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1 FÖJ 2011/2012 Das Vorkommen von Ancylus fluviatilis in der Wandse Julian Michael Betreut durch Dr. Beate Baier

Abschlussbericht FÖJ 2012 Julian - Hamburg

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FÖJ 2011/2012 

Das Vorkommen von 

Ancylus fluviatilis 

in der Wandse 

Julian Michael 

Betreut durch Dr. Beate Baier 

2  

Inhaltsverzeichnis 

 

1. Einleitung                    3 

2. Die Wandse                   4 

3. Probestellen                  5 

3.1. Wandse 21                  5 

3.2. Wandse 22                  7 

3.3. Wandse 3                  9 

3.4. Wandse 31                  11 

4. Ancylus fluviatilis                  13 

5. Probenahmemethode (Altdaten)            15 

6. Probenahmemethode (eigene Erhebungen)         15 

7. Ergebnisse der Altdaten und der eigenen Probenahmen     17 

8. Diskussion                    19 

9. Zusammenfassung                22 

10.  Quellen                    23 

11.  Anhang                    25 

12.  Danksagung                  28 

 

 

   

3  

1. Einleitung  

Innerhalb meines Freiwilligen Ökologischen Jahres im Institut für Hygiene und Umwelt habe 

ich mich mit der Makrozoobenthosfauna der Wandse und dem Vorkommen der Flussnapf‐

schnecke Ancylus  fluviatilis beschäftigt. Ursprünglich  sollte auch die Verbreitung des Drei‐

eckskopfstrudelwurms Dugesia gonocephala und der Eintagsfliegenart Ephemera danica  im 

Wandse‐Einzugsgebiet  untersucht  werden.  Da  ich  diese  beiden  Arten  bei  der  Frühjahrs‐

Beprobung nicht nachweisen konnte, entschied ich mich jedoch, nur die Schneckenart in das 

Projekt einfließen zu lassen.  

Ziel meiner  Arbeit war  es,  die  Populationsdichte  der  Schnecken  an  vier  Probestellen  der 

Wandse  zu erfassen und anhand der morphologischen Strukturen und,  sofern vorhanden, 

anhand von Chemiedaten zu diskutieren. Auf diese Weise sollte auch eine Beurteilung des 

ökologischen  Zustands  der  untersuchten Gewässerabschnitte  vorgenommen werden.  Eine 

komplette Makrozoobenthos‐Erhebung sollte überdies Aufschluss über die Biodiversität an 

einer der Probestellen geben und zur Bewertung der Wandse  in diesem Bereich beitragen. 

Darüber  hinaus  sollte  der  Vergleich  mit  Altdaten  die  Entwicklung  des  Vorkommens  der 

Flussnapfschnecke an den Probestellen aufzeigen. 

 

 Abb. 1: Ancylus fluviatilis (biopix.de) 

 

 

 

4  

2. Die Wandse  

Die  Wandse  ist  ein  kleiner  Fluss  im  Norden  Deutschlands,  dessen  Quelle  im  südlichen 

Schleswig‐Holstein  im Kreis Stormarn  liegt. Von dort aus fließt sie nach Hamburg  in die Au‐

ßenalster. Die Elbe, an welche die Alster anschließt, mündet schließlich in die Nordsee. Ihren 

Namen  verdankt die Wandse dem Hamburger  Stadtteil Wandsbek, welchen  sie auf  ihrem 

Weg in die Alster passiert. Das Einzugsgebiet umfasst eine Fläche von ca. 88 km², wovon sich 

alleine 20 km² in Schleswig‐Holstein befinden. Der Hauptlauf der Wandse misst ca. 21,5 km. 

Die  Entstehung  der Wandse  ist  zurückzuführen  auf  das  Schmelzen  der  Gletscher  in  der 

Weichseleiszeit, die vor ungefähr 10.000 Jahren endete. Damals war ganz Norddeutschland 

mit Gletschern bedeckt. Vor 200.000 Jahren schoben Eiszeitgletscher die Grundmoränen und 

Schmelzwassersände zusammen, die den Fluss bis heute speisen. Als diese schmolzen bahn‐

te sich das Wasser seinen Weg  in Richtung Nordsee. Neben der Wandse sind auch die Elbe 

und  die  Alster  glazial  entstanden  (http://www.abendblatt.de/hamburg/article413902/Die‐

Wandse‐hat‐viele‐Gesichter.html). Meine Probestellen  liegen alle  im Bezirk Wandsbek. Bis 

zum Eilbekkanal  ist die Wandse dem Fließgewässertyp 16 zuzuordnen und gehört damit zu 

den kiesgeprägten Tieflandbächen. 

 

 Abb. 2: Übersicht Einzugsgebiet der Wandse und Lage der Probestellen 

 

 

 

 

5  

3. Probestellen 

3.1 Wandse 21  

Die Probestelle „Wandse 21“ liegt am Delingsdorfer Weg, welcher die Wandse kurz vor einer 

Wendeplattform kreuzt. Der beprobte Abschnitt  reicht von der einen Seite der Brücke zur 

anderen, wobei  ich das Stück unter der Brücke wegen der zu geringen Höhe nicht berück‐

sichtigt habe. Das Gewässer ist hier ca. 3 bis 4 Meter breit und sehr flach. Der Gewässerab‐

schnitt  ist  begradigt  und wird  durch  eine Uferbefestigung  aus  Pflastersteinen  stabilisiert, 

welche jedoch schon relativ verfallen  ist. Auf der rechten Seite reichen Grundstücke an das 

Ufer heran, die Vegetation besteht hier aus naturnahem Ufergehölz. Zur linken kurz vor der 

Brücke befindet sich ein Komposthaufen, welcher eigentlich gar nicht so nah am Wasser sein 

dürfte. Bei  stärkeren Regenfällen können dadurch  leicht größere Mengen organischen Ab‐

falls in das Gewässer eingetragen werden. Ansonsten wird dieses Ufer von naturnahem Wald 

begleitet. Die Fließgeschwindigkeit  ist gering und das überwiegend sandige Substrat  ist mit 

feinen organischen Ablagerungen überzogen. Ansonsten setzt sich das Sohlsubstrat  folgen‐

dermaßen zusammen: 

 

Tabelle 1: Prozentuale Verteilung der Substrattypen an Wan 21 

 

Substrat  Anteil in % Psammal  60 

FPOM  20 

Xylal  10 

Mesolithal  5 

Mikrolithal  5 

 

 Abb. 3: Probestelle Wan 21 

6  

 Abb. 4: Flächennutzung im EZG von Wan 21 

 

Das Einzugsgebiet von  „Wandse 21“ erstreckt  sich über eine Fläche von  ca. 25,2 km² und 

lässt sich grob in Flächen verschiedener Nutzung einteilen (Abb. 4). Den größten Anteil ma‐

chen mit fast 60% Ackerflächen aus, die sich hauptsächlich über den Norden und Osten des 

Einzugsgebietes erstrecken. Direkt an der Probestelle befindet sich eine etwas größere städ‐

tisch geprägte Fläche, die, zusammen mit den Grünflächen, die sich flussaufwärts daran an‐

schließen, die  zweitgrößten Flächenanteile am EZG besitzen  (jeweils 11,9%). Größenmäßig 

dicht dahinter liegen Flächen mit Strauch‐ und Krautvegetation, welche sich noch etwas wei‐

ter östlich befinden. Betrachtet man den Gewässerverlauf, fällt auf, dass das Gewässer über 

der  Probestelle  in  Richtung Norden  fast  ausschließlich  durch Grünland  führt, während  es 

Richtung Osten vermehrt Ackerflächen und mit Sträuchern und Kräutern bewachsene Gebie‐

te durchläuft. Im Zentrum des EZG fließt die Wandse auch für kurze Zeit durch einen Wald. 

Die Probestelle  liegt zwar  innerhalb urbanen Gebietes, befindet sich  jedoch so nah an den 

landwirtschaftlich geprägten Flächen im Nordosten, dass eine erhöhte organische Belastung 

und Einträge von Pflanzenschutzmitteln durch die Landwirtschaft zu erwarten sind.  

 

 

 

 

 

 

7  

3.2 Wandse 22  

Die Probestelle „Wan 22“  liegt  in der Nähe von „Wan 21“ an der Birrenkovenallee.  Im Ver‐

hältnis zur Probestelle am Delingsdorfer Weg ist die Wandse in diesem Abschnitt sehr natur‐

nah. Das Gewässer mäandriert durch einen hauptsächlich aus Erlen bestehenden Baumbe‐

stand, wodurch es  gut beschattet wird. Das erklärt  auch den hohen Anteil  an CPOM und 

Xylal, welches durch herabfallendes Laub und Zweige eingetragen wird. Außerdem weist es 

einen hohen Anteil an Kies auf, welcher teilweise infolge der naturnahen Umgestaltung der 

Wandse dort eingebracht wurde.  Im Gegensatz zu Wan 21  ist FPOM bei den Substrattypen 

hier gar nicht  vertreten.  Insgesamt weist dieser Gewässerabschnitt eine Vielzahl  von  Sub‐

straten (Tab. 2) und eine mäßige Fließgeschwindigkeit auf.  

 

Tabelle 2: Prozentuale Verteilung der Substrattypen an Wan 22 

 

Substrat  Anteil in % Akal  30 

Psammal  20 

CPOM  15 

Mesolithal  10 

Mikrolithal  10 

Xylal  10 

Makrolithal  5  

 

 Abb. 5: Probestelle Wan 22 

8  

 Abb. 6: Flächennutzung im EZG von Wan 22 

 

Das Einzugsgebiet von Wan 22 entspricht dem von Wan 21, da die Probestelle keine  fünf‐

hundert Meter entfernt  liegt. Genau wie Wan 21  liegt der Gewässerabschnitt von Wan 22 

innerhalb der  städtisch geprägten Fläche. Allerdings  ist er etwas weiter von den  landwirt‐

schaftlich geprägten Flächen nordöstlich der Probestelle entfernt, weshalb der Einfluss der 

Landwirtschaft auf die Ökologie nicht ganz so stark zu merken sein dürfte.  

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

9  

3.3 Wandse 3 

 

Die Probestelle „Wandse 3“  liegt  im Liliencronpark nördlich der Rahlstedter Bahnhofstraße. 

Das Gewässer wird an dieser Stelle auf beiden Seiten von einem  schmalen Gebüsch‐ bzw. 

Gehölzsaum begleitet. Auf der linken Seite des Flusses befinden sich mehrere Erlen und eine 

Weide,  die  das Gewässer  ein wenig  beschatten.  Außerdem  liegen  hier  Privatgrundstücke 

relativ nah am Wasser. Die andere Uferseite  ist komplett mit einem Streifen aus Brennnes‐

seln und Gräsern bewachsen. An diesen grenzt der Rasen des Parks. Der Gewässerabschnitt 

ist begradigt und etwa 4 bis 5 Meter breit.  In dem betrachteten Bereich wurden drei Kies‐

bänke eingebracht, die  jedoch nicht  viel  an der  geringen  Strömungsdiversität  ändern. Da‐

durch  ist  Kies  in  diesem Gewässerabschnitt  das  dominierende  Substrat,  dicht  gefolgt  von 

Sand (Tab. 3). 

 

Tabelle 3: Prozentuale Verteilung der Substrattypen an Wan 3 

 

Substrat  Anteil in % Akal  40 

Psammal  30 

FPOM  15 

Makrolithal  10 

CPOM  5 

 

 

 Abb. 7: Probestelle Wan 3 

10  

 

Das Substrat ist darüber hinaus mit einer Schicht aus feinen organischen Ablagerungen über‐

zogen, was durch die eher geringe Strömungsgeschwindigkeit noch begünstigt wird. 

 

 Abb. 8: Flächennutzung im EZG von Wan 3 

 

Das Einzugsgebiet von „Wandse 3“ ist mit 41,4 km² ein ganzes Stück größer als das der bei‐

den nördlichen Probestellen, da die Probestelle  im Flusslauf etwas weiter unten  liegt. Da‐

durch liegt sie noch innerhalb der städtisch geprägten Fläche, welche hier schon einen Anteil 

von  17,9  Prozent  ausmacht  (Abb.  8).  Zum  Einzugsgebiet  dieses Gewässerabschnittes  tritt 

hier zum ersten Mal die Stellau hinzu, die aus östlicher Richtung in die Wandse fließt. Bevor 

sie den urbanen Raum erreicht, durchfließt sie  fast ausschließlich rurale Gebiete. Das kann 

zu einer zusätzlichen Belastung mit organischen Verbindungen und Pestiziden aus der Land‐

wirtschaft führen, die im Osten des EZG eine entscheidende Rolle einnimmt. 

 

 

 

 

   

 

 

 

11  

3.4 Wandse 31 

                                                                                                                                                                      

Die Probestelle „Wandse 31“ befindet sich in Höhe der Pfarrstraße hinter der Alt‐Rahlstedter 

Kirche.  In diesem Abschnitt wird der Fluss auf der rechten Seite von einer Feuchtwiese be‐

gleitet,  auf  der  extensive  Landwirtschaft  betrieben wird.  Außerdem  verläuft  entlang  des 

rechten Ufers der Rahlstedter Uferweg. Auf der  linken  Seite des Gewässers befinden  sich 

Gärten angrenzender Wohngebäude, die in dem betrachteten Abschnitt jedoch nicht an das 

Gewässer herunterreichen. Stattdessen ist das Ufer mit naturnahem Ufergehölz bewachsen. 

So wachsen auf der linken Gewässerseite einige standorttypische Bäume, darunter Weiden. 

Auf der rechten Seite befindet sich ebenfalls eine Weide, ansonsten besteht die Vegetation 

an diesem Ufer aber hauptsächlich aus Schilf, Gräsern und Brennnesseln. Die Fließgeschwin‐

digkeit ist eher gering, erhöht sich jedoch an zwei Rauschen, die sich in dem beprobten Be‐

reich befinden. Die Substratverteilung an dieser Stelle der Wandse ist wie folgt:  

 

Tabelle 4: Prozentuale Verteilung der Substrattypen an Wan 31 

 

Substrat  Anteil in % Psammal  35 

Akal  25 

Makrolithal  20 

FPOM  15 

CPOM  5 

  

 

 Abb. 9: Probestelle Wan 31 

12  

 Abb. 10: Flächennutzung im EZG von Wan 31 

 

Das Einzugsgebiet an dieser Probestelle misst 45,1 km². Den größten Anteil der Fläche neh‐

men mit ca. 50% Ackerflächen ein, während Flächen mit Kraut‐ und Strauchvegetation hier 

noch einen Flächenanteil von 8,9% besitzen. In Richtung der Probestelle durchläuft der Fluss 

aber  hauptsächlich  stärker  besiedelte  Flächen,  weshalb  städtisch  geprägte  Flächen  mit 

23,5%  fast ein Viertel des Einzugsgebietes einnehmen. Direkt an der Probestelle befinden 

sich jedoch Grünflächen, die den drittgrößten Anteil des EZG ausmachen (Abb. 10). 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

13  

4. Ancylus fluviatilis 

 

Morphologie Die Flussnapfschnecke hat einen einfarbig grau‐bläulich gefärbten Körper. Zur Fortbewegung 

besitzt sie eine sehr breite, oval gerundete Kriechsohle mit stark ausgeprägten Fußmuskeln, 

die einen sicheren Halt bietet, und  ist somit optimal an starke Strömung angepasst. Vorne, 

ventral gelegen, befindet sich die Radula, eine Zunge, mit der die Schnecke die Algenbeläge 

von den Steinen  raspelt.  Ihre Augen  liegen  jeweils auf beiden Seiten an der verbreiterten 

Basis  der  Fühler. Das mützenartige Gehäuse  von Ancylus  fluviatilis  ist  relativ  dünnwändig 

und  ist  meistens  zwischen  3,5  und  8  mm  lang.  Im  Gegensatz  zur  Teichnapfschnecke 

Acroloxus  lacustris  ist die stumpfe Gehäusespitze bei A.  fluviatilis nach hinten rechts über‐

hängend. Vom Apex geht eine strahlenförmige Skulpturierung aus, die sich über die Embry‐

onalschale erstreckt. Da das Gehäuse der Schne‐

cke weiterwächst, weist  der  Rest  des  Gehäuses 

eine  konzentrische Maserung  auf.  Das  Gehäuse 

ist  von  gitterartiger  Struktur  und  besitzt  eine 

braune  bis  gelbliche  Färbung  (http://www. 

weichtiere.at/Schnecken/index.html?/Schnecken 

/suesswasser/napf_suess.html)(http://www.alles

umdieschneck.de/html/flussnapfschnecke.html).    

                                                                                                                                                                            Abb. 11: Ancylus fluviatilis (molluscs.at)   

 

Verhalten Die Schnecke bewegt sich, indem sie sich auf der Kriechsohle langsam voranschiebt. Die Öff‐

nung der Schale wird dabei in unmittelbarer Grundnähe gehalten, um einen besseren Halt zu 

gewährleisten. Außerdem kann sie sich durch den flexiblen Rand der Gehäusemündung gut 

an den Untergrund anpassen. Währenddessen raspelt sie mit der Radula das Periphyton von 

der  Oberfläche  des  Substrats.  Dabei  handelt  es  sich  hauptsächlich  um  Diatomeen,  v.a. 

Gomphonema (Calow 1973). Zusätzlich nimmt die Flussmützenschnecke Sandkörner auf, die 

im Magen das Zerkleinern der Zellwände erleichtern. Zur Nahrungsaufnahme bewegen sich 

die adulten Tiere auf der strömungsexponierten Oberseite des Steines.  In Ruhephasen be‐

finden  sie  sich  auf  der  strömungsabgewandten  Unterseite,  wo  sich  wegen  der  geringen 

Strömung auch die Jungtiere aufhalten.  Im Spätherbst, bei Wassertemperaturen unter 6°C, 

ziehen sich die Tiere an die Steinunterseite zurück und sind kaum noch aktiv. Inaktive Indivi‐

duen ziehen sich dabei komplett unter ihre Schale zurück. Erst im Frühjahr, wenn das Wasser 

wieder eine Temperatur von über 7°C erreicht hat, setzen Nahrungsaufnahme und Wachs‐

tum wieder ein. Beim Kriechen können die Schnecken zudem auch die Kriechsohle des Kop‐

fes zum Ertasten des Untergrundes aufspalten. Die Sauerstoffaufnahme geschieht über die 

Haut, welche dünn und wasserdurchlässig  ist. Ancylus  fluviatilis kommt  zum Atmen daher 

14  

nicht an die Oberfläche. Zur Fortpflanzungsperiode wandern die Schnecken  in Bereiche ge‐

ringerer  Tiefen.  Im Gegensatz  zu den meisten meereslebenden  Schnecken  ist A.  fluviatilis 

zwittrig. Meistens (ca. 90 %) erfolgt die Fortpflanzung bei ihr durch Selbstbefruchtung. Aber 

auch gegenseitige Befruchtung kann man bei der Flussnapfschnecke beobachten. Teilweise 

bilden sogar bis zu sieben Tiere Kopulationsketten, in denen das oberste Tier dann als Männ‐

chen und das unterste als Weibchen fungiert. Die Individuen dazwischen können beide Rol‐

len einnehmen. Während der Fortpflanzungsperiode produziert A. fluviatilis 10 bis 15 schei‐

benartige Gelege, welche jeweils aus 5 bis 10 Eiern bestehen. Diese heftet sie an die Unter‐

seite des Steines. Die Jungtiere schlüpfen nach 3 bis 4 Wochen und sind dann ca. 1mm groß. 

Da  die  Tiere  nur  ein  Jahr  alt  werden,  sterben  sie  am  Ende  der  Reproduktionsperiode 

(http://www.allesumdieschneck.de/html/flussnapfschnecke.html). 

  

 

Verbreitung, Habitat Das Verbreitungsgebiet  der  Flussnapfschnecke  erstreckt  sich  über weite  Teile  Europas.  Es 

reicht  nach  Osten  hin  bis  zum  Ural  und  nach  Süden  hin  bis  zum Mittelmeer.  Sie  ist  in 

Deutschland  verbreitet,  jedoch  nicht  überall  häufig  (Glöer & Meier‐Brook  1994).  Auch  in 

Skandinavien kommt die Schneckenart vor. Der Lebensraum beschränkt sich bei der Fluss‐

napfschnecke auf kleine Fließgewässer mit mäßiger bis starker Strömung. Man findet sie  in 

fließenden Gewässern  oder  in  der  Brandungszone  von  Seen  an  Steinen  sitzend  (Glöer & 

Meier‐Brook 1994). A. fluviatilis ist an strömendes Wasser gebunden (rheobiont) und präfe‐

riert Geschwindigkeiten von 0,2 bis 0,9 m/s (Ambühl 1959). Sie kommt häufig in Wassertie‐

fen bis 2 m vor,  selten sogar bis 30 Meter Tiefe  (Glöer et al. 1992). Dabei hält  sie  sich an 

Hartsubstrat, stromabwärts auch an Kieseln und Algen, fest. Aufgrund  ihrer Empfindlichkeit 

gegenüber  Gewässerverschmutzung  und  Sauerstoffarmut  besitzt  Ancylus  fluviatilis  einen 

Saprobienwert  von  2  und wird  als  Indikatororganismus  der Gewässergüteklasse  II  (mäßig 

belastete Gewässer) eingestuft. Da die Flussnapfschnecke Hautatmung betreibt, ist sie stets 

auf  sauerstoffreiches Wasser  angewiesen und  gilt  somit  als  Leitform  für  sauerstoffreiches 

Wasser (Meyer 1987). Im Gegensatz zu den meisten anderen Schneckenarten ist sie auch in 

relativ sauren Gewässern zu finden. 

 

 

 

 

 

 

 

 

15  

5. Probenahmemethode (Altdaten)  

Die Daten vom Frühjahr 2006 stammen aus einer Probenahme zur ökologischen Bewertung 

der Wandse einschließlich der Stellau, Berner Au und des Eilbekkanals. Sie wurde von der 

ARGE WRRL‐HOF gemäß der EG‐Wasserrahmenrichtlinie zur Untersuchung der biologischen 

Qualitätskomponente  „benthische,  wirbellose  Fauna“  durchgeführt.  Bei  der  Probenahme 

wurde mit dem Verfahren des Multi‐Habitat‐Samplings gearbeitet und  somit das gesamte 

Makrozoobenthos aufgenommen. 

Die  Daten  von  2000  stammen  aus  einer Makrozoobenthos‐Beprobung,  durchgeführt  von 

Dipl.‐Biologin Friederike Eggers. Aufgrund einer damals bevorstehenden naturnahen Umge‐

staltung der Wandse im Bereich zwischen der Straße Höltigbaum und Pulverhofteich wurde 

der  Zustand des Makrozoobenthos  vor der Renaturierung dokumentiert, um einen mögli‐

chen Erfolg der Maßnahmen nachweisen zu können. Hierfür wurden die Probestellen Wan 

21, Wan 3 und Wan 31 mit dem Multi‐Habitat‐Sampling beprobt. 

 

 

6. Probenahmemethode (eigene Erhebungen)  

Meine  Probenahme  im  Frühjahr  2012  erfolgte  mithilfe  des  sogenannten  Multi‐Habitat‐

Samplings. Bei dieser Art von Beprobung spielt die Substratbeschaffenheit eine sehr wichtige 

Rolle,  da  die  prozentuale Aufteilung  der  Substrattypen  in dem  zu  betrachtenden  Flussab‐

schnitt ausschlaggebend  ist für die Anzahl der Teilproben pro Substrattyp. Es gibt viele ver‐

schiedene Substrattypen, die es zu betrachten gilt. Diese lassen sich aufgrund ihrer Beschaf‐

fenheit in mineralische und organische Substrate einteilen. Zu den mineralischen zählen zum 

Beispiel Kies und Sand, zu den organischen Algen oder auch feine organische Ablagerungen. 

Da das Einzugsgebiet der Wandse kleiner als 100 km² ist, muss ein Flussabschnitt von 20 bis 

50 Metern  Länge  untersucht werden.  Sobald man  einen  passenden,  repräsentativen  Ab‐

schnitt  gefunden  hat,  beginnt man  damit  die  Verteilung  der  Substrate  abzuschätzen. Die 

Einteilung erfolgt hierbei in 5%‐Schritten. Pro fünf Prozent, die ein Substrat über die betrach‐

tete Fläche einnimmt, wird eine Teilprobe genommen.  Insgesamt werden somit 20 Proben 

genommen.  Nachdem  die  Vorbereitung  abgeschlossen  ist,  beginnt  die  eigentliche 

Beprobung. Wichtig ist dabei, dass man gegen die Fließrichtung beprobt, da andernfalls auf‐

gewirbeltes Substrat die Sicht erschwert und im Benthal lebende Organismen abdriften. Hat 

man eine Stelle erreicht, an der man eine Probe nehmen möchte, sticht man den Kescher in 

den Gewässergrund und wühlt den Boden davor mit den Füßen auf (Kicksampling). Dadurch 

wird das Substrat mit den darin befindlichen Individuen durch die Strömung in das Netz ge‐

spült. Sobald man alle Teilproben im Kescher hat, wird der Inhalt mit nahezu reinem Alkohol 

in eine Flasche gefüllt. Für eine vollständige Konservierung  sollte man darauf achten, dass 

die Flaschen maximal zur Hälfte mit Substrat gefüllt und alles gut durchmischt ist. Trotzdem 

sollte man  beim Mischen  vorsichtig  sein,  um  die  Individuen  nicht  zu  beschädigen,  da  die 

16  

Identifizierung der Tiere sonst unnötig erschwert wird. Nach 24 h wird der Ethanol noch mal 

ausgetauscht und die Probe kann dann mehrere Wochen gelagert werden.  Im Labor findet 

schließlich die Auszählung der einzelnen Organismengruppen statt. Hierfür gibt man die Pro‐

be mit einem  Löffel portionsweise mit Wasser  in Petrischalen und untersucht diese dann 

unter dem Mikroskop. Befinden sich in der Flasche auch größere Blätter und anderes grobes, 

organisches  Substrat  oder  Steine  empfiehlt  es  sich,  diese  vorab  zu  untersuchen.  Für  jede 

Organismengruppe, die  in der Probe nachgewiesen wird,  füllt man ein  Schnappdeckelglas 

mit 70‐prozentigem Alkohol. Wie auf www.fließgewaesserbewertung.de beschrieben, wer‐

den  alle  im Material  befindlichen Organismen  vollständig  aussortiert  und  taxonomischen 

Gruppen zugeordnet. Um einen Überblick über die Populationsdichte der einzelnen Taxa zu 

bekommen,  wird  auch  die  Anzahl  der  insgesamt  herausgelesenen  Organismen  ermittelt. 

Imagines, Exuvien, Gehäuse von Köcherfliegenlarven, sowie Individuen, die durch starke me‐

chanische Beschädigung nicht mehr bestimmbar sind, werden hierbei nicht mit aussortiert. 

Tiere  im  Puppenstadium,  leere Muscheln  und  Schneckengehäuse werden  ebenfalls  nicht 

mitgezählt.  Im Rahmen der vorliegenden Untersuchung wurde die Determination der Orga‐

nismen  nur  auf  Familien‐  bzw.  Ordnungsniveau  durchgeführt.  Lediglich  Ancylus  fluviatilis 

wurde als Art angesprochen. 

Im Sommer 2012  führte  ich eine zweite Probenahme an der Wandse durch.  Im Gegensatz 

zur ersten Gewässerbegehung ging es bei der zweiten allein um das Vorkommen der Schne‐

ckenart Ancylus fluviatilis. Dadurch ist auch die Methode der Beprobung eine andere. Wäh‐

rend die ersten Proben mithilfe des Kicksamplings erhoben wurden, habe  ich mich hier auf 

Hartsubstrat und somit auf das Habitat der Flussnapfschnecke fokussiert. Deshalb habe  ich 

nur Steine und größere Äste auf das Vorhandensein der Schnecke überprüft, diese gezählt 

und danach wieder zurück in das Gewässer gesetzt. 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

17  

7. Ergebnisse der Altdaten und der eigenen Probenahmen 

 

Tabelle 5: Ancylus fluviatilis‐Funde (Frühjahr) im Wandse‐Einzugsgebiet: 

Probestellen  1993  1995  1999  2000  2006  2008  2012 

Wan 21  0  0  0  ‐  0  ‐  ‐ 

Wan 22  ‐  ‐  ‐  ‐  ‐  ‐  ‐ 

Wan 3  0  0  0  ‐  ‐  ‐  ‐ 

Wan 31  ‐  ‐  ‐  21‐40  8  ‐  8 

 

Tabelle 6: Ancylus fluviatilis‐Funde (Sommer) im Wandse‐Einzugsgebiet: 

Probestellen  2000  2007  2012 

Wan 21  ‐  ‐  0     = eigene Erhebung 

Wan 22  ‐  ‐  0 

Wan 3  ‐  ‐  5 

Wan 31  2‐20  ‐  100 

 

Betrachtet man die Probestelle Wan 31 fällt auf, dass in den gesamten letzten Jahren, in de‐

nen hier das gesamte Makrozoobenthos beprobt wurde, A. fluviatilis nachgewiesen werden 

konnte  (Tab.  5).  Auch  bei meinen  eigenen Gewässerbegehungen,  die  einmal  im  Frühjahr 

2012 und  im Sommer desselben Jahres durchgeführt wurden, war die Schneckenart hier zu 

finden. Zwar befanden sich  in der Teilprobe vom Frühjahr, die mithilfe des Multi‐Samplings 

gezogen  wurde,  nur  acht  Schnecken.  Im  Frühjahr  2006  wurden  hier  ebenfalls  nur  acht 

Schnecken nachgewiesen, wodurch  in dieser  Jahreszeit keine wirkliche Veränderung  in der 

Populationsdichte bemerkbar ist. Während meiner Gewässerbegehung im Sommer fand ich 

jedoch um die einhundert Individuen dieser Art. Aus der von Eggers im Sommer 2000 durch‐

geführten  Untersuchung  ergab  sich  lediglich  eine  Individuenzahl  von  zwei  bis  zwanzig 

Ancylus fluviatilis (Tab. 6).  

An der Probestelle Wan 3 konnte  ich bei meiner  im Sommer durchgeführten Probenahme 

ebenfalls Flussnapfschnecken nachweisen. Mit einer Anzahl von ca. fünf Individuen war das 

Ergebnis hier  im Vergleich zu Wan 31 allerdings sehr überschaubar. Altdaten von  früheren 

Sommer‐Beprobungen mit kompletter Makrozoobenthos‐Aufnahme liegen nicht vor. In den 

letzten Jahren wurden im Frühjahr keine Probenahmen durchgeführt, bei denen das gesam‐

te Makrozoobenthos beprobt wurde. Bei Probenahmen aus den 90er  Jahren konnten hier 

ebenfalls keine A. fluviatilis gefunden werden.   

Im Gegensatz zu den Probestellen Wan 3 und Wan 31 konnte  ich an Wan 21 und Wan 22 

keine Ancylus fluviatilis vorfinden. Genau wie Wan 3 wurden auch diese beiden Gewässerab‐

schnitte nur  im Sommer von mir beprobt. Während von Wan 22 gar keine Altdaten vorlie‐

gen, konnten an Wan 21 bei Frühjahrs‐Probenahmen  in 90er  Jahren,  sowie  im  Jahr 2006, 

keine Individuen dieser Art nachgewiesen werden. 

18  

 

 Abb. 12: Prozentuale Verteilung der Makrozoobenthos‐Taxa an der Probestelle Wan 31  im 

Frühjahr 2012 

 

Im Frühjahr 2012  führte  ich an der Probestelle Wan 31 eine komplette Makrozoobenthos‐

Erhebung durch. Stellt man die prozentualen Anteile der verschiedenen Taxa dar, fällt einem 

sofort die Dominanz der Dipteren auf, die über die Hälfte des nachgewiesenen Makrozoo‐

benthos  ausmachen.  Zusammen mit der Gruppe der Oligochaeta besitzen  sie  sogar einen 

Anteil von über 75 Prozent. Der Anteil der gefundenen Eintagsfliegen und Köcherfliegen be‐

läuft sich gerade einmal auf 2,9 % und ist somit sehr gering. Mit 10,3 % weisen Gammariden 

in diesem Gewässerabschnitt die drittgrößte Populationsdichte auf. Wie man an dem Dia‐

gramm unschwer erkennen kann, ist die Biodiversität an dieser Probestelle sehr begrenzt. 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

19  

8. Diskussion  

Die  Ergebnisse der Makrozoobenthosuntersuchungen  an der Wandse  in den  vergangenen 

Jahren sowie der eigenen Erhebungen im Jahr 2012 haben gezeigt, dass die Flussnapfschne‐

cke Ancylus  fluviatilis nur an der Probestelle Wan 31  (Höhe Pfarrstrasse) regelmäßig nach‐

zuweisen  ist. Bei Ancylus  fluviatilis handelt es  sich bezüglich  ihrer Ansprüche auf  ihren Le‐

bensraum um eine stenöke Art, was auch der Grund dafür ist, dass sie ein Indikatororganis‐

mus für eine gute Gewässerqualität ist. Entscheidend für das Vorkommen dieser Art ist zum 

einen  die  Substratbeschaffenheit.  So  bevorzugt  A.  fluviatilis  steiniges  Substrat  (Lithal) 

(Humpesch  1984).  Die  Flussnapfschnecke  kommt  vorzugsweise  in  strömungsreichen  Ab‐

schnitten vor und benötigt das  Lithal, um  sich daran  festzuhalten oder  sich bei  zu  starker 

Strömung an die Steinunterseite zurückzuziehen, wo sie auch überwintert. Im Vergleich mit 

den anderen Probestellen  (Abb. 14)  fällt auf, dass der Lithal‐Anteil an Wan 31 am größten 

ist, was das regelmäßige Vorkommen nur in diesem Abschnitt erklärt. 

Zum anderen betreibt diese Schneckenart Hautatmung und  ist  somit auf  sauerstoffreiches 

Wasser  angewiesen. Als  rheobionte Art  ist Ancylus  fluviatilis  an  Strömung  gebunden, was 

nicht zuletzt daran liegt, dass hier durch die entstehenden Turbulenzen zusätzlich Sauerstoff 

in das Gewässer eingetragen wird. Das besondere an der Probestelle Wan 31  ist, dass das 

Lithal hier in Form von Rauschen in das Gewässer eingebracht wurde, und so für eine größe‐

re Strömungsdiversität und eine bessere Sauerstoffversorgung in diesem Gewässerabschnitt 

sorgt. Die Rauschen stellen hier also nicht nur den präferierten Substrattyp der Schnecke zur 

Verfügung, sondern erhöhen an diesen Stellen auch die Fließgeschwindigkeit und den Sauer‐

stoffgehalt.  

Das Vorkommen der  Indikatorart Ancylus  fluviatilis nur an Probestelle 31  legt den Schluss 

nahe, dass dieser Abschnitt einen guten ökologischen Zustand und auch die beste Gewässer‐

güte von den vier beprobten Wandse‐Abschnitten vorzuweisen hat. Anhand der Makrozoo‐

benthos‐Probe, die  ich  im Frühjahr gezogen habe  (Abb. 12) und bei der neben dem Lithal 

auch die anderen Substrattypen berücksichtigt wurden, bestätigt sich dies allerdings nicht. 

Über  drei  Viertel  der  gefundenen  Organismen  sind  den  Taxa  der  Oligochaeta  bzw.  der 

Diptera zuzuordnen. Bei den Diptera handelte es sich zum größten Teil um belastungstole‐

rante Zuckmückenlarven (Chironomidae). Sowohl Oligochaeta als auch Chironomidae ernäh‐

ren sich hauptsächlich von Detritus und Algen und gelten bezüglich des Habitats als sehr an‐

spruchslose Arten, die auch unter nahezu anaeroben Bedingungen leben können. Eine hohe 

Populationsdichte dieser beiden Taxa weist also auf einen hohen Anteil feinpartikulärer or‐

ganischen Materials  und  somit  auf  einen  erhöhten Nährstoffgehalt  hin. Den  drittgrößten 

Anteil am Makrozoobenthos machen Gammariden aus, die  sich ebenfalls  von Detritus er‐

nähren, allerdings höhere Ansprüche an den Sauerstoffgehalt stellen. Dem gegenüber steht 

ein  sehr  geringer Anteil  an  Eintagsfliegen‐ und Köcherfliegenlarven. Da  es  sich bei diesen 

Insektenordnungen zum größten Teil um belastungsintolerante Arten handelt, die überdies 

hohe Ansprüche an  ihre Habitate  stellen,  zeigt dieser geringe Anteil eindeutig eine Beein‐

trächtigung der Wasserqualität und der Gewässermorphologie an.  

20  

Die vorhandenen chemischen Daten von Wan 3 aus dem Jahr 2010 (Tab. 7) bestätigen dies. 

Wan 3 liegt nicht weit von Wan 31 entfernt, weswegen sich die chemischen Daten auch auf 

die  Probestelle  an  der  Pfarrstraße  übertragen  lassen.  Ammonium‐Werte meist  unter  0,1 

mg/l und einem Maximalwert von 0,25 mg/l NH4‐N im Jahr 2010, zeigen zwar nur eine eher 

mäßige Ammonium‐Belastung an. Auch die Nitratgehalte von maximal 7,1 mg/l NO3‐N stel‐

len eine geringe Stickstoffbelastung dar. Dagegen zeigt der Gesamtphosphorgehalt  (0,04 – 

0,33 mg/l)  eine deutliche Belastung des Gewässers  an. Phosphor  gelangt  zum einen über 

Kläranlagen und andere Abwassereinleitungen  (industrielle Direkteinleiter, Sieleinlässe und 

Fehlanschlüsse) in die Gewässer. Zum anderen spielen Einträge über Düngemittel aus Land‐

wirtschaft und  auch Kleingärten eine Rolle. Diese  könnten  z.B. über die Wandse oder die 

Stellau,  die  beide  flussaufwärts  durch  landwirtschaftlich  geprägte  Flächen  führen,  in  den 

Gewässerabschnitt gelangt sein, oder auch über die vor Ort betriebene Landwirtschaft bzw. 

die an der Wandse  liegenden Gärten. Phosphor  ist ein wichtiger Pflanzennährstoff und  ist 

normalerweise nur zu einem geringen Anteil  im Wasser vorhanden. Hohe Phosphorgehalte 

führen daher zu einem vermehrten Algen‐ und Pflanzenwachstum. Daraus resultiert auch ein 

vermehrtes  Absterben  von  Pflanzen,  deren  Zersetzung  unter  Sauerstoffzehrung  abläuft. 

Auch die BSB₅‐Werte von 6,6 mg/l im Oktober und von 7,7 mg/l im November 2010 weisen 

auf eine organische Belastung des Gewässers hin. Der BSB₅‐Wert zeigt an, wie viel Sauerstoff 

beim Abbau  organischer Materie  im Wasser  innerhalb  von  fünf  Tagen  verbraucht wurde, 

woraus man ableiten kann, wie groß die Menge der abgebauten Substanzen ist. Werte zwi‐

schen  3,0  und  5,0 mg/l  zeigen  eine mäßige, Werte  darüber  eine  starke  organische  Ver‐

schmutzung an. Diese führt außerdem zu einer vermehrten Ablagerung von feinem organi‐

schem Sediment (FPOM), welches das Lückensystem verstopft. Auch an der Probestelle Wan 

31 fällt außerhalb der Rausche auf, dass das Substrat doch einen relativ hohen Anteil FPOM 

aufweist (Tab. 4).    In der Rausche selbst kann sich die organische Materie aufgrund der er‐

höhten Fließgeschwindigkeit nicht ablagern, die Steine sind hier somit freigespült.  

 

Ancylus fluviatilis konnte dagegen an allen anderen betrachteten Probestellen gar nicht bzw. 

an Wan  3  nur  im  Sommer  2012  in  sehr wenigen  Exemplaren  nachgewiesen werden. Der 

Sauerstoffmangel, die  zu  schwache Strömung, die gleichermaßen hohe Nährstoffbelastung 

und das Fehlen von größeren Steinen, an denen sich die Schnecke festhalten kann, werden 

die Hauptgründe für das Ausbleiben der Schnecken in diesen Gewässerabschnitten sein. Zu‐

sätzlich befindet sich an der Probestelle Wan 21 auch noch ein wilder Komposthaufen, der 

viel zu nah am Gewässer steht und den Eintrag von Biomasse noch begünstigt.  

 

Eine Populationsentwicklung lässt sich an keiner der beprobten Wandse‐Abschnitte wirklich 

erkennen,  da  hierfür  nicht  genügend  Daten  vorhanden  sind.  Die  unterschiedlichen 

Individuendichten  in den  Frühjahrsproben 2000 und 2012 an Wan 31  können auch witte‐

rungsbedingt verursacht sein. Da das Frühjahr 2012 sehr spät angefangen hat, kann es sein, 

dass es bei meiner Probenahme  für die Flussnapfschnecken noch zu kalt war oder einfach 

noch  keine  Nahrungsgrundlage  vorhanden  war.  Die  Unterschiede  in  der  Anzahl  bei  den 

Sommerproben  resultieren sicherlich aus den verschiedenen Probenahmemethoden. Wäh‐

21  

rend 2000 eine Gesamtaufnahme der Benthosfauna mit der Kick‐Sampling‐Methode durch‐

geführt wurde, wurde im Sommer 2012 von mir nur A. fluviatilis von den Steinen innerhalb 

der Rausche abgesammelt. 

 

Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass die Wandse in ihrer Ökologie durch die städti‐

sche und landwirtschaftliche Prägung stark beeinträchtigt ist. Nährstoffbelastung, ein hoher 

Feinsedimentanteil, schwache Strömung, Sauerstoffmangel und fehlendes steiniges Substrat 

führen dazu, dass empfindlichere Arten wie Ancylus fluviatilis nicht oder nur zu einem gerin‐

gen Prozentanteil vorkommen. Wie sich an der Probestelle Wan 31 aber zeigt, lässt sich die 

Situation durch das Einbringen von steinigem Substrat in Form einer Rausche verbessern, so 

dass Ancylus fluviatilis hier trotz Nährstoffbelastung geeignete Bedingungen vorfindet.  

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

22  

9. Zusammenfassung  

Ziel meines Projektes war es, das Wandse‐Einzugsgebiet an vier verschiedenen Probestellen 

auf das Vorkommen der  Schneckenart Ancylus  fluviatilis  zu untersuchen. Dabei wollte  ich 

auch anhand von Altdaten eine Populationsentwicklung an den verschiedenen Gewässerab‐

schnitten diskutieren. Aufgrund unterschiedlicher Probenahmemethoden und einer  zu  ge‐

ringen Datengrundlage konnte eine wirkliche Entwicklung jedoch nicht aufgezeigt werden.  

Nach der Auswertung der  Funde und der  vorhandenen Chemiedaten,  lässt  sich  allerdings 

sagen, dass keiner der beprobten Gewässerabschnitte eine gute Wasserqualität vorzuweisen 

hat. An allen untersuchten Wandse‐Abschnitten war eine mehr oder weniger starke Belas‐

tung mit Nährstoffen und eine daraus resultierende starke Sauerstoffzehrung sowie zu ge‐

ringe    Strömung und  fehlendes  steiniges  Substrat nachzuweisen. Ausschlaggebend  für die 

hohe Populationsdichte von A. fluviatilis an der Probestelle Wan 31 trotz Nährstoffbelastung 

war  die  dort  eingebrachte  Rausche,  die  zu  einer  Verbesserung  der  Sauerstoff‐  und  Strö‐

mungsverhältnisse führt. Daneben spielte hier auch der Makrolithal‐Anteil eine bedeutende 

Rolle für das Vorkommen der Flussnapfschnecken. 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

23  

10. Quellen  

Literatur 

 

Calow, P. (1973): The food of Ancylus fluviatilis (MÜLL.), a littoral stone‐dwelling, herbivore. 

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Ambühl, H. (1959): Die Bedeutung der Strömung als ökologischer Faktor. – Schweiz. Zeitschr. 

f. Hydrologie 21: 133‐264. 

 

Meyer, D. (1987): Makroskopisch‐biologische Feldmethoden zur Wassergütebeurteilung von 

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156 S.; Hannover. 

 

Glöer,  P., Meier‐Brook,  C.  (1994):  Süßwassermollusken. Deutscher  Jugendbund  für Natur‐

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http://www.biopix.com/ancylus‐fluviatilis_photo‐49515.aspx 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

25  

11. Anhang 

Abb. 13: Vorkommen von Ancylus fluviatilis bei Eigenbeprobungen 

26  

 Abb. 14: Substratverteilung in den Gewässerabschnitten 

 

 

27  

Tabelle 7: Chemiedaten der Probestelle Wan 3 (Stand: 2010) 

 

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18. Danksagung  

Zuallererst möchte ich mich bei Frau Dr. Beate Baier für die tolle Betreuung während meines 

Freiwilligen Ökologischen Jahres am Institut für Hygiene und Umwelt bedanken. Ich hatte ein 

wirklich  interessantes und abwechslungsreiches  Jahr,  in dem  ich viel über Gewässerschutz 

und wissenschaftliches Arbeiten  im Allgemeinen gelernt habe. Einen großen Dank auch an 

Herrn Wolfram Hammer, der sich gemeinsam mit Frau Dr. Baier das Projektthema hat einfal‐

len  lassen.  Ein weiteres Dankeschön  an Dr.  Klaus  Baumgardt,  der mich  in  das  Programm 

„ArcGis“ eingeführt hat und mir so beim Erstellen verschiedenster Karten und Grafiken ge‐

holfen hat und an Petra Möller, die mich während des Jahres  in das Biologische Frühwarn‐

system und das Arbeiten in den Messstationen eingewiesen hat. 

Aber auch beim gesamten Team des Wassergütemessnetzes möchte ich mich für die schöne 

Zeit am HU bedanken. Zuletzt noch ein Dank an Marcel Wilck, der mich beim Ziehen meiner 

Proben unterstützt hat.