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Abfluss in offenen GerinnenSkript zur Ubung ’Abfluss in offenen Gerinnen’
zur Vorlesungsreihe ’Abwasserentsorgung I’ Prof. Krebs, Institut fur Siedlungs- und Indu-
striewasserwirtschaft, Technische Universitat Dresden
Kommentare und Ruckfragen an Thilo Koegst ([email protected])
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung 2
1.1 Modellarten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2
1.2 Charakterisierung des Abflussverhaltens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2
2 Herleitung der Saint Venant Gleichungen 3
2.1 Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3
2.2 Massererhaltungssatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3
2.3 Impulserhaltungssatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4
2.4 Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6
3 Modellvereinfachung 6
3.1 Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6
3.2 Kinematische Welle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6
3.3 Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7
4 Losung der Saint Ventant Gleichungen 7
4.1 Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7
4.2 Verfahren der Charakteristiken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8
4.3 Finiten Differenzen Methode (FDM) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8
4.3.1 Explizite Differenzenverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9
4.3.2 Implizite Differenzenverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10
4.3.3 Explizites Differenzenverfahren fur die Kinematische Welle . . . . . . . . 10
5 Verstandnisfragen 11
6 Formelzeichen 11
A Appendix 13
1
1 Einleitung
Zielstellung ist die Berechnung des Abflusses in offenen und geschlossenen Gerinnen zur Vor-
hersage von Abfluss und Wasserstand in der Hydrologie und der Siedlungsentwasserung (z.B.
Vorhersage von Hochwasserpegeln oder zur detaillierten Abflussberechnung im Kanalsystem).
1.1 Modellarten
Modellkonzepte im Allgemeinen konnen unterschieden werden in [3] (S.421):
• Deterministische Modelle - mit der Eigenschaft, dass ein spezifische Eingangssignal immer
ein spezifisches Ausgangssignal erzeugt.
• Konzept oder Black-Box Modelle - beschreiben die wesentlichen Zusammenhange, die ein
Phanomen ausmachen.
• Stochastische Modelle - beschreiben eine Systemantwort auf sich verandernde Randbedin-
gungen auf Grund von Wahrscheinlichkeiten.
Bestehende Modellkonzepte zur Abflussberechnung konnen unterteilt werden in [2](S.85):
• hydraulische Modelle (auch hydrodynamische Modelle genannt) - mehr oder weniger de-
taillierte Beschreibung der physikalischen Vorgange (deterministischer Ansatz)
• hydrologische Modelle - deren Beschreibung nicht unmittelbar auf physikalische Vorgange
zuruckgefuhrt werden konnen. Hydrologische Modelle beschreiben meist eine Systemant-
wort auf einen definierten Eingangszustand, als Black-Box Modell oder Konzept Modell.
Bekannte Verfahren sind zum Beispiel die Einheitsganglinie oder die Speicherkaskade.
1.2 Charakterisierung des Abflussverhaltens
Die zwei wesentlichen Eigenschaftspaare zur Charakterisierung des Fließverhaltens sind
• stationar - instationar : Eine Stromung ist stationar, wenn sich die Geschwindigkeit am
Ort mit der Zeit nicht andert. δQδt
= 0 bzw. δvδt
= 0 ([1] S.105, 110, 333)
• gleichformig - ungleichformig : Hat die Geschwindigkeit zu einem festen Zeitpunkt
(t = const) in verschiedenen Querschnitten einer Stromrohre die gleiche Große, so heißt
die Stromung gleichformig. δQδx
= 0 bzw. δvδx
= 0 ([1] S.108, 110)
Um detaillierte Aussagen uber Fließvorgangen (z.B. Wellenausbreitung) in Flussen als auch in
Kanalsystemen treffen zu konnen, muss instationares ungleichformiges Fließverhalten berucksichtigt
werden.
2
2 Herleitung der Saint Venant Gleichungen
2.1 Einleitung
Eine eindimensionale instationare, ungleichformige Stromung in offenem Gerinnen kann mittels
zweier abhangiger Variablen beschrieben werden. Folgende Kombinationen sind dabei moglich:
• Wassertiefe (h) und Abfluss (Q)
• Wasserspiegellage (z) und Abfluss (Q)
• Wassertiefe (h) und Fliessgeschwindigkeit (v)
Diese Variablenpaare beschreiben den Zustand des fliessenden Wassers uber den Weg und uber
die Zeit als Funktionen der unabhangigen Variablen x, fur den Weg und t, fur die Zeit. Zur
Losung werden deshalb zwei unabhangige Gleichungen benotigt, die jeweils ein physikalisches
Gesetz beschreiben. Dafur kommen in Frage: Masseerhaltungssatz, Impulserhaltungssatz und
Energieerhaltungssatz. Da sowohl der Masseerhaltungssatz als auch der Impulserhaltungssatz
fur diskontinuierliche Bedingungen (z.B. Uberfall) anwendbar sind, werden sie in den Saint
Venant Gleichungen1 einbezogen.
2.2 Massererhaltungssatz
Das Gesetz von der Erhaltung der Masse (auch Kontinuitatsgesetz) stellt die Grundlage
der Kontiunitatsbeziehung dar (siehe [1] S.110). Fur ein Volumenelement gilt: ”Die Differenz
aus Zufluss und Abfluss uber die Lange dx ist gleich der Anderung des Speichervolumen je Zeit-
einheit.” In Abbildung 1 ist dieser Zusammenhang dargestellt. Die Bilanz kann durch folgende
Gleichungen beschrieben werden:
Zufluss Q + q△x
Abfluss Q +∂Q
∂x△x
Speicheranderung∂A
∂t△x (1)
mit Q dem Zufluss und q fur seitliche Zuflusse. Der Abfluss ergibt sich aus dem Zufluss Q und
der Anderung des Volumenstromes ∆Q innerhalb des Kontrollvolumens. Da die Anderung des
Volumenstromes eine Funktion von x ist gilt ∆Q = δQδx
∆x.
Die vollstandige Bilanz kann wie folgt beschrieben werden:
∂A
∂t+
∂Q
∂x− q = 0 (2)
Eine Anderung des Durchflusses bedeuten ebenso eine Anderung der Wassertiefe h und somit
der Querschnittsflache A. Vereinfacht kann die Querschnittsflache als alleinige Funktion der
1Erstmals wurde 1871 von Adhemar Jean Claude Barre De Saint-Venant (1797-1886) ein Gleichungssystemfur den sich langsam andernden instationaren Stromungszustand vorgestellt
3
Abbildung 1: Bilanzierung fur einen Wasserkorper [4]
Wassertiefe beschrieben werden. Somit ergibt sich mit B der Wasserspiegelbreite:
B∂h
∂t+
∂Q
∂x− q = 0 (3)
2.3 Impulserhaltungssatz
Ein Impuls ist die Summe aus Masse mal Geschwindigkeit (P = m · v). Der Impulssatz be-
sagt: ”Die Impulsanderung eines Massekorpers ist gleich der Summe der auf ihn einwirkenden
Krafte”, siehe Gleichung 4. Bezogen auf eine sich bewegende Flussigkeit besagt der Impulssatz:
”Die geometrische Summe aller an einer Flussigkeitsmasse angreifenden Krafte ist gleich der
Anderung des Impulsstoms dieser Masse”.
Dies bedeutet,wenn die Summe der angreifenden Krafte Null ist, so ist der Impuls konstant oder
Null. Anders ausgedruckt heisst dies, wenn die Summe der einwirkenden Krafte Null ist, bewegt
sich der Massekorper mit konstanter Geschwindigkeit oder gar nicht.
ΣF = m · a = ρ · Q · (v2 − v1) (4)
In Gleichung 4 stehen v1 und v2 fur die Fließgeschwindigkeiten des Zu- und des Abflusses aus
einem Kontrollvolumen. Analog zur Masse m eines festen Korpers und eines damit verbun-
den Impulses m · v verwendet man fur Flussigkeiten einen sogenannten Impulsstrom ρQv. Der
Impulssatz lasst sich somit wie folgt formulieren:
ΣF = d(ρ · Q · v) (5)
Analog zu der in Gleichung 2 beschriebenen Massebilanz kann abgeleitet werden, dass die Dif-
ferenz der Impulse aus Zu- und Abfluss gleich der Impulsanderung ist. Ohne Berucksichtigung
seitlicher Zuflusse kann die Impulsanderung wie folgt formuliert werden (siehe Appendix A):
4
Zufluss︷ ︸︸ ︷
ρ · Q · v−
Abfluss︷ ︸︸ ︷(
ρ · Q · v +∂(
ρ·Q2
A)
∂x△x
)
−
Impulsanderung uber Zeit︷ ︸︸ ︷
ρ · ∂Q
∂t△x = 0
ρ∂(Q2
A)
∂x△x + ρ
∂Q
∂t△x = 0 (6)
Krafte, die eine Verzogerung oder Beschleunigung auf einen bewegten Wasserkorper bewirken,
also eine Impulsanderung darstellen, sind: Gravitationskraft, Reibungskraft und Druck-
kraft.
Gravitationskraft FG:
FG = ρgA△x · sin α
≈ ρgA△x · IS (7)
Unter der Annahme eines geringen α, kann sin α mit IS = tan α ersetzt werden2.
Die Reibungsversluste konnen z.B. durch das Reibungsgesetz nach Manning-Strickler wie folgt
bestimmt werden,
v = kst · R2
3
hy · I1
2
E (8)
mit kst dem Reibungskoeffizienten, Rhy dem Hydraulischen Radius und IE dem Energielinien-
gefalle.
Reibungskraft FR:
FR = ρgA△x · IE (9)
Druckkraft FD:
FD = ρgA△x · ∂h
∂x(10)
Fur Rechteckgerinne vereinfacht sich Gleichung 10 zu:
FD =1
2· ρg · B · h2 (11)
mit B der Gerinnebreite.
Nach Einsetzen der Gleichungen 6, 7, 9 und 10 in Gleichung 4 erhalt man die Bewegungsglei-
chung.
∂(Q2
A)
∂x︸ ︷︷ ︸
konvektive Beschleunigung
+∂Q
∂t︸︷︷︸
lokale Beschleunigung
+ gA∂h
∂x︸ ︷︷ ︸
Druckterm
−gA( IE︸︷︷︸
Reibung
− IS︸︷︷︸
Gravitation
) = 0 (12)
2Dies ist sinnvoll da in der Regel IS und nicht der Neigungswinkel α bekannt ist.Es gilt dabei IS = Gegenkathete
Ankathete= tan α
5
2.4 Zusammenfassung
Die Saint-Ventant Gleichungen im Uberblick:
∂(Q2
A)
∂x+
∂Q
∂t+ gA
∂h
∂x− gA(IE − IS) = 0
B∂h
∂t+
∂Q
∂x= 0
Das Gleichungssystem beruht auf folgenden Annahmen:
• eindimensionale Stromung, d.h. Querstromungen werden vernachlassigt; die Wasserspie-
gellage quer zur Fließrichtung ist horizontal.
• Geschwindigkeitsverteilung uber die Abflusshohe ist gleichmaßig verteilt und weicht nur
geringfugig von der mittleren Geschwindigkeit ab; vertikale Beschleunigungen sind ver-
nachlassigbar
• hydrostatische Druckverteilung uber die gesamte Abflusstiefe (Freispiegelabfluss)
• das Transportmedium (i.e. Wasser) wird als homogen und inkompressibel angenommen
• Energie-, Wasserspiegel- und Sohlgefalle sind relativ klein
• Gerinnesohle, -profil und -gefalle sind uber den zu berechnenden Gerinneabschnitt und
uber die Zeit konstant
3 Modellvereinfachung
3.1 Einleitung
∂(Q2
A)
∂x+
∂Q
∂t+ gA
∂h
∂x− gA(IE − IS) = 0
∂Q
∂x︸ ︷︷ ︸
Normalabfluss
+∂A
∂t= 0
︸ ︷︷ ︸
kinematische Wellenapproximation︸ ︷︷ ︸
diffuse Wellenapproximation︸ ︷︷ ︸
dynamische Wellenapproximation (St. Venant)
(13)
3.2 Kinematische Welle
Die Bewegungsgleichung vereinfacht sich durch das gleichsetzen von S0 = SR. Unter Verwendung
der Gleichung 8 ergibt sich somit:
Q = kst · A · R 2
3 · S1
2
0 (14)
6
Kinematische Welle Diffuse Welle Dynamische Welle
Wellenausbreitung√ √ √
Ruckstau × √ √
Wellendampfung × √ √
Beschleunigung × × √
Tabelle 1: Ubersicht zur Anwendbarkeit der Modellvereinfachungen [3]
Wobei die Querschnittsflache als auch der Hydraulische Radius Funktionen der Wassertiefe h
sind. Daraus folgt:
• eindeutige Beziehung zwischen h und Q
• keine Wirkungsausbreitung stromaufwarts (Ruckstau), daher anwendbar fur die Berech-
nung des Abflusses in steilen Gerinnen
• zur Losung muss eine Randbedingung am oberen Ende bekannt sein
• die Schnelligkeit der Welle (engl. celerity) w ist von der Froude Zahl3 unabhangig und
ergibt sich zu w = 1, 5 · v mit v der Fliessgeschwindigkeit [5]
• die Wellenform unterliegt keiner Dampfung
3.3 Zusammenfassung
Eine Ubersicht zur Anwendbarkeit der Modellvereinfachungen zeigt Tabelle 1
4 Losung der Saint Ventant Gleichungen
4.1 Einleitung
Die Saint-Ventant Gleichungen stellen eine Gruppe von partiellen Differentialgleichungen dar,
da Q (oder v) und h sowohl Funktionen von x und t sind. Losungsmethoden zur Anwendung
der Saint-Ventant Gleichungen sind im folgenden beschrieben [3].
3FROUDE Zahl (Abkurzung Fr, dimensionslos); Die Froude Zahl stellt ein Maß fur das Verhaltnis vonTragheitskraften zu Schwerekraften innerhalb eines hydrodynamischen Systems dar.Stromender Stromungszustand (Fr < 1) , d.h. Storungen breiten sich sowohl nach unter- als auch nachoberstrom aus.Grenzabluss oder Kritischer Ablfluss (Fr = 1), d.h. die Wellenausbreitungsgeschwindigkeit stimmt nungenau mit der Fließgeschwindigkeit uberein. Wellen konnen sich nicht mehr gegen die Stromung fortpflanzen.Schießender Stromungszustand (Fr > 1), d.h. die Fließgeschwindigkeit ubersteigt jetzt die Ausbreitungsge-schwindigkeit. Eine Storung breitet sich jetzt nur nach unterstrom aus. siehe Wikipedia:Froude-Zahl
7
4.2 Verfahren der Charakteristiken
Das Verfahren der Charakteristiken beruht auf einer Umformung der beiden partiellen Differen-
tialgleichungen nach Saint Venant in ein System von vier gewohnlichen Differentialgleichungen.
Das so erhaltene Gleichungssystem bezeichnet man als die sogenannten Gleichungen der Cha-
rakteristik. Die Integration erfolgt entlang dieser Chatakteristiken (naturliche Methode) oder in
einem festem Gitter (lokale Methode). [5]
4.3 Finiten Differenzen Methode (FDM)
Bei direkten Differenzenverfahren werde die Differentialquotienten der Saint Venant Gleichungen
zu Differenzenquotienten umgeformt und die Gleichungen unter Berucksichtigung der Anfangs-
und Randbedingungen gelost.
Abbildung 2: Darstellung der Losungsebene - Projektion [5]
Abbildung 3: Darstellung der Losungsebene - Schnitt [5]
Die Ableitung ∂h∂x
im Punkt P entspricht der Neigung der Tangente T , siehe Abbildung 2 und
Abbildung 3. Naherungsmoglichkeiten ergeben sich wie folgt:
8
Neigung der Sehne AP (engl. backward difference)
(∂h
∂x
)n
j≈
hnj − hn
j−1
△xbzw.
(∂h
∂t
)n
j≈
hnj − hn−1
j
△t(15)
Steigung der Sehne PB (engl. forward difference)
(∂h
∂x
)n
j≈
hnj+1 − hn
j
△xbzw.
(∂h
∂t
)n
j≈
hn+1j − hn
j
△t(16)
Steigung der Sehne AB (engl. central difference)
(∂h
∂x
)n
j≈
hnj+1 − hn
j−1
2△xbzw.
(∂h
∂t
)n
j≈
hn+1j − hn−1
j
2△t(17)
Abbildung 4: Implizites vs. Explizites Differenzenverfahren [5]
4.3.1 Explizite Differenzenverfahren
Die verschiedenen expliziten Verfahren unterscheiden sich nach dem Schema des Losungsansatzes,
das fur die Appromixation der Orts- und Zeitableitungen gewahlt wird. In jedem Fall ist bei
expliziten Verfahren die numerische Stabilitat zu untersuchen. Es ist zu uberprufen, ob die
Losungen der Differenzengleichungen eine bestimmte Grenzabweichung von denjenigen der Dif-
ferentialgleichungen nicht uberschreiten. Wachsen diese Abweichungen (engl. Truncation Error)
9
zwischen den Differenzen- und den Differentiallosungen unbegrenzt an, so versagt die gewahlte
Losungsmethode. [5]
4.3.2 Implizite Differenzenverfahren
Die Impliziten Differenzenmethoden unterscheiden sich von den expliziten Verfahren dadurch,
dass sowohl in der Approximation der ortlichen und zeitlichen Ableitungen bekannte Zustande
an der Stelle j zur Zeit t als auch unbekannte Zustande an den Stellen ...,j-1, j, j+1,... zur
Zeit t+1 herangezogen werden Abbildung 4. Bei den impliziten Verfahren ist die numerische
Stabilitat von vornherein gegeben; zu uberprufen ist die Konsistenz. Grundsatzlich darf bei
impliziten Verfahren der Zeitschritt beliebig gewahlt werden. Haben die Tragheitskrafte einen
starken Einfluss auf die Stromung, so fuhrt die Wahl von grossen Zeitschritten bei impliziten
Schemata zu erheblichen Fehlern. Sind die Tragheitskrafte klein, jedoch nicht vernachlassigbar,
so konnen die Zeitschritte bedeutend großer gewahlt werden. Dadurch liegen die erforderlichen
Rechenzeiten erheblich unter denen der expliziten Verfahren. Ein weiterer Vorteil der impliziten
Verfahren besteht in der vom Ortsschritt unabhangigen Wahl des Zeitschrittes. Dies erlaubt
die Einfuhrung von verschieden großen Ortsschritten, wodurch eine Anpassung der Dichte der
Berechnungspunkte an die unterschiedlichen Verhaltnisse ermoglicht wird. [5]
4.3.3 Explizites Differenzenverfahren fur die Kinematische Welle
Ausgangsgleichung der Kinematischen Welle
−gA(IE − IS) = 0
IS = IE
B∂h
∂t+
∂Q
∂x= 0
nach Manning Strickler:
v = kst · R2
3
hy · I1
2
E
Q = kst · R2
3
hy · I1
2
E · A
Q = kst · R2
3
hy · I1
2
S · A(18)
Aus der Kontinuitatsgleichung ergibt sich:
∂h
∂t=
∂Q
∂x· 1
B
10
Einfuhren von Differenzen:
∂h
∂t≈ ∆hn
∆t=
hn+1i − hn
i
∆t∂Q
∂x≈ ∆Qi
∆x=
Qni+1 − Qn
i
∆x
−∆Qi
∆x=
Qni − Qn
i+1
∆x(19)
nach Einsetzen erhalt man:
hn+1i = hn
i +△t
B·Qn
i−1,i − Qni,i+1
△x
5 Verstandnisfragen
• Was ist ein Schmutzstoß, und wie entsteht dieser? (Wellengeschwindigkeit c > v)
• Welche Vereinfachung der Saint-Ventant Gleichungen gibt es und wann konnen sie ange-
wendet werden? (Randbedingungen, Konsquenzen der Vereinfachungen)
6 Formelzeichen
Abkurzung Beschreibung Einheit
ρ Dichte ML3
A Querschnittsflache des Wasserkorpers L
Q Volumentstrom L3
T
v Stromungsgeschwindigkeit LT
w Wellengeschwindigkeit (engl. celerity) LT
q lateraler Zufluss L2
T
x Weg in Fließrichtung L
t Zeit T
h Wassertiefe L
B Wasserspiegelbreite L
g Erdbeschleunigung (≈ 9, 81ms2 ) L
T 2
IS Sohlgefalle (oft auch mit S0 bezeichnet) −IE Energieliniengefalle (oft auch mit Sf bezeichnet, fur Friction
Slope)
−
11
Literatur
[1] Bollrich, G.: ”Technische Hydromechanik 1” Verlag fur Bauwesen Berlin 4. Auflage
[2] Gebhard, V.: ”Schmutzfrachtberechnung in Kanalistationen auf Basis einer dynamischen
detaillierten Modellierung des Sedimenttransportes”
[3] Butler, D. und Davis, J.W. (2000): ”Urban Drainage”
[4] Karvonen, T.: ”Exercise Saint Venant equation”
[5] Institut fur Hydraulik und landeskulturelle Wasserwirtschaft ”Hydraulik II”
[6] Schilling, R.: ”Einfuhrung zur 2. Ubung Modellbildung und Simulation”
[7] Mujumdar, P.: ”Flood Wave Propagation - The Saint Venant Equations”
12
A Appendix
Herleitung der Impulsgleichung
ImpulsstromZufluss − ImpulsstromAbfluss − Impulsanderung =∑
F
= FG − FR − FD
Impulszufluss
Impulszufluss = ρQv =ρQ2
A
Aus der Beziehung Q = A · v kann der Impulsstrom ρQv zu ρQ2
Aumgeformt werden.
Impulsabfluss
Impulsabfluss =ρQ2
A+
∂(ρQ2
A)
∂x∆x
Die Impulsstromanderung ∆(ρQ2
A) ist hier wieder als Funktion von x uber die Strecke ∆x be-
schrieben (Analog zum Abfluss beim Kontinuitatsgesetz).
Impulsanderung uber die Zeit
Das Volumen im Kontrollvolumen ist beschrieben mit A∆x. Der daraus resultierende Impuls-
strom lautet ρA∆xv oder ρQ∆x ([7] S.69). Die Impulsanderung uber die Zeit ergibt sich somit
zu:
Impulsanderung =∂(ρQ)
∂t∆x
Impulssatz
ρ · Q · v −(
ρ · Q · v +∂(
ρ·Q2
A)
∂x△x
)
− ρ · ∂Q
∂t△x =
ρ∂(Q2
A)
∂x△x + ρ
∂Q
∂t△x =
13
vollstandiger Impulssatz
= FG − FR − FD
ρ∂(Q2
A)
∂x△x + ρ
∂Q
∂t△x = ρgA∆xIS − ρgA∆xIE − ρgA∆x
∂h
∂x
∂Q
∂t+
∂(Q2
A)
∂x+ gA
∂h
∂x− gA(IE − IS) = 0
14