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47 JDAV v7 r - alpenverein.de · 50 JDAVspezial es möglich war, auf dem Inland-eis um das Massiv des Fitz Roy zu laufen und alles aus einer ganz anderen Perspektive zu be-trachten

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48 JDAVspezial

Ecken kommen noch Schreibver-suche in Krixikraxi-Schrift – inungewohnter Weise vom rechtenBlattrand nach links. Als manmir schließlich die wichtigsteFrage stellt, ob ich auch Söhnehätte und mit „non, deux filles“antworten muss, kommt mitleid-voll ein enttäuschtes „c’est dom-mage!“ als Antwort.*Aber keine Angst, vor lauterMultikulti besteigen wir natür-lich auch noch mehrere Bergezwischen 3700 und 4200 Me-

tern. Die Touren sind hochalpin,im Schnitt aber nicht schwierig –im Gegensatz zur Ausspracheder Bergnamen. Verläßt manaber die klassischen Spuren,wird es schnell recht anspruchs-voll und Steigeisen und Pickelsind unentbehrlich. Bei einigenÜbergängen muss sogar abge-seilt werden! Grandiose Abfahr-ten auf Firn, gelegentlich aberauch auf Büßerschnee entlohnendie Aufstiegsmühen in denmeisten Fällen. Der Blick reichtim Süden hinab über Seen bis zuOasen in der Wüste. Trotz diesergeografischen Lage erhält dasAtlasgebirge oft große Schnee-mengen, wenn atlantische Tiefs

dort ausgebremst werden. Nurdie letzten zwei Winter sind ma-ger ausgefallen.Die Skitouren um die NeltnerHütte (3200 m) inmitten des Ho-hen Atlas mit dem anscheinendallereinzigen Ziel der Begierde,dem Toubkal (4167 m) sind dem-entsprechend stark frequentiertund hinterlassen andere Eindrü-cke als die der Vortage: Couch-ecken für die teils höhenkrankenSkibergsteiger, diverse Essräu-me für 100 Leute und sogar kal-te Duschen stehen erst recht imGegensatz zur spartanischenEin-Raum-Hütte.Die Mulikarawane holt uns exaktwie ausgemacht wieder ab undnur mit Mühe können wir demTempo der beladenen Tiere fol-gen. Bei Aroumd, kurz vor Imlil,unterhalten wir uns über die ma-ximale Zuladung von Mulis, wo-rauf Astrid von den Treibern aufein schon munter bepacktes Mu-li gehoben wird, das dann auchnoch im steinigen Flussbett denSchnellgang einlegt. Jetzt wis-sen wir’s! Ob Sonne oder Kälte,die Treiber sind anscheinendauch immer richtig angezogenmit ihren verblassten Anoraksbekannter Hersteller oder mit ih-ren gewebten Kapuzenkitteln.Wir haben noch einen Tag inMarrakesch eingeplant: Jemaa elFna, Platz der Gehenkten, dieKasbah Moschee und vor allemdie Souks (Marktgassen mit al-len erdenklichen Artikeln undDüften). Philippe ist von den Au-gen einer Berberin so begeis-tert, dass er sich eine gehäkelteWollmütze aufschwätzen lässt,für die sogar ein Snowboarderein gesundes Selbstbewusstseingebraucht hätte. Manuela ge-lingt das Handeln auch ohne ent-sprechende Sprachkenntnisse(„nix prix fix, des sag i dir“) sogut, dass sie in einen wahrenKaufrausch verfällt und es Peterschon eher peinlich wird. DieFrauen unserer Gruppe werdenübrigens auch nie – entgegen aller

Prophezeihungen im Vorfeld –angemacht. Ein typisches Abend-essen und musikalisch– folkloris-tische Darbietungen (also ein„Heimatabend für EU´ler“) mitseltsamen Instrumenten wieglänzenden Bremsscheiben run-den unseren letzten Tag würdigab.Wir sind uns einig, dass Skitou-ren in Marokko, ohne diese ande-ren Eindrücke, nur ein sehrschmaler Spalt wären im Blickdurch den Vorhang in eine völligandere Welt. Die Rückfahrt zum Flughafengeht bei regnerischem Wetterübers Land, diesmal aber auf ei-ner Teerstraße. Wir haben unsaber zu früh gefreut und voll vonBildern in die Sitze zurück ge-legt. Da wir seit Stunden nichtüberholt worden sind, aber bevorzugt in lang gezogenenKurven an anderen vorbeiziehen,ermahnen wir den Fahrer zulangsamerer Fahrweise. Erst alswir zu einem total verbeultenMercedes 300 kommen, der sichvor uns anscheinend mehrmalsüberschlagen hat, und die achtInsassen gerade relativ unver-sehrt aus dem Schrott kriechen,fahren wir in angemessenemTempo weiter. Teil zwei der exotischen Skitourüberlebt!Es geht mir wie den anderen: Ich bin fasziniert von den Farbender fremden Kultur, der gelebtenRuhe und der Zufriedenheit derLeute. Ich komme bestimmt wie-der zum Skibergsteigen undwerde mir noch mehr Zeit neh-men für das „andere“. �

Unter Afrikas Sonne Skitourenerlebnisse der besonderen Art

Unerträgliche 28 Grad plagen uns wintergewohnte

Leute, als wir im Februar in Agadir aus dem Flieger

steigen. Wir schlendern über den Beton der Piste und

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*) frz: „nein, zwei Töchter“ . . . „das ist aber enttäuschend/schade“

Die wilden Viertausen-

der des Hohen Atlas

und die uralte Kultur

der Berber sorgen

für unvergessliche

Erlebnisse.

französischer Hüttenwirt ausden Pyrenäen, legt sich mit Hus-sein fast an, als er seinen Ruck-sack selbst schultern will.Eine erste Erkundung derSchneelage lässt für den nächs-ten Tag Freude aufkommen. Wieviel Schnee hier manchmal fällt,lassen die Auswirkungen einerriesigen Lawine erahnen, die nurdie Bodenplatte der alten Stein-hütte übrig gelassen hat. Wenigehundert Meter entfernt stehtjetzt die zweite Hütte an einemsicheren Sporn.Das Abendessen ist einfach und

schmackhaft. Köche undHüttenchef begnügensich mit den Resten ausden Töpfen – nach uns

und ohne Besteck. Auf unserDrängen gelingt es uns, amnächsten Tag gemeinsam mitunseren französischen Freundenund den Berbern zu essen. Un-sere anscheinend ungewohnteEinladung wird belohnt mit ei-nem grandiosen Trommelkonzertmit Töpfen und Kochlöffeln so-wie Gesang. Zwischendurch rollteiner von ihnen seinen Teppichaus und betet unbeirrt zu Allah.Da die Berber hier neben Tassu-sit und Tamazight auch einiger-maßen französisch sprechen,steigert sich die Intensität desinterkulturellen Austauschsbald. Auf Sprachunterrrichtmittels Übersetzung um drei

flüchten im letzten Moment voreinem Sportflugzeug, das plötz-lich zwischen uns durchkurvt.Unser Bustransfer nach Imlil imHohen Atlas gestaltet sich dannaber weitaus gefährlicher. MitGedüdelmusik und Vollgas gehtes ohne den Luxus einer Leit-planke an ausreichend tiefen Ab-gründen vorbei Richtung Aus-gangspunkt der Skitour. Beimletzten Stück der mehrstündigenFahrt ist die Straße das Bach-bett. Teil eins der exotischen Skitourüberlebt! Aber wo ist derSchnee? Eine längereWanderung führt uns amnächsten Tag zur Lépiney-Hütte auf 3000 Meter. Diesechs Stunden tangieren uns in-sofern weniger, als Mulis diekomplette Ausrüstung tragen.Vor einer Schlucht mit blankemEis wird den Tragtieren der wohl-verdiente Fressbeutel vor dasMaul geschnallt und die Treiberbuckeln unser Gepäck das letzteStück zur Hütte: den großenRucksack, Skier quer vor demBauch und in der anderen Handeinen Sack Hammelfleisch. Dasswir auch einen Teil tragen wollenwird als Beleidigung und eineArt Streitigmachen des Arbeits-platzes empfunden. Es ist daserste Mal, dass ein anderer meinGepäck trägt, aber für dortigeVerhältnisse ist es ein gefragterJob. Régis, schwerlastgewohnter

� VON Wolfgang Mayr

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50 JDAVspezial

es möglich war, auf dem Inland-eis um das Massiv des Fitz Royzu laufen und alles aus einerganz anderen Perspektive zu be-trachten. So was wie die dunkleSeite des Mondes. Jeder weiß,es gibt sie, die wenigsten habensie aber gesehen. Die Westseitedieser Berge. Um auf dem In-landeis gut vorwärts zu kom-men, hatten wir zwei Paar kurzeTourenski im Gepäck.Für die ganze Runde würden wiretwa fünf Tage brauchen. Wirpackten Essen für acht Tage ein– man kann ja nie wissen – unddie Rucksäcke wurden trotz sehr

reduzierter Ausrüstung unange-nehm schwer.Startpunkt war El Chaltén. Nachlängeren Verhandlungen bot unsunser Vermieter den Transportzum Rio Eléctrico an. Dafürversprachen wir ihm, hin-terher unsere Ski nur anihn zu verkaufen. Der Wegführte durch abgebrannte Geis-terwälder, vorbei an flüchtendenKuhherden, gastfreundlichen Ein-siedlern und den „Bergen desdreißigsten Geburtstages“ aufden Paso Marconi. Bis jetzt waralles bestens. Vor allem das Wet-ter war warm, wolkenlos undwindstill. Beschreibungen vonFreunden zur Folge müssten wirjetzt im Sturm sitzen, der sichwie ein Düsenjet anhört. Das seihier immer so ...

Wer Patagonien hört, der

denkt zuerst an die be-

rühmten Granitzapfen von

Cerro Torre und Fitz Roy.

Es liegt also nahe, dorthin

zum Bergsteigen zu fahren, seinGlück in der Vertikalen zu su-chen. Jeder kennt die Beschrei-bungen diverser Klettergrößen,von Abseilaktionen im Sturmund dem Vergleich mit demKühlschrank und den Hunder-

tern, die man darin verbrennt. Eswäre schon sehr verlockend esselber einmal auszuprobieren.Aber evtl. vier Wochen im Basis-lager nur Schlechtwetter auszu-sitzen? Sich gegenseitig auf denGeist zu gehen? Vor allem heim zu kommen undvon Patagonien nur einen winzi-gen Ausschnitt gesehen zu ha-ben? Das war uns zu wenig undwir suchten nach einer Möglich-keit, nicht ganz so vom Wetterabhängig zu sein und dennochetwas zu unternehmen, das ab-seits der Wanderwege möglichwar. Es bot sich die für Klettererum 90° gedrehte Welt an: dieHorizontale. Wir wussten, dass

unter blauem Himmel sitzenwir genau gegenüber derWestwand des Cerro Torre. Wirsind also da, sehen diesenBerg von hinten. Unweigerlichkommen mir die ganzen Ge-schichten und Beschreibun-gen, die ich daheim gelesenhabe, in den Sinn. Von hier aussieht er sehr überschaubaraus. Gut, dass wir kein Klet-terzeug dabei haben. Ich binfast sicher, wir wären der Ver-suchung erlegen, es doch zuversuchen und die Ski gegendie Kletterschuhe zu tau-schen. Noch lange starren wir

abwechselnd mit dem Fern-glas in Richtung Berg, findenLinien, suchen Wege, schmie-den Pläne. Es fällt mir sehrschwer, diesen Platz zu verlas-sen, mich nur mit dem Blickdurchs Fernglas zu begnügen.Aber ich weiß, dass sich die-ses Gefühl bei Sturm und Käl-te sehr schnell ändern würde.

Traumziele verträumt?Beim Weiterweg will sich beimir kein gleichmäßiger Trotteinstellen. Zu sehr hänge ich

den Gedanken nach, eine ein-malige Chance im Leben ver-passt zu haben.Wir stellen unser Zelt außerSichtweite des Cerro auf undstaunen über den Sonnen-untergang. Am nächsten Tagist das Wetter immer noch gutund wir steigen durch großeBlöcke Richtung Paso delViento. Den Abstieg ins Tal desRio Túnel verkürzen wir durcheine sehr abenteuerliche Ski-abfahrt. In einem kleinen Waldam Beginn des Tales treffenwir die argentinische Grenzpo-lizei, die sich gerade auf dem

Weg Richtung Inlandeis befin-det. Wir sitzen gemeinsam amLagerfeuer und unterhaltenuns so gut es geht.Auf dem Rückweg am nächs-ten Tag begleiten uns Polizis-ten zurück und helfen uns so-gar unser Gepäck zu tragen.Gemeinsam kochen wir auf ei-nem alten Ölfass Mittagessenund sind am Abend zurück inEl Chaltén.Wir verabreden uns mit ihnenam nächsten Tag und nehmenKurs auf eine heiße Dusche.Fünf Tage unserer Umrundunghatten wir traumhafte Ver-hältnisse. So wie es sich wohljeder Kletterer hier untenwünschen würde. Hätten wires auf den Cerro geschafft?Bei dem Wetter? �

Windstille in PatagonienDie Nacht schlief ich etwas un-ruhig. Wir fürchteten ja immernoch die Landung des Düsenjets.Am Morgen regte sich kein Lüft-

chen und das ganze In-landeis lag vor uns. Wirbrauchten nur noch dieSki anzuschnallen und

das leichte Gefälle machte dasLaufen zu einem Gleiten. Bei lan-gen, oft monotonen Wegen fin-det man irgendwann sein Tempound kommt fast in einen Zustandmeditativen Gehens. Das Gleich-maß der Bewegungen wird nurab und zu durch harte Windgan-geln unterbrochen. Gegen Mittagerreichen wir einen Felsklotz undmachen Pause. Im Faserpelz und

� VON HANNES BONEBERGER

P a t a g o n i e n – h o r i z o n t a lP a t a g o n i e n – h o r i z o n t a l

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ich mich also an meine ersteFahrt. Ich griff das Seil mit ei-ner Hand, ließ mich einige Me-ter ziehen, und klemmte dannden Nussknacker um das Seil.Die Verbindung zu meinemGurt straffte sich und ich wur-de tatsächlich den Berg hin-aufgezogen. Das Spannendsteallerdings war es, die Rollenzu passieren: Allein der Ge-danke, die Finger zwischenSeil und Rolle zu bekommen...Völlig erschöpft gelangte ichso also an das Ende des Lifts.Auch die Liftspur, die natür-lich, wie das ganze Gebiet,nicht präpariert war, trug hierdazu bei, schon das Liftfahrenäußerst selektiv zu gestalten.Nach einigen Abfahrten ent-lang des Lifts wurde mir dann

bewusst, dass die Lifte hiernoch das sind, wie sie auch inunseren Bergen noch offiziellheißen: Aufstiegshilfen. Denndas eigentliche Skigelände er-schloss sich einem erst, wennman nach dem Benutzen die-ser Aufstiegshilfen entwederdie Felle aufzog oder die Skischulterte und sich mit eige-ner Kraft auf den Weiterwegmachte. Diese Form des „unterstütz-ten Tourengehens“ war es,was die Faszination dieserkleinen neuseeländischen Ge-biete ausmachte. Und beimAbstieg zum Parkplatz dräng-te sich mir die Frage auf, wo-zu in unseren Alpen all dieserAufwand getrieben wird... Ein-facher ist besser! �

s p e c i a l

52 DAVspezial

„Pisteln“ in Down Under

Menge Schnee, ehrlich!“ Na gut.Nach 500 Höhenmetern Auf-stieg, durch wirklich wunder-schöne Landschaft, hatte ichdann doch schon wesentlichmehr Schweiß vergossen, als ichmir das von einem gemütlichenTag „Pisteln“ erwartet hätte,aber zumindest war ich schonmal warm.Oben angekommen stellte sichfür die nächsten Stunden un-gläubiges Staunen ein. Zu-nächst, weil hier oben tatsäch-lich traumhafte Bedingungen mit40 Zentimeter Neuschnee aufwunderbarer Grundlage herrsch-ten. Als nächstes, weil ich einenKea, das sind freundlichfrecheBergpapageien, nur durch ener-gisches Einschreiten davon ab-bringen konnte, meine Skischu-he, die mittlerweile mit dem Ma-teriallift angekommen waren, in

Kleinstteile zu zerfetzen. Danngab mir die Ausrüstung, die ichzu meinem Liftpass bekam, eini-ge Rätsel auf. Das Teil, das an ei-nem breiten Ledergürtelbefestigt war, sah nichtnur aus wie ein Nusskna-cker, es hieß auch so. Denbräuchte ich zum Liftfahren,hieß es. Ah ja. Das Rätsel „Be-nutze Nussknacker mit Lift“löste sich, als ich am Lift ange-kommen war und mir ein hilfsbe-reiter Neuseeländer meine ersteLektion im Liftfahren nach „Kiwi-art“ erteilte.

Die Lifte hat man sich in etwa sovorzustellen wie die auch hier be-kannten „Babylifte“, also einfachein umlaufendes Seil mit einigenBügeln daran. Nur, dass hier dieBügel fehlten, das Seil mit einerungeheueren Geschwindigkeit liefund der ganze Lift mehrere hun-dert Meter lang war. Da das Seilauf diese Länge natürlich am Bo-

den schleifen würde, ha-ben die schlauen Erbaueralle 20 Meter Pfosten mitRollen in den Boden ge-

rammt, über welche das Seil lief.Angetrieben wurde das Ganzevon umgebauten Traktormotoren.

Lift mit NussknackerNach den einführenden Wortenund einer Demonstration des Ki-wis (=Neuseeländers) machte

� VON PHILIPP RADTKE

leidlich vergleichbar. Ging jaschon am Parkplatz los. Da gabes nur einen Materiallift. Das waralles. Von einem Skigebiet weitund breit nichts zu sehen. VonSchnee übrigens auch nicht. Dochsogleich wurde mir, wie noch sooft an diesem Tag, etwas erklärt.

Warmlaufen„Den Luxus einer Zufahrtsstraßeleisten sich hier in Neuseelandlängst nicht alle Skigebiete.“Das hieß also in diesem Fall ei-

ne Stunde Aufstieg bis zu denLiften. „Und oben gibt’s jede

Verwirrung und Ratlosigkeit übermannten mich. Das

alles hier war doch schon irgendwie ganz anders und

mit meinen vertrauten Skigebieten daheim nur sehr

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fig ist, wie wir es noch nie erlebthaben. Als wir das Tal erreichen, ver-wandeln sich die Hügel wiederund werden zu faden, flachenBuckeln. Aber wir wissen jetzt,dass sich hinter den Hügeln derHorizont ins Unendliche öffnet.Klar, hier könnte man tagelangdurch Landschaft und durch Ein-samkeit wandern. Aber unsereIdee funktioniert auch ganz gut,am Harahorn und am Storehorngenau so wie am Skogshorn: Ski-touren gehen fast wie daheimund dabei jedes Mal neu erleben,wie sich Norwegens Zauberhü-gel verwandeln. �

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� VON MICHAEL DÜCHS

Aha. Soso. Naja. „Es ist

hier ja dann doch eher …

hügelig, oder?“ Martins

Feststellung klingt ziem-

lich nüchtern, wenn nicht

sogar ein bisschen traurig. Dabeiwar mit so was ja eigentlich zurechnen. Jeder, den wir danachgefragt haben, wie man in Norwegen am besten Skifahrenkann, hat uns vorgeschwärmtvon der ewigen Weite des Lan-des, vom stundenlangen sanftenSkiwandern durch ewige Hügelund Wälder. Und jetzt, wo dieDämmerung schon einen Grau-schleier über die Landschaftlegt, stehen wir also am Ortsein-gang von Hemsedal und es siehthalt genau so aus, wie es uns be-schrieben wurde – hügelig. Unser Problem ist nur: So reiz-voll es sein mag, wir haben kei-

nen Bock auf tagelanges Rumge-hatsche. Wir wollen eigentlichGenussskitouren machen wie beiuns daheim in den bayerischenVoralpen, wir wollen lange Auf-stiege, wir wollen rassige Ab-fahrten im feinsten Pulver-schnee, wir wollen echten schö-nen Winter! Gut, den haben wir:Die Straßen sind hier mo-natelang schneebedeckt,die Wasserfälle, an denenwir bei der Fahrt von Os-lo hierher vorbeigefahren sind,stehen den ganzen Tag in derSonne und bilden trotzdem ge-waltige Eispanzer. Also immer-hin: echter Winter und außer-dem finden wir auch noch ein gemütliches Quartier bei einemschweigsamen norwegischenBauern. „Aufstehen, der Hügel ruft!“Martin ist zwar ohne große Hoff-

nung auf eine gute Skitour, abertrotzdem hoch motiviert. Außer-dem will er einem Rätsel auf denGrund gehen: Laut Karte müss-ten diese seichten Hügel rundum uns nicht nur respektableBerge von immerhin bis zu 2000Meter Höhe sein, laut Kartemüssten sie auch ideales Gelän-

de für schöne Abfahrtenbieten. Welches Geheim-nis steckt also in diesenkomischen norwegischen

Hügeln? Wir beginnen es schonbei den ersten Metern auf demWeg zum Skogshorn zu erahnen.Wir starten zur ersten Querung.Und queren und queren. Ein paarhundert Höhenmeter und einehalbe Stunde später beschließenwir, mal die Richtung zu wech-seln. Der Hügel wächst undwächst mit jedem Meter, denman höher kommt. Mit jedemSchritt scheint der Hang außer-dem zu kippen, wird steiler und

steiler. Irgendwann sind wir da,wo wir den Gipfel vermutet ha-ben – und vor uns breitet sich ei-ne riesige Ebene aus, auf derlauter sanfte Hügel stehen,wahrscheinlich auch solche, diewachsen und steiler werden, so-bald man sie hinaufsteigt. Hinteruns, vor uns, um uns: Winter-,Wald- und Seenlandschaft vonunglaublich faszinierender Wei-te. Am Horizont, hinterm Hori-zont, überall: Zauberhügel! Gottsei Dank haben die Norweger aneiner kleinen Flachstelle eineArt Vermessungsdreieck aufge-stellt, das wir vorsichtshalbermal für das Gipfelkreuz desSkogshorns halten. Lang hält esuns hier nicht, denn es ist bitter-kalt. So kalt, dass selbst Dau-nenjacken uns nicht mehr richtigwärmen, und so kalt, dass derSchnee so locker, leicht und fluf-

Welches Geheimnis steckt

in diesen komischen

norwegischen Hügeln?

Wir beginnen es schon

bei den ersten Metern

auf dem Weg zum Skogs-

horn zu erahnen.

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Das Geheimins

der HügelSkitouren in Norwegen

� NO LIMITS erhält 2. Preis beim Kongress „erleben und lernen“Im Rahmen des internationalen Fachkongresses „erleben und lernen 2002“,der im Oktober 2002 in Augsburg stattgefunden hat, wurde der JDAV Ju-gendkurs NO LIMITS mit dem 2. Preis prämiert. Die Initiatorin des Kurses, AnkeHinrichs, konnte den Preis von Prof. Werner Michl ent-gegennehmen. Gewürdigt wurde der integrative Kursinsbesondere wegen seinem innovativen Konzept unddem großen Erfolg in den vergangenen Jahren. Bei No Limits geht es vor allem darum, Aktivitäten wieKlettern, Canyoning, Wandern und Biwakieren mit be-hinderten und nichtbehinderten KursteilnehmerInnengemeinsam zu erleben. Durch gegenseitige Rück-sichtnahme und Unterstützung können auf beiden Seiten Grenzen überwunden und neue Erfahrungengemacht werden. Interessierte können sich den Video-film „NO LIMITS“ (Dauer, 27 min.) im Jugendreferatdes DAV ausleihen.Ab 2003 wird im Jugendkursprogramm der JDAVerstmals auch ein NO LIMITS-Kurs im Winter angeboten. Nähere Informationenzum Jugendkursprogramm unter www.jdav.de wwa

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Allgäuer Seminare 2003

Die Jugendbildungsstätte Hindelang des Deutschen Alpenvereins in Hindelangim Allgäu veranstaltet 2003 wieder erlebnispädagogische Seminare für haupt-und ehrenamtliche MitarbeiterInnen in der Jugendarbeit. Eine pädagogische Zu-satzqualifikation im Bereich Erlebnispädagogik wird in den Handlungsfeldern„Wasser“, „Alpin“ und „Höhle“ wieder in einem Trägerverbund mit anderen Jugendinstitutionen und Fachsportverbänden angeboten, ebenso eine Ausbildungzum Ropes-Course-Trainer.Dieses Seminarprogramm ist praxisorientiert angelegt; die Reflexion der eigenenErlebnisse führt zur Grundlage einer Diskussion erlebnispädagogischer Modellesowie einer realistischen Einschätzung von Wirkungen, Chancen und Defiziten.Hierbei wird ökologischen Bezügen ein besonderer Stellenwert eingeräumt.

Für 2003 sind folgende Seminare geplant:

24.2. – 28.2.2003 Erlebnispädagogik in Weiß

19.5. – 22.5.2003 Rituale in der Natur

27.4. – 30.4.2003 Notfall- und Krisenkompetenz

22.9. – 24.9.2003 Das Wissen der Wildnis

Beginn am 2.4.2003 Hard skills: Klettern, 3 Module

Beginn am 11.4.2003 Ropes Course Trainer, 3 Module

Beginn am 22.6.2003 Zusatzqualifikation Erlebnispädagogik, 6 Seminare

Das Seminarprogramm 2003der „Allgäuer Seminare“ so-wie nähere Informationen zurZusatzqualifikation Erlebnis-pädagogik kann bei der JBSkostenlos angefordert werden:

Jugendbildungsstätte HindelangJochstraße 50Postfach 114387539 HindelangTel.: 0 83 24/93 01-0Fax: 0 83 24/93 01-11E-Mail: [email protected]

IMPRESSUM: JDAV special – Sonderteil für die Jugend des DAV, aus Mit-teln des Kinder- und Jugendplans des Bundes gefördert, 48. Jahrgang, JDAVspecial in DAV Panorama 1/2003. Herausgeber ist die Jugend des DeutschenAlpenvereins, Bundesjugendleiter ist Hannes Boneberger, Chefredakteur desJDAV specials ist Lutz Bormann in Zusammenarbeit mit dem JDAV-Redak-tionsteam Florian Bischof, Thomas Borm, Michael Düchs und Claudia Wein-eisen. Mitarbeiter dieser Ausgabe sind: Hannes Boneberger, Wolfgang Mayr,Philipp Radtke, Erbse Köpf. Beiträge bitte an den DAV, JDAV-Redaktionsteam,Von-Kahr-Str. 2-4, 80997 München senden. Die Beiträge geben die Meinungder Verfasser, nicht der Jugend des Deutschen Alpenvereins wieder, Nach-druck nur mit Genehmigung der Chefredaktion, Grafische Gestaltung: SENSiT Communication, München, Titelfoto: Bernd Ritschel

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