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9. Ausgabe 4/2009 www.kindernothilfe.at magazin Kindernothilfe Österreich Kenias Kinder in der Krise Die Weltwirtschaftskrise ist bei den Ärmsten angekommen

9. Ausgabe 4/2009 magazin · Rahmen der Medientage 2008 als einer der Gewinner bei „10 minutes to become famous“ prämiert. SPENDENFLUSS.at startet Anfang November 2009. Jetzt

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9. Ausgabe 4/2009 www.kindernothilfe.at

magazinKindernothilfe Österreich

Kenias Kinder in der KriseDie Weltwirtschaftskrise ist bei den Ärmsten angekommen

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INHALT 4/2009

KINDERNOTHILFE WELTWEIT

Tsunami 2004: Fünf Jahre danachGeschichten von Menschen, die überlebt haben

Beslan: Beslan: Hoffnung nach der AngstFünf Jahre nach dem Attentat in der Mittelschule Nr. 1

Äthiopien: Melkamu hat ein ReisebüroEhemaliges Patenkind hat sich selbstständig gemacht

Es ist ein Glück, helfen zu könnenKindernothilfe Patin Susanne Wichtl im Portrait

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NachrichtenAktuelles aus der Arbeit der Kindernothilfe

TransparentFragen und Antworten rund um die Organisation

Mitarbeiter im ProfilSusanne O‘Byrne (re.) im Gespräch mit Frau Pilipp

EngagementAktionen und Ideen für Kinder in aller Welt

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INHALT > KINDERNOTHILFE MAGAZIN > 4/2009

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AKTIV FÜR KINDER

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SERVICE

Termine

Rufnummern / Konten

Pinnwand

Aids 2010 - Wien wird zur „Aids-Hauptstadt“

Impressum

Titelbild: Frank Mischo

In ihrer Werbekampagne stellt die Kindernothilfe ihre Paten und Spender in den Mittelpunkt. Sie berichten über ihre Beweggründe und wollen andere ebenfalls zu einer Patenschaft motivieren. Daraus haben sich schon in der Vergangenheit zahlreiche be-sondere Begegnungen ergeben. Jetzt gibt es einen weiteren Grund zur Freude.

Bei der diesjährigen Top Spot Gala des ORF wurde die Kindernot-hilfe Österreich mit der „Gläsernen Werbetrommel” ausgezeichnet. Der vom Publikum prämierte Sozialspot wirbt für eine Patenschaft bei der Kindernothilfe, die Kindern in Not eine gute Schulbildung, ausreichende Ernährung und ärztliche Versorgung ermöglicht.

Der hohe Beliebtheitswert des Spots liegt zu einem großen Teil an der besonders liebenswürdigen Darstellung der Anliegen durch den Paten und Kabarettisten Dirk Stermann. Er setzt sich völlig unentgeltlich für die gute Sache ein und meint dazu: „Einen Tag zu opfern für den TV-Dreh, das ist jetzt nicht sehr anstrengend.”

Wir finden das großartig und danken Dirk Stermann, dem Regisseur Guntmar Lasnig, der Agentur Bluetango, der Wiener Klappe und allen Beteiligten für ihren wertvollen Beitrag!

Die Auszeichnung „Gläserne Werbetrommel“ ist für uns auch ein passendes Symbol für unsere transparente Arbeit. Zugleich sehen wir darin auch eine Verpflichtung, weiterhin die Trommel für Kinder und ihre Entwicklung zu schlagen.

Gemeinsam mit unseren Paten und Spendern wollen wir Kindern eine lebenswerte Zukunft schenken. Ganz im Sinne des afrikani-schen Sprichwortes „Der Trommler muss um den Rhythmus des Herzens wissen”.

Auf Ihre weitere Unterstützung freut sich

Ihre

Luzia WibiralGeschäftsführerin Kindernothilfe Österreich

Paten schenken Zukunft

EDITORIAL > KINDERNOTHILFE MAGAZIN > 4/2009

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Kenias Kinder in der Krise

TV-Journalist Lars Köhne suchte in Kenia nach Aus-wirkungen der Weltwirtschaftskrise. Sein Fazit: „Ja. Es gibt Auswirkungen. Die Bäuche der Kinder schmer-zen vor Hunger, ihre Augen tränen wegen des Gestanks und der schwelenden Brände auf der Müllkippe. Ihre Herzen sind leer vor Scham. Sie essen den Abfall der Stadt...“ Aber er fand auch ermutigende Beispiele in Selbsthilfegruppen.

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Seite 04 NACHRICHTEN > KINDERNOTHILFE MAGAZIN > 3/2009

Ab Anfang November bietet das neue Online-Portal SPENDEN-FLUSS.at die Möglichkeit, durch das Ansehen von Werbeclips Prämien zu gewinnen und gleichzeitig die Kindernothilfe Öster-reich zu unterstützen. Durch das Beantworten einer Frage zu

NACHRICHTENAktuelle Meldungen finden Sie unter 8 www.kindernothilfe.at

SPENDENFLUSS.atNeues Spendenportal startet Anfang November

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Paten sind Top

Die Idee der Patenschaft steht für nachhaltige Hilfe, um die immer größer werdende Armut in unserer Welt zu stoppen. Eine Kindernothilfe Patenschaft bedeutet Verpflegung, ärztli-che Versorgung und Bildung für die Ärmsten – die Kinder. Dirk Stermann ist auch im realen Leben Pate. Ebenso wie die zahl-reichen Paten und ihre Motive, die in der Werbekampagne gezeigt werden. Die Botschaft lautet: Eine Patenschaft zu übernehmen ist ganz einfach!

„Menschen wie du und ich stehen seit 2005 im Mittelpunkt der Kindernothilfe Österreich Patenkampagne. An ihre Seite haben sich die Kabarettisten Josef Hader, Gerold Rudle und Dirk Stermann gestellt. Mit tatkräftiger Unterstützung zahlreicher Medien hat die Patenschaft viel Sympathie gewonnen und schafft neue Chancen für Kinder in Not. Deshalb freue ich mich

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Durch jeden angesehenen Werbespot fließt ein Geldbetrag an die ausgewählte Hilfsorganisation.

Kindernothilfe-Österreich-TV Spot mit Pate Dirk Stermann

mit der Gläsernen Werbetrommel ausgezeichnet

einem eingeblendeten Werbespot kann der Besucher Punkte sammeln und diese danach gegen wertvolle Prämien ein-tauschen. Pro gesehenen Spot fließt ein Geldbetrag an eine von sieben Hilfsorganisationen, darunter die Kindernothilfe Öster-reich. Der User kann sich entscheiden, welche Organisation unterstützt werden soll.

Luzia Wibiral freut sich über die Initiative: „Die Werbekam-pagne der Kindernothilfe Österreich stellt jene in den Mittelpunkt, die Hilfe für Kinder in Not ermöglichen: unsere Paten, Spender und Förderer. Durch die Kampagne wird auch eine Verbindung der Gruppen zueinander hergestellt. Mit SPENDENFLUSS.at kann diese Verbindung weitergeführt und vertieft werden. Damit passt die Idee ausgezeichnet zur Kindernothilfe Österreich.“Die Initiative wird von „departure“, dem Creative Industries Förderprogramm der Stadt Wien, unterstützt und wurde im Rahmen der Medientage 2008 als einer der Gewinner bei „10 minutes to become famous“ prämiert.

SPENDENFLUSS.at startet Anfang November 2009. Jetzt vorab registrieren auf 8 www.spendenfluss.at

ganz besonders über die aktuelle Publikumsauszeichnung durch die Gläserne Werbetrommel“, so Luzia Wibiral, Geschäfts-führerin der Kindernothilfe Österreich.

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Herausgeputzt Norbert Blüm und Shary Reeves wirbeln mit den Action!KidzRund 7.000 Mädchen und Jungen haben sich bei der bundes-weiten Kampagne „Action!Kidz – Kinder gegen Kinderarbeit“ angemeldet. Von Anfang Oktober bis Mitte November krempeln sie die Ärmel hoch und arbeiten freiwillig im Haushalt, Garten oder in der Nachbarschaft mit. Für ihren Einsatz sammeln sie Spenden für ein Projekt gegen ausbeuterische Kinderarbeit in Bolivien. Zum Auftakt der diesjährigen Kampagne fanden gleich zwei Putzaktionen mit prominenter Unterstützung statt: Auf der Zeche Zollverein verpassten Shary Reeves und 24 Viert-klässler der Essener Zollvereinschule dem Denkmalpfad Schacht XII einen neuen Anstrich. Für ihren Einsatz wurden die Kinder von den Freunden Zollverein mit 300 Euro entlohnt. Im Kölner Zoo misteten die fleißigen Mädchen und Jungen der Klasse 6.2.1. der Willy-Brandt-Gesamtschule zusammen mit

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Kindernothilfe warnt vor BetrügernKindernothilfe-Spender haben in letzter Zeit Anrufe erhalten, in denen sie um Geld für krebskranke Kinder gebeten wurden. Diese Anrufe kommen nicht von der Kindernothilfe – vielmehr geben sich Betrüger als Mitarbeiter aus. Daher rät die Kinder-nothilfe davon ab, nach Erhalt eines solches Anrufes die Konto-

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nummer preiszugeben bzw. Geld zu überweisen. Die Kindernot-hilfe gibt selbstverständlich keine Kontaktdaten von Paten und Spendern weiter. Wer sich nicht sicher ist, woher ein Anruf kommt, kann sich jederzeit an den Spenderservice der Kinder-nothilfe wenden: +49.203.7789-111 oder [email protected]

Norbert Blüm und seinen Enkelinnen Lilian und Malou das Flusspferdgehege aus. Christopher Landsberg, Geschäftsführer des Kölner Zoos, belohnte den Einsatz der fleißigen Action!Kidz ebenfalls mit einer Spende.Die gesammelten Spendengelder der Action!Kidz gehen in ein Projekt der Kindernothilfe im bolivianischen Potosí. Dort müssen Kinder bis zu zehn Stunden täglich für einen Hungerlohn schuften. Die Arbeitsbedingungen sind brutal: In engen, unge-sicherten Stollen herrschen bis zu 40 Grad, Schwefeldämpfe machen das Atmen zur Qual. Die weltweite Wirtschaftskrise und die gesunkenen Rohstoffpreise haben die Situation der Kinder alarmierend verschlechtert. Mit ihrer bolivianischen Partnerorganisation setzt sich die Kindernothilfe verstärkt dafür ein, die Lebensbedingungen der Kinder zu verbessern.

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Naturkatastrophen in AsienNach dem schweren Erdbeben auf der indonesischen Insel Sumatra und dem Taifun Ketsana in den Philippinen hat die Kindernothilfe ihre lokalen Partner mit insgesamt 150 000 Euro für die Soforthilfe ausgestattet. In Indonesien konzentrieren die beiden Kindernothilfe-Partner ihre Maßnahmen auf den ländlichen Distrikt Padang Pariaman und die Stadt Pasaman. Sie verteilen Reis, Schlafmatten, Planen gegen den Regen, Bau-materialien sowie Moskito-Netze, um eine Malaria-Epidemie zu verhindern. Die medizinische Versorgung aller Opfer ist eine besondere Herausforderung, da viele Krankenhäuser in Padang und der Umgebung schwer beschädigt wurden. Ein Arzt und

Krankenschwestern der indonesische Kinderschutzorganisation PKPA nehmen sich vor allem der Mädchen und Jungen unter fünf Jahren an. Kinder bleiben nach einer Katastrophe oft sich selbst überlassen, weil die Erwachsenen keine Zeit für sie haben. Deshalb plant die Kindernothilfe die temporäre Errichtung von Kinderzentren. In den Philippinen richtete der Taifun besonders in den Armenvierteln Manilas große Zerstörungen an. Zwei Kindernothilfe Partner versorgen etwa 3 000 Familien in Manila sowie in den Provinzen Laguna und Batangas mit Reis, Wasser, Milch und Kleidung. Außerdem helfen sie den Menschen, Gelder bei der Stadtverwaltung zu beantragen.

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Kenias Kinder in der KriseErstmals seit dem Zweiten Weltkrieg wird das Wirtschaftswachstum welt-

weit schrumpfen, warnt die Weltbank. Auch wenn das alle Staaten betreffen

wird, besonders leiden werden die Menschen in den Entwicklungsländern.

Verschlechtert die Krise auch die Situation der ohnehin schon armen Familien? TV-Autor

und Journalist Lars Köhne ist dieser Frage in Kenia nachgegangen. Fotos: Frank Mischo

KENIA > KINDERNOTHILFE MAGAZIN > 4/2009

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Seite 8 KENIA > KINDERNOTHILFE MAGAZIN > 4/2009

Kenia hat Traumstrände. Und den Mount Kenia. Kaffee kommt von dort. Und Tee. Die Safaris sollen wunderschön sein. Kollegen beneiden mich. Zehn Tage Dreharbeiten in Kenia. Die Finanz-krise? Die ist doch schon vorbei. Auswirkungen der Krise auf die Kinder Kenias? „Da gibt’s doch keine“, sagt ein befreundeter Kamera-Assistent. Kenia sei Schwellenland. Keine Dritte Welt mehr. Ich widerspreche. So einfach ist das nicht. Erst die Gewaltwelle mit genozidartigen Hinrichtungen nach den Wahlen 2007. Dann eine anhaltende Dürre im Norden des Landes. Schließlich die Auswirkungen der Finanzkrise und das Ausbleiben günstiger Kredite für das Land. Die Folge: Verteuerung von Benzin, Mieten und vor allem der Grundnahrungsmittel. Bis zu einer halben Million Arbeitslose werden allein im exportorientierten Agrar-sektor befürchtet. Die meisten fliehen vor dem Hunger auf dem Land in die Großstädte. Anfang des Jahres hat die Weltbank gewarnt, bis zum Ende des Jahres seien 700 000 Kinder in Afrika direkt und unmittelbar von den Auswirkungen der Finanzkrise betroffen. In Zusammenarbeit mit der Kindernothilfe reisen mein Kamera-mann Simon Fountain und ich nach Kenia, um festzustellen, wie es dort aussieht. Zwei Tage später mitten in Nairobi: Dan-dora – die größte Müllhalde Kenias. 2 000 Tonnen Abfall werden täglich abgeladen. 10 000 Menschen suchen hier jeden Tag nach Nahrungsresten oder Dingen, die sich für ein paar Cents ver-kaufen lassen. Wir fahren durch Täler, die Menschen durch den

Müll gegraben haben. Unser Fahrer lacht. Gibt es so etwas in Deutschland? Ich schüttele mit dem Kopf. „Fast wie eine Safari am Mount Kenia“, lachen die zwei Zivilpolizisten auf der Rückbank. Unsere Beschützer. Ohne sie wären wir „Msungus“ – die Weißen – hier nicht lange am Leben. Hunger kann tödlich sein. Nicht nur für diejenigen, die nichts haben. Wir begleiten Jones Muchendu und Benson Otieno von der Undugu Society. Sie suchen nach Kindern, die neu auf der Müll-kippe sind. Die Undugu Society ist eine langjährige Partner-organisation der Kindernothilfe. In den letzten zwei Wochen sind 250 Kinder dazu gekommen. Für Jones und Benson ist das ein Resultat der Finanzkrise. Früher gab es in dieser Zeit ein bis drei Kinder, die neu waren. Kurz nach unserer Ankunft werden wir von älteren Müllarbeitern begrüßt. Sie arbeiten zusammen mit den beiden und helfen ihnen, die neu dazu gekommenen Kinder auf der mehrere Quadratkilometer großen Müllkippe zu finden. Eines dieser Kinder ist Viktor. Er ist sechs Jahre alt und seit drei Tagen hier. Viktor ist mit seinen Eltern aus dem Rift Valley hierherge-kommen. Sein Vater hat dort auf einer Farm gearbeitet. Nach der Finanzkrise hat er seinen Job verloren. Da die Familie keine Verwandten auf dem Land hatte, musste sie nach Nairobi kom-men und versuchen, in einem der Slums in den Außenbezirken zurechtzukommen. Bis zu einem Dollar am Tag kann Viktor auf der Müllhalde verdienen – davon können er und seine Familie einmal satt werden. Zur Schule ist er nie gegangen. Jones und

Viktors Vater hat durch die Finanzkrise seinen Job verloren. Jetzt schuftet sein sechsjähriger Sohn auf der Müllhalde – für einen Dollar am Tag.

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Seite 9PARTNER-NR.: 6500 (UNDUGU SOCIETY), 6534 (PACT)

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Benson versuchen, einige der Kinder in ein Straßenkinderzent-rum der Undugu Society zu bringen. Doch das müssen die Kinder wollen. Noch hat Viktor kein Vertrauen zu Jones und Benson. Vielleicht in ein paar Tagen. Sie verabschieden sich von ihm und suchen weiter. An diesem Tag werden sie zehn neue Kinder hier finden. Vor zwei Wochen konnten Jones und Benson den neunjährigen Kjalo von der Müllkippe retten und in einem Auffangzentrum für Straßenkinder unterbringen. Kjalo war von zu Hause ab-gehauen, weil seine Eltern ihn nicht mehr ernähren konnten. Auch seine Familie kam vom Land hierher. Hinter dem Laden-lokal einer Verwandten konnten sich die Eltern einen 10 m2

Raum notdürftig zusammenzimmern. Holz und Wellblech mit Lehmfußboden. Platz für ein Bett und ihre Habseligkeiten, aber nicht genug Platz für die drei Kinder. Die schlafen auf dem Boden vor dem Haus. Der Vater hat bisher keinen Job ge-funden. Ein paar Straßenkinder haben Kjalo überzeugt, dass er auf der Müllkippe genug verdienen kann, um satt zu werden. Da ist er von zu Hause weggelaufen. Zwei Wochen war er da draußen, bevor Jones und Benson ihn angesprochen haben. Früher ist Kjalo zur Schule gegangen. Seit er in Nairobi ist, nicht mehr. Zwei Wochen ist er nun schon in der Einrichtung der Undugu Society. Er hat ein Bett und kann sich satt essen. Bleibt er in dem Projekt, wird er auch bald wieder zur Schule gehen. Er weint, als wir ihn fragen, ob er auf der Müllkippe Gewalt erfahren hat.

Nach einer halben Stunde gehen Jones, Benson und Kjalo wieder. Noch kann Kjalo nicht zurück nach Hause. Der Junge würde sich wieder den Straßenkindern anschließen. Jones und Benson werden regelmäßig mit ihm seine Familie besuchen. Wenn Kjalo einige Zeit zur Schule gegangen ist und sich die Situation zu Hause verbessert hat, soll er wieder zurückkehren. Ich denke an die Diskussion mit Kollegen vor dem Abflug. Sie hatten unrecht. Ja. Es gibt die Auswirkungen der Krise. Klar, eindeutig, politisch und menschlich. Die Bäuche der Kinder schmerzen vor Hunger, ihre Augen tränen wegen des Gestanks und der schwelenden Brände auf Dandora. Ihre Herzen sind leer vor Scham. Sie essen den Abfall der Stadt. Die Massenwanderung von Menschen in Richtung der Städte ist nur zum Teil das Resultat der Finanzkrise. Bereits seit zwei Jahren herrscht eine Dürre im Norden des Landes. Doch erst vor wenigen Wochen hat der Staat Kenia den Lebensmittelnotstand ausgerufen. Andererseits gibt es gerade in den ländlichen Gebieten des Landes Lichtblicke. Und fast immer findet man sie in Dorfgemeinschaften, die nicht von den großen Finanzströ-men abhängig sind.Das kleine Dorf Mtwapa liegt im Südosten Kenias. Hier lebt Amani mit ihren fünf Kindern. Auch ihr Mann hat durch die Krise seinen Job verloren. Seitdem trinkt er und kümmert sich kaum noch um seine Familie. Trotz der Wut über ihren Ehemann geht es Amani gut. Mit der Hilfe von Kleinstkrediten und einer Selbsthilfe-gruppe, die vom Kindernothilfe-Partner PACT initiiert wurde, hat

Kjalo hat früher auch auf der Müllkippe gearbeitet. Jetzt lebt er in einem Straßenkinderprojekt der Undugu Society.

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Seite 10 KENIA > KINDERNOTHILFE MAGAZIN > 4/2009

sie die Krise bisher unbeschadet überstanden. Stolz zeigt Amani uns ihren Garten, den sie zusammen mit den anderen Frauen des Dorfes angelegt hat und der ihre Familie mittlerweile ausreichend ernähren kann. Ebenfalls Gemeinschaftsarbeit ist ihr neues Haus, in das sie vor einigen Wochen eingezogen ist. Auch hier haben die Frauen des Dorfes mit angepackt. Die Selbsthilfegruppen erzielen mit relativ geringem Aufwand eine große Wirkung. Und die Frauen in Amanis Gruppe helfen sich nicht nur beim Pflanzen und Ernten oder beim Häuserbau. Mary ist halbseitig gelähmt. Sie lebt einen Kilometer außerhalb des Dorfes. Sie hat drei Kinder. Die Mitglieder der Gruppe brin-gen ihr täglich Wasser, Brennholz und Nahrung. Ohne ihre Hilfe hätte sie wohl nicht überlebt. Der Schutz der Schwachen ist

ebenso Grundlage der Gemeinschaft wie der gemeinsame Ackerbau. Und es kommt noch etwas anderes hinzu. Da die Frauen mehr als genug Nahrung produzieren und die Lebens-mittelpreise seit der Krise enorm angestiegen sind, können sie die überschüssigen Nahrungsmittel jetzt auf dem Markt in der Stadt verkaufen und sich so zusätzlich noch etwas Geld verdienen. Zurück auf den Straßen von Nairobi. Wieder begleiten wir Jones Muchendu und Benson Otieno von der Undugu Society. Sie führen uns zu einer Brücke. 50 Straßenkinder haben hier ein Zuhause gefunden. Die einzige Möglichkeit für die Sechs- bis Elfjährigen, um nachts etwas Licht und Wärme zu bekommen, ist das Abfackeln von alten Autoreifen. Gegen den Schmerz der Seele hilft der Klebstoff. Alle schnüffeln. Pausenlos. Jones und Benson besuchen die Gruppe regelmäßig. Doch je länger die Kinder auf der Straße leben, desto schwieriger wird es, einzelne Kinder zu resozialisieren. Es ist das erste Mal, dass wir Jones und Benson bestürzt sehen. 100 000 Straßenkinder soll es mittlerweile in Nairobi geben. Ihre Zahl steigt stetig. Was bleibt, ist Hoffnung und die Hilfe, die die beiden leisten. Denn immer wieder gelingt es ihnen, Kinder zu retten und sie langsam wieder in ein normales Leben zurück-zuführen. Auch wenn die Kinder die Tage auf der Müllkippe für immer als tiefe Narben in ihren Kinderseelen tragen werden.

Es ist der letzte Abend vor dem Rückflug. Die Krise ist nicht nur in Kenia angekommen. Auch bei mir. Ich will nach Hause und diese Geschichte erzählen…

Lars Köhne, freischaffender TV-Autor / Journalist

[email protected]

Amani hat die Krise bisher unbeschadet überstanden.

Ohne die Hilfe der Frauen-Selbsthilfegruppe hätte die halbseitig gelähmte Mary (Mitte) nicht überlebt.

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Seite 11NACHGEFRAGT> KINDERNOTHILFE MAGAZIN > 4/2009

Nachgefragt bei Frank Mischo Er vertritt die Kindernothilfe in der VENRO*-Arbeitsgruppe „Internationale Finanzinstitutionen & Armutsbekämpfung“ und ist Bündnisrat in der Entschuldungskampagne erlassjahr.de

UN-Kinderrechtskonvention, Artikel 27: „Jedes Kind hat das Recht auf einen Lebensstandard, der

seiner körperlichen, geistigen, seelischen, sittlichen und sozialen Entwicklung angemessenen ist.

Es ist in erster Linie Aufgabe der Eltern oder anderer für das Kind verantwortlicher Personen, für

die dazu notwendigen Lebensbedingungen zu sorgen.“

Herr Mischo, im April prophezeite die Weltbank, dass durch die internationale Wirtschafts- und Finanzkrise 700 000 afri-kanische Kinder pro Jahr sterben werden. Sie haben zu diesem Thema zusammen mit dem Journalisten Lars Köhne in Kenia recherchiert. Warum Kenia?Kenia war einst die leistungsfähigste Volkswirtschaft Ostafrikas. Jetzt wurde Kenia auf den Stand eines ärmeren Ent-wicklungslandes zurückgeworfen: durch die Folgen der Gewalt nach der letzten Wahl, die anhaltende Dürre im Norden und endgültig durch die Auswirkungen der weltweiten Finanzkrise. In Kenia ver-ursacht diese Krise einen dramatischen Rückgang der Touristenzahlen, einen mas-siven Einbruch der Blumenexporte und Verschuldungsprobleme durch Kredite, die entweder eingefroren oder zu schlech-teren Konditionen vergeben wurden.Dies alles führt dazu, dass zehn Millionen der insgesamt 37 Millionen Kenianer von akuter Hungersnot bedroht sind und die Hälfte der Bevölkerung von weniger als einem Dollar am Tag leben muss. Und die arbeitslose Landbevölkerung flieht ver-zweifelt auf der Suche nach Nahrung und Arbeit in die Slums der Städte.

Wie können kenianische Eltern unter diesen Umständen ihre Kinder ange-messen versorgen?Hunderttausende können das eben nicht mehr. Viele, die in den letzten Jahren eine bezahlte Arbeit gefunden hatten, wissen heute nicht mehr, wovon sie morgen leben sollen. Und ihre Kinder leiden am meisten darunter. Manche wühlen auf den Müllbergen Nairobis nach Essbarem,

die Zahl der Straßenkinder nimmt dra-matisch zu, ebenso die Zahl der minder-jährigen Prostituierten, die keinen ande-ren Ausweg zum Überleben sehen. Die Weltbank hat einen Kredit über 413 Mil-lionen US-Dollar für soziale Aufgaben, vor allem aber für den Ausbau von Infra-struktur versprochen. Wenn das Geld hauptsächlich zum Ausbau von Straßen und Regierungsgebäuden verwendet wird, werden nur wenige Menschen davon profitieren, am wenigsten die Ärmsten der Armen. Hauptsächlich bewirkt der Weltbank-Kredit eine langfristige Ver-schuldung Kenias.

Was tun die Kindernothilfe und ihre kenianischen Partner in dieser Situation?Wir unterstützen Organisationen, die sich direkt für Straßenkinder in Nairobi einsetzen – wie die Undugu-Society. Wir

fördern darüber hinaus viele Selbsthilfe-gruppen der Ärmsten der Armen vor allem auf dem Land – zum Beispiel durch PACT-Kenia. Durch Fortbildungen und Kleinstkredite werden sie befähigt, ihre Problemlösungen selbst in die Hand zu nehmen. Im konkreten Fall von Kenia führt dies dazu, dass sie sogar von der Krise profitieren können, weil sie sehr effektiv Lebensmittel anbauen. Und ihre Überschüsse erzielen bei den extrem ge-stiegenen Lebensmittelpreisen deutlich mehr Gewinne als noch vor ein oder zwei Jahren. Diese Armutsbekämpfung von unten ist nachhaltiger und die einzige langfristige Lösungsperspektive auch für die neu hinzugekommenen Ärmsten durch die Folgen der Weltwirtschaftskrise.

* Dachverband der entwicklungspolitischen Nichtregierungsorganisationen

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Seite 12 TRANSPARENT > KINDERNOTHILFE MAGAZIN > 4/2009

TRANSPARENTFragen und Antworten rund um die Arbeit der Kindernothilfe unter 8 www.kindernothilfe.de/fragen

Christine TaylorReferat Kommunikation

Ihre Zinsen für Kinder in Not

Mit einem Spender- und Stifterdarlehen kön-nen Sie die Arbeit der Kindernothilfe unter-stützen, ohne Ihr Vermögen endgültig aus der Hand zu geben.

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Viele Menschen möchten sich mit einem größeren Betrag

für eine Organisation engagieren, sind aber unsicher, ob sie

ihr Geld später nicht doch benötigen – etwa für die Alters-

sicherung. Die Kindernothilfe bietet eine neue Fördermög-

lichkeit: das Spender- und Stifterdarlehen. Christine Taylor

erläutert im Gespräch mit Angelika Böhling die Vorteile.

Wie funktioniert das Spender- und Stifterdarlehen? Mit einem Spender- und Stifterdarlehen stellen uns unsere Förderer einen Teil ihres Vermögens leihweise – als Darlehen – zur Verfügung. Die Kindernothilfe legt den Betrag sicher und risikoarm an und darf die Kapitalerträge für ihre Kinder-hilfsprojekte weltweit einsetzen. Die Zin-sen verhelfen zum Beispiel Kindern zu gesunder Ernährung, medizinischer Ver-sorgung und einer Ausbildung.

Haben die Darlehen feste Laufzeiten? Nein, die Spender oder Stifter bestimmen die Laufzeit selbst. Anschließend bekom-men sie das Darlehen in voller Höhe zu-rückgezahlt.

Gibt es eine Kündigungsfrist?Die Kündigungsfrist beträgt drei Monate, im Notfall kann das Darlehen auch früher gekündigt werden.

Gibt es eine Mindestsumme, die manaufbringen muss?Da lediglich die Zinsen in die Projektarbeit fließen, sollte für das Darlehen ein Betrag von mindestens 10 000 Euro zur Verfü-gung stehen. Übrigens können die För-derer ihr Darlehen später problemlos in eine Spende, Zustiftung, einen Stiftungs-fonds oder eine Treuhandstiftung um-

widmen. Das können sie auch testamen-tarisch verfügen.

Wie legt die Kindernothilfe das Geld an?Die Anlage erfolgt bei der Pax-Bank eG in Essen. Die Pax-Bank hat sich in einem Ethik-Kodex zu nachhaltigem und ethisch-ori-entiertem Handeln verpflichtet. Außer-dem erteilt sie zur Absicherung der Dar-lehensgeber eine Bankbürgschaft.

Gibt es Steuervorteile?Ja, zwar profitiert der Darlehensgeber nicht von den steuerrechtlichen Vergüns-tigungen des Spenden- bzw. Zuwen-dungsrechts, aber er spart während der Vertragslaufzeit die Einkommensteuer für die Darlehenssumme und deren Ver-zinsung. Das heißt, die 2009 eingeführte Abgeltungsteuer entfällt. So kommen die Zinsen in voller Höhe dem guten Zweck zugute.

Wird das Spender- und Stifterdarlehen auch von der Kindernothilfe Österreich und Schweiz angeboten?Nein, denn dort sind die rechtlichen Bedingungen anders als in Deutschland.

Ihre Ansprechpartnerin: Christine Taylor, [email protected]

Tel. 0203.7789-167

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Seite 13TRANSPARENT > KINDERNOTHILFE MAGAZIN > 4/2009

Menschen sind meine MotivationName: Susanne O‘Byrne

Alter: 53

Position: Referatsleitung Bildung

und Öffentlichkeitsarbeit

Frau O’Byrne, woher kommt eigentlich Ihr Name?Er ist irisch und wird „Obörn“ gesprochen. Es gibt immer wieder Menschen, die sich wundern, dass ich fließend Deutsch spre-che. Des Rätsels Lösung ist: Ich bin mit einem Iren verheiratet.

Wie sind Sie zur Kindernothilfegekommen?Ehrlich gesagt, durch Zufall Ich habe Haus-wirtschaft und Germanistik studiert und in den Semesterferien 1979 einen Ferien-job gesucht. Aus dem Ferienjob bei der Kindernothilfe wurde schnell eine feste Halbtagsstelle, und mir war klar: ‚Hier bin ich richtig!’ Nach Abschluss meines Stu-diums bin ich bei der Kindernothilfe als Sachbearbeiterin im Referat Asien einge-stiegen. Sieben Jahre später wurde ich die Assistentin unseres damaligen Vor-

standsvorsitzenden Dr. Keiling. Ab 1997 arbeitete ich im Referat Presse- und Öf-fentlichkeitsarbeit und seit vergangenem Jahr leite ich das Referat Bildung und Öffentlichkeitsarbeit.

Was sind Ihre Aufgaben?Als Referatsleiterin habe ich viel mit or-ganisatorischen und leitenden Aufgaben zu tun. Zum Einen bin ich mitverant-wortlich für die Kampagnen- und Lobby-arbeit unseres Hilfswerks. Ich vertrete die Kindernothilfe etwa in nationalen und internationalen Bündnissen zum Thema ‚sexuelle Ausbeutung von Kindern’. Außer-dem gehört die entwicklungsbezogene Bildungsarbeit zu unserer Referatsarbeit. Dabei stehen meine Kollegen und ich mit vielen Kirchengemeinden und Schulen in enger Verbindung. Der dritte Bereich ist die ehrenamtliche Mitarbeit. Ich bin immer wieder begeis-tert vom Engagement und dem Einsatz unserer ehrenamtlichen Helfer. Sie sind großartige Unterstützer für die Kinder-nothilfe. Mir ist die Nähe zu den Men-schen in unseren Arbeitskreisen sehr wichtig. Sie geben mir viel Motivation für meine tägliche Arbeit.

30 Jahre sind Sie bei der Kindernothilfe – welche Begegnung hat Sie am meisten geprägt?Ich habe viele tolle Menschen und Mo-mente erlebt. Am meisten geprägt hat mich wahrscheinlich meine erste Projekt-reise 1989 nach Indonesien. Das war ein richtiger Kulturschock für mich: Die Ge-rüche und die Armut dort haben mich fast umgehauen. Vor einigen Jahren bin ich mit einer Gruppe von ehrenamtlichen Mitarbeitern nach Kenia geflogen. Auf dieser Reise hat mich das Zusammen-treffen einer Frau aus einem unserer Ar-beitskreise mit ihrem afrikanischen Paten-kind sehr berührt. Und auch wenn ich an unsere Jubiläumsfeier in diesem Jahr denke, freue ich mich. Die Feier war wie ein riesengroßes Familienfest. Ich glaube, ich kannte fast die Hälfte der Gäste per-sönlich. Das war fast ein Gefühl, als würde ich nach Hause kommen.

Was machen Sie in Ihrer Freizeit?Vor drei Jahren habe ich mir einen Traum erfüllt und angefangen, Klavierstunden zu nehmen. Außerdem hängt mein Herz an meinem Schattengarten – ein blühen-des Kleinod mitten in der Stadt.

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Susanne O‘Byrne (rechts) bespricht mit Ursula Pilipp, Leiterin des Arbeitskreises München, eine Veranstaltung.

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Tsunami: 5 Jahre späterAm 26. Dezember 2004 löst ein schweres Seebeben vor der Westküste Sumatras mehrere

gigantische Flutwellen aus, die die Küsten unter anderem von Indien, Sri Lanka und Indo-

nesien überrollen. Nach offiziellen Schätzungen sterben etwa 230 000 Menschen, mehr als

110 000 werden verletzt, über 1,7 Millionen obdachlos. Dank der großen Unterstützung der

Spender helfen die Kindernothilfe und ihre Partner tausenden Menschen zurück ins Leben.

TSUNAMI > KINDERNOTHILFE MAGAZIN > 4/2009

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Als das Unvorstellbare geschieht, reagieren die Kindernothilfe-Partner in Indien, Sri Lanka und Indonesien sofort. Erste Hilfslie-ferungen erreichen die Überlebenden bereits wenige Stunden nach dem Unglück. Für die Kindernothilfe beginnt ein Prozess, der in der Schwerpunktsetzung ihrer Auslandsarbeit etwas ver-ändert. „Vorher haben wir nur dort Humanitäre Hilfe geleistet, wo wir bereits Projekte förderten“, erklärt Auslandsvorstand Dietmar Roller. „Der Wendepunkt war der Tsunami in Südosta-sien. Das Ausmaß der Katastrophe war einfach zu groß, um die Augen davor verschließen zu können. Wir haben damals eine eigene Stelle für diesen Bereich geschaffen und uns fachlich etabliert. Heute gehören wir zu den großen Organisationen, deren Name auch für Humanitäre Hilfe steht, allerdings mit dem Blick für die Bedürfnisse der Kinder.“Sind die Menschen mit dem Nötigsten versorgt und ist eine Katastrophe längst aus den Medien verschwunden, zieht sich die Kindernothilfe nicht zurück. „Oft ist der Einstieg in die Kata-strophenhilfe auch der Ursprung eines neuen und langfristigen Projekts“, so Dietmar Roller. „Wir wollen den Betroffenen nicht nur für ein paar Monate helfen, sondern mit ihnen langfristig neue Lebensperspektiven schaffen.“Nach dem Tsunami planen die Kindernothilfe und ihre Partner vor Ort die nächsten Schritte gemeinsam mit der Bevölkerung: den Aufbau ihrer Häuser, der Schulen und Kindergärten. Die Bi-lanz fällt beeindruckend aus. „Mit Hilfe unserer Partner und der Bevölkerung haben wir mehr als 2 100 Wohnhäuser, 45 Kinder-tagesstätten und fünf Schüler-Wohnheime wiederaufgebaut“, berichtet Dietmar Roller. Menschen, die alles Hab und Gut verloren haben, brauchen so schnell wie möglich Verdienstmöglichkeiten, um sich wieder eine neue Existenz aufbauen zu können. Die Kindernothilfe-Partner organisieren Cash-for-Work-Programme – die Erwachse-nen werden dafür bezahlt, Trümmer und Schlamm wegzuräu-men; sie legen Bewässerungsgräben an, damit das Wasser ab-fließen konnte, sie entsalzen die Felder, um wieder Gemüse anbauen zu können. Fischer bekomen Material, um neue Boote zu bauen. Erwachsene wie Kinder, die unter schweren Traumata leiden, erhalten fachkundige Hilfe, um wieder ins Leben zurück-zufinden. Die Kindernothilfe-Partner bilden medizinische Hel-fer aus, weil die überlebenden Ärzte und Krankenschwestern die Aufgabe nicht allein bewältigen konnten. Damit Kinder die Traumata überwinden können, ist es wichtig, dass sie wieder in eine normale Alltagsroutine eingebunden werden. Dazu gehört auch der Schulunterricht. Viele Lehrer sind beim Tsunami um-gekomen, deshalb schulen die Partner Freiwillige, die sehr bald mit dem Unterricht beginnen.

In Südindien treffen wir Abinaya. Die 14-Jährige lebt an der Ost-küste in Akkaraipettai im Nagapattinam-Distrikt. Akkaraipettai ist eines der vielen Dörfer, die vom Tsunami völlig zerstört wur-den. Über 6 000 Menschen starben. Abinaya war neun Jahre alt, als der Tsunami übers das Land raste. Sie spielte gerade mit ihren Geschwistern vor dem Haus, der Vater war drinnen beschäftigt, die Mutter unterwegs. „Plötzlich sah ich dicke, schwarze Wellen vom Meer kommen. Sie schluckten selbst die größten Bäume am Strand. Ich schrie nach meinem Vater. Er konnte wegen sei-ner Kinderlähmung nicht so schnell laufen. Er versuchte uns festzuhalten und mit uns wegzurennen.“ Fo

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Das Mädchen schluckt und ringt um Fassung. „Als die Wellen uns einholten, konnte er nur noch mich und meinen Bruder festhalten. Meine zwei Schwestern wurden von den Wellen davongetragen.“ Die Mutter wurde später am Strand gefunden – tot. Das Haus der Familie war nur noch ein Haufen Schutt. Die Kindernothilfe-Partner im Nagapattinam-Distrikt halfen den Menschen in der ganzen Region mit Lebensmitteln, Kleidung, Zelten, Hausrat. Sie bauten Wohnhäuser, Kindertagesstätten und Gemeindezentren in 45 Dörfern des Distrikts wieder auf. Abinaya und ihre kleine Familie zogen 2006 in ihr neues Haus. Der Kindernothilfe-Partner St. Joseph‘s Development Trust (SJDT) holte Psychologen in die Dörfer, damit sie sich um die traumatisierten Überlebenden kümmerten. Auch Abinaya und ihr Bruder machten eine Therapie. Der Partner motivierte die Dorfbewohner, sich zu Selbsthilfegruppen zusammenzuschlie-ßen und gemeinsam Wege aus der Krise zu finden. SJDT initiier-te als erste Organisation nach dem Tsunami in Akkaraipettai Selbsthilfegruppen für Menschen mit Behinderungen. „Mein Vater hat früher wegen seiner Behinderung nicht gearbeitet, aber jetzt hat er sich sehr verändert“, erzählt Abinaya stolz. „Zuerst war er überhaupt nicht an solch einer Gruppe interes-siert, aber dann ging er doch zu einem Treffen. Heute ist er der Leiter der Gruppe! Das machte ihn richtig selbstbewusst. Er ging sogar zu den Behörden und besorgte sich einen Ausweis, mit dem er staatliche Unterstützung beantragen konnte. Das hät-te er früher nie gemacht. Er bekam einen Kredit für den Kauf von zwei Kühen. Heute verkauft er jeden Tag Milch und verdient dadurch Geld für unseren Unterhalt.“Auch Lathifa, die im Ampara-Distrikt in Sri Lanka lebt, hat ihr Leben nach dem Tsunami wieder in den Griff bekommen. Ihr Mann und ihre vier Töchter überlebten die Katastrophe, aber

viele Verwandte und Freunde starben. Der Kindernothilfe-Part-ner MWRAF sorgte dafür, dass sie wieder eine Arbeit fand, mit der sie ihre Familie ernähren kann.Der Amapara-Distrikt ist bekannt wegen seiner Webereien. Der Tsunami zerstörte alle Häuser, alle Webstühle und machte die Dorfbewohner obdach- und arbeitslos. Während andere Orga-nisationen den Wiederaufbau der Häuser organisierten, küm-merte sich der Kindernothilfe-Partner MWRAF um schnelle Verdienstmöglichkeiten für die Menschen. Da die meisten Frau-en Weben gelernt hatten, schaffte MWRAF neue Webstühle an. Außerdem kaufte der Partner ein Stück Land und baute darauf ein Schulungszentrum zum Weben und Garnspinnen. Dort zeigte ein Designer den Frauen, wie sie die Qualität der Stoffe verbessern konnten, um die Verkaufszahlen zu steigern. Das Gelernte setzten sie zu Hause an ihren neuen Webstühlen in die Tat um. Neben Sarongs – so wie früher – nähten die Frauen jetzt auch Stofftaschen, für die es einen guten Absatzmarkt gab. „Als ich hörte, dass MWRAF Webstühle verteilt, war ich so-fort zur Stelle“, erzählt Lathifa. „Ich musste dringend Geld ver-dienen. Zusammen mit meinen ältesten Töchtern bin ich auch zur Trauma-Beratung gegangen, die MWRAF in unserem Dorf angeboten hat. Allein hätten wir hätten das Erlebte niemals verarbeiten können.“ Lathifas Mann fährt inzwischen wieder aufs Meer hinaus zum Fischen. Aber immer wenn das Wetter stürmisch und die See rau ist, kommt die Angst wieder hoch und er bleibt an Land.In Lathifas Dorf baute der Kindernothilfe-Partner auch einen neuen Kindergarten. Alle Kinder aus dem Dorf, unabhängig von Religion und Volkszugehörigkeit, spielen und lernen hier ge-meinsam, während ihre Eltern arbeiten. Der Tsunami hat die Menschen zusammengeschweißt.

In 45 Dörfern im Nagapattinam-Distrikt bauten die Kindernothilfe-Partner Wohnhäuser. Auch Abinaya (r.) und ihre Familie bekamen ein neues Haus.

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Seite 17PROJEKT-NR.: 2001/BP/55 (Indien), 2415/AB/55 (Sri Lanka), 2053/AH/55 (Indonesien)

�������Indien

237 157

����Sri Lanka

133 424

�Indonesien

26 740

Wie viele Menschen hat die Kindernothilfe erreicht? Indien

Sri Lanka

Indonesien

Wiederaufbau SoforthilfeTraumabewältigung

937 000 €11 090 000 €

180 000 €

804 000 € 150 000 €2 110 000 €

141 000 € 974 000 €1 388 000 €

89 000 € *

204 000 €

180 000 €Projektkoordination vor Ort

Der 28-jährige Syafrudin hat die Flutwelle auf der indonesi-schen Insel Pulau Nasi erlebt. Indonesien war von der Katastro-phe am stärksten betroffen. Pulau Nasi liegt vor der Küste von Banda Aceh. Vor dem Seebeben lebten hier 1 554 Familien in drei Dörfern. Die Küstenbewohner hatten keine Chance, als die erste Welle kam. Die Bevölkerung im hügeligen Hinterland hatte Glück – ihre Häuser wurden nicht komplett zerstört. Aber ihre Felder in der Ebene wurden durch das Salzwasser unfruchtbar.Die Inselbewohner trugen tonnenweise Schlick und Schlamm ab, gruben auf ihren Äckern Kanäle, um den Abfluss des Salzwassers zu beschleunigen und bauten das Bewässerungs-system wieder auf; als Gegenleistung bekamen sie vom Kinder-nothilfe-Partner AMURT Lebensmittelpakete. AMURT verteilte auch landwirtschaftliche Geräte und Saatgut für Reis, dicke Bohnen, Bananen, Chilis, Erdnüsse und Wassermelonen. Der Partner schickte Fachleute aus dem Landwirtschaftsministeri-um zu den Bauern, damit sie ihnen moderne Anbaumethoden und den Einsatz von organischem Dünger zeigen. Syafrudin verdient mit seinem Acker heute genug Geld, um seine vierköp-fige Familie zu versorgen.Der Tsunami hatte auch Pulau Nasis einzigen Kindergarten zer-stört. Aus Beton und Zement errichteten ortsansässige Hand-

werker ein erdbebensicheres Gebäude. Dort spielen und lernen heute rund 40 Vorschulkinder. Für AMURT war die Arbeit auf der Insel 2007 beendet. Die Bauern hatten sich zu einer Genos-senschaft zusammengeschlossen und waren nicht mehr auf Hilfe angewiesen. Der Kindergarten wurde in die Hände der Einheimischen übergeben.

Während der Abfassung dieses Artikels kommt es in Indonesien mehrere Male zu schweren Erdbeben. Die Bewohner von Pulau Nasi erinnert jedes Beben an die Katastrophe von damals. Sie wissen aus eigener Erfahrung, was ihre betroffenen Landsleute jetzt fühlen. Und sie beten, dass sie selbst verschont bleiben.Die Kindernothilfe-Partner sind auch bei den neuerlichen Kata-strophen vor Ort und helfen mit Rat und Tat. Sie sind ein eingespieltes Team, das dank seiner langjährigen Erfahrung und seiner großen Netzwerke sofort weiß, wo welche Hilfe angebracht ist. Ohne sie wäre eine erfolgreiche Auslandsarbeit nicht möglich.

Gunhild Aiyub, Redakteurin

[email protected]

* Die Kosten in Indien lagen niedriger als in den anderen Ländern, weil wir dort bei allen Projekten auf bereits bestehenden Partnernetzwerken aufbauen konnten, die über langjährige Erfahrungen in humanitärer Hilfe verfügen.

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Die BastelschwesternSeit 38 Jahren basteln, handarbeiten, backen und kochen die Bastelschwestern aus

Duisburg-Wanheimerort – und spendeten bisher rund 91 000 Euro an die Kindernothilfe.

ENGAGEMENT > KINDERNOTHILFE MAGAZIN > 4/2009

Auf den Tischen verstreut liegen Tonpapier, Stanzinstrumente, Wolle, Zackenscheren, Stricknadeln und andere Handarbeits- und Bastelutensilien. Heute werkeln 13 Frauen eifrig vor sich hin, während sie die Erlebnisse der vergangenen Woche aus-tauschen. Erika Szech ist seit 1986 dabei. Sie strickt hauptsäch-lich Socken – „rund 250 Paar in den 23 Jahren“, schätzt die 77-Jährige. Ruth Wiedmann ist die Älteste im Kreis. Auch mit 88 Jahren trägt sie ihren Anteil zu den Produktionen bei. Pfarrfrau Hanna Seidemann hat die Chronik des Bastelkreises der evangelischen Frauenhilfe Vogelsangplatz aufgeschrieben. Gemeinsam mit Gemeindeschwester Anneliese Tillmann-Keber hatte sie 1971 überlegt, wie sie jüngere Frauen in Gemeinde-aktivitäten einbinden konnten. „Sie wollten es mit dem Basteln hübscher, schöner, nützlicher und weniger nützlicher Dinge ver-suchen“, heißt es in der Chronik. 22 Frauen wurden eingeladen, 15 kamen – und legten gleich los. Ihr erstes Projekt war ein Kirchenbasar, die ersten Produkte waren „Stoffreste-Kasper“ und Hampelmänner aus Bierdeckeln und bunten Filzstücken. Beim Basar 1971 verzeichneten die Bastelschwestern, wie sie sich bald nannten, einen Reinerlös von 3 300 Mark, 1984 waren

sie bereits bei 14 000 Mark angelangt! Der Gesamterlös in 37 Jahren belief sich Ende 2008 auf unglaubliche 180 806,72 Euro! Die Kindernothilfe erhielt davon 91 000 Euro. Das Geld kam haupt-sächlich in Sri Lanka zum Einsatz. Aktuell unterstützen die Bastelschwestern neun Patenkinder in dem Inselstaat. „Wir sind sehr glücklich und dankbar, dass das Erarbeitete Auswirkung bis nach Sri Lanka hat, dass wir nicht nur zu unserem Vergnügen arbeiten, sondern Hilfe zur Selbst-hilfe leisten“, ist die einhellige Meinung.Zurzeit gehören 24 Frauen zum Bastelkreis. „Wir brauchen die Freundschaften, die entstanden sind. Sie tun uns gut, sie helfen.“ Das bestätigt auch Elfriede von der Heidt, die seit 27 Jahren zum Kreis gehört und als seine Sprecherin fungiert. „Das Aller-schönste ist die gute Gemeinschaft. Wir teilen Freud und Leid miteinander.“

Übrigens: Der nächste Basar findet am 14./15. November statt (siehe Termine). Die Langfassung des Artikels finden Sie unter www.kindernothilfe.de/bastelschwestern.htmlGunhild Aiyub, Redakteurin, [email protected]

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ENGAGEMENTIdeen und Aktionen auch unter 8 www.kindernothilfe.de/aktionsbeispiele

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Ganz nach dem Motto „Nicht nur reden, sondern auch handeln“ veranstaltete die Klasse 4a des neuen Innsbrucker Bundesrealgym-nasiums – besser bekannt als 5. Gym – in der Höttinger Au kurz vor dem lang ersehnten Schulschluss einen Benefizlauf. Mehr als 270 schweißtreibende Runden liefen die Mäd-chen und Jungen und konnten so einen Betrag von insgesamt 3 000 Euro sammeln.

Schulaktion in InnsbruckSchwitzen für den guten Zweck

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Der Verein der Freunde und Förderer der Grundschule Stammheim aus Calw (Baden-Württemberg) hat nicht nur das Wohl der eigenen Kinder im Blick. Die 220 Mitglieder, alles Eltern Stammheimer Grund-schüler, blicken auch über den Tellerrand und sorgen dafür, dass es Mädchen und Jungen in ärmeren Ländern gut geht. Zurzeit unter-stützen sie Jeanette Khwele in Südafrika durch eine Patenschaft. Um das Geld zusammenzubekommen, schnappen sich die Mitglieder Mixer und Rührschüssel und fabrizieren eine Reihe von leckeren Kuchen. Diese verkaufen sie dann bei ihrem jährlichen Flohmarkt, bei dem auch die Kinder mitmischen und ihre Waren anbieten. Der Erlös des Flohmarktes selbst geht an die Schule, durch den Erlös des Kuchenverkaufs finanziert der Verein seine Patenschaft.

Kuchenbacken fürs PatenkindFörderverein der Grundschule Stammheim engagiert sich

Stolz präsentieren die Grundschulkinder den Scheck für die Kindernothilfe. Foto

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TERMINE von November bis Dezember Siehe auch8 www.kindernothilfe.de/Rubriken/Service/Termine

Duisburg Sa., 14.11., ab 15 Uhr/So., ab 15.11., 11 Uhr: Basar der ev. Kirchengemeinde Vogelsangplatz, Duisburg-Wanheimerort; den Gottesdienst um 10 Uhr hält der Kindernothilfe-Vorstands-vorsitzende Dr. Jürgen Thiesbonenkamp.

Berlin So., 22.11., 16 Uhr: Benefizveranstaltung: Lesung von Schauspielerin und Kindernothilfe-Patin Eva Mattes. Bettina Brümann und Jürgen Trinkewitz ergänzen dieses Programm musikalisch an der Reger-Orgel. Veranstalter: Arbeitskreis Berlin. Evangelische Weihnachtskirche, Haselhorster Damm 54-58, Berlin-Haselhorst

Siegen Sa., 21.11.: Info-, Verkaufs- und Aktionsstand vom Arbeits-kreis Siegerland auf dem Weihnachtsmarkt in der Bahnhofstraße

Erfurt So., 29.11., 18 Uhr: Infostand des Freundeskreises Erfurt während aller Opernaufführungen von „Das Waisenkind“: 29.11., 6.12., 13.12., 2.1.2010, 8.1., 16.1.; Theater Erfurt, Placidus-Muth-Straße 1

Duisburg So., 6.12., 16.30 Uhr: Adventsgottesdienst der HKM-Hüttenwerke; Tor 1, Hüttenwerke Krupp Mannesmann. Die Predigt hält Nikolaus Schneider, Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland.

Wuppertal Sa., 28.11., 15 Uhr: 40-jähriges Jubiläum des Frauenkreises der Ev. Kirchengemeinde Uellendahl-Ostersbaum mit einem Basar. Der Kindernothilfe-Vorstandsvorsitzende Dr. Jürgen Thiesbonenkamp wird den Basar mit einer Andacht eröffnen. Philippuskirche, Kohlstr. 150

Den Scheck überreichten die Schüler Anfang Juli bei einem Besuch im Büro der Kindernothilfe Österreich.

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2 300 Euro für AidswaisenAfrika-Projekt am Kreisgymnasium Bad Krozingen

2 300 Euro für Aidswaisen in Südafrika sind das großartige Resultat des Afrika-Projekts am Kreisgymnasium Bad Krozingen (Baden-Württemberg). Deutschlehrerin Kirsten Pottbäcker hatte mit ihrer Klasse ein Buch über das Schicksal der südafrikani-schen Aidswaisen Chanda Kabelo gelesen. Das brachte die Schüler auf die Idee mit der Spendenaktion, an der sich schließ-lich fast die ganze Schule beteiligte. Schüler und Lehrer ver-anstalteten einen Gottesdienst zum Thema „Armut und Aids in Afrika“ mit einer Kollekte für das Aidswaisenprojekt. Außerdem startete die Schule einen Malwettbewerb; aus den schönsten Motiven entstanden Postkarten, die verkauft wurden. Sehr er-

Im Juli veranstaltete das Deutsche Theater Berlin eine Benefizvorstellung zugunsten der Kindernothilfe. Aufgeführt wurde „Der einsame Weg“ von Arthur Schnitzler. Fast 600 Zuschauer kamen, um das hoch-karätig besetzte Stück zu sehen und gleichzeitig einen guten Zweck zu unterstützen. Mit dem Erlös der Vorstellung fördert das Deutsche Theater gemeinsam mit der brasilianischen Botschaft das Projekt CERVAC in Recife. Schirmherr des Abends war der brasilianische Botschafter Everton Vieira Vargas. Er und sein Kultur-attaché Gustavo de Sá bedankten sich beim Publikum für die Unterstützung. Der Kindernothilfe-Arbeitskreis Berlin war Mitveranstalter des Abends.

Volles Haus im Deutschen Theater BerlinBenefizvorstellung für die Kindernothilfe

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Einen Scheck über 2 300 Euro präsentierte die Klasse 8a als Abschluss ihres Afrika-Projekts.

folgreich war auch die Aktion „50 Cent für Chanda Kabelo“ – auf einem großen Tuch konnten die Schüler für 50 Cent unter-schreiben. Beim Schulfest kam noch viel Geld durch den Kuchenverkauf und den Tattoostand zusammen. Die Kosten teilten sich Sponsoren, der Förderkreis und die Schule, so dass der volle Betrag an die Kindernothilfe überwiesen werden konnte. Die Schule wird das Unterschriftentuch, ein Kartenset, Fotos und einen persönlichen Brief an die Kinder in Pieter-maritzburg schicken. Lehrer Rolf Benda gratulierte stellvertre-tend für die Schulleitung allen Beteiligten: „Das war ein wichtiges Projekt einer kleinen Gruppe mit großer Wirkung.“

Der Arbeitskreis informierte im Spiegelfoyer über die Kindernothilfe-Arbeit in Brasilien.

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SERVICEUnsere Rufnummern im Überblick

Allgemeine InformationenSpender-Service: Tel. 0203.7789-111 www.kindernothilfe.de

KampagnenBarbara Dünnweller: Tel. 0203. 77 89-180www.kindernothilfe.de/kampagnen

SchuleImke Häusler: Tel. 0203. 77 89-132www.kindernothilfe.de/schule

Aktiv mitmachenRegionaldienst: Tel. 0203. 77 89-129, -133, -112, -181www.kindernothilfe.de/ehrenamt

TestamentsspendeJörg Schaper: Tel. 0203. 77 89-254Christine Taylor: Tel. 0203. 77 89-167www.kindernothilfe.de/testamentsspende

Unternehmen Susanne Kehr: Tel. 0203. 77 89-155www.kindernothilfe.de/unternehmen

StiftungChristine Taylor: Tel. 0203. 7789-167www.kindernothilfe.de/stifter

Kindernothilfe LuxemburgPatrick Reinert: Tel. 027040.8777www.kindernothilfe.lu

Kindernothilfe ÖsterreichLuzia Wibiral: Tel. 01. 513 93 30www.kindernothilfe.at

Kindernothilfe SchweizFrank S. Boshold: Tel. 062. 823 38-61www.kindernothilfe.ch

Sie haben sich für die Kindernothilfe engagiert und möchten uns das mitteilen? Schicken Sie uns Ihre Aktionen! Redaktion Kindernothilfe-MagazinDüsseldorfer Landstraße 18047249 Duisburg

KD Bank DuisburgKonto: 45 45 40BLZ: 350 601 90

ERSTE Bank der Österreichischen Sparkassen AGKonto: 310 028-03031BLZ: 20111

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Transparenzpreis 2007Kindernothilfe mit dem 1. Platz ausgezeichnet

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Das erste „Act Positive Festival“ ging im bayrischen Selb über die Bühne. Die Musiker der lokalen Band La Confianza hatten die Veranstaltung organisiert. In der alten Massemühle des Selber Factory Ins rockten sieben Bands vor hunderten von Besuchern für den guten Zweck. Die Stimmung war grandios! Viele Musikfans beteiligten sich an der Unterschriftenkampagne zum Kampf gegen HIV/Aids und besuchten die Kindernothilfe-Ausstellung „Leben mit HIV/Aids“. Es ist geplant, das Festival von nun an jährlich zu veranstalten. Die von der EU unterstützte Kampagne „Act Positive“ wurde 2008 von der Kindernothilfe, drei niederländischen sowie einer slowakischen Organisation gestartet. Ziel ist es, europäische Jugend-liche über das Thema HIV/AIDS in Entwicklungsländern zu informieren und mit ihnen zusammen gegen diese existenzielle Bedrohung zu kämpfen. Mehr Informationen: www.actpositive.de

Act Positive Festival 2009Sieben Bands rocken für die Kindernothilfe

Forellenverkauf am Tag der offenen Tür im Theodor-Schäfer-Berufsbildungswerk Husum.

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Seit 22 Jahren unterstützt das Theodor-Schäfer-Berufsbildungswerk Husum (Schles-wig-Holstein) Patenkinder über die Kindernothilfe. Die ersten beiden Patenkinder kamen aus Brasilien. Sie sind mittlerweile erwachsen und haben eine Schneider-ausbildung gemacht, weiß Erzieher Manfred Erhart. April Anne und Neyal aus Indien werden seit 2002 bzw. 2005 unterstützt. Jetzt kam noch die elfjährige Semira aus Äthiopien dazu. Ein wichtiger Faktor ist für Erhart die Einbeziehung der Auszubildenden in Patenschaften: „Je mehr unsere Jugendlichen darüber wissen, umso mehr setzen sie sich mit Freude und Engagement für dieses Projekt ein, mit dem sie konkret helfen können.“ So waren die Jugendlichen in diesem Jahr auch beim Tag der offenen Tür im TSBW aktiv, räucherten Fisch und grillten Würstchen für die Besucher. Sie nahmen unglaubliche 1 300 Euro ein, so dass sie jetzt auch eine dritte Patenschaft finanzieren können.

Seit 22 Jahren PatenschaftenHusumer Bildungswerk engagiert sich

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Seite 22 BESLAN > KINDERNOTHILFE MAGAZIN > 4/2009

Wenn Hoffnung die Angst ablöst

Im September 2004 geschieht im nordossetischen Beslan eine Tragödie unermesslichen

Ausmaßes. Terroristen nehmen eine ganze Schule in Geiselhaft. Mehr als 330 Menschen

kommen ums Leben, 150 davon sind Kinder. Die Kindernothilfe beschließt, über die erste

Hilfe hinaus für die Menschen da zu sein. Ein Trauma-Zentrum wird gebaut und Personal

für die Betreuung der traumatisierten Kinder geschult.

Sicherheitskräfte das Gebäude stürmen. 330 Menschen sterben, darunter fast 150 Kinder.Die Kindernothilfe beschließt, sich gemeinsam mit der Rus-sisch-Orthodoxen-Kirche um die Überlebenden zu kümmern. Zu viele Kinder sind in der Tragödie Opfer geworden, als das man sich der Hilfe verschließen könne. Gemeinsam mit dem Geistlichen André Sikojev lässt die Kindernothilfe ein Flugzeug mit chirurgischen Instrumenten beladen. Es gibt viele Verletzte, die behandelt werden müssen. Vor allem Instrumente, die speziell bei der Behandlung für Kinder zum Einsatz kommen

Jeden Tag kommen Angehörige ermorderter Kinder und Enkel zum Friedhof, um zu trauern.

Wir schreiben das Datum 1. September 2004: Die Schüler von Beslan haben sich mit ihren Eltern, Verwandten und Freunden zur Feier des neuen Schuljahres in der Mittelschule Nummer 1 im nordossetischen Beslan versammelt. Plötzlich stürmen 30 Terroristen – viele aus den Nachbarrepubliken Tschetschenien und Inguschetien – den Schulhof und nehmen über 1 100 Kinder und Erwachsene als Geiseln. Sie fordern den Rücktritt Putins und den Rückzug der russischen Truppen aus Tschetschenien. Vergeblich. Ein drei Tage langer Nervenkrieg beginnt. Am dritten Tag endet die Geiselnahme in einer Tragödie, als Russische

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Seite 23PROJEKT NR.: 4522/AH/55

angeboten hilft nicht nur den direkt vom Attentat Betroffenen“, erklärt Roller. Das Zentrum sei auch eine Zuflucht für diejenigen, die sekundär von der Tragödie betroffen sind. Freunde oder Ver-wandte zum Beispiel. „Nach der Geiselnahme brachen Familien auseinander, Väter griffen zum Alkohol, Kinder wurden mehr und mehr isoliert. Dem haben wir mit dem Bau dieses Zentrums ent-gegengewirkt.“Mutter Nonna, Äbtissin des Klosters Alagir, hat eine Vision für die Zukunft: Das Zentrum soll über die Grenzen von Beslan hinaus ein Zufluchtsort für Kinder und Familien werden, die Gewalt und persönliche Tragödien erfahren mussten.Vor einem Jahr zieht es Dietmar Roller erneut nach Beslan. Dieses Mal besucht er eine Therapiestunde in der neu aufgebauten Schule Nummer 3. Bewaffnete Soldaten stehen noch immer vor den Schultoren. Für die Schüler bedeutet dies die tägliche Erin-nerung an die Geiselnahme. Die von INNOT ausgebildeten Be-treuer führen regelmäßig Gruppentherapien mit den einzelnen Klassen durch. Heute sitzen die Kinder in einem Kreis und zeich-nen Bäume. Einige Bäume tragen schon wieder Blätter und sind grün, andere Bäume sind klein und spindeldürr, noch andere haben fast keine Wurzeln. Später tragen sie die Ergebnisse zu einem Mosaik zusammen und sprechen darüber. Faszinierend für Roller ist, wie die Schüler in der Lage sind, die Bilder zu interpretieren. Ein Junge sagt: „Ich bin wie ein abgestorbener Baum.“ Doch Roller weist auf den Erfolg der Traumabehandlung hin: „Für ganz viele Kinder sind die Therapeuten zu wichtigen Bezugspersonen ge-worden, denen sie vertrauen und sich öffnen können. In diesem Vertrauensverhältnis geschieht Heilung. Die Kinder finden neuen Lebensmut und Zukunftsperspektiven.“Für die Kindernothilfe geht in diesem Jahr die Förderung des Projektes in Beslan zu Ende. Doch die Arbeit vor Ort geht weiter: Die Kindernothilfe gibt sie gern in die Verantwortung des Kloster Alagir der Russisch-Orthodoxen-Kirche. „Durch die Arbeit mit den Kindern von Beslan haben wir unsere Berufung gefunden. Wir wollen verletzten und traumatisierten Menschen dienen“, so Mutter Nonna. Die Menschen in Beslan werden weiter um ihre Toten trauern. Doch wenn die Trauer zu unüberwindbar wird, gibt es Menschen vor Ort, die weiter Trost spenden und Hoffnung wecken.

Simone Orlik, Redakteurin

[email protected]

müssen, fehlen. In der Arbeit danach geht es vor allem um die Spätfolgen, die die Tragödie mit sich zieht. Gemeinsam mit INNOT, führenden Traumaspezialisten aus dem Umfeld der Universität München, werden 70 Menschen – zum Beispiel Sozialarbeiter, Lehrer, Mediziner, Mitglieder des Klosters der Russisch-Orthodoxen-Kirche in Beslan – zu Trauma-Beratern ausgebildet. Sie werden in den folgenden Monaten und Jahren Kindern und Erwachsenen helfen, die Spätfolgen des Attentats zu verarbeiten, und tun es noch heute, wenn das Projekt vor dem Abschluss durch die Kindernothilfe steht.Wie tief der Schmerz sitzt, können Worte nicht beschreiben. Dietmar Roller, Auslandsvorstand der Kindernothilfe, reist un-mittelbar nach dem Attentat nach Beslan und lernt eine Stadt kennen, die kollektiv trauert und nicht begreift. Auf Rollers Schreibtisch liegt ein Stein aus Beslan, vom Friedhof der Stadt, auf dem 150 Kinder ihre letzte Ruhe gefunden haben. 150 frisch ausgehobene Gräber, die mit Blumen und Spielzeug dekoriert sind, überall trauernde Menschen. Dietmar Roller trifft auf dem Friedhof einen alten Mann. Vor ein Grab hat er einen Tisch und einen Stuhl gestellt, auf dem er sitzt und ausharrt. Roller geht auf ihn zu und fragt ihn, was er macht. „Wenn’s hell wird, sitze ich hier und weine um meine sechs Enkel. Wenn es dunkel wird, gehe ich wieder nach Hause.“Vor einem anderen Grab kniet eine trauernde Mutter. Auf dem Grab stehen ein Krug mit Wasser und ein Glas. „Die Attentäter haben uns nichts zum Trinken gegeben“, sagt die Mutter und schüttet das Wasser über das Grab: „Meine Tochter soll nie wieder Durst haben müssen.“Für alle die, die einen Ort zum Geborgensein und Verarbeiten suchen, hat die Kindernothilfe gemeinsam mit der Russisch-Orthodoxen-Kirche ein Zentrum gebaut. Das Zentrum habe viel Zeit und die Kraft aller Mitarbeitenden gefordert, erzählt Roller. Doch am Ende steht jetzt ein gutes Ergebnis: Bis heute gibt es viele Personen, Schulklassen und Familien aus Beslan, die für einige Tage hierherkommen. Während des Krieges zwischen Südossetien und Georgien ist das Zentrum erste Anlaufstelle für kriegstraumatisierte Kinder und Familien. Es ist ein heller freundlicher Ort, mit fröhlichen Farben und Menschen, die einem zuhören. „Die Kombination aus Entspannung und Therapie-

Traumatherapien sollen helfen, Erinnerungen zu verarbeiten.

Neu errichtetes Zentrum in Beslan.

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PINNWANDMaterial bestellen auch unter 8 www.kindernothilfe.de/material

Adventskalender mit CD

Robinsons WeihnachtsreiseDer Kalender enthält 24 Geschichten, Lie-

der, Bastelanleitungen, Backrezepte sowie

Spiel- und Aktionsideen. Robinson, Haupt-

fi gur der Kinder-Kinder-Hefte, reist per

Zauberbuch durch die Welt und lernt ver-

schiedene Weihnachtsbräuche kennen.

Zum Kalender gibt es eine CD, auf der Norbert Blüm und Vera Int-Veen je sechs der 24 Geschichten lesen. Verschiedene Interpreten singen die Lieder, deren Noten im Kalender abgedruckt sind. Kalender und CD sind eine Koproduktion der Kindernothilfe mit dem KONTAKTE Musikverlag, Lippstadt.Preise:Kalender: 7,50 Euro + Porto/Verpackung: ISBN: 3-89617-166-6CD: 13,50 Euro + Porto/Verpackung, ISBN: 3-89617-167-4beides zusammen: 19,90 Euro + Porto/Verpackung, ISBN: 3-89617-168-2Benefizanteil: Der komplette Reinerlös kommt der Kindernothilfe zugute. Hinweis: Versand und Rechnungsstellung übernimmt die Firma Peter Sperber Vertrieb aus Bochum.

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GebetsrundbriefDer Gebetsrundbrief infor-miert über Gebetsanliegen in Afrika, Asien, Latein-amerika und Europa. Er enthält eine Meditation, lädt zur Fürbitte ein und kann zur persönlichen oder gemeindlichen Andacht ge-nutzt werden. Er erscheint zu Ostern und zu Ernte-dank. 16 Seiten, DIN A5Gerne schicken wir Ihnen den Gebetsrundbrief regelmäßig online zu. Kontakt: Dietmar Boos, Telefon 0203.7789-214

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Fröhliche Weihnachten Grafikerin Susanne Wallemann hat aus Kinderzeichnungen, die sie aus dem St. Moses Projekt in Uganda mitgebracht hat, Weihnachtskarten gestaltet, mit der Sie Verwandten, Freunden und Geschäftspartnern in Deutsch, Englisch, Spanisch und Portugiesisch frohe Weihnachten und ein gesegnetes Neues Jahr wünschen können. DIN lang (21 x 9,8 cm), ohne Umschlag.

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Material bestellenKindernothilfeTel. Spenderservice: 0203.7789-111Fax: 0203. [email protected]/materialKindernothilfe ÖsterreichTelefon 01.513 93 [email protected] Kindernothilfe SchweizTelefon 062.823 38-61 [email protected] LuxemburgTelefon [email protected]

Bezug, falls nicht anders angegeben, über die Kindernothilfe

Materialsammlung

Jahreslosung 2010 Meditation: Die Auslegung schrieb Nikolaus Schneider, Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland (EKiR). DIN C6, 8 SeitenPoster: DIN A3Doppelpostkarte: ohne UmschlagAlle Materialien sind auch einzeln bestellbar.

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Kinderfotos aus aller WeltKindernothilfe-Kalender als Wand-kalender und im handlichen Ta-schenformat. Das Bildmaterial ha-ben unsere Fotografen von ihren Projektreisen mitgebracht. Preise und Bezug: siehe beilie-gende Bestellkarte; der Erlös kommt der Kindernothilfe zugute.Bestellungen aus Österreich: Telefon 01.513 93 30*Bestellungen aus der Schweiz: Telefon 062.823 38 61*

* Der Kalender wird von Deutschland aus verschickt.

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Kunstkalender Die Künstlergilde Neersen ist ein Zusammenschluss von Kunstschaf-fenden unterschiedlicher Couleur aus dem niederrheinischen Willich (Neersen ist ein Willicher Stadtteil) und umliegenden Gemeinden. Für 2010 gibt sie erstmalig einen Kunstkalender heraus, in dem 12 Künstler eines ihrer Werke prä-sentieren. Format: DIN A3 Preis: 12 Euro (zzgl. 3,90 Euro Versandkosten), Benefizanteil: 3 Euro für die Flücht-lingshilfe in Sri LankaBezug: www.kuenstlergilde-neersen.de, Telefon: 02154.427589 oder Künstlergilde Neersen e.V., Hebelstr. 66, 47877 Willich

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Soul of Music Die CD wurde von vier professionellen Vollblutmusikern aus NRW eingespielt. Der Titel soll zum einen die Emotionen der Musiker beschreiben, zum anderen auf den wichtigen Zweck hinweisen, den diese Musik er-füllen soll: Der komplette Erlös jeder verkauften CD kommt der Kindernothilfe zugute.5 Titel, Gesamtlänge ca. 31MinutenPreis/Benefizanteil: voraussicht-lich 6,19 Euro (zzgl. Versand-kosten)Bezug: www.soul-of-music.net

www.kuenstlergilde-neersen.de, Telefon: 02154.427589

den wichtigen Zweck hinweisen, den diese Musik er-

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PATENGESCHICHTE > KINDERNOTHILFE MAGAZIN > 4/2009Seite 26

Meine Paten sind immerin meinem Herzen

Der 35-jährige Melkamu Mamo Gobezie führt gemeinsam mit Freunden

ein Reisebüro in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba. Der junge Mann

aus ärmlichen Verhältnissen wurde mit vier Jahren Vollwaise. Damit schien

seine Zukunft als Straßenkind und Tagelöhner besiegelt. Dass er es so weit gebracht hat,

verdankt er auch Menschen aus Deutschland.

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Melkamu Mamo Gobezie organisierte für seine Paten, das Ehepaar Wenzlaff (links), und ihre Freunde eine Reise durch seine äthiopische Heimat.

Melkamu Mamo Gobezie wurde 1974 in Lalibela, einer kleinen Stadt im Norden Äthiopiens, geboren. Lalibela ist auch im Ausland berühmt wegen seiner Felsenkirchen, die jedes Jahr tausende von Touristen anziehen. Melkamus Vater war Priester in einer dieser weltbekannten Kirchen, die im 12./13. Jahrhundert aus dem roten Felsboden herausgeschnitten wurden. Seine Eltern, sein älterer Bruder und er wohnten in einem Tukul – so heißen in Äthiopien die Rundhütten aus Lehmwänden und einem Grasdach. Tukuls haben keinen Strom- und Wasser-anschluss. Seine Mutter musste jeden Tag von einer zwei Kilo-

meter entfernten Wasserquelle Wasser holen. Außerhalb der Stadt besaß sein Vater ein Stück Land. Was die Familie dort erntete, reichte gerade mal für zwei Mahlzeiten am Tag. Sein drei Jahre älterer Bruder zog kurz vor dem Tod des Vaters zu einem Verwandten nach Addis Abeba, der ihm den Schulbesuch bezahlte. Melkamu war vier Jahre alt, als zuerst sein Vater, kurze Zeit später dann auch seine Mutter starb. „Ich war jetzt Voll-waise und wäre auf der Straße gelandet, wenn nicht der Mitarbeiter eines Waisenhauses in unserem Ort auf meine Lage aufmerksam geworden wäre“, erzählt Melkamu. „Er sorgte

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dafür, dass ich als Patenkind in dieses Projekt der Orthodoxen Kirche aufgenommen wurde. Ein Pate in Deutschland bezahlte dafür, dass ich ein Dach über dem Kopf hatte, zu essen und Kleidung bekam und dass es immer Menschen gab, die sich um mich kümmerten.“ Mit sechs Jahren kam Melkamu in die Grundschule. Nach Abschluss der 6. Klasse mussten alle Schüler das Wohnheim verlassen. Seit 1961/62 tobte ein blutiger Bürgerkrieg in Äthiopien. 1980 erreichten die Kämpfe auch Lalibela. Das Waisenhaus war zeitweise von der Außenwelt abgeschnitten. Soldaten quartier-ten sich dort ein, und deshalb wurden die Kinder in ein anderes Wohnheim in Dessi gebracht, wo es sicherer war. Nach einem weiteren Jahr mussten sie auch von dort wieder weg und kamen nach Kombolcha. Alle diese Projekte wurden von der Kindernothilfe unterstützt. „An die Zeit in Dessi und Kombolcha kann ich mich noch besonders gut erinnern“, sagt Melkamu. „Ich fand dort viele neue Freunde. Zum ersten Mal bekam ich auch Post von meinem Paten aus Deutschland. Das hat mich sehr ermutigt und motiviert, auch ohne Familie weiterzulernen, mich anzu-strengen und etwas aus meinem Leben zu machen.“1994 machte der junge Mann sein Abschlussexamen an der Highschool. „Leider waren meine Zensuren nicht so berau-schend“, gibt Melkamu zu, „deshalb bekam ich keinen Studien-platz an einer Uni. Ich kehrte in meine Heimatstadt Lalibela zurück und ließ mich dort zum Fremdenführer ausbilden. Zwei Jahre lang habe ich ausländische Touristen, aber auch Lands-leute aus anderen Regionen Äthiopiens durch die Felsenkirchen geführt.“Eines Tages traf er dabei ein deutsches Ehepaar aus Duisburg, und – unglaublich, aber wahr – sie hatten doch tatsächlich mit der Kindernothilfe zu tun. Margarete Wenzlaff war damals Leiterin der Personalabteilung bei der Duisburger Organisation und natürlich begeistert, ein ehemaliges Patenkind kennen-zulernen. „Die Guides wurden der Reihe nach den Touristen als Führer zugeteilt“, erinnert sie sich. „Melkamu war eigentlich noch gar nicht dran, aber weil wir Kindernothilfe-Leute und er ein ehemaliges Patenkind waren, wurde eine Ausnahme gemacht.“Für Melkamu war dies eine ganz wunderbare Begegnung, die sein Leben noch einmal verändern sollte. Wenzlaffs boten an, ihm bei einer weiteren Ausbildung zu helfen, damit er sich noch

besser qualifizieren konnte. Für Melkamu wurden sie quasi seine zweiten Pateneltern. Mit ihrer Unterstützung studierte der junge Mann 1997 ein Jahr am Department for Computer Science der Universität in Addis Abeba. Anschließend wurde er von verschiedenen Reisebüros angeheuert, um für ausländische Touristen individuelle oder auch ganz traditionelle Reisen zu organisieren und sie dabei zu begleiten. „Zum Jahreswechsel 2003/2004 hatte ich die ganz große Freude, für meine zweiten Pateneltern und ihre Freunde eine vierwöchige Reise zu planen und sie zu begleiten. Ich konnte ihnen unsere schönsten Landschaften und die Vielfalt der äthiopischen Bevöl-kerungsgruppen zeigen.“Wenzlaffs zeigten sich sehr angetan von der Reise: „Wir waren erstaunt über die hervorragend durchgeführte Organisation“, erzählt Johannes Wenzlaff. „Selbst die Hotels und die Guides im entferntesten Süden des Landes hatte Melkamu gebucht und bereits bezahlt, obwohl es dort gar keine Telefonverbindungen gibt. Während der Reise erklärte er uns sehr viele Einzelheiten über Flora und Fauna seiner Heimat wie auch über politische Gegebenheiten der Vergangenheit und Gegenwart.“Melkamu war mit seiner Ausbildung immer noch nicht ganz zufrieden. In Abendkursen machte er am Tourismus College in der Hauptstadt seinen Bachelor-Abschluss in Tourismus und Travel Agency Management. „Zu unserer großen Freude hörten wir von Melkamu und dem Leiter der Kindernothilfe-Partner-organisation Ato Lilay viele positive Meldungen über den Fortgang seiner Ausbildung“, berichtet Margarete Wenzlaff.

Melkamu Mamo Gobezie ist dankbar für die Hilfe aus Deutschland.

In einem Tukul wie diesem wuchs Melkamu auf.

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„Nach sechs Prüfungen erfolgte im Jahr 2000 das Staatsexamen, das er im ersten Anlauf bestand. Stolz schickte er uns von der Zeugnisvergabe ein Foto.“Mittlerweile hat sich Melkamu mit einigen Freunden selbstän-dig gemacht und sein eigenes Reisebüro eröffnet. Immer wieder berichtet er dem Duisburger Ehepaar, welche Reisen er mit Franzosen, Engländern, Spaniern, Österreichern, Deutschen und anderen Touristen gemacht hat.Wenzlaffs haben „ihren“ Melkamu sehr in ihr Herz geschlossen. Und für ihn ist die Beziehung zu seinen deutschen Paten etwas ganz Besonderes: „Äthiopien und Deutschland sind tausende von Kilometern voneinander entfernt“, sagt er, „aber im Geist sind wir uns ganz nahe, und sie sind immer in meinen Gedanken und meinem Herzen. Wir kommunizieren per E-Mail und per Telefon häufig und intensiv. Sie sind mein Ein und Alles. Ich danke Gott, dass es die Kindernothilfe und meine Pateneltern gibt.“Der Kontakt zu seinem ersten Paten, der ihn als kleiner Junge über die Kindernothilfe unterstützt hatte, riss nach Ende der Patenschaft leider ab, was Melkamu sehr bedauert. Es wäre sein

PATENGESCHICHTE > KINDERNOTHILFE MAGAZIN > 4/2009

Südafrika: Unterstützung für Menschen mit Behinderungen im Eastern Cape (72430/AA/12)Seit Dezember 2008 fördert die Kindernothilfe über ihren Partner Port Elizabeth Mental Health Society 160 Kinder und Jugendliche mit Behinderungen über Schutzpatenschaften. Behinderte werden vor allem in Townships und abgelegenen Gebieten häufig nach wie vor stigmatisiert. Oft vernachlässigen Familien ihre Kinder und sehen sie als Last. In drei Jugendzentren rund um Port Elizabeth üben junge Leute mit Behinderungen Schreiben und Rechnen, informieren sich über Arbeitsbedingungen in ver-schiedenen Berufen, machen Rollenspiele als Vorbereitung für Einstellungsgespräche und lernen den Umgang mit Geld. Mit den Mitarbeitern sprechen sie über ihre Probleme im Alltag, über Schutz vor HIV/AIDS, häusliche Gewalt und Missbrauch. In ihrer praktischen Ausbildung lernen sie z. B. putzen, Autowaschen, nähen, Gartenarbeit, Ziegelherstellung und übernehmen Auftrags-arbeiten für Firmen. Kinder mit oft schweren geistigen Behinderungen gehen in drei kleine Nachbarschafts-Kindertagesstätten. Die Mitarbeiter arbeiten eng mit den Eltern zusammen und helfen ihnen bei der Beantragung von staatlichen Zuschüssen. Die Laufzeit des Programms beträgt vorerst drei Jahre und wird mit 150 000 Euro unterstützt.

Projektsplitter Afrika Siehe auch8 www.kindernothilfe.de/Afrika

sehnlichster Wunsch gewesen, auch ihm eines Tages persönlich dafür zu danken, was er für ihn getan hat, doch leider ist der Pate inzwischen verstorben.Ende April erhielten Wenzlaffs die Nachricht, dass Melkamu im Mai heiraten würde. Fotos von seiner zukünftigen Ehefrau schickte er gleich mit. „Unsere Verbindung bleibt sicherlich noch viele Jahre bestehen“, hoffen Margarete und Johannes Wenz-laff. „Auf jeden Fall wünschen wir Melkamu und seiner Familie Gottes Segen, Gesundheit und immer ausreichend Arbeit.“

Lüder Lüers, ehemaliger Auslandsvorstand der Kindernothilfe

Gunhild Aiyub, Redakteurin

[email protected]

Hinweis:Interessierte, die eine Rundreise durch Äthiopien oder auch nur in einem bestimmten Gebiet des Landes planen, können sich gern mit Melkamu Gobezie in Verbindung setzen:www.dinkneshethiopiatour.com/Travel/index_de.htm, E-Mail: [email protected], Handy 00251.911 625 023

Wer mit Melkamu Gobezie unerwegs ist, trifft viele Menschen und bekommt interessante Informationen über die Flora und Fauna Äthiopiens.

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Seite 29AIDS > KINDERNOTHILFE MAGAZIN > 3/2009

Aids 2010 - Wien wird zur „Aids-Hauptstadt“

Antiretrovirale Medikamente für an Aids erkrankte Kinder stehen oft nicht zur Verfügung

Jeden Tag werden nach Angaben des UNAIDS Direktors Michel Sidibé an die 1.200 Kinder im Alter unter 15 Jahren mit dem HI-Virus angesteckt. Bei der großen Mehrheit der Kinder, die mit Aids leben, wird das Virus vor oder bei der Geburt durch ihre HIV-positiven Mütter übertragen. In den am schlimmsten betroffenen Ländern in Afrika ist Aids bei Kleinkindern unter fünf Jahren bereits die häufigste Todesursache.

Um die Pandemie einzudämmen und von Aids betroffenen Menschen ein würdiges Leben zu ermöglichen, ist ein um-fassender Ansatz notwendig: Die Kindernothilfe fördert des-halb Projekte, die Aufklärungsarbeit leisten sowie HIV-Positive und ihre Familien unterstützen. Besonders gut gelingt dies durch die Förderung von Selbsthilfegruppen. Menschen aus Familien, die durch Aids auseinander gerissen wurden, engagieren sich jetzt gemeinsam für Bildung, Gesundheit und Lebensunterhalt. Die Betreuung von traumatisierten Kindern ist dabei ein zen-traler Bestandteil dieser Gemeinwesenarbeit. In Pilotprojekten in Indien werden erkrankte Mädchen und Buben mit Anti-retroviraler Therapie (ART) behandelt. Ohne ART haben Kinder

nicht länger als acht bis zehn Jahre zu leben. Die Therapie ist für sie daher wie ein geschenktes Leben. Da Kindgerechte Medi-kamente und medizinisches Fachpersonal oft fehlen, gibt es aber immer noch nicht genug lebensrettende Programme.

Die Kindernothilfe Österreich setzt sich deshalb im Rahmen des Österreichischen Aktionsbündnisses gegen Aids dafür ein, dass Regierungen und Pharmaindustrie mehr Verantwortung über-nehmen, um die Aids-Pandemie wirksam zu bekämpfen. Dazu muss unter anderem mehr Geld in Programme zur Vermeidung der Übertragung des Virus von der Mutter auf ihr Kind (PMTCT) investiert werden. Gleichzeitig ist sicherzustellen, dass auch in den am stärksten von Aids betroffenen Ländern leicht anzu-wendende, kindgerechte Medikamente zur Verfügung stehen. Denn ohne Fortschritte in der Prävention, in der Behandlung und im Zugang zu Medikamenten wird es – so befürchtet UNAIDS – in-nerhalb weniger Jahre weltweit 25 Millionen Aids-Waisen geben.

Gottfried Mernyiist Koordinator im Österreichischen Aktionsbündnis gegen Aids

Im Juli des kommenden Jahres werden bei der Welt Aids Konferenz in Wien die künftigen

Schwerpunkte im Kampf gegen die Pandemie vereinbart. Aus Sicht der Kindernothilfe

Österreich ist es unabdingbar, dass dabei effektive Maßnahmen für von Aids betroffene

Kinder sowie Programme zur Vermeidung der Übertragung des HI-Virus von der Mutter

auf das Kind endlich Beachtung finden.

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Seite 30 PATENGESCHICHTE > KINDERNOTHILFE MAGAZIN > 3/2009

Es ist ein Glück, helfen zu können „Mir hat der liebe Gott das Talent gegeben, die Menschen gerne zu haben und gut mit

ihnen in Kontakt zu kommen.“ Dieses Talent spürt man sofort, wenn man mit Susanne

Wichtl ins Gespräch kommt. Die heute 87-Jährige hat es ihr Leben lang verschenkt: früher

als engagierte Gymnasiallehrerin für Deutsch und Leibesübungen und seit 27 Jahren als

ehrenamtliche Mitarbeiterin in der Krankenhausseelsorge. „Hilfsbedürftige Menschen,

egal ob jung oder alt, liegen mir am Herzen“, sagt die ältere Dame voller Begeisterung.

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Redaktion S. 1-4/ 29-32: Gottfried Mernyi (v.i.S.d.P.)Gestaltung: Ralf Krämer Druck/ Versand: Schaffrath, GeldernHinweise: Für unverlangt eingesandte Manuskripte keine Gewähr. Mit Verfassernamen gekennzeichnete Beiträge geben nicht zwingend die Meinung des Herausgebers wider. Nachdruck nur mit Genehmigung. Im Sinne einer leichteren Lesbarkeit wird bei Substantiven auf die Unterscheidung in weibliche und männliche Form verzichtet. Gemeint sind in allen Fällen immer sowohl Frauen als auch Männer.Kindernothilfe Österreich: Dorotheergasse 18, 1010 Wien, Telefon 01.513 93 30,Telefax: 01.513 93 30-90, [email protected], www.kindernothilfe.at

ImpressumDas vierteljährliche Magazin wird herausgegeben von den Vorständen und Geschäftsführungen der Kindernothilfe Deutschland und Österreich. Es berichtet seinen Spendern über die Arbeit der Kindernothilfe. Auflage: 150.000, ISSN 0946-3992 Herausgeberkreis: Kindernothilfe, Düsseldorfer Landstraße 180, 47249 Duisburg, Tel. 0203.7789-0, Fax: 0203.7789-118, Info-Service-Telefon: 0180.33 33 300, [email protected];Dr. Jürgen Thiesbonenkamp, Vorstandsvorsitzender, Rolf-Robert Heringer, stellv. Vorstandsvorsitzender, Dietmar Roller, Vorstandsmitglied; Luzia Wibiral, Geschäftsführerin Kindernothilfe ÖsterreichRedaktion S. 5-28: Gunhild Aiyub (v.i.S.d.P.)

Vielleicht ist Susanne Wichtl aus Baden deshalb seit Jahrzehnten Patin der Kinder-nothilfe. Unmittelbarer Anlass war damals ein schwerer Schicksalsschlag in ihrer Fa-milie. Von den zu früh geborenen Zwillin-gen stirbt ein Enkelkind gleich nach der Geburt, das zweite überlebt nur dank des Einsatzes der Ärzte mit einer schweren Behinderung. Nur die gute medizinische Vorsorgung in Österreich hat es ermög-licht, dass ihr Enkel heute selbst im So-zialbereich berufstätig sein kann.Von der Mutter des Kindernothilfe Öster-reich Vorsitzenden Robert Fenz wird sie kurz nach dem Ereignis bei einem Vortrag für die Behindertenarbeit der Kindernot-hilfe in Südindien begeistert. Spontan über-nimmt sie vier Patenschaften für an Polio erkrankte Kinder. Aktuell hat sie sechs Patenkinder, mit vier von ihnen ist sie bis heute in persönlichem Briefkontakt. „Vor allem am Beginn war mir dieser persön-liche Kontakt zu den von mir unterstützten Kindern sehr wichtig“, erzählt die Patin. Besondere Freude bereitet ihr die Erfolgs-geschichte „ihres“ Abdul aus Indien und sie legt aus der penibel geschlichteten Mappe mit allen Briefen die wohlver-wahrten Fotos ihres Schützlings auf den Tisch. „Abdul habe ich von seiner Auf-nahme im Heim für behinderte Kinder bis zum Erwachsenwerden begleiten dürfen.“ Stolz zeigt sie auch den Dankbrief des jungen Mannes, dem sie eine umfassende Ausbildung ermöglicht hat. Heute steht Abdul, trotz seiner Behinderung, als Radio- und Fernsehtechniker auf eigenen Füssen. „Für mich ist es eine ganz große Freude zu sehen, wie aus meinem Paten-kind ein selbstständiger junger Mann ge-worden ist“. Die persönlichen Lebensgeschichten von ehemaligen Patenkindern aus Afrika, Asien und Lateinamerika haben Susanne Wichtl in diesem Frühjahr beim 50-Jahr-Jubiläum der Kindernothilfe auch am meisten be-

eindruckt. Zu diesem Anlass ist die ener-giegeladene Dame auch extra nach Duisburg gereist, um sich persönlich ein Bild über die aktuelle Arbeit der Kin-dernothilfe zu machen. Zuhause in Baden bei Wien widmet sie ihre Aufmerksamkeit Kindern aus Flücht-lingsfamilien, für deren Ausbildung sie sich besonders einsetzt. Selbst als junge, schwangere Frau kurz vor Kriegsende in die Berge nach Oberösterreich geflüch-tet, hat sie bis heute nicht vergessen, was es heißt, auf der Flucht zu sein. „Ich habe lernen müssen, mein Maß nicht immer auf die Anderen anzulegen“ meint Frau Wichtl verschmitzt – dennoch sprechen ihre Briefe an Politiker und Behörden manchmal eine klare Sprache,

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wenn es um die Aufenthaltsberechtigung „ihrer“ Schützlinge in Österreich geht. „Es ist ein großes Glück, helfen zu können“ sagt Frau Wichtl über ihren Lebensinhalt. Ihrer großen Zuwendung erfreuen sich aber auch kranke und ältere Menschen, die sie in Baden im Krankenhaus oder im Pflegeheim besucht. Dort habe ihr un-längst ein Mann einen dringenden Rat gegeben: „Frau Wichtl, passen Sie auf auf sich, der liebe Gott braucht Sie noch - für die Menschen.“ Diesem Wunsch kann man sich als Mensch und als Mitarbeiter der Kinder-nothilfe Österreich nur von ganzem Her-zen anschließen.

Das Interview führte Gottfried Mernyi

Susanne Wichtl, 87, eine engagierte Kindernothilfe-Patin

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