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„Notfall, ach was“, werden Sie sich sagen, „lassen wir das Thema lieber, ich bin jetzt schon so viele Jahre niedergelassen und nie ist irgendetwas Erns- tes passiert.“ Wie oft treten Notfälle auf? Statistisch gesehen, wird es aber doch irgendwann einmal so weit sein: Siebenmal in Ihrem Berufsle- ben wird einer Ihrer Patienten in irgendeiner Form das Lokalanästhetikum nicht vertragen, eineinhalb- mal wird ein Patient in Ihrer Praxis einen Grand- Mal-Anfall bekommen, einmal wird jemand einen Angina pectoris-Anfall erleiden. Eine Anaphylaxie – den SuperGAU der allergischen Reaktion auf Lokal- anästhetika oder auf ein von Ihnen verabreichtes Antibiotikum – wird nur jeder sechzigste Zahnarzt in seiner Praxis erleben müssen, einen schweren Asthma-Anfall nur jeder dritte Zahnarzt. Eine Reani- mation oder einen akuten Herzinfarkt wird nur jeder Dreizehnte von Ihnen in seiner Praxis durchstehen müssen, eine Hypoglykämie dagegen schon jeder Zweite. Kurzum: Notfälle in der zahnärztlichen Praxis sind insgesamt selten, dann oder gerade deshalb stellen sie den Zahnarzt und sein Team aber vor eine Situa- tion, für die er in der Regel nicht ausreichend vor- bereitet ist. Führt dieser Erfahrungsmangel dann zu organisatorischem Chaos und zu Hilflosigkeit, so kann dies sowohl unter medizinischen als auch unter juristischen Aspekten fatale Folgen haben. Rechtliches Als Zahnarzt müssen Sie aus forensischer Sicht zumindest die Notfälle „beherrschen“, die durch 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30 32 34 36 38 40 42 44 46 48 50 52 54 56 58 60 62 64 66 68 70 72 74 76 78 80 82 84 86 88 90 92 94 96 98 100 102 104 106 108 110 112 114 116 118 120 122 124 126 128 130 INTERDISZIPLINÄRES NOTFALLMANAGEMENT IN DER ZAHNÄRZTLICHEN PRAXIS Dr. Sönke Müller, Neckargemünd, über juristische Aspekte, Risikopatienten und Auslöser von Notfallsituationen DENTAL MAGAZIN 3/2006 „Chef, schnell, ein Notfall“ Sind Sie, liebe zahnärztliche Kolleginnen und Kollegen, mit einem solchen Alarmruf schon mal erschrocken aus Ihrer täglichen Praxis-Routine gerissen worden? Wie haben Sie reagiert? Voll innerer Panik, Hektik und Anspannung oder mit naturwis- senschaftlicher Routine, Neugier und dem Gefühl, der Situation höchstwahr- scheinlich gewachsen zu sein? Dr. Sönke Müller erläutert in einer Serie für das DENTAL MAGAZIN die wichtigs- ten Schritte und Maßnahmen während einer Notfallsituation. Meinardus Buchtipp: S. Müller: „Notfallmanagement in der Zahnarztpraxis“, Spitta Verlag 2005.

„Chef, schnell, ein Notfall“ - zahnheilkunde.de · Anfall oder eine Angina pectoris-Attacke, ausgelöst durch Angst, Stress und Schmerz, dazuzählen. Generell erwartet man von

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Page 1: „Chef, schnell, ein Notfall“ - zahnheilkunde.de · Anfall oder eine Angina pectoris-Attacke, ausgelöst durch Angst, Stress und Schmerz, dazuzählen. Generell erwartet man von

„Notfall, ach was“, werden Sie sich sagen, „lassenwir das Thema lieber, ich bin jetzt schon so vieleJahre niedergelassen und nie ist irgendetwas Erns-tes passiert.“

Wie oft treten Notfälle auf?

Statistisch gesehen, wird es aber doch irgendwanneinmal so weit sein: Siebenmal in Ihrem Berufsle-ben wird einer Ihrer Patienten in irgendeiner Formdas Lokalanästhetikum nicht vertragen, eineinhalb-mal wird ein Patient in Ihrer Praxis einen Grand-Mal-Anfall bekommen, einmal wird jemand einenAngina pectoris-Anfall erleiden. Eine Anaphylaxie –den SuperGAU der allergischen Reaktion auf Lokal-anästhetika oder auf ein von Ihnen verabreichtesAntibiotikum – wird nur jeder sechzigste Zahnarztin seiner Praxis erleben müssen, einen schweren

Asthma-Anfall nur jeder dritte Zahnarzt. Eine Reani-mation oder einen akuten Herzinfarkt wird nur jederDreizehnte von Ihnen in seiner Praxis durchstehenmüssen, eine Hypoglykämie dagegen schon jederZweite. Kurzum: Notfälle in der zahnärztlichen Praxis sindinsgesamt selten, dann oder gerade deshalb stellensie den Zahnarzt und sein Team aber vor eine Situa-tion, für die er in der Regel nicht ausreichend vor-bereitet ist. Führt dieser Erfahrungsmangel dann zuorganisatorischem Chaos und zu Hilflosigkeit, sokann dies sowohl unter medizinischen als auchunter juristischen Aspekten fatale Folgen haben.

Rechtliches

Als Zahnarzt müssen Sie aus forensischer Sichtzumindest die Notfälle „beherrschen“, die durch

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INTERDISZIPLINÄRES NOTFALLMANAGEMENT IN DER ZAHNÄRZTLICHEN PRAXIS

Dr. Sönke Müller, Neckargemünd, über juristische Aspekte, Risikopatienten und Auslöser von Notfallsituationen

DENTAL MAGAZIN 3/2006

„Chef, schnell, ein Notfall“Sind Sie, liebe zahnärztliche Kolleginnen und Kollegen, mit einem solchen Alarmrufschon mal erschrocken aus Ihrer täglichen Praxis-Routine gerissen worden? Wiehaben Sie reagiert? Voll innerer Panik, Hektik und Anspannung oder mit naturwis-senschaftlicher Routine, Neugier und dem Gefühl, der Situation höchstwahr-scheinlich gewachsen zu sein? Dr. Sönke Müller erläutert in einer Serie für das DENTAL MAGAZIN die wichtigs-ten Schritte und Maßnahmen während einer Notfallsituation.

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Buchtipp: S. Müller:„Notfallmanagement in

der Zahnarztpraxis“, Spitta Verlag 2005.

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Ihre zahnärztlich-medizinischen Maßnahmen ausge-löst werden können. Der Gesetzgeber denkt dabeisicher in erster Linie z.B. an die Allergischen Reak-tionen auf Medikamente, die Sie applizieren. Erwürde im Einzelfall aber sicher auch einen Asthma-Anfall oder eine Angina pectoris-Attacke, ausgelöstdurch Angst, Stress und Schmerz, dazuzählen. Generell erwartet man von Ihnen als Mediziner –zumindest in Ihrer Praxis, in der Sie ja eine beson-dere Fürsorgepflicht für Ihre Patienten übernommenhaben – das grundsätzliche Wissen und die Fähig-keit, wie man lebensrettende Sofortmaßnahmendurchzuführen hat.Der Eintritt von Notfallsituationen gehört zwargrundsätzlich zum allgemeinen Lebensrisiko undmuss von jedem Patienten selbst getragen werden.Hat der Zahnarzt aber eine Behandlung eingeleitet,die ein erhöhtes Risiko für den Patienten mit sichbringt, welches er aber wiederum nicht beherrschenkann, so trifft ihn ein sog. „Übernahmeverschul-den“.Reagiert er zudem in einer Notfallsituation inadä-quat, z.B., • weil er die Notfallsituation als solche gar nicht

erkennt,• weil er die erforderlichen Maßnahmen nicht

beherrscht,• oder weil er keinerlei dem aktuellen Stand ent-

sprechenden notwendigen Medikamente oderGeräte besitzt,

so kann ihm dies als Verletzung seiner Hilfeleis-tungs- und Sorgfaltspflicht ausgelegt werden.

Risikopatienten erkennen

Die Anamneseerhebung ist die wichtigste und effek-tivste Maßnahme zur Erkennung von Risikofaktoren.Über 99 Prozent aller relevanten Erkrankungen las-sen sich durch diese einfache Maßnahme erkennen.Die Anamnese-Erhebung ist vom behandelnden Arztgrundsätzlich mündlich – d.h. im direkten Patien-ten-Arzt-Gespräch – durchzuführen; eine schriftli-che Dokumentation hat stets zu erfolgen. Dieseskann auch mit Hilfe von standardisierten Fragebö-gen, die vom Patienten bereits vor Beginn derBehandlung durchgelesen und ausgefüllt werden,geschehen. Der vorab ausgefüllte Anamnesebogen muss vombehandelnden Arzt vor Beginn der Behandlung

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INTERDISZIPLINÄRES NOTFALLMANAGEMENT IN DER ZAHNÄRZTLICHEN PRAXIS

Dr. Sönke Müller, Neckargemünd, über juristische Aspekte, Risikopatienten und Auslöser von Notfallsituationen

DENTAL MAGAZIN 3/2006

Weitere Informationenüber Dr. Müller sowie die

Termine seiner Work-shops für Zahnärzte

finden Sie unter www.notfallseminare.de.

Notfälle in der zahnärztlichen Praxis sind insgesamt selten.Wenn sie aber auftreten, sollten Sie vorbereitet sein.Foto: S. Müller

Welche Notfallsituationen sind in der Zahnarztpraxis zu erwarten?

Komplikationen, hervorgerufen durch diezahnärztlichen Maßnahmen: • Orthostatischer Kollaps, ausgelöst durch Angst,

Schmerz • Hyperventilationstetanie, ausgelöst durch

Angst, Schmerz • Allergische Reaktionen auf Lokalanästhetika

oder andere Substanzen • Intoxikationen durch Lokalanästhetika oder

deren Zusätze

Komplikationen, hervorgerufen durch beste-hende Vorerkrankungen des Patienten: • Angina pectoris-Anfall, Herzinfarkt bei Korona-

rer Herzkrankheit • hypertone Krise bei arterieller Hypertonie • Atemnot durch Herz-Kreislauf-Komplikationen

(z.B. akutes Lungenödem bei Herzinsuffizienz) • Atemnot durch Aspiration, Bronchospastik,

Asthma bronchiale • Hypoglykämie bei Diabetes mellitus • allergische Reaktion bis hin zum anaphylakti-

schen Schock

� Information

Lesetipp: Im DENTAL MAGAZIN

1/2005, berichteteProf. Dr. Michael Noack

in seinem Beitrag mitdem Titel „Bekommen

Sie keinen Schock“, S. 114-115, über anaphy-

laktische Notfälle.

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gelesen und mit dem Patienten durchgesprochenwerden; Rückfragen über Schweregrad, Verlaufoder Therapie müssen erfolgen. Kann der Patientselber keine ausreichenden Angaben machen, sindRücksprachen bei den behandelnden Ärzten zunehmen. Der Anamnesebogen sollte in regelmäßi-gen zeitlichen Abständen aktualisiert werden,damit auch Neuerkrankungen erfasst werden kön-nen.Mit der Darstellung der rechtlichen Situation, desAnamnesebogens als effektivster Maßnahme, umRisikopatienten zu erkennen und der Auflistungder wichtigsten Auslöser für einen Notfall, habenSie die ersten Grundlagen erhalten. Die nächsteFolge befasst sich dann mit den Notfallmedizini-schen Kenntnissen von Ihnen und Ihrer Zahnarzt-praxis.

Nach seinem Medizinstudium und seiner Ausbil-dung zum Internisten, machte Dr. Müller 1990seinen Facharzt für Innere Medizin. Seit 1991 istder 48-Jährige sowohl als Internist in Neckarge-münd (bei Heidelberg) niedergelassen sowie auchals Leitender Notarzt im Rhein-Neckar-Kreis tätig.Als Referent leitet er Seminare und bundesweiteWorkshops für den Bereich Notfallmedizin undbietet auch regelmäßig Notfallseminare für Zahn-ärzte an.

Dr. Sönke Müller

Folgende Themen zu Notfällen in der zahnärztli-chen Praxis erwarten Sie im DENTAL MAGAZIN:1. Notfallmedizinische Kenntnisse des ZA2. Notfallmedizinische Ausstattung der

Zahnarztpraxis3. Basismaßnahmen 1,

z.B. Überprüfen der Vitalfunktionen4. Basismaßnahmen 2,

z.B. Herz-Lungen-Wiederbelebung5. Erweiterte Maßnahmen,

z.B. Legen eines venösen Zugangs6. Spezielle Notfälle,

z.B. Angina pectoris

� Information

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Wer das rasche Legen eines venösen Zugangs odergar die fachgerechte Intubation wirklich beherrscht– wunderbar – aber solche Zahnärzte sind sicherlichfast genauso selten zu finden wie ein Notarzt, dereine fachgerechte schmerzlose Zahnextraktiondurchführen kann.

Wichtigste Erste-Hilfe-Maßnahmen

Eine Seitenlage in die Tat umzusetzen, die Atemwe-ge frei zu machen, einen Fremdkörper in den Atem-wegen als solchen zu erkennen und im Extremfalleine Herz-Lungen-Wiederbelebung einzuleiten, mussdagegen jeder Zahnarzt beherrschen.Ob der Thoraxschmerz des Patienten eine Anginapectoris, ein Herzinfarkt oder nur ein akutes BWS-Syndrom ist, wird der Zahnarzt ebenso wenig erken-nen können und müssen wie jeder andere Arzt, dem

keine diagnostischen Hilfsmittel zur Verfügung ste-hen. Dass er diesen Patienten aber mit angehobe-nem Oberkörper lagern soll, dass er ihm Sauerstoffgeben kann und dass er sich ohne großes Zögerneine (not)ärztliche Unterstützung holen muss, soll-te jedem Zahnarzt geläufig sein. Das Wissen dazu kann man sich anlesen (z.B. inden folgenden Teilen dieser Notfallserie) und auchin basisnahen Notfallkursen erwerben.

Notfallmedizinische Ausstattung der Zahnarztpraxis

Eine Ausstattungsliste mit den für den Zahnarzt rele-vanten Medikamenten und sinnvollen Notfallgerät-schaften finden Sie in den nachfolgenden Tabellen,nähere Erläuterungen dazu werden Sie in den weiterenFolgen dieser Reihe zum Notfallmanagement erhalten.

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INTERDISZIPLINÄRES NOTFALLMANAGEMENT IN DER ZAHNÄRZTLICHEN PRAXIS

Dr. Sönke Müller, Neckargemünd, über Wissen des ZA und Ausstattung der Praxis im Ernstfall

DENTAL MAGAZIN 4/2006

„Schuster, bleib’ bei deinen Leisten“Ein Zahnarzt kann und braucht sicherlich nicht die Kenntnisse und Fähigkeiteneines Notarztes zu haben. Doch wichtige lebensrettende Schritte sollten Ihnenvertraut sein. Welche Erste-Hilfe-Maßnahmen angewendet werden können undwelche Geräte und Medikamente in Ihrer Zahnarztpraxis vorhanden sein sollten,stellt Dr. Sönke Müller im zweiten Teil seiner Serie für das DENTAL MAGAZIN dar.

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NOTFALLMANAGEMENT IN DER ZAHNÄRZTLICHEN PRAXIS INTERDISZIPLINÄRESDr. Sönke Müller, Neckargemünd, über Wissen des ZA und Ausstattung der Praxis im Ernstfall

*derzeit in Deutschland nur über internationale Apotheken erhältlich

Medikamente zur parenteralen Verabreichung (Beispiele)

Generic name Handelsnamen (Auswahl) Indikation Standarddosierung

Adrenalin (Epinephrin) Suprarenin Amp 1:10001 ml = 1mg

Anaphylaxie; Herz-Kreislauf-StillstandInhalt der Amp. immerauf 10 ml verdünnen!

Anaphylaxie:1-3-5 ml der verdünn-ten Lsg i.v. Herz-Kreislauf-Still-stand:initial 10 ml der ver-dünnten Lsg i.v.

als Alternative:Adrenalin (Epinephrin),Notfallbestecke

Anapen oder Fastject Anaphylaxie, insbes.bek. Insektengiftaller-gie

300 μg i.m.0,2-0,4 ml i.m.

Clemastin oderDimetinden

Tavegil oder Fenistil

Allergische Reaktion 1 Amp. langsam i.v.1 Amp. langsam i.v.

Dexamethason oderMethylprednisolon

Fortecortin 100 mgUrbason solubile forte250mg

Anaphylakt. Schock,schwere allerg. Reaktion,schwerer Asthmaanfall

1 Amp. langsam i.v.

Glucose 40% Glucose 40% Amp Hypoglykämie 20-100ml i.v.

Medikamentenausstattungsempfehlung für die zahnärztliche Praxis

Medikamente zur oralen/inhalativen Verabreichung (Beispiele):

Generic name Handelsnamen (Auswahl) Indikation Standarddosierung

Adrenalin Adrenalin Pumpspray

Infectokrupp InhalPrimatene Mist*

Allergische Reaktion,Bronchospastik

2 Hub zur Inhalation,nach 5min wiederh.

Betamethason Celestamine 0,5 N liquidum

Allergische Reaktion,Asthma bronchiale

1 Fl = 30ml aufschüt-teln und trinken

Clemastin oderDimetinden

Tavegil Sirup oderFenistil Trp/Sirup

Allergische Reaktion 20ml (1,5 Essl).20-40 Trp.

Glukose Traubenzucker Hypoglykämien 4-5 Teelöffel in Wasserauflösen

Nitrogylcerin Spray Nitrolingual Spray Angina pectoris,Hypertonie

2 Hub sublingual

Salbutamol/FenoterolDosier Areosol

Sultanol/Berotec Spray Bronchospastik, Asthmaanfall

2 Hub zur Inhalation

Sauerstoff Sauerstoff Atemnot, Lungen-/Herz-Kreislauf-Erkran-kungen

2-6 l O2/min überNasensonde/ Sauerstoff-brille

Dr. Sönke Müller:Nach seinem Medizinstu-dium und seiner Ausbil-dung zum Internisten,machte Dr. Müller 1990seinen Facharzt für Inne-re Medizin. Seit 1991 istder 48-Jährige sowohlals Internist in Neckarge-münd (bei Heidelberg)niedergelassen sowieauch als Leitender Not-arzt im Rhein-Neckar-Kreis tätig. Als Referentleitet er Seminare undbundesweite Workshopsfür den Bereich Notfall-medizin und bietet auchregelmäßig Notfallsemi-nare für Zahnärzte an.

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INTERDISZIPLINÄRES NOTFALLMANAGEMENT IN DER ZAHNÄRZTLICHEN PRAXIS

Dr. Sönke Müller, Neckargemünd, über Wissen des ZA und Ausstattung der Praxis im Ernstfall

DENTAL MAGAZIN 4/2006

Notfallgerätschaften für den NotfallkofferBezeichnung Bemerkungen

Absaugkatheter z.B. passend auf Ihre Absaugung, um tiefer im Rachen absaugen zukönnen

evtl. manuelleAbsaugpumpe

für alle Bereiche in Ihrer Praxis, zu denen Ihre elektrische Absaugungnicht hinreicht

Beatmungsbeu-tel mit Atem-masken fürErwachsene/Kinder

Standardmasken: Gr. 5 für Erwachsene Gr. 3/4 für Kinder/Jugendliche

alternativWeichkissen-maske

Universalmaske für alle Gesichtsgrößen, sehr einfach zu handhaben

alternativ LifeKey

preiswertes, praktikables, leicht mit sich zu führendes Beatmungs-hilfsmittel

alternativ LarynxtubusLarynxmaskeCombitubus

All diese Beatmungshilfen stellen eine echte Alternative zur In-tubation dar, setzen aber eine Erfahrung bzw. zumindest regelmäßigepraktische Übungserfahrung mit den Gerätschaften voraus. Am prakti-kabelsten für den dann doch trotzdem insgesamt eher Unerfahrenenist der Larynxtubus.

Blutdruck-messgerät

konventionelles Oberarmessgerät, ermöglicht auch bei extremen RR-Werten sichere Messergebnisse

Blutzucker-messgerät

Stand der Technik: selbsterläuterndes Display, minimalste Blutmengen,schnelle und exakte BZ-Bestimmung

Notfallausstattung

Welche Notfallausstattung sollte die Praxis haben?Die effektive Versorgung eines Notfallpatienten

setzt eine gewisse Mindestanforderung an die Aus-rüstung des Zahnarztes voraus. In alphabetischerReihenfolge werden hier einige wichtige Grundele-mente der Ausstattung wiedergegeben.

Buchtipp: S. Müller:„Notfallmanagement in

der Zahnarztpraxis“, Spitta Verlag 2005.

Die Eckpunkte der Bundesärztekammer für

die Reanimation 2006basierend auf den ERC-

Leitlinien für die Wiederbelebung 2005 /

Stand: 24. 3. 2006 finden Sie unter

www.aerzteblatt.de.

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NOTFALLMANAGEMENT IN DER ZAHNÄRZTLICHEN PRAXIS INTERDISZIPLINÄRESDr. Sönke Müller, Neckargemünd, über Wissen des ZA und Ausstattung der Praxis im Ernstfall

Notfallgerätschaften für den NotfallkofferBezeichnung Bemerkungen

Einmal-handschuhe

keine Notfallbehandlung ohne Eigenschutz

Einmalspritzen Einmalkanülen

z.B. 2 x 2ml2 x 5ml2 x 10 mlz.B. 2 x gelb, 2 x grün

Guedel-Tuben Gr. 3-4 für ErwachseneGr. 2 für JugdendlicheGr. 1 für Kinder

Infusionslösung+ Infusions-besteck

z.B. 500 ml Ringer-Lösung oder 500 ml 0,9 % NaCl Lösung

Sauerstoffgerätmit Nasen-sonden/Gesichts-maske

z.B. 1-2 l O2-Flasche 200 oder 300 bar, Druckminderer mit fest einge-stelltem Flow auf 4 l oder 5 l O2/min (besser – aber teurer – flexiblerDruckminderer mit frei regulierbarem Flow 0-15 l),Sauerstoffmaske evtl. mit Reservoir, zumindest mit Nasensonde oderSauerstoffbrille

Schere/Kleider-schere

im Notfall insbes. bei Reanimation zum raschen Freimachen desOberkörpers sehr hilfreich

Stauschlauch falls doch einmal ein venöser Zugang gelegt werden kann

Stethoskop in erster Linie zum Blutdruckmessen

Venenverweil-kanülen (z.BBraunülen,Vygonülen)

z.B.:-1 x blau (Durchflussrate max. 31 ml/min)-1 x rosa (Durchflussrate max. 54 ml/min)-1 x grün (Durchflussrate max. 80 ml/min)

Lesetipp: Den ersten Teil der Not-fall-Serie von Dr. Müllerfinden Sie im DENTALMAGAZIN 3/2006.

Weitere Informationenüber Dr. Müller sowie dieTermine seiner Work-shops für Zahnärzte fin-den Sie unter www.not-fallseminare.de.

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Patienten, die o. g. – oder andere fraglich bedroh-liche – Symptome aufweisen sind auch bei Ihnensicherlich immer wieder vorhanden. Ihre Aufgabeist es dann, die sich ergebenden Fragen rasch zu beantworten: Wie kann ich weitere Erkenntnis-se gewinnen? Welche Maßnahmen können auf keinen Fall schaden? Wann muss ich Alarm schla-gen? Generell gilt: Mit den Basismaßnahmen sind Sie injedem Fall immer auf der sicheren Seite!

Basismaßnahmen – überall, jederzeitund ohne Hilfsmittel durchführbar!

Die Basismaßnahmen beinhalten zum einen dasÜberprüfen der lebenswichtigen Funktionen nachdem „BAPP-Schema“, zum anderen die sich darausableitenden Sofortmaßnahmen, wie die richtigeLagerung des Patienten und die zur Erhaltung derVitalfunktionen erforderlichen lebensrettendenSofortmaßnahmen.

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INTERDISZIPLINÄRES NOTFALLMANAGEMENT IN DER ZAHNÄRZTLICHEN PRAXIS

Dr. Sönke Müller, Neckargemünd, über das grundlegende Vorgehen bei einem Notfall

DENTAL MAGAZIN 5/2006

Mit Basismaßnahmen auf der sicheren SeiteIm Behandlungsstuhl Ihrer zahnärztlichen Praxis sitzt ein blasser, schwitzenderPatient und Sie wissen nicht: Handelt es sich nur um eine vasovagale Synkopeoder um einen Herzinfarkt? Stunden später behandeln Sie einen agitierten Patien-ten mit roter Gesichtsfarbe und wieder rätseln Sie, ob es nur eine eher harmloseStress-Angst-Reaktion ist, oder ob es sich um ein potentiell lebensbedrohlichesallergisches Geschehen handelt? Woran Sie erkennen, ob es sich um einen Notfallhandelt oder nicht und welche wichtigen ersten Maßnahmen erforderlich sind,erläutert Dr. Sönke Müller im dritten Teil seiner Serie für das DENTAL MAGAZIN.

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Basismaßnahmen 1• Überprüfung der Vitalfunktionen:

• Bewusstsein• Atmung• (Puls)• (Pupillen)

Basismaßnahmen 2• Lagerung des Patienten in Abhängigkeit von sei-

nem Zustand: • Durchführung der stabilen Seitenlage bei

Bewusstlosigkeit• Lagerung bei Atemstörungen, Lagerung bei

Herz-Kreislauf-Störungen• Freimachen und Freihalten der Atemwege:

• Überstrecken des Kopfes • Esmarch-Handgriff • Ausräumen von Mund- und Rachenraum

Basismaßnahmen 3• Herz-Lungen-Wiederbelebung (HLW)

• Herzdruckmassage• Beatmung mit und ohne Hilfsmittel

Basismaßnahmen 1: Überprüfung der Vitalfunktionen

Im Grunde genommen reichen bereits zwei Vitalpa-rameter aus, um abzuklären, ob ein Mensch lebens-bedrohlich erkrankt ist oder nicht, nämlich dieBewusstseinslage und das Vorhandensein oder das

Fehlen einer normalen Atmung. Die zwei weiterenVitalparameter Puls und Pupillenreaktion könnenergänzend die Situation abklären, sind aber für den„notfallmedizinischen Laien“ keinesfalls zwingendzu erheben bzw. sollten keinesfalls zu einer Verzö-gerung lebensrettender Sofortmaßnahmen führen.

Bewusstseinslage

Sprechen Sie den Betroffenen zuerst laut an. Rea-giert er nicht, so fassen Sie ihn an Arm oder Schul-ter und rütteln ihn. Erfolgt daraufhin immer nochkeine Reaktion, so sollten Sie einen Schmerzreizz.B. durch Zwicken am Oberarm oder im Bereich desSchlüsselbeines auslösen. Bleiben weiterhin Reak-

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NOTFALLMANAGEMENT IN DER ZAHNÄRZTLICHEN PRAXIS INTERDISZIPLINÄRESDr. Sönke Müller, Neckargemünd, über das grundlegende Vorgehen bei einem Notfall

Nach seinem Medizinstudium und seiner Assis-tentzzeit machte Dr. Müller 1990 die Facharztprü-fung für Innere Medizin. Seit 1991 ist der 48-Jäh-rige sowohl als Internist in Neckargemünd (beiHeidelberg) niedergelassen als auch als LeitenderNotarzt im Rhein-Neckar-Kreis tätig. Als Referentleitet er Seminare und bundesweite Workshops fürden Bereich Notfallmedizin und bietet auch regel-mäßig Notfallseminare für Zahnärzte an.

Dr. Sönke Müller

Buchtipp: S. Müller:„Notfallmanagement inder Zahnarztpraxis“, Spit-ta Verlag 2005.

Überprüfung der Atmung.Fotos: S. Müller

Pulskontrolle an der Halsschlagader. Erweiterte Pupillen sind einfrühes Alarmzeichen. Illustration: Meinardus

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Weitere Informationenüber Dr. Müller sowie die Termine seiner Workshops für Zahnärztefinden Sie unter www.notfallseminare.de.

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tionen aus, so gehen Sie von einer Bewusstlosigkeitaus und überprüfen sofort die Atmung.

Atmung

Überprüfen Sie die Atmung, indem Sie Ihr Ohr mög-lichst nahe über den Mund-Nasen-Bereich desErkrankten bringen und beobachten Sie gleichzeitigden Brustkorb des Betroffenen.• Hören Sie ein Atemgeräusch?• Fühlen Sie Ausatemluft an Ihrer Wange?• Sehen Sie Brustkorbbewegungen?Ja?Dann bringen Sie den Betroffenen in die stabileSeitenlage.Nein?Dann machen Sie umgehend die Atemwege frei!Nach den neuen Richtlinien zur Reanimation (Ilcor2005) ist es indiziert, dass bei Bewusstlosigkeitund fehlender Atmung bei freien Atemwegen sofortmit der Herz-Lungen-Wiederbelebung begonnenwird (d.h. der Puls muss nicht erst gesucht werden,die Pupillen müssen nicht überprüft werden)!

Puls

Die Kontrolle des Pulses lässt einen direkten Rück-schluss auf die Herzfrequenz und den Herzrhythmus

zu. Für den Geübten gibt dies zusätzlich einen indi-rekten Rückschluss auf die Qualität des Blutdrucks. Die im Normalfall durchgeführte Pulskontrolle amHandgelenk ist im Notfall nicht ausreichendzuverlässig, besser ist hier die Pulskontrolle ander Halsschlagader. Tasten Sie sich dazu mit zweiFingerkuppen seitlich vom Kehlkopf langsam nachaußen, bis Sie sicher einen Puls fühlen. FindenSie den Puls nicht, so tasten Sie auch auf deranderen Halsseite. Immer wenn Sie kein sicherpositives Ergebnis haben, müssen Sie von einemHerz-Kreislauf-Stillstand ausgehen und entspre-chend mit einer sofortigen Herz-Lungen-Wiederbe-lebung reagieren.

Pupillen

Normalerweise sind beide Pupillen gleich weit und reagieren auf Lichteinfall mit einer sofortigenVerengung. Finden sich bei einem Erkrankten weit geöffnete, reaktionslose Pupillen, so kanndies als Zeichen höchster Gefahr nämlich als Folgeeines Herz-Kreislaufstillstandes interpretiert wer-den! Die Pupillenerweiterung ist ein sehr frühes Alarmzeichen – bereits nach 30 Sekunden Kreis-laufstillstand sind die Pupillenreaktionen erlo-schen!

Zusammenfassung: BAPP-Schema

Überprüfen Wie? Ergebnis Folgerung Maßnahme

Bewusstsein ansprechen, rütteln,Schmerzreiz

nicht ansprech-bar, bewegungs-los, kein Schutz-reflex

Bewusstlosig-keit

Atmung ja? → stabile Sei-tenlage, ständige Überwa-chung von Atmung und Puls

Atmung Atemgeräuschehören, Ausatemluftfühlen, Brustkorb-bewegungen sehenoder fühlen

keine sicht- undfühlbaren Atem-bewegungen,kein hörbaresAtemgeräusch

Atemstillstand Atemwege freimachen, Kopfüberstrecken. Atmungnein?→ Notruf → Herzdruck-massage beginnen (30 xmassieren) dann Beatmung: 2 x Mund-zu-Nase- oderMund-zu-Mund

Puls Puls am Handgelenkoder Hals tasten

beidseitig keinPuls tastbar

Herz-Kreis-lauf-Stillstand

Herz-Lungen-Wiederbele-bung

Pupillen Augenlider nachoben ziehen, ggf. indie Augen leuchten

Weite Pupillen,keine Verengungauf Lichteinfall

Herz-Kreis-lauf-Stillstand

Herz-Lungen-Wiederbele-bung

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INTERDISZIPLINÄRES NOTFALLMANAGEMENT IN DER ZAHNÄRZTLICHEN PRAXIS

Dr. Sönke Müller, Neckargemünd, über das grundlegende Vorgehen bei einem Notfall

DENTAL MAGAZIN 5/2006

Lesetipp: Im DENTAL MAGAZIN

1/2005, berichtet Prof. Dr. Michael Noack

in seinem Beitrag mitdem Titel „Bekommen

Sie keinen Schock“, S. 114-115, über

anaphylaktische Notfälle.

Den ersten Teil der Not-fall-Serie von Dr. Müller

finden Sie im DENTALMAGAZIN 3/2006, den

zweiten Teil im DENTALMAGAZIN 4/2006 oder im

Internet unter www.dentalmagazin.de.

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Die richtige Lagerung eines Erkrankten bzw. Ver-letzten ist eine wichtige Erstmaßnahme, die ohnegroßen Aufwand und Risiko von jedem Ersthelferdurchgeführt werden kann. Allein dadurch, dassSie den Erkrankten in eine günstigere Körperposi-tion bringen, kann ein lebensbedrohlicherZustand verhindert und einer Verschlimmerungder Erkrankung vorgebeugt werden. Da sich aneiner bewusstlosen Person, die sich in einer sit-zenden Position z. B. auf dem Zahnarztstuhlbefindet, keine ausreichenden Maßnahmen zurSicherung der Vitalfunktionen bzw. zur Wiederbe-lebung durchführen lassen, sollte grundsätzlichversucht werden, den Erkrankten auf dem Bodenabzulegen.

Rautek-Griff

Ein Griff, mit dem sich ein Mensch relativ sicheraus dem Zahnarztstuhl auf den Boden ablegenlässt, ist der Rautek-Rettungsgriff, bei dem Sievom Rücken des Erkrankten her mit beiden Armenunter seinen Achselhöhlen hindurch greifen,

anschließend einen Arm des Erkrankten rechtwink-lig im Ellbogen beugen, und dann den Unterarmvon oben her mit beiden Händen umfassen. ZiehenSie den Erkrankten vom Stuhl, und legen Sie ihnvorsichtig am Boden ab. Bleibt Ihr Patient weiteratemstabil, aber ohne Bewusstsein, so muss er zurSicherung gegen eine Aspiration in die Seitenlagegebracht werden.

Stabile Seitenlage

Knien Sie sich dazu neben den Bewusstlosen undlegen Sie den Arm, der sich auf Ihrer Körperseitebefindet angewinkelt nach oben (Handfläche nachvorne). Den anderen Arm des Bewusstlosen ziehenSie über den Brustkorb und die Hand des Patientenlegen Sie auf dessen Wange. Diese Hand nicht los-lassen (Abb. 1). Das auf der Gegenseite befindlicheBein des Bewusstlosen beugen Sie im Kniegelenkund stellen es dadurch auf (Abb. 2). Fassen Sieden Bewusstlosen am Oberschenkel des angewin-kelten Beines und ziehen Sie ihn zu sich herüber(Abb. 3). Überstrecken Sie den Kopf des Bewusstlo-

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INTERDISZIPLINÄRES NOTFALLMANAGEMENT IN DER ZAHNÄRZTLICHEN PRAXIS

Dr. Sönke Müller, Neckargemünd, über die richtige Lagerung des Patienten im Ernstfall

DENTAL MAGAZIN 1/2007

Lagern, aber wie?Ihr Patient im Zahnarztstuhl ist bewusstlos, zeigt keinerlei Reaktion auf Schmerz-reize, die Atmung ist flach und ungleichmäßig. Der Rettungsdienst ist informiertund müsste in ca. zehn Minuten in Ihrer Praxis sein. Wohin solange mit demPatienten? Es gibt nur eine gute und sichere Lösung: Legen Sie ihn auf den Bodenund bringen Sie ihn umgehend in die stabile Seitenlage! Welche die jeweils güns-tigste Köperposition bei den verschiedenen Notfall-Arten ist, beschreibt Dr. SönkeMüller im vierten Teil seiner Serie für das DENTAL MAGAZIN.

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Weitere Informationenüber Dr. Müller sowie

die Termine seiner Workshops für Zahnärzte

finden Sie unter www.notfallseminare.de.

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sen nochmals (Abb. 4) und überprüfen Sie ob dieAtmung vorhanden ist.

Schocklage

Verletzungen oder Erkrankungen, die zu einemgrößeren Blutverlust oder einem „Versacken“ desBlutes im Körper (z. B. bei der vasovagalen Synko-pe, bei der Anaphylaxie) und somit zu einer Min-derversorgung des Gehirns mit einer sich darausergebenden Bewusstlosigkeit führen, können durcheine „Autotransfusion“ von körpereigenem Blutmit Hilfe der Schocklage verzögert, verringert oderverhindert werden (Abb. 5). Bei allen moderneren

Zahnarztstühlen lässt sich die Schocklage vorpro-grammieren und per Knopfdruck auslösen. Sollteder Betroffene bewusstlos sein, hat natürlich diestabile Seitenlage Vorrang vor der Schocklage.

Flachlage

Jeder bewusstlose Patient, der nicht mit Sicher-heit eine konstante Atmung vorweist, muss unterder Annahme eines drohenden oder bereits vor-handenen Herz-Kreislaufstillstands sofort auf eineharte Unterlage in die flache Rückenlage, am ein-fachsten auf den Fußboden, gebracht werden(Abb. 6).

Bewusstsein Atmung Puls Lagerung Sofortmaßnahmen

Vorhanden Vorhanden, aberAtemnot Vorhanden Oberkörper-Hoch-

lage

Freimachen derAtemwege, Sauer-stoffgabe

Vorhanden VorhandenVorhanden, aberSchocksympto-matik

Schocklage

Gestört Vorhanden Vorhanden Stabile Seitenlage

Gestört Gestört Sicher vorhanden Flache Rückenlage Atemwege freima-chen, Beatmung

Gestört Gestört Gestört Flache RückenlageHerzdruck-massage: Beatmung 30:2

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NOTFALLMANAGEMENT IN DER ZAHNÄRZTLICHEN PRAXIS INTERDISZIPLINÄRESDr. Sönke Müller, Neckargemünd, über die richtige Lagerung des Patienten im Ernstfall

Jeder Mensch, bei demdas Bewusstsein, nichtaber die Atmung gestörtist, muss in die stabileSeitenlage gebracht wer-den.

Abb. 1: Der erste Schritt bei der stabilen Seitenlage ist,dass Sie den Arm des Bewusstlosen, der auf IhrerKörperseite liegt nach oben strecken, mit derHandinnenfläche nach vorne. Weiterhin ziehen Sie dengegenüberliegenden Arm über den Brustkorb hin zurWange des Bewusstlosen und halten die Hand in dieserPosition fest.

Abb. 2: Beim zweiten Schritt winkeln Sie das gegenüber-liegende Bein des Bewusstlosen an und stellen esdadurch auf.

Die ersten drei Teile derNotfall-Serie von Dr. Müller stehen imInternet unter www.dentalmagzin.dezum Herunterladenbereit.

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Nur in dieser Position können Sie die notwendi-gen Maßnahmen wie Beatmung und Herzdruck-massage optimal durchführen. Falls möglich, soll-ten Sie den Platz so wählen, dass Sie um den

Erkrankten genug Raum für Ihre Hilfsmaßnahmenhaben.

Oberkörperhochlage

Jeder nicht bewusstlose Patient, bei dem eineAtemnot oder der Verdacht auf eine Herzerkrankun-gen besteht, sollte mit mehr oder wenig angehobe-nem Oberkörper gelagert werden. Der Patient wirdIhnen signalisieren, welche Höhe für ihn am ange-nehmsten ist (Abb. 7).

Andere Lagerungsarten

Die Art der Lagerung richtet sich grundsätzlichdanach, was Sie bei der Überprüfung der Vitalpara-meter (BAPP-Schema, siehe DENTAL MAGAZIN5/2006, S. 70ff) festgestellt haben. Eine Übersichtgibt die Tabelle.

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Dr. Sönke Müller, Neckargemünd, über die richtige Lagerung des Patienten im Ernstfall

DENTAL MAGAZIN 1/2007

Abb. 3: Als dritte Maßnahme ziehen Sie den Bewusstlosenzu sich herüber, indem Sie ihn an der Schulter und amOberschenkel des angewinkelten Beines festhalten.

Abb. 4: Zum Schluss wird der Kopf überstreckt und dieAtmung überprüft.

Abb. 5: Mit Hilfe der Schocklage gelangt das Blut „aus denFüßen“ wieder in den Körper zurück.

Abb. 6: Patienten, die weder bei Bewusstsein sind, nochregelmäßig atmen, müssen in die flache Rückenlagegebracht werden.

Abb. 7: Bei Atemnot und Verdacht auf Herzerkrankungen,sollte der Patient mit etwas angehobenem Oberkörpergelagert werden.

Nach seinem Medizinstu-dium und seiner Assisten-tenzeit machte Dr. Müller1990 die Facharztprüfung

für Innere Medizin. Seit1991 ist der 48-Jährigesowohl als Internist in

Neckargemünd (bei Hei-delberg) niedergelassen

als auch als LeitenderNotarzt im Rhein-Neckar-

Kreis tätig. Als Referentleitet er Seminare und

bundesweite Workshopsfür den Bereich Notfall-medizin und bietet auch

regelmäßig Notfallsemi-nare für Zahnärzte an.

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Weitere Informationenüber Dr. Müller sowie die

Termine seiner Work-shops für Zahnärzte fin-

den Sie unter www.notfallseminare.de.

Die Herzdruckmassage wird – insbesondere seit denÄnderungen der Reanimationsrichtlinien Ende 2005– als die entscheidende Basismaßnahme beimHerz-Kreislauf-Stillstand angesehen. Vor allem inder Frühphase der Reanimation (und noch vor jederBeatmung) kann sie die Sauerstoffversorgung desGehirnes durch die Verteilung des Restsauerstoffesaus dem anfangs noch gut sauerstoffgesättigtenBlut wieder herstellen. Ein Absterben der Gehirn-zellen durch Sauerstoffmangel kann somit um meh-rere Minuten und wenn eine effektive Beatmungdann noch hinzukommt – für einen sehr viel länge-ren Zeitraum – verzögert werden. Die Herzdruck-massage ist deshalb die erste und wichtigsteReanimationsmaßnahme und sollte ohne Zeitverzugbei jedem bewusstlosen und nicht atmendenPatienten zur Anwendung kommen. Sie ist eineAufgabe, die in der Praxis von jedem Praxismitar-beiter geübt und beherrscht werden sollte.Mit den Maßnahmen zur Wiederbelebung – vorallem mit der Herzdruckmassage – wird sofortbegonnen, wenn ein Mensch bewusstlos ist und dieAtmung gar nicht mehr oder nur als „Schnappat-mung“ vorhanden ist.

Das Überprüfen des Kreislaufs (Karotispuls tasten)ist nicht obligat, dem Laien wird davon sogarabgeraten.

Tipps für die Beatmung:

Ziel einer jeden Beatmung ist die optimale Oxyge-nierung des Notfallpatienten, spätestens dann,wenn die körpereigenen Sauerstoffreserven mit Hil-fe der Herzdruckmassage verteilt und verbrauchtsind. Die Beatmung ist ohne oder mit Hilfsmittelnmöglich.

� ohne Hilfsmittel:• Mund-zu-Mund• Mund-zu-Nase

� mit Hilfsmitteln:• z. B. Life-Key Weichkissenmaske• Beatmungsbeutel mit Maske.

Als einfachste Form der Beatmung, die ohne jedesHilfsmittel und in jeder Situation durchführbar ist,bietet sich die Atemspende in Form der Mund-zu-Nase-Beatmung an.

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Dr. Sönke Müller, Neckargemünd, über Reanimationsmaßnahmen des Zahnarztes im Ernstfall

DENTAL MAGAZIN 2/2007

Wiederbelebung – nichtsleichter als das!Ihr Patient im Zahnarztstuhl ist bewusstlos, die Atmung hat ausgesetzt, die Atemwe-ge sind frei. Dann runter mit ihm auf den Boden, flach auf den Rücken gelegt, Notrufveranlasst und los geht’s ohne lange zu zögern: 30-mal Herzdruckmassage undzwei Beatmungen im Wechsel halten Sie auf Trab und den Patienten höchstwahr-scheinlich am Leben. Die wichtigsten Basismaßnahmen zur Wiederbelebungbeschreibt Dr. Sönke Müller im fünften Teil seiner Serie für das DENTAL MAGAZIN.

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Mund-zu-Nase-Beatmung

Bringen Sie den Bewusstlosen in die flacheRückenlage. Knien Sie sich seitlich neben denKopf, öffnen Sie den Mund und sehen Sie nach, obsich Fremdkörper im Mund-Rachen-Raum befinden.Falls ja, entfernen Sie diese. Überstrecken Sie denKopf. Halten Sie dabei durch den Druck Ihrer Handauf den Bereich zwischen Unterlippe und Kinnspit-ze den Mund des Bewusstlosen geschlossen. AtmenSie normal ein und setzen Sie Ihren geöffnetenMund über die Nasenöffnungen des Bewusstlosenso auf, dass Ihre Lippen rund um die Nase festabschließen. Blasen Sie Ihre Ausatemluft zügig inca. einer Sekunde in die Nase des Patienten. Holen Sie seitlich Luft, beobachten Sie dabei gleich-zeitig, ob Thoraxexkursionen sichtbar sind, und obAusatemluft aus der Nase des Patienten entweicht.Wiederholen Sie die Atemspende ein zweites Malund führen Sie dann entweder die Herzdruckmassage

fort oder – wenn der Puls eindeutig vorhanden seinsollte – beatmen sie mit einer Atemfrequenz von ca.zehn bis 14-mal pro Minute.

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NOTFALLMANAGEMENT IN DER ZAHNÄRZTLICHEN PRAXIS INTERDISZIPLINÄRESDr. Sönke Müller, Neckargemünd, über Reanimationsmaßnahmen des Zahnarztes im Ernstfall

Die ersten vier Teile derNotfall-Serie von Dr. Müller stehen imInternet unter www.dentalmagzin.de(Redaktionsbeiträge) zumHerunterladen bereit.

Nach seinem Medizinstudium und seiner Assisten-tenzeit machte Dr. Müller 1990 die Facharztprü-fung für Innere Medizin. Seit 1991 ist der 48-Jährige sowohl als Internist in Neckargemünd(bei Heidelberg) niedergelassen als auch als Lei-tender Notarzt im Rhein-Neckar-Kreis tätig. AlsReferent leitet er Seminare und bundesweiteWorkshops für den Bereich Notfallmedizin undbietet auch regelmäßig Notfallseminare für Zahn-ärzte an.

Dr. Sönke Müller

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Dr. Sönke Müller, Neckargemünd, über Reanimationsmaßnahmen des Zahnarztes im Ernstfall

DENTAL MAGAZIN 2/2007

INFORMATIONMit den Maßnahmen zur

Wiederbelebung – vorallem mit der Herzdruck-

massage – wird sofortbegonnen, wenn ein

Mensch bewusstlos istund die Atmung gar nicht

mehr oder nur als„Schnappatmung“ vor-

handen ist.Das Überprüfen des

Kreislaufs (Karotispulstasten) ist nicht obligat,

dem Laien wird davonsogar abgeraten.

Basismaßnahmen zur Wiederbelebung

Patienten lagern

Patient flach auf harten Untergrund legen, Kleidungüber dem Brustkorb öffnen, neben den Patientenknien, Notruf abgesetzt?

Druckpunkt aufsuchen

Handballen übereinander auf die Mitte des Brustkor-bes legen. Ellbogen durchgestreckt halten, senkrechtüber den Druckpunkt beugen, so viel Druck ausüben,dass das Sternum 4-5 cm eingedrückt wird.

30 Thoraxkompressionen

Herzdruckmassage mit einer Frequenz von 100/Min(d.h. ca. zwei Massagen/Sekunde) beginnen. Ggf.ohne Unterbrechung fortführen, bis Hilfsmittel zurBeatmung (Beatmungsbeutel etc.) am Patienten sind.Falls kein Hilfsmittel vorhanden: Möglichst nach 30 Herzdruckmassagen Mund-zu-Nase- oder Mund-zu-Mundbeatmung durchführen.

Zwei Beatmungen

Kopf überstrecken, jeweils gleichmäßig etwa eineSekunde lang in die Nase/den Mund blasen und beob-achten, wie sich der Brustkorb hebt.

Fortführung der Herzmassage und Beatmung

Herzmassage: Beatmung im Verhältnis von 30 : 2konsequente Durchführung, bis der Rettungsdiensteintrifft.

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Angesichts von bundesweiten durchschnittlichenHilfsfristen von ca. acht Minuten bis zum Eintref-fen eines Rettungswagens lässt sich die Mehrzahlaller Notfälle für den Zahnarzt mit allgemeinenNotfallmaßnahmen oder alternativ – d. h. beispiels-weise mit oral oder inhalativ – applizierten Medi-kamenten zumindest soweit „über die Zeit retten“,bis Profiretter die Verantwortung übernehmen. Kommt es zum „maximalen Notfall“ mit einemHerz-Kreislaufstillstand, so stehen hier eindeutigdie lebensrettenden Basis-Reanimationsmaßnah-men vor allen venösen Venenwegen im Vorder-grund!Aus forensischen Gründen und natürlich für den imVenenweg routinierten Zahnarzt sollte der Notfall-koffer in jedem Fall die notwendigsten Utensilienfür einen Venenweg enthalten:• Stauschlauch oder RR-Manschette • Plastikverweilkanülen (Braunülen, Vygonülen)

und/oder Flügelinfusionsbestecke (Butterfly)• Infusionsbesteck • Infusion (z. B. 500ml Ringer- oder Kochsalz-

Lösung )• Fixierungsmaterial (z. B. Braunülenpflaster, Leu-

koplast/-silk).

Plastikverweilkanülen stehen in unterschiedli-chen, farbkodierten Längen und Lumina zur Ver-fügung:Die Plastikverweilkanülen bestehen aus einer inne-ren Metallkanüle und einer äußeren Plastikkanüle.Der innere Metallteil dient nur zur Punktion, deräußere zum Verweilen in der Vene. Nahezu allePlastikverweilkanülen besitzen einen seitlichenAdapter, über den sich Medikamente mit Hilfe jedernormalen Spritze hinzuspritzen lassen.

TechnikDer periphere venöse Zugang erfolgt am einfachs-ten über die Punktion einer Armvene, dabei stehendie Venen der Ellenbeuge sowie die Venen des Vor-derarms und des Handrückens zur Verfügung.

Durchführung• Stauung am Oberarm mit Blutdruckmanschette

oder Stauschlauch• Punktionsstelle desinfizieren• Nach rascher Durchstechung der Haut zunächst

nur die Spitze der Metallkanüle in die Vene ein-

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Weitere Informationen

über Dr. Müller sowie die

Termine seiner Work-

shops für Zahnärzte fin-

den Sie unter www.

notfallseminare.de.

Der Weg in die VeneDr. Sönke Müller

Ein venöser Zugang wäre in einigen Notfallsituationen sicherlich sehr hilfreich. DieRealität zeigt jedoch, dass der „normale“ Zahnarzt aufgrund seiner fehlendenAnwendungs- und Erfahrungsmöglichkeiten eher ungeübt im Legen eines venösenZugangs ist.

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führen (bei erfolgreicher Punktion muss Blut imKanülenkopf sichtbar werden) und die Kanüledann nur so weit vorschieben, dass auch derPlastikanteil sicher in der Vene liegt.

• Dann die Metallkanüle unter gleichzeitigem Vor-schieben der Plastikhülse zurückziehen; eine Per-foration der Vene durch die Plastikkanüle istpraktisch nicht möglich.

• Sichere Lage der Venenverweilkanüle überprüfen(Herauslaufen von Blut) und diese fixieren!

• Infusion anschließen, Stauung öffnen.

DENTAL MAGAZIN 4/2007

Die ersten fünf Teile der

Notfall-Serie von

Dr. Müller stehen im

Internet unter www.

dentalmagzin.de

(Redaktionsbeiträge) zum

Herunterladen bereit.

INFORMATION

Lebensrettende Sofort-

maßnahmen (z.B. die

Herz-Lungen-Wiederbe-

lebung nach dem BLS-

Schema) dürfen auf kei-

nen Fall zugunsten eines

venösen Zugangs unter-

brochen/vernachlässigt

werden!

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Dr. Sönke Müller

Abb. 1: Desinfektion der Punktionsstelle. Fotos: Müller

Abb. 2: Nur die Spitze der Metallkanüle wird in die Vene

eingeführt.

Abb. 3: Die Metallkanüle unter gleichzeitigem Vorschieben

der Plastikhülse zurückziehen.

Abb. 4: Überprüfen (Blut muss in die Kanüle herauslaufen)

der sicheren Lage der Kanüle in der Vene.

Abb. 5: Fixierung der Kanüle.

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