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Gustav Ernst Arno Camenisch G ü nter Wels Annette Pehnt Guy Helminger Christian Uetz Clemens J. Setz Anna Kim Nadja Bucher Der Koschuh 9. Innsbrucker Prosafestival 12. - 14. Mai 2011

9. Innsbrucker Prosafestival 12.-14. Mai 2011

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Der Folder zum 9. Innsbrucker Prosafestival 12.-14. Mai 2011 (c) Markus Köhle, Robert Renk & medienwerkstatt.ccwww.8ungKultur.com

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Gustav Ernst

Arno Camenis

ch

Günter Wels

Annette Pehn

t

Guy Helminge

r

Christian Ue

tz

Clemens J. S

etz

Anna Kim

Nadja Bucher

Der Koschuh

9. Innsbrucker Prosafestival

12. - 14. Mai 2011

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Donnerstag – Literaturhaus am InnGustav Ernst (A)Arno CamEnisCh (CH)Günter WEls (A)

Freitag – Stadtarchiv / StadtmuseumAnnette PEhnt (D)Guy hElmingEr (LUX) Christian UEtZ (CH)

samstag – die bäckerei Clemens J. sEtZ (A)Anna Kim (ROK/A) Nadja BUChEr (A)Der KosChUh (A)

Zum neunten Mal treffen sich – eingeladen

vom Verein 8ungKultur – spannende Autorin-

nen und Autoren aus dem gesamten deutschen

Sprachraum, um an drei Tagen in Innsbruck

ihre aktuellen Werke vorzustellen. Die Orte

sind neu. So wird es eine kleine Stadtrund-

reise in Sachen Literatur geben. Der Auftakt

findet am Donnerstag, den 12. Mai im Litera-

turhaus am Inn statt. Am Freitag, den 13. Mai

ist das Stadtarchiv Gastgeber und am Sams-

tag, den 14. Mai wird der Literaturreigen in

der Kulturbackstube Die Bäckerei mit Musik

und Tanz abgerundet. Das bewährte Kon-

zept bleibt. Robert Renk und Markus Köhle

moderieren, führen einleitende Gespräche

mit den Autorinnen und Autoren und haben

wie immer einen interessanten Querschnitt

der gegenwärtig schreibenden Zunft eingela-

den. Altersgrenzen, Geschmackspräferenzen

oder Verlagsprovenienzen sind dabei nicht

ausschlaggebend. Ausschlaggebend ist die

Qualität der Texte, gepaart mit der Qualität,

die eigenen Texte trefflich präsentieren zu

können. Die zehn Autorinnen und Autoren

sind Meisterinnen und Meister ihres Faches,

werden sich mit Garantie auf ihre jeweils in-

dividuelle Art in Ihre Herzen und Hirne lesen

und demonstrieren, wie bunt und verstörend,

wie wunderlich und betörend, wie anregend

und vielseitig Literatur sein kann. In diesem

Sinne: Lassen Sie sich darauf ein, hören Sie zu

und haben Sie Vergnügen!

Robert Renk & Markus Köhle

Donnerstag, 12. mai um 20:00 Uhrliteraturhaus am inn Josef-hirn-str. 5/10 - innsbruck

Gustav Ernst (A)beginnt dort, wo andere aufhören

Somit beginnt auch das 9. Prosafestival mit

ihm. Seit seinem Erstling „Plünderung“

(1970) gehört er zur ersten Riege der österrei-

chischen Literatur. Nun erschien sein neuer

Roman „Beste Beziehungen“ (Haymon 2011)

und alles was Ernst ausmacht, ist darin zu

finden. Hoch literarisch Obszönes, gekonnt

Grausliges und entblößend Wahres, also alles,

was zwischen Liebe und (herbeigeführtem)

Tod so Platz hat im Denken und in der Rea-

lität.

Dass er einer der wenigen ist, die sich – über

die politisch kompetente Äußerung hinweg

– erfolgreich der literarischen Aufarbeitung

9. Innsbrucker PrOsAFesTIVAL

Donnerstag 12. bis samstag 14. mai 2011Jeweils 20:00 Uhr an verschiedenen orten

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9von politischen Phänomenen widmen, zeigt

u.a. seine grandiose Suada „Die Frau des

Kanzlers“, die zu den Versäumnissen der ös-

terreichischen Mitte-Rechts-Regierung Stel-

lung bezieht und auch im Theater erfolgreich

aufgeführt wurde. Außerdem ist er Herausge-

ber der Literaturzeitschrift kolik. „Die Zeit­

schrift entsteht aus dem Wunsch heraus, jener

Literatur und vor allem auch jenem Diskurs

über Literatur, die nicht den Kriterien und den

Anforderungen des Marktes entsprechen, weil

sie zu kritisch, zu polemisch, zu anspruchs­

voll sind, einen Ort zu geben.“

Dass er damit seit Jahren auch ein wichtiger

Förderer der jungen Literatur ist, versteht sich

von selbst & wird sich während des Festivals

auch durch die Präsenz der Zeitschrift kolik

leicht überprüfen lassen!

Arno CAmEnisCh (Ch)kennt keine Sprachgrenzen

Arno Camenisch schreibt auf Deutsch und

Rätoromanisch. Sein Debüt „Sez Ner“ sorgte

ebenso für Aufsehen, wie sein 2010 ebenfalls

im Urs-Engeler-Verlag erschienener Zweitling

„Hinter dem Bahnhof“. Stehen im Erstling

der Senn, der Zusenn und die Hirterbuben

im Mittelpunkt bzw. deren Leben auf der Alp

Stavonas am Fuße des Piz Sezner in der Sur-

selva des Kantons Graubünden, so geht es im

zweiten Buch um ein Dorf, in dem der Rhein

„Maulwürfe und Fussbälle“ frisst, betrachtet

aus dem Blickwinkel eines Kindes. Das Dorf

ist klein, doch es ist immer was los: Die Groß-

mutter (die Tatta) wird eingeliefert, der Bru-

der von einem Auto angefahren, dem Ich ein

Loch in den Kopf gehauen, das Wibli frisst die

Kinkelis (Hund frisst Hasen) und Schi- und

Verkehrsunfälle stehen sowieso auf der Ta-

gesordnung. Raue Sitten im Dorf das mit ge-

zählten „16 Cüalschrancs“ aufwarten kann.

Das klingt nach Kleindorfbusiness as usual

und ist doch mehr und vor allem anders. Das

Einzigartige und in dieser Form auch äußerst

Gelungene ist die sprachliche Umsetzung.

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Dieser Drahtseilakt: da die Hochsprache,

dort der Dialekt und in der goldenen Mitte

eben der Weg, den Camenisch wagemutig und

souverän beschreitet. Trotz zahlreicher Hel-

vetismen ist dieses Buch für alle lesbar aber

eben näher dran an der abgebildeten Dörflich-

keit und den Ungeheuerlichkeiten derselben.

Arno Camenisch hebt ein Dorf auf die Bühne,

ein Dorf, zu einer Zeit, der Kindheit des Er-

zählers. Absolutely charming!

Günter WEls (A)wäre gerne ein Rotkehlchen im Garten

Theodor Storms

und hat einen hochliterarischen Erstling hin-

gelegt. „Da muß man aufpassen, um fair zu

bleiben und nicht aus Neid bissig zu werden:

Günter Wels hat ein schönes, zartes, nachhal­

lendes Debüt vorgelegt. Respekt!“ schreibt Pe-

ter Pisa im Kurier.

Der Erzählband „Maitage“ (Czernin 2010)

zeigt die Dramen des Erwachsenwerdens

zu verschiedensten Zeiten. Man staunt, wie

sehr sich diese Dramen gleichen. Nicht aber

die Erzählungen. In sieben schnörkellosen

Sprachperlen, die nah an den Figuren entlang

schreiben zeigt Wels, dass er das Schreiben

wohl auf's Souveränste beherrscht. Ist auch

kein Wunder. Unter dem „Pseudonym“ Gün-

ter Kaindlstorfer zählt er zu den renommier-

testen Kulturjournalisten Österreichs und

arbeitet u. a. für den ORF, den Deutschland-

funk, den Bayerischen Rundfunk, den WDR,

den SWR, das Schweizer Radio DRS und für

3sat.

„Maitage“ ist ein in vielerlei Hinsicht gelun-

genes Debüt, weil die Geschichten hinter-

gründig und berührend, plastisch, glaubwür-

dig, vor allem aber spannend sind...

Günter Wels’ Erzählband ist auch eine Aus-

einandersetzung mit der österreichischen

Geschichte und den sozialen Verhältnissen

in der österreichischen Provinz. „Das Unver­

ständnis, das Jugendlichen von Erwachsenen

entgegengebracht wird, das Desinteresse an

ihren Wünschen, Sehnsüchten und Ängsten

ist ein Leitmotiv dieses Buches.“ schreibt

denn auch Vladimir Vertlib in „Die Presse“.

Und soeben ist Günter Kaindlstorfer zum neu-

en Programmleiter der BUCH WIEN gewählt

worden. Was den Nachteil hat, dass man Gün-

ter Wels dort nicht lesen hören wird. Da muss

man schon nach Innsbruck ...

Freitag, 13. mai um 20:00 Uhrstadtarchiv / stadtmuseum innsbruck Badgasse 2

Annette PEhnt (A)schreibt sich mit Mobbing in die Literaturge­

schichte

Damit ist natürlich ihr grandioser Roman

„Mobbing“ gemeint, der sich diesem Thema

ganz speziell nähert. Diesmal nicht nur aus

der Perspektive des Tatortes Büro, sondern

vielmehr verlagert Pehnt die Problemzone

zusehends in den Kreis der Familie und zeigt

dadurch, wie sich auch Jo, der Gemobbte

und seine Frau, die Erzählerin des Romans,

entfremden. „Mobbing“ war einer der erfolg-

reichsten Romane im Jahre 2007. Annette

Pehnt wohnt in Freiburg (Partnerstadt von

Innsbruck). Zuvor lebte sie u.a. auch in Belfast

und Schottland und studierte – neben Germa-

nistik und Anglistik – auch Keltologie!

2010 erschien der Erzählband „Man kann sich

auch wortlos aneinander gewöhnen das muss

gar nicht lange dauern“. Sprachlich souverän,

präzise, knappe Tiefenforschung, an Figuren,

die am Kippen sind. Diese scharfe, lupenrei-

ne Prosa weißt sie laut Anja Hirsch von der

Frankfurter Rundschau als „Meisterin der

Beschreibung ungesättigten Lebens“ aus. Und

Gabriele Killert von „Der Zeit“ bewundert das

sichere Gespür der Autorin für die Entfrem-

dungszusammenhänge ihrer Protagonisten.

Neben ihren 5 Romanen und dem zuletzt er-

schienen Erzählband hat Annette Pehnt auch

4 Kinderbücher veröffentlicht. Für die Kinder

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in Annette Pehnts zarten und psychologisch

genau erzählten Kinderbüchern gibt es nicht

nur die eine Welt, die man sieht, sondern eine

fantastische Welt dahinter, von der man nie

genau weiß, wie wirklich sie in Wirklichkeit

ist.

Wie wirklich die Bühnenpräsenz von Annette

Pehnt ist, erlebt Innsbruck im Mai!

Guy hElminGEr (lUX)wirbt noch immer zu Recht mit „Esst Bücher!

Lest Kuchen!“

und schreibt noch immer fantastische Roma-

ne. Den letzten für den Eichborn Verlag mit

Titel „Neubrasilien“ (2010). Dort verknüpft

der 1963 in Esch-sur-Alzette (Luxemburg) ge-

borene zwei Auswanderergeschichten zu ei-

nem brillanten Buch. Einmal von Luxemburg

nach Brasilien (wir erinnern uns auch ans

Dorf Tirol) und einmal – 170 Jahre später –

von Montenegro nach Luxemburg. Zum Glück

mussten wir nicht so lange auf eine Helmin-

ger-Rückkehr nach Innsbruck warten. „Diese

Geschichte ist tief und spannend erzählt (...)

es geht um Verlorenheit, um Fremdheit, um

Migration (...) in der sensiblen Form, in der es

geschildert wird und mit der enormen Sprach­

wucht von Guy Helminger bekommt man so

ein feines Gespür dafür, für Migrantendasein

und für das Elend, das dazugehört, dass ich

dieses Buch nur wärmstens empfehlen kann“

meint Richard David Precht im „Schweizer

Literaturclub“.

Zusammen mit Navid Kermani lädt Guy Hel-

minger im Kölner Stadtgarten jedes zweite

Monat zu einem internationalen Literari-

schen Salon und auch auf den Theaterbret-

tern finden seine Stücke regen Zulauf (u.a. das

Stück „Venezuela“).

Seit 1985 wohnt Guy Helminger in Köln, wo er

Ende der 80iger und Anfang der 90iger auch

in der legendären Punkkneipe „Die Station“

kellnerte, was im als Stoff für seinen ersten

Roman „Die Ruhe der Schlammkröte“ diente.

„Der Meister der gepflegten literarischen Hasstirade ist mit neuem Roman zurück. Höchste Empfehlung!“Falter

Gustav Ernst:Beste BeziehungenRoman212 Seiten, fest gebunden mit Schutzumschlag€ 19.90 / Sfr 30.50ISBN 978-3-85218-677-1

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samstag, 14. mai, 20:00 Uhrdie bäckerei Dreiheiligenstraße 21a, innsbruck

Clemens J. sEtz (A)schreibt sich in den Zenit

Clemens J. Setz ist soeben für „Die Liebe zur

Zeit des Mahlstädter Kindes“ (Suhrkamp

2011), einem Geschichtenband voll Skurri-

lität, Sexualität, Genialität und Einsamkeit,

mit dem Preis der Leipziger Buchmesse aus-

gezeichnet worden. Der 28-jährige Grazer ist

seit seinem Debüt „Söhne und Planeten“ und

vor allem seit seinem ungemein vielseitigen

Roman „Die Frequenzen“ eine zu Recht hoch

gehandelte Aktie am Literaturmarkt. Clemens

J. Setz hat es vom Residenz-Autor und Ge-

heimtipp in Insiderkreisen zum Suhrkamp-

Autor und Preisträger im medialen Rampen-

licht gebracht. 18 Erzählungen enthält das

von der Leipziger Messe prämierte Buch mit

dem ungewöhnlich unspektakulären Titel.

Für alle Geschmäcker etwas. Setz wartet er-

neut mit eigenwilligen Metaphern auf und

verblüfft durch unerhört genaue Beobach-

tungsgabe. Wie immer bestechend sind die

Dialoge, aus harmlosem Beziehungsgeplap-

per entwickeln sich ganz nebenbei wahre

Schauergeschichten, vermeintlich Bedeu-

tungsloses wird zunehmend gravierender. Im

Spannungsaufbau und in der Zuspitzung hat

der Großmeister alle Zügel fest in der Hand

und seine Figuren hat er dermaßen lieb, dass

er sie alles machen lassen kann. Das wirkt al-

les ungekünstelt nachvollziehbar und sei es

auch noch so absurd oder durchgedreht und

am besten sind die Geschichten, in denen ent-

weder die Realitätsschraube einen Tick über-

dreht wird (es beispielsweise einen Mütter-

straßenstrich gibt oder einfach alle Eheregeln

umgekehrt und pervertiert werden) oder Sur-

reales Einzug hält (Handtaschen von Pestbeu-

len befallen werden, sich Helden ins Innere

von Dingen denken). Dazwischen gibt es ge-

Christian UEtz (Ch)spricht aus dem Herzen

Christian Uetz legt mit „Nur Du, und nur

Ich“ zwar sein Romandebüt (Secession 2011)

vor, ein Szeneneuling ist der philosophie-

durchdrungene Schweizer Performancepoet

allerdings beileibe nicht, im Gegenteil, seine

Auftritte sind geradezu legendär. Uetz ist ein

Vorreiter der „Spoken Poetry“ im deutsch-

sprachigen Raum, hat Gedichtbände u. a. bei

Suhrkamp und Droschl veröffentlicht und

erzählt nun eine Liebesgeschichte. Ja, eine

Liebesgeschichte. Sie hält die Nähe nicht

aus und macht es ihm schwierig. Er wäre be-

dingungslos bereit sich hin zu geben, er ist

auch bereit, danach zu schürfen, wieso sie

ihm die körperliche Vereinigung verweigert

und ergibt sich gerne in geradezu manischen

Selbstreflexionen. Sie flieht vor der Nähe, er

fleht danach. Es geht also um die Höhen und

Tiefen der Liebe und des Leidens, es geht um

Sehnsucht, Wolllust, Verzweiflung und die

sprachliche Umsetzung dieser Urgefühle.

Christian Uetz findet dafür eine Sprache, die

keine Gratwanderung, sondern ein Besteigen

des Liebesgipfels von allen Seiten und mit

allen Mitteln ist. Da wird aus allen Registern

gezogen, ist nichts per se zu hoch oder zu tief.

Die beschreibenden Szenen der schwierigen

Beziehung wechseln sich mit dem Innenleben

des Erzählers bzw. mit den Sprachversuchun-

gen und -verwirrungen die der Liebesrausch

im Erzähler auslöst. Dass diese Obsessionen

nicht alle immer treffen können, ist dabei nur

natürlich, Leidenschaften sind eine höchst

individuelle Sache. Wie es Uetz allerdings

gelingt, die Besessenheit seines Helden dar-

zustellen, ist bemerkenswert und in dieser

Realisierung wohl einzigartig. Und wenn

man ihn erst gehört hat, dann bleiben ohne-

hin keine Fragen mehr offen.

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legentlich auch solide Komik, die dann aber

gleich wieder durch ehrliche Boshaftigkeit

vertrieben bzw. vergessen gemacht wird. Was

bleibt, ist die radikale Konsequenz all dieser

Geschichten, da wird nicht moralisiert oder

schöngeistig schwadroniert, da wird meist

Unangenehmes ausgesprochen und zwar mit

den adäquaten sprachlichen Mitteln. Das De-

büt „Söhne und Planeten“ war frecher (und

großartig), der Schmöker „Die Frequenzen“

verspielter (und ohnehin grandios), „Die Lie-

be zur Zeit des Mahlstädter Kindes“ ist an-

genehm sperrig (und ein sympathischer Un-

gustl) und auf jeden Fall zu empfehlen.

Anna Kim (rOK/A)entdeckt den hohen Norden

Sie hat sich im letzten Jahr mit ihrem Ro-

man „Die gefrorene Zeit“ (Droschl) in die

Innsbrucker Kulturgeschichte eingeschrie-

ben, als äußerst sensible Sprach-Anthropo-

login für eine grausame Wirklichkeit und

somit als vielbeachtete „Innsbruck-liest-

Autorin 2010“.

„Die Autorin hat sich für eine nüchterne und

dabei diskret metaphorische Sprache ent­

schieden, knapp und befremdlich, und mit der

Sicherheit einer Schlafwandlerin trifft sie den

richtigen Ton. (…) Anna Kim hat ein toderns­

tes, ein todtrauriges Buch geschrieben: ohne

Zweifel ein meisterliches.“ schreibt Daniela

Strigl in „Die Furche“.

Inzwischen hat die 1977 in Daejeon, Südko-

rea Geborene sich vom Kosovo nach Grönland

aufgemacht und frönte dort frierend dem

Recht fremd zu sein. Nach Grönland fahren,

um sich selbst zu finden? In den Inuit, den

Ureinwohnern dieses Landes, die Paradig-

men der eigenen Existenz entdecken? Genau

das beschreibt Anna Kim in „Invasionen des

Privaten“ (Droschl 2011). Zu lesen ist Wun-

derbares über diese polare Insel, deren land-

schaftliche Schönheiten so weit weg sind

von allem, was die Touristik uns als schön

anpreist: die Kargheit, die Leere, die Farben

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und Formen von Eis, Schnee und Wasser. Und

weniger Wunderbares, wenn es um die Kolo-

nialgeschichte der Insel geht, die auch hier im

hohen Norden, so grausam und unerbittlich

für seine Bewohner ablief wie jede andere ko-

loniale Geschichte auch.

In Innsbruck ist Anna Kim schon lange keine

Fremde mehr und im Mai sollte sie hier auch

nicht frieren.

nadja BUChEr (A)sieht rot und räumt auf

Nadja Bucher hat mit ihrem Debüt „Rosa ge-

gen den Dreck der Welt“ (Milena 2011) nicht

nur einen mit feiner Ironie durchzogenen

Putzfrauenroman vorgelegt, sondern gleich-

zeitig ein Buch, das klar vor Augen führt, wie

schwer es ist, ökologisch und moralisch ein-

wandfrei zu leben. Die Welt als Putzfrau Ro-

sas Wille und Vorstellung, könnte man sagen.

Oder auch: Schwarzer Humor trifft auf Baum-

wolle aus kontrolliert biologischem Anbau,

auf SUV-Fahrer, CO2-Emissionen und den

unerfüllbaren Wunsch, an dem ganzen Dreck

nicht beteiligt zu sein. Nadja Bucher kommt

vom Poetry Slam und der gesprochenen Spra-

che, die stark dramatische Einschläge hat.

Nadja Bucher ist Teil der Wiener Lesebühne

Dogma.Chronik.Arschtritt. Ihre Romanfigur

Rosa ist eine selbständige Putzfrau mit Öko-

Tick und ramponierter Vergangenheit, die

sich ihre Kundinnen und Kunden selbst aus-

sucht und dabei einen Hang zu skurrilen Per-

sonen beweist (die eine mit Waschzwang und

Zierkissenwahn, der andere ein Modelleisen-

bahnen- und Zinnsoldatensammler).

Sie hat ihr neues Leben mehr oder weniger in

Griff, bis sie die Wohnung einer neuen Kli-

entin eigenartig berührt und etwas aus der

Bahn wirft. Rosas Ideal ist es, keine Spuren

zu hinterlassen. Nadja Buchers Buch aller-

dings hinterlässt Spuren, ist nachhaltig im

besten Sinne.

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9Der KOsChUh (ibk)ist stets pointendicht

Der Koschuh ist amtierender Ö-Slam-Champ

und Poetry Slam Europa-Vizemeister, ein

Viertel der Lesebühne Text ohne Reiter,

Kabarettist und Schauspieler. Seine Kaba-

rettprogramme, Wort fetzt Lesungen, Uni-

Press-Kolumnen, youtube-Videos und andere

literarisch-kabarettistische Interventionen

sind aus der Szene nicht mehr weg zu denken.

Keiner kann grimassieren wie der Koschuh,

keiner den Tiroler-Schützen gleichermaßen

überzeugend darstellen wie den Schweizer-

Gardisten. Parodien populistischer Politiker-

innen und Politiker zählen zu seinen Para-

derollen, seine Liebesbriefe sind gefürchtet

und nie wünscht man sich den Sommer sehn-

licher, als in Zeiten in denen der Koschuh

den Frühling anruft. Der Koschuh hat keine

Scheu vor brisanten Themen, ist ein sattel-

fester Satiriker mit Hang zur politischen

Groteske, macht aber auch Alltägliches und

allzu Menschliches gerne zum Inhalt seiner

Texte. Keiner kann überzeugender müde sein

als der Koschuh und niemandem wird es

wohl gelingen nicht zu lachen, wenn der Lo-

kalmatador als Abschlussbrezel in der Bäcke-

rei dem Innsbrucker Prosafestival den finalen

Sahnegupf aufsetzen und vermutlich unter

anderem aus der Poetry Slam Anthologie

„Mundpropaganda“ (Milena 2011) lesen wird.

DJ martin Fritz (A)sorgt für heiße Sohlen

Martin Fritz ist unser deklariert liebster Lite-

raturveranstaltungs-Abschlusstanzsause-DJ,

er ist außerdem eifriger Diener der Systemthe-

orie und Populärkultur, ein verlässlich ver-

dammt gutes Viertel der Lesebühne Text ohne

Reiter und Innsbruck Poetry Slam Urgestein

(ja, so schnell geht das!). Was ihm als Autor

die Ode, ist ihm als DJ das Saxophonsolo.

Stillstand verboten, mitwippen Mindestmaß

an Anstand, Ausdruckstanz explizit erlaubt.

robert rEnK (A)bringt die Welt nach Innsbruck

Robert Renk ist vielbeschäftigter Kurator,

dauercharmanter Moderator, allseits belieb-

ter Uni-Gast-Dozent, theater trifft Intendant,

8ungKultur Mastermind und Erfinder der un-

nachahmlichen Renkschen Grätsche, die es

ihm erlaubt, all diese seine Funktionen nicht

nur unter einen Hut zu bringen, sondern aus

diesem seinen Hut immer wieder neue Kanin-

chen zu ziehen, das heißt, laufend zu überra-

schen und zu beglücken.

markus KöhlE (A)bringt Österreich in die Welt

Markus Köhle ist vielreisender Neofixplatz-

besitzer, dauerjugendlicher PoetrySlamÜber-

vater, allseits beliebter literarischer Gast für

Lesungen, Performances und Moderationen.

Er ist Dogma.Chronik.Arschtritt Mastermind,

DUM-Redaktionsmitglied und hat – neben

den wunderbaren Sammlungen „bruch-

harsch“ (2009), „brahmskoller“ (2005) oder

„letternletscho“ (2004) – vor gar nicht all zu

langer Zeit den ultimativen Raststättenroman

(Dorfdefektmutanten 2010) abgeliefert, wel-

cher sogar dem großen Franz Schuh Respekt

abrang.

Außerdem blogt er hochliterarisch & regelmä-

ßig aus Basel, aus einem Berliner Luxushotel,

aus Ptuj und schon mal für den 20er aus Wien.

16 17

Page 10: 9. Innsbrucker Prosafestival 12.-14. Mai 2011

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Verena müllEr (A)ist nicht immer da, aber nicht mehr wegzu­

denken!

Pendelt gerne zwischen ChiliCity und Neu-

Rum rum. Wohnt aber seit zwei Jahren in

Wien, wo sie auch beruflich ihrer Leiden-

schaft für Bücher frönt. Zum Glück kehrt sie

jedes Jahr im Mai – schier zugvogelgleich –

nach Innsbruck zurück, um die AutorInnen

beim jährlichen Prosafestival auf's Beste zu

betreuen.

michael CArli (i)bringt die Welt ins Heft und Sardinien nach

Tirol

Engagement hat zwei Namen: Michael und

Carli. Sei es kulturell, sei es politisch,

Michael Carli ist am Stand der Dinge. Er

rückt – u. a. für „8ungkultur“ – seit Jahren

die schönsten Sachen ins grafisch richtige

Licht, hat ein Herz fürs Theater und wenn er

nebenbei nicht gerade schrottreife Fahrräder

einem zweiten Leben zuführt, die er dann

gerne an bedürftige Führerscheinlose ver-

schenkt, dann zischt er einfach mal schnell

nach Sardinien, um dort grandios Gustiö-

ses nach Tirol zu schaffen und es dort unter

www.sardinienprodukte.at oder auch per-

sönlich an den und die FeinschmeckerIn zu

bringen.

Weitere Lesungen:

Dienstag, 21. Juni um 20:00 Uhr in der bäckerei (Dreiheiligenstraße 21a)

José OLIVER – Andalusien lyrischMusik: Dietmar RUMPOLD (Flamencogitarre), u. A. Ein Projekt der RomanistikstudentInnen des PO Kulturvermittlung. Eintritt: freiWILLIGE Spenden

MittWoch, 7. September um 19:00 Uhr im Spanischen Saal (Schloss Ambras – www.khm.at/ambras)

Michael KÖHLMEIER & Raoul SCHROTT – „Doppel-All’Antica": Erzähltes & Gelesenes

In Kooperation mit dem Kunsthistorischen Museum Sammlungen Schloss Ambras. Eine Veranstaltung im Rahmen der Sonderausstellung „All’antica. Götter & Helden auf Schloss Ambras“. Eintritt: €8 / €12

Reservierung unter:01-52524-4802

oder: [email protected]: [email protected]

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Fotosnachweis: Ernst © Peter Bisovsky; Came­nisch © Yvonne Böhler; Setz © Paul Schirnhofer; Wels © Elisabeth Novy; Kim © Flo Schneider; Bucher © Doris Mitterbacher; Uetz © gezett; Pehnt © Gesine Bänfer; Koschuh © Gerhard Berger

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impressum

m, h + V: 8ungKultur6020 innsbruck franz-fischer-straße 23fon: ++43-(0)699 10855143www.8ungKultur.com

konzept, organisation, text + redaktion: markus köhle + robert renkorganisation + lektorat: verena müllergrafik + satz: medienwerkstatt.cc

Das Prosa Festival findet im rahmen von „innsbruck liest” statt. mit Unterstützung der ig autorinnenautoren tirol.

Wir danken unseren sponsoren und Förderern

9

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