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MAX-PLANCK-GESELLSCHAFT STADTRUNDGANG DURCH DAS WISSENSCHAFTSQUARTIER BERLIN-DAHLEM

„deutschen Oxford“ - mpiwg-berlin.mpg.de · Dahlem – Ein freies Feld für die Forschung Die königliche Domäne Dahlem wurde ab 1900 nicht nur zu einem Villenvorort, sondern

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STADTRUNDGANG DURCH DAS

WISSENSCHAFTSqUARTIER BERLIN -DAHLEM

Wissenschaft im

Oxford“„deutschen

Dahlem – E in f re ies Feld für d ie ForschungDie königliche Domäne Dahlem wurde ab 1900 nicht nur zu einem Villenvorort, sondern auch zu einem Wissenschaftsquar-tier ausgebaut. Ein „deutsches Oxford“ sollte auf den Feldern am Rand der rasant wachsenden Großstadt Berlin entstehen. Wegweisend war die Ansiedelung von Instituten der jungen Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft: die erste deutsche Organisation für Grundlagenforschung und Vorläuferin der Max-Planck-Ge-sellschaft. Diese Gebäude waren für ihre Zeit einzigartig, denn sie beherbergten modernste Labortechnik und zogen schon bald bedeutende Forscher aus dem In- und Ausland an. Nicht wenige Nobelpreisträger lebten und arbeiteten in Dahlem.

Auch heute geht diese große Forschungstradition weiter, 1948 wurde die Freie Universität gegründet. Sie übernahm viele der älteren Forschungsbauten. Andere betrieb die Max-Planck-Ge-sellschaft weiter und ergänzte sie um moderne Gebäude.

Der Rundgang führt zu Meilensteinen der Wissenschaftsge-schichte und zeigt, wie sich das Bauen und wissenschaftliche Arbeitsweisen verändert haben.

Berlin-Dahlem mit den Institutsbauten der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft, um 1930

Vernetzt und im Gespräch: Wissenschaft is t Kommunikat ionWissenschaft bedarf der Kommunikation. In Seminaren, Vor-trägen oder im kollegialen Austausch entwickeln sich The-sen, werden bestätigt oder verworfen. Dahlem bietet dieser Kommunikation unterschiedliche Räume - vom Hörsaalgebäu-de Henry-Ford-Bau bis zur studentischen Cafeteria. Das 1929 als akademisches Clubhaus der Kaiser-Wilhelm-Ge-sellschaft erbaute Harnack-Haus zeigt heute als Tagungs- und Gästehaus der Max-Planck-Gesellschaft, dass das persönliche Gespräch trotz virtueller Vernetzung im Internet immer noch unverzichtbar ist.

Kluge Köpfe aus Dahlem: NobelpreisträgerDer Biochemiker Otto Heinrich Warburg ließ 1930 ein Instituts-gebäude errichten, das einem märkischen Herrensitz gleicht, und setzte damit nicht nur seiner wegweisenden Forschung im Bereich der Zellchemie ein Denkmal, sondern auch sich selbst und seiner Vorliebe für den feudalen Lebensstil. Ernst Ruska entwickelte schon 1931 ein Elektronenmikroskop und schenkte damit den Naturwissenschaftlern ein neues Arbeitsinstrument. Das Gebäude, in dem er ab 1974 seine Experimente durch-führte, dokumentiert diese bedeutende Erfindung und ist ein Beispiel für neues Bauen für die Wissenschaft. Beide Forscher wurden mit dem Nobelpreis ausgezeichnet, der auch an an-dere Dahlemer kluge Köpfe ging – zuletzt 2007 an Gerhard Ertl vom Fritz-Haber-Institut der Max-Planck-Gesellschaft.

Beginn der modernen BioforschungDer Blick auf die Bauten der ehemaligen Kaiser-Wilhelm-Ins-titute für Biologie, Biochemie und Zellphysiologie zeigt, dass sich die Biologie seit der Wende zum 20. Jahrhundert zu einer Laborwissenschaft entwickelte mit dem Ziel, die kleinsten, molekularen Strukturen und Vorgänge in der Zelle zu untersu-chen und die Gesetze der Vererbung zu entschlüsseln – ein Forschungsfeld, das nach 1900 noch ganz neu war und heute ein Fundament der Bioforschung bildet.

�Die Physikerin Lise Meit-ner im Labor des KWI für Chemie, 1931

Dem Atom auf der Spur : Physik und Chemie

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�KWI für Physik, Kaskadengenerator im „Turm der Blitze“, 1939

Der Chemiker Otto Hahn und die Physikerin Lise Meitner erforsch-ten seit 1912 in Dahlem das Verhalten radioaktiver Stoffe, was 1938 zur Entdeckung der Kernspaltung führte. Ihr Arbeitsbereich ist nur ein Beispiel für die Bedeutung und die Folgen der Beschäf-tigung mit dem Atom und dem Verhalten seiner kleinsten Teilchen, mit dem die Physiker seit der Jahrhundertwende ein ganz neues Arbeitsfeld betraten. Max Planck hatte mit der Formulierung der quantentheorie von 1900 entscheidenden Anteil daran. Das Kaiser-Wilhelm-Institut für Physik forschte ab 1937 in die-sem Bereich. Mit dem „Turm der Blitze“, der Hochspannungsver- suchen diente, besitzt Dahlem ein wenig bekanntes wissenschafts- historisches Denkmal, in dem heute Bestände des Archivs der Max-Planck-Gesellschaft lagern.

Sport l ich, bürger l ich, leger : Wohnen und Leben in DahlemDie Villa Fritz Habers von 1912 auf dem Gelände des nach ihm benannten Max-Planck-Instituts ist nur ein Beispiel für das enge Miteinander von Privatleben und Beruf, von Wohnen und Arbeiten der Wissenschaftler in Dahlem. Wer heute nach Dahlem kommt, um zu forschen, zieht oft in Gästeappartements, aus denen er schnell in die Bibliothek oder das Labor des Instituts gelangt. Das Wissenschaftsquartier Dahlem bot von Anfang an auch Freiräume zur Erholung. Heute schätzen die Studierenden der Freien Univer-sität den grünen Campus. Der Tennisplatz neben dem Henry-Ford-Bau wurde jedoch schon in den 1930er Jahren für das Gästehaus der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft angelegt – genauso wie ein in-zwischen verschwundenes Schwimmbad.

Immer kr i t isch: Forschung über Geist , Kunst und Kul turAuch die Geisteswissenschaften haben in Dahlem ihren Platz. Schon 1904 errichteten die Staatlichen Museen ein Depot und bauten nach dem Zweiten Weltkrieg hier einen wichtigen Standort im Westteil der Stadt auf. Seit 1948 entwickelte sich die Freie Uni-versität. Der Gebäudekomplex an der Habelschwerdter Allee für die geisteswissenschaftlichen Fakultäten („Rost- und Silberlaube“) folgt Ideen Le Corbusiers. Er ist nicht nur ein architektonisches Highlight, sondern auch Zeugnis der Bildungsreformen der 1960er und 70er Jahre. Mit dem Neubau der Bibliothek von Norman Fos-ter „The Brain“ kam 2007 ein neues, markantes architektonisches Wahrzeichen hinzu.

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��KWI für physikalische Chemie und Elektro-chemie, 1930er Jahre

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�KWI für Chemie, um 1913 (heute Otto-Hahn-Bau)

1940 1960

Verantwortung der ForschungDahlem erinnert nicht nur an die Glanzleistungen der Wissenschaft, sondern auch an ihre Schattenseiten. Fritz Haber schuf dort mit der Ammoniaksynthese nicht nur die Grundlage für die Produktion künstlichen Stickstoffdüngers, sondern auch für die Giftgaswaffen des Ersten Weltkriegs. Im Nationalsozialismus kooperierten For-scher des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Anthropologie, menschliche Erblehre und Eugenik mit dem Regime. Mit der Aufarbeitung die-ser Geschichte in einem Forschungsprojekt (1999 - 2005) hat die Max-Planck-Gesellschaft Verantwortung für dieses Thema über-nommen: Moderne Forschung in der Demokratie behält auch die ethischen Grenzen im Blick.

1 Harnack-Haus, Tagungsstätte der Max-Planck-Gesellschaft, 1929 eröffnet als Gästehaus der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft

2 Otto-Suhr-Institut für Politikwissenschaft der Freien Universität, 1927 eröffnet als Kaiser-Wilhelm-Institut für Anthropologie, menschliche Erblehre und Eugenik

3 Archiv der Max-Planck-Gesellschaft, 1930 eröffnet als Kaiser-Wilhelm-Institut für Zellphysiologie

4 Archiv der Freien Universität, 1938 eröffnet als Kaiser-Wilhelm-Institut für Physik

5 Henry-Ford-Bau, Hörsaal- und Bibliotheksgebäude der Freien Universität (1954)

6 Campus der Freien Universität,1938 wurde hier das Schwimmbad der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft eingerichtet

7 Teil der Juristischen Fakultät der Freien Universität, 1915 eröffnet als Kaiser-Wilhelm-Institut für Biologie

Stat ionen des Rundgangs

Dahlem-Dorf

Thiel-platz

Königin-Luise-Straße

Thielallee

Saargemünder Str

Brümmer

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Ihne

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Leichhardtstr Breisacher Str

Garystr.

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8 Campus des Fritz-Haber-Instituts der Max-Planck- Gesellschaft, 1912 eröffnet als Kaiser-Wilhelm-Institut für physikalische Chemie und Elektrochemie

9 Otto-Hahn-Bau der Freien Universität, 1912 eröffnet als Kaiser-Wilhelm-Institut für Chemie

10 Institut für Arbeitsmedizin der Charité, 1913 eröffnet als Kaiser-Wilhelm-Institut für Experimentelle Therapie (später Biochemie)

11 „Rost- und Silberlaube“ Geisteswissenschaftliche Fachbereiche der Freien Universität

12 Staatliche Museen zu Berlin, Ethnologisches Museum und Museum für Asiatische Kunst

13 Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte (2006)

14 Max-Planck-Institut für Molekulare Genetik (1970)

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�Otto Heinrich Warburg in seinem Labor im Max-Planck-Institut für Zellphysiologie, 1950er Jahre

��KWI für Biologie mit Gewächshäusern, 1930er Jahre

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Mehr zum Thema Wissenschaft, Architektur und Geschichte in Dahlem erfahren Sie bei unserem Rundgang.

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Termine Gruppen Termine für Gruppenführungen vereinbaren Sie bitte bei:

Herden Studienreisen Berlin GmbHTelefon: +49 30 - 283 923 51E-Mail: [email protected]

Sprachen Deutsch, EnglischKosten Schulklassen und Gruppen von Studierenden: 120 € + MwSt. (120 min.) Sonstige Gruppen: 130 € + MwSt. (120 min.)Gruppengröße 10 bis 25 PersonenTreffpunkt Harnack-Haus (Haupteingang), Ihnestr. 16, Berlin-Dahlem

Dauer und Kosten für Gruppenführungen inklusive Bus­transfer erfragen Sie bitte ebenfalls bei Herden Studienreisen Berlin GmbH.

Termine Einzelbesucher Termine ohne Voranmeldung: April bis Oktober 2011 jeden ersten Sonntag im Monat für Einzelbesucher um 11 Uhr. Zusätzlich am 28.5.2011 zur Langen Nacht der Wissenschaften.

Dauer 2 Stunden Sprache DeutschTreffpunkt Harnack-Haus (Haupteingang), Ihnestr. 16, Berlin-DahlemKosten 5 €, 3 € ermäßigt (Schüler / innen, Studierende,

Erwerbslose)