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2 Chrubasik-Hausmann S. Besenginsterkraut. zkm 2018; 5: xx–xx und blutdrucksteigernd. Eine diuretische Wirkung scheint aufgrund des Flavongehalts plausibel [1]. Die antioxidative Wirkung wurde in verschiedenen Testen au- ßerhalb des Organismus demonstriert [6, 9] . Die antioxidative Wirkung reflektierte sich bei Ratten auch in der Reduktion indu- zierter Stressreaktionen bzw. induzierten Angstverhaltens [7] und der leberprotektiven Wirkung nach Gabe von Tetrachlorkohlenstoff [8]. Bei topischer Applikation besaßen Extrakte eine synthetischen Antioxidantien vergleichbare antioxidative Wirkung, ohne in 1 %iger Lösung hautreizend zu wirken [3]. an Autorin: █ bitte Literaturstelle [9] Sundararajan et al. prüfen, sie fehlte in der Liste. Für Extrakte wurde eine antimikrobielle Wirkung gegen Bacillus subtilis (grampositiv) und Escherichia coli (gramnegativ) sowie zwei Pilze (Candida albicans und Crytococcus neoformans) nachge- wiesen [4]. Klinische Studien liegen nicht vor. Indikationen für die innerliche Anwendung funktionelle Herz-Kreislauf-Beschwerden [1][2] Ödeme, Hypotonie, Herzrhythmusstörungen [1] Der Besenginster gehört nicht zur Gattung Ginster (Genista), son- dern zur Gattung Geißklee (Cytisus), einer Unterfamilie der Schmet- terlingsblütler (Faboideae) innerhalb der Familie der Hülsenfrücht- ler (Fabaceae). Früher Rohstofflieferant für die Herstellung von Be- sen und Flechtwerk. Die Blätter und Knospen werden als Salat gegessen. Botanischer Steckbrief Bis 2 Meter hoher gelb blühender Strauch. Friert in strengen Win- tern bis auf den dicken Stamm zurück. Die schwarzen, Wärme spei- chernden Hülsenfrüchte sind sog. Austrocknungsstreuer. Inhaltsstoffe Bis 2 % Chinolizidinalkaloide mit dem Hauptalkaloid Spartein, Deri- vate des Phenylalanins (Tyrosin, Tyramin, Epinin, Dopamin, Methy- loxytyramin). Bis 0,6 % Flavonoide (Spiraeosid, Isoquercitrin, Quer- cetin- und Kämpferolglykoside; Apigenin- und Luteolin-Derivate, Scoparin, Sarothamnosid und Genistein [1][6]. Wirkungen und Wirksamkeit Isoliertes Spartein besitzt eine antiarrhythmische Wirkung. Tyra- min wirkt als indirektes Sympathomimetikum vasokonstriktorisch Abb. 1 © Jürgen Hust / Adobe Stock Besenginsterkraut Cytisi scoparii herba vielversprechend bei Herz-Kreislauf-Beschwerden Sigrun Chrubasik-Hausmann

Abb. 1 © Jürgen Hust/Adobe Stock Besenginsterkrautvu5454.ispcp.adminfrontend.de/wp-content/uploads/2014/12/... · 2018. 10. 10. · dant activity of Cytisus scoparius Link in rats

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2 Chrubasik-Hausmann S. Besenginsterkraut. zkm 2018; 5: xx–xx

und blutdrucksteigernd. Eine diuretische Wirkung scheint aufgrund des Flavongehalts plausibel [1].

Die antioxidative Wirkung wurde in verschiedenen Testen au-ßerhalb des Organismus demonstriert [6, 9] █. Die antioxidative Wirkung reflektierte sich bei Ratten auch in der Reduktion indu-zierter Stressreaktionen bzw. induzierten Angstverhaltens [7] und der leberprotektiven Wirkung nach Gabe von Tetrachlorkohlenstoff [8]. Bei topischer Applikation besaßen Extrakte eine synthetischen Antioxidantien vergleichbare antioxidative Wirkung, ohne in 1 %iger Lösung hautreizend zu wirken [3].an Autorin: █ bitte Literaturstelle [9] Sundararajan et al. prüfen, sie fehlte in der Liste.

Für Extrakte wurde eine antimikrobielle Wirkung gegen Bacillus subtilis (grampositiv) und Escherichia coli (gramnegativ) sowie zwei Pilze (Candida albicans und Crytococcus neoformans) nachge-wiesen [4].

Klinische Studien liegen nicht vor.

Indikationen für die innerliche Anwendung ▄ funktionelle Herz-Kreislauf-Beschwerden [1][2] ▄ Ödeme, Hypotonie, Herzrhythmusstörungen [1]

Der Besenginster gehört nicht zur Gattung Ginster (Genista), son-dern zur Gattung Geißklee (Cytisus), einer Unterfamilie der Schmet-terlingsblütler (Faboideae) innerhalb der Familie der Hülsenfrücht-ler (Fabaceae). Früher Rohstofflieferant für die Herstellung von Be-sen und Flechtwerk. Die Blätter und Knospen werden als Salat gegessen.

Botanischer SteckbriefBis 2 Meter hoher gelb blühender Strauch. Friert in strengen Win-tern bis auf den dicken Stamm zurück. Die schwarzen, Wärme spei-chernden Hülsenfrüchte sind sog. Austrocknungsstreuer.

InhaltsstoffeBis 2 % Chinolizidinalkaloide mit dem Hauptalkaloid Spartein, Deri-vate des Phenylalanins (Tyrosin, Tyramin, Epinin, Dopamin, Methy-loxytyramin). Bis 0,6 % Flavonoide (Spiraeosid, Isoquercitrin, Quer-cetin- und Kämpferolglykoside; Apigenin- und Luteolin-Derivate, Scoparin, Sarothamnosid und Genistein [1][6].

Wirkungen und WirksamkeitIsoliertes Spartein besitzt eine antiarrhythmische Wirkung. Tyra-min wirkt als indirektes Sympathomimetikum vasokonstriktorisch

Abb. 1 © Jürgen Hust / Adobe Stock

BesenginsterkrautCytisi scoparii herba ▬ vielversprechend bei Herz-Kreislauf-BeschwerdenSigrun Chrubasik-Hausmann

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Heilpflanze Wissen zkm

Chrubasik-Hausmann S. Besenginsterkraut. zkm 2018; 5: xx–xx 3

DosierungEin knapper Teelöffel (1–2 g) getrocknetes Besenginsterkraut pro 150 ml siedenden Wassers als Aufguss, nach 10Min. abseihen; Ta-gesdosis: 3–4 Tassen frisch zubereiteten Tees [1].

Wässrige Alkoholextrakte (apothekenpflichtig) äquivalent zu 1–1,5 g getrocknetem Kraut (mit nicht mehr als 1 mg / ml Spartein) [2].

Unerwünschte WirkungenNicht dokumentiert.

KontraindikationenÜberempfindlichkeit gegen Inhaltsstoffe, Bluthochdruck und Schwangerschaft (wehenauslösend ab dem 7. Monat). Zubereitun-gen aus dem Besenginster und Spartein sind auch bei partiellem und totalem AV-Block (Adams-Stokes-Anfälle) kontraindiziert [1].

WechselwirkungenBei gleichzeitiger Gabe von MAO-Hemmern kann aufgrund der Wechselwirkung mit Tyramin eine hypertoner Krise auftreten [1].

ToxizitätVergiftungserscheinungen mit Bauchschmerzen, Erbrechen, Herz-rhythmus- und Kreislaufstörungen nach Einnahme von Zubereitun-gen aus Besenginster sind dokumentiert (z. B. [1, 5]).

Bei Erwachsenen treten nach Zufuhr von etwa 300 mg Spartein Vergiftungserscheinungen auf mit Schwindel, Kopfschmerzen, Herzklopfen, Parästhesien, Abnahme des Kraftgefühls in den Bei-nen, Schweißausbrüchen, Schläfrigkeit, Pupillenerweiterung und Augenmuskellähmung.

Zwei Kleinkinder starben nach Zufuhr von 413 mg Spartein (ent-sprechend etwa 30 mg / kg). Als toxisch werden beim Kleinkind be-reits Mengen von etwa 50 mg der Reinsubstanz angesehen [1].

FazitDer Wirkstoff des Besenginsters ist vielversprechend. Zubereitun-gen aus Besenginster sollten aber erst nach Durchführung klinischer Studien zur Ermittlung der optimalen Dosis bei zuvor definierten Indikationen angewendet werden. Die Erstellung eines Sicherheits-Dossiers ist zuvor ebenfalls erforderlich. ▬

Interessenkonflikt: Der Autor erklärt, dass keine wirtschaftlichen oder persönlichen Verbindungen bestehen.

Online zu finden unter http://dx.doi.org/10.1055/a-0726-0558

Korrespondenzadresse

Prof. Dr. med. Sigrun Chrubasik-Hausmann Fachärztin für Allgemeinmedizin, Naturheilverfahren, Spezielle Schmerzthe-rapie Institut für Rechtsmedizin der Universität Freiburg Research-Koordinatorin des Schwerpunkts „Phytotherapie“ Albertstr. 9, 79104 Freiburg [email protected]

Literatur1 Blaschek W, Hilgenfeldt U, Holzgrabe U et al. HagerROM 2016. Hagers

Enzyklopädie der Arzneistoffe und Drogen. Berlin, Heidelberg: Springer; 2016

2 Blumenthal M. The complete German Commission E monographs. The Ame-rican Botanical Coucil; 1998

3 González N, Ribeiro D, Fernandes E et al. Potential use of Cytisus scoparius extracts in topical applications for skin protection against oxidative damage. J Photochem Photobiol B 2013; 125: 83–89

4 Gowthamarajan K, Kulkarni TG, Mahadevan N et al. Antimicrobial activity of selected herbal extracts. Anc Sci Life 2002; 21: 188–190

5 Herranz Pérez X, Sànchez Sitjes L, Malo Barres R et al. Scotch broom poiso-ning. Rev Clin Esp (Barc) 2013; 213: 121–122

6 Lores M, Pájaro M, Álvarez-Casas M et al. Use of ethyl lactate to extract bioactive compounds from Cytisus scoparius: Comparison of pressurized liquid extraction and medium scale ambient temperature systems. Talanta 2015; 140: 134–142

7 Nirmal J, Babu CS, Harisudhan T et al. Evaluation of behavioural and antioxi-dant activity of Cytisus scoparius Link in rats exposed to chronic unpredictab-le mild stress. BMC Complement Altern Med 2008; 8: 15

8 Raja S, Ahamed KF, Kumar V et al. Antioxidant effect of Cytisus scoparius against carbon tetrachloride treated liver injury in rats. J Ethnopharmacol 2007; 109: 41–47

9 Sundararajan R, Haja NA, Venkatesan K et al. Cytisus scoparius link – a natu-ral antioxidant. BMC Complement Altern Med 2006; 6: 8Abb. 1 © Jürgen Hust / Adobe Stock