Adonismus 1.3 Franz Saettler Translation

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Fraternitas Sarurni

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Adonismus Band II

AdonismeOu lenseignement primordial

Adonistischer Verlag

E.Bartels, Berlin Weissensee, Generalstr. 5-39

Adonismeoder die uralte Geheimlehre wie sie uns von den Chaldern, Phniziern, Persern, gyptern und Griechen berliefert, noch heutigentags im Orient bei den Nasairiern oder Lichtauslschern, den Jezdi-Kurden oder Teufelsanbetern u. a. erhalten ist und durch einen eigenen Orden, den Nizm el-Khf neuerdings wieder verbreitet wird- 1926

Adonistischer VerlagE. Bartels

Index

I. Dieu ou Dieux?

La Religion Retour au Paganisme Dualisme Lenseignement Secret Mythologie comparative Le Nizm el-Khf

II. Der ADONISMUS - die Urreligion der Menschheit

Offenbarung ; Der Mensch im Urzustande ; Der Sturz des Adonis im Gedchtnis der Menschheit ; Der Adonis- und Didokultus bei den anderen Kulturvlkern ; Heidnischer Gottesdienst ; Adonistische Elemente im Judentum ; Die Wiedergeburt des Adonismus

III. Teil -Die WELTGESCHICHTE im Lichte des ADONISMUS

Der adonistische Standpunkt ; Chronik des Altertums ; Chronik des Mittelalters ; Chronik der Neuzeit ; "Gott will es!" ; "Von Rechts wegen!" ; Die Reinkarnationen in der Geschichte

IV. Die BIBEL - und ihr GEGENSTCK

Der biblische Kanon ; Der Geist des Alten Testamentes ; Das Gegenstck der Bibel ; Die Philonischen Fragmente ; Der Wagenfeldische Betrug ; Des Rtsels Lsung ; Der echte Sakknjatan

V. Vom PARADIES, von der SINTFLUT und vom TURMBAU zu BABEL

Mythos oder Sage?; Das Paradies in der berlieferung ; Das Paradies nach der Geheimlehre ; Die Sintflut in der berlieferung ; Die Sintflut nach der Geheimlehre ; Der Turmbau zu Babel in der berlieferung ; Der Turmbau zu Babel nach der Geheimlehre

VI. Die Lehre von den onen

Was ist ein on? ; Die onenlehre der Gnostiker ; Manes und die Manicher ; Das "Signaculum sinus" ; Vom androgynen Chaos ; Die vergangenen onen ; Die zuknftigen onen

VII. Das KOMMENDE REICH

Weltverbesserer ; Chiliastische Hoffnungen ; Aus dem "Sifr Naba't" ; Die Zeichen der Zeit ; Das Reich des Adonis und der Dido ; Unsere Vorbereitung

Schlusswort

Anhang:

Das Lied der Lieder

Dieu ou Dieux ?

Monothisme PolythismeOrigine et dveloppement des Religions

Wenn von der- Einteilung der Menschheit aufgrund ihrer Religion die Rede ist. so heit es gewhnlich allgemein und oberflchlich, dass sie in Christen, Juden, Mohammedaner und Heiden zerfllt. Die ersten drei werden man als Monotheisten bezeichnet, weil sie nur an einen Gott glauben, wenn auch unter unterschiedlichen Namen wie Gottvater, .Jehovah oder Allah. Die Letzteren hingegen sind entweder Atheisten, denen, wie den Buddhisten, Konfuzianern und Schintoisten, der Gottesbegriff nach unserem Verstndnis gnzlich fremd ist, oder Polytheisten, die mehrere Gtter verehren, wie z.B. die Hindu und andere. Die blicherweise vorherrschende Meinung hier zu Lande ist, dass der Monotheismus lngst den Sieg ber das Heidentum errungen hat, und dass das Christentum, in dem man seine vollkommenste Entwicklung zu erblicken glaubt, heute die hersehende Religion auf Erden sei. Doch so urteilt nur der Laie, dem die statistischen Zahlen, die der Vlkerkunde und der Religionswissenschaft zu Grunde Liegen, unbekannt sind - Diese Zahlen sprechen eine ganz andere Sprache. Sie zeigen uns, dass von den etwa 1500 Millionen Menschen, die die Erde bevlkern, nur knapp 700 Millionen Monotheisten sind nmlich: Christen rund 490~, Juden 10~- und Mohammedaner 200 Millionen. Dem gegenber steht das Heidentum mit 800 Millionen - nmlich Buddhisten 400~, Hindu 100~, sonstige Bekenner 300 Millionen. Es besitzt damit weit die Mehrheit.

Die junge Religionswissenschaft die erst aufkam, nachdem der mittelalterliche Fanatismus dem Zeitalter der Aufklrung Platz gemacht hatte, begngt sich nicht mit solchen statistischen Feststellungen- Im Gegensatz zur Geschichte, die noch immer als bloe Chronisterei betrieben wird, sucht sie vielmehr das innerste Wesen der Kulturformen und die geistigen Gesetze zu enthllen, auf denen die Entwicklung begrndet ist. Das Ergebnis dieser Forschungen, soweit sie bis heute gediehen sind, lasst sich kurz in etwa wie folgt zusammenfassen:

Religion ist eine Art Naturtrieb wie auch der Selbsterhaltungs- und Fortpflanzungstrieb. Eigentlich ist sie nur eine Abart des Selbsterhaltungstriebes, der; je nach Kulturstufe des Menschen, im Fetischismus, Polytheismus, Monotheismus oder Pantheismus seinen Ausdruck findet.

Der Ursprung aller Religionen wre demnach in der Furcht zu suchen. Der primitive Mensch sieht sich wehrlos unbekannten, personifiziert gedachten Naturgewalten gegenber, die er nun sich gnstig zu stimmen oder gegen die er Helfer und Beschtzer zu gewinnen sucht. Opfer, Beschwrungen und selbst gefertigte Gtzen sind dieser niedrigsten Religionsform, dem Fetischismus, eigen, den wir allenfalls noch bei den Naturvlkern Australiens und Afrikas, den Eskimos, den sibirischen Nomaden u.a. antreffen.

Was die Bezeichnungen Fetisch und Fetischismus anbelangt, so entstammen diese den Portugiesischen: Fetisch ist eine Verstmmelung des portugiesischen Feitico, das seinerseits auf das lateinische facticius, nmlich deus facticius (=ein gefertigter - d.h. selbst gemachter Gott) zurckgeht.

Auf der nchsten Entwicklungsstufe werden die Personifikationen der Naturgewalten zu regelrechten - teils freundlichen, teils feindlichen - Gottheiten. Die Fetische werden zu mehr oder minder knstlerischen Abbildern und Symbolen der selben. Menschliche Eigenschaften werden diesen Gttern zugeschrieben, menschliche Verhltnisse werden auf sie bertragen Es entstehen Familien, Generationen, ganze Dynastien von Gttern, deren Liebschaften, Intrigen und Kmpfe mit erfinderischer Phantasie ausgemalt, von Priestern in ein System gebracht und von Dichtem besungen werden.

Diese zweite Stufe ist die des mythologischen Polytheismus, auf der smtliche Kulturvlker des Altertums (gypter, Assyrer, Babylonier, Phnizier, Perser, Griechen, Rmer, Germanen) und in der Neuzeit noch die Mexikaner Peruaner und Hindu standen, bzw. noch stehen.

Aus dem Polytheismus entwickelte sich der Monotheismus auf ganz natrliche Weise, indem einer der Gtter als Schurzgott eines bestimmten Volkes von diesem ausschlieliche Anbetung Forderte und, von Neid und Eifersucht gegen die anderen entbrannt, mit Tod und Verdammnis jeden bedrohte, der seinem Gebot zuwiderhandeln wrde. So war es auch bei den Juden, die bekanntlich als das erste Volk in der Geschichte zhlen, das dem Glauben an einen einzigen Gott huldigte. In der Tat wird aber in den Bchern des Alten Testaments nirgends gelehrt, dass es nur einen Gott gbe, sondern vielmehr, dass laut dem am Berg Sinai geschlossenen Vertrag nur der eine Gott angebetet werden drfe. I dieses Vertrages lautet wrtlich: Ich bin Jahwe: Dein Gott, der dich herausgefhrt hat aus dem Lande gypten, ans dem Hausse der Knechtschaft. Du sollst keine anderen Gtter haben neben mir!

Eine interessante Beleuchtung dieses hebrischen Monotheismus gibt Paul Kaegi in seiner modernen Bearbeitung und Nachdichtung der Bibel (1. Band: Israel und Juda, seinerzeit erschienen im Delphin-Verlag Mnchen). Diesem sind die folgenden Ausfhrungen entnommen:

In vorgeschichtlicher Zeit nomadisieren die Hebrer; unter ihnen die Stmme Juda und Israe1, in der Nhe eines Vulkans, auf dessen Gipfel der tckische Jahwe haust dessen Schutz und Hilfe man durch gewisse Zauberbruche gewinnen kann, Trgt man Steine mit sich von dem heiligen Berg (die Gesetzestafeln) so sichert man sich sein Geleit zu Krieg und Raub. Israel nimmt solche Steine in der Bundeslade mit sich nach Kanaan, aber der ferne Gott tritt dort allmhlich vor den Landesgttern zurck, die bildlich und mit Spende Baum und Boden nher sind. Israel wendet sich den Gttern zu, in deren Land es Gastrecht geniet. Erst mir dein feindseligen Verhalten der Kanaaner, hervorgerufen durch Israels starke Vermehrung und Ausbreitung, entsteht auch ein Gegensatz zu den einheimischen Gttern. Israel sieht sich gentigt, seinen Jahwe wieder hervorzuholen Und Jahwe gibt Sieg. Er verleiht seinem Volk das Land und erhlt ihm den neuen Besitz. Also ist Jahwe der Herr des Landes, und Kanaan sein Erbteil und Eigentum. So kommt Jahwe zu Land und wird zum Bauerngott, den man im Stierbild ehrt (1. Kn. 12,28). Er wird Herr ber Saat und Ernte, Sommer und Winter Das war, nach Kaegi der Weg zum jdischen Monotheismus, der, wie man sieht, i.unchst nur ein Scheinrnonotheismijs ist. Erst viel spter entwickelt er sich zur Letignung der Existenz anderer Gtter tlberhaupt, und damit zum wirklichen MonOrlicismUs. Einmal erreicht, wurde er dann auch Grundlage des christlichen Glaubens. Beide. Der jdische und der christliche zusammen, bildete]) die Basis des mohan-Imedaniscllej] Monotheismus. Eine Eigen rti unI i chkei t ]ia ftct i hrn jedoch von seiner Entwicklung aus der niythologischen Vielgtterci her noch inimer an - nitn1icli der Anthropomorphismus oder die us chcn Ii nl i chkeit sei tier G ottesvors tel lung Sowohl der jdische Jahwe wie auch dci christ]iche Gott und der rr]ohan-1]-r]edaniscl]e Allah sind zwar als ein hheres Wesen gedacht. jedoch als ein solches, das wie der Mensch liebt und hasst, gelegentlich bereut. was er getan, sich erbost und die Opfer seines Grol]s heimsucht bis in die vierte Generation, Erst eine spI te re, philosoph s eh bas ]erte Auffassung hat versucht, den Gottesbegriff wenigstens von gewissen Rassen- und Nationaleigenschaften zu behtien. So entstand der DC1SLTLUS. Bald schon ging die Philosophie noch weiter. Indem sie ihn auch der letzten menschlichen Attribute entkleidetet lste sieh darin der persnliche Gott des Deismus in die vllig unpersnliche Gottheit des Pantheisinus auf, die mit der Welt ideriri lizicrt wurde: Gott und die Welt sind eins. Gott ist die Weltseele, und die sichtbare Welt ist der Leib Gottes. Dieser Prozess begann bereits mit Philo von Alexandria (geb. 20 v. u. Z.) und ward vollendet durch Spinoza (geb. 1632 ii. Chrj. Doch tindeter sich andererseits als primre, dem Polytheismus vorangehende Erscheinung, bereits im Vedisrnus der alten Inder, O0 Jahre vor unserer Zeitrechnung. In obigen Ausifihningen wurde der modernen Religionsforschung das Wort gelassen, obwohl deren Anschauungen sich mit denen der Gcheinilehrc, man bald sehen wird, durchaus nicht decken, sondern sogar zum Tci] mit der religisen Dogmatik selbst irr Widerspruch stehen. Denn whrend die Religionswissenschaft den Fetischismus als die unterste und den Pantheisrnus als die oberste Entwicklungsstufe auffasst, setzt die Dogmatilc den Pantheismus unterhalb des Fetischismus an, so dass sich daraus zwei ihrem Sinne nach betrelflhich . one i nan der abweichende Entw ic kl ungsre ih cn ergeben: I Religionswissenschaft II. Religise Dogmatik 4. Pantheismus

4. Monotheismus 3. Monotheismus

3. Polytheismus

2. Polytheismus

2. Fetischismus

1. Fetischismus

1 - Pantheismus

Wie lassen sich nun diese beiden Anschauungen in Einklang bringen? Am besten wohl dadurch, dass man statt der stufenweisen Entwicklung von unten Tiach oben eine kreisfrnig auf- und absteigende annimmt Wenn man nun in dieser, wie nachstehend veranschaulicht, den Pantheismus als die Basis und den Polytheisi-nus als den Gipfel der Entwicklung aiisctzt, so hat man genau das, was die Geheimiehre behauptet:

III. Orientalische Geheinijehre 3. Polytlieisrnus 1 Fetischismus

4. Monorhejsrnus - Parit]-ieisnius Diese Aufstellung komm der rel igi s-d ogrnati sehen entschied cii nher a] s der rd i gionswissensc Ei aftli ehe ii. Sie unterscheidet sie Ii von dieser nur dadurcfr dass in ihr der Pancheismus zuglcich dcii Ausgaiigs- und Endpunkt, und dass statt dem Monothejsinus dci Polytheisnius dcii Hhepunkt bildet. Nach ihr gehrt der Fetischismus der aufsteigenden, der Monorheisinus aber bereits der absteigenden Entwicklung an. Im niythologischen Polytheisnius findet die religise Prkeiintnis ihren reinsten und das rehgise Empfinden seinen lebhaftesten Ausdruck. Dem gilt auch der Ausspruch von Schiller (Die Gtter G ii ech cii lands): An der Liebe Busen sie zu drcken, Gab man hhern Adel der mVatuj-,Al/es wie der eingeweihten Blicken. Alles eines Gut; es Spur! Freilich, uns modernen Menschen, besonders den nchtern veranlagten Abend lndern, deren ganzes Streben aufs uSere gerichtet ist, die wir uns an die Schale zu halten und den Kern wegzuwerfen pflegen, uns, denen die Seele der Dinge lngst verstummt ist, liegt das Natrliche bereits so fern, dass die Rtickkehr zu ihm beinahe als Unmglichkeit erscheint. Du so//st nur an einen Gott g/auben! hallt es im Abendland und Es gibt kei,en Gott auer Al/ah! im MorgenlandBibcl und Koran haben uns durch Jahrhunderte vergewaltigt und uns eine Weltanschauung aufgezwungen, von der wir uns nicht so einfach im Handunidrehen frcizuiiiachen vermgen. Und wenn wir schlielich doch nicht urnhin knnen einzusehen, dass diese Weltanschauung uns gerade in dcii schmerzlichsten Erfahrungen uiiseies Lebe us schmhlich im Stich 1 ss, dann Nun - dann werfen wir eben alles ber Bord, zerschlagen Kompass und Steuer und berlassen unser SchifF in hoffnungsloser Verzweiflung dem Spiel von Wind und Wellen turck zum heidentum Die Ei-kenntnis der Unzulnglichkeit des Monothcismus Itihrt also in der Regel zum Atheismus, der in der Gestalt des modernen MonisrnLis, mit dciii verftihrerischsten Fliuerkrain behngt, vor uns hin tritt. Gibt es denn wirklich aus diesem unseligen Dilemma keinen anderen Ausweg? Vielleicht doch Wenn man sieh unvorsichtig in eiiie Sackgasse verianiiL hat, was bleibt einem brig 7 Mit dem Kopf durch die Wand zu rennen 7 Das wird kein vernnftiger Mcnsch im Ernst vorschlagen- Also zurck? Zurck aus der Sackgasse in die HaUptstrae, von der sie abzweigt? Zurck vorn Mono- zum Polytlicismus? Um 1-linirnels Willenl Wer wagt es, im 20. Jahrhundert wieder das Heidennun zu prcdi gen? Ich wage es, lieber Leser, selbst auf die Gefahr hin, von dir zunchsr als unheilbar Wahnsinniger angesehen zu werdeii. Ich wage es im Namen der Majoritt der Menschheit, die, wie eingangs gezeigt, noch immer heidnisch ist. Wage es, als Eingeweihter der ui-alten Geheiinlehrc, die, nachdem das heilige Feuer kh]gsl erloschen schien und die Altre in Trmrner gelegt wai-en, als Funke unter derAsche sich erhalten hat, nur auf einen Hauch des Geistes wartend, uni zu neuer Flatinne empor zu 1 odem. Auf den Ruinen der alten, prchtigen Gttertempel wurden Kirchen und Moscheen errjcl]teL Doch Kirche und Moschee sind heute bereits in ihren Grundfesceii ei-schjittei-t. Und WCnn die Fiille der Zeh erschienen ist, von der uns nur noch wenige Jahrzehnte trennen, so werden auch sie sturzen und aus ihj-ern Scl]utr und Rauch wird das neue Pantheon entstehen, welches bisn ans Ende der Tage andauern und bestndig sein wird Eine seltsame Kunde ist es, die ich aus dem fernen Osten zu euch bringe. Sollte sie wirklich nur auf taube Ohren und verschlossene Hejzen stoen? Ich hoffe nicht. Ich bin sogar vorn Gegenteil (iberzeugt. Natrlich - wer sie prfen will, der muss sie erst anhren, und uni sie anzuhren und zu prfen, muss er sich erst einmal gewissen Vorurteilen entwinden. Ist doch unsere ganze Schulbildung und Erziehung ersichtlich nur darauf ausgelegt, uns in Wissensdnkel und eitler Sclbstgercchtigkeit zu bestrken. Wie berlegen flihlt sich die Neuzeit dem finsteren Mittelalter oder gar dem grauen Altertum gegenber Wie hat die enkte Wissenschaft mit dem Aberglauben aufgerumt, wie hat das Christentum, als Religion der Liebe, die Menschheit veredelt] Dass diese beiden Ku 1 turhebel in Wi rk 1 ich ke i gegen ein ander arbei teil, bcrse hei] 14 wir geflissentlicit in einer bekannten, vielbindigen katholischen Kirehengeschiehte von Prof. Hergenroether, erschienen im Herders Verlag, kann man iii der Einleitung eine ausfhrliche Darstellung der Segnungen des ChrLvtentums finden: Das Christentum Mai die Sklaverei ahgeschaffl. Das christentum hat die Rechtspflege refin-m/erf. Da.v Christentum hat dem Weib zu einer wrdigeren Stellung verhofen, Das Christentum hat der Aussetzung neu geborener Kinder Einhalt geboten. Das Christentum hat die monstrse Verirrung der religisen Prostinition aus der Wb/i geschafft. Usw Als ich dies las, griff ich mir an den Kopf und fragte mich, ob denn der Verfasser bLind und taub durchs Leben gegangen ist, oder ob er sich absichtlich so dumm und unwissend stellt. Das Christentum hat die Sklavcrei abgeschafft? Aber noch bis ins 18. und [9 Jahrhundert herein wurden in Nordamerika Negersklavcn und in Huropa Leibeigene zu Tode geschunden. Erst als der segensreiche Einfluss des Christentums gebrochen war, entwickelten icli rncnschenwllrdigere soziale Zu stnde. Das Christentum hat die Rechtspflegc reforniiert? Whrend Sokrates unter der Anklage des Atheismus von seinen heidnischen Zeitgenossen einfach gezwungen wurde, den Schierlingsbecher zu leeren, sind bis ins 18. und 1 9. Jahrhundert Ketzer, Hexcn und Zauberer in entsetzlichster Weise auf der Folterbank zerfleischt hei lebendigem Leib langsam gerstet und schlie3lieh gevierteilt. gerdert und auf dem Scheiterhaufen verbrannt worden- Erst als der segensreiche Einfluss des Christentums gebrochen var, hrten diese Brutalitten und Gewaltttigkeiten alliiihl ich auf. Das Christentum hat dem Weib zu einer wrdigeren Stellung verh 01 fen? Wie kommt es dann, dass erst im 19 Jahrhundert, als der segensreiche Einfluss des Christentums zu ermatten begann, die eigentliche Frauenbewegung aufkam der es bis heute noch nicht gelungen ist, die vllige Gleichstellung der Frau mit dem Mann zu erzielen? Das Christenrun-j hat der Aussetzung neu geborener Kinder Einhalt geboten? Das ist ein zweifeJ]Hfterverdieilst denn die Kinder, die nian in heidnischer Zei auszuset-z.en pflegte, waren Krppel, die sich selbst und ihren Mitmenschen zur Last gefallen wren. Das Christentum hat die i-eligisc Prosti tution abgeschafft? Das ist ein noch viel zweife]haflcrer Verdienst, denn was einst eine geheiligte Einrichtung gewesen ist, das hat das ChristenLui-n in den Morast gezogen. Es hat die nattlilichen Triebe des Menschen vor ihm selbst geschndet, deien Befriedigung zur Snde gestempelt und eine ganze Kaste von Frauen und Mdchen, denen mit Dankbarkeit zu begegnen U]lser GeftlJ-il uns treibt, der flffentlichen Verachtung preisgegebeit Nicht viel besser als mit der moralise]ien Bilanz des Christentums ist es mit der geistigen Bilanz der exakten Wissenschaften und der modernen Tee Ii ni k bestellt: Smtliche Errungenschaften letzterer hat die Menschheit teuer, allzu teuer, bezahlen intissen Wir haben Eisenbahnen, Automobile, lenkbare Luftschiffe, drahtlose Telegraphie und Telephonie u.v.iri. Aber - ist die Menschheit durch sie auch nur um ein Haar glcklicher geworden? Dienen nicht vielmehr aile diese Einrichtungen nur der Befiiedigung erst knstlich geschaffener Bedrfnisse? Einer Hydra von Bedrfnissen, der fUr jeden Kopf, den man ihr abschlgt, sofort drei neue wachsen? Hat das gesamte Rstzeug der heutigen Forschung, haben Mikroskop, Teleskop Spektralanalyse etc uns auch nur um einen Schritt der hrkenninis der Wahrheit, der endgltigen Beantwortung der groen Daseinsfragen und der Lsung der ewigen Weltrtsel nher zu bringen venrioeln? Haben wir nicht im Gegenteil, indern wir uns bewusst und mit Absicht auf den einen, endlosen Erkenntnisweg der sinnlichen Erfahrung beschrnkten und auf den anderen der bernatrlichen Offenbarung Verzicht leisteten, uns selbst der einzigen Mdgl iehkeit beraubt, zum Ziel zu gelangen? Wovon wir uns also vor allem frei machen mssen, ist das blinde Vorurteil, dass die Menschen vor uns, die Alten, in den heidnischen Zeiten schlechter und dmmer gewesen wre ii als wir es heute sind Damit wrden wir immer noch recht weit hinter der richtigen Selbsterkenntnis zurck bleiben, die uns so Not tut, wurden uns immer noch flur heneidensweilcr hai ten, als wir tatschlich sind und den Weit unserer so genannten Kultur zu hoch einschtzen. Den heilsamsten Grad von Bescheidenheit werden wir erst erreichen, wenn wir dem Gedankengang Folgen: Wie alle Stoffe in der Welt nur Abarten eines einzigen Urstoffs, alle Krfte nur Variationen einer einzigen Urkraft sind, so liegt auch allen Naturgesetzen ein einziges, letztes Urgeset zu Grunde: Das Gesetz des aflgen e ne,, irnd gerechten 1 usg/eichs. Zuerst wurde dies erkannt und ausgesprochen in der Gldenen Regel der Mechanik, spter in den Gesetzen von der brhalrung der Masse und der Kraft und zuletzt in dem der Umsetzung von Stoff in Energie und umgekehrt. Damit sind wir aber schon so weit gelangt, einen solchen Ausgleich auch zwischen Geist und Materie und berhaupt anzunehmen, Mit anderen Worten: Exzessive uere Kulturforisclirittc sind gleichfalls als eine Strung des Gleichgewichts in der Natur anzusehen und ms sen [7 einen Rckschritt auf dem inneren Gebiet, eine Einbue an geistigen Fhigkeiten ui]c! Erkenntnissen nach sich ziehen, Dieser Sei] luss flihrt zu einem ganz ]li]Iiehen, genau besehen zu dem selben Ergebnis wie die frhere Betrachtung; die Bereicherung der sinnlichen Erfahrung auf Kosten der be]1]at-rjJCl]C]l Offrnbarung. Wenn wir rcksichtslos aufrichtig gegen uns selbst sein wollen, mssen wir iii] ser Bekenntnis dahingehen cl erweitern, dass n irIn nur die heidnischen Alten nicht schlechier und dtni-per waren als wir sondern im Gegentei], wir, wenn auch nicht viel schieciner, so doch sichei-Jich viel dmmer sind als sie es wareii Dies mag nicht gerade schmcicl]elhaft klingeit Zweifellos wird sich der Stolz unserer aufgeklarten und gelehrten Zeit, wird unser hoch zi V] Ii s i ertes Mi tteleuropi ertu rn sie l ber den Vorwurf der Scl]lechtigkeit und Diirnnil]eir entrsten. Die einsichuigeren Leser jedoch werden diese Bezeichnungen nicht rnissverstehcn Sie wei-den wissen, dass mit der Schleehtigkcit jenes heuchlcliscl]e Phariscitum gemeint ist, welches das Natrliche erst zum Laster umgestempelt hat. Dem, was man ffcnt]ich an anderen tadelt und straft selbst mi Geheimen mir um so gr&rer Wollust frnen zu knnen. Und mit der Durni-rjheit jener unselige Zustand der Vei-schlosscn]ieir der Sinne und des Herzens - welcher nach dein Wort des Dichters Goethe (Faust), Schuld ist, dass wir zum Aufschwung in hhere Erkenntnisgehiete lngst unfhig gewordel] sind: Die Geisgerwe/t ist nicht ierschln,yse1, Dein Sinn ist z, dein Herz ist tot Auf Schler! Bade unve,-dmssen Die ndische Brust im Mtngenrogf Dieses Morgenrot der besseren Einsicht beleuchtet aber eben mit grausamer Klarheit die 1-Lohiheit der modernen Kultur und belehrt uns, wie wenig wir uns in Wirklichkeit auf die berwindung des 1-leiden tunis durch das Christentum; auf den Sieg des Monotheisnius ber den PoIytl]eisrnus einzubilden habew Vielleicht wird man sich nun, wo Moral und Gemt ihr Verdammungsurtei 1 gesprochen, hinter der Logik verschanzen und geltend machen wollen, dass der Glaube an einen Gott besser als der Glaube an eine Mehrheit oder Vielheit von Gttern geeignet ist, dic Grundfragen des menschlichen Daseins zu beantworteit Wrde es sich darum handeln,, die [Irschaffung der Welt oder des Menschen durch einen gttlichen Schpfer zu beweisen, so kann und konnte als solcher immer nur ein Gott in Frage kornnien Smtliche so genannten Gottes-Beweise, der onthoogische wie auch der kosn]ologische Lind der theologische, sind monoFheistisch aurgefasst ein i-eales Wesen, eine erste Ursache ui/es Bestehenden, ein Zweck setzender als Urheber a//er Zweckini3igkeit in der Natur Gegen diese Schlussfolgerung scheint es schwierig, erfolgreich zu argLinientieren. Und doch werden wir merken, dass dieser ganze scheinbar logische Quaderhau in Wirklichkeit doch nur ciii hinifilliges Kartenhaus ist, das in sich selbst zusarnmenstttrzt, sobald wir es an einer empfindlichen Siehe nur antippen. Und ein Kartenli aus Ii at bek anntl i eh be ia II emp fi iid liebe Stellen. Die Welt ist, wie sie gemacht wurde 9ea flayKaKovpyo The world is cx Lv mode. Die Welt ist, wie sie gemacht wurde. Sie wird bewege durch die niedrigsten und unbedeutendsien Motive. Sie wirkt /?fr die niedrigsten. lcher/ichsren nnd veigng/ichsten Ziele. Sie ist kein Paradies, Sie is, keine glckliche Familie von geeinigten und liebenden Brdern Sie ist eine bervfkerge Kolonie gesch wtziger und .v1n?ittichger Affen die sich einbilden, Menschen zu sein. Ph//osophe;t in alten Tagen vetvuchjen zu /ehren, dass der ffenn.pus ausgerolte, werden sollte fdr das Wachszum und die Ermutigung einer vonebrne, Rasse, aber sie predigten vergeblich. Es haben niemals genug wirkliche Mensche,2 ge/ebr, um die wimmelnde Majoritt der Besen zu berwltigen. Gott se/bst, so sagt man, sei vom Himmel herab gekommen u,nzu versuchen, das be/ gut zu machen und wenn m5g/ich sein eigenes entsre/fles Bild im Angesicht der ganzen Menschheit wieder herzurzel/en - sogar ihm ist es misslungen. (Marie Corel Ii, The sorrow9 of Satan). The wor/d is as /t is mode, Deser Salz - an der Spitze einer so pessinhjstjscl]en Betrachning wie der eben zitierten - bildet die fiirchtl,arste Anklage gegen dcii Gott der Moaothejsten Die Welt ist, wie sie gemacht wui-d& Wre sie gut gemacht worden, so wre sie gut. Da sie aber schlecht, oder wie Schopenhauer behauptet, die schlechteste Welt ist, die gerade noch existieren kam], so muss sie so schlecht gemae]g worden sein Und flur alTes Sehjechte an ihr, flir alles ljbel in ihr, ist der Veraritwonhicli der sie so geschaffeji hat. Danji ist nu eirmal nicht herum zu komxner]. Diese Erkenntl]js n]sstejedeji Monotheisten, der es mit seiner berzeugung nur halbwegs ernst nimmt, zur Verzweiflul]g treiben. Wir haben es gar nicht ntig, auf den ui-alten Streit zwjsclj Pessinhisten und Optimisten eII]zugellen. Natrlich l]ates zu allen Zeiten und tihera] 1 auch weltfremde Trumer gegeben, geistig Farbenblinde die in Folge einer besonderen, fast mchte n-ian 20 sagen krankhaften Veranlagung, alles rosarot sahen. Erst eine langwierige Abrechnung zu veranstalten, um festzustellen, ob tatschlich in der Welt mehr des Guten oder mehr des bels vorhanden sei. Fr unseren Zweck gengt es vollkommen, dass es berhaupt bel gibt in der Welt, und zwar mehr und augenDlligcre, als der eingefleiscbteste Optimist zu leugnen vermag. Es ist bezeichnend, dass gerade Leibniz, der mit seiner Behauptung von der besten aller mglichen Welten der Chorflihrer der Optimisten wurde, sich als erster benitiigt sah, eine Rechtfertigung Gottes wegen der bel in der Welt zu schreiben. Gelungen ist ihm diese Rechtfertigung so wenig, wie eine Molirenwsche je gelingen knnte Ohne auf Einielheiten einzugehen soll hier nur gesagt werden, dass solche Rcehtfertigungsversuclie Gottes stets darauf hinauslaufen, kein anderes bel in der Welt anzuerkennen als das mora//sche, und den Ur.spmng dessen in dem Missbrauch zu suchen, den der Mensch mit seitier Willensfreiheit treibL Wille, Gttlicher Wille & Willensfreiheit Der Gedankengang ist der: Diese Welt sei catseb]ieh die beste aller mglichen Welten und die Natur an und fr sieh durchaus vollkorniveit Als eine Vollkommenheit sei auch die Freiheit aufzufassen, die der Mensch allen librigen Geschpfen voraus habe, nmlich seinen eigenen Willen mit dem gttlichen Willen in Einklang zu bringen oder in Widerspruch zu setzen im letzteren Fall lade er Schuld auf sich, die der Shne bedrfe, und so sei durch Snde und Laster erst das bel in die Welt gekommen. Man kann sich schwerlich etwas Lcherlieheres und dccl] zugleich auch Rtihrenderes vorstellen, als dieses naive Beintihen des Geschpfes, sieh selbst die ungeheuerliche Schuld seines Schpfers aufzubrden, um ja des Vergngens nicht verlustig 21 zu gehen, ihn a]s ein all-weises. all-gtniges und all-gerechtes Wesen anbeten und vor ihn-i im Staub liegen z-u knnen. Wurde doch egens zu diesem Zweck das Dogma von der Erbsnde et-I9.mden, von dera v. Hazay sagt, dass sie ebenso ein logisches Unding sei, wie Elbtaschej]djel,stahl oder Erbkasgen&nbmch Nchtern betrachtet und frei von allen religisen und philosophischen Spitzfindigkeiten stellt sich, immer noch von unserem vorlufig angenolnrneien nlOnotheistjsehen Standpunkt aus, die Sache so dar: Wre wirkifch eine hchste IneJliel]z, ein a]I-weises, all-gtiges und zugleich a]l-mchtiges Wesen der Schpfer der Welt, r.]ann dhrfte diese nicht so aussehen, wie sie leider nun mal aussieht Dann dirfle die Erde, auf der wir leben, kein Tah der Trnen. kein Jammerta], und die Menschen keine Horde blutdtirstiger Bestien sein, die sich seit Jahrtausei] den unen-ndlich gegenseitig erfl cisc h en. Kaum hfJQ da der naive Hinweis auf die Wfjlcnsfreihejt denn eis1ens bes telit diese doch blo in der menschlicher] Einbildung, und zweitens wre trou der WillensfreiJeit immer noch Gott der eigentlich Veranrwnrtlie]ie. weu er den Menschen solche Triebe und Leidensehaflen eingepflanzt hat, dass er u nvet-ni eid! ic Ii Ausschreitungen begehen muss. Der fronine Einwand, dass der Mensch o]-ine Wiliensfrejhcit und ohne bose Neigijngeji stich kernen Verdienst erwerben knnte, dass ferner der Kampf nut den genannten Eigenschaften dazu diene seine sitt]iche Ki-aft zu sti-ken, dass wo Licht sei, auch Schatten sein mtisse, und dass berhaupt paradiesische Zustnde ohne Krankheit, Som-gen und MYilien, ohne Arbeit und Plage den Mensche] geradezu durch Langwei]e umbringen wrden, ge!]i-Lebenfalls in die bereits erw]1]]te Kategorie des Lcherlichen und zug]eieh Rhrenden, Man knnte dies etwa nennen: Aus der Not eine lWgend machen, Wenn such in etwas anderem als dem landlufigen Sinne Bei all dem ist doch eine wirklich vollkommene Welt, in der es weder Schuld noch bel gibt, mit wirklich vollkommenen Geschpfen, die in ungestrtem Glck und Frieden leben und so beschaffen sind, dass sie sieh trotzdem nicht zu Tode langweilen, sehr wohl denkbar. Der jdische Garten Eden, der christliche H irnrnel und das mohatnmedanischc Paradies sind im Grunde genommen nichts anderes. Ist eine solche Welt, sind solche Geschpfe aber denkbar und mglich, dann ware der all-weise, all-gtige und zugleich allmchtige Gott der Monnthcisten auch verpflichietgewesen, wenn er berhaupt etwas schaffen wollte, keine schlechteren Ii erv orzubri 11 gen. So, wie sie sind, elend tmdjamrnervoll, erheben sie gegen ihren Schpfer den schrcienden Voiwurf, dass er entweder - wenn er sie nicht ht besser machen wollen - nicht all-gtig, oder - wenn er sie nicht hat besser machen knnen - nicht all-weise und allmchtig ist. So, wie sie sind, klglich und bedi-ckt, erheben sie gegen den Gott der Monotheisten de furchtbare Anklage, dass er selbst der schlimmste aller Tyrannen, der grte aller Veibreeher ist Und wenn es, wie Christenrum und Islam lehren, am jngsten Tage tatschlich ein Weflgcricht gbe, bei dem die Guten mit dem l-linwnel be]ohni, die Bsen aber zu ewiger Hllenstrafe verdammt wrden, so wre dies die grausamste Komdie, der grimmigste Hohn auf alle Gereeluigkeit, weil da der Haupiverbrecher selbst die Rolle des Anklgers und obendrein zugleich die des Richters, sein OpfeL hingegen die des unvcrteidigten Angeklagten spielen wrde. Kann denn berhaupt von einer Verantwortung des Menschen fr seine Handlungen die Rede sein? Schopenhauer sagt ganz richtig, dass die Handlungen des Menschen das Produkt au.s seinem Charakter und den jeweiligen ueren Umstnden sind. Doch warum scheut er sich, den Gedankengang weiter zu verfolgen? Der da wre: Fr die ueren Umstnde kann der Mensch nichts. sein Charakter ist selbst aber das Produkt aus den ihm angeborenen Anlagen und der Erziehung. Fr die ihm angeborenen Anlagen kann nun der Mensch ebenfalls nichts, die Erziehung ist wiederum das Produk aus der Erziehung durch Elterii. Lehrer und die sonstige Umgebung, sowie der Selbsterziehun g. fr die Erstere kann der Mensch tiichts, denn seine Eltern und Lehrer, berhaupt die Lebensverhltnisse1 in die man hinein geboren wird, kann man sich nicht aussuchen. Die Selbstcrziehung hngt ihrerseits von der angeborenen Veranlagung ab. Bei dieser Gelegenheit soll, aiiknfipfend speziell an den letzten Punkt der Selbsterziehung, gleich auf den bcdenklichen Unsinn hingewiesen werden, der in der modernen Pdagogik mit dein Willen als sittlicher Kp-afi gcrieben wird und der geeignet ersehcint, den Menschen nur noch mehr ZU belasten. um seinen Schpfer zu entlasten, Der Unfug begann wohl mit Karmis kategorischem hnperaliv und wird in neuerer Zeit von Foi-el, Marden, Trine u.a. weiter vertibt. Letztere haben sieh einen billigen Ruhm als Pdagogen und Philosophen dadurch zu verschaffen gewusst, dass sie die konsequente Wi/knsschuhing als das einfachste und sicherste Mittel zur Bekmpfung der Triebe und Leidenschaften und zur Erreichung des Ideales des Edelnienschun angeben. wobei sie ici dcr bersehen (oder absieht] ich verscI] wei gen), dass eben der Wille selbst schon mit zu jenen angeborenen Anlagen gehrt, fr die der Mensch nicht verantwoj-tl ich ist. Der Wille ist wie das Denken eine geistige Energiefoiin, ftr die die analogen Gesetze gelten, so wie auch frdiephysische Kraft. Waren die Behauptungen jener Ptidagogen und Philosophen iiehtig, dann msste folglich das schwchste Schneider] ein durch systematische &Iuskeltbungen allmhlich zum Athleten ausgebildet werden knnen. Und das wird uns doch niemand ernsthaft einreden wollen? Der physische Schwchling wird solchen systematischen bungen von Natur aus abgeneigt sein und sich niemals freiwillig dazu hergeheit Muss er sie aber gezwungen durchmachen, so wird er eher darber zu Grunde gehen, als das ihm vorgesetzte Ziel zu eneiehen. Auch ist es bisher noch niemand eingefallen, den Athleten als das krperliche Schnheitsideal zu bezeieh neu. Der Apel lo von Belved&e hat durchaus nichts Athletisehes an sich, und umgekehrt hat der farnesische Herkules niemals als die Verkrperung mn n nli ch er Schnheit gegolten. Das geistige Schnheitsideal, d. Ii. das sittliche Ideal, soll, so mchte man uns Glaubeii machen, der Lwlllellsathletl sein, der mit seinen Leidenschaften und Trieben wie mit schweren Hanteln ponglicrt tLfld den sich nahenden Versuchungen des Lebens mit der Zuversicht eines Meisternngcrs oder Preisboxers entgegen tritt? Sclbst der Athlet sucht sich zum Jonglieren nur solche Gewichte aus, die der Entwicklung seiner Muskeln entsprechen. Und wenn der Meisterringer oder der Preisboxer 51] einen berlegenen Gcgner gert, liegt er schnell genug auf der Matti Das Schicksal fragt nun hei den Lasten, die es uns auferlegt, und hei den Versuchungen, die es uns in den Weg schickt, kaum danach, ob sie der Lntwick!ung unse rer Willenskraft angemessen sind od er nicht. Wenn daher ein Mensch moralisch aufrecht steht, so hat er trotzdem keine Ursache, sieh zu brsten Es ist nicht sein Verdienst, sondern der des Schicksals. Man kann getrost behaupten, dass in jedem Menschen verh orgene Leidenschaften schlummern, die im Stande sind, den strksten Willen zu berwltigen und die edelsten sittlichen Grundstze umzuwerfen, wenn nur ein uerer Anreiz erfolgt, der krftig genug ist, sie zu wecken. Es erscheint also der Mensch einer grausarnen WiI]kr ausgeliefert. Nicht nur jener Mensch, der im Namen seiner verm ein ii ichen Willensfreiheit gern alle Schuld auf sich neh rn cii niclne, sondern auch die brigen Geschpfe - bis zum letzten Wurni, der im Staub kriccht Obgleich bei ihnen doch wirklich von Schuld und folglich auch von Stihne und verdientem Leid keine Rede sein kann. De ganze Natur erscheint deni tiefer Blickenden als ein ungeheures Schlachtfeld, aufdem allen [hai ben der Scliwchere dem Strkeren unterliegt. Die Wissenschaft nennt das den Kampf ums Dasein und lehrt, dass selbiger zur Entwicklung der Lebewesen unumgnglich ng seifl Wozu dann aber, muss man fragen. die zahl losen Katastrophen wie Erdheben Viii kanaushrjiche, vcrheerende Wirbelstrme und Swrinf]uten. Flungersrite und Setichen, dic die Natur als grausame Zwischenspiele noch extra dazu liefert? Sind sie auch der Entwicklung der Lebewesen frderlich? Es ist zu befiWchten. dass uns auf diese und hnlicbe Fragen sowohl die Wissenschaft wie auch die Religionen (zumindest die tnon otheistisc hen) stets die Antwort ach u Idig bleiben werden.. Der Dualismus - Gott & Teufel Ich denke manchmal: Grausamkeit ist dieAchse, uni die d/e ganze Welt sich dreht, Verfluchte, unnachgiebige Grausamkeit da Menschen gegen den Menschen, dc Menschen gegen das TYei; des heres gegen das T/er und Gottes gegen unv alle! (F-[ 0. Stevenson) Das ist das Ergebnis, zu dein Betrachtungen, wie wir sie im vorigen Kapitel angestellt haben, schlielich unweigerlich fuhren mssen. Kein vernichtendcres Urteil ist jemals ber den Monotheismus gefi4 Itt worden: Gott, unser Schpfer, ist zugleich unser unerbi tu i ebster Peiniger! Kein gtiger Vater, sondern ein blutdLirstiger Wteriehl Nicht die personifizierte Liebe und Bannherzigkeit, sondern der oberste Folterknccht seiner eigenen Geschpfe! Ein wahrer Sadist auf dein Weltcnthi-on [3egi-eilliclierweise wurden von dcn Monotlieisten und Deisten schon Frher neben den philosophischen auch religis- dogmatische Versuche gemacht, um die Schuld an dcii beln der Welt von ihrem Gott abzuwlzen. Zu dieseni Zwecke wurde der Teufe/ erfunclen Nach den darin ubereinstimmenden jtidischen, christlichen und mohammedanischen berlieferungen ist der Teu fel (Satan, Ihlis) ein gcftullerier Engel. Nach einem furchtbaren Kampf im Himmel, hei dem der Erzengel Michael an der Spitze dergulen, dienenden, Satan dagegen an der Spitze der abtrnnigen Geister stand, wurden Letztere besiegt iLnd in die Hlle hinab gestrzt. So wurde Satan zum Prinzip des Rscn, zum Versucher, der dic Macht hat, dic Menschen zur Snde zu vei-flihren, auf das Gott dann seine zeitlichen end ewigen Strafen ber sie verhangen knne. In der Bibel heit es von dem Teufel, dass er umgehe wie ciii briillendcr Lwe, suchend, wen er vei-schlingn knne, und im K.oran wird er der Einflsterer genannt, der da Bses iii die 1-lem-zen der Menschen einftstert. Als Anlass des Streits im Himmel wird im Koran angegeben, dass Gott den Engeln, die er vor den Menschen aus reinem Feuer erschaffen hat, zugemutet habe. diese seine jngsten Geschpfe anzubeten: Da fie/en die Enge/ vor dem Menschen nieder, alle ohne Ausnahme. Nur der IhIFS weigerte sich, mit niederzufallen. Da sprach Gott; 0 iblis, was so/l das heien? Warum fllst du nicht mit nieder? Der sprach: Ich werde doch nicht niederfallen vor dem Menschen, den du eben erst aus Lehm und Schlamm geschaffen hast! Da sprach Gott; Hinaus mit dir! Du bist veif/ncht! Und bis zum jngsten Tage so// der Fluch auf dir sein! Jblis sprach: Wirun; ha du mich in Versuchung geftihrt? So wi// ich nun denen auf Erden das Bve schn machen und sie verfuhren allesamt! (Sure 50,13ff.) Eine solche Erklrung des Ursprungs il1en bels in der Weit vcrmag al]erdings nur ganz naive Gern ii ter zu befriedigen. Denn wenn der Teufel als gefallener Engel selbst ein Gesch pf Gottes ist, so wii-d man nun fragen, warum Gott einen so widerspenstigen Geist, dessen Ab-Fall er in seinei- All-Wissenheit doch vorbei-sehen musste, berhaupt erst geschaffen, oder wesliaJb er nicht liirigst seine Allmacht gehrauch hat, um dciii hllischen Treiben Einhalt zu gebieten. Dieses Warum? und Wesha/b nicht? schlgt bereits die Brticke vorn religisen Monismus (Morotheismus, Deismus) zum Dualismus. Wie. wenn der Teufel, das personifizierte Piiiizip des Bsen, gar kein Geschpf Gottes wre, von ihm erst erschaffen, sondern selbst ein ewiges Wesen, ein Zweiter Gott neben jenem, und desseii Gewalt gar nicht unterworfen? Wie, wenn sieh also zwei Gottheiten, eine des Lichts, die alles Gute und Schne1 und eine der Finsternis, die alles Bse und Hssliche in der Welt hervorgebracht hat, von Anfang an n]it ihren Anhngern, Engeln und Dmonen, in unaufhrliehern Kampf gegenber stnden? Wie, wenn so die ganze Natur in zwei gewaltige Heerlager geschieden und der Mensch niitten dazwischen gestellt wre, um Partei zu ergreifen. sich auf die Seite des guten Gottes zu stellen und ihn nut guten Gedanken, Worten und Taten in der Bekampfrng seines Widersachers zu untersttzen, oder auch umgekehrt? Ein solcher Dualismus bildet, wie wir gesehen haben, bereits die Grundlage des allerniedrigsten Fetischismus. Zu einem vollkommenen Religionssystem ausgestaltet findet er sich aber nur in der Lehre des Zarathustra, des zweiten ZaratInistra der uni 1201) v u. Z. gelebt bar: Zwei Geister grundeigenen Wesens, Zwil/ingsbrder von Anbeginn. schufen1 was gut und was schlecht ist, in Gedanken, Wonen und Werken. Die Fi-ommen unterscheiden zwischen beiden, nicht die Frev/er Als die beiden Geisrerzusanunen kamen, schufensiezuerstLeben und Tod. auf das tun Ende das schlimmste Dasein den Bsen, Se/igh cii aber den Guten zutei/ werde. Von den beiden Geisten7 whlte der Bsedie schlecht esien Toten, der Gute hingegen, dessen K/eid der unbewegliche 1-Fimmel ist, whlte das Rechte; und ebenso whlen die, welche durch ihren Glauben Ahura-Mazda zufrieden ste/len. Der Geist des Guten heit hei Zarathustra also Ahura-Mazda oder ()nrni:d, den des Bsen nennt er Angra-Mainyns oder Ahrimfin. Das Wesen Oi-muzds ist das Licht, das Wesen Alirimns die Finsternis. In tind aus seineuu Lieht schuf Orrnuzd zuerst eine vollkommene Welt mit glcklichen Geschpfen: ntzlichcn Tieren, ftonuincn Menschen und guten Geistern. Gegen ihn nun schuf A1irimn in und aus seiner Finsternis schdliche Tiere und bse Geister Jene, um die Menschen zu plagen, diese, uni sie zum Abfall von Onnuzd zu verftihren. So begann der groe lKarnpf zwischen den beiden Gottheiten und ihren Geschpfen und Anhngern- Dieser wird whren, bis am Ende, nach vielen Jahrtausenden, das Lieht schlielich den Sieg ber die Finsternis davontrgt. Zu den Helfern 0rmud s gehren vor allenu die sechs Amschaspands, die g-iven, guten Geister oder Engel. Ihre Namen auren nach den heiligen Schriften der Parsen: Bahinan, Ardjbjhiychj, Schahrrvej Sapandomad Chordat und Ainerdat Sie waren nach P]utarch Personifilcatjc,nen der Wahrheit, der Weisheit, der Reinheit, des Wohfwollens, der Gesetzlichkeit und des Reicht-ums, Auf die sechs A mschaspand s folgen die vi erundY.wal] zig Ya20 las oder Genicn an deren Spitze M/rhra steht, der Genius des Lichts, dem spter als Sonnengott ein eigener Kult zu Teil wurde, ferner die vier Elemente, die sieben Pfaneteit die zw5lf Geister des Tierkreises, usw AufAhril-rII]s Seite stehen den sechs Arnscliaspands ebensoviele bse Geister oder Dmonen gegenber: Akwnano, Andra, Caund, iVaogaithi, Tauris und Zairico. Dies sind die Personifikationen der Lge, der To]ileit, deF Unreinheit, des belwollens, der Gesetzlos igkcii und des Mangels. Den vierundzwanzig Ya-zatas entsprechen ebenso viele bse Genicr, von denen Aesnia Daeia der Schlagende (In der Bibel im Buch Tobias ist er auch als Aschi-nodai (==Asniodus, Asinodis) erwIhnL), Bushyancra die Drnonin des Schlafes, .Jahi die Um.ucht, Nacus = die Verwesung ii. a. hufiger erwhnt werden Weibliche Dmonen sind auch die Pairdws (rieupersisch Peri Fee), die durch ihie Reize die Mnner betren und dem Orn-nizd abwendig machen, So stehen sich also nut den beiden Gottheiten zugleich zwrn Geisterljeere gegenilber. Den Kriegsschauplatz bildet die Kirpei-welt Whrend die Geister fein, unsichtbar und ewig sind sind die Geschpfe der Krperwelt grob, sichtbar und vergnglieh Orrnuzd hatte sie geschaffen a]s Mittel, um deni Reich des Gaten zum Sieg zu verhelfen; Ahrimn vei-darb sie um diesen Sieg zu vereite]n oder doch zu verzgern Auch die Menschen sind nichts anderes als Licht geLvier (Fetwe4, die sicE freiwillig im Grobstofflicher verkrpert haben, um an dem Kampf gegen das Reich der Finsternis teilzunehmen. Dieser Kampf dauert vom Anfang der sichtbaren Weh bis an ih Ende, aber mit dem Autreten Zarathustras hat eigentlich bereits der Sieg des Lichts begonnen- Zarathustra hat dte guten Menschen von dcii bsen gesondert. Nach ihm werden noch drei Propheten Ormuzds auf Erden erscheinen: Osehederhami, Oschedermoh und Sosiosch, unter welchem der Sieg vollendet und das Wcftgerich stattfinden wird- Geboren werden