröhliche Lieder noch lustige Gedichte brachten eine Ver-

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änderung. Auch Talisqualis und sein Landtrost Herzwasverlangstdu konnten den Baum nicht aufmuntern.

Wochen vergingen, und niemand konnte dem Mädchen helfen. Der König sah ein, dass sein Gesetz, dass niemand jemals Kummer empfinden dürfe, ihm dieses Unglück eingebracht hatte. Nun durften wieder Trauerspiele aufgeführt werden, und auch die Betrübten mussten ihre Tränen nicht mehr heimlich vergießen.

Doch leider änderte auch dies an Lieschens Zustand nichts. Jeder empfand Mitleid, wenn er vom König und seinem Schnürlieschen, wie sie überall genannt wurde, hörte.

„O weh, o weh, ach, was kann ich nur tun?“, man vernahm die Klagen Talisqualis' oft die ganze Nacht. Die Verwaltung des Königreichs hatte er seinem Vertrauten Herzwasverlangstdu anvertraut, da er immer an der Seite seiner Geliebten wachte. Verzückt von ihrer Schönheit saß er oft stundenlang nur vor ihr auf dem Boden und flehte den Baum um ihre Freigabe an. In seiner Besessenheit bemerkte er oft nicht einmal die vielen Tiere, die ihm Gesellschaft leisteten, bis er eines Tages ein Murmeln aus der Baumkrone vernahm: „So ein Taugenichts, sitzt nur herum und tut nichts!“ Erschrocken drehte sich Talisqualis um. „Wer ist da?“, fragte er. „Na ich, du blinder Mensch!“, kam es kichernd von oben. Verwirrt starrte der König auf ein kleines buschiges Eichhörnchen, das ihm verschmitzt zuzwinkerte.

„Bist du das, der mit mir spricht?“, rief Talisqualis. „Freilich. Oder siehst du hier sonst noch jemanden?“, lachte das kleine Tierchen, „Ich kann das nicht länger mit ansehen, wie du hier sitzt. Ich weiß, wie du ihr helfen kannst!“.

„Ja, bitte! Sag mir, was muss ich tun?“

„Der Baum hält sie nicht gefangen. Er hatte Mitleid mit ihr, als sie verzweifelt weinte. Er wollte sie nur vor deiner Strafe schützen!“

Bestürzt erwiderte der König: „Aber das habe ich doch nicht gewollt! Es tut mir so unendlich leid. Aber sieh, ich habe das Gesetz bereits geändert, damit dies nicht mehr geschehen kann.“

„In der Tat, damit ist der erste Schritt getan. Der Baum der Freude wird sie jedoch nur freigeben, wenn sie von ihrem Geliebten geküsst wird. Erst ein Kuss zeigt dem Baum, dass Lieschen ein besseres Leben erwartet.“

Noch bevor das Eichhörnchen geendet hatte, umfasste der König liebevoll das Gesicht der Schönen und küsste sie. Im selben Augenblick fielen die Ranken von ihr ab, und sie schlug ihre Augen auf. Talisqualis war überglücklich und erzählte ihr sofort, was geschehen war. Kurze Zeit später heirateten die beiden und es gab ein großes Fest, auf dem auch Tränen flossen, aber natürlich aus Freude.

Und sie lebten glücklich und zufrieden.

... und wenn sie nicht gestorben sind,

dann leben sie noch heute!

Kerstin Englhardt, 2b

4.3.2.7 Theaterbesuch der Klasse 2a: Woyzeck – Wozz eck

Mathe, 19.02.2014 Julia: „Wer hat sich eigentlich die Wurzel ausgedacht?“ Frau Mondry.: „Das hat was mit dem goldenen Shit zu tun.“ (gemeint war Schnitt)

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Woyzeck – es ist ein gutes Drama, aber eine Inszeni erung ohne Moral?

Oder: Wie eine Idee ins Wasser fällt

Am 01.04.2014 haben wir uns, also die Klasse 2a, zusammen mit unserem Deutschlehrer, Herrn Gebauer, zur Theateraufführung des Woyzeck/Wozzeck ins Theater (Werkraum) verabredet. Die Inszenierung stellt eine Mischung aus dem offenen Drama von Georg Büchner und der Oper von Alban Berg dar.

Doch der Reihe nach. Wenn wir uns schon in das Herz Münchens begeben – genauer gesagt zum Platzl – kann es nur recht sein, wenn wir eingesessenen und Wahl-Münchener es uns zuerst beim Augustiner bequem machen und uns dort in der Abendsonne bis zum Eintreffen aller Teilnehmer auf die Aufführung vorbereiten.

Bereits beim Aufsuchen der Sitzplätze im Theater erwartet uns die erste Überraschung. Wir haben das Gefühl, etwas zu früh da zu sein, da die Schauspieler noch Requisiten auf die Bühne schaffen...Moment! Habe ich Bühne gesagt? Der Darbietungsort ist ein ca. 8m x 5m großes Becken, ungefähr kniehoch mit Wasser gefüllt. Zur Erinnerung: Woyzeck ist Fußsoldat, kein Marinetaucher...Die weiteren Instrumente sind ein Schlagzeug und ein Saiteninstrument. Es handelt sich also um eine Inszenierung mit offenem Anfang, die von der Rolle der Schauspieler zur Rolle der gespielten Figuren keinen harten Schnitt legt. Während noch Klappstühle und Pflanzen ins Wasser geschubst werden, spielt sich die Pianistin an einer Art Spinnet bzw. Glockenspiel ein. Ein Schauspieler vollendet im Hintergrund noch seine Maske.

Dann geht das Stück los – erkennbar an der ersten Szene der Oper – wobei deren Szenenreihenfolge eingehalten wird. Die durchaus als unorthodox anzusehenden Requisiten wie Wasserbühne, Klappstühle und der offene Anfang in Verbindung mit der atonalen Musik Alban Bergs unterstreichen wirkungsvoll den fragmentalen Charakter des Stückes. Als einzige markante Kulisse dient eine Endlosschleife eines Schwarzweißfilmes, der eine Flusslandschaft zeigt. Diese Wiederholung kann durchaus als ständig präsentes Damoklesschwert gedeutet werden, das über den Protagonisten Woyzeck und Marie schwebt.

Die Geschichte des Soldaten Woyzeck in dieser Inszenierung löste bei uns eine Debatte über das Gelingen dieser Inszenierung aus. So kann die erschwerte Bewegung im Wasser auf der Bühne als Symbol für die Schwierigkeiten des Alltags der Figuren gedeutet werden. Außerdem gibt die Kulisse einen Hinweis auf die Schlussszene.

Überhaupt: Das Überleben im Wasser ist äußerst mühsam und kann nur eine begrenzte Zeit funktionieren, ähnlich wie das geknechtete Leben des Woyzeck und die Affäre Maries mit dem Tambourmajor. Doch leider hält bei genauerer Betrachtung diese Interpretation nur schwer stand. Der sehr ernsten und zeitlosen Thematik der Klassengesellschaft und Ihre Auswüchse wird leider die nötige Tiefe und Ernsthaftigkeit – im wahrsten Sinne des Wortes – weggespült.

Die Besetzung des Woyzeck, die eine sehr gute Schauspielerleistung im Rahmen dieses Ambientes zeigt, gibt der Figur mehr als nur ein Gesicht. Die Figur erhält Charakter. Die zunehmende Abdrift Woyzecks in die Verzweiflung an der Grenze des Wahnsinns wird wirkungsvoll gemimt. Die Figur des Tambourmajors kann etwas differenzierter betrachtet werden. Die Charakterzüge des selbstsicheren, fast arroganten Unteroffiziers werden stark akzentuiert dargestellt, leider wirken sie teilweise persifliert – teilweises gar überroutiniert gespielt.

Trotz der sicherlich guten Schauspielerbesetzung können die Figuren des Hauptmanns und der Marie nicht überzeugen. Die zerrissene Persönlichkeit des Vorgesetzten von Woyzeck wird sehr oberflächlich herausgearbeitet, die Darstellung des Unteroffiziers als Gewohnheits-trinker wirkt gar einfallslos. Die feine Gratwanderung des Hauptmanns, die innerhalb des Dramas ein unglaublich interessantes Spannungsfeld darstellt, bestehend aus Mitleid, Macht-ausnutzung und Sadismus wird hierbei leider völlig versenkt. Marie ist eigentlich auch eine reizvolle Figur innerhalb des Stückes. Der Zerrissenheit zwischen wirtschaftlicher Abhängig-

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Schul-Abend 7

Grüne Bäume!

Aus dem Fenster blickend vor

uns ein idyllischer Garten mit

Schaukel, Dartscheibe und Sonnen-

liege.

Es ist Abend.

Die Kirche läutet dreiviertel neun.

Angelehnt an eine Bank lauschen

wir dem Glockenklang. Eine Tram-

bahn fährt vorüber.

Menschen eilen die Straße auf

und ab.

Eine Dohle fliegt in den Sonnen-

untergang hinein.

Die letzten Strahlen erwärmen

unsere Gesichter.

Wie sich das anfühlt? Warm!

keit von Woyzeck, ihrer Verantwortung als gesellschaftlich verachtete, alleinerziehende Mutter und dem Wunsch, als Frau begehrt zu sein, wird die Inszenierung nicht gerecht.

Maries Charakter wirkt hier doch zu übertrieben triebhaft. Im Kontrast dazu wirken die Szenen, in denen sie mit Ihrem kleinen Baby spricht, niemals wirklich ernst gemeint.

Die Figur des Andres stellt im Drama nur eine Nebenrolle dar. Ihn als einzigen echten Kame-raden von Woyzeck darzustellen, kann durchaus als gelungen betrachtet werden. Er bewegt sich glaubhaft zwischen Hilflosigkeit und dem Versuch, Woyzecks Lage zu ändern.

Die Rolle des Doktors ist leider der stärkste Schlag ins Wasser. Zweifellos beherrscht der Schauspieler ein großes Repertoire an Charakteren, was allein in diesem Stück durch den Einsatz in einer Doppelrolle (Jahrmarktschausteller und Armeearzt) belegt ist. Die Gesangs-darbietung ist hervorragend und die präzise Artikulation tun ihr Übriges. Dass jedoch ausge-rechnet eine der Schlüsselfiguren auf dem Weg zur Katastrophe, seinen Textteil gesungen darbietet, nimmt der Aufführung die Schärfe. Der Doktor, der Woyzeck gar nicht mehr als Mensch betrachtet, wirkt durch die Musikeinlage leider weniger brutal und verachtenswert, als man sich das gewünscht hätte.

Die Inszenierung und die atonale Musik haben definitiv unsere Meinungen auseinanderdivi-diert. Daher wollten wir den Abend nicht mit Verlassen des Theaters beenden, sondern weiter diskutieren. Wir (nur noch die Schüler) gingen noch in eine nahegelegene Vinothek um den Abend ausklingen zu lassen. Waren die Meinungen über das Stück geteilt, so konnten wir uns doch in der wahrlich weiten Welt des Weins auf eine gemeinsame Linie einigen und den A-bend im Einklang ausklingen lassen.

Angelina Schneider und Martin Grabmayer, 2a

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4.3.3 Englisch 4.3.3.1 German politeness: “Sie“

Is it necessary to address a person by the polite German „Sie“ in order to convey respect?

If you ask me first of all we all owe respect towards each other unless there is a reason to disrespect somebody. For example a person may lose my respect towards him or her by behaving in an egoistic and very bad way.

Yet this does not mean that I would address that person by the German “du“, which rather is a sign of being more familiar and on private terms with someone. It shortens the distance between two people. Not only can I but furthermore I should respect especially those people who are very close to me even though I would not address them by the “Sie“ form – my parents, my friends, my partner and even my future children are examples of those who I would and should respect most.

As for work it is important form to keep in mind that my supervisor has a superior rank compared to mine. The “Sie“ would always remind me of that, independent of the fact whether I respect or disrespect my boss. On the other hand, addressing my colleagues of the same rank by “du” would usually make us feel more relaxed and maybe allow an easy or funny atmosphere.

If I imagine that a stranger said “du” to me, it would feel strange because that is unusual. But I wouldn’t get angry as long as the person behaves respectfully. To conclude I think there are more important factors within social life and communication than the use of “Sie”.

Angelina Schneider, 2a

In Germany you often use the “Sie” form. Especially at work or if you don’t know somebody very well, it shows bad manners to say “du”. Other countries avoid that problem. In the English language there only exists the word “you” for both cases.

But which is more polite? I think that’s a matter of opinion. Maybe it is easier to use the English way, however by using the “Sie” form Germans imply that they show respect for the others. A lot of people have got honorifics like “doctor” or “professor”. Towards them it would be an offence not to use the “Sie” form.

There are many professors of communication who have thought about that for a very long time. Unfortunately it is impossible to remove the “Sie” form from the German language.

Recently one of the professors called me at work. I was really surprised when I realised what his problem was. He wanted to discuss the form of address. The authorities have to begin their letters by “Sehr geehrter …”. In his view though, this sounds too stiff. To me he suggested

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using another expression. Maybe “Hallo” or “Servus” would be great. That was a very strange phone call. But of course it is funny that the man was serious about his question.

I’m sure there are lots of people who think the same. Nevertheless, our society won’t change their habits.

Kerstin Englhardt, 1b

4.3.3.2 Stereotypes

“Make me a German“

A few weeks ago I watched a documentary by the BBC about the “average German“. Some parts of it refer to the German TV program “Der Durchschnitts-Deutsche“ which was broadcast by Kabel 1 in 2009.

A British family (a man, his wife and two little children) tried to live like an average German family for a week in Nuremberg. They were surprised that many stereotypes turned out to be true, e.g. the fact that Germans work harder than the British. The man worked at Faber Castell, a typical example for the mittelstand. He had to be punctual and focused and was not allowed to use his mobile phone during work. The mother instead had to stay at home, care for the children, cook and clean the house. It was hard work for her because she was not used to being a housewife. Two thirds of the British mothers go to work, in Germany it is only one third.

Altogether it was interesting to see what the British think about the Germans from their point of view. To my surprise they have a high opinion about us, especially about our attitude to work.

Patrizia, 2a

4.3.3.3 When in Rome

“When in Rome, do as the Romans do!”

This English proverb tells us that we should adapt to a culture as soon as we visit its country.

When we behave like the natives in a foreign country, we automatically show that we are interested in their culture and that we are willing to learn their way of life. This could be seen as a sign of respect and would probably help to be accepted in the new community.

In countries throughout Europe or North America it is not a big deal to adapt to their lifestyle as their way of life and language are often quite close to ours.

Whereas African, Asian or South American cultures would need much more effort in order to understand the language, for example, which would already allow a first access into and understanding of the foreign world.

Some countries have laws which prescribe what to wear, who to go out with or which door to use to enter a café, so that visitors are obliged to assimilate.

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There are some cultural restrictions in Europe as well. In France it is not allowed to wear a headscarf in public buildings. In Italy it is not allowed to eat ice-cream close to particular sights. In Norway alcohol is forbidden in the streets and even their mulled claret is prohibited.

People are trying to preserve their traditions. Why not help preserving the cultural variety for the sake of tradition while learning from each other?

Angelina Schneider, 2a

4.3.3.4 Can literary works be made into good films ?

In the last few years lots of books have been made into films. If an author writes a best-seller, it won't take long until a film producer will make it into a film. Mostly they succeed in doing that, but often it's a big flop.

You need a lot of money to realise such a project. In some cases the sponsors cut the producer's money supply when the film costs too much. But it is also difficult when you have invested much money into your film and the cinemas can't balance the debts. Of course you may also sell many DVDs but nevertheless you have always got a big risk.

On the other hand if your audience read the book before going to the cinema, they would often be very disappointed by the transformation into a film. One example is the famous “Twilight Saga”. Luckily I myself first watched the film. However, some of my friends first read the books and so they imagined the central characters to be completely different. Mostly that is the point a film producer cannot avoid. It is impossible to reconcile all imaginations. Each of us forms another picture of the protagonists, the surrounding setting or the voices.

In spite of everything the Twilight films were a big success. But that is not the rule. Recently I watched “The City of Bones”. It is also a fictional story and the books were as successful and famous as the Twilight books. It seems strange to me but not long ago I heard that the film producers don't want to continue the story. Apparently the film did not have enough viewers in spite of the expensive advertising. That's a pity because I found the film really good. At present I am reading the books and I must say that they implement the content of the story very well.

To sum it up, there are a lot of good films which are based on a novel, but at least the same number failed.

Kerstin Englhardt, 2b

It is not easy to make a good film and it is even a bigger challenge to make a good film based on a novel. People who have read the book expect the film to be like their imaginations. Of course this is impossible to achieve. Another problem is that the content of a book is often too long for a film, so the plot must be shortened. But I still think it is possible to make literary works into good films. The trilogy “The Lord of the Rings” is a good example. The long and fantastic descriptions of J.R.R. Tolkien were transformed into colourful pictures which replace the detailed paragraphs of the book. But a novel can never be a film script. For “Kick it like Beckham” the the book was written after the film had been released. The book is read as well as the film is watched. It consists of many fast dialogues between the main characters. A book can give the film-maker an idea but not an instruction about how to make the film in the end. The most important thing is that the film-maker knows his onions.

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Schul-Abend 8

Die Klasse bekommt einen Auftrag:

Man soll ein Gedicht erstellen,

der Naturalismus steht vorne an

und jeder versucht sogleich sich zu beseelen.

Man springt auf, nimmt Blatt Papier und Stift

Reges Treiben kommt auf

und jeder schaut, dass er für sich ne Stelle find't,

einige im Flur, andere am Fenster,

wiederum andere bleiben an ihrem Platz

und schreiben, was sie bei sich finden.

Die Lehrerin geht hinaus und es kehrt Ruhe ein.

Ich schreibe nur zum Schein,

das muss halt eben sein.

Töne kommen hie und da:

Handysummen, Türenschlagen, Toilettenspülung, Stühlerücken,

Fußtritte schleifen auch schnell.

Es ist zehn vor Schulschluss

und der Zeiger der Uhr tickt ihm entgegen.

Ein Aufruf zur Beendigung wird geäußert.

Hoffentlich kann ich bald nach Hause gehen.

Patrizia Knauer, 2a

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4.3.3.5 Project World War 1

Zunächst war keine große Begeisterung zu spüren, als ich meine Englisch-Gruppe aus aktuellem Anlass mit dem Plan konfrontierte, im zweiten Schulhalbjahr ein Projekt zum Ersten Weltkrieg zu starten. Im Laufe der Arbeit zeigte sich jedoch deutlich, wie das Interesse an der Sache wuchs. Immerhin hat die Bevölkerung in der englischsprachigen Welt ihren eigenen Blick auf „the Great War“. Und so haben wir uns im Unterricht mit Aspekten auseinandergesetzt, die bei uns in Deutschland eigentlich nicht sonderlich bekannt sind:

1. The symbol of the poppy

Als die Bauern während des großen Blutvergießens an der Westfront ihre Felder nicht mehr bestellen konnten, nahm dort der Klatschmohn als Unkraut überhand. Basierend auf einem Gedicht eines kanadischen Kriegsteilnehmers gilt die Mohnblume mit ihrer blutroten Farbe in der gesamten englischsprachigen Welt noch heute als Zeichen der Erinnerung an die Kriegstoten.

2. War poetry

Ausgerechnet eine Frau schreibt für die männliche Jugend üble Kriegspropaganda, während der berühmteste englische Dichter des Großen Krieges, der selber 1918 fiel, drastisch das Sterben eines Kameraden in einem Gedicht schildert. Einen ganz anderen Ton hat das Gedicht eines berühmten amerikanischen Schriftstellers, der den „Heldentod“ seines jungen Sohnes poetisch verarbeitet.

3. The Gallipoli Campaign

In der Schlacht im türkischen Gallipoli wurden 1915 ca. 350.000 Soldaten, also die Hälfte der beteiligten Soldaten, getötet oder verwundet. Auch viele Australier und Neuseeländer kämpften dort als Mitglieder des ANZAC (Australian and New Zealand Army Corps), weshalb in diesen Länder noch heute ANZAC Day als öffentlicher Feier- und Gedenktag begangen wird. 4. Shell shock

Natürlich wurden auch Tausende von deutschen Soldaten in den Schützengräben des Ersten Weltkriegs traumatisiert. Aber nur in Großbritannien und den USA setzte man sich mit mit dieser Kriegsfolge kontrovers auseinander und versuchte, Opfer zu therapieren. Heute ist „shell shock“ als PTBS (posttraumatische Belastungsstörung) allgemein als psychische Erkrankung anerkannt.

5. World War 1 and British humour

Als der britische Bildungsminister im Januar forderte, man dürfe den Ersten Weltkrieg in den Schulen nicht anhand der TV-Comedy „Blackadder“ oder des Musicalfilms „Oh! What a lovely war“ in den Schulen besprechen, weil darin Tugenden wie Patriotismus, Ehre und Mut verächtlich gemacht würden, rief das großen öffentlichen Protest hervor. Der berühmte britische schwarze Humor eignet sich durchaus, sich mit dem Grauen des Kriegs auseinanderzusetzen.

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Die hier vorgestellten Handouts der einzelnen Gruppen vermitteln einen guten Eindruck von den Ergebnissen unseres Projekts. Ein herzliches Dankeschön an alle Teilnehmer dieses Unterrichtsprojekts!

Gabriele Rigó-Titze

Seminar paper P. Michael Class 2a 13.05.2014 R. Mark

The symbol of the poppies

Bild aus Urheberrechtsgründen gelöscht

Bild aus Urheberrechtsgründen John Alexander McCrae gelöscht k

* November 30, 1872

✝January 28, 1918

- He was a Canadian soldier and doctor.

- He wrote the poem during the First World War in 1915.

1. The poem was published by the satirical magazine “Punch”.

2. The fallen soldiers were buried on the battlefields in Flanders.

3. Over the years poppy grew on these soldiers' graves.

4. It is the symbol of remembrance of fallen soldiers in the English-speaking world.

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� It became a symbol of the war. Vocabulary : Remembrance Day Kriegstotengedenktag British Commonwealth Britisches Commonwealth

(Besteht aus dem Vereinigtem Königreich, Kanada, Indien, Südafrika, Australien, Neuseeland und noch weitere Statten)

expeditionary force Expeditionskorp (Militärische Einheit) funeral ceremony Trauerzeremonie Military Cemetery Soldatenfriedhof

The Poem

In Flanders Fields

In Flanders fields the poppies blow Between the crosses, row on row,

That mark our place; and in the sky The larks, still bravely singing, fly

Scarce heard amid the guns below.

We are the dead. Short days ago We lived, felt dawn, saw sunset glow,

Loved, and were loved, and now we lie In Flanders fields.

Take up our quarrel with the foe: To you from failing hands we throw The torch; be yours to hold it high.

If ye break faith with us who die We shall not sleep, though poppies grow

In Flanders fields.

Quellen:

http://en.wikipedia.org/wiki/In_Flanders_Fields http://www.britishlegion.org.uk/get-involved/poppy-appeal http://www.greatwar.co.uk/article/remembrance-poppy.htm

Internetvideo:

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http://www.youtube.com/watch?v=K6BlOkpdkg8

Bild aus Urheberrechts-gründen gelöscht

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Dulce et decorum est By Wilfred Owen (1893 – 1918)

Part I Introduction The meaning of the Latin title: it’s sweet and honorable Origin of the title: comes from poet Horace’s odes Part II Main Part

• Content While the troop is limping back from the front, a sudden gas attack takes place which leads a young soldier to death, because he can’t put on his helmet in time.

Stanza 1: Setting the scene that young soldiers are walking back from the front exhausted, almost mentally and physically crushed. Stanza 2: Description of the sudden gas attack which deprives a young soldier of his life. Stanza 3: Description of the helplessness of the victim and the pity of the witness. Stanza 4: Owen, being a soldier who served in the army during the war, appeals to people who “stay at home”, “didn’t experience the minimal smothering dreams” but “propagandize others to die for the father land sweetly and honorably” to stop telling the lie of heroism.

• Structure, rhyme and rhetoric

Consisting of 4 unequal stanzas Stanza 1: Rhymes: sacks, backs; sludge, trudge; boots, hoots; blind, behind Rhetoric: using lots of metaphors, hyperbole Stanza 2: Rhymes: fumbling, stumbling, drowning; time, lime Rhetoric: using lots of metaphors Stanza 3: Loose in structure; without rhyme Stanza 4: Loose in structure; Rhymes: pace, face; in, sin; blood, cud; Rhetoric: using lots of metaphors Part III End & Transition Wilfred Owen is famous as one of the most admired voice of the First World War. His poetry expresses the “Pity of War”.

Yuanyuan X.

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Dulce et decorum est By Wilfred Owen Written in 1917, published in 1920

Bent double1, like old beggars2 under sacks, Knock-kneed3, coughing like hags4, we cursed5 through sludge6, Till on the haunting flares7 we turned our backs And towards our distant rest began to trudge8. Men marched asleep. Many had lost their boots, But limped on9, blood-shod. All went lame10, all blind; Drunk with fatigue11; deaf even to the hoots12 Of gas-shells dropping softly behind. Gas! GAS! Quick, boys! – An ecstasy13 of fumbling14, Fitting the clumsy helmets15 just in time; But someone still was yelling out and stumbling16 And floundering like a man in fire or lime17. – Dim, through the misty panes19 and thick green light As under a green sea, I saw him drowning. In all my dreams before my helpless sight, He plunges20 at me, guttering21, choking22, drowning. If in some smothering23 dreams, you too could pace Behind the wagon that we flung24 him in, And watch the white eyes writhing25 in his face, His hanging face, like a devil's sick of sin; If you could hear, at every jolt26, the blood Come gargling from the froth-corrupted lungs27, Obscene28 as cancer, bitter as the cud29 Of vile30, incurable sores31 on innocent tongues, – My friend, you would not tell with such high zest32 To children ardent33 for some desperate glory34, The old Lie: Dulce et decorum est Pro patria mori35. 1 Zweifach gebeugt 2 Bettler 3 X-beinig 4 hags: Hexen, hier alte Weiber gemeint 5 to curse: fluchten 6 Schlamm 7 herumgeisternde Leuchtkugeln 8 to trudge: trotten 9 auf blutigen Sohlen weiter hinken 10 lahm 11 Erschöpfung 12 das Heulen 13 ekstatisch 14 Fummelei 15 plumpe Helme 16 to stumble: taumeln 18 zappeln wie ein von Feuer oder Ätzkalk Verbrannter 19 beschlagene Scheibe 20 to plunge at sb: auf jmdn zutauchen 21 flackernd 22würgend 23 erdrückend 24 geschleudert, geworfen 25 verdreht 26 bei jedem Stoß 27 das Blut läuft gurgelnd aus seinen schaumgefüllten Lungen 28 ekelerregend 29 das Wiederkäuen 30 von Auswurf 31 unheilbare Wunden 32 mit so großer Lust 33 begeistert 34 Ruhmesglanz 35 pro partria mori: to die for one’s country Resources: http://en.wikipedia.org/wiki/Dulce_et_Decorum_est http://www.wilfredowen.org.uk/poetry/dulce-et-decorum-est http://www.warpoetry.co.uk/owen1.html

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Duration: 25th April 1915 – 09th January 1916 (8 months, 2 weeks and 1 day)

Location: Gallipoli Peninsula in the European part of Turkey between the Dardanelles and the Aegean Sea

Fights: Naval and land campaigns

Result: Ottoman victory; regarded as a milestone in the development of modern Turkey

Gallipoli casualties (not including illness)

Dead Wounded Missing

& Prisoners

Total

Ottoman Empire 56,643 107,007 11,178 174,828

United Kingdom 34,072 78,520 7,654 120,246

France 9,798 17,371 – 27,169

Australia 8,709 19,441 – 28,150

New Zealand 2,721 4,752 – 7,473

British India 1,358 3,421 – 4,779

Newfoundland 49 93 – 142

Total Allies 56,707 123,598 7,654 187,959

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SHELL SHOCK by Sandra P. and Kerstin E.

Origin: During the Great War lots of soldiers suffered from strange symptoms even though they

showed no sign of head wounds. There were several theories about shellshock.

Management: Soldiers were banned from the front line due to unpredictable behavior. Casualty

Clearing Station (CCS) was an option to come around, however most of the victims were sent back to

the fighting line.

Medical symptoms

• tinnitus

• amnesia

• headache

• tremor

• dizziness

• irritability

• nightmares

• tiredness

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Cowardice

Some shell shocked men were put on trial and even executed because they were considered to be

cowards. Only in 2006 did the British Government give them a posthumous pardon!

Possible cures

The doctors made a difference between soldiers whose breakdown was a “paralysis of the nerves” and

if a psychological source was indicated. There were several methods to decrease shell shock. A lot of

men didn't show their illness because they had strict ideas of masculinity.

Different dealing with shell shock

While the British Government was less sympathetic during the war, the British public treated the shell

shocked soldiers in a friendly way after the war ended. On the other hand the U.S. Government was

the extreme opposite during the war, American society, however, saw the returning soldiers as

dangerous outcasts after the war.

http://en.wikipedia.org/wiki/Shell_shock http://www.bbc.co.uk/history/worldwars/wwone/shellshock_01.shtml http://www.firstworldwar.com/atoz/shellshock.htm http://spartacus-educational.com/FWWshellshock.htm

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WW1 and British humour

Blackadder

Genre

Period sitcom

Written by Richard Curtis, Rowan Atkinson (series 1) Ben Elton (series 2-4)

Country of origin United Kingdom

The important protagonists

Left to right: (back) Tim McInnerny (Captain Kevin Darling),

Stephen Fry (General Melchett) and Hugh Laurie (Lieutnant George), (front) Rowan Atkinson

(Captain Blackadder) and Tony Robinson (Private Baldrick) in Blackadders goes forth (4th

season)

Oh what a lovely war

Born

Maudie Joan Littlewood 6 October 1914

Stockwell, London, England Died

20 September 2002

Occupation

Theatre director Years active

1930-1975

� In 1963, 45 years after the end of WW1

� First night of the musical delivered a satirical

slant on the horrific events of the Great War

� Shock waves through British society

� Song and satirical sketches

� “We need recruits” & Final scene

presented by Renate L. and David H.

http://www.telegraph.co.uk/news/10548303/Michael-Gove-criticises-Blackadder-myths-about-First-World-War.html http://www.bbc.com/news/uk-politics-25612369

http://www.youtube.com/watch?v=CIEwKyxr2bU http://www.theguardian.com/stage/2014/feb/17/oh-what-a-lovely-war-stratford-east http://www.phil.muni.cz/angl/gw/warww.html

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4.3.4 Französisch 4.3.4.1 La vie en France et la vie en Allemagne

La France est un beau pays. Il y a beaucoup de jolis petits villages. En été on peut savourer la vie à la Côte Azur par exemple et en hiver on a la possibilité de faire du ski dans les Alpes. En plus, il y a de nombreuses curiosités. Il faut seulement penser à Paris. La Tour Eiffel et l'Arc de Triomphe, ce sont seulement deux bâtiments qu'on doit visiter en tout cas. Les Français savent vraiment vivre. Ils prennent la vie à la légère. La Provence produit un grand choix de spécialités qui sont typiques de la France. Il y a beaucoup d'herbes : de la lavande et du romarin p. ex. Le meilleur fromage et bien sûr une vaste gamme de vins, ce sont deux régals qu'on ne doit pas oublier.

Mais l'Allemagne est aussi un pays magnifique. Il y a le château de Neuschwanstein par exemple. En plus, ce pays est célèbre pour ses jardins de la bière et la fête de la bière à Munich. Bien sûr, il y a aussi une belle nature. En été on peut profiter de l'air dans les montagnes et en hiver on peut faire du ski comme en France. L'Allemagne a beaucoup de bâtiments qu'on devrait visiter comme le Brandenburger Tor. C'est un endroit qui est très intéressant pour les touristes. D'ailleurs, tout le monde sait que la cuisine est très bonne là-bas.

Sebastian Reigl, 2a

4.3.4.2 Malentendus interculturels

J'ai une amie ; elle vient de Chine et elle parle très bien l'allemand. Un jour elle m'a demandé : « Qu'est-ce que c'est un Purzelbaum ? Quel air a cet arbre ? » J'ai essayé de dessiner sur un papier une galipette, mais le résultat en a été très mauvais. Ensuite, j'ai juste fait un « Purzelbaum ». J'ai eu mal au dos après, mais mon amie chinoise va toujours se rappeler ce que c'est, un « Purzelbaum ».

Un autre ami vient des États-Unis et il parle aussi très bien l'allemand. Un jour il m'a demandé quel rituel étrange avec les poubelles il y a en Allemagne, avec les poubelles qui sont dans les gares. Hein, poubelles, rituels ??? Je n'ai pas su répondre à la question. Environ deux semaines plus tard, j'ai été à la gare centrale de Munich. J'ai acheté quelque chose dans une boulangerie et après l'avoir mangé j'ai voulu jeter le cornet en papier dans la poubelle. Les poubelles sont divisées en différentes parties. Où devais-je le jeter ? Ce n'était pas du verre, c'était du papier, mais aussi de l'emballage et parce que le cornet en papier n'était pas propre je devais peut-être le jeter dans la partie « déchets non recyclables »? J'ai fait le tour de la poubelle et tout à coup j'ai compris quel rituel mon copain a remarqué.

Silke Schwarz, 2b

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4.3.5 Religion 4.3.5.1 Moses im Volkstheater

Wer sich unter diesem Titel eine Aufführung einer Bibelstelle in historischen Gewändern vorstellt, die nur sehr religiöse Menschen oder Religionsklassen anspricht, wird überrascht. Den Zuschauer erwarten modernes Theater, wenige Schauspieler, die oft die Rollen wechseln, Videosequenzen, laute und schrille Musikeinlagen aus vielen Genres und viele Anspielungen auf das moderne, tägliche Leben.

Schon in der ersten Szene sind alle fünf Schauspieler zu sehen. Man sieht eine Müllkippe, auf der einige heruntergekommene Gestalten über ihr Leben jammern und schließlich damit beginnen, die frühe Geschichte von Moses – dem Findelkind, das beim Pharao aufwächst, später einen Sklaven erschlägt und daraufhin aus Ägypten fliehen muss – zu erzählen beziehungsweise vorzuspielen.

Im Laufe der Handlung gerät der Erzähler immer mehr in den Hintergrund und die Geschichte beginnt zu fließen: Moses stellt sich dem Pharao, die Israeliten verlassen Ägypten, sie durchqueren das Meer und durchwandern die Wüste. Das Flair der armseligen Müllkippe, auf der sie zu Anfang hausten, verlässt sie aber nie; das liegt auch daran, dass sie ihre Habseligkeiten in einer Mülltonne transportieren und sich das Bühnenbild kaum ändert, da größere Landschaften und Szenen durch Videosequenzen dargestellt werden.

Wir lernen Moses als sehr vielschichtigen Menschen kennen. Er ist ein Rapper, der seine Landsleute von Gott und seiner Mission überzeugen kann, aber er ist auch immer wieder voller Zweifel an Gott und den Menschen. Moses predigt seinem Volk, wie ein moralisches Leben sein soll, ruft es aber auch zum Mord an Andersgläubigen auf.

Die schrägste Figur im Stück ist zweifellos Gott, der als junger Mann mit Dreadlocks auftritt, und immer wieder aus einer kleinen Flasche trinkt, die in braunes Papier eingewickelt ist. Er ist launisch, spricht mit Moses nur in Rätseln und Anweisungen - und das ausschließlich, wenn ihm danach ist. Er wird bei Zweifeln und Nachfragen sehr ungeduldig und ist immer wieder sehr wütend auf das Volk der Israeliten, das an ihm zweifelt und sich von ihm entfernt

Das Volk der Israeliten ist sich nicht einig. Es gibt ständig Konflikte, die Moses lösen soll. Es ist voller Zweifel an Gott und wünscht sich immer wieder sein altes Leben in Ägypten zurück. Der Grund, warum die Israeliten Moses folgen, ist nicht hauptsächlich ihr Glaube an Gott, sondern sie wollen nicht selbst Verantwortung tragen. Immer wieder handeln sie gegen seine Vorstellungen und als das Ende naht, sehen sie in Josua den nächsten Propheten, dem sie folgen können.

So endet das kurzweilige, immer wieder witzige, aber auch sehr ernste Stück mit dem Appell an die Israeliten auf der Bühne, aber auch an die Zuschauer, selbst Verantwortung für ihr Leben zu übernehmen und moralisch richtig zu handeln, ohne sich auf eine Religion oder Gott zu berufen.

Monika Schmidt, 3c

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4.3.5.2 Besuch in der Synagoge

Stimmen einiger Studierender zu einem Besuch in der Synagoge am Jakobsplatz in München, den die beiden Religionslehrerinnen Frau Dr. Feiks und Frau Kaindl gemeinsam am 19. Juni 2013 für die 2. Jahrgangsstufe organisiert hatten.

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Schul-Abend 9

Der Tag vergeht. Die Zeit vergeht. Die

S-Bahn rattert vorbei.

Dann wird es wieder still.

Einzig das Geräusch des Atems, der Uhr und

des über das Papier eilenden Bleistifts verbleibt.

Das Zimmer selbst liegt ungebeugt, das,

was sich beugt ist

unaufhaltsam die Zeit.

Ich sitze hier an einem recht angeschlagenen Tisch aus Holz, der einerseits

durch die Natur, andererseits durch viele „Künstler“

seine einzigartige Gestalt erhielt.

Das herrenlose Handy klingelt lautlos vor sich hin.

Die Zeit

ist es nun auch, die dies beendet.

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Ich fand den Besuch in der Synagoge sehr interessant. Es war toll, eine Führung durch die Synagoge zu bekommen und sich so eine Vorstellung über deren Aufbau machen zu können. Auch die Fragerunde statt eines Vortrags fand ich sehr gelungen, denn so konnte jeder genau das erfragen, was ihn interessiert hat.

Johannes Paulo, 2c (Schuljahr 2012/13)

Der Gang der Erinnerungen ist künstlerisch sehr schön gestaltet.

Aufkommende Fragen wurden sehr kompetent beantwortet, sodass es insgesamt ein sehr lehrreicher Unterrichtsgang war.

Bianca Fleischmann, 2c (Schuljahr 2012/13)

Vor allem interessant fand ich, mit welch unterschiedlichen Vorstellungen meine Mitschüler die Synagoge besucht haben. Die Leiterin der Führung konnte auf jeden Einzelnen eingehen.

Besonders beeindruckt war ich von der Gestaltung des Gedenkgangs.

Monika Schmidt, 2c (Schuljahr 2012/13)

Meine Eindrücke:

• Wir bekamen einen ganz tollen und beeindruckenden Einblick in die jüdische Gemeinde Münchens.

• Im Judentum werden Traditionen und Erinnerungen enorm wichtig genommen.

• Insgesamt war es eine einfach gestaltete, aber höchst eindrucksvolle Führung.

Agnes Onyemaeke, 2a (Schuljahr 2012/13)

Der Einlass in die Synagoge verunsichert einen am Anfang ein bisschen und man wird durch die Kontrolle des Ausweises und der Tasche etwas eingeschüchtert.

Der Gang der Erinnerung wirkt freundlich und macht Hoffnung. Man wird auf der einen Seite an die jüdischen Opfer des Nationalsozialismus erinnert. Auf der anderen Seite wird aber auch Hoffnung und Mut für die Zukunft gemacht.

Die Synagoge selbst ist sehr hell und modern und wirkt im Großen und Ganzen freundlich, ruhig und schlicht. Ich war sehr neugierig auf die Synagoge und fand es sehr interessant, endlich eine besuchen zu können.

Josephine Ertl, 2b (Schuljahr 2012/13)

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4.3.6 Ethik

Max Brods Dilemma

Aus einer Ethik-Schulaufgabe in der Oberstufe:

Der Schriftsteller Franz Kafka verfügte testamentarisch, dass man seinen literarischen Nachlass nach seinem Tode vernichten solle. Sein lebenslanger Freund Max Brod hatte ihm versprechen müssen, für die Einhaltung dieses Wunsches zu sorgen. Max Brod setzte sich jedoch nach Kafkas Tod nach einigem Zögern über diese Verfügung hinweg. Er war zu der Überzeugung gekommen, dass Kafkas Nachlass von so hohem literarischen Wert sei, dass seine Werke unbedingt erhalten und veröffentlicht werden müssten.

Beurteilen Sie Max Brods Verhalten.

Gemäß dem teleologischen Ansatz, bei dem es auf das Ergebnis bzw. das Ziel der Handlung ankommt, war Max Brods Verhalten korrekt. Das Ergebnis war, dass die Bücher nach deren Veröffentlichung weltberühmt wurden, was deren literarischen Wert verdeutlicht. Er hat der Menschheit damit wertvolle Werke vermacht, was einen großen Nutzen mit sich bringt.

Nach dem deontologischen Ansatz ist ein solches Verhalten jedoch verwerflich. Nachdem Brod Kafka die Vernichtung seiner Bücher versprochen hatte, war es seine Pflicht, dafür zu sorgen. Bei dieser auf das pflichtgemäße Verhalten bezogenen Ethik geht es um den guten Willen bzw. das Motiv einer Handlung. Er muss die Bücher vernichten, um sein Versprechen an Kafka zu halten. Indem er jedoch nicht für die Vernichtung sorgt, handelt er nach seinen Neigungen.

Kerstin Englhardt, 2c

4.3.7 Unsere Abiturienten

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5. Besondere Veranstaltungen 5.1 Alles Bio oder Was?

Hätte der Vortrag am 14. Oktobers 2013 mit einem Fazit geschlossen, dann vielleicht mit diesem: „Bioterrorismus geht uns alle an – Informiert euch und informiert andere, was bei einem Angriff mit biologischen Waffen zu tun ist“.

Der vortragende Doktorand, der Biochemie studiert und danach ein Aufbaustudium in Biologie absolviert hat, hatte also vor, das Auditorium über Bioterrorismus aufzuklären. Möglich gemacht wurde der Vortrag durch die der CSU nahe stehenden Hanns-Seidel-Stiftung.

Der Referent schlug vor, auf Frontalunterricht zu verzichten und dem Auditorium a) zu gestatten, ihn mit Fragen zu unterbrechen und b) sich vorzubehalten, das Publikum an der Erörterung essentieller Fragen aktiv teilhaben zu lassen. Die Schülerschaft definierte zu Beginn des Gesprächs/Vortrags den Begriff „Terrorismus“ so vollständig, dass dem Referenten nur noch das Bestätigen des Ausgesagten anhand einer Powerpoint-Folie blieb. Ziel von Terroristen sei, Angst und Unsicherheit zu schüren, um durch Gewalt gegen eine politische Ordnung einen politischen Wandel zu erzwingen. Bioterrorismus sei also der Einsatz von biologischen Waffen zu diesem Zweck. Anschließend definierte man die Begriffe „Biologischer Kampfstoff“ und „Biologische Waffe“. Bakterien, Viren und Toxine haben als „Biologische Kampfstoffe“ den Zweck, Krankheiten auszulösen bzw. Menschen zu töten. „Biologische Waffen“ dagegen seien das Mittel, um die eben genannten Kampfstoffe zum Einsatz zu bringen. So können terroristisch eingesetzte Kartoffelkäfer auch zu BIO-Waffen gezählt werden. BIO-Waffen richten sich ausschließlich gegen Lebewesen (Menschen, Tiere, Pflanzen).

Es folgte ein kurzer geschichtlicher Exkurs. Seit welchem Zeitpunkt würden wohl biologische Waffen zu terroristischen Zwecken eingesetzt? „Seit der Antike“, so der eindeutige Tenor. Pestopfer wurden schon früh über Stadt- und Burgmauern von Feinden katapultiert und bis heute streitet sich die Wissenschaft, ob dies nicht Auslöser der ersten großen Pestepidemie im frühen Europa gewesen sein könnte.

Während des Zweiten Weltkriegs wurde von den Kriegsparteien, insbesondere seitens der Japaner, an biologischen Kampfstoffen geforscht. Die Milzbrandbriefe an US-Einrichtungen im Jahr 2001 stellen ein Beispiel für Bioterrorismus aus der jüngeren Vergangenheit dar. Entgegen erster Vermutungen handelte es sich dabei nicht um einen Anschlag mit islamistischem Hintergrund. Laut FBI war ein US-Bürger der Absender der Briefumschläge und dieser damit für die Milzbrandinfektion von 22 unschuldigen Menschen verantwortlich. Milzbrandsporen seien als biologischer Kampfstoff deshalb so „beliebt“, weil diese leicht zu lagern seien und eine verheerende Wirkung entfalten können.

Anschließend kam der Dozent auf ein Toxin zu sprechen, das rasch und einfach herzustellen ist: Rizin. Rizin ist ein sehr giftiger Eiweißkomplex aus der Rizinuspflanze (besser bekannt als Wunderbaum), die trotz ihrer extrem hohen Giftigkeit in vielen Gärten zu finden ist. Der Dozent wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass sich weder Milzbranderreger noch Rizin dazu eignen würden, als Massenvernichtungswaffe benutzt zu werden. Man bräuchte eine große Menge an Milzbrandsporen, um einen Organismus zu infizieren. Zudem müsse es sich um einen Bakterienstammhandeln, der „virolent“ genug sei. Rizin würde meist nur als „Meuchelmördergift“ für einzelne Zielpersonen verwendet. Sie seien jedoch aufgrund ihres „geisterhaften Erscheinens“ probate Mittel, um Angst und Panik auslösen. Man könne sie nicht riechen, nicht schmecken und nicht sehen. Deshalb auch der abschließende Appell des Vortragenden: Informiert euch! zum Beispiel beim Robert-Koch-Institut. Nur so könne man im Falle eines Angriffs mit biologischen Waffen Verwandten und Bekannten „beruhigende Informationen“ darüber vermitteln, dass es sich bei diesen nicht um eine „geisterhafte Erscheinungen“ handele. Auf diese Weise könnten Panik und Chaos vermieden werden.

Christian Trant

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Foto: Gabriele Rigó-Titze

5.2 The Simpsons and American Society or Life, Liberty and the Pursuit of the Perfect Don ut

– so lautete der ungewöhnliche Titel eines Vortrags, der am 13.02.2014 in der Aula des AFBZ für Studierende und Lehrkräfte des Abendgymnasiums stattfand.

Dr. Markus Hünemörder vom Amerika-Institut der LMU stellte in seiner interessanten und witzigen Präsentation die “Simpsons” vor. Die mittlerweile älteste US-Sitcom setzt sich satirisch mit den verschiedensten Aspekten gesellschaftlichen, kulturellen und politischen Lebens in den USA auseinander, wobei die Themenbreite von Rassismus, Einwanderung, gleichge-schlechtlicher Ehe, Waffenbesitz bis

hin zu Präsidentschaftswahlen reicht. Das Leben des fiktiven Springfield und seiner Bewohner wird somit zur Metapher für den American way of life.

Dr. Hünemörder führte sein Publikum erst in die Entstehungsgeschichte der Simpsons ein und zeigte anschließend anhand vieler Videoclips vier verschiedene satirische Ebenen der Serie auf: den Slapstick, die offene Satire auf politische und gesellschaftliche Themen, die teils impliziten Hinweise auf die amerikanische Kultur und schließlich auf einer Meta-Ebene die Beschäftigung mit US-Medien, insbesondere dem Fernsehen.

Die Resonanz auf den in englischer Sprache gehaltenen Vortrag war durchwegs positiv; vielfach äußerten die Zuhörer ihre Überraschung darüber, dass die Serie mit den lustigen gelben Männchen doch als ernsthafter Diskursbeitrag über das Leben in den USA gesehen werden sollte.

Ein herzliches Dankeschön an den Freundeskreis des Abendgymnasiums, der diesen Vortrag ermöglicht hat!

Gabriele Rigó-Titze

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5.3 Eindrücke vom Sommerfest

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5.4 Studienfahrt nach Istanbul

Flughafen München, 15.07.2013, morgens um 6.30 Uhr: Ein 17-köpfiges, gut gelaun-tes und noch etwas verschlafenes Trüppchen hatte sich versammelt, um eine aufregende Studienfahrt nach Istanbul anzutreten – die Metropole am Bosporus, die sich als einzige Stadt der Welt über zwei Kontinente erstreckt.

Nach einem halben Jahr Vorfreude und harter Arbeit hatten wir uns diese Studien-reise redlich verdient und so stiegen wir enthusiastisch in den Flieger, der uns zu unserem Zielflughafen brachte.In Istanbul angekommen, wurde uns erstmals die un-vorstellbare Größe der Stadt bewusst. Wir mussten nämlich feststellten, dass wohl noch ein ganzes Stück mit der S-Bahn zurückzulegen wäre, bis wir in den richtigen Stadtteil gelangen würden – und das obwohl der Flughafen mitten in der Stadt liegt und nicht etwa außerhalb wie unser Münchner. Nach vergeblicher Warterei auf einen Bus, der unsere Gruppe zum Hotel hätte befördern können, beschlossen wir, die Fahrt mit der Metro zu wagen. Dies klappte vor-züglich und ohne Verluste, dauerte jedoch fast eine dreiviertel Stunde!

Nach Ankunft an der Zielstation durften wir dann mit unseren (teilweise nicht ganz kleinen und leichten) Koffern bei angenehmen – wenn auch für den sonst eher kühlere Alpenluft schnuppernden Süddeutschen etwas gewöhnungsbedürftigen – Temperaturen gemütlich zu unserer Unterkunft spazieren. Darüber brach freilich nicht jeder Teilnehmer in wilde Begeisterungsstürme aus und unsere bedingt durch Bürojob und AG faul gewordenen Beine machten sich bemerkbar.

Bilder aus Datenschutzgründen entfernt !

Dass dies nur das Aufwärmtraining für die folgenden Tage sein sollte, war uns zu dem Zeitpunkt noch nicht bewusst. So bezogen wir müde, aber glücklich unsere kleinen, feinen Hotelzimmer. Wir machten uns etwas frisch, legten uns kurz hin, plünderten die Minibar oder mailten nach Hause, bevor wir uns wieder trafen, um zu unserem ersten Erkundungsgang in der Altstadt aufzubrechen. Zu Fuß ging es durch kleine Seitengassen und betriebsame Hauptstraßen in Richtung Fatih (ehemals Eminönü), das historische Zentrum an der Spitze der östlichen Halbinsel auf der europäischen Seite, wo wir uns erste Eindrücke von den alten Bauwerken verschafften. Spontan konnten wir dann gleich noch „Yerebatan Sarayi“, die Zisternen, die unter Justinian 532 n.Chr. für die kaiserlichen Paläste erbaut wurden, besichtigen. Diese unterirdischen Aquädukte haben uns – nicht zuletzt wegen der kunstvoll behauenen Steine (u.a. mit Medusen) – sehr beeindruckt.

Die folgenden Tage waren ausgefüllt mit interessanten Besichtigungen verschiedenster Art. Dank unseres erfahrenen Reiseleiters Werner Endraß wurden unsere Blicke nicht nur auf die üblichen Touristenschauplätze, sondern auch auf die etwas abgelegeneren Schmuckstücke und das alltägliche Leben in dieser Großstadt gelenkt.

Neben den bekannten Moscheen, wie z.B. die Blaue Moschee oder die Süleyman-Moschee konnten wir auch in kleineren Gotteshäusern verweilen und die wunderschönen Gemälde, Verzierungen und Buntglasfenster auf uns wirken lassen – stets sittsam in langen Hosen oder Röcken; wir Damen mit Kopftüchern bekleidet, versteht sich!

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Natürlich durfte auch ein Ausflug zur Hagia Sophia – Kirche der göttlichen Weisheit, die als christliche Kirche erbaut und später zur Moschee umfunktioniert wurde und heute als Museum dient, nicht fehlen.

Viel Zeit nahmen wir uns für „Topkapi Sarayi“, den Sultanspalast mit seinen prächtigen Ge-bäuden, ausschweifenden und durchaus einladenden Gärten und dem riesigen Harem, in dem man das rege Leben früherer Zeiten noch heute wahrzunehmen meint.

Der Gülhane-Park wurde ebenfalls besucht und von dort aus auch das Naturkunde-Museum, das uns die Wurzeln der Astronomie, der Chemie und der Mathematik näherbrachte.

Besonders schön war die Schifffahrt zum Goldenen Horn und an dessen Endpunkt die Seil-bahnfahrt zum „Eyüp“-Friedhof, der direkt am Hang angelegt ist. Von dessen Spitze hat man einen tollen Blick über Istanbul. Die Grenzen der Stadt sind freilich nicht auszumachen, da sie sich hier weit über den Horizont hinaus zu erstrecken scheint. Von der „Bergstation“ der Seil-bahn aus waren es nur einige wenige Schritte zum Café Pierre Loti, wo der namensgebende französische Romancier im 19. Jahrhundert sich zeitweise inspirieren ließ.

Dieser Ausflug war aber nicht unsere einzige Fahrt mit dem Schiff! Gerne nutzten wir auch die Linienschiffe, die in Istanbul so selbstverständlich benutzt werden wie die Tram oder die U-Bahn. Ans Schifferlfahren hätte ich mich glatt gewöhnen können! Neben einer frischen Bospo-rus-Brise haben wir dabei auch das ein oder andere leckere Gläschen „Chi“ genossen.

Auf der großen Bosporus-Tour, die wir extra gebucht hatten, blieb es allerdings nicht nur beim Chi und während am Himmel dunkle Wolken aufzogen und schließlich ein kräftiger Regen-schauer auf uns niederprasselte, wurde die Stimmung durch Bier und Tanz immer ausgelas-sener.A propos Stimmung: Die kam nie zu kurz... vor allem nicht auf Zimmer 606 bzw. auf dem dazu gehörigen „Balkönchen“, das nachts recht stark frequentiert wurde.

Doch nicht nur die Feierwütigen, sondern auch die „Shopping-Fanatiker“ kamen nicht zu kurz: Sei es auf dem Gewürz-Basar oder auf den vielen, bunten Kleider-Märkten. Vor allem der be-deckte Basar „Kapali Carsi“ hat es in sich. Unzählige Stände, die zum Stöbern und Feilschen einladen, findet man dort. Dieser einem Irrgarten gleichenden Markt soll schon das ein oder andere Opfer ver-schluckt haben. Glücklicherweise fanden sich letztendlich alle Teilnehmer unserer Gruppe wieder, so dass wir schließlich doch keine Verluste zu verzeichnen hatten.

Um uns von den langen Märschen und dem regen Treiben der Stadt zu erholen, verbrachtne wir einen Nachmittag im Ha-mam. Der Entspannungsaufenthalt dort musste aber streng nach Geschlechtern getrennt erfolgen. So etwas wie eine gemischte Sau-na gibt es dort nicht. Die Frauen müssen auch früher nach Hause, während die Männer bis später am Abend bleiben dürfen!

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Schlussendlich wollten wir natürlich auch noch den berühmt-berüchtigten Taksim-Platz sehen, der im Stadtteil „Beyoglu“ jenseits der Galatabrücke gelegen ist. Über die Tünnelbahn – eine Standseilbahn – und die wohl bekannteste Einkaufsmeile der Stadt (nennen wir sie mal „Kaufingerstraße von Istanbul“) gelangten wir am frühen Abend dorthin. Entwarnung wegen der Demonstrationen hatte es erst kurz vorher gegeben, doch ein bewaffnetes Polizeiaufgebot war immer noch präsent. Glücklicherweise konnten wir diesen sehr eindrucksvollen, prächtigen Platz unbehelligt und gefahrlos besichtigen.Anschließend ging es – wie an allen anderen Abenden auch – in ein kleines Restaurant etwas abseits der Straße, wo wir uns einheimische Spezialitäten schmecken ließen.

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Alles in allem war es eine tolle, sehr prägende Reise, die viel zu schnell vorüber war. Am liebsten wären wir noch länger geblieben. Die Einheimischen sind sehr gastfreundlich und weltoffen. Sogar Türken, die untereinander und mit uns deutsch gesprochen haben, lernten wir kennen.

Danke, Herr Endraß! Wir werden diese wundervolle Stadt mit den 1000 Gesichtern, die nicht nur Europa und Asien, sondern auch Orient und Okzident, alte und neue Welt, Kultur und Großstadtflair, Ruhe und Trubel in sich vereint, im Gedächtnis behalten. Ihnen ist es einmal mehr meisterhaft gelungen, uns eine unvergessliche Reise zu bereiten. Von uns gibt’s für Sie 5 Sterne und wir empfehlen „Endraß-Reisen“ weiter! Wir freuen uns auf Rom mit Ihnen, bevor wir vom AG Abschied nehmen müssen…

Text und Fotos: Agnes Danner, 3c

5.5 Weihnachten am AG

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Foto: Gabriele Rigó-Titze

5.6 Vortrag: Extremismus und Populismus in Europa

Siebenundzwanzigkommavierneun Prozent. Noch mal in Ziffern: 27,49 %. Dieses Ergebnis erreichte die britische UKIP, eine rechte Partei, bei den Wahlen zum EU-Parlament am 25. Mai diesen Jahres. Sie schnitt damit auf der Insel besser ab als die beiden „Volksparteien“ Labour und Tories. Auch in Frankreich feierte der rechts gerichtete Front National große Erfolge und be-reitet nicht nur der Regierung Hollande große Sorgen. Doch warum können diese rechten Parteien zurzeit beinahe in ganz Europa – Frankreich und Großbritannien sind keineswegs Sonderfälle – derartige Erfolge feiern? Welche Folgen hat der eben beschriebene Rechtsruck? Und nicht zu vergessen: Was genau macht eigentlich „extremistische“ beziehungsweise „populistische“ Partei aus? Diese Fragen versuchte Jochen Zellner von der Europäischen Akademie Bayern bereits im Vorfeld der Europawahl den Schülern des AG zu beantworten – und zwar mit seinem Vortrag „Extremis-mus und Populismus in Europa“.

Herr Zellner begann seine Ausführungen damit, die Phänomene „Extremismus“ und „Populismus“ zu definieren sowie deren Erscheinungsformen und Zielsetzungen zu umschreiben. Anschließend wurde das politische System der EU erklärt, wobei das EU-Parlament im Zentrum stand. Schließlich seien die Anwesenden dazu aufgerufen, dessen Abgeordnete in Bälde zu wählen. Es folgte eine kurze Diskussion über Demokratiedefizite in der EU, an der sich die Studierenden rege beteiligten. Herr Zellner erläuterte eine Prognose für die anstehenden Europawahlen. Dieser war zu entnehmen, dass die rechten Parteien auf große Zugewinne im Vergleich zur letzten Europawahl hoffen konnten. In diesem Zusammenhang wies Herr Zellner nachdrücklich auf das Problem der sinkenden Wahlbeteiligung bei den vergangenen Wahlen zum EU-Parlament hin. Sie spiele den extremistischen Parteien in die Karten.

Abschließend stellte Herr Zellner ausführlich verschiedene extremistische Parteien Europas vor – von der belgischen Vlaams Belang bis zur österreichischen FPÖ. Die Europäische Union als Feindbild zu haben sei die wohl einzige Gemeinsamkeit all dieser Parteien. Zum Ausklang wurde den Zuhörern das Lied „HC für Österreich“, Teil der Wahlkampagne der FPÖ, vorgespielt, was diese zum Teil fassungslos zurücklies. Herr Zellner entließ die Studierenden mit folgenden Appell in den Abend: Gehen Sie wählen!

Stefan Gebauer

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6. Personalia und Verschiedenes 6.1 Versetzung in den Ruhestand: Hans König

Stichwortinterview

Studium:

Mathematik/ Physik (Studium ab dem WS 71/72 an der TU München). Erstes Staatsexamen nach dem WS 76/77.

Referendariat:

September 1977 – Juli 1979 (Zweites Staatsexamen) am Asam-Gymnasium in München-Giesing. Zweigschuleinsatz am Gymnasium Königsbrunn bei Augsburg.

Abendgymnasium:

Seit September 1979 bin ich Lehrer am AG. Zuerst war das AG im Käthe-Kollwitz-Gymnasium in Nymphenburg, dann im AFBZ.

Nachdem ich im August 1979 von der Stadt München eingestellt worden war, erhielt ich erst drei Tage vor dem Ferienende die Mitteilung, dass ich an das AG komme. Ich war skeptisch. Zunächst dachte ich, dass ich maximal drei Jahre am AG bleibe und dann eine Versetzung an ein Tagesgymnasium beantrage. Doch im Laufe der Jahre fand ich es dort so gut, dass ich nicht mehr weg wollte. Mir gefiel der Unterricht mit motivierten jungen Erwachsenen immer mehr und das hat sich bis heute noch gesteigert. Zudem kam mir die Unterrichtszeit sehr entgegen, da ich so sehr viel Zeit mit meinen drei Kindern verbringen konnte, die allerdings inzwischen erwachsen und ausgezogen sind. Heute blicke ich mit großer Freude und Zufriedenheit auf meine Zeit am AG zurück.

Mathematik:

Unverzichtbares Hilfsfach für die Physik! Mir gefällt Physik besser.

Lieblingsfach in der Schule:

Ich habe keine Erinnerung an meine frühen Schuljahre. Ab der Oberstufe am Gymnasium waren dies Physik und Geschichte (in dieser Reihenfolge!).

Hassfach in der Schule:

Hatte ich keines. Allerdings tat ich mich in Deutsch etwas schwer. Das Aufsatzschreiben liegt mir nicht.

Sport:

Im Winter Skifahren und Snowboarden. Im Sommer Bergwandern und Windsurfen. Ansonsten: Ich bin begeisterter Rollerfahrer!!

Musik:

Rock-Musik

FC Bayern oder 60 München:

Ich bin Fan guten Fußballs.

Lieblingsfilme:

Blues Brothers und Rocky Horror Picture Show

Ruhestand:

Ich freue mich darauf, Zeit mit meinen Enkeln zu verbringen.

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Schul-Abend 10

Es ist Abend.

Ein Abend wie viele. Dunkle Wolken ziehen über den Himmel,

nur hie und da unterbrochen von

einem bläulichen Streifen.

Ich höre Stimmen. Stimmen, die durch

die Gänge hallen, und das Ticken der Uhr.

Ein Stapel Mathebücher, ein paar

Kreiden auf dem Pult, ein vergessener Stift.

Ein Schulabend geht zu Ende.

Ein vibrierendes Handy, ungeduldig tappende

Schritte, unterdrücktes Murmeln.

Es wird wieder still.

Nur die Uhr tickt noch.

Und irgendwo ein Wasserhahn, der tropft.

Ruhe vor dem Sturm.

Das Läuten der schrillen Glocke, Türen

öffnen sich, hastige Schritte,

lautes Rufen und Lachen

hallt durch die Gänge.

Ein Schulabend ist zu Ende.

Freizeit:

Enkel, Gartenarbeit und Krimis lesen

Abschied:

Nach 60 Jahren ist es mir endlich gelungen, meine Schulzeit zum Abschluss zu bringen.

Wünsche für die Zukunft:

Schau ma mal ...

Hans König

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6.2 Frau Holl – unsere neue Kraft im Sekretariat Frau Holl, seit wann genau sind sie bei uns am Aben dgymnasium tätig?

Seit dem 1. April 2014.

Und zu welchen Zeiten sind Sie im Sekretariat anzut reffen? Jeden Tag?

Am Montag und Mittwoch von 9.00-15.00 Uhr, dienstags von 13.00-20.00 Uhr und donnerstags von 14.00-20.00 Uhr.

Wo haben Sie vorher gearbeitet? Auch an einer Schul e?

Vor 25 Jahren habe ich für vier Jahre an der BOS Technik gearbeitet, danach in meinem gelernten Beruf als Arzthelferin, zuletzt beim Facharzt für Neurologie.

Was würden Sie sagen: Worin bestehen die Hauptunter schiede zwischen Ihrem vorherigen Arbeitgeber und dem Abendgymnasium?

Das zu beschreiben wäre doch etwas umfangreich, da der Ablauf und das Arbeiten in einer Arztpraxis sich komplett von der jetzigen Arbeit unterscheiden.

Haben Sie sich denn mittlerweile schon eingelebt bz w. eingearbeitet?

Dafür dass ich mit null Vorkenntnissen am 1.4. begonnen habe, geht es, glaub ich, ganz gut voran! (lacht)

Wie gefällt Ihnen die Arbeit hier?

Sehr gut! Hab ja hier sehr nette Kollegen, die ich leider zu selten sehe und eine ganz tolle Schulleiterin.

Wie finden Sie die „besonderen“ Arbeitszeiten? Fiel Ihnen die Umstellung schwer, abends zu arbeiten?

Ich bin noch in der Umgewöhnungsphase. Da ich ein Morgenmensch bin, werden die Tage dadurch natürlich schon länger.

Wie nutzen Sie denn die „freien“ Vormittage?

Unterschiedlich. Ich gehe mit meinem Hund spazieren und kümmere mich um den Haushalt. Irgendetwas gibt es immer zu erledigen. Außerdem habe ich noch einen Nebenjob.

Ganz ehrlich: Bevor Sie sich an unserer Schule bewo rben haben bzw. angefangen haben, hier zu arbeiten: Wussten Sie da überhaupt, dass es das Abendgymnasium gibt?

Ich hatte schon früher davon gehört. Aber über Genaueres wie die Aufnahmebedingungen oder die Schuldauer wusste ich vorher nicht Bescheid.

Vielen Dank für das Interview, Frau Holl. Wir wünsc hen Ihnen eine gute Zeit hier bei uns!

Gern geschehen!

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6.3 Freundeskreis des Städtischen Abendgymnasiums e. V.

Zahlreiche Projekte konnten auch in diesem Schuljahr wieder durch die Mithilfe des Freundeskreises das Stadium der Planung hinter sich lassen und realisiert werden. Dazu gehört das Seminar „Lernen lernen“ und die Schulveranstaltung zur Europawahl. Wir freuen uns sehr darüber, dass auch aktuelle Themen immer wieder in den Mittelpunkt einer Schulveranstaltung rücken können.

Darüber sollen aber auch die langfristig angelegten Projekte nicht in den Hintergrund treten: Während der Unterrichtszeit für seine Kinder eine Betreuungsmöglichkeit zu haben, ist für manche Studierende eine große Unterstützung, für die wir gerne auch weiterhin Sorge tragen wollen. Wenn Sie Fragen dazu haben, wenden Sie sich bitte an Frau Plank, die die Organisation der Kinderbetreuung übernommen hat.

Ein weiteres dieser langfristigen Projekte ist „Deutsch als Zweitsprache“. Mit der Unterstützung dieses Kurses wollen wir dazu beitragen, dass die deutsche Sprache auf dem Weg zum Abitur kein Hindernis mehr ist. Der schulische Erfolg der Teilnehmer ist für uns eine wunderbare Bestätigung. Wenn auch Sie Wünsche und Anregungen dazu haben, wie und wo der Freundeskreis der Schule „mal unter die Arme greifen könnte“, lassen Sie es uns bitte wissen. Ansprechpartner sind Frau Sporrer und Herr Pfenning.

Auch im Internet ist der Freundeskreis zu finden. Unter www.abendgymnasium.info bieten wir z. B. auch die Möglichkeit, sich in ein Forum für ehemalige Studierende und Lehrkräfte einzutragen, und damit die Chance, kommerzielle Foren zu meiden.

Herzlichen Dank für Ihre Unterstützung, die auch gerne auch in Form einer Mitgliedschaft erfolgen kann. Der Jahresbeitrag beläuft sich auf 24 Euro und ist steuerlich absetzbar.

Waltraud Lederer (1. Vorsitzende)