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Die Monatsschrift für alle Eichsfelder · Heft 1 · Januar 2013 57. Jahrgang H 11859 Einzelpreis 2,50 EUR incl. 7 % MWSt Wachstedt In dieser Ausgabe Chronogramme für das Jahr 2013 Eichsfelder Jubiläumsorte 2013 Wie die NSDAP in das Eichsfeld kam Aus den Anfängen der Bruderschaft „St. Sebastian“ Gieboldehausen

57. Jahrgang H 11859 - Mecke Druck und Verlag · KPD.1 Er bat den OKD, bei den für ihn zustän - digen Stellen vorstellig zu werden, um gegen das Verbot der KPD zu protestieren

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Die Monatsschrift für alle Eichsfelder · Heft 1 · Januar 2013

57. Jahrgang H 11859

Einzelpreis 2,50 EURincl. 7 % MWSt

Wachstedt

In dieser Ausgabe

Chronogramme für das Jahr 2013Eichsfelder Jubiläumsorte 2013

Wie die NSDAP in das Eichsfeld kam

Aus den Anfängen der Bruderschaft „St. Sebastian“ Gieboldehausen

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Reisegesellschaften herzlich willkommen

Ritteressen wie im Mittelalter

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Film über die traditionelle Eichsfelder Hausschlachtung

Im Januar und Februar 2013 bleibt unser Wirtshaus wegen

Restaurierungs- und Umbauarbeiten geschlossen.

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Chronogramme für das Jahr 2013

Paul Julius Kockelmann

TRIA SVBSIDIA PRO FIDE:

RATIO MORES INSPIRATIO.2013

Drei Hilfen für den Glauben: Vernunft, Sitten, Inspiration.

Ein Wort aus den Pensées von Blaise Pascal, passend zum Jahr des Glaubens. Der Glaube ruht auf der Vernunft, sollte auch durch Sitte, Gewöhnung und Ritus gepflegt werden. Schön, wenn uns dann auch noch Inspiration und tiefere Erkenntnisse geschenkt werden.

GREGES PVSILLAS HABEMVS

AT EXSTRVANTVR STABVLA GRANDICVLA.

SVPPLEANT ET SVBVENIANT SIBICONTRARIAE POSITIONES.

2013

Wir haben kleine Herden, möchten aber große Stallungen bauen.Mögen die gegensätzlichen Positionen sich ergänzen und stützen.

Zur Strukturreform: Wird es gelingen, in einer großen Verwaltungseinheit verschiedene Untergruppen, Dorfgemeinschaften, Aktionskreise etc. zu beheimaten?

Johann Freitag

IN TESSERA ISTA GRAVITAS PAGI EICHSFELDICI IN TOTO ORBE

VIDETVR. ITER PAPAE IN HOC SIGNO ILLVSTRATVR. QVASI GREX VNA, ITA PATRIA NOSTRA AIT ET RESPONDIT.

2013

Auf dieser Marke wird die Bedeutung des Landstrichs Eichsfeld auf der ganzen Erde sichtbar gemacht. Die Reise des Papstes wird in diesem Zeichen erklärt. Gewissermaßen wie eine große Gemeinschaft

spricht und antwortet unser Vaterland auf diese Art und Weise.

Eichsfelder Heimatzeitschrift – Die Monatsschrift für alle Eichsfelder 1

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Eichsfelder Jubiläumsorte 2013von Edgar Rademacher

Das Jahr 2013 bietet vier eichsfeldischen Orten die Gelegenheit, ein rundes Ortsjubi-läum zu feiern: Breitenworbis, Reinholterode, Wehnde und Dietzenrode. In drei Fällen liegt die urkundliche Ersterwähnung 775 Jahre und einmal 725 Jahre zurück.

Breitenworbis erfährt seine Ersterwähnung in einer am 22. März 1238 in Erfurt ausgestell-ten Urkunde, in der der Mainzer Erzbischof Siegfried III. gestattet, dass der Ritter Bern-hard von Worbis dem Kloster Gerode Lehn-gut zu Hausen verkauft und dasselbe durch Güter zu „Breytenworbetze“, Kirchworbis und Bischofferode ersetzt.1

Einer weiteren Urkunde aus dem Jahre 1238 verdanken Reinholterode und Wehnde ihre urkundliche Ersterwähnung vor 775 Jah-ren. Mit dieser Urkunde2 schenken die von Bodenstein dem Kloster Beuren die Vogtei über das Kloster. Unter den Zeugen dieser

Schenkung finden wir die Pfarrer (plebanus) „Hedenricus in Winedhe“ und „Edelgherus in Reinolderod “, womit Reinholterode und Wehnde ihre früheste Erwähnung erfahren.

Abb. 1: Hochaltar der St.-Vitus-Kirche in Breiten-worbis. Foto: J. Keppler.

Abb. 2: Die Heimatstube von Reinholterode ist in diesem Gebäude zu besichtigen. Foto: E. Rademacher.

Abb. 3: Die Wehnder Warte aus dem 15. Jh. Foto: J. Keppler.

Eichsfelder Heimatzeitschrift – Die Monatsschrift für alle Eichsfelder 3

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„Meistens waren es keine gebürtigen Eichsfelder …“

Wie die NSDAP in das Eichsfeld kamvon Mathias Degenhardt

Auf eine 725-jährige Geschichte kann das Dörfchen Dietzenrode (Ortsteil der Ge-meinde Dietzenrode/Vatterode) in der Ver-waltungsgemeinschaft Uder zurückblicken. Seine erste Erwähnung findet der Ort in ei-ner Urkunde vom 15. September 1288. Darin belehnt Herzog Heinrich von Braunschweig Heinrich von Hanstein mit dem halben Zehn-ten und einer Abgabe von drei Mark „in villa dicta Detherode“.3

Anmerkungen1 Schmidt, Aloys: Urkundenbuch des Eichsfeldes.

Magdeburg 1933, Reprint Duderstadt 1997, Nr. 270.2 Ebd., Nr. 271.3 Ebd., Nr. 643.

Abb. 4: Der kleine Dorfanger von Dietzenrode. Foto: J. Keppler.

Für das Eichsfeld war die unselige NS-Diktatur eine dunkle Epoche, die durch die Wahlsiege außerhalb unserer Heimat Reali-tät wurde. Das Eichsfeld blieb mit Masse bis 1933 gegenüber der Propaganda standhaft. Doch auch inmitten des damals sehr kirchen-festen Eichsfelds keimte bereits mit kleineren Parteigruppierungen der Ungeist, der schon bald auch unsere Region mit Schmerz und Leid überzog. Woher kam die NSDAP Eichs-feld? Diese Frage wurde bisher aufgrund schwacher Quellenlage kaum beantwortet. Dieser Beitrag möchte eine kurze Übersicht dazu geben. Sehr viel Aufschluss bietet ein kürzlich vom Autor aufgefundener Arti-kel1 der Eichsfelder NSDAP aus dem Jahre 1936 zu ihrer eigenen Geschichte, welcher hier auszugsweise dargestellt werden soll. Darin heißt es zu den Anfängen: „Bereits im Jahre 1922 kam der Nationalsozialismus auf das Eichsfeld. Damals war es der Kaufmann Rust,2 Heiligenstadt, der durch persönliche Bekanntschaft mit dem damaligen Gauleiter des Gaues Hannover-Süd, [Ludolf] Haase, Göttingen, mit dem Nationalsozialismus in Berührung kam.“

Demnach gründete sich 1922 die erste Eichsfelder NS-Ortsgruppe in Heiligenstadt

mit acht Mitgliedern. Bis 1923 wuchs diese Zahl „durch intensive Werbearbeit auf dem ganzen Eichsfelde“ auf 35 an. Diese Gruppe war dem Gau Hannover-Süd angeschlos-sen. Interessant ist, dass die Eichsfelder Gruppe im November 1923 über Göttingen nach München zur Unterstützung des Hitler-Putschs gerufen wurde; allerdings stoppte man die Lastwagen bereits an der Thüringer Grenze. Während des Parteiverbots 1923/25 blieben die Eichsfelder Nationalsozialisten im sog. „Völkischen Block“. Ab 1925 trat die Partei in Form von Rednerabenden wieder in Erscheinung. Besonders der Göttinger SA-Sturmführer August Heißmeier (später Chef des SS-Hauptamtes in Berlin) sowie Walter Groß (später Chef des Rassenpolitischen Amtes) kamen auf das vom Katholizismus dominierte Eichsfeld.

Hauptsächlich Göttinger Studenten stellten die Redner der Partei dar. Dabei gab es für sie Probleme: „Miete für Säle, die zu Ver-sammlungen benötigt wurden, mußten vorher bezahlt werden. Da die Partei kein Geld hatte, mußten die wenigen Parteigenossen in die eigene Tasche fassen. Die [Eichsfelder] SA, die bis zum Jahre 1928 auf 100 Mitglieder angewachsen war, stand als Saalschutz in

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auf dem Sportplatz beim Heiligenstädter Schützenhaus durchgeführt wurde, sprach der NS-Chefideologe Alfred Rosenberg. 30.000 Teilnehmer aus dem Eichsfeld und den umliegenden Regionen sollen anwe-send gewesen sein.

Anfänglich, aufgrund der Kirchennähe noch skeptisch bis abweisend, neigte das Eichs-feld ab 1933 allmählich zur Partei. Allerdings ist fraglich, ob sich aufgrund des opportunis-tischen Mitläufertums das Eichsfeld auch der Ideologie hingab. Bilanzierend müssen wir aber dennoch mit Ernüchterung feststellen, dass sich auf dem Eichsfeld schnell ein aus-geprägtes und flächendeckendes Parteile-ben ausprägte – trotz anfänglichen Argwohns und Widerstands.

Anmerkungen1 Sonderausgabe des „Eichsfelder Tageblatts“ vom

7.8.1936.2 Das Adressbuch der Stadt Heiligenstadt von 1924

(S. 47) nennt drei Kaufmänner Rust: Eduard, Hein-rich und Heini Rust, allesamt in der Wilhelmstraße 48 wohnhaft.

3 Ewald Holbein (Dingelstädt) gibt an, dass Dorow am Mühlhäuser Amtsgericht gearbeitet haben könnte, da besonders Mühlhausen als regionales NS-Zen-trum galt, von wo aus Treffen an der Lengefelder Warte organisiert wurden. Der Name Dorow wird für Dingelstädt nicht erwähnt (freundliche Mitteilung vom 5.6.2012).

4 „Eichsfelder Tageblatt“ vom 20.5.1933; „Thüringer Gauzeitung“ vom 31.12.1939.

5 Vgl. „Thüringer Gauzeitung“ vom 30.12.1941.6 „Eichsfelder Tageblatt“ vom 22.4.1933 und 9.5.1933.

Zur Ortsgruppe Heiligenstadt gehörten mutmaßlich auch die Parteimitglieder aus Günterode, Mengel-rode, Reinholterode und Siemerode (vgl. ET vom 22.4.1933).

Geldgeschichtliche Dokumente aus der westfälischen Zeit des Eichsfeldes

von Paul Lauerwald

Vor 200 Jahren gehörte das Eichsfeld zum Königreich Westphalen, dem der Bruder Na-poleon Bonapartes, Jérôme, als König vor-stand. Nach der Niederlage Preußens, das die Landesherrschaft im Eichsfeld mit der Säkularisation des Kurfürstentums Mainz seit 1802 übernommen hatte, im Krieg gegen Na-poleon entstand 1807 in der Mitte Deutsch-lands ein neuer Vasallenstaat Napoleons, das „Königreich Westphalen“.

Nach dem Frieden von Tilsit wurde per De-kret Napoleons vom 18. August 1807 das Königreich Westphalen für seinen Bruder Jérôme als König geschaffen. Obwohl kaum westfälische Gebiete zu diesem Königreich gehörten, wählte Napoleon diesen Namen, um den verfänglichen Namen „Hessen“ zu vermeiden. Der neue Staat besaß eine Flä-che von 38.000 km² und hatte rund 2 Mil-lionen Einwohner. Er setzte sich aus dem bisherigen Staatsgebiet von Braunschweig, Hessen-Kassel, dem südlichen Teil Hanno-vers und den linkselbischen preußischen Gebieten, darunter das gesamte Eichsfeld, zusammen. Verwaltungsmäßig wurde das

Königreich nach französischem Vorbild in acht Departements gegliedert. Das Eichsfeld kam zum Harzdepartement. Hauptort dieses Departements war Heiligenstadt. Es war in die Distrikte Heiligenstadt, Duderstadt, Nord-hausen und Osterode unterteilt.

Das Königreich war während der gesam-ten Zeit seiner Existenz, die mit der Völ-kerschlacht bei Leipzig 1813 endete, ver-schuldet. Bereits mit der Gründung war es durch die Übernahme der Staatsschulden des Kurfürstentums Hessen-Kassel, mit der Erweiterung des Königreichs im Jahre 1810 um die Restgebiete Hannovers, wo auch die alten hannoverschen Landesschulden mit übernommen werden mussten, und der anderen Altschulden der in das Königreich eingegliederten Gebiete total verschuldet. Dazu kam, dass 12.500 Mann französisches Militär vom Königreich Westphalen zu un-terhalten waren. Außerdem schlug die kost-spielige Hofhaltung des als „König Lustick“ verspotteten Königs für die Staatsschulden zu Buche. 1808 betrugen die Altschulden der in das Königreich eingegangenen Staaten

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nung von 25 Franken und die dazu gehörenden Kupons, wo wiederum diejenigen fehlen, die in westfälischer Zeit eingelöst wurden.

Die Dokumente belegen die schon erwähnte regelmäßige garantierte Zinszahlung. Al-lerdings war nach der Völker-schlacht bei Leipzig und dem damit verbundenen Untergang des Königreichs Westphalen von Napoleons Gnaden eine Rückzahlung der Anleihebeträ-ge hinfällig geworden, wofür die geleisteten Zinszahlungen kei-nen Ersatz darstellen konnten. Abb. 5: Zinskupons der Anleihe von 1812.

Kontakte zwischen dem Kreistag in Duderstadt und dem Kreisrat Worbis 1953-1960 (II)

von Dieter Wagner

In einem Schreiben an den Duderstädter Oberkreisdirektor (OKD) vom 20. August 1956 beschwerte sich der Vorsitzende des Rates des Kreises Worbis, Werner Flächsig, über das vom Bundesverfassungsgericht am 17. August 1956 ausgesprochene Verbot der KPD.1 Er bat den OKD, bei den für ihn zustän-digen Stellen vorstellig zu werden, um gegen das Verbot der KPD zu protestieren. Es sei doch wohl erwiesen, dass „der Kampf um die Einheit unseres Vaterlandes, der Kampf um die Erhaltung des Friedens, wie ihn die KPD geführt hat, doch in keinem Fall gegen das Grundgesetz verstoßen habe. Das Ver-bot empöre sie deshalb in ganz besonderem Maße, weil andererseits solche Organisatio-nen wie der Stahlhelm oder die so genann-ten traditionellen Verbände der ehemaligen faschistischen Wehrmacht weiter ihr Unwe-sen“ treiben könnten.

Auch 1933 habe es mit dem Verbot der KPD begonnen und mit der Auflösung aller Par-teien zur Einführung einer faschistischen Diktatur geendet.

Bereits vom 24. August 1956 datiert das Ant-wortschreiben des OKD, Dr. Matthias Gleitze.

Beim Lesen dieser Zeilen, so der OKD, habe er das „bedrückende Gefühl gehabt, dass unsere so hoffnungsvoll begonnene freund-nachbarliche Zusammenarbeit … eine emp-findliche Störung erleiden kann.“ Vereinbart war ausdrücklich, „die politische Ebene in unseren Verhandlungen zu meiden und uns auf die uns angemessenen kommunalen und örtlich greifbaren“ Themen zu beschränken. Gegen unsere Regierung Stellung zu bezie-hen, dürfte unseren gemeinsamen Bestre-bungen nicht dienlich sein. Was würden Sie sagen, wenn ich Sie auffordern würde, bei Ihrer Regierung gegen das Verbot der SPD zu intervenieren?

Werner Flächsig antwortete am 30. August 1956, und zwar keineswegs aufgebracht oder verletzt! Er sah die unterschiedliche Haltung zu verschiedenen Themen der deutschen Politik darin begründet, dass sich die beiden Briefpartner nicht persönlich kannten. Er bot deshalb baldige persönliche Gespräche an, um eine gemeinsame Arbeitsbasis zu finden. Dabei würde allerdings nicht zu vermeiden sein, in einzelnen Fällen auch Fragen der großen Politik zu berühren.

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Er gab darin seiner Hoffnung Ausdruck, dass die Kreistagsabgeordneten mit voller Kraft für die Wiederherstellung der Einheit un-seres Vaterlandes auf demokratischer und friedlicher Basis einträten. Die gegenwärtige politische Situation sei ein „großer Prüfstein für alle Menschen, ob sie auf der Seite des Krieges oder konsequent auf der Seite des Friedens stehen.“2

Völlig überraschend war zu dieser Sitzung Herr Flächsig persönlich erschienen. In sei-ner Begrüßungsrede führte er aus, dass der Kreistag Worbis an einer sehr engen Partner-schaft mit dem Kreis Duderstadt interessiert sei. Dieses Interesse ergebe sich schon aus der gemeinsamen Zugehörigkeit zum Eichs-feld. Auch die Probleme, die beide Kreise betreffen, seien gleicher Art. Die Frage der

Industrialisierung stehe in beiden Kreisen im Vordergrund. Er denke, dass beide Kreistage in gleichem Maße an der Wiederherstellung der deutschen Einheit interessiert seien. Sei-ne Ausführungen wurden von den Kreistags-abgeordneten des Kreistages Duderstadt mit Beifall und Bravo-Rufen quittiert.

Anmerkungen

1 Ab 23.11.1954 verhandelte das BVerfG über den Antrag der Bundesregierung auf Feststellung der Verfassungswidrigkeit der KPD, die seit der Bundes-tagswahl 1953 mit einem Stimmenanteil von 2,2 % wegen Verfehlens der 5-%-Klausel nicht mehr im Bundestag vertreten war. Am 26.6.1951 war bereits die FDJ verboten worden.

2 Er spielt hier auf den Krieg in Ägypten wegen der Sperrung des Suez-Kanals (26.7.-3.12.1956) an, in den Großbritannien und Frankreich verwickelt waren.

Das Kaliwerk Neubleicherode (III)Die Schließung

von Georg Brockt und Christel Funke

Noch während des Ersten Weltkrieges kam es zum Rückgang des Absatzes von Ka-liprodukten. Dies änderte sich auch nicht nach Kriegsende und während der Weltwirt-schaftskrise Anfang der zwanziger Jahre. Außerdem wurden auch in Spanien, Polen und Amerika Kalivorkommen entdeckt.

Karl Paul Haendly schreibt über den Nieder-gang: „Vor dem Krieg 1914/1918 war Deutschland das einzige Land, in dem Kalisalz berg-männisch gewonnen wurde, es nahm eine Monopolstellung ein. Durch die Abtretung Elsaß-Lothringens wurde das Monopol zum ersten Mal durchbrochen … Der Preisrück-gang betrug bereits 1913 40 % … Der Nie-dergang der Kaliwerke kann nicht vom Stand-punkt eines einzelnen kleinen Gebietes oder Werkes beurteilt werden. Sie muss vielmehr im Zusammenhang mit der Entstehung und Entwicklung der deutschen Kaliindustrie von einer höheren Warte geordnet und beantwor-tet werden … Das Reichsgesetz vom 28. Mai 1910 über den Absatz von Kalisalzen bedeu-tete für die Kaliindustrie einen neuen Lebens-

abschnitt. Mit Wirkung vom 1. Januar 1912 traten die Bestimmungen über die festgesetz-ten Beteiligungsziffern sämtlicher Kaliwerke in Kraft. Die Beteiligungsziffern wurden für jedes Werk in Tausendstel festgelegt. Ende 1911 waren alle 96 Werke im Kalisyndikat GMBH Berlin vereinigt. Die Kali-Konzerne versuch-ten die vom Kalisyndikat festgesetzten Be-teiligungsquoten für die einzelnen Werke und damit die Kontrolle über diese Werke zu erlangen … Der Winterhall-Konzern verfügte über die Beteiligungsquoten fast aller Kali-werke im Eichsfeld und bestimmte damit über deren Schicksal, die nunmehr eine Welle der Stilllegungen und Betriebsruhe erfasste …“ 1

Auch Neubleicherode war davon betroffen.

Die Betriebsberichte enden 1926. Zunächst wurde nur eine Betriebsruhe festgelegt, am 1. Juni 1929 erfolgte die Betriebsschließung. Der Verbleib der Betriebsunterlagen von 1926 bis zur Schließung konnte noch nicht ermittelt werden.

1937 wurde die Schachtanlage endgültig stillgelegt, und es begann der Abriss der An-lagen. Die verbliebenen Gebäude nutzten

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die Elektromechanischen Wer-ke 1943-1945 zum Einlagern kriegswirtschaftlichen Materials.

1953 wurde der Schacht Neu-bleicherode in die Rechtsträger-schaft des Kaliwerkes „Thomas Müntzer“ überführt, nachdem Ende 1952 ein Verbindungs-querschlag durch das jüngere Steinsalz zum Grubenfeld Bi-schofferode als wetterziehender Schacht erfolgte. Zuvor mussten Sümpfungsarbeiten durchge-führt werden, weil der Laugen-stand erheblich war. Der Förderturm wurde 1953 gesprengt.

Im Kaliwerk Neubleicherode wurden 20 Jah-re lang Kalisalze abgebaut. In dieser Zeit konnte die Gemeinde Neustadt durch die vermehrten Steuereinnahmen ihre Infrastruk-tur verbessern. Zahlreiche Baumaßnahmen wurden in diesen 20 Jahren durchgeführt, wie der Bau der zentralen Wasserleitung, der Neubau des Pfarrhauses, die Umgestaltung des alten Feuerlöschteiches zum „Hinden-burgpark“, der Bau des Schulgebäudes mit Anlage des Schulhofes, die Erneuerung der Brücken und Gemeindewege, die Verlegung

Förderturm und Maschinengebäude in Neubleicherode.

des Fußballplatzes an den Warteberg und weitere kleinere Bauvorhaben.

In der Kantine des Kaliwerkes Neubleichero-de waren folgende Zeilen zu lesen:

„Horch, das Glöcklein ruft zur Schicht, Braver Bergmann säume nicht, Segen bringt erfüllte Pflicht Auf, durch Finsternis zum Licht.“

Anmerkung1 Haendly, Karl Paul: Das kurmainzische Fürstentum

Eichsfeld im Ablauf seiner Geschichte, seine Wirt-schaft und seine Menschen 897-1933. Duderstadt 1996.

Aus den Anfängen der Bruderschaft „St. Sebastian“ Gieboldehausen

von Gerhard Rexhausen

In der Jahreshauptversammlung der Bruder-schaft „St. Sebastian“ Gieboldehausen am 22. Januar 2011 wurde eine Umbenennung der Bruderschaft beschlossen. Hieß sie bisher „Schützenbruderschaft von 1605“, nennt sie sich nun „Schützenbruderschaft von 1542“. Welchen Grund hat diese Umbenennung?

Bei Archivarbeiten zur Chronik von Giebol-dehausen im Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt Magdeburg, Außenstelle Wernigero-de, im Jahr 2000 konnte ich in einer Steu-erliste (Türkensteuer) zu meiner großen Überraschung feststellen, dass u. a. die Bruderschaft St. Sebastian als Steuerzahler erwähnt wird. Hier heißt es:

„1542 de Fraternitate S. Sebastiani gibt 4 gr. (Die Bruderschaft St. Sebastian gibt 4 Gro-schen). 1545 De Vormund sankt. Sebastians bruderschafft geben 3. gr.“ (Der Vorstand der Bruderschaft St. Sebastian gibt 3 Groschen). 1551 wird die Bruderschaft ein weiteres Mal erwähnt.

Diese drei Steuerlisten sind zufällig erhalten geblieben. Allerdings gibt es schon viel früher solche Türkensteuerregister. Das heißt, im Jahr 1542 wurde die Bruderschaft erstmalig erwähnt, nicht gegründet. Es ist möglich, dass sich irgendwann in einem Archiv eine frühere Liste findet und sich das Jahr der Ersterwäh-nung dann wiederum ändert. Zum Steuerbe-

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zu Ende war, ein eigenes Gewehr hatte. In der Regel handelte es sich um Musketen, Vorderlader von ca. 1,40 m Länge und einem Gewicht von ca. 5 kg. Verschossen wurden Bleikugeln vom Kaliber 18 bis 22 mm. Die Pulverladung von ca. 40 gr. wurde mittels

einer glimmenden Lunte gezündet. Der Lauf wurde auf eine Gabel aufgelegt.

In der Liste von 1542 werden 144 Familien genannt. Wenn man fünf Personen pro Fa-milie rechnet, ergibt sich eine Einwohnerzahl von ca. 720 Personen.

Zur Baugeschichte des Heiligenstädter Bergklostersvon Anne Hey M.A.

Georg Klingebiel, privater Sammler histori-scher Stadtaufnahmen, überließ der Stadt Heiligenstadt für die neue Bildabteilung des Stadtarchivs drei Aufnahmen einer Häuser-zeile auf dem Stiftsplatz. Diese dokumen-tieren u. a. auch die ältere Baugeschichte des Bergklosters. Mit Hilfe des Bauakten-bestandes des Stadtarchivs sowie freundli-cher Informationen von Schwester Theresia Lehmeier kann so ein Teil der älteren bauli-chen Ausweitung nach Ansiedlung der „Berg-schwestern“ nachvollzogen werden.

Im Jahr 1846 kam die Lehrerin Emilie Hartleb nach Heiligenstadt und half der ersten Vin-zentinerin bei der Einrichtung eines Kran-kenhauses. Fünf Jahre darauf machte sie die Bekanntschaft mit Emilie Strecker, die sich stark mit gleichgesinnten Volksschullehre-rinnen für die Bildung einer Genossenschaft engagierte. Eine solche gab es im damals preußischem Eichsfeld nicht, sodass die Lehrerinnen zunächst 1862 der in Frankreich existierenden Kongregation der Schwestern der christlichen Schulen von der Barmher-

zigkeit beitraten und einen deutschen Zweig abspalteten. Im Jahr 1856 mietete Emilie Hartleb das erste Stockwerk des späteren Neustädter Pfarrhauses am Heiligenstädter Markt und eröffnete ein Pensionat für Leh-rerinnenanwärterinnen. Die Schwestern un-terrichteten zum einen in Elementarschulen und bildeten zum anderen Lehrerinnen aus.

Weil schon bald die Mietwohnung am Markt nicht mehr ausreichte, wurde das Haus am Stiftsplatz Nr. 8 (heutiger Friedensplatz) an-gemietet. Heute hat der Nachfolgebau dieses Hauses die Hausnummer 5.

Im Jahr 1858 kaufte man kurzerhand das grö-ßere Haus Nr. 10 am Stiftsplatz, weil auch die Nr. 8 nicht mehr ausreichte. Für das Haus Nr. 10 bürgerte sich schon bald der Name „Klös-terchen“ ein. Dieses Haus befindet sich auf der ältesten Ansicht (Abb. 1) im Hintergrund links. Daneben befand sich, wie das Bild gut dokumentiert, eine Baulücke, in der sich nur ein kleiner Wirtschaftsanbau sowie eine Tor-einfahrt befand. Zu beachten ist ferner der Brunnen im Vordergrund des Bildes, der als einer von vielen in der Stadt zur damaligen Zeit die Wasserversorgung sicherte. Außer-dem sind große Sandsteinblöcke auf der lin-ken Bildseite vor der Westseite der Martinskir-che ersichtlich. Diese könnten mit der in den 1860er Jahren erfolgten Sanierung der Fens-terrosette bzw. des Westportals der Martins-kirche in Zusammenhang stehen und würden einen weiteren Beleg zur Entstehungszeit des Fotos um das Jahr 1865 geben.

1862 wurde auch das Haus Nr. 9 (Arendsches Haus) hinzugekauft, welches auf den Fotogra-fien nicht abgebildet ist, da es auf dem hinte-ren Teil des abgebildeten Stiftsberges lag. Im Jahr darauf erfolgte eine weitere Expansion

Abb. 1: Bergkloster um 1865. Sammlung Georg Klingebiel.

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Spiegel unserer Seele – was uns prägt und was uns trägtvon Johann Freitag

Jede im Laufe der Geschichte geprägte Region entwickelt so etwas wie eine ganz eigene Seele. Das Land bildet mit der Lage seiner Äcker, sei-ner Wiesen und Weiden, seiner Wälder, seiner Straßen und Verkehrswege eine tief angelegte, innere Gemeinschaftserfahrung in seinen Bewoh-nern heraus. Häufig werden nur die historischen oder gesellschaftlichen, religiösen und kulturellen Faktoren bei der Prägung von gemeinschaftlichen Eigenschaften und Grundüberzeugungen berück-sichtigt. Im Bewusstsein der Menschen heißt es aber viel häufiger „Das ist unser Land“ als „Das ist unsere Geschichte.“ Wir Menschen einer be-stimmten Region fühlen uns miteinander nahezu familiär verbunden, weil wir uns von diesem un-serem Land haben prägen lassen. Und „dieses unser Land“ bedeutet dann das Ganze seiner Ein-flüsse. Anders wäre es nicht möglich gewesen, dass so viele Menschen, die sich durch Vertrei-bung oder persönliche Umstände im Eichsfeld an-siedelten, hier ihre Heimat gefunden haben. Eine Heimat, die mehr ist als Ersatz für eine verlorene Heimat. Es ist die gemeinsam erfahrene innere Beseelung durch das Land und seine Menschen. Ein Hauch der Jahrhunderte bewegt den Einzel-

nen und lässt ihn den Weg in die Zukunft mit all den anderen gehen.

An bestimmten Stellen leuchtet etwas vor uns auf, sei es in der Landschaft Vorgegebenes oder etwas von Menschen bewusst Geschaffenes. Dieses Aufleuchten ähnelt einem Widerspiegeln dieser eben kurz beschriebenen gemeinsamen Seele. Es sind Momente, die uns verbinden, die Verbundenheit bewusst werden lassen. Dies sind beglückende Momente, Momente des inneren Wissens: Das ist meine Heimat; hier bin ich zu Hause, in diesem unserem Land.

Im Laufe der nächsten zwölf Monate sollen sol-che Orte ins Bewusstsein gebracht werden, an denen sich unsere Seele in der beschriebenen Weise spiegelt, die regelrecht Spiegel unserer Seele sind. Diese Begegnung geschieht mit Hilfe von Bildern. Ihre Beschreibung aber soll eine po-etische Form erhalten. Wenn wir Spiegeln unse-rer Seele begegnen, darf die Alltagssprache mal schweigen, darf unsere Seele Worte formen und Sprache erleben, die den Augenblick dem Alltag entzieht. Das Wort wird gebunden sein in die Form der Terzine. Die Terzine ist eine sehr alte, klassi-sche Dichtungsform. Die einzelne Terzine besitzt 13 Zeilen. Ähnlich dem Sonettenkranz kann man auch aus der Terzine Kränze formen. Das heißt: Wenn man die Schlusszeile von dreizehn einzel-nen Terzinen zusammenfügt, ergibt sich daraus eine neue, eine vierzehnte Terzine. Wir werden Monat für Monat unsere Bilder von „Spiegeln unserer Seele“ mit den einzelnen Terzinen eines Kranzes begleiten. Am Ende des Jahres haben wir ein Ganzes, das sich aus dem Einzelnen bildet. Und mit der vierzehnten, der Meisterterzine, dann eben auch ein abgeschlossenes Ganzes.

I. Die Weite spüren

Dem Leben gern in Herz und Augen schauen,das DU erkennen, das sich gastlich breitet,von dem Erfahr‘nen her der Zukunft trauenund staunend seh‘n, was GOTT im Jetzt bereitet.Man muss nicht jeden Stern gesehen haben,nicht jede Ferne, die sich nächtens weitet,nicht jeden Schatz in dunkler Nacht ergraben.Doch Augenblickes Kleid sich anzuziehen,sich anzuschau‘n verborg‘ne Seelengaben,sich dem zu stell‘n, vor dem die andern fliehen,sich ahnungsvoll dem Ahnungslosen geben,dem gern verzeih‘n, der selbst sich nie verziehen;Im eignen Herzen Unerlebtes leben.

Pilger auf dem Jakobusweg in Uder, Bronzeskulptur von Wer-ner Löwe, 2011. Foto: J. Keppler.

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Das historische Eichsfeldfoto

Postkarte aus Wahlhausen, um 1920, mit der ev. St.-Margareten-Kirche und den nicht mehr vorhandenen Bauwerken des Hansteinschen Unterhofs sowie der Gastwirtschaft Kühn. Sammlung Josef Keppler.

Postkarte mit drei Motiven aus Werxhausen vom Postkartenverlag Aloys Mecke, Duder-stadt, aus den 30er-Jahren des letzten Jahrhunderts.

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Wir gratulieren

Gerhard Rexhausen zum 80. Geburtstag

Am 19. Dezember 2012 konnte der Giebol-dehäuser Ortsheimatpfleger Gerhard Rex-hausen seinen 80. Geburtstag feiern, wozu wir herzlich gratulieren. Gerhard Rexhausen hat seine Leidenschaft für die Geschichte Gieboldehausens und seiner Umgebung und damit seine Begabung als Historiker erst im Rentenalter entdeckt. Seiner Initiative ist es zu verdanken, dass im Jahr 1998 die Gie-boldehäuser Geschichtswerkstatt ins Leben gerufen wurde, die bis heute an fast jedem Dienstagnachmittag im Schloss tagt und in-zwischen beachtliche Erfolge vorzuweisen hat. Aus sehr bescheidenen Anfängen heraus ist die Geschichtswerkstatt unter der Leitung von Gerhard Rexhausen, der im Jahr 2002 nach dem Tod von Victor Emmerich das Amt des Ortsheimatpflegers übernahm, zur festen Institution geworden, die sich um die Aufar-beitung der Ortsgeschichte bemüht. Im Mit-telpunkt der Arbeit stand zunächst vor allem die Vorbereitung des tausendjährigen Ortsju-biläums im Jahr 2003. Die zu diesem Anlass fertiggestellte Chronik Gieboldehausens geht maßgeblich auf die Ideen Gerhard Rexhau-sens zurück, der es aber nicht dabei beließ, sondern auch noch die Idee zu einem Histori-enspiel entwickelte, das am Jubiläumstag von einheimischen „Schauspielern“ und Pferden aufgeführt wurde. Dies zeigt anschaulich den Ideenreichtum des Gieboldehäuser Ortshei-matpflegers: Ohne Gerhard Rexhausen wären viele Aspekte der Gieboldehäuser Geschichte

unbeleuchtet geblieben und die zum tausendjäh-rigen Ortsjubiläum he-rausgegebene Chronik sicherlich deutlich weni-ger vielfältig ausgefallen, ohne seinen Einsatz wür-de das Gemeindearchiv noch heute weitgehend ungeordnet und unbenutzbar in Schränken schlummern, die Gieboldehäuser Kirchenbü-cher wären nicht digital erfasst worden, und ohne sein großes Engagement im Spenden-sammeln wären etliche Gieboldehäuser Bild-stöcke inzwischen verwittert. Als engagierter Ortsheimatpfleger scheut Gerhard Rexhausen auch nicht die Konfrontation, wenn es darum geht, für eine von ihm für gut befundene Sa-che zu kämpfen. Zugleich war ihm schon im-mer daran gelegen, die Öffentlichkeit an den Erträgen der Arbeit teilhaben zu lassen. Dies geschieht zum einen durch Lesungen, Vorträ-ge oder Führungen, andererseits auch durch zahlreiche kleinere Publikationen u. a. in der Eichsfelder Heimatzeitschrift und in regelmäßi-ger Folge in historischen Beiträgen im Giebol-dehäuser Gemeindeblatt. Im Jahr 2006 gab er zusammen mit Sabine Wehking und Rüdiger Pump eine kleine Chronik zur Geschichte der Wallfahrtskapelle auf dem Höherberg heraus. Wir wünschen Gerhard Rexhausen weiterhin viel Freude und Erfolg bei seiner vielfältigen Tätigkeit. S. W.

Propst i. R. Wolfgang Damm wurde 70

Der 27. November 2012 begann mit einem Gottesdienst in der Westeröder Kirche St. Jo-hannes Baptist. Danach gaben sich im Pfarr-heim in Westerode die Gratulanten die Klinke in die Hand. Bis in den Abend hinein konnte Wolfgang Damm Geburtstagswünsche ent-gegennehmen und Gratulanten zum kalten Büfett bitten. Duderstädter Bürger, Repräsen-tanten aus Politik und Kirche der ober- und untereichsfeldischen Region, zahlreiche Mit-

brüder, ehemalige Weg-genossen aus früheren Einsatzorten, Vertreter kirchennaher Institu-tionen und Gruppen, Freundeskreise reihten sich ein, der Westeröder Männergesangverein brachte am Abend ein Ständchen.

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Geboren am 27.11.1942 und aufgewachsen in Krebeck als achtes von neun Geschwistern machte Wolfgang Damm am Duderstädter Gymnasium 1963 sein Abitur, studierte in Fulda und München und wurde nach der Ausbildung im Priesterseminar in Hildes-heim 1969 von Bischof Heinrich Maria Jans-sen zum Priester geweiht. Dienstjahre als Kaplan in der Diasporagemeinde Bremen-Blumenthal von 1969 bis 1972 und in Duder-stadt von 1972 bis 1977 folgten. Aus dieser Zeit stammen seine seitdem stets gepflegten Kontakte zu Mitbrüdern und Gemeinden im Obereichsfeld. Von 1977 bis 1987 war Damm Militärseelsorger in Nienburg und Munster; diese zehn Jahre Einblick in die Alltagswelt junger Wehrpflichtiger mit christlicher oder auch nichtchristlicher Sozialisation und in militärische Denkweisen ermöglichten die Ausprägung ganz neuer Wellenlängen im Umgang mit Menschen.

1987 berief Bischof Josef Homeyer ihn als Propst und Bischöflichen Kommissarius für das Untereichsfeld nach Duderstadt. Zum ersten Mal seit der Zugehörigkeit des Un-tereichsfeldes zum Bistum Hildesheim 1824 wurde damit ein Eichsfelder in dieses Amt berufen. 23 Jahre als Seelsorger und als Du-derstädter Propst mit sorgfältiger Pflege auch

des ökumenischen Feldes folgten mit immer wachsenden Anforderungen als Dechant im durch kirchliche Gebietsreform größer gewor-denen Dekanat Duderstadt, in zusätzlichen Funktionen und Ehrenämtern in Vereinen und Organisationen, speziell in der Caritas. Die Wertschätzung dieser vielfältigen Arbeit zeigte sich dann auch in der Ernennung zum Domkapitular 2001.

Seit Ende 2010 ist Wolfgang Damm im Ru-hestand. Das violette Gewand ist abgelegt. Sein Terminkalender ist zwar immer noch voll –Priester im Ruhestand leisten in diesen Zeiten vielfältig Aushilfe in umliegenden Ge-meinden –, aber es ist ein selbst bestimmter Terminkalender. Nicht mehr Verantwortung für Kirchenbauten und Kirchenland, für Kir-chenpersonal und deren Einsatzpläne, für Öffentlichkeitsarbeit und mehr oder minder sachliche Kritik an kirchlicher Realität zwi-schen Duderstadt und Rom. Sondern nur noch Markenkern: Liturgie, Verkündung, Ökumene und – was dem Jubilar seit seinem Studium am Herzen liegt –: Aggiornamento, Kirche als Naherfahrung, als Alltagswirklich-keit.

Wir wünschen ihm viele weitere Jahre erfreu-licher Arbeit. H. W.

Berichte aus dem Eichsfeldaus Meldungen der Thüringer/Eichsfelder Allgemeine, Thüringer/Mühlhäuser Allgemeine,

Thüringische Landeszeitung/Eichsfelder Tageblatt, Eichsfelder Tageblatt (Duderstadt)

zusammengestellt von Edgar Rademacher

Bernterode(HIG). Anfang Dezember brannte es hier im Holzlager einer Firma. Die Feuerwehren aus Bernterode, Ershausen und Heiligenstadt wa-ren im Einsatz und hatten das Feuer bald unter Kontrolle.

Brochthausen. Ein unbewohntes Fachwerkhaus brannte hier Mitte November und wurde durch das Feuer und Löschwasser fast völlig zerstört.

Buhla. Hier stoppte ein mobiles Einsatzkomman-do der nordhessischen Polizei am 21. November einen Lkw und zwei Pkw wegen Drogenverdachts. Im Ergebnis der Kontrolle wurden zwölf Zentner Marihuana sichergestellt und zehn Personen fest-genommen.

Deuna. Anlässlich ihres 50-jährigen Bestehens richteten die Deunaer Geflügelzüchter im Novem-ber die diesjährige Kreisschau aus. 862 Tiere von 102 Ausstellern zogen Hunderte Gäste an.

Dingelstädt. Nach der Schließung der Schlecker-Filiale im vergangenen Oktober hat auch der Aldi-Markt Ende November dicht gemacht. In der Stadt gibt es nun keine Drogerie mehr.

In einem großen Wohnblock in der Oberen Kerf-lede ist es Anfang Dezember zu einem blutigen Nachbarschaftsstreit gekommen. Ein 61-Jäh-riger stach im Treppenhaus auf eine 55-jährige Nachbarin mit einem Messer ein. Die Frau muss-te notoperiert werden. Gegen den Mann wurde

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Aus den Eichsfelder Vereinen

Grußwort zum neuen Jahr

Liebe Landsleute in den Vereinen, liebe Eichsfelder Heimatfreunde,so, wie in obigem Spruch gefordert, wollen wir uns gemeinsam bemühen, das neue Jahr mit viel Mut, Zuversicht und Gottvertrauen zu durchschreiten.

Zu diesem Vorhaben wünsche ich Ihnen alles erdenklich Gute und übermittele Ihnen die herz-lichsten Neujahrswünsche.

Dankbar schauen wir zurück. Gewiss: es gab Hö-hen und Tiefen, Sonne und Regen. Sehen wir es im Rückblick doch positiv. Besonders hervorhe-ben möchte ich die gut organisierten Eichsfeldta-ge von Worbis. Den Verantwortlichen gilt unser herzliches Dankeschön.

Alle weiteren Begegnungen, z. B. Wallfahrten oder Versammlungen, sind in guter Erinnerung und werden auch für das neue Jahr zum regen Mittun empfohlen.

Es liegt nun an jedem Einzelnen, wie wir das vor uns liegende unbekannte Jahr dann auch für die Gemeinschaft bestmöglich gestalten wollen.

Ihr aller Engagement vorausgesetzt, in Liebe zur Eichsfelder Tradition sowie mit Gottes Hilfe und seinem Segen dürfen wir getrost gemeinsam hoff-nungsvoll das Jahr 2013 beginnen.

Ich wünsche Ihnen und Ihren Familien gute Ge-sundheit und ein glückliches neues Jahr.

Ihr Erich Anhalt

Rückblick und Ausblick im Tätigkeitsbe-richt bei der Jahreshauptversammlung„Engel – wofür?“, so lautete das Motto des Vor-trages, den der frühere Propst von Duderstadt, Wolfgang Damm, während der Jahreshauptver-sammlung der Kolpingfamilie Duderstadt hielt. Der Vorsitzende Herbert Wolf konnte fast 50 Mitglieder und Gäste beim diesjährigen Kolpinggedenktag begrüßen. Nach den Regularien und dem Geden-ken der im abgelaufenen Jahr verstorbenen Mit-glieder Annemarie Möller-Lorenz und Karl Vieth konnten auch in diesem Jahr mehrere Mitglieder für ihre Treue zu Kolping und seinem Werk geehrt werden, und zwar Karl-Robert Beinrott für 65-jäh-rige Mitgliedschaft, Heinz Hanisch und Hans Reis-chl gehören der Kolpingfamilie 60 Jahre an, und Werner Ballhaus und Hermann Diedrich sind seit 50 Jahren dabei. Seitens des Leitungsteams wür-digte Dieter Römgens das Wirken der Jubilare mit den Worten: „Ihr habt die Idee Kolpings vorbildlich gelebt.“ Er überreichte jedem ein Präsent und eine Ehrenurkunde mit goldener Vereinsnadel. In sei-nem sehr ausführlichen Referat ging Propst i. R. Damm auf die Historie der himmlischen Wesen, genannt Engel, ein. Er stellte eingangs fest, Engel seien bei Jugendlichen heute wieder in. Wenn-gleich er einräumte, dass dabei oft mehr Esoterik als christlicher Glaube vorherrsche. Dann ging der Redner auf die Bibel ein, wo bereits im Alten, aber auch im Neuen Testament Engel eine bedeutende

Rolle spielten. Als Beispiele nannte er die Ver-kündigung der Auferstehung Jesu durch mehrere Engel, aber auch die Erscheinung der Engel bei den Hirten anlässlich der Geburt Christi. Als Fazit wurde festgestellt, Engel seien als Boten Gottes anzusehen, die stets in dessen Auftrag unterwegs seien. Herbert Wolf ging während der Veranstal-tung auf die Aktivitäten des vergangenen Jahres ein, bei denen wiederum Religiöses, Gesellschaft-liches und geselliges Beisammensein eine große Rolle spielten. Ferner gab er eine Vorausschau auf das 1. Halbjahr im bevorstehenden Vereinsle-ben. Veranstaltungen im „Kolpingjahr 2013“ stellte Klaus Brune vor. Im Dezember des Jahres begeht das Kolpingwerk den 200. Geburtstag des Gesel-lenvaters.

Kolping-Jubilare mit Vorstand und Propst i. R. Damm. Text und Foto: Germeshausen.

Blicke nach vorn,und wenn du die Straße entdeckst,betrachte sie nicht länger – geh!

Ayan Rand

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Mundart

Junge, so geht‘s nit meh wittervon Christel Kinzel

Kunrod war enn Lusebengel,Un alles anderte wie enn Engel.Ha sogg zwar niedlich un schiehnheilich usFast wie enn heiliger Aloisius.Awwer, ha mute stänkern, wo‘s mant gung,Vum Besten krechte ha nie genung.Un gungs mol nit no simm Willn,Do horte me ne wiethenn brülln.Daß ha domet uffheern sullte,Krechte ha schnalle was ha wullte.Manchmol saate Mutter bitter:„Junge, das geht nit so witter!”

Wann Vater ussen Huuse gung,Hotte Kunrod Ziet genungSich in dar Garagen immezugucken,Daß hd nit ninnsull, tott ehn nit jucken.Alles nohm ha in de FingerEhlflascher, Warkzigg, Schrubedinger,Un domet noch nit genung –Ha wußte, wo dar Schlüssel hung.Ins Auto rinn un angezindet –Dar Knall värrs Tor de Schandtat kindet.Oweds saate Vater bitter:„Junge, das geht nit so witter!“

Großmutter war vernarrt in dan Enkeljungn,Bi ehr hätt ha immer Schutz gefungn.Se gobb amm Schoklade, Bolchen un Gald,Varweehnte ne in sinner Kinderwalt.Doch wenn oweds kom de Fernsehziet,Dann gobb’s bi dan beiden veele Striet.Großmutter horte garne „Almenrausch und Edel-weiß“,Doch Kunrod worr uff Krimmi oder Fußball heiß.Kummer äß Oma mol ingenicket,Do hätt ha schnalle ehr Brill varsticket.Wie se’s nun merkete, saate se bitter:,,Junge, das geht nit so witter!“

Kunrod worte gresser un hutte mol alleine inn,Do kom amm so allerlei in dan Sinn.Ha muute ehstmol Vaters Zig‘retten probeern,Dann a was von dan Schnaps un Likeern.Ne halwe Flaschen Wien stund a noch rimmer,Un Beer – das trunk ha jo all immer.Dann noch ne Schachtel “Mon cherie”,Do gung unse Kunrod in de Knie,De ganze Stobbm drehte sich,Es worr amm schlacht – ganz ferchterlichUn uffen Klo lallt ha met Gezitter:„Junge, das geht nit so witter!“

Eichsfelder Mettwost for Japanervon Renate Deppe

Et is schon e poor Johre her, dat de „Bessenbin-der-Frauen“ vom Brambarge met ührn Singspieln den Luen in veeln Städten vun Dütschland dat Eichsfeld näher brocht hat.Tau den Aufführungen geheerten natürlich ok da Eichsfelder Spezialitäten „Eichsfelder Mettwost“ un „Eichsfelder Schmandkauken“.Da Mettwost harn we schon seit veeln Johrn bä össek, ok bä 30 bis 40 Hitzegroden. Ssa ßach ümmer noch chaut ut, ober eeten kunne man se woll nich mehr.Jetz kämm for usen Vaein en Aufführungsauftrag vum Kloster in Charmhusen. Dor was ne japani-sche Deligation unrebrocht, da vurn poor Do dat Eichsfeld kennlern wolln.Wä „Bessenbinder-Frauen“ also met alln Utensili-en nor Charmhusen ins Kloster. Da Japaner wurn von use Aufführung fasziniert, am meesten vonne Eichsfelder Mettwost. Später wolln se unbedingt

düssen Leckerbissen noch mol in Augenschein nöhm. Wä hat da Wost wia vurelanget un arglos vur de asiatischen Frünne uppen Disch elecht. Wä kunn ja nich ohn, wat düsse vurharn.

Plötzlich harre aner en Messer inne Hand un schnipp, schnipp was da Wost, da schon mehrere Johre Sommerwetter uppen Buckel harre, in vee-le Scheiben schneen un use Chäste vonne „Auf-gehende Sonne“ hat met vazückten Jesichte ßo lange eeten, bis nix mehr vonne Wost ober was. Use Bremsvasuche met Hän un Feuten - wä kunn ja nich japanisch - hat se als Anfeuerung vastorn.

Wä wußten vonne Vaanstaltungsleiter im Kloster, dat da Chäste ut Japan am nächsten Do wia im Flieger Richtung Heimat unrewens wurn. Wat ßek dor inne Luft affespeelt hat, kann man ßek woll utmoln. Hoffentlich hat se in ßon Flugzeug mehr als ein Klo. Wä „Bessenbinder-Frauen“ hat use Hanne in Unschuld woschen.

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Dann fung ha met dan Maachens an.Alle Wochen worr enn andres dran.Ha worr je hebsch, daß wußt‘ ha genau,Immehar stolzeerter wie enn Pfau.Franzischen worr sinne Brut,Awwer ha hotte de MuckenUn muute hinger jeden Rocke har gucken,Ehst racht de engen Jeans, bi dan jungen Dingern!Es juckete un kribbelte amm in dan Fingern.Do saate sinn Maachen: „Jetzt entscheide dich.Entwedder de ander’n odder ich!Das äß minn letztes Wort – ‘s äß färr mich bitter,Junge, das geht nit so witter!“

So wortes Arnst un se haan Hochziet gemacht;Dann kom enn Junge – ha worr enne Pracht!Ha hotte enn Willn, worte groß un starkUn kunnte gekrehln, ‘s gung bis därchs Mark.Se langetn amm, was ha haan wull,Awwer har krächte dan Hals nit vull.Franziska un Kunrod wullt’ne met Liewe bekehrn,Awwer „Jon Heinrich“ kunnte nit pareen.Do hätt de ohle Mutter mant gelacht,Un saate: „Kunrod, du häst‘s genau so gemacht.Hidde bänn ich nit meh bitter,Junge, mach du mant so witter!“

Aus: Uhlfaddern. Gereimtes und Mundartliches aus Steinbach. Heiligenstadt 2011, S. 7 ff.

Buchvorstellungen

Stiftung der Kreissparkasse Eichsfeld (Hg.): Die Herzen sind einander zugewandt. Papst Benedikt XVI. im Eichsfeld. Schriftleitung in Verantwortung des Vereins für Eichsfeldische Hei-matkunde e. V., Redaktion: Peter Anhalt, Josef Keppler, Johann Freitag, Annegret Beck, Helmut Mecke, Thomas Müller, Torsten W. Müller, Du-derstadt 2012, 212 Seiten, 296 Farbabbildungen, ISBN 978-3-86944-062-0, 19,95 €.

Aus den Ansprachen zur Buchvorstellung am 6. Dezember 2012Die meisten von Ihnen kennen das Gefühl: Abends wird der Rucksack gepackt, ein Stück Feldgieker kommt hinein, die Wanderschuhe wer-den bereitgestellt, und am nächsten Morgen fällt es gar nicht schwer, trotz der frühen Stunde aus dem Bett zu kommen. Dann geht es los, zur Wall-fahrt, gemeinsam mit anderen, durch die Natur, hin zu einem gemeinsamen Ziel. Dabei entsteht Gemeinschaft, eine frohe Stimmung, die Alltags-welt ist verlassen …2011 fand eine ganz ungewöhnliche Wallfahrt statt. Sie wurde und wird als ein Jahrtausender-eignis bezeichnet. Doch eigentlich war alles ganz einfach und vertraut: Eichsfelder wollten gemein-sam mit Papst Benedikt XVI. beten und Benedikt wollte mit ihnen beten, beim Gnadenbild von Et-zelsbach, so wie es schon viele Generationen vor ihnen getan hatten …Das große Gemeinschaftserlebnis der Eichsfel-der möge auch in Buchform festgehalten werden, das war der Wunsch vieler. Sehr rasch erschie-nen Bildbände mit tollen Verkaufszahlen. Doch es fehlte eine Zusammenfassung aus Eichsfelder Perspektive.

Es fehlte ein Buch, in dem Zeitzeugen, schwerpunktmä-ßig Eichsfelder Zeitzeugen, zu Wort kamen, in dem das erlebte Gemeinschaftsgefühl spürbar wird. Ein Buch, das auch für unsere Enkel noch interessant ist.Der Verein für Eichsfeldische Heimatkunde, mit der Herausgabe heimatkundli-cher Literatur vertraut und irgendwie in der Pflicht, nahm sich gern dieser Aufgabe an. In seiner Predigt meditierte Papst Benedikt XVI. zur Freude vieler über das Gnadenbild von Etzels-bach, und er sagte zum Verhältnis zwischen der schmerzhaften Mutter und dem toten Jesus: „Die Herzen sind einander zugewandt.“ Josef Keppler hatte die Idee, und wir alle fanden: Dieser Satz passt ausgezeichnet als Titel eines Buches über den Papstbesuch im Eichsfeld. Wir erweiterten das Zitat und bezogen es auf alle Pilger, auf all jene, die die Gemeinschaft der Men-schen in Etzelsbach erlebt hatten. Viele spüren noch heute: Unsere Herzen waren einander zu-gewandt. Wir durften ein Stück Himmel erleben! Wenn Menschen über ihre persönlichen Erin-nerungen zum Etzelsbacherlebnis nachdenken, erzählen sie immer wieder von den vielen guten Begegnungen und Gesprächen, von der Freude im Herzen, von der beeindruckenden Stille wäh-rend der Anbetung, dem gemeinsamen Gesang des Eichsfeldliedes.Es sollte ein buntes Buch entstehen, nicht nur mit bunten Bildern, auch mit bunten Texten, von mög-lichst vielen Menschen verfasst.

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Das Eichsfeldlied (Teil I)

Sicher hast du dich schon einmal gefragt, was denn unsere „Hymne“, das Eichsfeldlied, über-

Die erste Strophe

„Bist du gewandert durch die WeltAuf jedem Weg und Pfade, Schlugst auf in Nord und Süd dein Zelt,An Alp und Meergestade;Hast du mein Eichsfeld nicht geseh‘n,Mit seinen burggekrönten Höh‘nUnd kreuzfidelen Sassen,Dein Rühmen magst Du lassen.“

haupt bedeutet. Denn einige Worte sagt man so gar nicht mehr, und andere sind einfach schwer zuverstehen. Wir möchten es dir erklären.

Die zweite Strophe

„Dort, wo die junge Leine fließt, Die Unstrut wallt zu Tale, Der Hülfensberg die Werra grüßt,Der Ohmberg seine Hahle, Die Wipper flutet durch die Au,Landauf, landab, welch feine Schauauf Tal und Hügelkettenund schmucke Siedelstätten.“

Erwähnenswert ist aber zuerst, dass Hermann Iseke (auf der nächsten Seite findest du ein Bild von ihm) den Text 1900 und Carl Wisniewski 1902 die Melodie dazu geschrieben haben.

Im Eichsfeld gab es zu wenig Arbeit. So muss-ten die Menschen in alle Himmelsrichtungen reisen, um Arbeit zu finden. Wer das Eichsfeld noch nicht gesehen hat, soll nicht nur seine ei-

gene Heimat loben, weil es auch im Eichsfeld besonders schön ist. Die „Sassen“ sind die … Eichsfeld-Bewohner.

In der zweiten Strophe geht es um die das Eichs-feld prägenden Flüsse und Berge. Die „Au“ oder Aue ist ein feuchtes Tal, und mit den „schmucken Siedelstätten“ sind die schönen Dörfer und Städte des Eichsfeldes gemeint.

Eines Tages wurde die Burg Birkenstein von wü-tenden Bürgern des Ortes Birkungen überfallen. Alle Bewohner der Burg bis auf eine Jungfrau konnten entfliehen. Sie versteckte sich im Vor-ratskeller der Burg und wartete darauf, dass die Bauern verschwinden. Doch dann wurde die Burg durch einen großen Sturm verwüstet. Erst nach-dem dieser abgeflaut war, konnte die Jungfrau die

Burgruine verlassen. Sie rannte in das Dorf, um die ritterliche Familie zu suchen. Mit einem Rei-sigbesen in der Hand befragte sie die Bewohner nach ihnen, doch diese gaben ihr die Nachricht, dass der Ritter der Burg umgekommen sei. Nie wurde erzählt, dass die Jungfrau gestorben ist. Noch heute – so erzählt man sich – soll sie mit Reisigbesen in der Hand durch das Dorf gehen.

Die SageVon der Kellerjungfrau von Birkungen

Heimatkunde für junge Leser aus dem Heiligenstädter Stadtarchiv

von Johanna Ziegler und Anne Hey

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Eichsfelder GestaltenHerman Iseke wurde in Holungen geboren. Er studierte vier Fächer und wurde schließlich Priester. Nebenbei schrieb er Gedichte, so auch das „Eichsfeldlied“. Das Geld, welches er mit seinen Ge-dichten verdiente, spendete er an Kirchen und Krankenhäuser.

Stadt - Land - FlussDie Leine entspringt in Leinefelde. Sie hat zwi-schen 7 und 12 Quellen. Zuerst fl ießt sie durch das Eichsfeld, dann durch Göttingen und nördlich von Hannover in die Aller, mit der sie gemeinsam über die Weser bei Bremerhaven in die Nordsee mündet.

Rätsel

Was gehört nicht zum Eichsfeld?

a) Schmandb) Gehacktesc) Kirchend) Göttingene) Ohmberg

NaturIm Eichsfeld gibt es eine Pflanze, die Rührmichnichtan (oder Springkraut) heißt, denn wenn man ih re re i fen Früchte anfasst , platzen sie auf und schleudern ihre Samen bis zu drei Meter weit weg. Dabei kann man sich ganz schön erschrecken.

OrtsspitznamenWingereeder Härnzen (Hornissen): Die Winge-röder sollen ständig versucht haben, anderen eins auszuwischen.

Silberhisser Esel: Wenn Silberhäuser ihre Mund-art gebrauchen, fügen sie dem Selbstlaut „e“ oft ein „a“ an. Sie sagen z. B. „Easel“ und „Apo-theake“.

Wusstest du schon …… dass die Eichsfelder ein Wandervolk waren?

(mehr dazu im nächsten Heft)

Ein besonderes GeschenkAb sofort im Buchhandel undbeim Verlag Mecke Druck, Duderstadt

„Duderstadt 2012“

www.meckedruck.de/9783941847101

Format 33 x 23 cm, 100 Seiten, Festeinband, 189 z. T. großformatige Farb-Abbildungen, 34,95 €

Weitere Infos:

ISBN 978-3-941847-10-1

Prof. Hans Georg Näder Verlag · 37115 Duderstadt

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Naturpark Eichsfeld-Hainich-Werratal13.1.: Auf den Spuren des Südeichsfelder Krip-penweges. Wanderung mit Wanderbus. Per Bus und zu Fuß folgen Sie mit Alexander Baum den Spuren des Südeichsfelder Krippenweges. Besu-chen Sie die Kirchen von Ershausen, Lengenfeld/Stein, Kloster Zella und Küllstedt. Mit Abschluss-Einkehr. Siehe Fahrplan Wanderbus: www.na-turpark-ehw.de. 5 h | 3 km | Tel. 036075 54532 | Fahrpreis für Wanderbus.

27.1.: Wildkatzenrevier mit Kunst und Hainich-blick. Wandern Sie mit Jürgen Dawo im Revier der Wildkatze, genießen Sie die Aussicht vom Hainich-blick und erhalten Sie künstlerische Einblicke am Skulpturenwanderweg. Treffpunkt: Wanderpark-platz Hütscheroda, 13.30 Uhr, 3 h | 9,0 km | 2 € | keine Anm. nötig | Tel. 036254 75230, [email protected].

Veranstaltungskalender

2.2.: Winterfest im Na-turparkzentrum. Das Na-turparkzentrum lädt zum Winterfest ein: Bei Glüh-wein und Deftigem aus der Gulaschkanone sowie zahlreichen Bastelaktionen kommen Groß und Klein auf ihre Kosten. Naturparkzent-rum Fürstenhagen, 11-19 h, ohne Anm. | Tel. 036083 46646.

Personalien (ohne Gewähr)

Liebe Leserinnen und Leser, Sie haben selbst die Möglichkeit, Gratulationen oder andere wichtige Personalia in unserer Hei-matzeitschrift kostenlos zu veröffentlichen. Bitte haben Sie Verständnis, dass nur Zuschriften be-rücksichtigt werden, die in der nächstfolgenden Ausgabe publiziert werden sollen. Bitte verwen-den Sie dazu ausschließlich das auf der vorletz-ten Seite abgedruckte Formular.

Arenshausen. Wir gratulieren zum Geburtstag: Walgera Wiesemüller (77), Sieglinde Dölle (70); Berlingerode. Wir gratulieren zum Geburtstag: Wolfgang Adolph (74), Georg Hampe (78), Wilfried Schiemann (71), Emma Gehlert (81), Christa Hoff-mann (75), Karolina Iseke (77), Johannes Kahlert (75), Johannes Nickel (74), Heinrich Hartung (73), Maria Apel (72); Bernterode. Wir gratulieren zum Geburtstag: Leo Fütterer (83), Margaretha Götze (83), Frieda Schumacher (72), Karl-Josef Althaus (66), Brigitta Degenhardt (72), Margarete Höch (69), Karl Heinrich Hartung (78), Alexander Raabe (74), Joachim Hartung (65), Ursula Dölle (72), Ma-ria Kraft (88), Dora Neumann (76), Anna Born (90), Johanna Gunkel (78), Magdalena Leibeling (82), Maria Schneppe (75), Bruno Stolze (90), Gerda Hoffmann (71), Maria Müller (74), Willi Kraft (67),

Veronika Rautenberg (71), Apollonia Schneppe (66), Günter Kohl (71), Irene Diener (84), Mathilde Dirumdam (95), Hermann-Josef Hottenrott (65), Rita Schilling (75); Bickenriede. Wir gratulieren zum Geburtstag: Josef Hülfenhaus (78), Anna Ma-ria Müller (74), Hannelore Palmer (69), Klaus Nix (66), Maria Anna Ladermann (81), Rita Beck (61), Jutta Nix (63), Klemens Trapp (77), Elvira Sander (60), Elisabeth Gaßmann (86), Margareta Sander (69), Maria Degenhardt (77), Gisela Wand (61), Lucia Vogt (62), Peter Vogt (63), Herbert Degen-hardt (60), Siegbert Hindermann (64), Clemens Degenhardt (71), Walter Sternadel (81), Rosa-Maria Wistuba (73), Rosa Maria Fischer (74), Hans-Joachim Vogt (60), Rudolf Lerch (74), Doro-thea Reinhardt (69), Bernhard Trapp (77), Reinhold Trapp (66), Anna Elisabeth Urbach (82), Rolf Müd-der (72), Agnes Meinhardt (85), Marlies Siebert (60), Adele Beil (85), Franz-Albert Beck (71), Wal-traud Thor (60), Bernd Siebert (60), Hildegard Schmidt (78); Bilshausen. Wir gratulieren zur gol-denen Hochzeit: Siegfried und Theresia Tschäpe; zum Geburtstag: Wilhelmine Weilandt (93), Wal-traud Lüdecke (80), Anita Wüstefeld (85), Therese Döring (80), Anneliese Thiel (80), Gerda Engel-hardt (85), Paula Engelhardt (93); Bischofferode. Wir gratulieren zur diamantenen Hochzeit: Ursula und Dieter Werft; Bockelnhagen. Wir gratulieren zum Geburtstag: Ingrit Wolf (76), Ilse Richter (74),

Ehemaliger Wasserturm der „Eichsfelder Bimmelbahn“ in Fürstenhagen mit Aus-stellung des Naturparkzen-trums Eichsfeld-Hainich-Werratal. Foto: J. Keppler

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Eichsfelder Heimatzeitschrift – Die Monatsschrift für alle Eichsfelder 39

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Herausgeber: Helmut Mecke, 37115 Duderstadt (Eichsfeld)

Eichsfelder Heimatzeitschrift - Die Monatsschrift für alle EichsfelderInternet: www.meckedruck.de/eichsfeld

Redaktionsadresse: Eichsfelder Heimatzeitschrift Postfach 1420, 37107 Duderstadt (Eichsfeld), Fax (05527) 98 19 39 Christian-Blank-Str. 3, 37115 Duderstadt

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Redaktion: Gerhard Germeshausen, Josef Keppler, Helmut Mecke, Edgar Rademacher

E-Mail-Adresse für Beiträge u. redaktionelle Mitteilungen:[email protected]

Beirat: Bernhard Berkhahn, Worbis, Wolfgang Friese,Heilbad Heiligenstadt, Ewald Holbein, Dingelstädt, Bertram Kieler, Struth, Paul Lauerwald, Nordhausen, Dr. Gerd Leuckefeld, Leinefelde, Herbert Pfeiffer, Duderstadt, Heribert Reinhardt, Duderstadt, Gerhard Rexhausen, Gieboldehausen, Anne Hey, Heilbad Heiligenstadt, Gerold Wucherpfennig, Seulingen

ISSN 1611-1648

Inhaltsverzeichnis

Titelbild: Zwischen Wachstedt und Flinsberg liegt ein einzelnes Bauerngehöft namens Neuhaus. Es entstand als Vorwerk im 19. Jahrhundert nach Rodung des Nonnenholzes (Schern) bei der Burg Gleichenstein. Foto: Josef Keppler.

Paul Julius Kockelmann, Johann Freitag undLeo Engelhardt: Chronogramme für das Jahr 2013 1

Edgar Rademacher: Eichsfelder Jubiläumsorte 2013 3

Mathias Degenhardt: Wie die NSDAP in das Eichs-feld kam 4

Paul Lauerwald: Geldgeschichtliche Doku mente aus der westfälischen Zeit des Eichsfeldes 7

Dieter Wagner: Kontakte zwischen dem Kreistag in Duderstadt u. dem Kreisrat Worbis 1953-1960 (II) 10

Georg Brockt und Christel Funke: Das Kaliwerk Neubleicherode (III) 12

Gerhard Rexhausen: Aus den Anfängen der Bruderschaft „St. Sebastian“ Gieboldehausen 13

Anne Hey: Zur Baugeschichte des Heiligenstädter Bergklosters 16

Johann Freitag: Spiegel unserer Seele – was uns prägt und was uns trägt 18

Das historische Eichsfeldfoto 19

Wir gratulieren Gerhard Rexhausen 20 Propst i. R. Wolfgang Damm 20

Berichte aus dem Eichsfeld 21

Kirche, Kultur und Traditionen 24

Aus den Eichsfelder Vereinen 25

Kennen Sie das Eichsfeld? 27

Mundart 28

Buchvorstellungen 29

Kinderseite 33

Veranstaltungen 35

Personalien 35

40 Eichsfelder Heimatzeitschrift – Die Monatsschrift für alle Eichsfelder

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NEUERSCHEINUNGim Buchhandel erhältlich

Der 23. September 2011 ist für die Geschichte des Eichsfeldes ein herausragender Tag: Papst Benedikt XVI. besuchte den Wallfahrtsort Etzels-bach im Landkreis Eichsfeld und feierte dort mit mehr als 90.000 Pilgern eine Marianische Vesper.

Die Erinnerung an das einzigartige Ereignis bleibt durch diesen repräsentativen Bildband erhalten, der durch viele beeindruckende Fotos besticht und Texte enthält, die Erlebnisse erzählen und sehr per-sönliche Gedanken, tiefe Gefühle und unvergessli-che Eindrücke mitteilen.

Etwa 100 Bild- und Textautoren führen auf die Büh-nen und hinter den Vorhang des Geschehens; sie zeigen und beschreiben das Eindrucksvolle und Besondere, das an jenem Septemberfreitag den kleinen Wallfahrtsort Etzelsbach dauerhaft in eine historische Stätte verwandeln half.

Herausgeber und Redaktion übergeben ein an-schauliches Werk zu würdiger Erinnerung für Zeitzeugen und ein geschichtliches Dokument von bleibendem Wert für künftige Generationen.

Das Buch kann bezogen werden über alle Buchhandlungen und beim Verlag Mecke Druck, Postfach 1420, 37107 Duderstadt, Tel. 0 55 27 - 98 19 22, Fax 0 55 27 - 98 19 39 oder eMail [email protected]

Weitere Informationen mit Libreka-Leseprobe: www.meckedruck.de/9783869440620

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EinleitungIm Mittelpunkt Deutschlands, im Eichsfeld,

zehn Kilometer von Heilbad Heiligenstadt und

1,5 km von Steinbach entfernt, liegt ein klei-

ner Marienwallfahrtsort. Einst gehörte er zum

Zisterzienserinnenkloster Beuren, seit dem 16.

Jahrhundert zur Pfarrei „St. Mauritius“ Stein-

bach. Die Wallfahrtskirche liegt in einem weiten

Wie sental. Hier stand vor Jahrhunderten ein

kleines Dorf. Wer sich Etzelsbach heute nähert,

sieht zunächst ein Lindenwäldchen, aus dem

eine Turmspitze herausschaut. Dann leuchtet

das Rot eines neugotischen Klinkerbaus aus

dem Grün der Blätter hervor. Die Kapelle birgt

ein Gnadenbild, eine Darstellung der Schmerz-

haften Muttergottes. Dieses Bildnis wird hier

seit Jahrhunderten verehrt. Besonders die Bau-

ern hatten es für sich entdeckt. Seit der ersten

Hälfte des 17. Jahrhunderts ist verbürgt, dass sie

ihre Pferde um die Kapelle führten. Der Segen

des Gnadenortes sollte auch auf die Tiere über-

gehen.Besonders zu den Wallfahrten, aber auch

wäh rend des ganzen Jahres, wird die Kapelle

mit ihrem Gnadenbild heute noch von vie-

len Menschen besucht. Der stille Ort ist den

Eichsfeldern ans Herz gewachsen. Es kommt

selten vor, dass hier keine Kerzen brennen. Der kleine Marienwallfahrtsort Etzelsbach

stand schlagartig im Mittelpunkt des Interesses,

als im Februar 2011 bekannt wurde, dass Papst

Benedikt XVI. im Rahmen seines Deutsch-

landbesuches hierher kommen würde. Schließlich feierten hier am 23. September 2011

über 90.000 Pilger zusammen mit dem Papst

eine Marianische Vesper.Zur Geschichte von EtzelsbachUm 1200

Im Leinetal wird das Zisterzienserinnenkloster

Beuren gegründet, das Mutterkloster aller wei-

teren eichsfeldischen Zisterzienserinnenklöster.

Das Kloster hat umfangreichen Besitz, u. a. auch

in Etzelsbach. Die dortige Kirche gehört eben-

falls dem Kloster. Ihr Marienpatrozinium deutet

auf den Einfl uss der Zisterzienserinnen hin.1Um 1400 Wahrscheinlich in dieser Zeit wird das Dorf

Etzelsbach aufgegeben, die ehemalige Dorf-

kirche bleibt bestehen. Nur mittelalterliche

Scherbenfunde künden von der einstigen

Sied lungsstätte.21525Im Bauernkrieg fi ndet „unßer liben frauwen Ker-

chen zcu Etzelßpache und des Bruders huße doran“

erstmals Erwähnung.3 Kirche und Haus wer-

den ein Opfer der Flammen, die Glocke wird

abtransportiert. Das Gotteshaus bleibt wüst

und wird zunächst nicht wieder aufgebaut.4Interessant ist, dass 1525 neben der Marienkir-

che ein Bruder wohnt. Es kann angenommen

werden, dass er sich auch um Pilger geküm-

mert hat. 1555 Im Eichsfeld wütet die Pest. Die Äbtissin des

Zisterzienserinnenklosters Beuren, Barba-

ra von Knorr, stirbt; das klösterliche Leben

kommt zum Erliegen. Etzelsbach ist Wüstung.

Um 1550 wird die Pfarrei Steinbach gegrün-

det. Später wird der Wallfahrtsort von Stein-

bach aus betreut.51 Die umfangreichste Publikation über das Kloster Beuren ist:

Dölle, Adalbert: Das ehemalige Zisterzienserinnenkloster Beu-

ren im Eichsfeld. Duderstadt 1998. Die aktuellste Darstellung

bietet: Egler, Anna: Beuren. In: Germania Benedictina IV: Die

Mönchs- und Nonnenklöster der Zisterzienser in Hessen und

Thüringen. Bd. IV-1, Sankt Ottilien 2011, S. 225-265.

2 Beim Bau eines Entwässerungsgrabens konnten Scherben ge-

funden werden. 3 Adalbert Dölle führt die Schadensliste vom 1. Juli 1525 komplett

auf. Sie liegt im Sächsischen Hauptstaatsarchiv in Dresden, Loc.

9135, Bl 12 f. Dölle; Beuren (Anm. 1), S. 118-120.

4 Knieb, Philipp: Der Bauernkrieg auf dem Eichsfelde. In: Unser

Eichsfeld 7 (1912) S. 142.5 Anhalt, Peter: Steinbach. Beiträge zur Ortsgeschichte und Hei-

matkunde, Teil 1. Steinbach 1997, S. 24-25.

Etzelsbach in Geschichte und GegenwartPeter AnhaltEtzelsbach - ein eichsfeldischer Wallfahrtsort

Litanei zur Gottesmutter von EtzelsbachVorbeter: Mutter Gottes, wir rufen zu dir!

Alle: Mutter Gottes, wir rufen zu dir!V. Wir kommen, o Mutter der Schmer zen, zu dir heut' mit angstvollen Herzen!

A. Maria, wir rufen zu dir!V. Dein Gnadenbild, Fürstin der Frauen,erfüll uns mit tiefem Vertrauen. Bei dir sind wir alle geborgen mit unseren Ängsten und Sorgen. Denn du bist mit Herz und Gemüte ein Abglanz der ewigen Güte.V. Mutter Gottes, wir rufen zu dir!

A. Mutter Gottes, wir rufen zu dir!V. Zu dir hat seit uralten Tagendas Eichsfeld sein Herzleid getragen. Wer hat in notschweren Stunden hier Gnade und Tröstung gefunden? Auch hast du lieblich erhöret und uns deine Hilfe gewähret. Du hast uns in kriegsschweren Jahren gerettet aus allen Gefahren. Drum wollen mit dankbaren Weisen wir heute dich ehren und preisen.V. Mutter Gottes, wir rufen zu dir! A. Mutter Gottes, wir rufen zu dir!V. Du wirst auch in kommenden Tagenuns nie deine Hilfe versagen.So heile die Wunden, die bluten,und wend' unser Unglück zum Guten. Und woll' aus der Welt, aus der weiten, nach Haus uns're Lieben geleiten. Und die in Fremde verschieden, die führe zum ewigen Frieden. Uns all aber wolle bewahren vor Unheil und neuen Gefahren. O here Patronin, behüte dein Eichsfeld in sorgender Güte.

V. Mutter Gottes, wir rufen zu dir! A. Mutter Gottes, wir rufen zu dir!

Das Gnadenbild von Etzelsbach wird seit Jahrhunderten ver-

ehrt. Es ist das Herzstück der Wallfahrtsstätte. Viele Eichs-

felder waren besonders erfreut, dass Papst Benedikt XVI.

über dieses Gnadenbild meditierte und zum Ausgangspunkt

seiner Predigt wählte.

DieHerzensindeinanderzugewandt

PapstBenediktXVI.imEichsfeld

Herausgegeben wird der Bildband von der Stiftung der Kreissparkasse Eichsfeld, Schriftleitung in der Verantwortung des Vereins für Eichsfeldische Heimatkunde e. V. (Redaktion: P. Anhalt, J. Keppler, J. Freitag, Dr. A. Beck, H. Mecke, T. Müller, T. W. Müller). Format 22 x 29 cm, 212 Seiten, be druckter Vor- und Nachsatz, Festeinband, 10 s/w- und 286 z.T. großformatige Farbabb. ISBN 978-3-86944-062-0

19,95 €

Im Eichsfeld wütet die Pest. Die Äbtissin des

Zisterzienserinnenklosters Beuren, Barba-

ra von Knorr, stirbt; das klösterliche Leben

kommt zum Erliegen. Etzelsbach ist Wüstung.

Um 1550 wird die Pfarrei Steinbach gegrün-

det. Später wird der Wallfahrtsort von Stein- Die umfangreichste Publikation über das Kloster Beuren ist:

Dölle, Adalbert: Das ehemalige Zisterzienserinnenkloster Beu-

ren im Eichsfeld. Duderstadt 1998. Die aktuellste Darstellung

bietet: Egler, Anna: Beuren. In: Germania Benedictina IV: Die

Mönchs- und Nonnenklöster der Zisterzienser in Hessen und

Thüringen. Bd. IV-1, Sankt Ottilien 2011, S. 225-265.

Beim Bau eines Entwässerungsgrabens konnten Scherben ge-

Adalbert Dölle führt die Schadensliste vom 1. Juli 1525 komplett

auf. Sie liegt im Sächsischen Hauptstaatsarchiv in Dresden, Loc.

Knieb, Philipp: Der Bauernkrieg auf dem Eichsfelde. In: Unser

Anhalt, Peter: Steinbach. Beiträge zur Ortsgeschichte und Hei-

Das Gnadenbild von Etzelsbach wird seit Jahrhunderten ver-

ehrt. Es ist das Herzstück der Wallfahrtsstätte. Viele Eichs-

felder waren besonders erfreut, dass Papst Benedikt XVI.

über dieses Gnadenbild meditierte und zum Ausgangspunkt

rend des ganzen Jahres, wird die Kapelle

mit ihrem Gnadenbild heute noch von vie-

len Menschen besucht. Der stille Ort ist den

Eichsfeldern ans Herz gewachsen. Es kommt

A. Mutter Gottes, wir rufen zu dir!

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Klemens Nodewald

Geschenk des Himmels

„Der Papst kommt! Zu uns! Nach Etzelsbach.

Wirklich, es ist kein Scherz!“ – die Stimme

meiner Schwester am Telefon jubelte und

überschlug sich fast. Irgendwie musste sie die

Sätze noch ein paar Mal wiederholen, wohl um

es am Ende endlich wirklich selbst zu glauben.

Ein „wunderbares Geschenk des Himmels“

kam mir so als einer der ersten Gedanken, ohne

schon länger über die Bedeutung des angekün-

digten Ereignisses nachgedacht zu haben. An

den Worten meiner Schwester zu zweifeln,

kam mir nicht im Geringsten in den Sinn, zu-

mal ich Papst Benedikt, wie ich ihn in früheren

Begegnungen kennengelernt hatte, eine solche

Tat bedenkenlos zutraute. Unser Papst war

schon ein bekannter Professor, ich ein kleiner

Student, als wir das erste Mal aufeinandertrafen

.

Ein Mann mit großem theologischen Wissen

und dennoch sehr bescheiden, das war der Ein-

druck, den ich von ihm gewonnen hatte. Sein

Plan, nicht nur in Großstädten und berühm-

ten Wallfahrtsorten aufzutreten, passte für mich

ganz zu seinem Charakter, so wie ich ihn erlebt

hatte.

Ein „Geschenk des Himmels“, dieser Gedan-

ke schlich sich immer neu bei mir ein, sobald

ich in der folgenden Zeit an das bevorstehende

Ereignis des Etzelsbach-Besuches durch den

Papst dachte. „Geschenk des Himmels“ – die-

ses Stichwort ließ mich nicht mehr los, und es

beschäftigt mich bis auf den heutigen Tag.

Ich glaube, dass Gott zu allen Zeiten zu uns

spricht: Durch Menschen, Situationen, Ereig-

nisse. Und so frage ich mich bis heute: Welche

Botschaft, welcher Anruf, welcher Hinweis,

welche Anregungen sollten uns durch dieses

außergewöhnliche, eigentlich nicht zu erwar-

tende Ereignis eines Papstbesuchs in Etzelsbach

vermittelt werden? Mir wäre es weitaus und

wirklich wesentlich zu wenig, dieses fast nicht

denkbare Ereignis lediglich als einen glückli-

chen Zufall zu bewerten. Der Papstbesuch in

Das Pilgerfeld in Etzelsbach füllt sich.

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