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Erratum In unserem Beitrag „Maßgeschneider- ter Knieersatz: Theorie und Praxis“ in Orthopädie & Rheuma Nr. 2/2012, S. 13 wurde in der Abbildung 1 die korrigierte Bein- achse leider falsch eingezeichnet. Wie die Achse rich- tig verläuft, zeigt nebenstehendes Bild. Wir bedauern den Fehler und bit- ten um Entschuldi- gung. Walter-Trummert-Preis Chefredakteur bei Springer Medizin ausgezeichnet Dr. Dirk Einecke prägt den Medizinjournalismus seit über einem Vierteljahrhundert. Nun wurde er von der Vereini- gung der Deutschen Medizinischen Fach- und Standespres- se e. V. für seine Leistungen mit dem Walter-Trummert-Preis ausgezeichnet. Der mit 2.000 Euro dotierte Preis wird seit 1974 für besondere Verdienste in der Medizinpublizistik verliehen. Einecke ist Chefredakteur und Herausgeber bei Springer Medizin und „mit Herz und Seele Medizinjournalist, allein 2011 hat er 284 Beiträge geschrieben“, sagte Harm van Ma- anen, Executive Vice President von Springer Medizin, in seiner Laudatio. Seine Liebe zum Schreiben hat Einecke während seines Medizinstudiums entdeckt. Und er blieb dabei: Nach seiner Approbation ging er zur Medical Tribune, 1996 zur Münchner Medizinischen Wochenschrift (MMW), deren Chefredakteur er 1998 wurde; er fusionierte sie mit „Fortschritte der Medizin“ und gründete neue Titel wie Info- Diabetologie oder CardioVasc. Einecke sei in der Lage, jeden Beitrag von der ersten bis zur letzten Zeile lesenswert zu gestalten, so van Maanen: „Einecke hat die Tinte nicht im Blut, sein Blut ist Tinte!“ Angela Spaeth Studie: Hygiene in der Praxis Ärzte üben Selbstkritik Unterschiedlich „saubere Hände“ bei den niedergelassenen Ärzten: Rund 30 % der befragten Ärzte und Zahnärzte beurteilen das Hygieneniveau in der eigenen Praxis als schlecht oder mit- telmäßig. Das hat die Studie „Qualitätsmanagement, Patienten- sicherheit und Hygiene in der ärztlichen Praxis 2012“ der Stiftung Gesundheit ergeben. 5,6 % der Mediziner stufen die Hygiene ihrer Praxen auf einer Skala von 1 (sehr schlecht) bis 10 (sehr gut) nur zwischen 1 und 4 ein. Im mittleren Bereich sehen sich 24,1 %, im oberen 70,4 %. Die Bestnote erteilten 15,2 % der Mediziner ihrer Praxis. Ein ähnliches Bild ergab sich für das Niveau der Händedesinfektion. Je rund 20 % der Ärzte erkennen für sich und ihre Praxen einen Bedarf an Fortbildung. Mehr als die Hälfte hingegen sieht keinen akuten Handlungsbedarf im Bereich Hygiene. Auch von den Ärzten, die sich selbst ein schlechtes oder mittleres Hygieneni- veau attestieren, sind über 40 % dieser Ansicht. Bei der Frage, wer die Hygiene in den Praxen koordinieren und voranbringen sollte, nannten 50 % die (Zahn-)Ärztekammern. Mit je rund 30 % folgen danach die Kassen(-zahn-)ärztlichen Vereini- gungen, Fachgesellschaften und das Robert-Koch-Institut, an letzter Stelle die Landesgesundheitsämter mit circa 16 %. Dr. Claudia Mäck Instabilität nach Außenbandruptur Neue Rekonstruktionstechnik präsentiert Frische Außenbandrupturen nach Supinationstraumata des oberen Sprunggelenks (OSG) werden heute bevorzugt konservativ behandelt. Nachteile bisheriger Rekonstruktionstech- niken im Fall einer erforderlichen operativen Sanierung mit freien Sehnentransplantaten sind die Entnahmemorbidität sowie die zum Teil aufwendigen Fixationen. Dr. Jörg Richter und Kollegen wollten die bisherigen Rekonstruktions- und Fixationstechni- ken vereinfachen [Oper Orthop Traumatol 2012;24:50-60]. Mithilfe eines autologen Kniebeu- gesehnentransplantats (Musculus gracilis oder semitendinosus) haben die Autoren das an- teriore talofibulare sowie das kalkaneofibulare Ligament insertionsnah rekonstruiert und im Kalkaneus fixiert. Zunächst wurde ein V-förmiger Bohrkanal am Talushals im Ansatzbereich des vorderen Bandes angelegt, zudem ein transfibularer Bohrkanal von ventral nach dorsal sowie schließlich ein blind endender Kanal im Kalkaneus, und zwar im Ansatzbereich des kalkaneofibularen Bandes. Das Sehnentransplantat wurde dann in den V-Kanal am Talus eingezogen. Die beiden Transplantatzügel wurden gedoppelt durch den fibularen Kanal geführt und nach Unter- querung der Peronealsehnen mit einer bioresorbierbaren Interferenzschraube im Kalka- neus fixiert. Die erforderliche Spannung kann mittels der Armierungsfäden eingestellt werden. Richter et al. berichten über eine gute subjektive Stabilität bei 19 der 20 operierten Patienten. Sie waren 15 bis 36 Monate postoperativ nachuntersucht worden. Der AOFAS-Score (Ame- rican Orthopedaedic Foot and Ankle Society) lag postoperativ im Mittel bei 92 von 100 Punkten. I19 Patienten hatten nach dem Eingriff keine oder nur gelegentlich Schmerzen, 17 eine freie oder allenfalls leicht reduzierte OSG-Funktion, drei eine mäßig reduzierte. Wie die Autoren betonen, sei die Gefahr der Überkorrektur im Vergleich zu bisherigen Rekonstruk- tionsverfahren verringert. Dr. Thomas Meißner © Franz Kröck 8 ORTHOPÄDIE & RHEUMA 2012; 15 (3) Panorama

Ärzte üben Selbstkritik

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Page 1: Ärzte üben Selbstkritik

Erratum

In unserem Beitrag „Maßgeschneider-ter Knieersatz: Theorie und Praxis“ in Orthopädie & Rheuma Nr. 2/2012, S. 13 wurde in der Abbildung 1 die korrigierte Bein-achse leider falsch eingezeichnet. Wie die Achse rich-tig verläuft, zeigt nebenstehendes Bild. Wir bedauern den Fehler und bit-ten um Entschuldi-gung.

Perfekter Sitz, optimale Funktion?

Maßgeschneiderter Knieersatz: Theorie und Praxis

Wieder voll beweglich und schmerzfrei zu sein – das erhoffen sich Gonarthrose-Patienten von einer Knieendoprothese. Doch anders als beim künstlichen Hüftgelenk ist es mit der Patientenzufriedenheit nach einem Gelenkersatz am Knie nicht immer zum Besten bestellt. Im Bemühen, die Endprothesen passgenauer zu gestalten, wurde der individuelle Ersatz entwickelt. Ist das Implantat von der Stange bald passé?

innert sich Köck, da habe man mit Blick auf ein passgenaueres Endoprothesendesign versucht, ge-schlechtsspezifische Unterschiede zu verifizieren. Anhand von CT-Daten suchte man nach Besonder-heiten in der Geometrie von Männer- und Frauen-knien. In Studien ließ sich aber weder ein ge-schlechtsspezifischer Unterschied noch ein Vorteil dieser Kategorisierung nachweisen.

Um die Probleme, die nach wie vor in der Knie-endoprothetik bestehen, beherrschen zu können, wird man nach Meinung Köcks um den patienten-individuellen Kniegelenkersatz nicht herum kom-men. Der Orthopäde betont: „Eine volle Beweg-lichkeit setze eine ausgeglichene Bandspannung im gesamten Bewegungsumfang und eine optima-le Führung der Kniescheibe voraus. Ist dies nicht der Fall, sind Schmerzen oft programmiert.“

Halten die Neuen, was sie versprechen?Zum aktuellen Zeitpunkt lassen sich zu den Lang-zeiterfolgen patientenindividueller Knieprothesen nur begrenzt Aussagen treffen, gibt Köck offen zu, dazu seien die Systeme noch nicht lang genug auf dem Markt. Begonnen hat die individuelle Knieen-doprothetik erst im Jahr 2007 mit den Unikompart-ment-Prothesen (Synonym: Schlittenendoprothe-sen). Dieser Implantattyp und die entsprechenden Sägeschablonen haben die in sie gesetzten Hoffnun-gen bisher voll erfüllt, wie Köck berichtet. Daten einer eigenen Studie zufolge erreiche man damit zuverlässig eine gute Achsausrichtung, eine optima-le Positionierung der Implantate und – anders als bei Standardimplantaten – eine komplette Abde-ckung des Knochens, was entscheidend für die Langzeithaltbarkeit der Endoprothesen sei.

Abb. 1: Korrigierte Beinachse nach iTotal-Knie-TEP (Fa. ConforMIS)

nter patientenindividueller Knieendopro-thetik verstehe man nicht nur die Präpa- ration mit individuell angepassten Säge-

schablonen, sondern die Kombination aus maßge-schneiderten Sägeschablonen und individuellen Implantaten. Dies erklärte PD Dr. Franz Xaver Köck, Praxisklinik für Orthopädie Neutraubling, bis vor Kurzem Leitender Oberarzt der Orthopä-dischen Klinik der Universität Regensburg, im Ge-spräch mit Orthopädie & Rheuma. Bei diesem Ver-fahren orientiert man sich an der individuellen Gelenkgeometrie. Diese wird mithilfe der Compu-tertomografie bestimmt, die Köck zufolge genauer reproduzierbare Ergebnisse liefert als MRT-gene-

Mit den Sägeschablonen verfolgt man das glei-che Ziel wie mit den intraoperativen Navigations-systemen, nämlich das Implantat optimal zu posi-tionieren. Das gelingt mit den Schablonen hervorragend und der Aufwand sei deutlich gerin-ger als bei der intraoperativen Navigation.

Warum Endoprothesen maßgeschneidert und nicht „von der Stange“ kaufen?Im Laufe der vergangenen 40 Jahre machten Ärz-ten und Patienten diverse Probleme zu schaffen, die sich aus den verwendeten Materialien, vor al-lem aber aus dem Design der Knieendoprothesen ergaben. Um die Schwierigkeiten zu beheben, wur-de versucht, die Geometrie des Implantats der Anatomie des Kniegelenks anzupassen – soweit dies bei Verwendung vorgefertigter Implantate und der enormen natürlichen Variabilität der Grö-ße und Radien der drei Kniekompartimente mög-lich war. Die Implantate sollten passgenauer wer-den, um bei der Implantation der Endoprothese den Knochen möglichst wenig zurechtsägen zu müssen. Auch sei es noch gar nicht so lange her, er-

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Walter-Trummert-Preis

Chefredakteur bei Springer Medizin ausgezeichnet

— Dr. Dirk Einecke prägt den Medizinjournalismus seit über einem Vierteljahrhundert. Nun wurde er von der Vereini-gung der Deutschen Medizinischen Fach- und Standespres-se e. V. für seine Leistungen mit dem Walter-Trummert-Preis ausgezeichnet. Der mit 2.000 Euro dotierte Preis wird seit 1974 für besondere Verdienste in der Medizinpublizistik verliehen.Einecke ist Chefredakteur und Herausgeber bei Springer Medizin und „mit Herz und Seele Medizinjournalist, allein 2011 hat er 284 Beiträge geschrieben“, sagte Harm van Ma-anen, Executive Vice President von Springer Medizin, in seiner Laudatio. Seine Liebe zum Schreiben hat Einecke während seines Medizinstudiums entdeckt. Und er blieb dabei: Nach seiner Approbation ging er zur Medical Tribune, 1996 zur Münchner Medizinischen Wochenschrift (MMW), deren Chefredakteur er 1998 wurde; er fusionierte sie mit

„Fortschritte der Medizin“ und gründete neue Titel wie Info-Diabetologie oder CardioVasc. Einecke sei in der Lage, jeden Beitrag von der ersten bis zur letzten Zeile lesenswert zu gestalten, so van Maanen: „Einecke hat die Tinte nicht im Blut, sein Blut ist Tinte!“ Angela Spaeth

Studie: Hygiene in der Praxis

Ärzte üben Selbstkritik

— Unterschiedlich „saubere Hände“ bei den niedergelassenen Ärzten: Rund 30 % der befragten Ärzte und Zahnärzte beurteilen das Hygieneniveau in der eigenen Praxis als schlecht oder mit-telmäßig. Das hat die Studie „Qualitätsmanagement, Patienten-sicherheit und Hygiene in der ärztlichen Praxis 2012“ der Stiftung Gesundheit ergeben. 5,6 % der Mediziner stufen die Hygiene ihrer Praxen auf einer Skala von 1 (sehr schlecht) bis 10 (sehr gut) nur zwischen 1 und 4 ein. Im mittleren Bereich sehen sich 24,1 %, im oberen 70,4 %. Die Bestnote erteilten 15,2 % der Mediziner ihrer Praxis. Ein ähnliches Bild ergab sich für das Niveau der Händedesinfektion.Je rund 20 % der Ärzte erkennen für sich und ihre Praxen einen Bedarf an Fortbildung. Mehr als die Hälfte hingegen sieht keinen akuten Handlungsbedarf im Bereich Hygiene. Auch von den Ärzten, die sich selbst ein schlechtes oder mittleres Hygieneni-veau attestieren, sind über 40 % dieser Ansicht. Bei der Frage, wer die Hygiene in den Praxen koordinieren und voranbringen sollte, nannten 50 % die (Zahn-)Ärztekammern. Mit je rund 30 % folgen danach die Kassen(-zahn-)ärztlichen Vereini-gungen, Fachgesellschaften und das Robert-Koch-Institut, an letzter Stelle die Landesgesundheitsämter mit circa 16 %.

Dr. Claudia Mäck

Instabilität nach Außenbandruptur

Neue Rekonstruktionstechnik präsentiert — Frische Außenbandrupturen nach Supinationstraumata des oberen Sprunggelenks (OSG)

werden heute bevorzugt konservativ behandelt. Nachteile bisheriger Rekonstruktionstech-niken im Fall einer erforderlichen operativen Sanierung mit freien Sehnentransplantaten sind die Entnahmemorbidität sowie die zum Teil aufwendigen Fixationen.Dr. Jörg Richter und Kollegen wollten die bisherigen Rekonstruktions- und Fixationstechni-ken vereinfachen [Oper Orthop Traumatol 2012;24:50-60]. Mithilfe eines autologen Kniebeu-gesehnentransplantats (Musculus gracilis oder semitendinosus) haben die Autoren das an-teriore talofibulare sowie das kalkaneofibulare Ligament insertionsnah rekonstruiert und im Kalkaneus fixiert. Zunächst wurde ein V-förmiger Bohrkanal am Talushals im Ansatzbereich des vorderen Bandes angelegt, zudem ein transfibularer Bohrkanal von ventral nach dorsal sowie schließlich ein blind endender Kanal im Kalkaneus, und zwar im Ansatzbereich des kalkaneofibularen Bandes. Das Sehnentransplantat wurde dann in den V-Kanal am Talus eingezogen. Die beiden Transplantatzügel wurden gedoppelt durch den fibularen Kanal geführt und nach Unter-querung der Peronealsehnen mit einer bioresorbierbaren Interferenzschraube im Kalka-neus fixiert. Die erforderliche Spannung kann mittels der Armierungsfäden eingestellt werden.Richter et al. berichten über eine gute subjektive Stabilität bei 19 der 20 operierten Patienten. Sie waren 15 bis 36 Monate postoperativ nachuntersucht worden. Der AOFAS-Score (Ame-rican Orthopedaedic Foot and Ankle Society) lag postoperativ im Mittel bei 92 von 100 Punkten. I19 Patienten hatten nach dem Eingriff keine oder nur gelegentlich Schmerzen, 17 eine freie oder allenfalls leicht reduzierte OSG-Funktion, drei eine mäßig reduzierte. Wie die Autoren betonen, sei die Gefahr der Überkorrektur im Vergleich zu bisherigen Rekonstruk-tionsverfahren verringert. Dr. Thomas Meißner

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8 ORTHOPÄDIE & RHEUMA 2012; 15 (3)

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