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Jahresbericht 2013 - KURVE Wustrow · 2015-09-01 · Freiwilligendienst Katharina Arndt Sandra Campe Wilma Raabe Anok Sgolik (FÖJ) Jan Siebels (FÖJ) Praktikum: Elisa Köhnlein Bildungsarbeit

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Jahresbericht 2013

www.kurvewustrow.org

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Vorwort

E ine Doppelspitze führt die Geschäfte der KURVE Wustrow. Zurückgekehrte weltwärts-Freiwillige drehen alles um und holen junge Leute aus Indien zu uns nach Deutschland. Vier engagierte Praktikantinnen bereichern ein einziges Bildungsreferat. Eine Spontanaktion gegen die Bundeswehr löst Lacher und Fragen aus. Unsere

gorleben365-Ausstellung steht im kräftigsten Trubel auf der Kulturellen Landpartie. Eine Tagung über Wasserkonflikte findet mit unseren indischen Partnern in Wustrow statt. Über 90 Seminartage organisieren wir allein für die Begleit-seminare junger Freiwilliger. Fast 100 Friedensaktivistinnen und Menschenrechtler kommen auf unsere internationalen Seminare für gewaltfreie Konfliktbearbeitung. Wir machen erste Schritte in Myanmar und starten dort mit dem Zivilen Friedensdienst. In Mazedonien gibt es an immer mehr Unis Kursangebote für junge LehramtsstudentInnen, die ihnen helfen, sich auf die Arbeit mit ethnisch gemischten Gruppen vorzubereiten. Wir hören von Dörfern wie Nabi Saleh in Palästina, in denen es gerade die gewaltfreien Frauen sind, die die Schlagzeilen bestimmen. Unser Tagungshausteam bekommt großen Applaus, weil es über 1.600 Übernachtungen gewuppt hat. Und am Ende sind wir fast raus aus dem strukturellen Defizit.

Wer hätte diese Nachrichten vor ein paar Jahren für möglich gehalten?

Viel Freude beim Lesen wünschen Euch und Ihnen

Mareike Rumpf Anja Petz(Vorstand) (Geschäftsführerin)

Das KURVE Team trifft sich mit dem Vorstand zur Klausurtagung 2013, v. l. oben: Marina Schulz, Gabi Graf, Christiane Weichsel, Anja Petz, Jochen Neumann, Erika Jennerjahn-Meyer (Vorstand bis 2013), PremMukti Ulrike Leifeld, Katharina Arndt, Steffi Barisch, Konni Ganßauge, Benjamin Blänkner, Mareike Rumpf (Vorstand), Andrea Ohloff; v. l. unten Monika Ilgner, Kirsten Hochmuth, Schulamith Weil, Julia Kramer, Claudia Schwarz

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Gewaltfreiheit verbreiten

spreading nonviolence

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InhaltVorwort

Verein und GeschäftsstelleAus Vorstand und GeschäftsstelleOrganigramm

ÖffentlichkeitsarbeitWas war los in der Öffentlichkeit 2013 – eine Auswahl

Bildungsarbeit – InlandKonflikte um Ressourcen – Klimawandel angehenDrei Jahre Klimaprojekt. Zwei Seminarreihen und eine Veranstaltungswoche mit krönender Jahrestagung

FreiwilligendienstEin Jahr nach Indien oder MazedonienBildungsarbeit für junge Freiwillige, für TrainerInnen und MitarbeiterInnen anderer Organisationen

Bildungsarbeit – InternationalEinmal im Jahr: Das Internationale Training für GewaltfreiheitDrei unserer Seminargäste im KurzportraitIch sehe was, was Du nicht siehst Practitioner Trainings and International Training 2013

Ziviler FriedensdienstMyanmar – Wir betreten NeulandLOJA – Jugendarbeit unabhängig von Religion und EthnieBil’in – Widerstand auf Palästinensisch

TagungshausAuch 2013 hat es in unserem Tagungshaus wieder „geboomt“

Finanzen Puh, fast raus aus dem Defizit …Bilanz zum 31.12.2013Ergebnisrechnung 2013: AufwendungenErgebnisrechnung 2013: Erträge

ImpressumHerausgeberin:KURVE Wustrow – Bildungs- und Begegnungsstätte für gewaltfreie Aktion e.V.Kirchstr. 14, 29462 Wustrow / WendlandTel. 05843 / 98 71 0 | Fax 05843 / 98 71 11 | www.kurvewustrow.org | [email protected] Unser Spendenkonto bei der GLS Bank: IBAN: DE50 4306 0967 2041 6468 00 | BIC: GENODEM1GLSRedaktion: Steffi Barisch, Jochen NeumannAutorInnen: Steffi Barisch, Blerim Jashari, Pia Kohbrock, Daniel Korth, Jochen Neumann, Martin

Schäuble, Claudia Schwarz, Peter Steudtner, Christiane WeichselLayout: Gregor Zielke (www.pikomu.com)

Gedruckt auf RecyclingpapierFoto Titelbild: Peter Steudtner. Mit Spino Fante und Stella Tamang (v. l.)

Fotos und Abbildungen: Wenn nicht anders gekennzeichnet, stammen alle Fotos aus dem Fotoarchiv der KURVE Wustrow.

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6 Jahresbericht 2013 | KURVE Wustrow | Verein und Geschäftsstelle

Aus Vorstand und GeschäftsstelleWir gingen gut vorbereitet ins neue Jahr. Im Januar fand in Kassau die jährliche Klausur­tagung mit allen MitarbeiterInnen und Vorständen statt. Hauptthema war die neue Lei­tungsstruktur. Denn seit Beginn des Jahres gab es eine doppelte Geschäftsführung mit Jochen Neumann und zusätzlich Anja Petz sowie einer dritten Person im neuen Leitungsteam mit Gabriele Graf als Verwaltungsleitung. Diese Umstellung wurde in den Folgemonaten mit der sechsmonatigen Elternzeit von Jochen Neumann auch gleich auf die Probe gestellt – „Wie wir nun wissen mit Erfolg.“, fassen Marina Schulz und Mareike Rumpf zusammen.

I m September fand unsere Jah-restagung statt: „Wasser – Quel-le von Konflikten und gewaltfreier

Bewegung“. Hier trafen die zusam-men, die das Thema Wasser und gewaltfreie Aktion bewegt. Wir luden AktivistInnen aus dem Wendland und VertreterInnen unserer indischen Partnerorganisationen ein, analysier-ten Wasserkonflikte und entwickelten Ideen für gewaltfreie Aktionen. Im Vorfeld der Jahrestagung gestalteten VertreterInnen unserer indischen Partnerorganisationen mehrere öf-fentliche Abende mit Berichten über ihre Arbeit und Aktivitäten sowie ty-pisch indischem Essen.

Wir haben uns in diesem Jahr mit den Grundsätzen und der Zielrichtung der KURVE-Arbeit auseinanderge-setzt. Als Ergebnis verabschiedeten wir auf der Mitgliederversammlung im September das Leitbild und die strategischen Ziele.

Besonders freuten wir uns über die Gründung einer neuen Arbeitsge-

meinschaft: Ehemalige weltwärts-Freiwillige der KURVE Wustrow haben sich in einer Arbeitsgruppe zusammengeschlossen und organi-sieren nun einen Freiwilligendienst für junge Menschen aus Indien in Deutschland. Diese Arbeitsgruppe stellte sich uns auf der Mitglieder-versammlung vor.

Wir verabschiedeten Erika Jenner-jahn-Meyer nach langjähriger Mit-arbeit aus dem Vorstand. Zu ihrem 70igsten Geburtstag hatte sich ihre Familie gewünscht, sie möge ein bisschen ruhiger treten. Wir sagen ganz laut „Danke für 2 mal 2 Jah-re und für deine außergewöhnlich kompetente und gleichzeitig herzer-frischende Mitarbeit“.

Im Vorstand arbeiteten drei Frauen zusammen weiter: Mareike Rumpf aus Hamburg, Marina Schulz aus Halle und Eva Wuchold aus Berlin. Wir machten es uns zusammen mit Team und Geschäftsführung zur Aufgabe, verstärkt nach Neuzu-gängen aus der Region Wendland oder der Altmark zu suchen. Denn manchmal ist es hilfreich, Vor-standsmitglieder in greifbarer Nähe zu haben.“

Team und Vorstand beim „Werwolfspielen“ auf der Klausurtagung im Januar

Auf der Mitgliederversammlung am 22. September 2013 verabschiedeten v.l. Anja Petz und Steffi Barisch unser langjähriges Vorstandsmitglied Erika Jennerjahn-Meyer (Mitte), siehe auch Text unten.

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7Jahresbericht 2013 | KURVE Wustrow | Verein und Geschäftsstelle

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8 Jahresbericht 2013 | KURVE Wustrow | Öffentlichkeitsarbeit

Was war los in der Öffenlich­ keit 2013 – eine Auswahl

D ie TeilnehmerInnen unserer diesjährigen Seminarreihe „Menschen bewegen“ berichten: „Wir wollten auf der Kulturellen Landpartie die Gäste sensibilisieren, sich Gedanken über ihr Kosumverhalten zu ma-

chen. Wir sprachen sie auf die Herkunft und Herstellung bestimmter Produkte an, die sie täglich nutzen. Wir wollten darauf aufmerksam machen, dass jeder Mensch mit anderen Menschen eng verbunden ist und Einfluss nimmt. Unter der Überschrift „Wie lebe ich am wenigsten schädlich?“, zeigten wir Lösungs-ansätze auf, wie es möglich ist „gerechter“ zu leben.“ Mehr Informationen zur Seminarreihe auf S. 10

„Wie beeinflusst mein Leben die Welt und wie beeinflusst sie mich?“

Die gorleben365-Ausstellung auf der Kulturellen Landpartie in Salderatzen.

TeilnehmerInnen des Klima-schutzseminars „Menschen bewegen“ mit interessierten Gästen auf der Kulturellen Landpartie.

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9Jahresbericht 2013 | KURVE Wustrow | Öffentlichkeitsarbeit

U nsere FÖJlerInnen Ursu-la Maasz und Jan Siebels waren gerade erst ein paar

Tage bei uns, als sie sich zusammen mit Pia Kohbrok, Praktikantin im Bil-dungsreferat, eine spontane Aktion ausdachten. Die Ausbildungsmesse in Lüchow lockte Schüler und Schü-

lerinnen, sich über Bildungsangebote zu informieren. Unter den etwa 40 Ausstellern präsentierte sich auch die Bundeswehr mit dem Slogan: „Bundeswehr. Wir. Dienen. Deutsch-land. – Karriere mit Zukunft!“.

Die Drei fragten sich: „Wieso stellen

sich junge Menschen in den Dienst der Bundeswehr? Fehlt es an Wis-sen? Wo sind Kritik und öffentli-che Diskussion? Braucht die Welt Panzer? Suchen sie Gemeinschaft in der Truppe? Die Militärinstituti-on sollte sich nicht ohne eine kriti-sche Auseinandersetzung über ihre Nachwuchsgewinnung präsentieren dürfen. Die Drei machten sich auf den Weg, um zu erfahren, was junge Menschen dazu motiviert sich ver-pflichten zu lassen.

Mit den selbstgebastelten „Bundes-wehrlosen“ wurden die Jugendlichen durch „Gewinne“ und „Nieten“ über eine Ausbildung bei der Bundeswehr „informiert“. Da stand zum Beispiel: Gewonnen: Ausbildung Elektro-technik – Minensuchen im Sudan; Niete: Du bist Sprengingenieur und im Einsatz im Kosovo; Gewonnen: Du bist Drohnenpilot. Dein Knopf-druck tötet Menschen oder Niete: Ausbildung zum Sanitäter! Versetzt ins afrikanische Mali.

Es zeigte sich, dass viele Jugendli-chen, die sich eine Ausbildung durch die Bundeswehr finanzieren lassen wollen, nicht wussten, dass mit der Lehre eine zeitliche Verpflichtung einhergeht, für die Bundeswehr zu arbeiten und auch auf Auslands-einsätze geschickt zu werden.

I m Juli starteten zwei große Fahrradtouren quer durch Deutschland. Ihr Ziel war das Klimacamp im Rhein-land. Die Nordroute, die „Reclaim Power Tour“, be-

gann in der Braunkohleregion Lausitz, bei Berlin. Auf Einladung der KURVE Wustrow und der BI Lüchow Dan-nenberg machten die RadlerInnen Station im Wendland. Zwei Nächte gastierten sie in unserer Begegnungsstätte, unsere Bildungsreferentin Claudia Schwarz nahm sie in Empfang. Sie informierte über Ressourcenkonflikte und Klimaschutz hier in Deutschland und am Beispiel von In-dien. Entlang von vorbereiteten Wissensstationen wurden die Gäste in das Thema eingeführt und konnten sich aus-tauschen. Danach ging es auf’s Windrad im Nachbardorf. Dieter Schaarschmidt, Mitglied in unserem Verein und bei Wendenenergie e. V., erklärte ihnen die Windenergienut-zung und welche Zukunftsaussichten die erneuerbaren Energien haben.

Die „Reclaim Power Tour“ erreichte das Wendland

Von der Lausitz ins Rheinland. Radler hielten an ökologischen Brennpunk-ten und steuerten Orte an, an denen es Auseinandersetzungen um unsere Strom-, Wärme- und Wasserversorgung gibt, wie hier in Gorleben. Auf der Tour tauschten sie sich mit energiepolitischen Gruppen aus, kamen mit der lokalen Bevölkerung ins Gespräch und vernetzen sich untereinan-der. Zwei Tage machten sie Station bei uns.

Ausbildungsmarkt: Spontane Aktion gegen die Bundeswehr

Pia Kohbrok, Ursula Maasz und Jan Siebels v. l. am Stand der Bundeswehr auf dem Ausbildungs-markt in Lüchow

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10 Jahresbericht 2013 | KURVE Wustrow | Bildungsarbeit Inland

Konflikte um Ressourcen – Klimawandel angehenIm Rahmen unseres Klimaprojektes trafen sich 2013 ehemalige weltwärts­Freiwillige zu vier verschiedenen Seminaren unter dem Titel „Menschen bewegen“. Sie waren zurück in Deutschland und wollten Veränderungen in der Gesellschaft bewirken. Sie suchten nach Austausch und Handlungsmöglichkeiten, wir hatten das richtige Programm für sie. Seminarkoordinatorin Claudia Schwarz berichtet.

Zurückkommen und Weitermachen

Die Seminarreihe „Menschen be-wegen“ fand an vier Terminen im Jahr 2013 statt. Sie richtete sich an zurückgekehrte Freiwillige und Frie-densfachkräfte. Sie hatten bereits etwas gesehen von der Welt und viel Neues erlebt. Sie kamen zurück nach Deutschland, brachten neue Sichtweisen auf globale Zusam-menhänge mit, hatten Konflikte be-obachtet und von Unstimmigkeiten, Ungerechtigkeiten und Fehlentwick-lungen erfahren. Sie wollten hier et-was verändern, etwas bewegen.

Was war die Idee

Politische Entscheidungen unserer Parlamente betreffen weltweit Men-schen und die Lebensbedingungen

heutiger und zukünftiger Generati-onen. Es geht um die ökologische Vielfalt und den Erhalt unserer Le-bensgrundlagen: Die Hermesbürg-schaften für ein Atomkraftwerk in Brasilien, die Entwicklungsgelder für Stauseen in Myanmar, der neue Sprit E 10 im Tank statt Mais, Reis und Nüsse auf den Tellern von Fa-milien. RückkehrerInnen können lernen, Verantwortung zu überneh-men, denn Demokratie darf beim Wort genommen werden. Sie ler-nen, ihre Anliegen weiterzugeben, zu sagen, was sie bewegt und was ihnen wichtig ist. Ehemalige Freiwil-lige und Friedensfachkräfte lernen Entscheidungsträger in Politik, Wirt-schaft und Öffentlichkeit aktiv und wirksam zu beeinflussen.

Die Inhalte

Erinnern wir uns: In der Seminar-reihe „Welt bewegen“ ging es 2012 um direktes politisches Eingreifen, um Kampagnenarbeit, gewaltfreie Aktion und Strategieentwicklung. RückkehrerInnen lernten ihre Anlie-gen in politische Entscheidungspro-zesse einzubringen. Diese Gruppe arbeitete mit vielfältigen Formen des politischen Eingreifens und der gewaltfreien Aktion. In der neuen Seminarreihe „Menschen bewegen“ ging es 2013 stärker um das Wei-tergeben der eigenen Erfahrungen, z. B. durch politische Bildungsar-beit. Auch hier war das zentrale An-liegen, Veränderungen anzustoßen. Diese Gruppe beschäftigte sich mit der Methodik, Didaktik und Praxis für eine Vielfalt politischer Bildungs-arbeit in- und außerhalb von Schu-len.

Wohin es führte

Die Seminarreihe „Menschen bewe-gen“ endete mit der Klimatagung, die im folgenden Text beschrieben wird. Die SeminarteilnehmerInnen hatten sie zum Teil mitvorbereitet und be-gleiteten die angereisten indischen Gäste. So führten sie mit ihnen im Lüchower Gymnasium ein kleines Theaterstück zum Thema „Wasser“ auf und besuchten das Ökodorfpro-jekt Sieben Linden. Mit ihren neuen Erfahrungen zu politischer Bildung sahen sie viele Themen auf der Kli-matagung mit anderen Augen und diskutierten dementsprechend in-haltlich mit: Denn die Klimatagung war ein Zusammenführen von Was-serinitiativen aus Süd und Nord, ein Austausch und der Abschluss für die ehemaligen weltwärts-Freiwilligen.

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12 Jahresbericht 2013 | KURVE Wustrow | Bildungsarbeit Inland

G erade erst hatte es riesige Überschwemmungen ent-lang der Elbe gegeben. Gan-

ze Dörfer waren überspült worden, Stadtteile für viele Wochen gesperrt. Das Ausmaß schien immens zu sein. Die Jahrestagung griff dieses Thema auf. Doch Team und Vorstand hatten sich weit vor der Elbkatastrophe da-für entschieden, Ressourcenkonflikte um das Thema Wasser genauer zu erkunden.

Denn es gab Parallelen

Konflikte um Wasser sind sowohl in Deutschland als auch in Indien ein aktuelles Thema. Nicht zuletzt durch die gleichzeitigen zerstörerischen Überschwemmungen von Elbe und Ganges im Juli diesen Jahres. Kon-flikte um Wasser werden auf ver-schiedenen Entscheidungsebenen behandelt, betreffen verschiedene Bevölkerungsgruppen häufig auf ganz unterschiedliche Weise und bieten dennoch alle Möglichkeiten für einen gewaltfreien Umgang mit den Konflikten. Das spiegelte sich im Laufe der Tagung wieder.

Akteure aus Deutschland trafen auf Engagierte aus Indien. Die Einen be-schäftigen sich mit der Gefährdung des Grundwassers durch Fracking, die Anderen mit der Verteilung von Wasser in Trockenregionen. Die Ei-nen schlagen Alarm gegen den Aus-bau der Elbe, die Anderen arbeiten zum Wassermanagement im Hoch-gebirge.

Alles greift ineinander

Sie alle stellten ihre Aktivitäten vor und diskutierten ihre Arbeit mit un-seren zahlreichen Gästen. Begleitet wurden die Wasserakteure von Ak-tiven aus dem Umfeld der KURVE Wustrow, die ihre Expertise zum gewaltfreien Umgang mit Konflikten teilten. Zurückgekehrte Freiwillige, die die Lebenswelt in Indien und in

Deutschland kennen, konnten das Verständnis zwischen den Gästen vertiefen und bereicherten die Ta-gung mit eigenen Ideen. Mit weiteren Gästen haben die TeilnehmerInnen den Gedanken der Gewaltfreiheit weiterentwickelt. Sie vernetzten sich und tauschten sich aus. Die facettenreichen Konfliktebenen der Lebensgrundlage Wasser wurden in Vorträgen, Arbeitsgruppen und Dis-kussionen beleuchtet.

Indische Partner

Im Vorfeld trafen zwei indische Gäste aus unseren Partnerorganisation auf ehemalige Freiwillige sowie Haupt- und Ehrenamtliche der KURVE Wustrow. Auf Exkursionen konnten die indischen Gäste sowohl soziale als auch umweltbezogene Konflikte

Drei Jahre Klimaprojekt. Zwei Seminarreihen und eine Veranstaltungswoche mit krönender JahrestagungDie Tagung „Wasser – Quelle von Konflikten und gewaltfreien Bewegungen“ stellte den Abschluss des dreijährigen Projekts dar: „Konflikte um Ressourcen und Folgen des Kli­mawandels angehen!“. Claudia Schwarz blickt zurück.

Artur Bakaev, Mitte, beim Übersetzen für Tanvi Negi v.l. von unserer indischen Partnerorganisation Chirag und für Srestha Roy von Kutch Nav Nirman Abhiyan in Indien.

Srestha

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13Jahresbericht 2013 | KURVE Wustrow | Bildungsarbeit Inland

und die Möglichkeiten des Umgangs damit kennenlernen. Außerdem ent-wickelten die TeilnehmerInnen der „Menschen bewegen“-Reihe eine kleine Aktion, um auch Jugendliche auf Wasserprobleme aufmerksam zu machen. Sie führten gemeinsam mit den Inderinnen ein kleines The-aterstück über Wasserprivatisierung im Pausenhof des Gymnasiums in Lüchow auf. Sie informierten die SchülerInnen über ihr Anliegen be-wusster zu konsumieren und Privati-sierungen kritisch zu verfolgen.

Viele Gäste

Als Bildungsreferentin der KURVE Wustrow freue ich mich über die rege Teilnahme an der Tagung. Durch derartige Veranstaltungen zeigt sich wie vielfältig und breit gestreut das Engagement zum Schutz und zur Auseinandersetzung mit Konflikten rund um eine Ressource ist. Für das Gelingen der Tagung möchte ich al-len TeilnehmerInnen hiermit danken. Jede und jeder hat zur Gestaltung und zum Gelingen der Tagungszeit beigetragen.

Ein Dank

Insbesondere bedanke ich mich bei den Praktikantinnen Natascha Rüb und Pia Kohbrok, die mich bei der Vorbereitung sehr unterstützt haben. Also auch bei unseren zwei

indischen Gästen, die Zeit und Auf-wand für die weite Reise auf sich genommen haben. Als auch bei un-seren ehemaligen weltwärts-Freiwil-ligen, die mit Übersetzungen dafür gesorgt haben, dass alle mit glei-cher Vorraussetzung an der Tagung teilhaben konnten.

Ein Blick nach vorn

Ich wünsche allen Aktiven weiterhin viel Energie und kreative Ideen bei der Umsetzung ihrer Strategien zur Konfliktlösung. Betroffenen wün-sche ich ausreichend Energie und Geduld, um Konflikte gewaltfrei zu lösen und UnterstützerInnen wün-

sche ich Mut und Bereitschaft ihr Wissen und ihre Erfahrungen mit Aktiven und Betroffenen zu teilen. Gemeinsam können wir Konflikte um Ressourcen und Folgen des Kli-mawandels erfolgreich und gewalt-frei angehen!

Die ausführliche Dokumentation schicken wir als pdf gern zu.

Die Autorin Claudia Schwarz ver-abschiedete sich zum Jahresende aus unserem KURVE-Team. Wir wünschen Claudia viel Glück beim neuen Studium in Berlin und wissen sie eng an unserer Seite als Vereins-mitglied und engagierte Trainerin für gewaltfreie Aktion.

Unterschriftenaktion „Stopp Jaitapur“ gegen ein geplantes indisches AKW

Referent Christian Cray

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14 Jahresbericht 2013 | KURVE Wustrow | Freiwilligendienst

Ein Jahr nach Indien oder MazedonienUnser weltwärts­Freiwilligendienst für junge Leute

Freiwilligendienst bedeutet:

• für mehrere Monate in ein anderes Land zu gehen

• sich in einer gemeinnützigen Organisation zu engagieren

• für Menschenrechte und einen ökologischen Umgang mit der Natur zu arbeiten

• neue Perspektiven einzunehmen und die eigene einzubringen

• zu einer Verbindung zwischen Nord und Süd, Ost und West beizutragen

• neue Erfahrungen zu machen und ein Stück Selbständigkeit zu erlangen

• das in der neuen Umgebung Gelernte in das vertraute Umfeld einzubringen

Wer sind die Aufnahme­organisationen?

Unsere Partnerorganisationen sind mit sozialen Bewegungen verbun-den und arbeiten meist auf der Graswurzelebene. Aktivitäten von Freiwilligen können sein: auf dem Feld Gemüse anbauen, Spinnen, Weben und Stoffherstellung, Um-weltmaterialien für Schulen erstel-len, Filmdokumentation anfertigen, Englischunterricht für benachteiligte Mädchen anbieten, ein eigenes Fo-toprojekt mit Jugendlichen umset-zen, Workshops und Konferenzen zu Frauenrechten mit organisieren, eine Kampagne für Menschenrechte unterstützen

Mehr Informationen gibt es bei un-serer Freiwilligendienstkoordina-torin Wilma Raabe unter wraabe@ kurvewustrow.org

Menschenrechtsarbeit und Umweltschutz in Nordindien, im Distrikt Almora, Uttarakhand: Die Kampagne zur Rettung der Flüsse „Padi-atra“ hat sich in vielen Tälern der Region fort-gesetzt und ist zu einer regionalen Bewegung angewachsen – ein weiteres Beispiel für die Arbeit in unserem weltwärts-Freiwilligendienst.

Unsere weltwärts-Freiwilligen beim Zwischenseminar in Indien im Januar 2013 mit unseren indi-schen Partnern. Sandra Campe, damalige Freiwilligendienstkoordinatorin 4. v. l. oben und Elena Zondler, zweite Seminarleiterin und ehemalige Freiwillige 7. v. l. oben

Seit 2004 ist die Ent-sendung der KUR-VE Wustrow mit dem

Qualitätssiegel für Freiwilligen-dienste ausgezeichnet.

Seit 2008 entsendet die KURVE Wustrow als eine von 180 Entsende-organisationen mit dem Programm „weltwärts“ des Bundesminis-teriums für wirtschaftliche Zusammenar-beit und Entwicklung (BMZ) nach Indien, Mazedonien und Nepal. www.weltwaerts.de

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15Jahresbericht 2013 | KURVE Wustrow | Freiwilligendienst

Bildungsarbeit für junge Freiwillige, für TrainerInnen und MitarbeiterInnen anderer Organisationen

Das Weltwärts-Freiwilligenprogramm (ww)Die KURVE Wustrow bietet alle vier Begleitseminartypen für den Freiwilligendienst an: Orientierungssemi-nar, Ausreisekurs, Zwischenseminar in Indien und Rückkehrseminar.

Europäischer Freiwilligendienst (EVS)Seit Beginn des Programms 1996 ist die KURVE Wustrow Bildungsträger für den Europäischen Freiwil-ligendienst und hat beide Begleitseminartypen angeboten. Es handelt sich um die Einführungstrainings (EFT) und die Mid-Term-Meetings (MTM) für internationale Freiwillige, die ihren Freiwilligendienst (FWD) in Deutschland absolvieren. Die TrainerInnen der Seminare, die sogenannten TeamerInnen, arbeiten zum Teil seit vielen Jahren mit der KURVE Wustrow zusammen. Diese Kontinuität spiegelt sich in den Semi-naren positiv wider. Seit 2012 werden die Ausreiseseminare (AS) und Rückkehrseminare (RS) für Freiwil-lige, die ihren FWD im Ausland durchführen, laut EFD-Programm nicht mehr von den Bildungsträgern durchgeführt. Das AS muss jetzt von den Entsendeorganisationen übernommen werden und das RS ist ersetzt worden durch das „comeback“, das jährlich von der Nationalagentur des EFD gemeinsam mit den Bildungsträgern durchgeführt wird.

Fortbildungen in Kooperation mit der Konferenz evangelischer Freiwilligendienste (KeF)Die KURVE Wustrow bietet seit 2009 Fortbildungen für TrainerInnen und MitarbeiterInnen von Entsende-organisationen an. Im Jahr 2013 zum Thema „Krise als Chance“.

Qualifizierung: MultiplikatorIn für Globales Lernen Gemeinsam mit anderen Organisationen, die sich im evangelischen Forum entwicklungspolitischer Freiwilligendienste (eFeF) zusammengeschlossen haben, richtet die KURVE Wustrow eine Qualifizierung für ehemalige Freiwillige aus. Mit vier wählbaren inhaltlichen und methodischen Seminaren und einem selbst durchgeführten kleinen Projekt qualifizieren sich die RückkehrerInnen und werden MultiplikatorIn-nen. Sie lernen ihre Erfahrungen, die sie während des Freiwilligendienstes gesammelt haben, aufzuar-beiten, um andere daran teilhaben zu lassen, z. B. in Workshops, in kreativen Aktionen oder in der Ver-netzung von Initiativen. 2013 hat die KURVE Wustrow Fortbildungen zu folgenden Themen angeboten: Vorurteilsbewusstes Verhalten – Der Anti-Bias-Ansatz; „Das habe ich doch nicht so gemeint!“ Critical – Whiteness; Migration – Flucht – Asyl. Die Lebenssituation von Flüchtlingen in Deutschland

Bildungsarbeit der KURVE Wustrow – Zusammenfassung aller Seminartage für Freiwillige im Jahr 2012Weltwärts Freiwilligenprogramm (ww): 29 (2010), 30 (2011), 40 (2012), 32 (2013)Europäischer Freiwilligendienst (EVS): 63 (2010), 59 (2011), 48 (2012), 48 (2013)Fit für Freiwillige (KeF): 6 (2010), 6 (2011), 3 (2012), 3 (2013)Qualifizierung: MultiplikatorIn für Globales Lernen (eFeF): 6 (2010), 6 (2011), 9 (2012), 9 (2013)Gesamt: 92 Seminartage im Jahr 2013

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16 Jahresbericht 2013 | KURVE Wustrow | Internationale Bildungsarbeit

Einmal im Jahr: Internationales Training für GewaltfreiheitDas besondere Konzept

Das Training richtet sich überwie-gend an VertreterInnen der Graswur-zelebene. Sie arbeiten in Friedens-, Menschenrechts- und Flüchtlings-organisationen in Asien, Afrika oder Europa. Die erfahrenen TrainerInnen kommen aus Südafrika, Nepal und Deutschland. Das Seminar bietet die Möglichkeit, sich in Methoden der Gewaltfreiheit weiterzubilden und bietet einen Ort für Begegnung und Erfahrungsaustausch.

Die Inhalte

Es werden Grundlagen von gewalt-freiem Handeln und Konfliktbear-beitung vermittelt; Ansätze zur pro-fessionellen Arbeit in eskalierten Konflikten; Sicherheitsmanagement, Umgang mit Trauma, Trauer, Angst, Stress und direkter Gewalt; Versöh-nungsprozessen und Menschen-rechten in der Konfliktbearbeitung. Das dreiwöchige Training leistet einen entscheidenden Beitrag zur Verbreitung und Weiterentwicklung wesentlicher Ansätze der Friedens-arbeit und Konflikttransformation.

Eine Patenschaft übernehmen

Mit Ihrer Spende können Sie die Teil-nahme von engagierten Menschen ermöglichen. Beteiligen Sie sich an der Finanzierung der Teilnahmekos-ten in Höhe von 2.000 Euro oder an den Reisekosten in Höhe von 700 Euro. Wir müssen jedes Jahr gute BewerberInnen ablehnen, weil un-sere Stipendienmittel begrenzt sind.

Mehr Informationen gibt es bei Jessica Belke unter training@ kurvewustrow.org

Das Training nimmt auch Bezug zur lokalen Anti-Atom-Bewegung, gemäß den Wurzeln der KURVE Wustrow. Auf dem Foto Dieter Schaarschmidt, Mitte vorn, der unsere Gruppen regelmäßig auf ein Windrad führt, siehe www.wendland-wind.de

Das Training unterscheidet sich von anderen Bildungsangeboten zum Beispiel durch die unmittel-bare Verknüpfung von Konfliktbearbeitung und der Auseinandersetzung mit der eigenen Persönlich-keit und Fragen nach Gerechtigkeit.

Die Teilnehmenden bringen ihre eigenen Erfahrungen aus der Arbeit in Krisengebieten in den Trainingsprozess ein. Dies geschieht mittels partizipativer und ganzheitlicher Methoden in einem geschützten und lernanregenden Rahmen.

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17Jahresbericht 2013 | KURVE Wustrow | Internationale Bildungsarbeit

Drei unserer Seminar gäste im Kurzporträt

Mit seiner Organisation OSCAR mobilisiert Ahmadullah Archiwal für Gewaltfreiheit in Afghanistan. Durch Workshops mit religiösen und staatlichen VerantwortungsträgerInnen versucht er, regional zum Frieden in der Region beizutragen. International vernetzt, veranstaltet er lokale Seminare, schreibt parallel seine Doktorarbeit in den USA über Gewaltfreiheit und engagiert sich für die Wahrnehmung von Gewaltfreiheit als Teil des Islams. Sein Hauptanlie-gen ist es, Menschen in Afghanistan durch gewaltfreie Mobilisierung zu stärken und sich aktiv für Demokratie und Sicherheit zu engagieren.

Jung, engagiert, gefährdet: Sondos Azza und Abdel Rahman Salayma, beide Anfang zwanzig und MedienaktivistInnen, die sich auf kreative Weise gegen die Menschenrechtsverletzungen in Palästina einsetzen. Sie leben innerhalb einer israelischen Sied-lung im palästinensischen Hebron. Sie leiten Kurse, in denen erklärt wird wie Film- und Fotokameras zum eigenen Schutz eingesetzt werden können, wenn isra-elische Soldaten unrechtmäßige Razzien durchführen oder palästinensische Kinder oder Erwachsene auf of-fener Straße drangsaliert oder unter Gewaltandrohung verhaftet werden.

Josephine, Anfang 20, Bildungsaktivistin. Mit Lehrplänen und bezahlbaren Schulbüchern engagiert sie sich in Myanmar gegen die staatliche Einheitspolitik und Unterdrückung nationaler Minderheiten. Selbst zu einer Minderheit gehörend erfuhr sie früh, was Aus-grenzung und fehlende Schulbildung bedeutet. Heute gehört sie zu Mote Oo, einer Organisation, die sich für gleichberechtigte und inklusive informelle Bildung au-ßerhalb staatlicher Schulen vor allem in ländlichen und indigenen Regionen einsetzt.

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18 Jahresbericht 2013 | KURVE Wustrow | Internationale Bildungsarbeit

Ich sehe was, was Du nicht siehstZwischen Snowden, Arabischer Revolution und NSA. Über digitale Sicherheit für FriedensaktivistInnen berichtet Peter Steudtner.

D ie digitale Überwachung durch Staat, Polizei und Militär nimmt in dem Maße

zu, wie AktivistInnen digitale Medi-en nutzen, um zu mobilisieren, zu informieren und zu kommunizieren. Gleichzeitig sind wir durch die Evolu-tion auf physische und zumeist auch psychische Gefahren vorbereitet … nicht jedoch auf digitale.

Im Herbst 2013 arbeitete ich für die KURVE Wustrow zum ersten Mal mit Tactical Technology Collective oder kurz Tactical Tech zusammen. Eine internationale Nichtregierungsor-ganisation, die sich 2003 mit dem Ziel gründete, mehr Bewusstsein für digitale Medien zu schaffen. Wir entwickelten ein Seminarkon-zept, dass solche Kompetenzen an Friedensfachkräfte und Men-schenrechtsaktivistInnen vermitteln sollte: „Digital Security for Peace Activists“. Ein Angebot, dass zu den weiteren Sicherheitssemina - ren der KURVE Wustrow passte wie zum Beispiel „Security Management for Peace Work in Conflict Zones“ oder „Counselling in Trauma and

Stress for Peace Work in Conflict Zones“.

Die Inhalte orientierten sich direkt an den Sicherheitsbedürfnissen der Teilnehmenden: Das Ausprobieren von Programmen für Email- und Chat-Verschlüsselung auf den eige-nen Rechnern stand ebenso auf der Tagesordnung wie das Verstärken von Passwörtern oder das Anlegen

von sicheren Backups. Auch die zu-meist mangelhafte Sicherheit von Handys und Smartphones wurde bearbeitet und angemessene Ver-haltensweisen reflektiert.

Den TeilnehmerInnen wurde dabei klar, dass 100 %ige Sicherheit nicht erreicht werden kann, aber ange-messene Verhaltensweisen und ausgewählte Sicherheitsprogramme für Computer und Handys Schritt für Schritt mehr Sicherheit für die Teil-nehmenden selber als auch für ihr Umfeld bringen.

Die Inhalte orientierten sich vor al-lem an der Informationsplattform www.securityinabox.org, die von Tactical Technology Collective ge-meinsam mit Frontline Defenders unterhalten wird, in verschiedenen Sprachen zugänglich ist und für ge-übte wie auch ungeübte AktivistIn-nen Sicherheitsstrategien und Pro-gramme bereithält.

Das Fachseminar wird im Frühjahr 2015 wieder in Kooperation mit Tactical Tech angeboten.

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19Jahresbericht 2013 | KURVE Wustrow | Internationale Bildungsarbeit

Managing Organisational Change in Non­Govern­mental Organisations11.–15. March 2013Trainer: Barbara Thimm4 Participants3 Nepali, 1 Sudanese

Project Management for Peace Work–Planning Monitoring and Evaluation18.–22. March 2013Trainer: Jochen Neumann,

Anja Petz9 Participants3 German, 1 Macedonian, 3 Nepali, 2 Nigerian

Anti­Bias and Social Inclu­sion–Prejudice awareness for Peace Work25.–29. March 2013Trainer: Cvetka Bovha,

Prasad Reddy6 Participants2 Germany, 3 Nepali, 1 Sudanese

Project Management for Peace Work–Planning Monitoring and Evaluation14.–18.October 2013Trainer: Jochen Neumann,

Anja Petz20 Participants9 German, 1 Israeli, 3 Macedonian, 2 Myanmar, 2 Syrian, 1 Sri Lankan, 1 Sudanese

International Training: Non­violence in the Context of War or Armed Conflict14. June–2. July 2013Trainer: Stella Tamang, Spino Fante, Peter Steudtner14 Participants1 Afghan, 1 Bangladeshi, 1 British, 5 Myanmar, 1 Nepali, 2 Palestinian, 1 Republic of Benin

Counselling in Trauma and Stress for Peace Work in Conflict Zones30. September–4. October 2013Trainer: Ruth Mischnick,

Peter Steudtner5 Participants1 German, 1 Macedonian, 1 Spanish, 2 Sudanese

Digital Security for Peace Activists7.–11. October 2013Trainer: Peter Steudtner, Niko Para4 Participants3 German, 1 Sudanese

Facilitation and Training Skills21.–25. October 2013Trainer Jochen Neumann15 Participants1 Bangladeshi, 9 Germans, 1 Macedonian, 2 Sri Lankan, 2 Myanmar

Security Management for Peace Work in Conflict Zones28. October–1. November 2013Trainer: Tanya Spencer, Anja Petz9 Participants1 Afghan, 1 Bangladeshi, 6 German, 1 Macedonian

Anti­Bias and Social Inclu­sion–Prejudice awareness for Peace Work4.–8. November 2013Trainer: Cvetka Bovha,

Prasad Reddy11 Participants1 Afghan, 1 Bangladeshi, 8 German

Practitioner Trainings and International Training 2013

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Myanmar – Wir betreten Neuland2012 begannen wir mit den ersten Erkundungen und Gesprächen in der südostasia­tischen Republik, die auch Burma oder Birma genannt wird. Die Öffnung des Landes bot auch internationalen Nichtregierungsorganisationen immer größere Spielräume. So starteten wir 2013 das Projekt: „Stärkung der Kapazitäten für Konflikttransformation und Stärkung von Frauen im Transformationsprozess“. Wir bildeten Daniel Korth aus. Daniel reiste als unsere erste Friedensfachkraft nach Myanmar und berichtet hier von seiner Arbeit in Yangon.

D as Land mit dem schönsten Namen der Welt hat keine schöne Geschichte. Die Ein-

heit des Vielvölkerstaates wird seit der Unabhängigkeit von Großbritan-nien von der Armee erzwungen. 1962 putschte sich diese für 50 Jahre an die Macht. Als Reaktion auf die ge-waltsame Unterdrückung von Pro-testen gegen die Militärherrschaft und anhaltende Menschenrechtsver-letzungen erließen westliche Staaten 1988 Sanktionen gegen das Land. In Verbindung mit der wirtschaftlichen Unfähigkeit der Militärs und ihrem Misstrauen gegenüber dem Ausland führten diese dazu, dass Myanmar heute trotz reicher Ressourcen eines der ärmsten Länder der Welt ist und bis vor kurzen für westliche Besucher und Besucherinnen kaum zugänglich war.

Der Umbruch

2004 kündigte das Militär einen Re-formprozess, der Myanmar zu einer „disziplinierten Demokratie“ füh-ren soll. Nachdem die Militärs 2007 noch die Proteste der buddhisti-schen Mönche gewaltsam nieder-schlugen und 2008 unfähig waren, die humanitäre Katastrophe zu be-wältigen, die der Zyklon Nargis im Ayeyarwady-Delta auslöste, führte dieser Prozess in der Folge zu über-raschenden Veränderungen.

Hierzu gehörten unter anderem die Bildung einer zivilen Regierung aus ehemaligen, hochrangigen Militärs unter Präsident Thein Sein im Feb-

ruar 2011; die Freilassung von Op-positionsführerin Aung San Su Shi und anderer politischer Gefangener im November 2010; die Zulassung von Gewerkschaften im Oktober 2011; die Einführung eines Demons-trationsrecht im Dezember 2011; die Aufhebung der Zensurbehörde im Januar 2012 sowie das Waffenstill-standsabkommen mit bewaffneten Gruppen der ethnischen Minderhei-ten.

Im Zuge dieser Reformen bekamen ausländische NGOs zum ersten Mal die Möglichkeit, in Myanmar zu ar-beiten.

Die ersten Schritte …

Die KURVE Wustrow will in Myan-mar lokale Akteure in ziviler gewalt-freier Konflikttransformation und Trainingsarbeit unterstützen und die Stärkung von Frauen und Frauenor-ganisationen voranbringen. Obwohl das Gesicht der Demokratie mit Aung San Suu Kyi weiblich ist, ist die Teilhabe von Frauen und Frau-enorganisationen am Transformati-onsprozess nach einer 50 jährigen Militär- und Männerherrschaft stark begrenzt.

… bei Mote Oo

Unser erster Partner vor Ort ist „Mote Oo Education“. Mote Oo (gesprochen: Mo U) ist eine loka-le Nichtregierungsorganisation, die Materialien für informelle Bildungs-arbeit erstellt. Bildung ist in Myan-

mar ein zentrales Thema. Das staat-liche Bildungswesen ist schlecht. Traditionell ist der Unterricht auf die LehrerInnen zentriert und die Schü-lerInnen lernen auswendig Mote Oo möchte in diesem Bereich kritisches Denken fördern und bie-tet dazu Lehrbücher und Trainings an. Die Zielgruppe sind junge Er-wachsene. Bisher wurden zu ge-sellschaftspolitischen Themen die Lehrbücher „Active Citizenship“, „Gender“, „Politics“ und „History of Birma“ erstellt und zur Didaktik die beiden Bücher „The New Teacher“ und „Activities for Social Science Training“ (www.moteoo.org).

Als Fachkraft des Zivilen Friedens-dienstes unterstütze ich gemeinsam mit einer lokalen Friedensfachkraft das „Mote Oo Peace Education Project“. Das Projekt begann im Januar 2014 und ist auf drei Jahre ausgelegt. Aufgabe ist es, in diesem Zeitraum ein Handbuch für Frieden und Konflikttransformation zu entwi-ckeln und Trainer und Trainerinnen auszubilden, mit diesem Handbuch

Daniel Korth rechts im Bild, arbeitet mit dem Mitarbeiter unserer Partnerorganisation eng zusammen. Aung Myo Mynit Myat ist 26 Jahre alt und hat bei verschiedenen lokalen NGOs zu Frieden und Umweltschutz gearbeitet.

Jahresbericht 2013 | KURVE Wustrow | Ziviler Friedensdienst

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21Jahresbericht 2013 | KURVE Wustrow | Ziviler Friedensdienst

zu arbeiten. Dabei kommt es darauf an, eine einfache Sprache zu ver-wenden und die Inhalte an die Situa-tion in Myanmar anzupassen.

Ausblick

Im August 2014 startet ein zweites ZFD-Projekt gemeinsam mit der „Gender and Development Initati-ve“ (GDI). Aufgabe dieses Projekts ist das Monitoring von Waffenstill-standsabkommen zwischen der Regierung und bewaffneten, ethni-schen Gruppen.

Daniel Korth, geb. 1969, ist seit 25 Jahren in der Friedensbewegung aktiv, Mitherausgeber der „gras-wurzelrevolution“ und arbeitete als Trainer für gewaltfreie Konfliktbe-arbeitung. Er studierte Philosophie, Indologie und Soziologie in Münster.

Seit 1999 wird der Zivile Friedens-dienst (ZFD) durch das Bundesmi-nisterium für wirtschaftliche Zusam-menarbeit und Entwicklung (BMZ)

finanziert und als Gemeinschaftswerk zwischen Staat und Zivilge-sellschaft gestaltet. Kern des ZFD ist die Entsendung von Friedens-fachkräften in Krisenregionen, um dort lokale Partnerorganisationen in ihrer Friedensarbeit zu unterstützen. Die KURVE Wustrow ist eine von acht Entsendeorganisationen.

MYANMAR

Schwerpunkt unseres Enga-gement in Myanmar ist die Stärkung der Kapazitäten für Konflikttransformation und Empowerment von Frauen im Transformationsprozess.

Partnerorganisation: Mote OoTitel: Peace Education ProjectLaufzeit: 2014–2016Friedensfachkraft ab 2014: Daniel Korth

NEPAL

Schwerpunkt unseres Engagements in Nepal ist die Stärkung marginalisierter Gruppen im Friedensprozess. Zusammen mit unseren Partnerorganisationen „Collective Campaign for Peace“ und „Advocacy Forum“ set-zen wir uns dafür ein, dass Gewaltüberlebende, Witwen, Vertriebene und bestimmte ethnische sowie religiö-se Gruppen verstärkt am politischen und gesellschaftlichen Leben in Nepal teilhaben können.

Partnerorganisationen: Advocacy Forum (AF) und Collective Campaign for Peace (COCAP)Titel bei AF: Including Voices of Survivors of Conflict in the Transitional Justice Process Titel bei COCAP: Strengthening Capacity of Human Rights Defenders for their lntensive

Engagement on Peace Building Process in NepalLaufzeit: 2012–2014Friedensfachkräfte 2013: Nina Strumpf (AF), Cecilia Deme (COCAP)

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LOJA – Jugendarbeit unabhängig von Religion und EthnieEin langer Titel steht allem voran: “Entwicklung eines universitären Lehrplans für multi­ethnische Jugendarbeit”. Das Projekt strebt an, Kurse für angehende LeherInnen in allen pädagogischen Fakultäten in Mazedonien zu etablieren. Die StudentInnen werden sensibilisiert, um als PädagogInnen in einer multikulturellen Umgebung soziale Werte für ein Zusammenleben aller ethnischen Gruppen weiterzugeben. Wir sprechen im Inter­view mit Blerim Jashari, Projektkoordinator bei LOJA, in Tetovo, Mazedonien – unsere Partner im Rahmen des Zivilen Friedensdienstes.

W er ist an dem Projekt beteiligt und wie läuft die Zusammenarbeit mit

Schulen und Universitäten?Das Projekt arbeitet direkt mit Stu-dentInnen, welche in Zukunft Lehre-rInnen sein werden, sowie mit deren ProfessorInnen und den Institutio-nen selbst. Wir möchten zukünftigen SchullehrerInnen Wissen und Fä-higkeiten vermitteln, und hoffen, im Sinne des Multiplikatoren-Effekts, indirekt auch die SchülerInnen und anderen LehrerkollegInnen zu er-reichen. Natürlich haben wir auch etablierte Kooperationen mit Uni-versitätsprofessoren für unser Kurs-programm. Die Zusammenarbeit mit den Universitäten ist dauerhaft, während die Kooperation mit Schu-len anlassbezogen ist, zum Beispiel um das Praktikum für die teilneh-menden KursstudentInnen zu orga-nisieren.

Wie läuft das ab?Die Studienkurse werden an den fünf Hauptuniversitäten in Maze-donien organisiert und bestehen aus einer Kombination von Theorie, non-formalem Unterricht (Trainings) und einem Praktikum. Vor allem der praktische Teil hat große Bedeu-tung, da dieser in mazedonischen Universitäten bisher gänzlich fehlt.

Wann begann die Zusammen-arbeit mit der KURVE Wustrow und was sind deine Erinnerun-gen daran?Im Jahr 2000 führte Natascha Zupan

für die KURVE Wustrow eine Re-cherche durch, durch die das Cen-ter for Balkan Cooperation LOJA als mögliche Partnerorganisation iden-tifiziert wurde. Zu diesem Zeitpunkt begann die Kooperation allerdings noch nicht, da sich der Prozess durch den Konflikt 2001 verzögerte. Tatsächlich startete die Zusammen-arbeit mit dem Projekt “Stärkung interethnischer Jugendarbeit in Ma-zedonien durch Organisationsent-

wicklung und internationales Ver-netzen“ im Jahr 2002. Diese Art der Kooperation, welche außerdem die Entsendung einer internationalen Friedensfachkraft zur Unterstützung der Projektaktivitäten beinhaltete, war eine neue Erfahrung. Es war eine Herausforderung, das Projekt kurz nach dem Konflikt 2001 zu be-ginnen und die Aktivitäten in dieser Zeit durchzuführen, da die Barriere zwischen den beiden ethnischen Konfliktparteien zu dieser Zeit sehr hoch war.

Nach dieser ziemlich langen Zeit der Zusammenarbeit, gibt es As-pekte, die sich deiner Meinung nach in der Kooperation der bei-den Organisationen verändert haben?Beide Organisationen konnten auf gute Kommunikation in den vergan-genen Kooperationsjahren vertrau-en. Es hat sich wenig in dieser Rich-tung verändert: wir haben immer noch eine gute und transparente Kommunikation. Das ist etwas, was wir sehr zu schätzen wissen, denn das gegenseitige Verständnis ist durch diese lange Zeit der Zusam-menarbeit sehr gut. Ein Zeichen für das Vertrauen der KURVE Wustrow in unser Team ist, dass wir die Pro-jektaktivitäten für einen gewissen Zeitraum ohne die Unterstützung einer internationalen Friedensfach-kraft durchgeführt haben. Wir sehen das als einen wichtigen Schritt im Kooperationsprozess und es be-weist außerdem die Fähigkeiten der

LOJA

Partnerorganisation: Center for Balkan Cooperation – LOJATitel: Universitäres Curri-culum für multiethnische JugendarbeitProjektlaufzeit: 2013–2016Friedensfachkraft: keine im Jahr 2013

Sie setzen sich mit Stereotypen und ethnischer Spaltung auseinander.

Jahresbericht 2013 | KURVE Wustrow | Ziviler Friedensdienst

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lokalen Mitarbeiter im Umgang mit Herausforderungen. Die neue Posi-tion des Regionalkoordinators wird die Arbeit der Partnerorganisationen im Hinblick auf Administration und Unterstützung sicher weiter verein-fachen.

Mit einem Blick auf die Zukunft: was wäre dein Wunsch, wo möchtest du das Projekt und die Kooperation zwischen LOJA und KURVE in zwei Jahren sehen?Ich wünsche mir, dass wir den ange-fangenen Prozess mit dem derzeiti-gen Projekt fortführen, um unsere Position in den Universitäten zu fes-tigen. Wir hoffen, dass der Kurs, wel-chen wir in einigen Universitäten im Moment einführen, in allen Univer-sitäten als akkreditiertes Programm etabliert wird. Dafür brauchen die Einwilligung des Ministeriums für Bildung und Wissenschaft. In dieser Hinsicht wünschen wir uns von der KURVE Wustrow beständige Un-terstützung, um den Kurs als festen Bestandteil der Ausbildung in päd-agogischen Fakultäten aufzubauen. Wir wünschen uns in einem weiteren Schritt eine gute Durchführung von allen Universitäten, wenn das Pro-gramm akkreditiert und in den Lehr-plan integriert ist.

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Das Team unserer Partnerorganisation LOJA in Tetotovo, Mazedonien. Blerim Jashari, Projekt-koordinator links im Bild, Juniorfachkraft Fee Schreier 4. v. l.

PEACE ACTION

Die Organisation PEACE ACTION in Prilep, im Süden Mazedoniens, arbeitet seit 2010 im Rahmen eines ZFD-Projektes aktiv an dem Abbau stereotyper Sichtweisen in MazedonienPartnerorganisation: Mirovna Akcjia – PEACE ACTIONTitel: Aufarbeitung der VergangenheitLaufzeit: 2013-2016Friedensfachkraft 2013: Thomas Kohls

MEGJASHI

In Skopje, der Hauptstadt Mazedoniens, arbeitet Megjashi seit 2011 im Rahmen des Zivilen Friedensdienstes daran, Friedenserziehung als Ansatz in Schulen zu verankern. Partnerorganisation: First Children’s Embassy in the World –

MEGJASHITitel: Erstellung eines Programms zur FriedenserziehungLaufzeit: 2013–2016Friedensfachkraft bis Anfang 2013: Sebastian Schweitzer,

Daniel Bernhardt

CNA

Das Centre for Nonviolent Action in Belgrad und Sarajewo setzt sich seit 1999 für die Stärkung von Zivilgesellschaft, Gewaltfreiheit und grenzüberschreitende Zusammenarbeit ein. Partnerorganisation: Centre for Nonviolent Action Titel: Förderung der konstruktiven Vergangenheitsbewältigung durch Training, Öffentlichkeits-

und LobbyarbeitProjektlaufzeit: 2013-2016Friedensfachkräfte 2013: Nenad Vukosavljevic, Davorka Turk

Erste Erfahrungen sammelte LOJA von 2002 bis 2005 in mehrmonatigen Kursen in ethnisch ge-mischten Gruppen. Seit 2008 werden die Erkenntnisse an Universitäten nutzbar gemacht.

Jahresbericht 2013 | KURVE Wustrow | Ziviler Friedensdienst

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Bil’in – Widerstand auf PalästinensischWir haben drei Friedensfachkräfte nach Palästina entsendet, um Initiativen wie in Bil’in zu stärken. Eine weitere Mitarbeiterin arbeitet in Israel bei der Coalition of Women for Peace. Deren Mitglieder demonstrieren auch in Dörfern wie Bil’in an der Seite von Pa­lästinensern. Martin Schäuble berichtet aus seiner Arbeit mit gewalt freien Initiativen in der Westbank.

M ohammed Abu Rahme steht vor seinem kleinen Laden in Bil’in und war-

tet auf seine Mutter. Immer freitags, nach dem mittäglichen Gebet, strö-men Dutzende aus der Moschee und fahren mit Autos zur Mauer. Immer freitags protestieren die Pa-lästinenser auf den Feldern vor der streng bewachten Barriere, die von der israelischen Regierung errichtet wurde. Immer freitags werden man-che von Gummigeschossen und Trä-nengas verletzt. Seit dem Beginn der Proteste gab es zwei Tote. Munition, die nicht von Gummi ummantelt ist, wird auch eingesetzt. Immer freitags ist Mohammed Abu Rahme dabei, sobald die Mutter ihren 20jährigen Sohn an der Kasse des kleinen La-dens ablöst.

Das Dorf, wenige Autominuten westlich von Ramallah, ist Protest-hochburg in Palästina. Und die wö-chentlichen Demonstrationen ge-gen die laut internationalem Recht illegale Besatzung und Mauer sind immer wieder in den Schlagzeilen. Weltweit. Ein Komitee in der 2.000 Einwohner zählenden Gemeinde entscheidet, wie und wo demonst-riert wird. Dieses Gremium wieder-um organisiert sich in einem Dach-verband, dem andere Protestdörfer

angeschlossen sind, dem Popular Struggle Coordination Committee mit Sitz in Ramallah. Kooperations-partner der KURVE Wustrow.

„Initiativen stärken, nicht inhaltlich beeinflussen“, ist ein Motto in die-sem sensiblen Konfliktfeld. Und für die Mitarbeiter der KURVE Wustrow gilt: „Mit Aktiven arbeiten, aber kein Aktivist sein“. Es geht im Kern um die Vermittlung von Kompetenzen, wie man mit konsequentem Verzicht auf Gewalt Veränderungen herbeiführen kann. Die KURVE Wustrow mach-te ihre Erfahrung jahrzehntelang im Widerstand gegen Atomkonzerne und sie fördernde Regierungen. Zwei zentrale Fragen betrifft dies in Palästina: Wie kann das strategi-

sche Arbeiten der palästinensischen Organisationen professionalisiert werden? Wie deren Medien- und Öffentlichkeitsarbeit? Nun werden die in Deutschland gewonnenen Er-kenntnisse nicht 1:1 übertragen. Im Gegenteil: Gemeinsam mit den pa-lästinensischen Partnern wird nach Lösungen gesucht.

Augenscheinlich auf Protesten ist ein innerpalästinensisches Phäno-men solcher Initiativen: Die Frauen in traditionell geprägten Dörfern wie Bil’in nehmen kaum an den Mauer-protesten teil. Von einem gesamt-gesellschaftlichen Freitagsprotest kann hier nicht gesprochen wer-den. Hingegen gibt es Dörfer wie Nabi Saleh in denen es gerade die aktiven Frauen sind, die die Schlag-zeilen bestimmten. Zuletzt war es Manal Tamimi, von der auch in der israelischen Presse zu lesen war.

Sie sitzt im großen Wohnzimmer zwischen Fernseher und Arafat-porträt. Sie spricht über den israe-lischen Soldaten, der sie vor einer Woche mit Gummigeschossen ver-letzt hatte als sei er ein kleiner Jun-

Kooperationspartner in Palästina: Youth Against Settlements, Center for Freedom and Justice, Popular Struggle Coordination CommitteePartnerorganisation in Israel: Coalition of Women for PeaceTitel: Gewaltfreie Initiativen StärkenLaufzeit: 2013-2016Friedensfachkräfte 2013: Thimna Bunte, Martin Schäuble, Kerstin Gollembiewski, Christina Bermann-Harms

Demonstration im palästinensischen Dorf Al Ma’asara

Jahresbericht 2013 | KURVE Wustrow | Ziviler Friedensdienst

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ge. „Er war sicher neu in der Armee und kannte sich nicht aus. Vielleicht hatte er auch Angst.“ Der Soldat feuerte die Munition von einem Me-ter Entfernung auf Manal Tamimi ab. Sie hatte nach eigenen Angaben versucht, das israelische Militär da-rin zu hindern, ein Haus mit Tränen-gas zu beschießen, in dem zu dem Zeitpunkt Kinder untergebracht wa-ren. Sie ist jeden Freitag beim Protest, die Verletzung wird daran nichts än-dern. „Ich gehe jeden Freitag dort-hin und rechne damit, getötet zu werden.“ Wie man mit dieser Angst leben kann? „Nabi Saleh besteht aus 600 Bewohnern. Alle gehören zur gleichen Familie. Das macht es

einfacher für uns. Wir wissen, wenn etwas passiert, dann sind andere für uns da.“

Nabi Saleh ist hier keine Ausnah-me. Oft sind es Familienclans, die ein Dorf prägen. In Bil’in ist es die Familie von Mohammed Abu Rah-meh, der 20jährige Mann, der in dem kleinen Lebensmittelladen ar-beitet. Dies stärkt zum einen den Zusammenhalt, kann aber auch zu Problemen führen, wenn die unter-schiedlichen Familienclans gemein-sam über die Dörfer hinweg etwas organisieren wollen.

Am Rande des Protestes in Bil’in steht Emad Burnat neben einem Olivenbaum und schaut auf die De-

monstranten, auf die es innerhalb von zehn Sekunden Dutzende Kar-tuschen Tränengas hagelt. So wie sie nicht aufhören zu protestieren, so kann auch er nicht aufhören. In seiner Hand hält er eine kleine Kamera. Er schaut kurz auf, sein Blick müde und ernst: „Es ist meine sechste.“

Gekürzte Fassung des Artikels „Wi-derstand auf Palästinensich“ von Martin Schäuble in der Zeitschrift „welt sichten“.

Autor: Dr. Martin Schäuble, ist Po-litikwissenschaftler, Sachbuch- und Romanautor und arbeitet als Frie-densfachkraft in Palästina.

GUPT

Seit 2004 bietet die LehrerInnengewerkschaft GUPT Fortbildungskurse für LehrerInnen in Friedens-erziehung und Peer Mediation an. Partnerorganisation: General Union of Palestinian Teachers Titel: Peer Mediation an SchulenLaufzeit: 2009-2014Friedensfachkraft 2013: Philipp von Zwehl

Die Mauer in AlWalajeh. Das Loch, das hier zu sehen ist, wurde im Januar 2013 geschlossen.

Jahresbericht 2013 | KURVE Wustrow | Ziviler Friedensdienst

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26 Jahresbericht 2013 | KURVE Wustrow | Tagungshaus

Auch 2013 hat es in unserem Tagungshaus wieder „geboomt“Die Übernachtungs­ und Verpflegungszahlen haben sich nach dem starken Anstieg im Vorjahr nochmal erhöht. Durch die zunehmende Zahl an eigenen Seminaren und Trainings sowie Vorbereitungen von Friedensfachkräften und Freiwilligen, ist kaum noch Platz für auswärtige, sich selbst verpflegende Gruppen.

U nser Tagungshausteam arbei-tete in bewährter Aufstellung: Monika Ilgner in der Küche,

links auf dem Bild, Hidajet Sula für die Reinigungsaufgaben, PremMukti Ulrike Leifeld als Ansprechpartnerin im Tagungshaus sowie dem FÖJler Anok Sgolik bis Ende August und den beiden FÖJ-Freiwilligen Ursula Maasz und Jan Siebels ab Septem-ber. Sie alle haben tatkräftig mitange-packt und auch sehr schnelle Bele-gungswechsel -manchmal an einem Tag- mit großem Einsatz bewältigt. Die Freiwilligen waren außerdem aktiv im Garten und haben Neelam Jochen Rusina dabei unterstützt, den Garten zu einem blütenfrohen Rückzugsort zu gestalten.

Wir bekamen positive Rückmeldun-gen besonders mit Blick auf die Re-novierungen oder kleine Verbesse-rungen in den Zimmern. Die leckere biologisch-vegetarische Vollwertver-pflegung von Moni löste immer wie-der Gaumenfreuden aus. Kritische Anmerkungen erreichten uns zu fehlenden Rückzugsmöglichkeiten im Haus, denn den Seminarteilneh-merInnen stehen nur der Seminar-raum und die Bibliothek während ihres Aufenthaltes bei uns zur Verfü-gung.

Neben der Auslastung unseres Ta-gungshauses in Wustrow fanden vor allem Auswahl- und Vorbereitungs-seminartage für Friedensfachkräfte in befreundeten Gästehäusern statt: im Tagungshaus Königshorst, im „Schwarzen Hahn“ in Lensian und in der Villa Wendland in Güstritz sowie im Hotel Rossini in Dolgow. Insge-

samt waren das nochmal über 100 Übernachtungen von ca. 20 Perso-nen. Wir haben bewusst die Nähe zu unserem Tagungshaus gewählt, damit alle die Möglichkeiten hatten, auch in der KURVE vorbeizuschau-en, das Haus, die Mitarbeitenden und Gäste kennen zu lernen und mög-lichst eine Mahlzeit einzunehmen.

Das gemeinsame Essen und der Austausch bei Tisch sind ganz si-cher immer wieder ein besonderes Erlebnis für alle, die in unser Ta-gungshaus kommen und auch für uns als Mitarbeitende. Es spiegelt den gemeinschaftlichen Geist unse-rer Arbeit wieder.

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27Jahresbericht 2013 | KURVE Wustrow | Tagungshaus

Monat Gruppe Anzahl TeilnehmerInnen

Anzahl Übernachtungen

Januar Freiwillige Feuerwehr Hamburg 7 14

private Gruppe 6 6

Vorbereitung unserer neuen Friedensfachkräfte 3 3

FebruarOrientierungsseminar für Jugendliche, die von der KURVE Wustrow für ihren Freiwilligendienst entsendet werden

20 40

Menschen bewegen Seminar, Teil I 8 16

März Orientierungsseminar für Jugendliche, s.o. 20 40

KURVE-Fachseminar: Managing Organisational Change in Non-Governmental Organisations

8 30

KURVE-Fachseminar: Project Management for Peace Work – Planning, Monitoring and Evaluation

11 40

KURVE-Fachseminar: Anti-Bias and Social Inclusion – Prejudice awareness for Peace Work

8 32

April Menschen bewegen Seminar, Teil II 6 12

Projektvgruppe: Reverse - Freiwilligendienst von Süd nach Nord 8 16

eFeF – evangelisches Forum entwicklungspolitischer Freiwilligendienst 19 38

Mai Bewerbungsgespräche ZFD 5 2

private Gruppe 12 24

Menschen bewegen Seminar, Teil III 6 12

Bewerbungsgespräche ZFD 4 4

Juni private Gruppe 14 14

Bewerbungsgespräche ZFD 6 6

Internationales Training im Kontext von Krieg und bewaffneten Konflikten 38 326

JuliAusreisekurs für die Jugendlichen, die für ein Jahr mit der KURVE Wustrow ihren Freiwilligendienst absolvieren

22 176

private Gruppe 22 44

August Besuch unserer Partnerorganisation CNA 4 16

Beherbergung unserer Praktikantin 1 21

Beherbergung unserer Friedensfachkräfte 1 3

SeptemberRückkehrseminar für unsere weltwärts-Freiwilligen aus Indien und Mazedonien

16 80

Veranstaltungsreihe „Konflikte um Ressourcen“ mit anschließender Jahrestagung der KURVE Wustrow

16 119

Beherbergung unserer Friedensfachkräfte 4 16

eFeF – evangelisches Forum entwicklungspolitischer Freiwilligendienst 16 32

OktoberKURVE-Fachseminar: Counselling in Trauma and Stress for Peace Work in Conflict Zones

6 18

KURVE-Fachseminar: Digital Security for Peace Activists 7 28

KURVE-Fachseminar: Project Management for Peace Work – Planning, Monitoring and Evaluation

21 84

KURVE-Fachseminar: Facilitation and Training Skills 13 54

KURVE-Fachseminar: Security Management for Peace Work in Conflict Zones

13 44

Wochenenden dazwischen 6 32

November Rückkehrseminar II für unsere weltwärts-Freiwilligen 17 34

KURVE-Fachseminar: Anti-Bias and Social Inclusion – Prejudice Awareness for Peace Work

13 52

eFeF – evangelisches Forum entwicklungspolitischer Freiwilligendienst 18 36

Vorbereitung unserer neuen Friedensfachkräfte 1 4

Kef-Seminare (Konferenz evangelischer Freiwilligendienste) 11 22

Vorbereitung unserer neuen Friedensfachkräfte 1 2

Dezember Bewerbungsgespräche ZFD 5 5

Projektgruppe: Reverse. Freiwilligendienst von Süd nach Nord 8 16

Vorbereitung unserer neuen Friedensfachkräfte 4 16

2013 Gesamt 455 1.629

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28 Jahresbericht 2013 | KURVE Wustrow | Finanzen

Puh, fast raus aus dem Defizit …Bei all den vielen Zahlen des Jahresabschlusses für 2013 sticht eine heraus: der in der Bilanz ausgewiesene Jahresüberschuss von mehr als 108.000,­ Euro. Das ist enorm. In der Zeile darüber steht jedoch eine andere Zahl unter Gewinn­ und Verlustvortrag: ein Minus von über 120.000,­ Euro. Was dahinter steckt, erklärt unser Geschäftsführer Jochen Neumann.

W oher kommt dieses soge-nannte strukturelle Defizit? Als die KURVE Wustrow

im Jahr 2005 eine Buchhaltung mit Jahresabgrenzung einführte, wurde dieses Defizit erst sichtbar. Es han-delte sich schlicht um Geld, das in den ersten 25 Jahren des Vereins zu viel ausgegeben wurde. Damals lag das Defizit bei über 130.000,– Euro. Seitdem lebte der Verein unter dem Damoklesschwert der drohenden In-solvenz. Das belastete vor allem die Menschen, die sich im Vorstand en-gagierten, weil sie persönlich haftbar gemacht werden konnten – allerdings

nur wenn sie grob fahrlässig mit der Situation umgingen. Auch die Mitar-beiterInnen fühlten das strukturelle Defizit quasi täglich. Nicht nur weil der eigene Job an der Existenz der KUR-VE Wustrow hängt, sondern auch weil es schlicht an Eigenmitteln fehl-te, um manche Dinge zu tun, die wir für wichtig und notwendig hielten – vor allem die politisch unbequeme Arbeit!

Unser externer Wirtschaftsprüfer konstatiert nun in seinem Bericht: Der sogenannte Kapitalfehlbetrag konnte „durch das erfreuliche Er-

gebnis 2013 fast vollständig besei-tigt werden. Wir gehen davon aus, dass zum 31.12.2014 erstmals wie-der ein positives Eigenkapital aus-gewiesen wird.“ Er schließt mit den Worten: „Wir gehen daher auf Basis der jetzigen Erkenntnisse von einer langfristig gesicherten Zukunft des Vereins aus.“

Ja, wir sind erleichtert und befreit: Jetzt geht’s erst richtig los!

Hilf uns mit Deiner Spende, diese neue Freiheit in wichtige politische Arbeit umzusetzen!

Hier haben unsere Ehrenamtlichen, FÖJ-Freiwilligen, Mitglieder und MitarbeiterInnen im Jahr 2013 Spenden für uns gesammelt.

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29Jahresbericht 2013 | KURVE Wustrow | Finanzen

Aktiva 2012 2013

A. AnlagevermögenImmaterielle Vermögensgegenstände 0 € 0 €Sachanlagen 4.601,90 € 3.639,78 €

B. UmlaufvermögenForderungen und sonstige Vermögensgegenstände 109.292,02 € 98.457,56 €Kassenbestand, Guthaben bei Kreditinstituten, Postgiro 29.085,56 € 495.499,57 €

C. Rechnungsabgrenzungsposten 500,00 € 4.935,56 €

143.479,48 € 602.532,47 €

Passiva 2012 2013

A. EigenkapitalGewinn- und Verlustvortrag -125.851,25 € -120.771,09 €Jahresüberschuss/Jahresfehlbetrag 5.080,16 € 108.243,46 €

B. Rückstellungen 12.354,01 € 3.675,85 €

C. Verbindlichkeiten 218.869,84 € 85.609,55 €

D. Rechnungsabgrenzungsposten 33.026,72 € 525.774,70 €

143.479,48 € 602.532,47 €

Anlagevermögen:Immaterielle Vermögensgegenstände: Konzessionen, Lizenzen, Schutzrechte, Software.Sachanlagen: Betriebs- und Geschäftsausstattung: Betriebsausstattung, Büroeinrichtung, geringwertige Wirtschaftgüter bis 150,00 und 151,00 bis 1.000,00 Euro.Umlaufvermögen:Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände: Sonstige Vermögensgegenstände: Sonstige Forderungen, Forderungen aus Abrechnungen an Zuschussgebern, Forderungen Bank- und Barkassenbeständen Auslandspro-jekte und Forderungen gegen Krankenkassen,Kassenbestand, Guthaben bei Kreditinstituten, Postgiro: Kassen, Postbank Spendenkonto und Sparkassenkonten.Rechnungsabgrenzungsposten:Aktive Rechnungsabgrenzung: bereits geleistete Zahlungen für das Folgejahr.Eigenkapital:Gewinn- und Verlustvortrag: Verlustvortrag strukturelles Defizit.Jahresüberschuss/Jahresfehlbetrag: Jahresabschluss.Rückstellungen:Sonstige Rückstellungen Projekte: Rückzahlungen aus Abrechnungen Projekte/Seminare im Folgejahr.Verbindlichkeiten:Sonstige Verbindlichkeiten: Rechnungen, die erst im Folgejahr beglichen werden z. B. Honorare, Rückzahlungen an Zuschussgeber, Personalkosten Friedensfachkräfte, Reisekosten etc.Rechnungsabgrenzungsposten:Betriebsmittelüberträge Projekte/Seminare, Zahlungen, die bereits für das Folgejahr an KURVE Wustrow geleistet wurden.

Bilanz zum 31.12.2013

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30 Jahresbericht 2013 | KURVE Wustrow | Finanzen

Ergebnisrechnung für die Zeit vom 01.01.2013 bis zum 31.12.2013: Aufwendungen

Projektarbeit:Berichtigungen Abgrenzungen Vorjahr, EDV und Software, Mittelabrufe der Friedensfachkräfte, Büromiete, Be-treuungskosten ZFD-Projekte, Personalkosten ZFD-Projekte, Verwaltungskosten, Honorare, Material, Sachaus-stattung, Porto Öffentlichkeitsarbeit, Kommunikationskosten, Raummiete, Unterkunft und Verpflegung, Tagegeld und Verpflegungspauschalen, Teilnahmebeiträge / Eintrittsgelder, DHL und diverse, Verpflichtungserklärung und Visa, Auslandskrankenversicherung., Kosten des Geldverkehrs, Reisekosten Freiwillige, Taschengeld Freiwillige, Verpflegung Freiwillige, Unterkunft Freiwillige, Reisekosten.Verwaltungskosten und Personalkosten:Raumkosten, Versicherungen, Beiträge und Abgaben, Werbe- und Reisekosten sowie Personalkosten.Reparatur und Instandhaltung Haus und Büro:Hauskosten und sonst. Nebenkosten, Instandhaltung Haus, Reparatur und Instandhaltung Betriebs- und Geschäftsausstattung, Abschreibungen.Sonstige Kosten:Honorare, Unterkunft und Verpflegung, Bewirtungskosten, Porto und Versandkosten, Telefon, Internet, Zeitschrif-ten und Bücher, Fortbildungskosten, Rechts- und Beratungskosten, Abschluss- und Prüfungskosten, Kosten des Geldverkehrs.Tagungshaus:Lebensmittel, Tagungshausbedarf und Verbrauchsmaterial, Ersatz von defekten Ausstattungsgegenständen, Dekorationsartikel, Honorare.

1. Projektarbeit

Friedensfachdienste

Freiwilligendienste

Internationale Bildungsarbeit

Inlandsarbeit

Öffentlichkeitsarbeit

2. Verwaltung und Personalkosten

3. Reparaturen und Instand-haltung Haus und Büro

4. Sonstige Kosten

5. Tagungshaus

Gesamt

2012

1.827.143,13 €

1.441.896,56 €

201.094,99 €

104.089,89 €

73.482,42 €

6.579,27 €

315.649,64 €

5.751,87 €

8.086,86 €

29.515,46 €

2.186.146,96 €

%

83,578 %

65,956 %

9,199 %

4,761 %

3,361 %

0,301 %

14,439 %

0,263 %

0,370 %

1,350 %

100,000 %

2013

1.793.345,16 €

1.410.955,43 €

251.098,23 €

102.688,08 €

23.276,47 €

5.326,95 €

347.504,46 €

5.680,34 €

25.714,41 €

18.718,60 €

2.190.962,97 €

%

81, 852 %

64,399 %

11,461 %

4,687 %

1,062 %

0,243 %

15,861 %

0,259 %

1,174 %

0,854 %

100,000 %

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31Jahresbericht 2013 | KURVE Wustrow | Finanzen

Ergebnisrechnung für die Zeit vom 01.01.2013 bis zum 31.12.2013: Erträge

Zuwendungen:Projektgebundene Zuwendungen für die Projekte der entwicklungspolitischen Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit im Inland und für die Unterstützung der Projekte im Ausland von öffentlichen Zuwendungsgebern (insb. Bundesmi-nisterium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung und Europäische Union), kirchlichen Trägern (insb. Evangelische Kirche Deutschland, Evangelischer Entwicklungsdienst, Misereor und Diakonisches Werk) und priva-ten Gebern (insb. Stiftung Umverteilen, Niedersächsische Bingostiftung und Service Civil Dt. Zweig e. V.).Spenden:Projektbezogene Spenden für die Unterstützung der Auslands- und Inlandsprojekte, Freiwilligendienst im Ausland sowie Spenden zur Unterstützung der Tätigkeit der KURVE Wustrow im Rahmen seiner entwicklungspolitischen Bildungs- und Bewusstseinsarbeit und Vernetzungstätigkeit im Inland.Mitgliedsbeiträge:Beitragszahlungen der ordentlichen Mitglieder des Vereins.TeilnehmerInnenbeiträge:Kostenbeiträge der TeilnehmerInnen an Veranstaltungen und Seminaren.Sonstige Einnahmen:Versicherungsentschädigung nach Wasserschaden, Personalkosten- und Verwaltungskostenzuschüsse aus den Projekten, Berichtigung Abgrenzungen Vorjahr, Tagungshaus- und Hausnutzung in Zusammenarbeit mit den Semi-naren sowie Einnahmen aus dem laufendem Geschäftsbetrieb.Zinseinnahmen:Einnahmen aus kurzfristigen Geldanlagen.

1. Zuwendungen

Öffentliche Zuschüsse

Kirchliche Zuschüsse

Private Zuschüsse

2. Spenden

3. Mitgliedsbeiträge

4. TeilnehmerInnenbeiträge

5. Sonstige Einnahmen

6. Zinseinnahmen

Gesamt

2012

1.783.877,91 €

1.700.266,51 €

56.090,24 €

27.521,16 €

65.557,22 €

5.559,08 €

61.075,82 €

274.962,06 €

195,03 €

2.191.227,12 €

%

81,410 %

77,594 %

2,560 %

1,256 %

2,992 %

0,254 %

2,787 %

12,548 %

0,009 %

100,000 %

2013

1.821.420,10 €

1.760.456,92 €

56.163,18 €

4.800,00 €

59.554,32 €

6.519,46 €

100.451,39 €

311.090,55 €

170,84 €

2.299.206,43 €

%

79,220 %

76,568 %

2,443 %

0,209 %

2,590 %

0,284 %

4,369 %

13,530 %

0,007 %

100,000 %

Page 32: Jahresbericht 2013 - KURVE Wustrow · 2015-09-01 · Freiwilligendienst Katharina Arndt Sandra Campe Wilma Raabe Anok Sgolik (FÖJ) Jan Siebels (FÖJ) Praktikum: Elisa Köhnlein Bildungsarbeit

KURVE Wustrow – Bildungs- und Begegnungsstätte für gewaltfreie Aktion e. V.

Kirchstr. 14, 29462 Wustrow (Wendland), Telefon 05843 9871–0, Fax –11

[email protected] | www.kurvewustrow.org

Spendenkonto: GLS Bank, IBAN: DE50 4306 0967 2041 6468 00 | BIC GENODEM1GLS – Spenden sind steuerlich abzugsfähig.

Gedruckt auf 100 % Recyclingpapier

Wir danken unseren Spenderinnen und Spendern ganz herzlich, dass sie unsere Arbeit im Jahr 2013 ermöglicht haben.

Die Abschlussdokumentation unserer Anti-Atom-Kampagne ist erschienen. Die Dokumentation kann zum Abheften einzeln an-gefordert werden. Handbuch und Dokumentation sind für 15,- € im Ringordner bei uns erhältlich.

Gewaltfreiheit verbreiten