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Die Monatsschrift für alle Eichsfelder · Heft 5 · Mai 2013 57. Jahrgang H 11859 Einzelpreis 2,50 EUR incl. 7 % MWSt Heiligenstadt 1646 In dieser Ausgabe Aus der 130-jährigen Geschichte des Chorgesangs in Lindewerra Der Amtmann Thomas Billeb und die Kemenate in Großbodungen Quo vadis, Eichsfeld? Gedanken zu Sinn und Chancen eines vereinten Eichsfeldes (II) Ein Eichsfeld in einem Bundes- land Gedanken über die administra- tive Einheit des Eichsfelds

57. Jahrgang H 11859 - Mecke Druck und Verlag · 2015. 10. 29. · 1) genannt. Von offizieller gemeindlicher Seite wird das Jahr 1664 aufgeführt. 6 Pastor Blau: (Anm. 1), S. 34

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Die Monatsschrift für alle Eichsfelder · Heft 5 · Mai 2013

57. Jahrgang H 11859

Einzelpreis 2,50 EURincl. 7 % MWSt

Heiligenstadt 1646

In dieser Ausgabe

Aus der 130-jährigen Geschichte des Chorgesangs in Lindewerra

Der Amtmann Thomas Billeb und die Kemenate in Großbodungen

Quo vadis, Eichsfeld?Gedanken zu Sinn und Chancen eines vereinten Eichsfeldes (II)

Ein Eichsfeld in einem Bundes-land

Gedanken über die administra-tive Einheit des Eichsfelds

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„Im Liede stark …“

Aus der 130-jährigen Geschichte des Chorgesangs in Lindewerra (I)

von Josef Keppler

Wenn die fast 20 Damen und Herren des Kir-chenchores von Lindewerra traditionell um den Sonntag Kantate ein Frühlingskonzert und im Dezember ein Adventskonzert als mu-sikalische Gottesdienste gestalten, denken weder sie noch auch kaum ein Besucher in der evangelischen Marienkirche daran, dass sich die Sängerinnen und Sänger ihre Frei-zeit demselben Sujet widmen wie nachweis-lich bereits seit 1883 einige ihrer männlichen Vorfahren in dem kleinen Werradörfchen.

Die Ursprünge

Im November 1883 wurde der „Gesang-verein Eintracht zu Lindewerra“ gegrün-det mit dem Ziel der „Übung und Pflege des vierstimmigen Männer-gesanges“, wozu dem Verein 24 aktive Mit-glieder, die „einen sitt-lichen und unbeschol-tenen Lebenswandel führen“,1 angehören sollten. Im Statut heißt es nach 17 Paragra-

fen abschließend: „Die Gründer des Vereins geben sich der Hoffnung hin, daß unter den Mitgliedern interne Eintracht herrsche, ver-bunden mit dem ernsten Bestreben, Lust und Liebe zum Gesang zu erwirken bei jedem, der dem Verein beitritt.“2 Bis 1912 war jeweils der als „Lehrer, Kantor, Küster und Organist “ tä-tige Dorfschulmeister von Lindewerra für die musikalische Leitung zuständig (Franz Platz 1883-1890, Nikolaus Rupprecht 1890-1895, Heinrich Knop 1895-1912).

10 Jahre später, im Juli 1893, gründete man noch einen zweiten Gesangverein mit dem Namen „Brüderquartett“, zu dem anfangs die Sänger tatsächlich nur aus einer Fami-lie stammten, aber rasch bei unverändertem Namen über Doppelquartettgröße hinaus-wuchsen.

Beiden Vereinen, zwischen denen „ein re-gelrechtes Wettsingen bestand“, wurden von Zeitzeugen „beachtliche Leistungen“3 be-scheinigt. An vielen Sängerfesten der näheren und weiteren Umgebung wirkten die Sänger aus Lindewerra mit und brachten viele Ehren-urkunden und Preise mit nach Hause.4

Abb. 1: Männergesangverein „Eintracht“ mit dem Lehrer Nikolaus Rupprecht (Mitte) als Dirigenten am 3. März 1895. Die Aufnahme gilt als ältestes erhaltenes Foto in Lindewerra.

Eichsfelder Heimatzeitschrift – Die Monatsschrift für alle Eichsfelder 165

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Unveröffentlichtes Manuskript. Vgl. ders.: Ein nie-dersächsischer Zweig des thüringischen Freisas-sengeschlechts der Billeb. In: Norddeutsche Fami-lienkunde, Bd. 6, Jg. 11, H. 3 (1962), S. 65 ff. Die Verfasserin dankt Volker und Prof. Dr. Wolfgang Billeb, die ihre Familiengeschichte zur Verfügung stellten.

3 Pastor Blau (Anm. 1) S. 42; Kießerling: Großbodun-gen (Anm. 1), S. 41.

4 (* 29.9.1626, † 13.2.1673, Tochter von Johann Kauf-fmann, Rechtsbeflissener zu Tastungen, und Mar-

garetha Höhne), Stammbaum in Billeb: Geschlecht (Anm. 2).

5 Das Jahr 1654 wird von Pastor Blau (Anm. 1), S. 34 und Kießerling: Großbodungen (Anm. 1) genannt. Von offizieller gemeindlicher Seite wird das Jahr 1664 aufgeführt.

6 Pastor Blau: (Anm. 1), S. 34.7 Maßgeblich Pastor Blau (Anm. 1), der für die Nach-

folger Billebs eine Reihe von Eingaben der Bürger gegen die Härte der Frondienste bei den Schwarz-burger Grafen dokumentiert hat.

Quo vadis, Eichsfeld?Gedanken zu Sinn und Chancen eines vereinten Eichsfeldes (II)

Beeindruckt von der gedanklichen Vielfalt, emotionaler Wertigkeit und Tiefe der Äuße-rungen in der Diskussion um ein vereintes Eichsfeld veröffentlichen wir nachfolgend weitere Auffassungen, die sowohl von tiefer Heimatliebe künden wie Realitätsnähe auf-weisen.

Ländergrenzen wohl ohne größere Be-deutung

Die deutschen Länder sind nach Kriegen und Katastrophen entstanden oder umgestaltet worden. Bayern verdankt seine Größe Na-poleon, Thüringen (noch ohne das Eichsfeld und Erfurt) gibt es erst seit der Abdankung der Monarchien nach dem Ersten Weltkrieg und im gegenwärtigen Umfang nach der Schaffung der Reichsverteidigungskreise 1944. Rheinland-Pfalz ist der nördliche Teil der französischen Besatzungszone nach dem letzten Krieg. Die Vorläufer der Länder, die mittelalterlichen Territorien wie Kurmainz, haben sich durch Krieg, Bündnisse, Verträge, Heirat und Erbteilungen herausgebildet.

Wie zufällig und manchmal absurd auch immer die Entstehungsumstände waren - hatten die Länder einmal eine gewisse Zeit bestanden, identifizierten sich die Bewoh-ner mit ihnen. Volksabstimmungen, die es in demokratischen Zeiten nach Umbrüchen manchmal gab, zementierten in der Regel den Status Quo.

In den zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts debattierten Verwaltungs-fachleute, Wirtschaftsverbände, Geografen

und Historiker über einen Neuzuschnitt der Länder nach ausgewogener Größe und wirt-schaftlicher Leistungsfähigkeit. Thüringen wollte damals das (Ober-)Eichsfeld nicht haben, man sah da nur Kosten auf sich zu-kommen.

Die Reichsreform der Weimarer Republik scheiterte. Die damals beklagte Zerschnei-dung von Wirtschaftsräumen durch Länder-grenzen wie im Rhein-Main- oder Rhein-Neckar-Gebiet gibt es immer noch. Doch die wirtschaftliche Entwicklung wurde durch Ländergrenzen nie gestört. Vermutlich haben sie keine so große Bedeutung, wie ihnen im-mer nachgesagt wird. Wichtige Infrastruk-turmaßnahmen wie der Bau der Eisenbahn-strecke Kassel-Halle und der Autobahn A 38 geschahen nicht im regionalen Rahmen, son-dern in gesamtstaatlichen Planungen. Über-regionale Gesichtspunkte brachten auch die Zonenrandförderung der Bundesrepublik und den Eichsfeldplan der DDR hervor. Daraus entstanden die größten Wirtschaftsbetriebe, die es je im Eichsfeld gegeben hat.

Dr. Ulrich Hussong, Stadtarchivar, Marburg

Erfolgreiche Zusammenarbeit auch ohne Kreisfusionen

Eine mögliche Kreisgebietsreform sollte ratio-nalen und weniger emotionalen Argumenten folgen. Neben dem historisch Gewachsenen muss auch die landsmannschaftliche Ver-bundenheit und die Identifikation der Ein-wohner mit ihrer Heimat respektiert werden. Heute werden oft Reformen um der Reform

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willen vorgenommen. Inhaltliche Aspekte treten dabei nicht selten in den Hintergrund.

Eine Gebietsreform will wirtschaftlich durch-dacht sein. Die Zusammenlegung ganzer Kreise wird alleine keine Kostenersparnis bringen. Zuvor sind beispielsweise Änderun-gen in der Aufgabenverteilung der einzelnen Verwaltungsorgane klar festzulegen. Bewähr-tes als Grundlage für die weitere Entwicklung zu nutzen ist zielführender, als die Starken durch eine Auflösung funktionierender Gefü-ge zu schwächen. Wenn wirtschaftlich starke Einheiten unterstützt werden, können diese auch andere mitnehmen.

Eine wichtige Grundlage für verantwortungs-volles Handeln ist dessen Effizienz. Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels in unserer ländlich geprägten Region wird die Gewährleistung einer angemessenen Infrastruktur weiter an Bedeutung gewinnen. Neben der raumbezogenen technischen Infrastruktur ist auch eine funktionierende Verwaltung ein wichtiger Faktor für die Zu-kunftsfähigkeit der Region.

Bei bereits vorhandener Vernetzung im Bereich der Wirtschaft wäre auch ein Zu-sammenschluss der Verwaltungsstrukturen denkbar. Die Angliederung einzelner Ge-meinden der Thüringer Nachbarkreise an den Landkreis Eichsfeld wäre daher gerade aus Effizienzgründen vorstellbar. Neben der gemeinsamen historischen Identität gibt es hier oft bereits Kooperationen auf verschie-denen Ebenen.

Dass eine Zusammenarbeit auch ohne Kreis-fusionen möglich ist, zeigt sich als ein Bei-spiel an den Eichsfeldwerken. Das heutige Versorgungsgebiet der Unternehmensgrup-pe beweist, dass Verwaltungsgrenzen keine dogmatischen Barrieren darstellen müssen.

Denkt man an Kostenersparnisse, stellt sich die Frage, ob nicht durch Optimierung der Länderstrukturen viel weitreichendere Ziele zu erreichen sind. Hier könnte man sich an den Erfolgreichen, zum Beispiel in der Bil-dungspolitik, orientieren.

Ulrich Gabel, Geschäftsführer der Eichsfeld-werke GmbH, Heilbad Heiligenstadt

Gemeinsame Tradition und Kultur pflegen

Trotz der momentanen Diskussion sehe ich zur Zeit keine ernsthaften Bestrebungen bei den politischen Entscheidungsträgern, das Eichsfeld unter einem Landesdach vereinen zu wollen. Nachdenklich macht mich der jetzige Zeitpunkt der „Vereinigungsdebatte“, zumal seit mehr als 20 Jahren die verantwort-lichen Vertreter des Eichsfeldes diesen Ge-danken nicht mehr verfolgt haben. Deshalb kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass dieser neuerliche Vorstoß in erster Linie als Drohkulisse dienen soll, um damit eine Fusion der Landkreise Eichsfeld und Nord-hausen zu verhindern.

Die Eichsfelder verbindet nach wie vor eine gemeinsame Tradition und Kultur, die ge-pflegt und gelebt werden muss. Hierfür ein-zustehen und sich damit zu identifizieren, ist aus meiner Sicht wichtiger, als Landesgren-zen zu überwinden. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass auch Grenzen diese Gemein-samkeiten nicht beseitigen können, solange sie von den Menschen gewollt sind.

Dieter Thriene, Bürgermeister von Gerblin-gerode

Einheitliche Administration von großem Vorteil

Das Eichsfeld wird ob seiner relativen Ge-schlossenheit und seines wirtschaftlichen und kulturellen Erfolges sowohl in Niedersachsen als auch in Thüringen respektiert und ist als eine außergewöhnliche Region anerkannt.

Die Eichsfelder verfügen über eine beson-dere Identität, obwohl sie keine einheitliche Stammesgeschichte haben. Die Identität hat sich vielmehr durch Jahrhunderte über eine gemeinsame öffentliche Verwaltung, durch den Einfluss der Kirche und durch starke Persönlichkeiten entwickelt. Vor 200 Jahren endete die gemeinsame Verwaltung des Eichsfeldes - seither waren die Kirche und die Pflege der Traditionen in besonderer Weise identitätsstiftend.

Der Einfluss von Kirche und Religion hat in den letzten Jahrzehnten allerdings stark abgenommen. Und sollten der Landkreis

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Eichsfeld in der Region Nordthüringen und das Untereichsfeld in der Region Südnieder-sachsen aufgehen, wird es noch schwerer, tradierte Eichsfelder Werte, Eigenheiten und die spezielle Identität zu bewahren.

Für das Eichsfeld und die Fortführung sei-ner Erfolgsgeschichte wäre eine einheitliche Administration m. E. von großem Vorteil. Darüber hinaus könnten gemeinsame Mei-nungs- und Willensbildungsprozesse sowie ein geschlossenes Auftreten die Bedeutung und Wahrnehmung der Region merklich steigern. Die Chancen dafür sehe ich aber eher als gering an. Bleibt die Hoffnung, dass es starke Persönlichkeiten und Institutionen auch in Zukunft gibt, die als Klammer für das Eichsfeld fungieren, eine Identitätserhaltung bewirken und die tradierten Werte unserer Vorfahren bewahren helfen.

Alfons Wüstefeld, Sparkassendirektor, Du-derstadt

Einmalige kulturelle Identität des Eichs-feldes nicht gefährden

In einem Brief an den CDU-Fraktionsvor-sitzenden des Thüringer Landtages, Mike Mohring, appellierte ich, in Sachen Gebiets-reform absolut standhaft zu bleiben und nicht Gutachten zu folgen, die realitätsfern, an den Menschen vorbei am grünen Tisch erarbei-tet wurden. „Landrat Dr. Werner Henning hat sehr recht, wenn er auch die ökonomischen Prämissen ins Feld führt. Wer als Landkreis durch die Leistungen der Bewohner und sei-ner Betriebe, wie den Eichsfeldwerken unter Leitung von Dipl.-Ing. Ulrich Gabel gut ge-wirtschaftet hat, kann nicht einfach für die Versäumnisse in anderen Kreisen haftbar gemacht werden“, schrieb ich.

Die Verödung, die entstünde, wenn Heilbad Heiligenstadt seinen Kreisstadt-Status verlö-re, kann man gut studieren, wenn man ein-mal nach Pößneck oder Rudolstadt schaut, die schon im Rahmen der ersten Gebiets-reform in Thüringen nach der Wende ihren Kreisstadt-Status verloren haben.

Von der derzeitigen Situation in Worbis als früherer kleinster Kreisstadt des Bezirkes Er-

furt gar nicht zu reden, auch wenn die Stadt Leinefelde-Worbis sich sehr darum bemüht, die Auswirkungen abzufedern. Zumal alle Er-fahrungen auch aus der alten Bundesrepub-lik belegen, dass Gebietsreformen keinerlei Einsparungen gebracht haben, sondern eher noch zu Kostensteigerungen führten und mit weitaus längeren Wegen für die Bürger ver-bunden waren.

Alleine schon die Auflösung und spätere Zu-sammenlegung der vorhandenen Kreisarchive würde die regionale Identität weiter verschlech-tern und erhebliche Kosten verursachen.

Dieses Phänomen habe ich schon mehrfach mit Volkswirten an der Goethe-Universität Frankfurt/M. diskutiert. Der einzige messbare Effekt ist eventuell bei einer Gebietsreform, dass Technik effektiver eingesetzt werden kann, z. B. Computer bei Kraftfahrzeug-Zulassungsstellen. Solche Effekte können aber auch durch gebietsübergreifende Ver-waltungsreformen günstig realisiert werden, ohne die vorhandenen Gebietskörperschaf-ten zu gefährden.

Dipl.-Ing. Karl-Heinz Kraass, Präsident der Interdisziplinären Eichsfeldfreunde, Jena

Traum vom geeinten Eichsfeld realisieren

Am 11. November 1989 – zwei Tage nach der Grenzöffnung – erklärte mir ein Obereichsfel-der, er sei 66 Jahre alt geworden und warte seit 40 Jahren darauf, dass unser Ober- und Untereichsfeld wieder vereinigt werden. Jetzt müssen wir diesen Traum umsetzen, ein ge-eintes Eichsfeld zu werden.

Bereits Anfang Dezember 1989 wurden Kon-takte und Patenschaften zwischen unseren Vereinen, Verbänden, Kirchengemeinden und Dörfern und besonders von der Stadt Duderstadt geknüpft. Bis heute halten die herzlichen Verbindungen zwischen Gernrode und Tiftlingerode, Werxhausen und Westhau-sen und sind ein großartiges Beispiel dafür, dass Ober- und Untereichsfelder gemeinsa-me Wurzeln im Glauben, im kulturellen Leben sowie in ihren Familien haben.

Wenn Jahrzehnte die persönliche materielle Hilfe im Vordergrund gestanden hat … war

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die Zeit nun reif für die Wiedervereinigung unseres Gesamt-Eichsfeldes!

Bei einer eventuellen Abstimmung der Bür-ger des Ober- und Untereichsfeldes hätte es sicherlich eine überwältigende Mehrheit für ein Eichsfeld gegeben. Ein beeindrucken-des Zeichen war im Januar 1990 die „Koffer-Demo“. Die Obereichsfelder wollten der SED zeigen, dass sie notfalls bereit sind, ihre Hei-mat zu verlassen, um endlich in Freiheit le-ben zu können - mehrere tausend Menschen machten sich auf den Weg.

Als dann der Eichsfeld-Kreis mit dem Sitz in Heiligenstadt im Jahr 1994 aus der „Taufe“ gehoben wurde, kamen Irritationen auf ob des Namens „Landkreis Eichsfeld“. Richti-ger wäre es gewesen, damals den Namen „Landkreis Obereichsfeld“ zu wählen, um ganz bewusst deutlich zu machen, zum gemeinsamen Eichsfeld fehlt noch das Un-tereichsfeld.

Für die Menschen, die die Einheit des Ge-samteichsfeldes wünschten, blieb die Verei-nigung somit eine Vision.

Mit der Absicht, die Landkreise Göttingen und Osterode - eventuell auch Northeim - zu-sammenzulegen, ist deutlich geworden, dass für diese Großregion das Untereichsfeld poli-tisch eine untergeordnete Rolle spielen wird. Ähnlich stellt sich die Zukunft des jetzigen Landkreises Eichsfeld in der Region Nord-thüringen dar. Unsere Heimat würde sowohl in Thüringen als auch in Niedersachsen nur noch untergeordnete Bedeutung haben …

Ober- und Untereichsfeld sind menschlich wieder zusammengewachsen aufgrund kul-tureller, kirchlicher und familiärer Bande. Die politische Einheit sollte auf der Tagesordnung bleiben.

Renate Ewers, ehem. Abgeordnete des Kreistages Göttingen, Duderstadt

Einheit des Eichsfeldes bei Gebietsreform

Das Eichsfeld ist eine historisch gewachse-ne Region mit vielen kulturellen Eigenarten und Traditionen. Bei einer Zerstückelung und Aufteilung auf angrenzende Landkreise würde das Eichsfeld auch ein Stück Identität

und Kraft verlieren. Wir als Eichsfelder in der Fremde treten für die Einheit des Eichsfeldes ein und würden uns freuen, wenn dieser Ge-danke auch bei den Plänen einer Gebietsre-form Berücksichtigung finden würde.

Erich Anhalt, Bundesvorsitzender des Bun-des der Eichsfelder Vereine e. V., Dortmund [Faulungen]

Eichsfelder Interessen berücksichtigen

Nach der Veröffentlichung der Vorschläge einer Expertenkommission zu einer Funkti-onal- und Gebietsreform in Thüringen macht sich eine allgemeine Aufregung breit. Auf allen Ebenen diskutiert man derzeit die an-geblichen Vorteile der größeren Landkreise. Mit dem Frontmann Dr. Werner Henning hat das Eichsfeld einen Interessenvertreter, der durch das Aufgehen in größeren Strukturen die Kultur des Eichsfeldes zu Recht gefähr-det sieht. Beim Austausch von Argumenten scheint es nicht sinnvoll, Gehässigkeiten bezüglich der Zugehörigkeit eines Großteils der Bevölkerung zur katholischen Kirche zu äußern. Für den Eichsfelder unserer Tage ist der Begriff „Ökumene“ kein Fremdwort, son-dern ein praktiziertes Miteinander zwischen Protestanten und Katholiken im Alltag. Die Ökumene wird schon lange im Eichsfeld er-folgreich praktiziert. Wenn das Eichsfeld in einem Großkreis aufgeht, wird die Kultur, für die man über Jahrhunderte gelebt, gearbei-tet und gekämpft, hat verwaschen und damit verloren gehen.

Schon die Vorgaben in Form von Zahlen sind nicht zu akzeptieren bzw. müssen hinterfragt werden. Der relativ kleine Eichsfeldkreis hat durch seine Wirtschaftlichkeit den Beweis erbracht, dass nicht die Größe eines Land-kreises ausschlaggebend ist.

Wenn Besucher und Gäste aus östlichen Bundesländern danach fragen, ob denn das Eichsfeld zu den Altbundesländern gehört habe, dann sind es sicher die positiven Ein-drücke, die zu einer solchen Frage veranlas-sen. Wir wollen nichts Besonderes sein, wir möchten aber unsere Identität wahren.

Ich und viele meiner Gesprächspartner füh-len sich der Eichsfelder Tradition besonders

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verpflichtet und erwarten eine Berücksichti-gung der Interessen der Eichsfelder.

Werner Grieß, Lehrer i. R., Birkenfelde

Alle Veränderungen ohne Mitwirkung der Eichsfelder

Es musste zusammenkommen, was ge-trennt wurde: Das Eichsfeld von 897 ist das Obereichsfeld. Hier fasste der Erzbischof von Mainz im 11. Jahrhundert Fuß; im 14. Jahr-hundert erwarb er mit Duderstadt und dem Gericht Bernshausen die Goldene Mark, das spätere Untereichsfeld. Im Lisgau mit Berns-hausen übten die Grafen von Katlenburg die Herrschaft aus, danach – über die Grafen von Northeim – die Welfen. Duderstadt, seit 974 dem Stift Quedlinburg gehörend, kam 1236 an den thüringischen Landgrafen, 1247 an den ersten Herzog im neuen welfischen Herzogtum Braunschweig. Auf diesen geht Duderstadts Status als Stadt zurück. Seine Nachfolger im 1291 entstandenen Fürsten-tum Grubenhagen veräußerten Gebietsteile: neben der Goldenen Mark (1336/58) Lindau im nördlichen Untereichsfeld an den Hildes-heimer Bischof (1323); 1434 kam es an den Mainzer Erzbischof. Die Burg Bodenstein (bis 1648) und der Ort Rüdigershagen blie-ben welfisch-grubenhagensche Enklaven im mainzischen Eichsfeld. Diese Epoche endete Anfang des 19. Jahrhunderts: zunächst preu-ßisch, dann französisch, erfolgte 1815 die herrschaftliche Trennung in hannoversches Untereichsfeld (heute in Niedersachsen) und preußisches Obereichsfeld (heute in Thürin-gen).

Wesentlich für die Eichsfelder ist der katholi-sche Glaube – und daran änderte die Rück-kehr des Untereichsfeldes 1815 in den wel-fischen Hoheitsbereich, damals Königreich Hannover, nichts, wie wohl auch nicht die so-zialistische Herrschaft im Obereichsfeld wäh-rend einiger Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts.

Alle Veränderungen waren ohne Mitwirkung der Eichsfelder erfolgt. Zur Rückgewinnung ihrer als verloren empfundenen, über geo-grafische, sprachliche und Stammesgrenzen hinweg bestandenen zeitweiligen Einheit werden jetzt Eichsfelder aktiv – und dies in

Verbindung mit dem Wunsch nach Wechsel der Obereichsfelder aus dem Thüringischen ins Niedersächsische, wohin in den zurücklie-genden Jahrhunderten keine herrschaftliche Verbindung bestand. Ob dies machbar ist?

Dr. Gudrun Pischke, Vorsitzende der Arbeits-gemeinschaft Südniedersächsischer Heimat-freunde, Northeim

Verbundenheit mit Erfurt nicht aufgeben!

Je mehr ich darüber nachdenke, desto wich-tiger erscheint mir bei der Beantwortung der Frage nach der zukünftigen administrativen Zugehörigkeit des Eichsfeldes die Verbun-denheit mit der Stadt Erfurt. Unter anderem bedingt durch meine Studienzeit bezeichne ich sie oft als meine zweite Heimat. Dabei spielt auch der erlebte Vergleich mit Göttin-gen - dort studierte ich ebenfalls einige Se-mester - eine gewisse Rolle. Beim Papstbe-such im Jahr 2011 war es mir wichtig, nicht nur in Etzelsbach, sondern auch auf dem Domplatz dabei zu sein. Doch nicht nur mei-ne private Vorliebe spricht für mich für den jetzigen Regierungssitz.

Diese Stadt gehörte, genau wie das Eichs-feld, jahrhundertelang zu Kurmainz. Sie wur-de fast im Gleichschritt mit dem Obereichs-feld Anfang des 19. Jahrhunderts Preußen und erst Mitte des 20. Jahrhunderts Thürin-gen zugeschlagen. Der größte Teil des Eichs-feldes und die Stadt Erfurt teilen nicht nur ein ähnliches historisches Schicksal. Beide tragen das Mainzer Rad im Wappen. Auch wenn in geschichtlicher Perspektive betrach-tet Erfurt ebenso wenig zu Thüringen gehörte wie das Eichsfeld, so ist Erfurt doch heute für mich unumstößlich unsere Landeshaupt-stadt. Sie ist zugleich Sitz unseres Bischofs. Diese nicht selbstverständliche Doppelung ist gewiss nicht unerheblich. Ich fände es sehr bedauerlich, wenn durch eine wie auch immer geartete Gebietsreform der Bund des (Ober)Eichsfeldes mit Erfurt aufgelöst wür-de, auch wenn sich dieser oft in landespoliti-scher, bisweilen auch in kirchlicher Hinsicht schwierig zu gestalten scheint.

Mit einer Kreisstadt Göttingen oder einer Landeshauptstadt Hannover jedenfalls könn-

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te ich mich bis zu meinem Lebensende ver-mutlich genauso wenig identifizieren wie mit staatlichen oder kirchlichen Zugehörigkeiten zu Nordhausen, Mühlhausen, Eschwege, Kassel, Wiesbaden, Fulda, Paderborn oder

Hildesheim. Eine – ganz klar zu begrüßende - Einheit des Eichsfeldes ist für mich nur in Einheit mit Erfurt vorstellbar!

Matthias Werner, stellv. Leiter der Eichsfelder Werkstätten in Heiligenstadt, Mackenrode

„Ein Eichsfeld in einem Bundesland“Ereignisse und Diskussionen zu diesem Thema im Frühjahr 1990

von Helmut Rosenthal

März 1990: Kreis Heiligenstadt will sepa-rat der BRD beitreten

Für den 18. März 1990 waren die ersten frei-en Volkskammerwahlen in der „Noch“-DDR angesetzt. Nach den Medienberichten der letzten Wochen vor der Wahl war ihr Aus-gang durch das Erstarken der in PDS um-benannten SED fragwürdig geworden, und es war zu befürchten, dass der Wunsch der Eichsfelder Bürger nach „Deutschland, einig Vaterland“ von einer linken Regierung nicht ernst genug genommen würde.

In dieser Situation kam es in den ersten Märztagen zum Vorstoß des bereits am 7. Dezember 1989 gewählten Vorsitzenden des Rates des Kreises Heiligenstadt und Volkskammerkandidaten der CDU, Dr. Wer-ner Henning, dem Rat einen Beschlussvor-schlag zum schnellen Übertritt des Kreises Heiligenstadt in die Bundesrepublik Deutsch-land vorzulegen.

In der „Eichsfelder Tagespost“ vom 15. März 1990 stand: „Henning hatte in dieser Woche vorgeschlagen, dass der Kreistag den Rat des Kreises zu eigenständigen Verhandlun-gen mit der Bundesrepublik Deutschland au-torisieren solle. Dabei sollten die Modalitäten für einen separaten Beitritt des Kreises Hei-ligenstadt zum Geltungsbereich des Grund-gesetzes erarbeitet werden. In Sorge um den Fortgang einer Situation, welche schnelle und grundlegende Entscheidungen in der Frage einer baldigen Vereinigung beider deutscher Staaten erfordert und um die Perspektiven ei-ner ebenfalls geteilten Region Eichsfeld, sei der Rat des Kreises zu diesem Schritt gewillt gewesen. Der Kreistag hätte dann über den Vorschlag abzustimmen, eine Volksabstim-mung der Kreisbewohner zuzulassen. Den 1945 zum Kreis gekommenen hessischen Dörfern sollte dann die Rückkehr nach Hes-sen ermöglicht werden. Dem anderen Teil des Kreises Heiligenstadt wäre dann die Möglichkeit gegeben worden, an die Traditi-onen einer mehr als tausendjährigen gemein-samen Vergangenheit der Menschen des Un-ter- und Obereichsfeldes in einer Vereinigung im Bundesland Niedersachsen anzuknüpfen. Als Denkmodell sei der Vorstoß legitim. Es gehe dabei nicht nur um die Perspektiven einer Nation, sondern auch um die Zukunft von historisch gewachsenen Gebieten, wie es das Eichsfeld darstelle.“

Diesen spektakulären Plan musste Dr. Hen-ning dann am 15. März 1990 zurückziehen, da sich etliche Teilnehmer des „Runden Ti-sches“ und Kreistagsmitglieder, die ja noch in DDR-Zeiten alternativlos gewählte „Volks-vertreter“ waren, übergangen fühlten.

Abb. 1: 30. Oktober 1989: Demo auf dem Weg vom Schöllbach zum Friedenplatz in Heiligenstadt. Foto: Cliff Russel, Korbach/Sidney.

178 Eichsfelder Heimatzeitschrift – Die Monatsschrift für alle Eichsfelder

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Gedanken über die administrative Einheit des Eichsfeldsvon Gerold Wucherpfennig

Das Thema Gebietsreform wird in Nieder-sachsen und Thüringen gegenwärtig intensiv in der Öffentlichkeit diskutiert. Da sowohl der niedersächsische als auch der thüringische Teil des Eichsfeldes von den Reformbestre-bungen betroffen sind bzw. sein könnten, er-scheint es angebracht, einige Gedanken in die Diskussion einzubringen.1

In Niedersachsen gibt es seit Jahren Bestre-bungen, die Landkreise Göttingen, Northeim und Osterode zu einem Landkreis „Südnie-dersachsen“ oder „Göttingen“ zu fusionieren. In Thüringen haben die CDU und die SPD nach der Landtagswahl 2009 im Koalitions-vertrag festgelegt, ein Gutachten über eine Funktional- und Gebietsreform zu beauftra-gen. Dieses Gutachten liegt nunmehr seit dem 31. Januar 2013 vor und hat bereits leb-hafte Diskussionen ausgelöst. Danach soll u. a. der Landkreis Eichsfeld mit dem Landkreis Nordhausen zusammengelegt werden.

Für bekennende Eichsfelder dürften weder die Zielvorstellungen in Niedersachsen noch die in Thüringen akzeptabel sein. Die regio-nale und konfessionelle Identität der Eichs-felder, die Milieubindung der Bevölkerung, der sich von seiner Umgebung abhebende Kulturraum blieben bei den Reformbestre-bungen völlig unberücksichtigt.

Die Wunschvorstellung heimat-, regional- und volkskundlich interessierter Eichsfelder nach einem grenzenlosen Eichsfeld würde trotz möglicher Ansatzpunkte für eine admi-nistrative Vereinigung wieder einmal unbe-achtet. Nach fast 200-jähriger Trennung des Eichsfelds infolge des Wiener Kongresses 1815/16 wäre erneut eine Chance vertan?

Die Frage nach der Bildung eines Landkrei-ses, der das ganze Eichsfeld beinhaltet, wird von den Landesregierungen in Niedersach-sen und Thüringen offensichtlich nicht ge-stellt. Was spricht eigentlich dagegen? Die Größe eines administrativ in einem Landkreis vereinten grenzenlosen Eichsfelds zumindest nicht.

Ein Gebilde aus dem heutigen Landkreis Eichsfeld, dem bis 1972 bestehenden Altkreis Duderstadt sowie den sonstigen Eichsfeld-dörfern hätte rund 160.000 Einwohner und eine Fläche von rund 1.500 km².

Zum Vergleich: Die durchschnittliche Bevöl-kerungszahl von Landkreisen in Deutschland beträgt 184.000 Einwohner und die durch-schnittliche Fläche 1.162 km².

Weitere Daten von Landkreisen sind in der nachstehenden Tabelle ersichtlich.

Ø Einwoh-nerzahl der Landkreise

Ø Fläche der Land-kreise in km²

Nordrhein-Westfalen 339.500 938

Hessen 221.600 972

Sachsen-Anhalt 160.000 1.806

Brandenburg 157.700 2.062

Niedersachsen 155.800 1.196

Sachsen 133.600 782

Bayern 125.800 964

Thüringen 97.900 903

Durchschnittliche Einwohnerzahlen und Landkreisflächen (2011).2

Unter Berücksichtigung dieser exemplarisch genannten Parameter würde ein vereinig-tes Eichsfeld in einem Landkreis mit rund 160.000 Einwohnern und 1.500 km² Fläche - bundesweit betrachtet - durchaus repräsen-tativ sein.

Auch der Grundsatz bzw. das „Gebot“ bei Gebietsreformen, die Berücksichtigung histo-rischer, regional- und sozialkultureller Beson-derheiten wäre im Falle eines geschlosse-nen Eichsfelds mehr als eingehalten. So sind nach wissenschaftlichen Untersuchungen die Eichsfelder eine politisch-kulturelle Beson-derheit,3 eine eigenständige Volksgruppe,4 ein Sozialgebilde eines abgeschlossenen Raumes,5 und bilden einen geschlossenen, sich von seiner Umgebung abhebenden Kul-turraum.6 Der Tenor möglicher Bestrebungen

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V. Das Wesentliche erkennen

Hinein ins Schweigen sich als Strophe singen,wo ewige Metaphern sterben sollen,bis Alltagsworte wie Gedichte klingenund Totgesagte wieder leben wollen,bis Widerruf und Leugnung sich besinnenund sanft erwachen aus dem dumpfen Grol-len,bis neue Horizonte sie gewinnen,die sich in jede Himmelsrichtung weiten,wo sie ein Netz von Antworten gewinnen,die Schlange steh’n seit längst vergang’nen Zeitenund die sich anschau‘n und sich neu erlebenund die, indem sie sich ein Fest bereiten,Aus vielen Einzelnen ein Ganzes weben.

Eichsfelder Heimatzeitschrift – Die Monatsschrift für alle Eichsfelder 185

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Das historische Eichsfeldfoto

Die beiden historischen Fotos wurden vor 80 Jahren, am 1. Mai 1933, am Bahnhof Duderstadt aufgenommen und zeigen die Bahnhofsbediensteten (oben) und eine festlich geschmückte Loko-motive (unten). Die Originalfotos stammen aus der Sammlung des letzten Bahnhofsvorstehers von Duderstadt, Bruno Menge, der jetzt als 93-Jähriger in Herzberg am Harz lebt. Einsender: Eberhard Menge, Nürnberg.

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lich in seine Eichsfelder Heimat; er übernahm von dem in den Alters-ruhestand getretenen Pfarrer Albrecht Baier die Pfarrgemeinde St. Bonifatius Wüstheutero-de mit den Kirchenge-meinden Mackenrode, Röhrig und Eichstruth sowie die dazugehö-rigen Diasporadörfer Weidenbach, Asbach-Sickenberg, Dietzenro-

Wir gratulieren

P. Josef Otto feierte goldenes Priesterjubiläum

Winfried Hesse seit 35 Jahren Pfarrer

Am ersten Ostertag feierte Oblaten-Pater Jo-sef Otto O.M.I. im Bonifatiuskloster in Hünfeld sein Goldenes Priesterjubiläum. Zusammen mit dem Provinzial, P. Dr. Thomas Kloster-kamp, und dem Jubilar Josef Sander sowie Verwandten und weiteren Gästen wurde in der Hauskapelle ein Dankgottesdienst gefeiert. Unter den Gästen war auch eine Abordnung der Heimatgemeinde Birkenfelde.

Pater Josef Otto wurde am 26. Mai 1935 als Sohn der Eheleute Karl und Maria Otto ge-boren. Nach dem Besuch der Volksschule in Birkenfelde ging er im Jahre 1948 zum wei-teren Schulbesuch nach Obermedlingen und legte 1956 am Gymnasium in Dillingen an der Donau sein Abitur ab. Dem folgte das Noviziat 1956/57 in Maria Engelport und das Theologie-Studium von 1957-1963 in Hünfeld. Sein Ewi-ges Gelübde legte er 1960 ab und wurde 1963 zusammen mit Pater Bertold Lendeckel aus Lutter zum Priester geweiht. Seine Primiz mit der Heimatgemeinde feierte er in „St. Ägidien“ in Heiligenstadt, da ihm eine Einreise in das Sperrgebiet verweigert worden war.

In Mainz, Essen, Gelsenkirchen, Offenbach, St. Ullrich, Hünfeld, Zwickau und Kronach hat er als Gemeindeseelsorger gewirkt. Die Pfarr-stellen von Pater Josef Otto wurden von seinen Nachfolgern gern angenommen, da diese ge-

ordnete Strukturen unter starker Einbeziehung der Laien vorfanden. Er ist der Überzeugung, dass nachhaltiges Priestertum dann möglich ist, wenn das Christsein auch zur Anwendung kommt. Sein Credo lautet: „Mensch sein, Mensch werden, Mensch bleiben.“

Seit dem Jahre 2003 lebt er aus gesundheit-lichen Gründen auf der Pflegestation des Bonifatiusklosters in Hünfeld. Wenn es sein Gesundheitszustand erlaubt, wird er am 2. Pfingsttag als Gast an den Jubiläumsfeier-lichkeiten an der Maria-Hilf-Kapelle auf der Hennefeste teilnehmen.

Werner Grieß

Zur Gratulation in Hünfeld bei P. Josef Otto (2.v.r.): die Birkenfelder Ratsherren Werner Knauf und Werner Grieß sowie Bürgermeister Gerhard Stadler.

Pfr. Hesse (l.) und Küster Erich Obst. Foto: Reiner Merker

Für die Kirchengemeinde Wüstheuterode mit Mackenrode, Röhrig und Eichstruth ist es eine Freude, in Zeiten des Priestermangels noch einen eigenen Seelsorger zu haben. Diese Freude wurde in der heiligen Messe am Os-termontag deutlich: Pfarrer Winfried Hesse konnte an jenem Tag auf 35 Jahre Priester-würde zurückblicken.

Am 1. April 1978 war der gebürtige Heiligen-städter zum Priester geweiht worden. Nach seiner ersten Station als Kaplan in Nordhau-sen blieb er zunächst der Thüringer Diaspora treu. Zuletzt war er in Weida tätig. Im Juli 2006 versetzte ihn Bischof Joachim Wanke schließ-

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Eine bedeutende Eichsfelder Unternehmer-Persönlichkeit starb kürzlich im Alter von 93 Jahren. Adolf Jass, Papierfabrikant und Eh-renbürger seines Geburtsortes Rollshausen war auch in seiner Wahlheimat Fulda Eichs-felder mit Leib und Seele.

Sein beruflicher Werdegang begann nach dem Studium der Volkswirtschaft in Göttin-gen mit der Anstellung in leitender Position in der Papierfabrik Rhumspringe und mündete 1960 in der Übernahme einer Papierfabrik in Gronau (Leine).

1970 verkaufte er seinen Betrieb und baute in Fulda eine neue Fabrik, in der er ebenfalls ausschließlich Altpapier als Rohstoff zur Pa-pierproduktion verwendete. Wer mit der Deut-schen Bahn durch Fulda fährt, sieht von wei-tem den Namen des Eichsfelders an seinen Fabrikgebäuden.

Nach der Wende baute er ein noch größeres Werk im thüringischen Rudolstadt-Schwarza, wodurch er zu einem der führenden und größ-

Wir gedenkenAdolf Jass mit 93 Jahren verstorben

ten Papierhersteller Deutschlands und Eu-ropas wurde.

Der Unternehmer aus Leidenschaft fühlte sich Zeit seines Le-bens seinem Heimat-ort und dem Eichsfeld tief verbunden und brachte sich vielfach unterstützend ein. Dass bei allem Engagement für das Allge-meinwohl die Verleihung des Bundesver-dienstkreuzes folgte, scheint nahezu selbst-verständlich. Bescheiden äußerte er sich einmal so: „Ich bin dem Erfolg nicht nachge-laufen, ich bin ihm entgegengegangen.“

Sein Leitspruch „Munter bleiben“ war kenn-zeichnend für die Wesensart des Unterneh-mers und Arbeitgebers. Adolf Jass wird vielen Eichsfeldern in guter Erinnerung bleiben.

hm

versuchs Kooperative Gesamtschule tätig war. 1976 wurde er Fachleiter für politische Bildung am Studienseminar Meppen. 1986 übernahm er als Oberstudiendirektor die Leitung des Gymnasiums in Duderstadt.

Heribert Warnking erwies sich vom ersten Tag seiner Tätigkeit als Schulleiter nicht nur als eloquent, sondern auch als zielstrebig und umsichtig. Mit Nachdruck und mit viel Einfalls-reichtum förderte er die neuen Technologien. Schon nach wenigen Jahren hatte er mit der Unterstützung etlicher Kollegen und Kollegin-nen eine Spitzenstellung „seines“ Gymnasiums in der gesamten Bundesrepublik erreicht.

Als nach dem Fall der Mauer thüringische Schüler und Schülerinnen die Aufnahme in das EGD wünschten, erarbeitete Warnking einen in Deutschland wohl einzigartigen Plan zur Integration der ehemaligen POS-Schüler: In jedem Jahrgang gab es eine speziell auf die Situation dieser Schüler ausgerichtete Stun-denverteilung zwischen Englisch, Russisch, Latein und Französisch, die ein Erreichen

des Abiturs in der üblichen Zeit ermöglichte, ohne den von Warnking stets nachhaltig ver-tretenen Leistungsanspruch des Gymnasiums zu vernachlässigen. Es war eine akribische, hervorragend koordinierte Planungsleistung zugunsten der Schülerschaft.

Neben der gewissenhaften Ausübung sei-ner Pflichten als Dienststellenleiter, bei der ihn niemand entnervt oder unhöflich erleben musste, hat er darüber hinaus als stellvertre-tender Vorsitzender der niedersächsischen Direktorenvereinigung und als Leiter des Bildungspolitischen Ausschusses im nieder-sächsischen Philologenverband verbands-politische Arbeit geleistet. In seine Dienstzeit fielen auch die aufwendigen Feierlichkeiten zum 125-jährigen Bestehen des Gymnasiums 2001 und zum 100-jährigen Abitur 2006.

Die ersten Jahre von OStD Warnking im Ru-hestand belegen, dass er sich – auch ohne Schuldienst – seine Dynamik erhalten hat. Wir wünschen ihm noch viele Jahre Schaffenskraft und Zufriedenheit. Irene Bormann

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Berichte aus dem Eichsfeldaus Meldungen der Thüringer/Eichsfelder Allgemeine, Thüringer/Mühlhäuser Allgemeine,

Thüringische Landeszeitung/Eichsfelder Tageblatt, Eichsfelder Tageblatt (Duderstadt)

zusammengestellt von Edgar Rademacher

Beberstedt. Die Milcherzeugungs-Gesellschaft Beberstedt wurde im März als erfolgreicher Aus-bildungsbetrieb im Landwirtschaftsamt Leinefelde ausgezeichnet.

Berlingerode. Das Hotel „Alte Dorfschule“ wur-de kürzlich mit dem Qualitätssiegel „Wanderbares Deutschland“ ausgezeichnet. Es ist das sechste Haus im Eichsfeld, das nun dieses Siegel trägt.

Bernterode (Wipper). Seit 60 Jahren spielt Maria Barthel (77) die Orgel in der St.-Martins-Kirche. Jetzt wurde sie für ihren unermüdlichen Einsatz mit der St.-Elisabeth-Medaille des Bistums Erfurt geehrt.

Bilshausen. Nachdem der ehemalige Einkaufs-markt am Pfingstmontag vergangenen Jahres ab-gebrannt war, steht jetzt das abgeräumte Gelände zum Verkauf.

Birkungen. Beim traditionellen Schlachteessen der Mittelstandsvereinigung (MIT) erklärte die Thüringer Ministerpräsidentin Christine Lieber-knecht vor dem Hintergrund einer geplanten Ge-bietsreform vor über 500 Eichsfeldern und Gäs-ten: „Dieser Landkreis bleibt!“

Zur Eröffnung der diesjährigen Wanderbussaison hatten sich am Ostermontag knapp 160 wander-freudige Eichsfelder auf den Weg von Birkungen nach Silberhausen gemacht. Gut acht Kilometer wurden bei strahlendem Sonnenschein bewältigt.

Breitenbach. In diesem Jahr sollen drei Straßen grundhaft saniert werden, und zwar die Kleine Gasse, die Sackstraße und die Kliengasse.

Breitenworbis. Im Altenpflegeheim „Sankt Josef“ konnte Frieda Winsel am 24. März im Kreise ihrer Angehörigen ihren 101. Geburtstag feiern.

Deuna. Die bekannte Bäckerei Klaus Reinhold hat kürzlich ihre Pforten geschlossen. Personalman-gel zwang den Inhaber zur Aufgabe des Betrie-bes. Ein Dutzend Mitarbeiter haben damit ihren Job verloren.

Desingerode. Für 60-jährige Mitgliedschaft in der freiwilligen Feuerwehr konnte unlängst Ernst Freckmann geehrt werden. Heinrich Schenke wur-de für 50-jährige Mitgliedschaft gedankt.

Diedorf. Zwei junge Unternehmen wollen zur Jahresmitte eine bisher nie genutzte Industriebra-

che am Ortsausgang ausbauen und schrittweise beziehen. Dazu werden rund drei Millionen Euro investiert.

Infolge einer Havarie in der Biogasanlage der Agrargenossenschaft sind Anfang April etwa 40 Kubikmeter flüssiges Biogassubstrat und Gülle unkontrolliert ausgetreten.

Dingelstädt. Zehn Jahre hat das ehemalige Kran-kenhaus in der Unstrutstadt leer gestanden; jetzt will es die Katholische Altenpflegeheime Eichsfeld gGmbH für vier Millionen Euro in ein modernes Altenpflegezentrum umgestalten. Darin entstehen drei Wohngruppen mit insgesamt 41 Senioren so-wie eine Tagespflege mit 20 Plätzen. Ende 2014 soll das Haus bezugsfertig sein.

Am zweiten Osterfeiertag hatten sich traditions-gemäß wieder zahlreiche Steppkes bei der Ma-rienkirche versammelt, um diese mit ihren Ste-ckenpferden zu umrunden. Zur Belohnung gab es Süßigkeiten.

Duderstadt. Auf dem früheren Kornhaus-Gelän-de in der Industriestraße wurde am 21. März ein neuer Raiffeisenmarkt eröffnet.

Eine neue Skater-Anlage wurde im März vor den Jugendfreizeitheim am Schützenring seiner Be-stimmung übergeben. Die Harz Energie unter-stützte die Anlage mit 15.000 Euro.

Der Kräutermarkt auf Gut Herbigshagen am Os-termontag erfreute sich eines guten Zuspruchs, 3.500 Besucher waren gekommen.

Zu der im nächsten Jahr anstehenden Bürger-meisterwahl in Duderstadt wollen SPD, Grüne und WDB mit einem gemeinsamen Kandidaten ins Rennen gehen.

Der neue niedersächsische Minister für Wirt-schaft, Arbeit und Verkehr, Olaf Lies, weilte am 2. April zu einem Antrittsbesuch in der Eichsfeld-metropole. Im Mittelpunkt einer Gesprächsrunde mit Bürgermeister Wolfgang Nolte und Landrat Bernhard Reuter standen aktuelle Themen und Projekte aus den Bereichen Wirtschaftsförderung, Verkehrserschließung, Datenautobahnen sowie weitere Infrastrukturmaßnahmen.

Bundespräsident Joachim Gauck und seine Le-bensgefährtin Daniela Schadt weilten am 11. April im Rahmen des offiziellen Antrittsbesuches in Nie-

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29 Schüler aus der französischen Partnerstadt An-noeullin verbrachten im April eine Woche mit Wor-biser Freunden. Ausflüge führten nach Kassel, Ful-da, Mühlhausen und Duderstadt. Hier konnten sie auch dem deutschen Staatsoberhaupt zuwinken.

Aus der NachbarschaftMühlhausen. Am 4. April haben sich Unstrut-Hainich-Landrat Harald Zanker (49) und Grund-schulleiterin Claudia Krause (43) in Dresden das Ja-Wort gegeben.

Im Rahmen der Mühlhäuser Musiktage gastierte hier im April der weltberühmte Tölzer Knabenchor in der Kornmarktkirche.

Zum Sparkassenforum am 6. Mai in der Korn-marktkirche spricht das Oberhaupt des Benedik-tinerordens Notker Wolf zum Thema: „Wirtschaft - Werte - Gesellschaft“.

Aus dem HVE Eichsfelder Modelle im „mini-a-thür“-Park in Ruhla

In Thüringens einzigem Miniaturenpark in Ruh-la werden insgesamt 108 Modelle bedeutender Thüringer Sehenswürdigkeiten gezeigt. Seit dem 6. April gehören auch die Wallfahrtskapelle Et-

zelsbach und die Unstrutquelle bei Kefferhausen dazu. Die Burg Hanstein ist dort schon seit Jahren präsent.

Der HVE-Vorsitzende Gerold Wucherpfennig stellte die beiden neuen Eichsfeldmodelle, wel-che im Maßstab 1:25 erbaut wurden, vor. Für die Unterstützung bei der Erstellung der Wallfahrts-kirche Etzelsbach, wofür 1.100 Arbeitsstunden aufgewandt wurden, dankte er auch dem Stein-bacher Pfarrer Monsignore Stubenitzky und der Kreissparkasse Eichsfeld.

Kirche, Kultur und TraditionenWallfahrt zur Maria-Hilf-Kapelle auf der Hennefeste

von Werner Grieß

Nachdem die Christen der Gemeinden am Fuße der Hennefeste im vergangenem Jahr der Errich-tung von Kreuzweg und Kapelle vor 160 Jahren gedachten, steht in diesem Jahr erneut ein klei-nes Jubiläum an. Am 14. Juni 1943 (2. Pfingsttag) wurde erstmalig an der Kapelle die Eucharistie gefeiert. Dies geschah auf die Initiative des Ob-latenpaters Rudolf Rittmüller, einem gebürtigen Birkenfelder.

Stationsweg und Kapelle waren am 14. Septem-ber 1852 von Dr. Conrad Zehrt eingeweiht worden. Der Bau des Kreuzweges ging auf eine Initiative des „Comites“ zurück, welches den Bewohnern von Birkenfelde vorschlug, „ob man es nicht für notwendig und heilsam halte, in dieser bedrängten Zeit einen Kreuzweg zu geloben und zu errichten.“ Die Bedrängnis dieser Zeit bestand in der Chole-ra-Epidemie.

Dem Oberförster Leonhard Goldmann ist es zu verdanken, dass der Kreuzweg bis auf das Hoch-plateau geführt wurde. Da dieses Plateau „Koppel-lute“ (gemeinsames Weideland) von Birkenfelde, Gerbershausen, Rothenbach, Ober- und Unter-stein war und deren Bewohner verschiedenen Religionen angehörten und damit wohl unter-schiedliche Interessenslagen zu erwarten waren, stellte der Oberförster Grund und Boden seines Försterreviers zur Verfügung und baute die Ka-pelle auf seine Kosten. Die Hilfe der Anspanner hat er gern angenommen und übergab die fertige Kapelle zum Benutzen durch Kirchengemeinde und Besucher des Kreuzweges. Er war gewillt, die innere Ausschmückung mit dem jeweiligem Pfarrer abzusprechen und behielt sich den Platz an den beiden kleinen Kniebänken bei Andachten in der Kapelle vor.

Eichsfelder Heimatzeitschrift – Die Monatsschrift für alle Eichsfelder 193

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Bundespräsident Joachim Gauck in DuderstadtEin Konvoi von großen Limousinen rollt, von der Unterkirche kommend, über die Marktstraße. Vor dem Rathaus steigt Bundespräsident Joachim Gauck aus dem Dienstwagen und winkt den war-tenden Menschen zu. Bürgermeister Wolfgang Nolte hat eigens die Amtskette angelegt, ehe er das deutsche Staatsoberhaupt begrüßt. Joachim Gauck, begleitet von seiner Lebensgefährtin Da-niela Schadt, war gemeinsam mit dem neuen niedersächsischen Ministerpräsidenten Stephan Weil und dessen Ehefrau Rosemarie Kerkow-Weil ins Eichsfeld gekommen. Der Helikopter mit den prominenten Gästen landete auf dem Gelände der Bundespolizei am Euzenberg. Hier betrat der ge-bürtige Rostocker Joachim Gauck, wohl erstmals in seinem Leben, Eichsfelder Boden.

Im Rathaussaal stand das Thema „Demografi-scher Wandel – Fachkräftemangel“ auf dem Pro-gramm. Ottobock-Chef Hans Georg Näder stellte die Initiative Duderstadt 2020 vor, für die auch auf der Litfaßsäule an der Marktstraße geworben wird. Die Duderstädter Arbeitsagentur will junge Menschen ohne Ausbildung qualifizieren. Dieses Problem beschäftigt auch Joachim Gauck, der das Vorhaben der Arbeitsagentur positiv beurteilt.

Am späten Nachmittag nutzten Bundespräsident Gauck und die anderen prominenten Gäste das sonnige Wetter für einen Spaziergang vom Hotel zum Löwen bis zum Rathaus. Begleitet wurden sie von Dutzenden Medienvertretern, die für Presse,

Funk und Fernsehen aus Duderstadt berichteten, und zahlreichen Bürgern. Joachim Gauck und Daniela Schadt trugen sich in das Goldene Buch der Stadt Duderstadt ein. Eine Veranstaltung nur für geladene Gäste komplettierte das Programm. Zu Beginn ihres Besuchs in Duderstadt hatten die Gäste aus Berlin und Hannover das Unternehmen Ottobock besichtigt, bei dem sie auch von Aus-zubildenden empfangen wurden. Elektronisch gesteuerte Entwicklungen des Global Players Ottobock beeindruckten am meisten.

Heribert Reinhardt

Joachim Gauck beim Empfang vor dem Duder-städter Rathaus. Foto: Heribert Reinhardt.

Aus den Eichsfelder Vereinen

Verein für Eichsfeldische Heimat-kunde im Sparkassenmuseum

Heiligenstadt„Spare in der Ziet, da häste in der Not.“ Nur recht zögerlich hatten sich die Eichsfelder anfangs ent-schlossen, ihr Erspartes nach dieser Devise nicht mehr im Strumpf oder unterm Kopfkissen zu de-ponieren. Jedermann sollte die Möglichkeit nutzen können, für „Nothfälle“ Vorsorge und deshalb sein Geld zu einer Sparkasse zu tragen.

Deshalb wurde am 3. November 1838 im Heili-genstädter Rathaus die zweite Kreissparkasse in Preußen eröffnet - noch ohne einen einzigen Kun-den. Der kam erst eine Woche später. Lehrer Lud-wig nutzte das Angebot, sonnabends zwischen 10 und 16 Uhr sein Geld der neuen Einrichtung im Rathaus anzuvertrauen. Er brachte fünf Taler mit.

Die wurden als einzige Einlage getreulich verwal-tet, bis zum 21. September 1839. Erst an diesem Tag meldete sich als Kunde Nummer 2 der Korb-macher Karl Friedrich Schuchardt an.

Der Heiligenstädter Sparkassen-Jahresbericht für 1848 vermeldete dann schon eine stolze Einla-genhöhe von 4 753 Talern. Der Kreis Worbis woll-te nicht nachstehen und eröffnete am 1. Januar 1841 seine erste Sparkasse. Diese „Rendantur“ mit „Kassenlokal“ und einem „feuerfesten, die-bessicheren Geldschranke hinter vergittertem Fenster“ befand sich praktischerweise im Haus des „Rentmeisters“ (Sparkassendirektor).

In die Vergangenheit des Eichsfeldes Einblick neh-men konnten kürzlich die Mitglieder des Vereins für Eichsfeldische Heimatkunde. Sie besichtigten das Sparkassenmuseum im Dachgeschoss der Heiligenstädter Geschäftsstelle am Friedensplatz

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Kennen Sie das Eichsfeld?

Liebe Leserinnen und Leser,

In der Zeit der Gegenreformation auf dem Eichs-feld spielte Leopold von Stralendorff eine nicht unbedeutende Rolle. Wer war er:

a) Mainzer Erzbischof und Kurfürst,

b) Bischöflicher Kommissarius des Eichsfeldes,

c) Oberamtmann des Eichsfeldes?

Ihre Lösung schicken Sie bitte bis zum 12. Mai per Postkarte an die

Redaktion EHZVerlag Mecke DruckPostfach 142037107 Duderstadt

Der Gewinner erhält das Buch „Unser liebes Etzelsbach“.

Lösung der Quizfrage im letz-ten Heft: c) Johann Wolf.

Das Buch „Unser liebes Etzels-bach“ hat unsere Leserin Maria-Anna Gödecke, Gieboldehausen, gewonnen.

Herzlichen Glückwunsch.

Heimatkunde aus dem Heiligenstädter Stadtarchiv für junge Leservon Johanna Ziegler und Anne Hey

Warum der Papst ins Eichsfeld kamDas Eichsfeld erhielt durch die jahrhundertelange Insellage als Teil des Kurfürstentums Mainz seine besondere Identität. Noch heute weist das Mainzer Rad im Wappen darauf hin.

Schon seit dem Anfang des 11. Jahrhunderts gibt es urkund-

liche Nachrichten über Mainzer Besitzungen im Eichsfeld. Im ausgehenden 13. Jahrhundert wur-den weitere Gebiete an Mainz verkauft, beispiels-weise aus den Besitzungen des Grafen Heinrich von Gleichenstein, da dieser beim Kurfürsten Schulden hatte.

Es festigte sich der katholische Glaube unter den mainzischen Verwaltungsstrukturen, bis es zur Reformation kam. Die Mehrzahl der Eichsfelder wurde ab dem Jahr 1520 protestantisch.

Knapp 50 Jahre später kam der Jesuitenorden nach Heiligenstadt. Die Jesuiten leisteten einen wichtigen Beitrag zur Rekatholisierung im Zuge der Gegenreformation.

Papst Benedikt XVI. in Etzelsbach. Foto: Rolf Füt-terer, Heiligenstadt.

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Mundart

einst einen fränkischen Königshof, später resi-dierten Kurmainzer Oberamtleute und Statthalter hier. Durch die Missionierung soll Heiligenstadt zu seinem Namen gekommen sein. Der Name Heiligenstadt taucht erstmals in Verbindung mit dem um 960 errichteten St.-Martins-Stift auf. Der Ort könnte als „Heilige Stätte“ angesehen worden sein, weil dort die Reliquien der Heiligen Sergius und Bacchus aufbewahrt wurden. Später kamen noch die Reliquien der Heiligen Aureus und Jus-

tinus hinzu. Der Name der „Heiligen Stätte“ wur-de dann auch auf die angrenzende Siedlung und spätere Stadt übertragen.

RätselWusstest du schon …

dass es einen Merkspruch für die Eichsfelder Bur-gen gibt?

(mehr dazu im nächsten Heft.)

Marliesevon Bertram Strecker

Im Nochbororte hotte en Ossenbur enne Tochter. De hotte dan hebschen Nomen „Maria-Elisabeth“ bekumm’n. Dar hotte sich we’s domols Mode wor, abgeschleffen und enne Korzform ongenommen. Dos Mäichen worre ganz enfach „Marliese“ ger-ofen. Diss’r Nome worr abber noch dos Beste an ehm. Denn wo’se de Scheenhet verteelt honn, do

wor’se zu korz gekomm. Im Obbersteebchen worr se äu nit so ganz halle. Se worr olso dos, wos mon mit enne „infältige Person“ betituleert hät. Es hotte eu noch kenner ongebässen. Nun worr se in de Johre gekommn un dos, wos de „feinen Liete“ met enn „spätes Mäichen“ betitulerten, abber ansonste enne „ole Jungfer“ genant worre.

Oahrenoperationvon Hubert Behrens

Ett mott so 1960 west sin, Ilse un ühre Freundin Inge woahren twa hübsche Meekens. Sa woaren so fiftin Joahr oalt un den chanze Dag an lachen, Owersa harren baade den sölwen klaanen Kum-mer, sa harren wiet affstoahende Oahren. Watt sa nich allet schon varsöcht howet, anklewen, nachts ne enge Mütze uppen Kopp, ower da Oa-hren lotten seek nichtorechtbeigen. Ower dann kamm aanes Dages Inge anjesuset, sa harre inne Stadt bam Tahndoktor in aane Illustrierteaanen Werbeartikel funnen un da Siete harn-lieh harut jerierten. Da baaden leset nu: „Achtung Weltneu-heit. Ohrenkorrektur ohne Operation, tadellos anliegende Ohren Schmerz los und dauerhaft in vier Stunden. Kurpackung 48,50 DM. Welt weite Reverenzen.“ Da twaa sind chanz uten Hüs-chen. Datt Cheld willt sa seek tosammenbetteln, ett ward bestellt un aanes Dages kümmet datt Paket an. Twa klaane Flaschen un fift Sieten Ge-bruksanwiesung. Sunnoabend nomiddags findet nu da „Operation“ statt. Inges Mamme hätt da Anwiesung studiert, sa bindet den Meekens da Hoare hoach un waschet ührne da Oahren mett dat Tüch ut da iärs-te Flasche, nach taan Minuten wärd da Oahren chanz lappich. Mett den Inhalt von da twetten Flasche wärd da Oahren nu von binnen un butep „inlackiert“ da chanze Tied willt seek da Meekens kaputt lachen, datt iss aan Ge-

juche un Gequike. Nu aan schmoalte Dauk üm den Kopp harüm, datt da Oahren fest anligget un datt Dauk wiärd tinner da Noase varknotet. Da chanz Familie kucket tau un wie sa doa so sittet mett ühre Schnurboartsbinnen, nä, nä datt sall vier Stunne anhollen, nich spreken, nich la-chen, nich kauen. Omamme maant: „Je könnt doch aanen Rosenkranz biärten.“ Da Meekens prustet. Ett iss ne lange Tied ower nu iss ett so-wiet, da Binden komet aff, alles hölt da Luft an un wahrhaftig, da Meekens howet ühre „Oahren anneleggt. Nä sowatt schönes, alle klatschet, da Meekens jubelt un umarmt seek un danzet har-üm. Omamme maant: „Eek chläwet nich.“ Upp aanmoal ower hoalt da Meekens mett Danzen inne, Ilse packet seek an Kopp, chanz liese hört-me Knacks, knacks un Ilses Oahren klappet wier nach vorn, da Luije stöhnt un alle kucket nach Inge, un wier chat ett Knacks, Knacks un oak In-ges baade Oahren stoaht wier stief von Koppe äff. Kaan Minsche waat ob me hülen oder lachen sall, ower dann bebet datt Hus vur Lachen, da Wiewer howet Trän en anne Backen. Opappe schmunzelt: „Ett funkti oniert, ower nich lange chenauch, ower düsse Spektakel iss sine 48,50 wärt.“ Ils spreket: „Eek chläwe da lawe Chott will ett nich hemmen nu sallt mine Oahren so blieben wie sa sind. Omamme röppet ut da Köken: „Kaffee iss fertig.“

200 Eichsfelder Heimatzeitschrift – Die Monatsschrift für alle Eichsfelder

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Buchvorstellungen

Claudie Paye: „Der französischen Sprache mächtig“. Kommunikation im Spannungsfeld von Sprachen und Kulturen im Königreich Westphalen 1807-1813. Pariser Historische Studien Band 100. München 2013, 600 Seiten, 31 Schwarzweißabbildungen, ISBN 978-3-486-71728-0, 64,80 €.Unlängst musste in dieser Zeitschrift festgestellt werden, dass die westfälische Zeit des Eichsfel-des von 1807-1813 weitestgehend unerforscht ist. Lediglich das Ende der Herrschaft dieses kurzle-bigen Königreichs von Napoleons Gnaden in den Befreiungskriegen 1813 ist gut dokumentiert. Dabei sind diese Jahre nicht nur negativ besetzt, die Einführung des Dezimalsystems, die neue Zi-vilrechtsordnung in Form des Code civile u. a. m.

haben positive Impulse für die weitere gesellschaftliche Entwicklung auch im Eichs-feld ausgelöst. Ein besonde-res Problem des Königreichs Westphalen war die verstärk-te Einführung französischer Begriffe, insbesondere in den amtlichen Sprachgebrauch: aus dem Schulzen wurde der Maire, Departements und Districte waren die neuen Bezeichnungen für die Verwaltungsbezirke, und die französische Spra-che fand Anwendung im Verwaltungsverkehr. Dass der neue König der deutschen Sprache nicht mächtig war, sei nur am Rande erwähnt.

Abber, uff jedes Tippen poßt en Deckel. So wor es äu hie. Änner, dar ols Knacht im fernen Branden-burgschen uff em Gute orbetete, wor zur Kärmse dohem un noch etlichen Duppelten soh ar nun Marliese met anderen Äuwen. Es ging ahm nit im die üsserliche Scheenhet, sondern, wie ar säite, im „innere Warte“. Domet meente al ollerdings dam Olen sinne Ossenwertschaft. Als Ossenbur, stund ar ollemohle besser do, wie ols Knacht. So hotte ar met Marliese ongebondelt. Dar „Nordhüs-ser“ verwondelte dos häßliche Eintelein in enne hebsche Prinzessin. Dos Kärmesvergniegen blibb nit folgenlos. Marliese schlug olle Bedenken eh-rer Ohlen und dar Verwandtschoft, ehr Zukünft-ger wärre enn Schnäpser un en Grobion, in dan Weend. Es worr als wenn enne ole Schinn bra-ante. Es hulf olles nit, se loß sich nich’s saje. Se wulle un mutte ehren Grischan unbedingt free’e.

Onfongs, wo de Olen noch do worrn, gung es noch so ledlich. Abber unser Grischan hotte nun de Fla-schen doch lebber ols sinne Marliese. So suff ar immer meh un immer efter. Morjens bleeb ar lejen un loß de Olen un sinner Fräuwe de Orbed in Fald un Stoll moche. De Olen storben us Grom un Er-schepfung. Nun verlodderte dar Hop nun vullstän-nig. Wenn Grischan Dorst hutte, wos immer äfter vehrkom, ar kenn Gald me hotte, worre ar gonz krepelig. Nun wulle ar Gald von Marliese. De hotte ahm abber schon de letzten Kreten gegann. Do kom sinn ganzer schlachter Chorokter zim Vehr-schien. Ar klatsche, sinn Ehewieb, was doch nischt zu kunne ins Gesicht. Disse Vehrfälle komen immer efter ver. Nun schlug ar äu noch met dar Fust zu.

Marliese worre äfters mit Bielen odder met em bün-ten Gesicht, wie enn Rajenboggn, gesinn.

Letzten Enges hotte dar Herre en Erbarmen, un mochte Schluss met Marlises Mortyrium un nohm se zu sich. Grischan verkäfte dan Ossen, en Sti-cke Land, dann de Kewe noch enanner un jäute olles derch de Kehln. Nun gung’s ahm noch dra-ckiger. Wenn ar kunne, hulf ar donn bie annern Burn us ver enn wennig Assen odder en poor Gro-schen. Jetze, wo ar gaanz ung’n wor, worre ar äf-ter bie Marlieses Grobe gesinn. Lut sproch ar met sinner verblechenen Fräuwe, de ahn abber nit me geheere kunne. Onfongs heerte moncher noch zu wos Grischan in sinn Deleerium vun sich gob. Dos heerte sich meestens ungefahr so on: „Och lebbstes Moreechen, wenn de doch nur werre do werrest. Du sulltest es gut bie mich ho.“ Un ar versproch, dos ar se uff Hängen troje wulle un so witter. Es worr ägentlich dos gleeche Geschwatz, wos ar schon ver dr Hochsten losgeloßen hotte. Abber sin „harzlibstes Moriechen“ heerte nit, wenn ar äu noch so zum Steenerweechen bormte.

Emmol worre äs abber angerste. Pletzlich sprong ar meten uffs Grob, trompelte we enn Varrickter druff rim un grehlte immer werre: „Dü Deiwels Wieb, blibb jo wo de bist. Kimmste jetzt werre, do kriehste Draschen wie de noch nie gekräjen häst.“ Abber bis jetze äs nur änner von’n dan To-ten zurickegekehrt, un so sulle äs äu bliebe. Disse Ongelajenheet hotte en enfaches Bewandnis. Enn Mulwurf hotte grode geschobb’n, wos dar ohle Da-mel verr enne begunn’ne Ufferstehung gehohlen hotte.

Eichsfelder Heimatzeitschrift – Die Monatsschrift für alle Eichsfelder 201

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So war das Königreich Westphalen durch einen Verwaltungsapparat gekennzeichnet, der teils auf Französisch, teils auf Deutsch arbeitete und durch eine verstärkte Einwanderung französisch-sprachiger Migranten geprägt wurde. So ist die vorliegende Arbeit auf die kultur-, alltags- und sozialgeschichtlichen Aspekte der Sprach- und Kommunikationsproblematik gerichtet. Diese ist so für das Eichsfeld, das in seiner Gänze zum Harzdepartement des Königreichs Westphalen zählte, mit Heiligenstadt sogar die Hauptstadt dieses Departements stellte, von allergrößtem Interesse, zumal zu dieser Thematik jegliche Un-tersuchungen bisher fehlen.

Die Arbeit ist nach einer umfassenden Einlei-tung, die Themenkomplexe und Fragestellung, Forschungsstand, Aufbau der Untersuchung, Quellengrundlage, Methoden und Begriffe re-flektiert, in vier große Abschnitte unterteilt. Das sind zum einen die Sprachpolitik im Königreich Westphalen, dann die Sprach- und Kommunika-tionspraktiken, zum anderen Sprachbewusstsein, Verständigungsschwierigkeiten, Sprachdominanz und -konflikt sowie das Schlusswort, das, auch anspielend auf den kriegerischen Konflikt mit dem zaristischen Russland, sich „,Der französischen Sprache mächtig‘, mit der russischen gewappnet“ betitelt. Archiv- und Literaturverzeichnis sowie Personen-, Orts- und Sachregister runden den voluminösen Band ab.

Zwei Kapitel der Arbeit, die ursprünglich aus ei-ner Dissertation hervorgegangen ist, eines über

das westfälische Postwesen, die Briefkultur und den Stellenwert der Soldatenbriefe und eines über das Medium „Gerücht“, wurden nicht abge-druckt, sondern des Umfangs wegen im Internet veröffentlicht.

Heiligenstadt, Duderstadt, Eschwege und Nord-hausen werden einige Male im Text der Arbeit genannt, die umfangreichen Archivalien zum Harzdepartement, die sich im Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt, Standort Wernigerode befinden, jedoch nicht genutzt. Obwohl sie die ebenfalls dort lagernden umfangreichen Schriftgutbestände des Elb- und des Saaledepartements ausgewertet hat, sind die des Harzdepartements von der Ver-fasserin nicht genutzt worden - warum, ist nicht erkennbar. Zumindest schreibt sie in den einlei-tenden Dankesworten, dass sie nicht alle infrage kommenden Archive besuchen (und man muss zusetzen: nicht alle Archivalien nutzen) konnte und so die Arbeit „mit einem Stück ungestillter Archivsehnsucht“ abschließen musste. Die erar-beiteten Erkenntnisse sind aber voll auch für das Eichsfeld zutreffend. Und so kann diese Arbeit an-regen, entsprechende Belege unter Nutzung der zahlreich vorhandenen Archivalien für das Eichs-feld beizubringen.

Mit dem vorliegenden Band wurde ein weiterer Beitrag für die Aufhellung der Geschichte und Le-benswirksamkeit in der kurzen Zeit der Existenz des Königreichs Westphalen geleistet, der breite Beachtung verdient.

Paul Lauerwald

VeranstaltungskalenderWallfahrtskalender Maria in der Wiese,

Germershausen – Mai/Juni 2013

26.05., 18.00 Uhr: Fahrradwallfahrt mit Maiandacht und anschl. Begegnung vor der Wallfahrtskirche

13.06.: Kindergartenwallfahrt des Dekanates Un-tereichsfeld

22.06.: Wallfahrt der Kommunionkinder des Deka-nates Untereichsfeld

Galerie in der Burg Großbodungen Anlässlich des 350. Jahrestages der Erbauung der Kemenate in Großbodungen bereiten wir ge-meinsam mit dem gemeinnützigen Förderverein der Galerie in der Burg, Burgforum e.V. für Christi Himmelfahrt am 9. Mai eine Festveranstaltung vor. Im einzelnen wird es um 11.00 Uhr einen Vortrag über die Geschichte der Bodunger Kemenate von Dr. Gerlinde Gräfin von Westphalen geben. Weiter

wird eine Führung „Mit Karl Duval durch Großbo-dungen“ vorbereitet. Am Nachmittag um 14.00 Uhr ist ein Konzert mit dem aus Leinefelde stammenden Konzertgitarristen Alexander Keppner vorgesehen. Historische Aufnahmen der Kemenate aus der Zeit um 1920 ergänzen das Kemenatenfest. Erwartet werden an diesem Tag auch Nachfahren des Ke-menatenerbauers Thomas Billeb, Prof. Wolfgang Billeb aus Klagenfurt wird zur Eröffnung ein Gruß-wort sprechen.

Zum Kemenatenfest ist „TAG der offenen TÜR“. Der Eintritt zu Vortrag, Konzert und zur aktuellen Ausstel-lung des Künstlers Ronald Paris ist frei. Das Café bietet Köstlichkeiten aus der Kemenatenküche an.

Alle sind herzlich eingeladen.

Die Festveranstaltung wird unterstützt durch die Kreissparkasse Eichsfeld und das Burgforum e.V., dem gemeinnützigen Förderverein der Galerie in der Burg.

202 Eichsfelder Heimatzeitschrift – Die Monatsschrift für alle Eichsfelder

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Dieser herrliche Bildband zeigt das Eichsfeld von seinen schönsten Seiten.Unser schönes Eichsfeld 2. überarbei tete und erweiterte Aufl age 2008 des Bildbandes. Auf 228 Seiten im Format 24 x 21 cm sind mit 458 Bildern alle Orte des Eichsfeldes mit mindestens einer farbigen Darstellung abgebildet. Einen Bild-Text-Band mit solcher inhaltlichen Wei-te wurde bis heute noch nicht wieder erreicht. Von J. Keppler und H. Mecke. Hg. Heimat- und Verkehrs-verband Eichsfeld (HVE), Leinefelde-Worbis. ISBN 978-3-932752-59-9 bisher 14,95 €, jetzt 9,95 €Dieser Titel ist als auch E-Book bei LIBREKA www.libreka.de/9783869440743 zum Preis von 9,95 € erhältlich (E-Book-ISBN 978-3-86944-074-3).

Ein Kompendium welches in keiner Eichsfelder Familie fehlen sollte:Die Kirchen im Eichsfeld. Kirchen- und Kunstführer. 2. bearb. und erweiterte Aufl age 2011. Hg. vom Verein für Eichsfeldi-sche Heimat kunde und vom Heimatverein Goldene Mark (Untereichs-feld). Auf 360 Seiten im Format 12 x 21 cm werden insgesamt 266 Kirchenbauten präsentiert: 199 katholische Kirchen und Kapellen, 53 evangelische Gotteshäuser sowie ehemalige Klosterkirchen, Burg- oder Schlosskapellen. Auf 640 teils ganzseitigen Fotos sind Außenansichten aller Kirchen zu sehen, werden bedeutsame Innenräume gezeigt und repräsentative Kunstwerke dargestellt, sodass bleibende Eindrücke von bis zu 800-jährigen hervorragend erhaltenen Sakralbauten und deren einzigartiger Ausstattung entstehen. ISBN 978-3-936617-92-4

bisher 19,95 €, jetzt 9,95 €Dieser Titel ist auch als E-Book bei LIBREKA www.libreka.de/9783869440446 zum Preis von 9,95 € erhältlich. (E-Book-ISBN 978-3-86944-044-6)

Zu beziehen sind die Bücher über alle Buchhandlungen und beim Verlag Mecke Druck, Postfach 1420, 37107 Duderstadt, Tel. 0 55 27-98 19 22, Fax 981939, [email protected]

Zwei wichtige Eichsfeldtitel im Preis deutlich herabgesetzt.

Unser Sommer-Angebot:

Auf dieses Angebot haben viele gewartet!

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Beginn: Sonntag, 26.05.2013, Ende: Freitag, 31.05.2013.

Anmeldungen: Bildungs- und Ferienstätte Eichs-feld in Uder, Tel. 036083-42311, www.bfs-eichsfeld.de, [email protected]

Zum 90. Mal pilgern die Eichsfelder nach Bochum-Stiepel

Ablauf: Sonntag, 26.5.2013, 11.30 Uhr Pontifikalamt auf dem Wallfahrtsplatz am Zisterzienserkloster Bochum-Stiepe. 14.30 Uhr Schlussandacht in der Stiepeler St. Marien Wallfahrtskirche

Christian Herker

Bildungs- und Ferienstätte Eichsfeld Wanderwoche – Das Grüne Band. Die Natur lebt auf. Der Mensch gewinnt. Mit dem Fall des Eiser-nen Vorhangs im Jahr 1989 trat der über fast vier Jahrzehnte entstandene längste Lebensraumver-bund Deutschlands aus dem Schatten der inner-deutschen Grenzanlagen. Das Grüne Band ist heu-te Nationales Naturerbe und lebendiges Symbol der Überwindung der einstigen Teilung Deutsch-lands. In Tagestouren (bis max. 15 km) erkunden Sie den ehemaligen Grenzstreifen als attraktives Wandergebiet mit seiner unberührten Natur und den ökologischen Besonderheiten und erfahren Wissenswertes zur Geschichte des Eichsfeldes und seinen Grenzen.

Personalien (ohne Gewähr)

Liebe Leserinnen und Leser, Sie haben selbst die Möglichkeit, Gratulationen oder andere wichtige Personalia in unserer Hei-matzeitschrift kostenlos zu veröffentlichen. Bitte haben Sie Verständnis, dass nur Zuschriften be-rücksichtigt werden, die in der nächstfolgenden Ausgabe publiziert werden sollen. Bitte verwen-den Sie dazu ausschließlich das auf der vorletz-ten Seite abgedruckte Formular.

Anrode. Wir gratulieren zum Geburtstag: Otmar Kru-se (69), Walter Dreyling (76), Helmut Ströhner (73), Renate Beil (62), Edeltraud Schlegelmilch (86), Her-mann Henkel (75), Helmut Pfützenreuter (75), Peter Reinecke (63), Iris Nöring (76); Arenshausen. Wir gratulieren zum Geburtstag: Loni Jung (84), Maria Riethmüller (79), Klaus Schneemann (72), Alois Gun-kel (77), Rosa Meier (82), Otmar Gerling (87); Ascherode. Wir gratulieren zum Geburtstag: Jutta Völkel (69), Ingrid Boske (65), Christa Krause (72); Beberstedt. Wir gratulieren zum Geburtstag: Karl-Josef Breitenstein (75), Erna Schollmeyer (92), Udo Kaufhold (73), Franz-Joachim Schollmeyer (69), The-resia Schollmeyer (77), Elisabeth Hebenstreit (67), Werner Heeger (66), Walter Weber (86), Wilfried Braun (71), Luise Schollmeyer (74); Berlingerode. Wir gratulieren zum Geburtstag: Heinz-Josef Klin-kowski (80); Bernshausen. Wir gratulieren zur dia-mantenen Hochzeit: Anita und Bodo Holzborn; Bern-terode. Wir gratulieren zum Geburtstag: Ingrid Raa-be (67), Helga Riesmeier (69), Maria Fernkorn (78), Wigbert Schwarz (73), Maria Hartung (95), Lothar Schönekäs (66), Giesela Stolze (86), Rita Würth (76), Margaretha Kwapil (84), Rudolf Schönekäs (77), Hu-bert Stolze (77), Ursula Hartung (72), Albert Hagel-stange (67), Agnes Dreiling (86), Hermann Gunkel (81), Ingrid Barthel (72), Margot Scherneck (66), Ger-

lind Schönekäs (71), Renate Kohl (69), Erika Eiselt (72), Elisabeth Nolte (75); Bickenriede. Wir gratulie-ren zum Geburtstag: Dieter Heumüller (62), Augustin Wolf (81), Arnold Zimmermann (64), Heinrich-Peter Drößler (61), Gerda Burger (71), Georg Saul (79), Eva Henning (73), Gisela Sander (62), Antonia Trapp (74), Irmgard Fiedler (81), Wolfgang Wagner (71), Maria Walther (60), Maria Reinhardt (88), Anita Sonnabend (61), Helmut Drößler (70), Margret Wolf (62), Friede-rike Degenhardt (72), Theresie Eckstein (83), Monika Gassmann (68), Erich Staufenbiel (66), Heinrich Werner (83), Raimund Palmer (66), Günter Schwarz-kopf (75), Felix Henning (64), Herbert Heddergott (60), Bertram Welke (62), Margarete Drößler (74), Irmgard Reinhardt (79), Ursula Vogt (69), Ewald Wolf (86), Hildegard Ey (91), Bruno Köthe (80), Angela Werner (78), Maria Palmer (64), Theresia Vogt (86), Kunibert Schäfer (73); Verstorben: Ingrid Jakobi (80); Bilshausen. Wir gratulieren zur diamantenen Hoch-zeit: Rudolf und Edith Wüstefeld; zum Geburtstag: Lorenz Kemmling (80), Adolf Engelhardt (85), Rita Adler (85), Magdalena Behre (90), Rosa Maria En-gelhardt (80); Bischofferode. Wir gratulieren zum Geburtstag: Gisela Wendrodt (76), Günter Leidt (74), Hellmut Mecke (70), Maria Jüttemann (87), Brigitta Heise (76), Edgar Heise (73), Siegfried Göbel (72), Herbert Funke (72), Franz Franke (66), Waltraud Wand (72), Dorothea Jäckel (67), Gisela Fiedler (65), Brigitte Rybicki (65), Wilhelmine Redemann (93), Edelgard Hielscher (72), Manfred Hill (70), Rita Iseke (78), Heinrich Hesse (73), Astrid Hartmann (72), Günter Hebestreit (80), Alfred Kruse (79), Siegrid Redemann (66), Rita Sänger (71), Ursula Bätz (86), Siegfried Henne (72), Gerta Stephan (81), Irmlinde Nolte (75), Rosa Maria Watterott (85), Irmgard Keil (84), Hermann Wand (75), Sybille Hebestreit (76); Bockelnhagen. Wir gratulieren zum Geburtstag: Karl Faulborn (73), Edeltraud Strauß (73), Wolfgang Asche (65), Marie-Luise Kirsch (77), Harry Leunig

204 Eichsfelder Heimatzeitschrift – Die Monatsschrift für alle Eichsfelder

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Herausgeber: Helmut Mecke, 37115 Duderstadt (Eichsfeld)

Eichsfelder Heimatzeitschrift - Die Monatsschrift für alle EichsfelderInternet: www.meckedruck.de/eichsfeld

Redaktionsadresse: Eichsfelder Heimatzeitschrift Postfach 1420, 37107 Duderstadt (Eichsfeld), Fax (05527) 98 19 39 Christian-Blank-Str. 3, 37115 Duderstadt

Manuskripte und Fotos senden Sie bitte ausschließlich an die Redaktion. Eine Ver-öffentlichung kann nur honorarfrei erfolgen. Wir sind Ihnen dankbar, wenn Sie uns zu einem Ausdruck auch Ihre Text-Datei auf Datenträger oder über eine E-Mail zur Verfü gung stellen würden. Für unaufgefordert zugesandte Unterlagen wird keine Gewähr über nom men. Eingangsbestätigungen erfolgen nicht. Eine persönliche Abgabe von Manuskripten ist im Verlagsbüro Mecke Druck, Christian-Blank-Str. 3, 37115 Du der stadt (Eichsfeld), zur Weiterleitung an die Redaktion möglich. Die Ver-öffentlichung von Beiträ gen kann nur vorgenommen werden, wenn diese eindeutig mit dem Namen und der Adres se des Autors bezeichnet sind. Ma nuskripte, die von der Re daktion nicht verwendet werden, können nur zurückgesandt werden, wenn der Einsender einen ausreichend frankierten Rücksendebriefumschlag beilegt. Eine Stellungnahme erfolgt nicht.Die Redaktion behält sich eine Kürzung der Beiträge vor. Aufsätze und Beiträge geben ausschließlich die Meinung und den Kenntnisstand des Verfassers wieder. Redaktionsschluss ist am 10. eines jeden Monats.

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Redaktion: Gerhard Germeshausen, Josef Keppler, Helmut Mecke, Edgar Rademacher

E-Mail-Adresse für Beiträge u. redaktionelle Mitteilungen:[email protected]

Beirat: Bernhard Berkhahn, Worbis, Wolfgang Friese,Heilbad Heiligenstadt, Ewald Holbein, Dingelstädt, Bertram Kieler, Struth, Paul Lauerwald, Nordhausen, Dr. Gerd Leuckefeld, Leinefelde, Herbert Pfeiffer, Duderstadt, Heribert Reinhardt, Duderstadt, Gerhard Rexhausen, Gieboldehausen, Anne Hey, Heilbad Heiligenstadt, Gerold Wucherpfennig, Seulingen

ISSN 1611-1648

Inhaltsverzeichnis

Titelbild: Außerordentlich informative historische Ansicht von Heiligenstadt, gezeichnet vom Uderaner Pfarrer Johannes Flucke 1646 für Matthäus Merians „Topographia …“

Josef Keppler: Aus der 130-jährigen Geschich-te des Chorgesangs in Lindewerra (I) 165

Dr. Gerlinde Gräfin v. Westphalen: Der Amt-mann Thomas Billeb u. die Kemenate in Großbodungen 171

Quo vadis, Eichsfeld? Gedanken zu Sinn und Chancen eines vereinten Eichsfeldes (II) 173

Helmut Rosenthal: „Ein Eichsfeld in einem Bundesland“ 178

Gerold Wucherpfennig: Gedanken über die administrative Einheit des Eichsfelds 182

Johann Freitag: Spiegel unserer Seele – was uns prägt und was uns trägt.

V. Das Wesentliche erkennen 185

Das historische Eichsfeldfoto 186

Wir gratulieren Werner Grieß: P. Josef Otto 187 Mathias Degenhardt: Pfr. Winfried Hesse epp: Heinz Scholle 188 Irene Bornemann: Heribert Warnking

Wir gedenken hm: Adolf Jass 189

Berichte aus dem Eichsfeld 190

Kirche, Kultur und Traditionen 193

Aus den Eichsfelder Vereinen 196

Kennen Sie das Eichsfeld? 198

Kinderseite 198

Mundart 200

Buchvorstellungen 201

Veranstaltungen 202

Personalien 204

208 Eichsfelder Heimatzeitschrift – Die Monatsschrift für alle Eichsfelder

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NEUERSCHEINUNGJetzt besonders aktuell

Der 23. September 2011 ist für die Geschichte des Eichsfeldes ein herausragender Tag: Papst Benedikt XVI. besuchte den Wallfahrtsort Etzels-bach im Landkreis Eichsfeld und feierte dort mit mehr als 90.000 Pilgern eine Marianische Vesper.

Die Erinnerung an das einzigartige Ereignis bleibt durch diesen repräsentativen Bildband erhalten, der durch viele beeindruckende Fotos besticht und Texte enthält, die Erlebnisse erzählen und sehr per-sönliche Gedanken, tiefe Gefühle und unvergessli-che Eindrücke mitteilen.

Etwa 100 Bild- und Textautoren führen auf die Büh-nen und hinter den Vorhang des Geschehens; sie zeigen und beschreiben das Eindrucksvolle und Besondere, das an jenem Septemberfreitag den kleinen Wallfahrtsort Etzelsbach dauerhaft in eine historische Stätte verwandeln half.

Herausgeber und Redaktion übergeben ein an-schauliches Werk zu würdiger Erinnerung für Zeitzeugen und ein geschichtliches Dokument von bleibendem Wert für künftige Generationen.

Das Buch kann bezogen werden über alle Buchhandlungen und beim Verlag Mecke Druck, Postfach 1420, 37107 Duderstadt, Tel. 0 55 27 - 98 19 22, Fax 0 55 27 - 98 19 39 oder eMail [email protected]

Weitere Informationen mit Libreka-Leseprobe: www.meckedruck.de/9783869440620

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EinleitungIm Mittelpunkt Deutschlands, im Eichsfeld,

zehn Kilometer von Heilbad Heiligenstadt und

1,5 km von Steinbach entfernt, liegt ein klei-

ner Marienwallfahrtsort. Einst gehörte er zum

Zisterzienserinnenkloster Beuren, seit dem 16.

Jahrhundert zur Pfarrei „St. Mauritius“ Stein-

bach. Die Wallfahrtskirche liegt in einem weiten

Wie sental. Hier stand vor Jahrhunderten ein

kleines Dorf. Wer sich Etzelsbach heute nähert,

sieht zunächst ein Lindenwäldchen, aus dem

eine Turmspitze herausschaut. Dann leuchtet

das Rot eines neugotischen Klinkerbaus aus

dem Grün der Blätter hervor. Die Kapelle birgt

ein Gnadenbild, eine Darstellung der Schmerz-

haften Muttergottes. Dieses Bildnis wird hier

seit Jahrhunderten verehrt. Besonders die Bau-

ern hatten es für sich entdeckt. Seit der ersten

Hälfte des 17. Jahrhunderts ist verbürgt, dass sie

ihre Pferde um die Kapelle führten. Der Segen

des Gnadenortes sollte auch auf die Tiere über-

gehen.Besonders zu den Wallfahrten, aber auch

wäh rend des ganzen Jahres, wird die Kapelle

mit ihrem Gnadenbild heute noch von vie-

len Menschen besucht. Der stille Ort ist den

Eichsfeldern ans Herz gewachsen. Es kommt

selten vor, dass hier keine Kerzen brennen. Der kleine Marienwallfahrtsort Etzelsbach

stand schlagartig im Mittelpunkt des Interesses,

als im Februar 2011 bekannt wurde, dass Papst

Benedikt XVI. im Rahmen seines Deutsch-

landbesuches hierher kommen würde. Schließlich feierten hier am 23. September 2011

über 90.000 Pilger zusammen mit dem Papst

eine Marianische Vesper.Zur Geschichte von EtzelsbachUm 1200

Im Leinetal wird das Zisterzienserinnenkloster

Beuren gegründet, das Mutterkloster aller wei-

teren eichsfeldischen Zisterzienserinnenklöster.

Das Kloster hat umfangreichen Besitz, u. a. auch

in Etzelsbach. Die dortige Kirche gehört eben-

falls dem Kloster. Ihr Marienpatrozinium deutet

auf den Einfl uss der Zisterzienserinnen hin.1Um 1400 Wahrscheinlich in dieser Zeit wird das Dorf

Etzelsbach aufgegeben, die ehemalige Dorf-

kirche bleibt bestehen. Nur mittelalterliche

Scherbenfunde künden von der einstigen

Sied lungsstätte.21525Im Bauernkrieg fi ndet „unßer liben frauwen Ker-

chen zcu Etzelßpache und des Bruders huße doran“

erstmals Erwähnung.3 Kirche und Haus wer-

den ein Opfer der Flammen, die Glocke wird

abtransportiert. Das Gotteshaus bleibt wüst

und wird zunächst nicht wieder aufgebaut.4Interessant ist, dass 1525 neben der Marienkir-

che ein Bruder wohnt. Es kann angenommen

werden, dass er sich auch um Pilger geküm-

mert hat. 1555 Im Eichsfeld wütet die Pest. Die Äbtissin des

Zisterzienserinnenklosters Beuren, Barba-

ra von Knorr, stirbt; das klösterliche Leben

kommt zum Erliegen. Etzelsbach ist Wüstung.

Um 1550 wird die Pfarrei Steinbach gegrün-

det. Später wird der Wallfahrtsort von Stein-

bach aus betreut.51 Die umfangreichste Publikation über das Kloster Beuren ist:

Dölle, Adalbert: Das ehemalige Zisterzienserinnenkloster Beu-

ren im Eichsfeld. Duderstadt 1998. Die aktuellste Darstellung

bietet: Egler, Anna: Beuren. In: Germania Benedictina IV: Die

Mönchs- und Nonnenklöster der Zisterzienser in Hessen und

Thüringen. Bd. IV-1, Sankt Ottilien 2011, S. 225-265.

2 Beim Bau eines Entwässerungsgrabens konnten Scherben ge-

funden werden. 3 Adalbert Dölle führt die Schadensliste vom 1. Juli 1525 komplett

auf. Sie liegt im Sächsischen Hauptstaatsarchiv in Dresden, Loc.

9135, Bl 12 f. Dölle; Beuren (Anm. 1), S. 118-120.

4 Knieb, Philipp: Der Bauernkrieg auf dem Eichsfelde. In: Unser

Eichsfeld 7 (1912) S. 142.5 Anhalt, Peter: Steinbach. Beiträge zur Ortsgeschichte und Hei-

matkunde, Teil 1. Steinbach 1997, S. 24-25.

Etzelsbach in Geschichte und GegenwartPeter AnhaltEtzelsbach - ein eichsfeldischer Wallfahrtsort

Litanei zur Gottesmutter von EtzelsbachVorbeter: Mutter Gottes, wir rufen zu dir!

Alle: Mutter Gottes, wir rufen zu dir!V. Wir kommen, o Mutter der Schmer zen, zu dir heut' mit angstvollen Herzen!

A. Maria, wir rufen zu dir!V. Dein Gnadenbild, Fürstin der Frauen,erfüll uns mit tiefem Vertrauen. Bei dir sind wir alle geborgen mit unseren Ängsten und Sorgen. Denn du bist mit Herz und Gemüte ein Abglanz der ewigen Güte.V. Mutter Gottes, wir rufen zu dir!

A. Mutter Gottes, wir rufen zu dir!V. Zu dir hat seit uralten Tagendas Eichsfeld sein Herzleid getragen. Wer hat in notschweren Stunden hier Gnade und Tröstung gefunden? Auch hast du lieblich erhöret und uns deine Hilfe gewähret. Du hast uns in kriegsschweren Jahren gerettet aus allen Gefahren. Drum wollen mit dankbaren Weisen wir heute dich ehren und preisen.V. Mutter Gottes, wir rufen zu dir! A. Mutter Gottes, wir rufen zu dir!V. Du wirst auch in kommenden Tagenuns nie deine Hilfe versagen.So heile die Wunden, die bluten,und wend' unser Unglück zum Guten. Und woll' aus der Welt, aus der weiten, nach Haus uns're Lieben geleiten. Und die in Fremde verschieden, die führe zum ewigen Frieden. Uns all aber wolle bewahren vor Unheil und neuen Gefahren. O here Patronin, behüte dein Eichsfeld in sorgender Güte.

V. Mutter Gottes, wir rufen zu dir! A. Mutter Gottes, wir rufen zu dir!

Das Gnadenbild von Etzelsbach wird seit Jahrhunderten ver-

ehrt. Es ist das Herzstück der Wallfahrtsstätte. Viele Eichs-

felder waren besonders erfreut, dass Papst Benedikt XVI.

über dieses Gnadenbild meditierte und zum Ausgangspunkt

seiner Predigt wählte.

Die Herzen sind einander zugewandt

Papst Benedikt XVI. im Eichsfeld

Herausgegeben wird der Bildband von der Stiftung der Kreissparkasse Eichsfeld, Schriftleitung in der Verantwortung des Vereins für Eichsfeldische Heimatkunde e. V. (Redaktion: P. Anhalt, J. Keppler, J. Freitag, Dr. A. Beck, H. Mecke, T. Müller, T. W. Müller). Format 22 x 29 cm, 212 Seiten, be druckter Vor- und Nachsatz, Festeinband, 10 s/w- und 286 z.T. großformatige Farbabb. ISBN 978-3-86944-062-0

19,95 €

Im Eichsfeld wütet die Pest. Die Äbtissin des

Zisterzienserinnenklosters Beuren, Barba-

ra von Knorr, stirbt; das klösterliche Leben

kommt zum Erliegen. Etzelsbach ist Wüstung.

Um 1550 wird die Pfarrei Steinbach gegrün-

det. Später wird der Wallfahrtsort von Stein- Die umfangreichste Publikation über das Kloster Beuren ist:

Dölle, Adalbert: Das ehemalige Zisterzienserinnenkloster Beu-

ren im Eichsfeld. Duderstadt 1998. Die aktuellste Darstellung

bietet: Egler, Anna: Beuren. In: Germania Benedictina IV: Die

Mönchs- und Nonnenklöster der Zisterzienser in Hessen und

Thüringen. Bd. IV-1, Sankt Ottilien 2011, S. 225-265.

Beim Bau eines Entwässerungsgrabens konnten Scherben ge-

Adalbert Dölle führt die Schadensliste vom 1. Juli 1525 komplett

auf. Sie liegt im Sächsischen Hauptstaatsarchiv in Dresden, Loc.

Knieb, Philipp: Der Bauernkrieg auf dem Eichsfelde. In: Unser

Anhalt, Peter: Steinbach. Beiträge zur Ortsgeschichte und Hei-

Das Gnadenbild von Etzelsbach wird seit Jahrhunderten ver-

ehrt. Es ist das Herzstück der Wallfahrtsstätte. Viele Eichs-

felder waren besonders erfreut, dass Papst Benedikt XVI.

über dieses Gnadenbild meditierte und zum Ausgangspunkt

rend des ganzen Jahres, wird die Kapelle

mit ihrem Gnadenbild heute noch von vie-

len Menschen besucht. Der stille Ort ist den

Eichsfeldern ans Herz gewachsen. Es kommt

A. Mutter Gottes, wir rufen zu dir!

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Klemens Nodewald

Geschenk des Himmels

„Der Papst kommt! Zu uns! Nach Etzelsbach.

Wirklich, es ist kein Scherz!“ – die Stimme

meiner Schwester am Telefon jubelte und

überschlug sich fast. Irgendwie musste sie die

Sätze noch ein paar Mal wiederholen, wohl um

es am Ende endlich wirklich selbst zu glauben.

Ein „wunderbares Geschenk des Himmels“

kam mir so als einer der ersten Gedanken, ohne

schon länger über die Bedeutung des angekün-

digten Ereignisses nachgedacht zu haben. An

den Worten meiner Schwester zu zweifeln,

kam mir nicht im Geringsten in den Sinn, zu-

mal ich Papst Benedikt, wie ich ihn in früheren

Begegnungen kennengelernt hatte, eine solche

Tat bedenkenlos zutraute. Unser Papst war

schon ein bekannter Professor, ich ein kleiner

Student, als wir das erste Mal aufeinandertrafen

.

Ein Mann mit großem theologischen Wissen

und dennoch sehr bescheiden, das war der Ein-

druck, den ich von ihm gewonnen hatte. Sein

Plan, nicht nur in Großstädten und berühm-

ten Wallfahrtsorten aufzutreten, passte für mich

ganz zu seinem Charakter, so wie ich ihn erlebt

hatte.

Ein „Geschenk des Himmels“, dieser Gedan-

ke schlich sich immer neu bei mir ein, sobald

ich in der folgenden Zeit an das bevorstehende

Ereignis des Etzelsbach-Besuches durch den

Papst dachte. „Geschenk des Himmels“ – die-

ses Stichwort ließ mich nicht mehr los, und es

beschäftigt mich bis auf den heutigen Tag.

Ich glaube, dass Gott zu allen Zeiten zu uns

spricht: Durch Menschen, Situationen, Ereig-

nisse. Und so frage ich mich bis heute: Welche

Botschaft, welcher Anruf, welcher Hinweis,

welche Anregungen sollten uns durch dieses

außergewöhnliche, eigentlich nicht zu erwar-

tende Ereignis eines Papstbesuchs in Etzelsbach

vermittelt werden? Mir wäre es weitaus und

wirklich wesentlich zu wenig, dieses fast nicht

denkbare Ereignis lediglich als einen glückli-

chen Zufall zu bewerten. Der Papstbesuch in

Das Pilgerfeld in Etzelsbach füllt sich.

Page 27: 57. Jahrgang H 11859 - Mecke Druck und Verlag · 2015. 10. 29. · 1) genannt. Von offizieller gemeindlicher Seite wird das Jahr 1664 aufgeführt. 6 Pastor Blau: (Anm. 1), S. 34