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G. Wv, Bm~: ~-ber]astungsschaden des Knochens bei Soldaten 409 umgewandelt. Die Rfickkehr zur normalen Weiterentwicklung konnten wit bei zahlreichen operativ behandelten Fallen in Serien-RSntgenbildern veffolgen. Aus Raummangel kSnnen diese Bflder 1eider nicht an dieser Stelle verSffentticht werden. Da$ es sich bier wirklieh um die Wirkung der operativen Behandiung handein mu$, zeigen uns die Falle yon ein- seitigen veralteten Luxa~onen, bei denen die Gelenl~l~6rper deformiert waren. Naeh dem ~ingriff J_st durch physiologische Beanspruehung eine Normalisierung der Osslfikation und gute Formgestaltuag erfolgt. Wegen der kurzen Beobachtungszeit kann nicht behauptet werden, daf~ die umfassende operative ]3ehandlung die ttfiften ausgeheflt hat. Es steht aber eindeutig lest, dab der biologisehe Vorgang in tier Hfi_f~kopf- epiphyse so gfinstig beeinfluBt werden kann, da$ der praarthrotisehe Zu- stand gemildert wird and dadurch die mSglieherweise eintretende Frf~h- arthrose hinausgeschoben wird. 65. Formen und Wandel der Uberlastungssch/iden des Knochens bei Soldaten G. Wl~]3]~l~-Hambttrg (a. G.) Bis zum letzten ICriege waren es fast ausnahmslos nut europgische Autoren (Deutsche, Franzosen, Schweizer), die das Thema immer wieder aufnahmen. Die anglo-amerikanische Literatur registrierte diese Erkran- kung his dahin kaum, um dann explosionsartig w~hrend und naeh dem letzten Kriege eine fiberw/~ltigende Fiille yon Uberlastungsschgden so- wohl aus dem m~litgrischen als auch aus dem zivilen Bereieh vorzulegen. Die Auswertung unseres eigenen Krankengutes stlmmt damit in mehr- faeher Hinsicht nut bedingt fiberein. 1. Die in den Arbeiten immer wieder vorgelegten BezugsgrSfen yon As~J~ (1936) fiber tt~Ldlgkeit and prozentuaIe Verteilung auf die einzel- nen Knochen der Entit/~t ,,Ermfidungsbrueh" hubert sich weitgehend verandert: Frakturen des Beckens, des Schenkelhatses und des Fersen- beines haben sich prozentual so weir naeh vorne geschoben, dab sie eine weir grSSere Beaehtung als frfiher linden mfissen (Abb. 1). 2. Die Ermfidungsfrakturen sind selten geworden. Wir konnten bei 70000 Patienten in 6 Jahren nut ca. 60 Frakturen, d.h. nieht e~nmal i °/0 o unseres Krankengutes, finden (Abb. 2). Die klassische Marschfraktur des Metatarsale ist in den wes$1ichen europgischen Armeen vergleichsweise zu frfiJaer eine Rariti~t geworden. Berichtete OSTV, P.T,A~CD yon 12000 erkrankten So]daten ]dihrlich vor dem Ersten Weltkrieg in den preul3ischen Armeen, referierte As~ noeh fiber

65. Formen und Wandel der Überlastungsschäden des Knochens bei Soldaten

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G. Wv, Bm~: ~-ber]astungsschaden des Knochens bei Soldaten 409

umgewandelt. Die Rfickkehr zur normalen Weiterentwicklung konn ten wit bei zahlreichen operativ behandelten Fallen in Serien-RSntgenbildern veffolgen. Aus Raummangel kSnnen diese Bflder 1eider nicht an dieser Stelle verSffentticht werden. Da$ es sich bier wirklieh um die Wirkung der operativen Behandiung handein mu$, zeigen uns die Falle y o n ein- seitigen veralteten Luxa~onen, bei denen die Gelenl~l~6rper deformiert waren. Naeh dem ~ingriff J_st durch physiologische Beanspruehung eine Normalisierung der Osslfikation und gute Formgestaltuag erfolgt.

Wegen der kurzen Beobachtungszeit kann nicht behauptet werden, daf~ die umfassende operative ]3ehandlung die ttfiften ausgeheflt ha t . Es steht aber eindeutig lest, dab der biologisehe Vorgang in tier Hfi_f~kopf- epiphyse so gfinstig beeinfluBt werden kann, da$ der praarthrotisehe Zu- stand gemildert wird and dadurch die mSglieherweise eintretende Frf~h- arthrose hinausgeschoben wird.

65. Formen und Wandel der Uberlastungssch/iden des Knochens bei Soldaten

G. Wl~]3]~l~-Hambttrg (a. G.)

Bis zum letzten ICriege waren es fast ausnahmslos nut europgische Autoren (Deutsche, Franzosen, Schweizer), die das Thema immer wieder aufnahmen. Die anglo-amerikanische Literatur registrierte diese Erkran- kung his dahin kaum, um dann explosionsartig w~hrend und naeh dem letzten Kriege eine fiberw/~ltigende Fiille yon Uberlastungsschgden so- wohl aus dem m~litgrischen als auch aus dem zivilen Bereieh vorzulegen. Die Auswertung unseres eigenen Krankengutes stlmmt damit in mehr- faeher Hinsicht nut bedingt fiberein.

1. Die in den Arbeiten immer wieder vorgelegten BezugsgrSfen yon As~J~ (1936) fiber tt~Ldlgkeit and prozentuaIe Verteilung auf die einzel- nen Knochen der Entit/~t ,,Ermfidungsbrueh" hubert sich weitgehend verandert: Frakturen des Beckens, des Schenkelhatses und des Fersen- beines haben sich prozentual so weir naeh vorne geschoben, dab sie eine weir grSSere Beaehtung als frfiher linden mfissen (Abb. 1).

2. Die Ermfidungsfrakturen sind selten geworden. Wir konnten bei 70000 Patienten in 6 Jahren nut ca. 60 Frakturen, d .h . nieht e~nmal i °/0 o unseres Krankengutes, finden (Abb. 2).

Die klassische Marschfraktur des Metatarsale ist in den wes$1ichen europgischen Armeen vergleichsweise zu frfiJaer eine Rariti~t geworden. Berichtete OSTV, P.T,A~CD yon 12000 erkrankten So]daten ]dihrlich v o r dem Ersten Weltkrieg in den preul3ischen Armeen, referierte A s ~ noeh fiber

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410 G. Wv.Bm~ :

488 F~lle der Metatarsalfraktur, so gelang es uns, lediglich 12 F~l le in 6 Jahren festzustellen.

Mit dem Wandel der Ausbfldung und der T~tigkeiten des So lda te~ in den einzelnen Armeen, ja Teilstreitkrgflen, haben sich auch H£ufigkei~ und Formen der Ermfidungsbrfiche gewandelt. Sie sind so verschieden geworden, dab sie fast pa~hognomisch und spezifisch f/it e inzelne/kus- bfldungsgruppen sind. Zum Beispiel werden in der holl/~ndischen Arn~ee,

az, z% [] As~/ [ ] Bgenes l(rgnkengu/

13 f3

Pii//e/fzz[J gch/en~ein O~emchen}e/ Fersendein Becken ~/ac/en6ein

Abb. 1. Vergleichende gufschlfisselung der Ermfidungsfr~kturen nach H~tuClg]~eit und Lokalisation bei AsxL (1936) und dem eigenen Krankengu~

~9 Sch/en~ein 2~ %

~ Becken 2~

r2 ~elfuB 18

r . a m l 8 Oberschenke/ /3

Fersen~ein 13

[] 2 h/~zdenbe/n 3 57 Petien/en mi/ 85 £rm~c/~gsf~kfuren

Abb. 2. tt~ttfigkeit trod Lokalisation yon Ermtidungsfrakturen bei ca. 70 000 Patien- ten des Bundeswehr-Lazaretts Hamburg ( 1961 -- 1967 )

cue in der Grundausbildung den sporglichen Charak~er - - Wald- lnnd Gel~ndelatff - - welt mehr als die sogenarmte Formalausbfldung be ton t , unverh~ltnism£Big viele und charakteristische Fersenbeinf~akturen refe- riert, t t a r t e und konservative infanteristische Ausbildtmg, ,,Double T i m - ing", d.h. 12 Std im Laufschritt auf den Beinen sein, wie fin amerikani- schen Marine Corps, scheint Init tmver/~nder~ hohen, in keiner ande ren Armee mehr erreJchten Zahl der klassischen Marschfrak~ttr, aber a~ach der Calcaneusfrak~ur einherzugehen.

Die Rekruten/raktur der Tibia, 2/a aller Falle bei A s ~ , 1/a unserer eigenen F~lle, wenn man die Metatarsalfrak~ar herausnimmt, liegl nicht

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~berlastungssch~den des Knochens bei Soldaten 411

mehr wie/riiher ausnahmslos im oberen Tibiadrittel, sondern finder sich mehr und zunehmend im mittteren und dist~len Drittel wie die L~ufer- fraktttr des zivflen Leichtathleten.

Differentialdiagnostisch ist sie eine wirkliche Problem/raktur, die zwischen den Diagnosen Os~eomyelitis, Osteosarkom, Corticalisosteoid Bergstrand und manchen b6s- und gutar~igen anderen hin- uncl her- pendelt; Schich~aufnahmen, Arteriographie, selbst Probeexcisionen schufen nicht clio le~zte und sichere Kl~rung.

des ~ugeren Kn6chels Frakguren

15,5--23 cm 3

I 7,5-15 cm 6

4 - 7 cm 29

3 cm 2

Insgesamt 40

Abb.3. LokMisation und Hgufigkeit yon Ermiidtmgsfraktv_ren bei 40 Sportlern [nach M. B. D~vns u. R. S w ~ . E ~ : J. Bone J~ Surg. B 38, Nr. 4 (1956)]

Da es Hfipfen in Hockstel]ung, Dauerhocken und Protzenexerzieren nicht mehr gibe, sehen wir auch nicht mehr die ffir diese T~tigkeiten typische k6p]chennahe Fibula/raktur. Ist es aber ein Zufall, dab tmsere Fibulafraktur v611ig identisch geworden ist in ihrer Lokalisation mit jener, wie sie bei L~ufern yon D~vAs beschrieben worden ist (Abb.3)?

16 Becken]rakturen -- 1/4 aller yon uns beobachteten Erm/idungs- fraktttren -- finden sich an der Nahtstelle zwischen Sitz- und Schambein. W x c ~ . s ~ u ~ wies als erster auf die starken Zerrfitttmgskr~fte der selbs~- antagonistischen Muskelarbeit der vorderen und hin~eren Adduktoren, ganz ex~rem beim mmmehr vers~orbenen Parademarsch, bin. Wir haben keinen Zweffel, dab die Insertionstendinosen der Adduk~oren wie des Gracilis und die Ermfidungsfrakturen des Beckens Sta~ionen einer gleichgericht~ten Gliederkette sind, die keineswegs den paradierenden Soldaten, sondern gleichermaBen den Freizeitful~baller beim ,,]~inein- gri~tschen" wie den hypokinetischen Biiroangestellten treffen, de r ohne Training in Marschstiefeln ins vereis~e Get~nde gestellt wird.

Reagier~ ein normergischer Schenkelhals auf den kvanula~ven ~Effek~ wiederholter, an sich noch unter seiner Festigkeitsgrenze bleibender ]3e-

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412 E. T~oJA~:

lastungen mit einer Ermiidungsfraktur, so ist dieses, in Gegensatz zu Ki~Tsc]tE~s klassisehen Arbeiten am toten Knochen fiber die Belastungs- spitzen, eine therapeutiseh problemlose Kompressionsfraktur im Adam- schen Bogen.

Ermfidungsfrakturen, die als Biegungsfrakturen der Facies cranialis beginnen und -- wenn nicht erkannt -- als subcapitale, in termedi i re mediale oder intertrochantare laterale Schenkelhalsbrfiche enden, s ind Alarm]5lle. Dieser Knochen ist immer einer anderen Pathogenese ver- dicht ig und bereits den Parametern lebensfiblicher Belastung rricht ge- w&e]2sen.

Der amerikanische Marine-Corps-Rekrut mit 12 Std Laufschritt stell t mit handerten yon Fallen yon Calcaneus]rakturen einen seltenen Rekord auf. In tier holl/~ndischen Armee mit Gelandelauf veto ersten Tag an sind die Caleaneusfrakturen die haufigsten Ermfidungsfrakturen aller l~e- kruten fiberhaupt.

Nut acht eigene Falle -- 13 °/0 unserer Ermfidungsfrak~uren -- zeigen diese Kompressionsfraktur des Calcane~s, der das unruhevolle Spiel der Kr/~fteresultate aus Achillessehne und Ligamentum plantare longum funktionelI nicht mehr auszugleichen vermochte. Der interne Callus stellt sich in einer ein/achen, manchmal sogar doppelten, zum hinteren Calcaneusrand parallelen, weiter oder naher vorgelegenen Verdichtungs- zone dar. Infraktionen mit Unterbrechung der Knochenkontur oder periostale Reaktionen sind selten.

Wie der Soldat in den meisten modernen Armeen mit gewandelten Ausbildungsmethoden und TKtigkeiten immer zivilisierter, d .h . zum Civis wurde, so sind nun mehr bei beiden, Soldat und Zivilist, die Uber- lastungsschiden, d .h . die Grenzen der funktionellen Anpassung bzw. Nichtanpassung, flieSender, ~meharakteristischer, ja identisch geworden. Sicher gehSrt die Ermfidungsfraktur der Zahl und dem Gewieht nach zum Kleingedruckten, dessert Unkenntnis aber ffir Chirurg und Pa t ien t im Einzelfalle verhingnisvoll sein kSnnen.

66. Die Beeinflussung des Minerahsierungsprozesses der Frakturheihmg im Tierversuch mittels zweifacher Frakturen, gemessen mit den Isotopen z2p und s5 Sr

E. T~oJA~c-Wien/0sterreieh

Werm man eine Osteosynthese innerhalb der ersten drei Woehen nach tier Fraktur ausffihr~, kann man mi tun~r eine unerwfinschte, allzu aus- gedehnte Knochenneubildung beobaehten. Diese kann am Vorderarm