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ASTRO N 0 MI S CHE NACH RI CHTEN. Band 164. 2. Nr. 3914. Absorption des Sternlichtes durch den Kometen 1903 c. Voo Max Wov. [Mit einer Tafel]. Seit Olbers feststellte, dab eine Lichtbrechuog durch die Nebelhulle eines Kometeo oicht oachgewiesen werdeo kooote, seit ferner Miss Mitchell im Jahre 1847 einen Stern fiiofter GdAe oahe dem Kern eines Kometeo ohoe Licht- schwachung passiereo sah uod Young am I. Dezember I 87 I eineo Stern oeuoter GroBe ohoe Lichtschwachuog zeotral durch den Eockescheo Kometeo beobachtete, erschieo es ausgemacht, dafi die Htille der Kometen sich in1 Zustand so grofier Verdtinnung befindet, dafi eioe wahroehmbare Ab- leokuog oder Absorption ausgeschlossen erschien. Auch rnit der Photographie schieo sich diese Anoahme zu besttirigen. Als ich im Sommer vorigeo Jahres den Ko- meten 1902 I11 des oftereo mit den 16-Zollern des Bruce- Teleskops photographierte, fand ich auf den Platten, dab die Spuren der schwacheo Steroe, die hinter dem Kometen passierteo, durch die Kerohlille desKometeo oicht geschwacht, soodern betrachtlich verstarkt wurdeo. Es gelang durch Ao- weoduog des Stereoskops diese Erscheinung im wesentlicheo als Superposition zu erkllren (Monthly Not. VoLLXIII Nr. I, 1902). Einige Male gingeo Sterne 7.-8. Grofle hinter der Kernhtille vortiber. Ihre vollig geschwarzten und bereits ver- breiterten Spuren wurden niclit wahrnehmbar geschmalert. Urn so mehr ilberrascht war ich bei der photographischen Beobachtuog des Kometeo 1903 c in diesem Sommer zu fiodeo, dafl desseo Kernhiille eine starke Absorptioos- erscheinung verriet. Ganz besooders schon zeigte sich die Erscheiouog auf den Platten vom 25. Juli, als der Koniet vor dem Stern 6m5 BD. +63?1056 vortibergiog. Die BD. gibt dem Stern die Koordioaten a = 13~4" 13~ d = +63O I!I fiir 1855.0. Uber sein Spektrum habe ich leider oichts findeo konneo, da wir die Durchmusteruog Pickeriogs nicht besitzeo.1) Es siod zwei Platten mit dern Bruce- Teleskop wahreod dieses Durchganges gemacht worden. Die erste (Fig. I) mit Ob- jektiv a von loh I zm6 bis I xh rzm6, die zweite (Fig. 2) rnit Objektiv b voo loh 27m6 bis I 1~z7m6 M. Z. Kgst.2) Der breite Strich, den der Stern auf der Platte durch die Hlille des Kometen zog, schaut auf der ersteo Aufoahme einerseits ganz, auf der zweiten beioahe aus der Htille her- vor. Dort wo er durch die Hulle geht, seheo wir den breiten Strich bedeuteod verschmalert. Das wiirde dafiir sprechen, dab der Komet 1903 c eineo betrachtlichen Teil von dem Licht des Sterns beim Durchgaog durch die Htille absorbiert hatte. 10 der Tat spricht vieles dafiir, d d dieser Komet wirklich eioe starke Absorption auf gewisse Strahleogattuogen ausgeubt hat. Gleichzeitig mit dern helleo Stern ist eio schwacher Stern beioahe zentral durch die Hiille gegaogeo. An seinem Strich zeigt sich keine Spur von Absorption, soodero der feine, ooch oicht geschwirzte Strich ist in gleich bleibeoder Breite durch die Kometeohiille zu verfolgeo. Dies erschien mir zuerst recht widersprechend, zeigte sich oachher aber als besooders outzlich fur die Aoschauuog, d 9 eine Ab- sorption stattgefundeo hat. Wir glaubteo anfaogs aooehmeo zu solleo, daB eine Art voo photographischer Storuog die Verschmllerung der Spur des helleo Sterns in dem durch die Kometeohfille bereits schwach belichteteo Teil der Platte bewirkt hat. Man hatte daon hier nur eioe oeue photographische Erscheioung und keioen Aufschlufi iiber die Absorptioosfrage der Koineten- schweife. All& es war mir trotz verschiedener Bemiihuogen, wie z. B. die Belichtuog einer Platte durch ein solches Ko- metenbild und eioeo dartibergelagerteo Spalt, oicht moglich, die Erscheinuog auf ktiostlichem Wege zu erzeugen. Eben- soweoig gelaog es mir, die Erscheiouog physiologisch zu erklaren. Durch diese negative0 Ergebnisse ist aber keioeswegs erwieseo, dab das Phaoomen wirklich der Absorptioo im Kometen zugeschriebeo werdeo darf. Schlieblich schien aber eioe eiofache Uberleguog bei der Uotersuchuog der Bilder zu beweiseo, dab die Erscheiouog doch wohl durch die physische Beschaffeoheit der Konieteo verursacht sein dtirfte. Sucht man Stelleo gleicher Schwarzung der Kometen- hiille riogs uin den Kern, so miifite, wenn die Wirkuog eine photographische Ursache hatte, die Sternspur stets an Stelleo gleicher Schwarzuog auch gleich geschmalert sein. Die ge- oaue Uotersuchung zeigt, dab das nicht streog der Fall ist. Die Spur ist an gar oicht besonders duokleo Stellen der Hlille mehr geschwacht, als an andereo geschwarzteren (heller leuchtenden) Stelleo. Die grobte Schwachuog scheint dort I) Nach dem Draper Katalog (Haw. Ann. XXVII) gehijrt das Spektrum zum I. Typus, Klasse A. '> Leider ist es dem Drucker nicht moglich gewesen, in der Reproduktion die feine allmahliche Lichtabstufung so zum Vorscliein 211 Kr. bringen, wie sie die Photographien zeigen. KY. 2

Absorption des Sternlichtes durch den Kometen 1903 c

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ASTRO N 0 M I S CHE NACH RI CHTEN. Band 164. 2.

Nr. 3914.

Absorption des Sternlichtes durch den Kometen 1903 c. Voo Max Wov.

[Mit einer Tafel].

Seit Olbers feststellte, dab eine Lichtbrechuog durch die Nebelhulle eines Kometeo oicht oachgewiesen werdeo kooote, seit ferner Miss Mitchell im Jahre 1847 einen Stern fiiofter GdAe oahe dem Kern eines Kometeo ohoe Licht- schwachung passiereo sah uod Young am I. Dezember I 87 I eineo Stern oeuoter GroBe ohoe Lichtschwachuog zeotral durch den Eockescheo Kometeo beobachtete, erschieo es ausgemacht, dafi die Htille der Kometen sich in1 Zustand so grofier Verdtinnung befindet, dafi eioe wahroehmbare Ab- leokuog oder Absorption ausgeschlossen erschien.

Auch rnit der Photographie schieo sich diese Anoahme zu besttirigen. Als ich im Sommer vorigeo Jahres den Ko- meten 1902 I11 des oftereo mit den 16-Zollern des Bruce- Teleskops photographierte, fand ich auf den Platten, dab die Spuren der schwacheo Steroe, die hinter dem Kometen passierteo, durch die Kerohlille desKometeo oicht geschwacht, soodern betrachtlich verstarkt wurdeo. Es gelang durch Ao- weoduog des Stereoskops diese Erscheinung im wesentlicheo als Superposition zu erkllren (Monthly Not. VoLLXIII Nr. I ,

1902). Einige Male gingeo Sterne 7.-8. Grofle hinter der Kernhtille vortiber. Ihre vollig geschwarzten und bereits ver- breiterten Spuren wurden niclit wahrnehmbar geschmalert.

Urn so mehr ilberrascht war ich bei der photographischen Beobachtuog des Kometeo 1903 c in diesem Sommer zu fiodeo, dafl desseo Kernhiille eine starke Absorptioos- erscheinung verriet.

Ganz besooders schon zeigte sich die Erscheiouog auf den Platten vom 2 5 . Juli, als der Koniet vor dem Stern 6m5 BD. +63?1056 vortibergiog. Die BD. gibt dem Stern die Koordioaten a = 1 3 ~ 4 " 1 3 ~ d = +63O I !I fiir 1855.0. Uber sein Spektrum habe ich leider oichts findeo konneo, da wir die Durchmusteruog Pickeriogs nicht besitzeo.1) Es siod zwei Platten mit dern Bruce- Teleskop wahreod dieses Durchganges gemacht worden. Die erste (Fig. I ) mit Ob- jektiv a von loh I zm6 bis I x h rzm6, die zweite (Fig. 2 ) rnit Objektiv b voo loh 27m6 bis I 1~z7m6 M. Z. Kgst.2)

Der breite Strich, den der Stern auf der Platte durch die Hlille des Kometen zog, schaut auf der ersteo Aufoahme einerseits ganz, auf der zweiten beioahe aus der Htille her- vor. Dort wo er durch die Hulle geht, seheo wir den

breiten Strich bedeuteod verschmalert. Das wiirde dafiir sprechen, dab der Komet 1903 c eineo betrachtlichen Teil von dem Licht des Sterns beim Durchgaog durch die Htille absorbiert hatte.

10 der Tat spricht vieles dafiir, d d dieser Komet wirklich eioe starke Absorption auf gewisse Strahleogattuogen ausgeubt hat.

Gleichzeitig mit dern helleo Stern ist eio schwacher Stern beioahe zentral durch die Hiille gegaogeo. An seinem Strich zeigt sich keine Spur von Absorption, soodero der feine, ooch oicht geschwirzte Strich ist in gleich bleibeoder Breite durch die Kometeohiille zu verfolgeo. Dies erschien mir zuerst recht widersprechend, zeigte sich oachher aber als besooders outzlich fur die Aoschauuog, d 9 eine Ab- sorption stattgefundeo hat.

Wir glaubteo anfaogs aooehmeo zu solleo, daB eine Art voo photographischer Storuog die Verschmllerung der Spur des helleo Sterns in dem durch die Kometeohfille bereits schwach belichteteo Teil der Platte bewirkt hat. Man hatte daon hier nur eioe oeue photographische Erscheioung und keioen Aufschlufi iiber die Absorptioosfrage der Koineten- schweife. All& es war mir trotz verschiedener Bemiihuogen, wie z. B. die Belichtuog einer Platte durch ein solches Ko- metenbild und eioeo dartibergelagerteo Spalt, oicht moglich, die Erscheinuog auf ktiostlichem Wege zu erzeugen. Eben- soweoig gelaog es mir, die Erscheiouog physiologisch zu erklaren.

Durch diese negative0 Ergebnisse ist aber keioeswegs erwieseo, dab das Phaoomen wirklich der Absorptioo im Kometen zugeschriebeo werdeo darf. Schlieblich schien aber eioe eiofache Uberleguog bei der Uotersuchuog der Bilder zu beweiseo, dab die Erscheiouog doch wohl durch die physische Beschaffeoheit der Konieteo verursacht sein dtirfte.

Sucht man Stelleo gleicher Schwarzung der Kometen- hiille riogs uin den Kern, so miifite, wenn die Wirkuog eine photographische Ursache hatte, die Sternspur stets an Stelleo gleicher Schwarzuog auch gleich geschmalert sein. Die ge- oaue Uotersuchung zeigt, dab das nicht streog der Fall ist. Die Spur ist an gar oicht besonders duokleo Stellen der Hlille mehr geschwacht, als an andereo geschwarzteren (heller leuchtenden) Stelleo. Die grobte Schwachuog scheint dort

I) Nach dem Draper Katalog (Haw. Ann. XXVII) gehijrt das Spektrum zum I. Typus, Klasse A. '> Leider ist es dem Drucker nicht moglich gewesen, in der Reproduktion die feine allmahliche Lichtabstufung so zum Vorscliein 211

Kr.

bringen, wie sie die Photographien zeigen. KY. 2

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gezeigt habe, durch das Hinzukommen der anderen, schwacher wirksamen Lichtarten, ftir die das Objektiv weniger korrigiert ist, und die sich beiderseits an den wirksamsten Spektral-

einzutreten, wo der breite, gebogene Strom der Kometen- niaterie nach dem in E gelegenen Schweif hinbiegt, also dort, wo Materie besonderer Beschaffenheit sich vom Kern wegbewegt. Iosbesondere ist schon bei oberflachlichem Be- trachten des zweiten Bildes zu sehen, dafi die Verschmaleruog im dichten Nebel siidlich vom Kern geringer ist, als in ESE bis E, wo die photographische Wirkung der Hiille schwlcher war. Da also Verschmllerung und Lichteindrucke der Ko- meteohtille sich auf der Platte nicht geoau entsprechen, so kano die Erscheinung schwerlich photographischer Natur sein.

Aus ahnlichem Grunde ist auch auf dem zweiten Bilde der Unterschied zwischen den wenig geschwrchten Enden der Sternspur und ihrer geschwlchtesteo Stelle vie1 geringer als auf dem ersten Bilde, weil diese Spur Uberhaupt kaum aus der Htille hinausgelangt, was auf dem ersten Bilde der Fall ist.')

Ware es ein photographischer Vorgang gewesen, so hltte er sich auch bei dem Passieren der Sterne 7.-8. Grofie durch den Kometen 1902 III zeigen mlissen, was absolut nicht der Fall war.

Es scheint somit schwer zu bezweifeln, dafi der Komet I 903 c eine betrachtliche Absorption des Sternlichtes aus- getibt hat.

Dafl diese Absorption eine selektive war, geht aus folgender Uberlegung hervor. Die Spur des schwacheo Sternes erscheint nicht geschwlcht und nicht geschmalert. Eine solche noch ungeschwlrzte Spur entsteht nur durch Licht eines schmalen Spektralbezirkes, und zwar desjenigen, fur den das Objektiv korrigiert ist. Die Spur unseres schwachen Sterns erhielt nur Licht eines schmalen Bezirkes um die Wellenllnge 450.

Die Ausbreitung der Sternscheiben und die Verbreite-

nicht zwischen F und G gelegen, sondern an anderen Stellen des Spektrums.

4) Die Absorption wurde hauptstichlich durch be-

Bei der Absorption des Lichtes unserer Sterne durch den Kometen 1903 c sind also nicht die blauen Strahlen beeinflufit worden, sondern andere Lichtarten. Die Absorption mhfite also selektiv geweseo, d. h. durch vom Kern aus- stromende Gase verursacht worden sein.

Interessant ist, dafl auch auf anderen Aufnahmen die Spuren der schwachen Sterne beim Passieren dieses Kometen nicht oder nur sehr schwach die Erscheinung zeigten, die solche beim Passieren des Kometen 1902 111 stets in hohem Mane gezeigt hatteo, namlich, daD die Spuren der schwachen Sterne im Schweif verstlrkt erschienen. Auch das laot sich our durch die Absorption erklaren, indem diese das schein- bare Gleichgewicht herstellte.

O b auch eine Ablenkuog der Lichtstrahlen dutch die Hulle des Kometen verursacht wurde, labt sich photographisch schwer entscheiden. Es ist kein Zweifel, daD bei dem hellen Stern durch die selektive Absorption der an den Klndern der Spur gelagerten Lichtarten eine seitliche Verschiebung der Mitte der Spur eintreten mufi, weil gegen den Kern hin die Absorption wiichst, auf dieser Seite der Spur also mehr weggenommen wird. Der Strich erscheint in der Tat von dem Kern des Kometen weggebogen, wie man sich durch einen Nick auf das Bild uberzeugt. Aber die Striche des schwachen Sternes lassen nur schwer eine solche Verbiegung- erkennen und auch diese konnte dann noch immer durch die selektive Absorption erklart werdeo.

Wir konnen also mit grofier Wahrscheinlichkeit schlieben : I ) Der Komet 1903 c zeigte zum Unterschied von

dem Kometen 1902 LII eine starke Absorption des Stern- lichtes.

2) Es mufi die Absorption durch die Kernhulle des Kometen 1903 c eine selektive gewesen, also durch Gase verursacht worden sein.

Giug. 28 28 29

Lugl. 2

1 2 ~ 8" 6' 13 7 I 1 2 6 5 2

1 2 13 45

Corneta 1903 c

5' 19!0 3 39.7 1 47.0 -

o s s e r v a t a a P a d o v a d a A. Antonzazzi.

10.10

10.10

1 0 . 1 0

5 .-

Red. ad 1. app. , c

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