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Warschauer Ghetto „HÖRT DAMIT AUF!“ SZENISCHE LESUNG FÜR JUGENDLICHE Im Hamburger Rathaus am 25. Januar 2018 um 10 Uhr im Großen Festsaal im Rahmen der Veranstaltungen zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus

„HÖRT DAMIT AUF!“ - Hamburgische Bürgerschaft · Warschauer Ghetto „HÖRT DAMIT AUF!“ SzenIScHe leSUng für Jugendliche im hamburger rathaus am 25. Januar 2018 um 10 uhr

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Page 1: „HÖRT DAMIT AUF!“ - Hamburgische Bürgerschaft · Warschauer Ghetto „HÖRT DAMIT AUF!“ SzenIScHe leSUng für Jugendliche im hamburger rathaus am 25. Januar 2018 um 10 uhr

Warschauer Ghetto

„HÖRT DAMIT AUF!“

SzenIScHe leSUng für Jugendlicheim hamburger rathaus am 25. Januar 2018 um 10 uhr im großen festsaal im rahmen der Veranstaltungen zum gedenken an die Opfer des nationalsozialismus

Page 2: „HÖRT DAMIT AUF!“ - Hamburgische Bürgerschaft · Warschauer Ghetto „HÖRT DAMIT AUF!“ SzenIScHe leSUng für Jugendliche im hamburger rathaus am 25. Januar 2018 um 10 uhr

„SzenIScHe leSUng: „HÖRT DAMIT AUF!“Aus den erinnerungen der ehemaligen Oberstaatsanwälte Jochen Kuhlmann und dr. udo löhr an hamburger nS-VerfahrenDokumentarstück von Michael Batz

Sprecherinnen und Sprecher: Jantje Billker, Isabella Vértes-Schütter, Tommaso Cacciapuoti, Andreas GrötzingerMusik: Jakob Neubauer, Edgar Herzog Szenische einrichtung: Michael Batz

Dr. Udo löhr: Wir hatten in Hamburg einen sehr bekannten Mann, das war Arie Goral, der jüdische Künstler und Publizist.

Jochen Kuhlmann: Er war immer dabei als Zuhörer und ständiger Prozessbeobachter, und lief in einer Pause auf dem Flur hin und her und rief: „Schluß mit diesem Verfahren, hört damit auf!“

Dr. Udo löhr: Er meinte: Freispruch ist schlimmer als Abbruch.

Jochen Kuhlmann: Es kam ja später häufiger zu Freisprüchen. Das ist verheerender in der Auswirkung.

Dr. Udo löhr: Die Öffentlichkeit sagt: „Der hat 20.000 Juden umgebracht und kriegt einen Freispruch!“

Jochen Kuhlmann: Das ist nicht vermittelbar.

Dr. Udo löhr: Das ist nicht vermittelbar.

Die Geschichte der juristischen Aufarbei- tung und Strafvergeltung von Kriegs- und NS-Verbrechen ist bis in die Gegen-wart noch nicht völlig abgeschlossen. Über die moralische und symbolische Bedeutung solcher Verfahren hinaus werden auch juristische Grundfragen über individuelle Schuld und Sühne weiterhin diskutiert. Nach den früh einsetzenden Prozessen alliierter Militärgerichte stieß die Aufklä-rung staatlich organisierter NS-Morde in beiden deutschen Staaten der Nach-kriegszeit auf kein primäres Interesse. Erst ein gesellschaftlicher Generations-wechsel Ende der 1950er-Jahre leitete eine justizpolitische Wende ein, die in Hamburg zur Einrichtung einer speziellen Abteilung (NSG – Nationalsozialistische Gewaltverbrechen) in der Staatsanwalt-schaft führte.Zu den letzten Angehörigen dieser Ab- teilung zählten die ehemaligen Ober-staatsanwälte Jochen Kuhlmann und Dr. Udo löhr. Ihre Erfahrungen und Erinnerungen aus vielen Jahren äußerst schwieriger Tätigkeit – etwa das Verfahren gegen Dr. ludwig Hahn, ehemaliger

SS-Standartenführer, als Kommandeur des Sicherheitsdienstes (SD) mitverant-wortlich für die endgültige Räumung des Ghettos in Warschau 1943 – werden in dem Dokumentarstück „HÖRT DAMIT AUF!“ verdichtet. Die anschaulichen Berichte geben einen unmittelbaren Ein- blick in zuweilen kaum auszuhaltende Widersprüche zwischen vollbrachten Taten und ihrer späteren rechtlichen Behandlung.

Dr. Ludwig Hahn (links) während des Prozesses.

Dr. Ludwig Hahn als SS-Offizier.

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„SzenIScHe leSUng: „HÖRT DAMIT AUF!“Aus den erinnerungen der ehemaligen Oberstaatsanwälte Jochen Kuhlmann und dr. udo löhr an hamburger nS-VerfahrenDokumentarstück von Michael Batz

Sprecherinnen und Sprecher: Jantje Billker, Isabella Vértes-Schütter, Tommaso Cacciapuoti, Andreas GrötzingerMusik: Jakob Neubauer, Edgar Herzog Szenische einrichtung: Michael Batz

Dr. Udo löhr: Wir hatten in Hamburg einen sehr bekannten Mann, das war Arie Goral, der jüdische Künstler und Publizist.

Jochen Kuhlmann: Er war immer dabei als Zuhörer und ständiger Prozessbeobachter, und lief in einer Pause auf dem Flur hin und her und rief: „Schluß mit diesem Verfahren, hört damit auf!“

Dr. Udo löhr: Er meinte: Freispruch ist schlimmer als Abbruch.

Jochen Kuhlmann: Es kam ja später häufiger zu Freisprüchen. Das ist verheerender in der Auswirkung.

Dr. Udo löhr: Die Öffentlichkeit sagt: „Der hat 20.000 Juden umgebracht und kriegt einen Freispruch!“

Jochen Kuhlmann: Das ist nicht vermittelbar.

Dr. Udo löhr: Das ist nicht vermittelbar.

Die Geschichte der juristischen Aufarbei- tung und Strafvergeltung von Kriegs- und NS-Verbrechen ist bis in die Gegen-wart noch nicht völlig abgeschlossen. Über die moralische und symbolische Bedeutung solcher Verfahren hinaus werden auch juristische Grundfragen über individuelle Schuld und Sühne weiterhin diskutiert. Nach den früh einsetzenden Prozessen alliierter Militärgerichte stieß die Aufklä-rung staatlich organisierter NS-Morde in beiden deutschen Staaten der Nach-kriegszeit auf kein primäres Interesse. Erst ein gesellschaftlicher Generations-wechsel Ende der 1950er-Jahre leitete eine justizpolitische Wende ein, die in Hamburg zur Einrichtung einer speziellen Abteilung (NSG – Nationalsozialistische Gewaltverbrechen) in der Staatsanwalt-schaft führte.Zu den letzten Angehörigen dieser Ab- teilung zählten die ehemaligen Ober-staatsanwälte Jochen Kuhlmann und Dr. Udo löhr. Ihre Erfahrungen und Erinnerungen aus vielen Jahren äußerst schwieriger Tätigkeit – etwa das Verfahren gegen Dr. ludwig Hahn, ehemaliger

SS-Standartenführer, als Kommandeur des Sicherheitsdienstes (SD) mitverant-wortlich für die endgültige Räumung des Ghettos in Warschau 1943 – werden in dem Dokumentarstück „HÖRT DAMIT AUF!“ verdichtet. Die anschaulichen Berichte geben einen unmittelbaren Ein- blick in zuweilen kaum auszuhaltende Widersprüche zwischen vollbrachten Taten und ihrer späteren rechtlichen Behandlung.

Dr. Ludwig Hahn (links) während des Prozesses.

Dr. Ludwig Hahn als SS-Offizier.

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IMpReSSUM

herausgeber: Bürgerschaft der Freien und Hansestadt HamburgBürgerschaftskanzleiRedaktion: Sascha Balasko (verantwortlich), Susanne AhrensRathausmarkt 120095 HamburgTelefon: 040 42831-2409E-Mail: [email protected]

fotos: picture alliance/akg-images, Staatsarchiv, CCO Public Domain

gestaltung: Schön Communication, Hamburg

druck: Druckerei Weidmann GmbH & Co KG, Hamburg

Oktober 2017

AnMelDUngeinzeln oder als Klasse unter: [email protected]

eintritt frei

SzenIScHe leSUng für Jugendlicheim hamburger rathaus am 25. Januar 2018 um 10 uhr im großen festsaal im rahmen der Veranstaltungen zum gedenken an die Opfer des nationalsozialismus