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1 — Immer weniger Bargeld in den Kassen Personal und Infrastruktur spielen eine Schlüsselrolle gegen Tankstellenkriminalität und Benzindiebstahl. Seite 4 — Klimawandel, Medien und Schnellschüsse Eine englische Rundfunkanstalt hat Anweisungen für die klima- bezogene Berichterstattung gegeben. Wie sinnvoll ist das? Seite 6 — Das Unmögliche möglich gemacht Das Ehepaar Lippuner hat mit seinem neuen Haus einen Traum verwirklicht. Für die Ölheizung mussten sie aber Umwege gehen. Seite 9 S elbst wenn Personal und Kunden bei Überfällen auf Tankstellen sel- ten verletzt werden: Der Schock sitzt oſt tief. Am häufigsten drohen die Tä- ter mit Schusswaffen, in einem geringeren Mass auch mit Stichwaffen. Täterinnen gibt es kaum welche. Es ist allgemein bekannt, dass Tank- stellenkassen relativ geringe Beträge ent- halten. Die Täter sind daher meistens Per- sonen, die schnell Geld brauchen, etwa Drogenabhängige. Viele Überfälle ereignen sich bei Dun- kelheit. Die Zürcher Polizei verzeichnet auf Kantonsgebiet bis 20 Überfälle pro Jahr. 80 % davon passieren gegen Laden- schluss. Laut Pierre-Louis Rochaix, Sprecher der Neuenburger Polizei, ist es logisch, dass sich die meisten Überfalle morgens oder abends ereignen, denn es hat zu diesem Zeitpunkt weniger Leute in den Läden. Die Täter spähen bei Dunkelheit aus, ob sich noch Kunden im Geschäſt aualten. Kriminaltourismus und Tankstellen Gemäss Schweizer Kriminalstatistik wei- sen die Kantone Basel-Stadt (113,5), Genf (102,8) und Neuenburg (65,8) die höchste Anzahl Straſtaten auf 1000 Einwohner aus. Petrosphäre hat bei diesen drei Kantonen nachgefragt. Gemäss Basler Kantonspolizei stel- len Überfälle auf Tankstellen «keinen besonderen Schwerpunkt in der Basler Polizeiarbeit» dar. Ein Sprecher erklärt: «Als Stadtkanton hat Basel-Stadt im Vergleich mit anderen Kantonen weni- ger Tankstellen, die sich durch ihre Lage und die erweiterten Öffnungszei- ten als Ziel eines Überfalls anbieten würden.» © Bild: Keystone/Gaëtan Bally Herausgeberin: Erdöl-Vereinigung / erdoel.ch Überfälle: Die Branche handelt Immer wieder geraten Überfälle auf Tank- stellen in die Schlagzeilen. Die Branche handelt erfolgreich dagegen. Petrosphäre Akelle Informaonen rund um das Erdöl Nr. 4 / Dezember 2018

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— Immer weniger Bargeld in den Kassen

Personal und Infrastruktur spielen eine Schlüsselrolle gegen Tankstellen kriminalität und Benzindiebstahl. Seite 4

— Klimawandel, Medien und Schnellschüsse

Eine englische Rundfunkanstalt hat Anweisungen für die klima­bezogene Berichterstattung gegeben. Wie sinnvoll ist das? Seite 6

— Das Unmögliche möglich gemachtDas Ehepaar Lippuner hat mit seinem neuen Haus einen Traum verwirklicht. Für die Ölheizung mussten sie aber Umwege gehen.Seite 9

Selbst wenn Personal und Kunden bei Überfällen auf Tankstellen sel-ten verletzt werden: Der Schock

sitzt oft tief. Am häufigsten drohen die Tä-ter mit Schusswaffen, in einem geringeren Mass auch mit Stichwaffen. Täterinnen gibt es kaum welche.

Es ist allgemein bekannt, dass Tank-stellenkassen relativ geringe Beträge ent-halten. Die Täter sind daher meistens Per-sonen, die schnell Geld brauchen, etwa Drogenabhängige.

Viele Überfälle ereignen sich bei Dun-kelheit. Die Zürcher Polizei verzeichnet

auf Kantonsgebiet bis 20 Überfälle pro Jahr. 80 % davon passieren gegen Laden-schluss.

Laut Pierre-Louis Rochaix, Sprecher der Neuenburger Polizei, ist es logisch, dass sich die meisten Überfalle morgens oder abends ereignen, denn es hat zu diesem Zeitpunkt weniger Leute in den Läden. Die Täter spähen bei Dunkelheit aus, ob sich noch Kunden im Geschäft aufhalten.

Kriminaltourismus und TankstellenGemäss Schweizer Kriminalstatistik wei-sen die Kantone Basel-Stadt (113,5), Genf

(102,8) und Neuenburg (65,8) die höchste Anzahl Straftaten auf 1000 Einwohner aus. Petrosphäre hat bei diesen drei Kantonen nachgefragt.

Gemäss Basler Kantonspolizei stel-len Überfälle auf Tankstellen «keinen besonderen Schwerpunkt in der Basler Polizeiarbeit» dar. Ein Sprecher erklärt: «Als Stadtkanton hat Basel-Stadt im Vergleich mit anderen Kantonen weni-ger Tankstellen, die sich durch ihre Lage und die erweiterten Öffnungszei-ten als Ziel eines Überfalls anbieten würden.»

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Herausgeberin: Erdöl­Vereinigung / erdoel.ch

Überfälle: Die Branche handeltImmer wieder geraten Überfälle auf Tank-stellen in die Schlagzeilen. Die Branche handelt erfolgreich dagegen.

PetrosphäreAktuelle Informationen rund um das Erdöl Nr. 4 / Dezember 2018

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2 Petrosphäre Nr. 4 / Dezember 2018

Kein Patentrezept gegen Überfälle an Tankstellen

Auch wenn unser Gefühl etwas anderes sagen möchte: Die Überfälle auf Tank-stellen nahmen über Jahre ab, jedoch seit zwei Jahren wieder leicht zu. Wir sind aber im Jahr 2017 mit 93 Überfällen noch weit weg vom Rekordjahr 2009 mit 130 solcher Straftaten.

93 Raubüberfälle pro Jahr sind trotz-dem viel zu viele. Dabei geht es nicht einmal um die niedrigen Geldbeträge, die so erbeutet werden. Viel schlimmer ist die Wirkung von Gewalttaten – auch wenn die Gewalt nur angedroht wird – auf die Opfer von Überfällen, die sich gar nicht wehren können. Da ist es Pflicht jedes Betreibers, mit dem Aufgebot von professioneller Hilfe die Folgen eines Überfalls zu lindern.

Die 100%ige Lösung, Raubüberfälle zu verhindern, gibt es leider nicht. So-bald ein Shop vorhanden ist, gibt es eine Kasse und Personal zu deren Bedienung. Würden wir Treibstoffe nur noch auto-matisch wie bei vielen kleineren Tank-stellen verkaufen, käme für alle, die es trotzdem wünschen, die menschliche Interaktion beim Einkauf von Treibstoffen abhanden. Offensichtlich wünscht die Mehrheit der Kundinnen und Kunden den menschlichen Kontakt beim Bezah-len, denn sonst müssten die Automa-ten-Tankstellen viel mehr Absatz aufwei-sen als heute.

Daniel Hofer Präsident der Erdöl-Vereinigung

// PERSÖNLICH

Im Grenzkanton Genf sieht die Lage an-ders aus. Hier scheint im Gegensatz zu Basel die Nähe zur Grenze zu einer erhöh-ten Tankstellenkriminalität beizutragen, wie dies die hohe Anzahl von Tätern aus Frankreich belegt. Die Nationalität der Tä-ter lässt sich folgendermassen aufteilen:

— 30 % Schweizer — 30 % Franzosen — 10 % Rumänen — 6 % Kosovaren — 24 % andere

Die Genfer Polizei verzeichnete zwischen 2011 und 2017 56 Überfälle mit Einsatz von Waffen und 26 ohne. Es haben sich aber deutlich weniger Überfälle als Sachbe-schädigungen und Diebstahl ereignet.

Laut dem Kommunikationsbeauftragten Silvain Guillaume-Gentil nimmt die Tank-stellenkriminalität in Genf seit 2011 ab. Die Polizei kann einen Drittel der Fälle klären.

Im Kanton Neuenburg lässt sich ein Zu-sammenhang zwischen Grenze und Tank-stellenkriminalität nicht bestätigen. Der Sprecher der Neuenburger Polizei kom-mentiert: «Seit zehn Jahren wurden auf dem Kantonsgebiet 13 Überfälle auf Tank-stellen verzeichnet. Sechs wurden geklärt. In den meisten Fällen wohnen die Täter im Kanton Neuenburg.»

Vorkehrungen gegen Überfälle Die Erdölbranche ergreift verschiedene Massnahmen gegen Überfälle. Dazu ge-

hört beispielsweise die fernbediente Steuerung der Eingangstüre. Die meisten Tankstellen verfügen zudem über um-fassende Videoüberwachungssysteme. Diese sind bei Fahndungen besonders wirksam.

Im Rahmen einer Zusammenarbeit mit SecurePost AG profitieren Tankstellen von einer überfallsicheren Tresorlösung: Dank einem Panzer ist das abgegebene Geld weder für die Mitarbeitenden noch

«Die meisten Überfälle ereignen sich morgens oder abends, denn es hat zu diesem Zeit­punkt weniger Leute in den Läden.»Pierre­Louis Rochaix, Sprecher der Polizei Neuenburg

Bei der Tankstellenkriminalität spielt die Nähe zur Grenze nur in einzelnen Kantonen eine Rolle, wie im Tessin oder in Genf.

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3Petrosphäre Nr. 4 / Dezember 2018

//ÜBERFÄLLE AUF TANKSTELLEN

Eine neue Erhebung des Bundesamts für Statistik gibt Aufschluss über die Entwick-lung der Tankstellenkriminalität.

Im Vergleich zum Jahr 2009 sank 2017 die Zahl der Überfälle auf Tankstellen um knapp 30%. Raub mit Gewalt nimmt bei Tankstellen in der Schweiz ab, aber langsa-mer als der generelle Trend bei den Über-fällen (–50,5%).

Die Zahl der Überfälle auf Tankstellen, Benzinverteiler, Garagen- und Autoanlagen erreichte 2015 mit 85 Überfällen vorerst ein Minimum. 2009 waren noch 130 Raubüber-fälle an Tankstellen verzeichnet worden.

Damals ereigneten sich in der Schweiz insgesamt 3530 Überfälle. 2017 sank deren

Anzahl auf 1746, davon waren noch 93 Tank-stellen betroffen. Der Anteil der Überfälle auf Tankstellen am Total stieg damit von 3,7% im Jahr 2009 auf 5,3% im Jahr 2017.

Ein Vergleich zeigt, dass zum Beispiel Überfälle auf Schmuckgeschäfte ebenfalls abnehmen. Der Rückgang beträgt fast 50%, von 39 Fällen im Jahr 2009 auf 20 im Jahr 2017. Bei den Banken stieg die Anzahl Überfälle von 33 im Jahr 2009 auf 43 im Jahr 2016. 2017 gab es hingegen nur 13 Er-eignisse in dieser Branche. ///–30 %

Schlüsselrolle des PersonalsDie technischen Massnahmen werden er-gänzt durch Personalschulungen. So kön-nen die Angestellten im Ereignisfall rich-tig reagieren.

Das Personal spielt eine Schlüsselrolle bei der Sicherheit: Es ist auch angewiesen, der Polizei verdächtiges Verhalten zu mel-den.

Da trotz allen Vorkehrungen Überfälle immer noch vorkommen können, emp-fiehlt die Polizei Folgendes:

— Zeugen eines Überfalls bringen sich in Sicherheit und alarmieren sofort über die Notfallnummer 117.

— Personal und Zeugen warten vor Ort bis zur Ankunft der Polizei ab.

— Tankstellenbetreiber setzen Videokame-ras mit guter Auflösung ein und kündi-gen diese Überwachung prominent an.

— Angestellte sollten gegen Laden-schluss nicht allein sein und der Um-gebung besondere Aufmerksamkeit schenken.

— Alarmknöpfe müssen gut erreichbar und unauffällig bedienbar sein.

— Tankstellenbetreiber sorgen für eine hindernisfreie Spurensicherung und

für die Verbrecher nach der Einzahlung zugänglich.

SecurePost AG hat gegenüber Pe-trosphäre bestätigt, dass diese Sicher-heitslösung in vielen grösseren Tankstel-len und Shops umgesetzt ist.

Die Erfahrung zeige, dass keine Über-fälle in den Tankstellenshops mehr statt-finden, die diese Art der Geldabgabe und -abholung eingeführt haben.

stellen Videoaufnahmen möglichst schnell bereit.

Auch wenn die Zahl der Überfälle auf Tankstellen tendenziell rückläufig ist (siehe «Zahl» unten), ist jedes Ereignis eines zu viel.

Um Überfälle wirksamer zu bekämpfen, müssen sie noch besser erfasst werden. Die Bereitstellung einer themenspezifi-schen Statistik durch das Bundesamt für Statistik und die Polizei ist in dieser Hin-sicht zu begrüssen. ///

POLIZEI

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4 Petrosphäre Nr. 4 / Dezember 2018

In diesem Interview mit Petrosphäre erklärt Jan Graff der Coop Mineraloel AG, was ein Betreiber gegen die Tank-

stellenkriminalität unternimmt.

Eine neue Statistik zeigt (siehe Seite 3), dass die Raubüberfälle an den Tankstel-len abnehmen. Wie erklären Sie diesen Rückgang?Zum einen durch grosse Investitionen, die in den letzten Jahren in die Sicher-heitsinfrastruktur vorgenommen wurden, wie Kameras, Alarm- und Überfallmelde-anlagen, Zusatztresore usw.

Zum anderen werden durch zunehmend elektronisches Zahlen wie Maestro, Post-Card, Kreditkarte, Twint usw. die Bargeld-bestände in den Kassen immer geringer.

Zusätzlich wird Bargeld regelmässig in Tresore abgeschöpft, auf die nicht mehr zugegriffen werden kann, damit die Kas-senbestände sehr tief gehalten werden können.

Wie hat sich die Kriminalität bei Tank-stellen in den letzten Jahren entwickelt?Die Überfälle sind in den letzten Jahren stark zurückgegangen. Gut geschultes Personal, hell beleuchtete und gut ein-sehbare Standorte machen einen Über-fall schwierig und durch die tiefen Bar-geldbestände immer unattraktiver.

Zusätzlich sind die Kundenfrequen-zen gerade in den Randzeiten (morgens und abends) gestiegen.

Wie funktioniert die Zusammenarbeit mit der Polizei?Die Polizei ist normalerweise in der gesamten Schweiz sehr schnell vor Ort und durch die guten und zahlreichen Videobilder in nahezu allen Fällen bei der Tätersuche schnell und erfolgreich.

Was unternimmt die Branche, um gegen Überfälle vorzugehen? Wir investieren viel in Personalschulun-gen und Investitionen in die Sicherheits-infrastruktur.

Wie wird das Personal geschult?Hier haben wir verschiedene Möglichkei-ten. Wir bieten Kurse, E-Learning und Training in den Shops an. Bei den Kursen wird auch der Ernstfall durchgespielt.

Werden auch bei unbemannten Tankstel-len Delikte verübt?Nein, in den letzten Jahren gab es bei uns im Netz keinen Vorfall. Wir haben aber auch nur wenige Automatentankstellen.

Mit den steigenden Benzinpreisen nimmt auch die Anzahl Benzindiebstähle zu. Was unternimmt Coop Mineraloel AG dagegen?Durch die sehr guten Videobilder sind Autos, Nummernschilder und Personen im Normalfall sehr gut erkennbar. Da-durch ist ein erfolgreiches Ausfindigma-chen sehr einfach.

Der mutmassliche Benzindieb erhält ein Schreiben mit der Aufforderung, den bezogenen Treibstoff zu bezahlen. Kommt er dieser Forderung nicht nach und zeigt auch sonst keine Reaktion, wird Anzeige erstattet. Unbeabsichtig-ter Benzindiebstahl wird durch die Frage «Haben Sie getankt?» an der Kasse verhindert.

Es gibt jedoch auch Fälle, bei denen der Kunde aufgrund von Ablenkungen wirklich unbeabsichtigt das Areal ver-lässt, ohne den Treibstoff zu zahlen. Solche Fälle sind dann natürlich schnell erledigt. ///

Immer weniger Bargeld in den KassenPersonal und Infrastruktur spielen eine Schlüsselrolle gegen Tankstellen - kriminalität und Benzindiebstahl.

// INTERVIEW

Jan Graff Leiter Vertriebsservices von Coop Mineraloel AG

Jan Graff stieg in die Firma Coop Mineraloel AG 2014 als Vertriebs­controller ein. Er ist seit Juli 2017 Leiter Vertriebsservices.

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«Gut geschultes Per­sonal, hell beleuchtete und gut einsehbare Standorte machen einen Überfall schwie­rig.»

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5Petrosphäre Nr. 4 / Dezember 2018

// TANKSTELLENARCHITEKTUR

Mit der Motorisierung der Gesellschaft mussten die Tankstellen so ausgelegt wer-den, dass sie möglichst viele Autofahrer innert kürzester Zeit bedienen konnten. Schritt für Schritt ersetzten Automaten die Tankwarte in Kostüm.

Später hat man immer mehr Tankstel-lenshops errichtet. In der Schweiz wer-den heute etwa drei Viertel der Treib-stoffe bei Tankstellen mit Shops verkauft. Da die Tankstelle sich in einen Einkaufs- und Verpflegungsort wandelte, wurden sie auch mit WC ausgestattet. Diese spie-len heute eine Rolle beim Branchenwett-bewerb: Sie sorgen für den guten Ruf ei-niger Anlagen.

Beispielsweise wurde das WC des Socar- Tankstellenshops in Netstal von der Zei-tung «Südostschweiz» als «das schönste der Schweiz» gekrönt. Das Lokalfernsehen TeleBärn ortete die «schönste Tankstellen- Toilette von Bern» bei der Shell-Tankstelle im Wankdorf.

D ie Tankstelle dient nicht nur einem praktischen Zweck. Sie gibt über ihre Auslegung und Architektur

Aufschluss über die kulturelle und wirt-schaftliche Identität eines Landes.

Das Buch «Schöner tanken» zeigt ein-drücklich, wie sich die Tankstellenwelt in den letzten 100 Jahren entwickelt hat. Markant sind u. a. die Fortschritte in der Architektur: Reetdächer waren am An-fang oft zu sehen. Dies wäre heute auf-grund des Brandschutzes undenkbar!

Architektur passt sich der Diversifizierung anDie heutige Diversifizierung stellt auch die Auslegung von Tankstellen vor neue Herausforderungen: Es werden einerseits immer mehr Treibstoffe angeboten. Die Tankstelle wandelt sich andererseits in einen Dienstleistungsanbieter um.

Die Kunden besitzen zunehmend grös-sere Fahrzeuge, wie dies der SUV-Boom in der Schweiz beweist. Die Tankstellen bedienen aber auch vermehrt Fussgänger oder Velofahrer, die einen Laden oder ei-nen Postschalter aufsuchen wollen.

Nicht nur die Shops erfahren Neuerun-gen: das Kerngeschäft der Tankstellen – das Anbieten von Treibstoffen – verändert sich auch. Die Tankstellen bieten heute oft mehr als herkömmliche Treibstoffe an: Strom, Gas, AdBlue, Wasserstoff müssen so in die Infrastruktur integriert werden, dass alles weiterhin wie geschmiert funktioniert.

Die moderne Tankstellenarchitektur muss alle Kundenbedürfnisse unter einen Hut bringen. Mit diesem ständigen Wan-del setzt sich die Tankstelle auch in Bewe-gung. ///

Tanke schön!Tankstellen gehören zwar zum Alltag. Einige Anlagen stechen aber durch ihre Architektur hervor.

«Die moderne Tank­stellen architektur muss alle Kundenbe­dürfnisse unter einen Hut bringen.»

Die Tankstelle der Zukunft

Um diesen Wandel bei der Mobilität mitzu­gestalten, organisierte die Erdöl­Vereinigung einen Design­Wettbewerb zur Tankstelle der Zukunft. Bis November konnten kreative Köpfe ihre Ideen zur Tankstelle der Zukunft einreichen. Eine Jury wählte Anfang Dezember den Sieger aus. Die Gewinner werden ihr Konzept am Genfer Auto­Salon 2019 während zwölf Tagen präsentieren und ausstellen.

Das WC des Socar­Tankstellenshops in Netstal wurde von der Zeitung «Südostschweiz» als «das schönste der Schweiz» gekrönt.

Mehr Informationen zum Buch gestalten.com

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6 Petrosphäre Nr. 4 / Dezember 2018

Regierungen zu berichten und be-stimmte Ereignisse in einen Kontext einzuordnen.

Die Medien und der Bergsturz von BondoDer Fall Bondo wurde – im Zusam-menhang mit der Klimapolitik – mit zehn Artikeln in grossen Schweizer Tageszeitungen besonders themati-siert. In neun dieser zehn Artikel stellt ein Journalist oder ein Sachver-ständiger eine direkte oder indirekte

Verbindung zwischen dem Bergsturz von Bondo und dem Klimawandel her.

Nur in einem Artikel äussert sich ein Sachverständiger vorsichtig und weist darauf hin, dass möglicherweise kein Zusammenhang besteht.

Petrosphäre hat sich beim Kanton Graubünden erkun-digt, der eine Expertengruppe zur Untersuchung des Ereig-nisses eingerichtet hat: Mehr als ein Jahr nach dem Bergsturz kann ein direkter Zusammenhang zwischen dem Klimawandel und dem Ereignis nicht nachgewiesen bzw. bestätigt werden. Mit anderen Worten: Die Berichterstat-tung entsprach – in diesem Fall – nicht den Tatsachen.

In der Schweiz stossen Klimaphä-nomene auf wachsendes Interesse. Alles deutet darauf hin, dass die

Medien dem Thema in Zukunft immer mehr Aufmerksamkeit schenken wer-den. Dafür gibt es zweierlei Gründe.

Der erste ist, dass der Klimawan-del konkreter geworden und besser greifbar ist, da er zunehmend wetter-bedingte Ausnahmeerscheinungen mit sich bringe. Solche Phänomene werden die Nachrichten also immer mehr beherrschen. Mike Schäfer, Professor für Kommunikationswissenschaften an der Universität Zürich, führt an, dass extreme Wetterereig-nisse zu einer verstärkten Bericht erstattung über den Klimawandel beitragen.

Zweitens steht die Klimapolitik aufgrund des neuen CO2-Gesetzes im Zentrum der Aufmerksamkeit. Wie üb-lich, ist das Risiko der Instrumentalisierung solcher Phä-nomene in der parlamentarischen Phase hoch: Durch ein Heraufbeschwören von Emotionen lässt sich die öffentli-che Meinung beeinflussen.

Die Medien sind bei diesem Thema keineswegs neutral. Ihre Aufgabe ist es, den Bürgern von den Beschlüssen ihrer

«Man kann über den Klimawandel nicht berichten wie über irgendein anderes kontro­verses Thema.»

// KLIMAWANDEL

Klimawandel, Medien und SchnellschüsseEine englische Rundfunkanstalt hat Anweisungen für die klima-bezogene Berichterstattung gegeben. Wie sinnvoll ist das?

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7Petrosphäre Nr. 4 / Dezember 2018

Dass Zusammenhänge zwischen dem Klimawandel und dem Bergsturz hergestellt wurden, obwohl es keine wissen-schaftlichen Grundlagen dafür gibt, kommt für Mike Schä-fer nicht überraschend: «Der Klimawandel ist ein langfris-tiges, für viele Menschen scheinbar lebensweltfernes und selbst nicht sichtbares Phänomen – alles Eigenschaften, die nicht gut mit den Berichterstattungslogiken von Medien harmonieren. Und vor diesem Hintergrund versu-chen Journalistinnen und Journalisten oft, den Klimawan-del mit konkreten Ereignissen in Verbindung zu bringen.»

Mehr KontrolleSelbst wenn Politiker und Lobbyisten ein grosses Interesse daran haben, sich die mit dem Klimawandel geschürte Angst zunutze zu machen, um ihre Projekte voranzutreiben, so kann man sich doch fragen, ob die Schweizer Redaktio-nen das Thema Klimawandel mit dem nötigen Mass an Ur-teilsvermögen behandeln.

In England hat die BBC ihren Journalisten zum Beispiel jüngst eine Fortbildung angeboten, um das Thema sach-dienlicher zu bearbeiten. In diesem Zusammenhang macht das Nachrichtenhaus seine Haltung zum Klimawandel deutlich und räumt ein, das Thema zu oft falsch behandelt zu haben. Die BBC räumt ein, Ereignisse dem Klimawandel zugeschrieben zu haben, obwohl hierfür keine Sicherheit bestand.

Mike Schäfer meint dazu: «Ich halte eine solche Selbst-verständigung in Medienhäusern grundsätzlich für sinn-voll. Bei Themen wie dem Klimawandel gibt es nun mal eine wissenschaftliche Grundlage, und die wird vom IPCC sogar regelmässig in den Sachstandsberichten zusammen-gestellt. (…) Vor diesem Hintergrund kann man über den Klimawandel dann nicht berichten wie über irgendein an-deres kontroverses Thema – also nach dem Motto ‹A sagt dies› aber ‹B sagt das› – weil diese vermeintlich «ausgewo-gene» Darstellung den Sachstand nicht wiedergibt.»

In der Schweiz haben sich die grössten Medienhäuser gegenüber Petrosphäre dahingehend geäussert, dass ihnen Qualität äusserst wichtig ist und sie ihren Verfassern be-stimmte Aussagen zuweisen; einzig SRF hat allgemeine Richtlinien vorgelegt.

Angesichts der medialen Berichterstattung im Fall Bondo kann man also nur erleichtert sein, dass die politi-sche Meinungsbildung der Bürger anderen Einflussfakto-ren unterliegt. ///

«Das Risiko der Instrumentalisierung solcher Phänomene ist in der parlamentari­schen Phase hoch.»

// KLIMAWANDEL

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Die Medienbericht ­ er stattung über die Klimapolitik, bei der die Katastrophe von Bondo erwähnt wurde, entsprach nicht den Tatsachen.

Für Mike Schäfer ist eine Selbstverständigung über den Klimawandel in Medienhäusern grundsätzlich sinnvoll.

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8 Petrosphäre Nr. 4 / Dezember 2018

High Noon an der Zapfsäule: kontraproduktive BürokratieIn Österreich dürfen die Spritpreise nur am Mittag angehoben werden. Dies dämmt aber allfällige Preiserhöhungen nicht ein.

Der Benzinpreis gibt immer wieder zu diskutieren, insbesondere wenn er steigt. In Österreich führten sol-

che Benzinpreisdiskussionen gar zu Vor-schriften, wann der Benzinpreis festge-legt werden muss.

Jeder Tankstellenbetreiber darf nur einmal am Tag, nämlich um 12 Uhr mit-tags, seine Preise anheben, absenken darf er sie hingegen, sooft er will. Gleich-zeitig melden die Tankstellenbetreiber die Preisänderungen an die Regulie-rungsbehörde E-Control. Eine Website informiert die Benutzer über die Stand-orte der günstigsten Tankstellen in der Umgebung.

Der Fachverband der Mineralölindus-trie in Wien konnte auf Anfrage den bü-rokratischen Aufwand für diese Mass-nahme nicht beziffern.

Was auf den ersten Blick nützlich klin-gen mag, bietet bei genauerem Hin-schauen keinen Mehrwert für die Konsu-menten in Österreich. Mithilfe von Apps und Websites können auch die Schweizer

Konsumenten Preisvergleiche anstellen, und dies ohne staatliche Bürokratie.

In einem Bericht zeigte zudem die deutsche Regierung anhand einer Ver-gleichsstudie folgendes Problem bei der österreichischen Preissetzungsregelung auf: «Der Eingriff in die Preiserhöhungs-möglichkeiten der Tankstellen reduziert die Anreize für einen Preiswettbewerb in Form eines gegenseitigen stufenweisen Unterbietens. Die hierdurch niedriger aus-fallenden Preisschwankungen schaden

insbesondere jenen Verbrauchern, die ihren Tankzeitpunkt im Tagesverlauf nur unzureichend anpassen können.»

Kein MehrwertEine Analyse der Benzinpreise zwischen Januar 2017 und Oktober 2018 in unseren Nachbarländern zeigt, dass der wöchent-liche Durchschnittspreis in Österreich alle 2,7 Wochen angehoben wird. Im Ge-gensatz dazu wird der Benzinpreis in Deutschland alle 2,9 Wochen, in Frank-reich alle 3,3 Wochen und in Italien alle 3,4 Wochen angehoben.

Das österreichische Modell führt auch im internationalen Vergleich nicht zu mehr Preissenkungen, wie dies die Analyse zeigt.

Das Schweizerische Konsumentenfo-rum bestätigt, dass administrative Mass-nahmen unter dem Strich kaum zu Preis-senkungen führen: «So gesehen sind wir der Meinung, dass der Wettbewerb in der Schweiz bereits spielt, und sind gegen weitere administrative Fesseln.» ///

«Wir sind der Mei­nung, dass der Wettbewerb in der Schweiz bereits spielt, und sind gegen weitere administra­tive Fesseln.» Konsumentenforum

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// BENZINPREIS

Im Vergleich zu den Nachbarländern zeigt die Anzahl Einwohner pro Tankstelle, dass der Wettbewerb in der Schweiz am höchsten ist.

Wöchentliche Entwicklung des Benzinpreises samt Abgaben zwischen dem 1. Januar 2017 und dem 8. Oktober 2018

Preis - sen kungen

Preis - an hebungen

Österreich 23 32

Deutschland 29 30

Frankreich 26 27

Italien 15 26

Je weniger Einwohner pro Tankstelle, desto grösser der Wettbewerb

Tankstellendichte (in Einwohnern pro Tankstelle)

Italien4300

Deutschland5850

Frankreich6000

Österreich3300

Schweiz2500

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9Petrosphäre Nr. 4 / Dezember 2018

// heizoel.ch

F ast geht der schlichte graue Kubus unter im grossflä-chigen Industriegebiet von Domat/Ems GR. Dass sich René und Sonja Lippuner ausgerechnet zwischen

Firmengebäuden und Lagerhallen im Churer Rheintal nie-dergelassen haben, hat einen simplen Grund: Eine alte Firmengarage im Familienbesitz des Tankrevisors dient als Fundament für eine 2,5-Zimmer-Loft auf 215 Quadratmetern. «Wir träumten immer von einem Haus, in dem wir wohnen und auch unseren Hobbys fröhnen können», sagt Sonja Lippuner (51), die nur ein Dorf weiter, in Felsberg, aufge-wachsen ist. Und tatsächlich brauchen die Hobbys Platz. Drei Harleys und drei Oldtimer zählen zum Eigentum des Paares. Als sie noch im 17. Stock eines Hochhauses in Chur wohnten, muss-ten ihre Schätze stets auf diverse Orte verteilt werden. Damit ist jetzt Schluss.

Seit einem Jahr wohnen die Lippu-ners in ihrer Loft mit Holzriemenbö-den, Sichtbeton und einer atemberau-benden Sicht auf den Dreibündenstein. Der gelernte Tiefbauzeichner und die gelernte Hochbauzeichnerin haben

sogar die Grundpläne selber gezeichnet. Der Weg ins Traumhaus gestaltete sich allerdings steiniger als gedacht. Denn für Tankrevisor René Lippuner (51, Inhaber der Firma LIPAG Tankanlagen) kam von Anfang an nichts an-deres als eine Ölheizung infrage. Da Neubauten in Domat/Ems aber dem Minergie-Standard entsprechen müssen, galt es, einige zusätzliche Vorschriften zu erfüllen.

Solarthermieanlage als Unterstützung«Es dauerte acht Monate, bis wir eine Baubewilligung hatten. Statt wie geplant Anfang 2016 startete unser Bau erst im September 2016», erinnert sich das Ehepaar.

Da die zwei während der gesamten Bauphase bereits in der Garage des Hauses wohnten, wurden die Nerven zusätzlich strapaziert. Jetzt steht im Erdgeschoss des Gebäudes eine Öl-heizung und auf dem Dach der Ga-rage sind auf 15 Quadratmetern Solar-kollektoren verlegt. Zudem mussten die Aussenisolation des Hauses so-wie die Fenster nach Minergie-Stan-

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Ein Traum auf 215 Quadratmetern: Sonja und René Lippuner in ihrer Loft in Domat/Ems.

«Es dauerte acht Monate, bis wir eine Baubewilligung hatten.»

Das Unmögliche möglich gemacht Das Ehepaar Lippuner hat mit seinem neuen Haus einen Traum verwirklicht. Für die Ölheizung mussten sie aber Umwege gehen.

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10 Petrosphäre Nr. 4 / Dezember 2018

// heizoel.ch

Lippuner täglich mit dem Rohstoff zu tun und somit einen engen Bezug dazu. «Und so, wie wir es jetzt gelöst haben mit der Kombination mit Sonnenenergie, sind wir absolut zufrieden», sagt René Lippuner. Einziger Wermutstropfen ist der relativ hohe Stromverbrauch der Lüftungsanlage, die sie zur Erfüllung der Bauvorschriften einbauen muss-ten. Für die Umsetzung ihres Lebenstraums nehmen sie dies aber in Kauf.

So frisch die Strapazen des Baus aber auch noch sein mögen, die Lippuners sind angekommen in ihrem neuen Heim. Und sie haben schon die nächsten Pläne im Kopf. Im Dach der Loft wurde nämlich ein möglicher Abzug für ein Cheminée eingebaut. «Für die Übergangszeit wün-schen wir uns eine Möglichkeit, auch mit Holz zu wär-men.» ///

dard angebracht werden. All diese Auflagen waren zu erfüllen, damit der Neubau mit einer Ölheizung beheizt werden darf.

Bei der Wahl der neuen Ölheizung habe man sich auf die Empfehlung des Heizungsplaners verlassen. Der SK 20 von Sixmadun verfügt über eine Leistung von 15 bis 21 Kilowatt. Der Öltank, der 10 000 Liter fasst, war schon vorhanden, er wurde in den 1970er-Jahren im Boden eingelassen. René Lippuners Vater hatte ihn damals in Betrieb genommen.

Die Solarthermie dient den Lippuners primär zur Auf-bereitung von Warmwasser. Aber auch eine Heizungsun-terstützung von bis zu 30% ist möglich. Deswegen wurde auch ein Kombispeicher von 1500 Litern gewählt. Damit das Speichervolumen möglichst gross ist und so möglichst viel Sonnenenergie ausgenutzt werden kann. Für den Fall, dass die Solarwärme nicht reicht, ist zusätzlich die Ölhei-zung angeschlossen. Die Investitionskosten für die Kombi-nation Öl und Solaranlage: 58 000 Franken.

Im ersten Jahr im neuen Haus brauchte das Paar 2000 Liter Heizöl. Ob sich die zusätzlichen Kosten von rund 50 000 Franken für Lüftung und Isolation bezahlt machen, könne man wohl erst in ein paar Jahren abschätzen, so Sonja Lippuner.

Wermutstropfen StromverbrauchFür das Ehepaar Lippuner war immer klar, dass für ihre Heizung nur Öl in Frage kommt. Als Tankrevisor hat René

«So, wie wir es jetzt gelöst haben mit der Kombination mit Sonnenenergie, sind wir absolut zu­frieden.»

Die Solarkollektoren waren eine Anforderung zur Erfüllung des Minergie­Standards.

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// MUKEN

Der bürokratische Aufwand steigtDie neuen kantonalen Energiegesetze kommen teuer und erhöhen die Bürokratie.

E nergieexperten freut es, der Bera-tungsbedarf ist hoch geworden und wird vermutlich noch höher werden.

Und manchmal steht die Frage im Raum, wer da überhaupt noch die Übersicht be-hält.

Die neuen kantonalen Energiegesetze schaffen mit der Übernahme der Muster-vorschriften der Kantone im Energiebe-reich (MuKEn 2014) immer mehr Auflagen beim Wärmeerzeugerersatz.

Ein Ersatz wird fast doppelt so teuer wie bis anhin. Je nach Situation muss der Gebäudebesitzer nämlich eine der elf Standardlösungen umsetzen, falls das neue Energiegesetz eingeführt ist.

Dies hebt die Richtinvestition in einem Einfamilienhaus für den Ersatz einer fos-silen Heizung von rund 20 000 auf rund 35 000 Franken an. Ein schneller Ersatz wird nur noch schwierig möglich sein. Es müssen eine Bewilligung eingeholt und die Vorschriften beachtet werden.

Behördlicher AktivismusKantone wie Basel-Stadt oder Waadt schreiben auch in der Zwischenzeit eine Pflicht für den Gebäudeenergieausweis (GEAK) vor.

Basel-Stadt hat die Pflicht zur Erstellung eines GEAK Plus eingeführt. Hausbesit -zer mit einer fossilen Heizung älter als 15 Jahre müssen auf jeden Fall einen GEAK Plus erstellen lassen. Dieser kostet zwischen 1500 und 2000 Franken.

Der Kanton Waadt kennt die einfache GEAK-Pflicht beim Ersatz einer fossilen Heizung. Auch hier entstehen Zusatzkosten.

Den Gürtel noch enger schnallenAuf Bundesebene ist die Revision des CO2-Gesetzes am Laufen. Der Höchstsatz für die CO2-Abgabe wird sehr wahrschein-lich von heute 120 auf 210 Franken pro Tonne angehoben.

Gegen all diese Verteuerungs- und Büro-kratie-Pakete, die global gesehen kaum einen Nutzen haben, wehren sich nur we-nige Akteure. Das Schweigen des Mieter-verbands bezüglich Auswirkungen von energetischen Sanierungen ist ohrenbe-täubend. Seitens der liberalen Kräfte fürchtet man, an den Pranger gestellt zu werden. Und mit den kommenden Parla-mentswahlen kann man kaum erwarten, dass weitere politische Akteure beginnen, gegen den Strom zu schwimmen. ///

«Das Schweigen des Mieterverbands bezüglich Auswir­kungen von energeti­schen Sanierungen ist ohrenbetäubend.»

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Verteuerung eines Heizungsersatzes vor und nach der Einführung der MuKEn

Ein Hauseigentümer muss für den Ersatz einer Öl­ oder Gas­heizung nur in einen neuen Kessel investieren.

20 000 CHF

vor MuKEn

35 000 CHFEin Hauseigentümer muss für den Ersatz einer Öl­ oder Gas­heizung in einen neuen Kessel und beispielsweise in neue Sonnenkollektoren investieren.

nach MuKEn

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Impressum

AuflageD 37923 / F 10879

Redaktion David Suchet, Roland Bilang

Kontakt Erdöl-Vereinigung Spitalgasse 5, 8001 Zürich, T 044 218 50 10, F 044 218 50 11, [email protected], www.erdoel.ch, Twitter: @Erdoel_UP

Regionalbüros Heizen mit Öl

Zürich/InnerschweizBeat Gasser, Spitalgasse 5, 8001 Zürich,T 044 218 50 21, F 044 218 50 11, M 079 213 73 29, [email protected]

Mittelland/NordwestschweizMarkus Sager, Fichtenweg 2, 5722 Gränichen,T 062 842 85 72, F 062 842 85 73, M 079 213 73 14, [email protected]

Ostschweiz/GraubündenMoreno Steiger, Rütihofstrasse 21, 9052 Niederteufen, T 071 278 70 30, F 071 278 69 71, M 079 213 73 15, [email protected]

WestschweizPaul­André Kilchenmann 1 / Martin Stucky 2 Chemin du Centenaire 5, 1008 Prilly,T 021 732 18 61, F 021 732 18 71, 1 M 079 382 45 87 / 2 M 079 311 37 01, [email protected] / [email protected]

TessinGiorgio Bergomi, Via dei Gelsi 24, 6826 Riva San Vitale, T 091 648 19 94, F 091 648 36 63, M 079 922 42 63, [email protected]

Am Branchentag der Erdöl-Vereinigung haben hochkarätige Referenten die Her ausforderungen und Auswirkungen der Schweizer Klimapolitik nach 2020 durchleuchtet. Alle waren sich einig: Mit dem eingeschlagenen Weg werden die Konsumenten mehr bezahlen müs-sen. Daniel Hofer, Präsident der Erdöl- Vereinigung, erinnerte einleitend daran, dass die Branche mit der Stiftung Klima-rappen auf freiwilliger Basis ein nütz-liches Instrument geschaffen hat, um

CO2-Einsparungen zu erzielen. Das Pro-jekt lief so gut, dass das Konzept des Kli-marappens auf Gesetzesstufe verankert wurde.

Wer diese Summe auf seinem Konto nicht hat, kann einfach bei einer Tank-stelle an der Kasse bezahlen, bar oder mit einer Karte, solang diese gültig ist.Die neuen Tankautomaten bei unbemann-ten Tankstellen blockieren in der Regel provisorisch 150 Franken auf dem Bank- oder Kreditkartenkonto. Dies ist für die Banken notwendig, weil beim Tanken – im Gegensatz zu anderen Kaufvorgängen – der Konsument bezahlt, bevor er über-haupt die Ware bezogen hat.

Wer anschliessend sein Konto kontrol-liert, merkt, dass der Betrag von 150 Fran-ken bis zum Transaktionsclearing erscheint. Gemäss Regeln der Kartenorganisationen muss dies innerhalb von 20 Minuten nach der Transaktion erfolgen. Beim Clearing wird der effektive Betrag dem Konto belastet und die Vormerkung gelöscht.

Das Unternehmen SIX arbeitet bei den Bezahllösungen mit den Tankstellen zu-sammen. Es meldet den effektiven Trans-aktionsbetrag sofort nach der Betankung der kartenherausgebenden Bank. Bei einer «Nuller-Tankung» – Zapfpistole wird ohne Treibstoffbezug wieder eingehängt – er-folgt diese Meldung innerhalb von 20 Mi-nuten.

Tankautomaten

Man braucht 150 Franken auf der Karte, um bei den meisten Tankstellenautomaten zu tanken

Es kann Fälle geben, bei welcher die Be-tragskorrektur nicht innerhalb der er-wähnten 20 Minuten vollzogen wird. Dies, weil einige kartenherausgebende Banken das Clearing auf dem Bank- oder Karten-konto des Karteninhabers nach diesen Vorgaben noch nicht umgesetzt haben.

Die Tankstellen haben keinen Einfluss auf die Abwicklung der Transaktionen, bei Fragen zu einem blockierten Betrag sollen deshalb die Kunden ihre Bank kontaktieren.

Klimapolitik

Was kommt auf die Konsumenten zu?

// IN KÜRZE

Mehr Informationen und Bildergalerie unter erdoel.ch

Die Tankstellen haben keinen Einfluss auf die Abwicklung der Transaktionen,bei Fragen zu einem blockierten Betrag sollen deshalb die Kunden ihre Bank kontaktieren.

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