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stephan-pauli
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Unglaublich haarsträubende Abenteuergeschichten für Schreihälse, Nasebohrer, Dreckspatzen, Nicht-Stillsitzenkönner, Essen-Manscher, Wand-Beschmierer, Popel-Schnipser, Stuhl-Kippler und Zahnlücken-Pfeifer — und alle anderen. Auch für Mädchen. Elternfreie Zone und Ferienbeginn — eine Party ist einfach nötig, finden die Obermilchpiraten Matz und Bruno. Doch aus der Feier wird ein Feuerwerk der Missgeschicke und schon bald sieht es bei Bruno aus, als hätte der Rumpelkönig von Polter Eiländ höchstpersönlich sein Unwesen getrieben. Mitten im größten Chaos kündigt sich auch noch Oma Hertha an, um nach dem Rechten zu sehen. Können die Milchpiraten sich aus diesem Schlamassel retten?
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Aus dem Tagebuch Milchpiraten-Logbuch von Matz:
Montag, 18. Juli, erster R ICHTIGER FerientagWir sind nich so richtich oft einer Meinung, aber Bruno hatte heut Morgn ’ne coole Idee. Er meinte, wir solltn den ersten Ferientag feiern. Mit ’ner Party. Wir sind also los und haben allen Milch-piraten Bescheid gesagt: Tetje, Schlaubi, Hansi, den Zwillingen Jona und Jano, Birk mit der dicken Brille und Lewin mit den roten Haaren – der seine kleine Schwester im Schlepptau hatte: Swanni … Das geht normalerweise natürlich überhaupt nich. Mädchen bei ’ner Milchpiraten-Party, oder was? Aber es war nu mal so.Sogar den kleinen Bubi haben wir eingeladen, ob-wohl der immer voll anstrengend und eigentlich gar kein richtiger Milchpirat is. Aber er hat verspro-
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„Eima Mlchpra, imma Mlchpra! Aaar mi rei A!“
Ein Brötchen in Tetjes Mund machte es unmöglich,
die Parole zu verstehen. Bruno ließ ihn dennoch rein.
Nicht zuletzt, weil Tetje einen riesigen Beutel voller
Lebensmittel dabeihatte und man sich ihm einfach
nicht in den Weg stellte, wenn man seine Zähne be
halten wollte.
Bis Tetje an der Feuerstelle in der Mitte des
Gartens ankam, hatte er zwei weitere Brötchen ver
drückt. Er nickte kauend Matz zu, der gerade dabei
war, Zeitungen zu zerknüllen, um damit ein echtes
PartyFeuer zu entfachen, und setzte sich schnaufend
auf den Liegestuhl von Brunos Papa. Der knarzte be
drohlich, hielt sich aber wacker.
„Hunger!“, sagte Tetje, wühlte in seinem Beutel
und schnaufte noch mal. Diesmal wie einer von den
zwei alten KutschenGäulen, die auf der Weide am
Leuchtturm von Opa Fips grasen.
Sagen wir mal so: Die Milchpiraten waren sich
absolut darüber im Klaren, dass sie alleine kein
Feuer machen durften, aber die Situation war ein
fach zu verlockend: elternfreie Zone bei Bruno und
Ferienbeginn. Eine Party war einfach nötig, und dazu
chen Erwin, den Materkater, mitzubringen und Würste zum Grillen, deshalb durfte er dann doch kommen. Ich hatte irgendwie von Anfang an kein gutes Gefühl, und wenn Bruno schon seine In-die-Zukunft-Glotz-Brille erfunden hätte, wäre uns die-ser übelste Schlamassel mit Bubi, der dann passiert is, mit Sicherheit nich passiert. Aber leider hatta sie noch nich erfunden gehabt. Also issa dann doch passiert, der Schlamassel.
Grad is mir eingefallen, dass ich als kleiner Piepel immer gedacht hab, Weintrauben sind nur rasierte Stachelbeeren. Krass.
„Parole?“ Bruno stand am Gartentor, machte Karate
Bewegungen und plusterte sich auf, damit er so aus
sah wie der Muskeltyp aus „Bäng, Bäng, Bummeräng“,
seinem aktuellen Lieblingsfilm. Trotzdem überragte
ihn Tetje um anderthalb Köpfe und war locker dop
pelt so breit.
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gehörte nun mal ein Feuer, an dem man Würstchen
grillte. Selbst der sonst so vernünftige Matz wurde
von Bruno mit dem Argument überzeugt, dass er bei
ihm in der Bude schlafen durfte, weil seine Eltern
und die beiden Schwestern erst Dienstagabend zu
rückkommen würden. Das hatte gezogen.
Die Bude war so ungefähr die coolste Hütte, die man
sich vorstellen konnte. Ein ehemaliger Wohnwagen,
der auf Stelzen mitten in Familie Fuchsens Garten
steht und über eine Strickleiter und eine Falltür und
einen Ausguck verfügt. Und die Fenster sind echte
Bullaugen. Also runde Fenster, die es sonst nur in
UBooten oder so großen Segelschiffen gibt. Das Teil
stand hier schon, als Brunos Eltern das Grundstück
mit Haus und Schuppen drauf vor ungefähr zehn
Jahren gekauft haben.
In den kühnsten Träumen der beiden Freunde
und Obermilchpiraten Matz Peters und Bruno Fuchs
würde die Bude eines Tages ihr Hauptquartier wer
den. Dem stand nur noch eine einzige Sache im Weg.
Eine Auflage von Frau Fuchs, Brunos Mama: Bruno
brauchte mindestens eine Drei in Mathe – und die
schien momentan so unerreichbar wie Polter Eiländ.
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„Parole?“ Bruno versuchte einen gewagten Karate
Ausfallschritt, verfing sich mit den Füßen in sei
ner Hose und fiel um. Er knallte mit dem Kopf ge
gen das Gartentor und blieb liegen. Schlaubi sagte
trotzdem brav die Parole – „Einmal Milchpirat, im
mer Milchpirat! Aaargh mit drei A!“ – und wartete,
bis Bruno ihn mit schmerzverzerrtem Gesicht durch
winkte.
Schlaubi hustete, kramte einen AsthmaInhalator
aus der Jacke und nahm einen Zug. „Willst du auch?“,
fragte er Bruno, aber der grummelte nur und kam
ächzend wieder auf die Beine. Dabei rieb er sich
die Stirn und fluchte so, dass ich es hier wirklich
nicht aufschreiben möchte. Schlaubi begab sich zur
Feuerstelle und legte ein paar Möhren und Kartoffeln
sowie eine Packung Feldsalat auf den Gartentisch.
„Blätter? Du bringst Blätter mit zum Grillen?“
Tetje klang, als wenn er gerade erfahren hätte, dass
er zu einem Vortanzen auf dem Schulhof vor allen
Kindern und Lehrern musste, und schüttelte ange
widert den Kopf.
„Wir hatten sonst nur Sellerie und Knob lauch
zehen“, sagte Schlaubi kläglich und nahm zur
Sicherheit noch ein paar Inhalatorschübe. Matz klopf
te Schlaubi auf die Schulter.
„Na dann sind Möhren, Kartoffeln und Blätter
doch super!“ Er nickte Tetje zu. Es war ein typi
sches MatzNicken, mit grimmig gerunzelten
Augenbrauen und einem stechenden Blick. Ein
Nicken, das ohne Worte zum Beispiel sagte: Jetz
is aber gut! Tetje grunzte irgendwas, das wie
„Vonmirkriegtajedenfallsnixleckeresab“ klang, griff in
seinen Beutel und fischte eine Tafel NussSchokolade
hervor, die so dick wie ein Telefonbuch war. Na ja, zu
mindest so dick wie das Telefonbuch von Ping und
Pong.
„Parole?“ Bruno rieb sich immer noch die Stirn,
auf der ein deutliches Horn wuchs, ließ sich aber von
nichts und niemandem davon abhalten, seiner Pflicht
als PartyEinlasser nachzukommen. Er versuchte
den coolen grimmigen Blick von Matz nachzumachen,
scheiterte aber kläglich, weil er dabei immer seltsam
die Lippen spitzte.
Hansi, der vor dem Gartentor stand, registrier
te den Kussmund gar nicht. Er starrte fasziniert auf
Brunos Horn. „Wasn?“ Bruno versuchte nun selbst
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auf sein Horn zu gucken, es gelang ihm aber nicht,
egal, wie sehr er die Augen nach oben verdrehte. Es
war mittlerweile ein walnussgroßes Buckelchen, das
bereits ein bisschen zu puckern begann.
Hansi glotzte weiter. Also fragte Bruno lauter:
„Parole?“ Hansi zuckte und hörte auf zu glotzen. „Ähm,
haben wir schon eine neue, oder isses die alte Parole?“
„Welche alte Parole?“, fragte Bruno genervt und
hielt die Hand übers Horn, um es vor Hansis Blicken
zu schützen. Pucker, pucker.
„Weiß nich“, brabbelte Hansi und sagte dann mal
wieder nichts. Das war Bruno zu blöd und er ließ Hansi
rein. Der ging aber erst, nachdem er Bruno gefragt
hatte, ob er noch mal auf sein Horn schauen durfte.
Bruno machte gefährliche KarateBewegungen und
Hansi rannte zur Feuerstelle, wo die anderen saßen.
Man legte sich besser nicht mit Bruno an, wenn er
seine Laune hatte. Wirklich nicht. Vor allem nicht mit
Horn.
Am Feuer angekommen, sagte Hansi: „Hm … Mist,
hab ich doch glatt vergessen, was zu essen mitzubrin
gen!“, und schaute sich um, als ob er die anderen bis
her gar nicht bemerkt hätte. Er lächelte schief ins
Irgendwo. Tetje legte die Hand auf seinen Fressbeutel,
schüttelte den Kopf und verdrückte den letzten
Happen der telefonbuchdicken Schokolade.
Schlaubi sagte: „Du kannst von mir was abhaben!“
Der Satz kam fast in einem Rutsch, dann allerdings
löste Rauch vom Feuer einen besorgniserregenden
Hustenanfall aus.
Hansi aber hatte gerade einen superinteressanten
dicken Käfer mit blauem Panzer entdeckt und schon
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gar nicht mehr richtig zugehört, weil er ihn unbe
dingt beim Krabbeln beobachten musste. So bekam
der Käfer die Aufmerksamkeit, die sich der hustende
Schlaubi gewünscht hätte. Pech.
Gegen 15 Uhr brannte ein ordentliches Feuer, und die
Zwillinge Jona und Jano, Birk mit der dicken Brille
und Lewin mit den roten Haaren waren gekommen.
Lewin hatte bedrückt verkündet, dass er Swanni, sei
ne kleine Schwester, dabeihat, wegen seiner Mutter
und so, und Bruno wollte sie erst gar nicht reinlas
sen. Aber Swanni schubste ihn einfach beiseite, lief
in den Garten und nahm sich ein Brötchen aus Tetjes
Fressbeutel. Dann kaute sie und schaute aus kugel
runden Augen in die Runde. Ihre Haare waren noch
roter als Lewins.
„Was hast du da?“, fragte sie Bruno und zeig
te auf sein Horn. Bruno knurrte nur und drohte ihr
mit KarateKicks. Swanni kaute und guckte. Sie war
sechs und nicht von schlechten Eltern. Genau wie ihr
Bruder Lewin.
Auf dem Gartentisch stapelten sich leckere und
nicht so leckere Dinge zum Essen und zum Trinken,
und das Horn auf Brunos Stirn war ungefähr so groß
wie ein Tischtennisball und so rot wie eine fast reife
Tomate aus dem Gewächshaus von Bauer Brüll. Aus
dem Pucker, Pucker war ein tiefes, dumpfes POCK!
geworden.
Es war bisher eher ein gemütliches Bei sammen
sein als eine wilde MilchpiratenParty. Nicht mal ein
einziges kaputtes Glas. Und noch niemand mit aufge
klopptem Knie. Von Brunos Horn mal abgesehen, na
türlich …