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VR Agrar 1 VR Agrar Nummer 4 | April 2017 Gerichtsurteil: Unternehmen muss Wirtschaftsdünger melden | Seite 2 Wettbewerb für kernige Dörfer | Seite 3 „Das Wesentliche sind Aussaatzeitpunkte und Fruchtfolgen “ | Seite 4 „Kontaktloses Zahlen ist der neue Standard“ Wie sicher ist das neue Verfahren – und wo können Kunden es nutzen? Vier Funkwellen – dieses Symbol ist auf allen neuen girocards (früher EC-Karten) der Volksbanken und Raiffeisenbanken zu sehen. Es steht für die Möglichkeit, beim Einkaufen kontaktlos zu bezahlen. Viele Einzelhändler unterstützen das Verfahren bereits, auch in ländlichen Regionen. Bis 25 Euro ohne PIN-Eingabe Den Einkauf aufs Kassenband legen, die Karte an das Terminal halten – fertig. Mit der Möglichkeit, kontaktlos zu zahlen, ist Einkaufen noch bequemer geworden. Kunden, die bereits eine neue girocard mit Kontaktlos-Funktion besitzen, müs- sen diese nicht mehr ins Lesegerät ste- cken, sondern nur an das Terminal halten. Bei Beträgen bis zu 25 Euro entfällt dann in der Regel die Eingabe der PIN. „Kontaktlos ist der neue Standard“, sagt Matthias Hönisch, Experte für Zah- lungsverkehr beim Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisen- banken (BVR). Daher verfügen immer mehr girocards über diese Funktion. Schon 2016 haben die Volksbanken und Raiffeisenbanken über 4,6 Millionen sol- cher Karten ausgegeben. Seit Beginn des Jahres tragen alle neu ausgegebe- nen VR-BankCards das Wellensymbol. Bis 2020 sollen die rund 26 Millionen Karten komplett ausgetauscht sein. Kontaktloses Zahlen an der Supermarktkasse ist bereits bei vielen Händlern möglich. Viele Lebensmitteleinzelhändler sind bereits dabei Auch die Händler setzen zunehmend auf die neue Technik. REWE, Penny, EDEKA, Lidl und Aldi unterstützen das Bezahlver- fahren beispielsweise. Hier können Kun- den in vielen Filialen schon kontaktlos zahlen. Auch bei Esso kann die Tankrech- nung ohne Kartenleser oder Bargeld be- glichen werden. Kontaktloses Bezahlen ist nicht nur in großen Städten verbrei- tet, sondern auch in ländlichen Regionen auf dem Vormarsch. „Wir rechnen damit, dass bis Mitte des Jahres bundesweit fast alle großen Lebensmitteleinzelhändler das kontaktlose Zahlen ermöglichen“, sagt Hönisch. Auch die Raiffeisen-Märk- te stellen sich auf die neue Bezahlmög- lichkeit ein. Die Umstellung sei in vollem Gange, heißt es vom Deutschen Raiff- eisenverband (DRV). Persönliches Exemplar für Firma Volks- und Raiffeisenbank eG

„Kontaktloses Zahlen ist der neue Standard“€¦ · Damit liegen die Genossenschaftsbanken deutlich über dem Durchschnitt: ... Erster Schritt zum Zahlen werden neue Zahlverfahren

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Page 1: „Kontaktloses Zahlen ist der neue Standard“€¦ · Damit liegen die Genossenschaftsbanken deutlich über dem Durchschnitt: ... Erster Schritt zum Zahlen werden neue Zahlverfahren

VR Agrar 1

VR Agrar Nummer 4 | April 2017

Gerichtsurteil: Unternehmen muss Wirtschaftsdünger melden | Seite 2Wettbewerb für kernige Dörfer | Seite 3„Das Wesentliche sind Aussaatzeitpunkte und Fruchtfolgen “ | Seite 4

„Kontaktloses Zahlen ist der neue Standard“ Wie sicher ist das neue Verfahren – und wo können Kunden es nutzen?

Vier Funkwellen – dieses Symbol ist auf allen neuen girocards (früher EC-Karten) der Volksbanken und Raiffeisenbanken zu sehen. Es steht für die Möglichkeit, beim Einkaufen kontaktlos zu bezahlen. Viele Einzelhändler unterstützen das Verfahren bereits, auch in ländlichen Regionen.

Bis 25 Euro ohne PIN-Eingabe

Den Einkauf aufs Kassenband legen, die Karte an das Terminal halten – fertig. Mit der Möglichkeit, kontaktlos zu zahlen, ist Einkaufen noch bequemer geworden. Kunden, die bereits eine neue girocard mit Kontaktlos-Funktion besitzen, müs-sen diese nicht mehr ins Lesegerät ste-cken, sondern nur an das Terminal halten. Bei Beträgen bis zu 25 Euro entfällt dann in der Regel die Eingabe der PIN.

„Kontaktlos ist der neue Standard“, sagt Matthias Hönisch, Experte für Zah-lungsverkehr beim Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisen-banken (BVR). Daher verfügen immer mehr girocards über diese Funktion. Schon 2016 haben die Volksbanken und Raiffeisenbanken über 4,6 Millionen sol-cher Karten ausgegeben. Seit Beginn des Jahres tragen alle neu ausgegebe-nen VR-BankCards das Wellensymbol. Bis 2020 sollen die rund 26 Millionen Karten komplett ausgetauscht sein. Kontaktloses Zahlen an der Supermarktkasse ist bereits bei vielen Händlern möglich.

Viele Lebensmitteleinzelhändler sind bereits dabei

Auch die Händler setzen zunehmend auf die neue Technik. REWE, Penny, EDEKA, Lidl und Aldi unterstützen das Bezahlver-fahren beispielsweise. Hier können Kun-den in vielen Filialen schon kontaktlos zahlen. Auch bei Esso kann die Tankrech-nung ohne Kartenleser oder Bargeld be-glichen werden. Kontaktloses Bezahlen

ist nicht nur in großen Städten verbrei-tet, sondern auch in ländlichen Regionen auf dem Vormarsch. „Wir rechnen damit, dass bis Mitte des Jahres bundesweit fast alle großen Lebensmitteleinzelhändler das kontaktlose Zahlen ermöglichen“, sagt Hönisch. Auch die Raiffeisen-Märk-te stellen sich auf die neue Bezahlmög-lichkeit ein. Die Umstellung sei in vollem Gange, heißt es vom Deutschen Raiff- eisenverband (DRV).

 

Persönliches Exemplar für Firma Volks- und Raiffeisenbank eG

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Nummer 4 | April 2017

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4,7 Prozent

Um diesen Prozentsatz wuchsen die Bestände an Firmenkundenkrediten bei den deutschen Volksbanken und Raiff-eisenbanken im Geschäftsjahr 2016. Das entspricht einem Marktanteil in diesem Bereich von 19 Prozent. Insgesamt stie-gen die Kreditbestände um 4,5 Prozent auf 528 Milliarden Euro. Damit liegen die Genossenschaftsbanken deutlich über dem Durchschnitt: Die gesamte Branche verzeichnete lediglich ein Kreditwachs-tum von 2,7 Prozent.

ZAHL DES MONATSGuter Schutz gegen Missbrauch

Near Field Communication, kurz NFC, heißt die Technologie, die dahintersteckt. Mit ihr können Daten über geringe Distan-zen übertragen werden. Damit das Ver-fahren funktioniert, dürfen Karte und Ter-minal nur wenige Zentimeter voneinander entfernt sein. Das macht die Technik be-sonders sicher gegen Missbrauch. Einfach im Vorbeigehen Geld von einer fremden Karte abbuchen, das sei nicht möglich, so Hönisch. „Eine Bezahltransaktion lässt sich nur mit zugelassenen Händlerterminals auslösen.“ Dass beim Bezahlen versehent-lich eine zweite Karte im Portemonnaie belastet wird, sei ebenfalls ausgeschlossen, so Hönisch: „Wenn mehrere Karten gleich-zeitig erkannt werden, wird der Zahlvor-gang abgebrochen.“ Auch bezüglich der Datensicherheit sieht der BVR-Experte keine Probleme. Auf dem Chip seien kei-ne relevanten persönlichen Daten gespei-chert. Während des Bezahlens werden nur die Kartennummer, das Gültigkeitsdatum der Karte und der Betrag übermittelt.

Erster Schritt zum Zahlen per Smartphone

Kontaktlos oder nicht – letztlich lassen die Banken ihren Kunden die Wahl: Niemand

muss die neue Funktion seiner Karte nut-zen. Wer Bedenken hat, kann sie an ge-nossenschaftlichen Geldautomaten aus- und bei Bedarf auch wieder einschalten.

Viele sehen im kontaktlosen Bezahlen mit der girocard einen ersten Schritt zum mobilen Bezahlen per Smartphone. Denn die NFC-Technologie lässt sich auch dafür nutzen. Die genossenschaftliche Finanz-Gruppe erprobt diese Möglichkeit be-reits. Ende 2016 wurden Android-Smart-phones testweise mit der sogenannten girocard mobile ausgestattet. Diese soll voraussichtlich 2018 bundesweit einge-führt werden.

Bargeld nach wie vor am beliebtesten

Wird beim Bezahlen also alles anders? In der Realität passiert das nicht von heute auf morgen. Denn trotz vieler neuer Möglichkeiten verändern sich die Gewohnheiten der Menschen nur lang-sam. Das zeigt eine Studie der Deut-schen Bundesbank zum Zahlverhalten in Deutschland vom März 2015. Demnach werden neue Zahlverfahren zwar im-mer bekannter, aber nur selten genutzt. Am liebsten zahlen die Deutschen nach wie vor mit Münzen und Scheinen. Laut Bundesbank-Statistik werden ungefähr

54 Prozent aller Kaufvorgänge noch im-mer in bar abgewickelt.

Weitere Informationen zum kontakt- losen Zahlen erhalten Sie bei Ihrer Volks-bank oder Raiffeisenbank vor Ort.

Gerichtsurteil: Unternehmen muss Wirtschaftsdünger meldenWer Wirtschaftsdünger, wie Gülle oder Gärreste aus Biogasanlagen, abgibt oder aufnimmt, muss dies melden. Das bestätigte nun das Niedersächsi-sche Oberverwaltungsgericht in Lüne-burg. Hintergrund ist eine seit vier Jah- ren verhandelte Verwaltungsrechts- sache zwischen der Landwirtschafts-kammer Niedersachsen und einem Südoldenburger Unternehmen, das sich mit Handel, Transport und Ausbringung von Wirtschaftsdüngern beschäftigt. Das Unternehmen hatte gegen eine behördliche Anordnung der Kammer geklagt. Die Kammer hatte zuvor fest-gestellt, dass das Unternehmen erheb-liche Mengen an Wirtschaftsdünger in Verkehr gebracht und dies nicht wie vorgeschrieben aufgezeichnet und ge-meldet hatte. Die Prüfdienste der Kam-mer leiteten daraufhin Ordnungswid-

rigkeitsverfahren ein und verpflichteten das Unternehmen zur Meldung der Wirtschaftsdünger.

Bis heute beruft sich das Unterneh-men darauf, dass es keine Meldungen machen müsse und die Landwirtschafts-

kammer Niedersachsen nicht zustän-dig sei. Der Kläger begründete dies vor Gericht unter anderem damit, dass die Rechtsgrundlagen aus dem Dünge-recht nicht verfassungsgemäß seien und der Wirtschaftsdünger nicht gemeldet

werden müsse, da die in Verkehr gebrachten Stoffe nicht dem Dün-gerecht unterlägen. Das Verwaltungsgericht Ol-denburg wies die Klage bereits vor einem Jahr ab.

Nun erteilte das Oberverwaltungsgericht dem Antrag des Klägers auf Zulassung der Beru-fung eine Absage. Damit ist das Oldenburger Urteil rechtskräftig.

Wie andere Wirtschaftsdünger, sind auch Gärreste aus einer

Biogasanlage meldepflichtig.

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Deutsche verbrauchen weniger ObstObst ist gesund – und häufig aus hei-mischem Anbau verfügbar. Den guten Argumenten zum Trotz geht der Obst-verbrauch in Deutschland aber zurück. Zu diesem Ergebnis kommt der aktuelle Ernährungsbericht der Deutschen Gesell-schaft für Ernährung.

Demnach ging der Verbrauch im Zeitraum von 2011/12 bis 2014/15 um durchschnittlich 1,2 Kilogramm pro Kopf und Jahr zurück. Langfristig betrachtet wurde der positive Trend aus den 1990er- Jahren durch eine leicht rückläufige Ent-wicklung abgelöst. Besonders hart trifft es die Äpfel, aber auch Birnen, Pfirsiche, Tafeltrauben und Apfelsinen. Häufiger

als zuvor greifen die Deutschen dagegen zu Beerenobst, wie beispielsweise Hei-delbeeren, Brombeeren, Himbeeren und Johannisbeeren.

Zwar zeigt sich beim Gemüse eine positive Tendenz, allerdings schwächte sich der Zuwachs etwas ab. Hier deute sich möglicherweise eine Trendwende an, so die Autoren.

Der Ernährungsbericht stützt sich, wie auch in den Vorjahren, auf die Agrar-statistik des Statistischen Bundesamtes. Diese weist die in Deutschland für den Verbrauch verfügbaren Lebensmittel aus.

Weitere Informationen: www.dge.de ➞ Wissenschaft ➞ Ernährungsberichte

Weitere Informationen: www.gemüseackerdemie.de ➞ Mitmachen ➞ AckerBauer

Bei der GemüseAckerdemie bewirtschaften

Kinder selbst eine kleine Ackerfläche.

Beeren sind bei den Deutschen beliebter ge-

worden.

Ackern für mehr BildungWo wachsen Kartoffeln? Wie sieht eine Möhrenpflanze aus? Viele Kinder und Jugendliche wissen heute nicht, wie ihre Lebensmittel angebaut werden und wo sie wachsen. Der Verein GemüseAcker-demie e.V. will das ändern. Er begleitet Kindergartengruppen und Schulklas-sen dabei, kleine Ackerflächen zu be-wirtschaften. Die Teilnehmer lernen auf diese Weise die verschiedenen Schritte des Gemüseanbaus kennen. Sie bereiten den Boden vor, säen und pflanzen ver-schiedene Gemüsearten, jäten, hacken und ernten.

Dabei arbeitet die GemüseAcker- demie gern auch mit Landwirten vor Ort

zusammen. Der Verein ist ständig auf der Suche nach schulnahen Ackerflächen ab 200 Quadratmeter.

Welche Möglichkeiten der Koope- ration, Pacht oder Zwischennutzung es gibt und wo Flächen gesucht werden, da-rüber informiert die Geschäftsstelle der GemüseAckerdemie auf Anfrage.

Wettbewerb für kernige DörferIn vielen Dörfern sinkt die Einwohnerzahl, Gebäude verfallen oder stehen leer. Aber es gibt auch Ideen, wie sich Ortskerne umgestalten und beleben lassen. Solche Beispiele sucht das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft mit seinem Wettbewerb „Kerniges Dorf“. Ausgezeichnet werden Dörfer, die ihren Ortskern zukunftsfähig gestalten und dabei nachhaltig mit ihren Flächen und Gebäuden umgehen.

Ein mutiger Abriss oder die alte Post, die nun als Begegnungszentrum genutzt wird – viele Möglichkeiten sind denkbar. Ein besonderes Augenmerk liegt beim

diesjährigen Wettbewerb auf der In- anspruchnahme von Flächen: Wie lassen

sich Flächen zum Beispiel entsiegeln oder ökologisch umgestalten?

Dörfer oder Ortsteile mit bis zu 3.000 Einwohnern können ihre Konzep-te noch bis zum 31. Mai einreichen. Die fünf Sieger des Wettbewerbs teilen sich ein Preisgeld von insgesamt 10.000 Euro und werden auf der Grünen Woche ge-ehrt.

Dörfer mit bis zu 3.000 Einwohnern können

am Wettbewerb teilnehmen.

Weitere Informationen: www.bmel.de ➞ Suche „Kerniges Dorf“

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IMPRESSUM

Herausgeber: Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken BVR, BerlinVerantwortliche Redaktion: Ann-Kathrin Marr, Text|Redaktion|Medienarbeit, Gotenstraße 44 a, 26121 OldenburgVerlag: Deutscher Genossenschafts-Verlag eG Vertreten durch den Vorstand: Peter Erlebach (Vorsitzender), Franz-J. Köllner und Mark Wülfinghoff Leipziger Str. 35, 65191 WiesbadenHerstellung: Görres-Druckerei und Verlag GmbH, Niederbieberer Str. 124, 56567 Neuwied

Bildnachweis: BVR, Peter Gaß, ©lovelyday12 – Fotolia.com, ©Ackerdemia e.V., ©marcfotodesign – Fotolia.com, ©Peter Maszlen – Fotolia.com

Diese Informationsschrift erscheint monatlich und ist bei Volksbanken, Raiffeisenbanken und Spar- und Darlehnskassen erhältlich.Das Manuskript für diese Ausgabe wurde Mitte März 2017 abgeschlossen. Für die Richtigkeit und Vollständigkeit keine Gewähr.

Ulrich Henne, geboren 1954, studier-te nach einer landwirtschaftlichen Ausbildung an der Fachhochschule Kiel. Seit 1988 arbeitet er bei der Landwirt-schaftlichen Unternehmensberatung in Schleswig-Holstein und berät Betriebe, unter anderem zum Thema Pflanzen-schutz.

Interview mit …„Das Wesentliche sind Aussaatzeitpunkte und Fruchtfolgen “ Landwirtschaftsberater Ulrich Henne über mögliche Folgen eines Glyphosat-Verbots

VR Agrar: Bis Ende des Jahres darf das Pflanzenschutzmittel Glyphosat vor-aussichtlich noch eingesetzt werden. Im Juni des vergangenen Jahres hatte die EU-Kommission die Zulassung um bis zu 18 Monate verlängert. Was nach Ablauf dieser Frist geschieht, ist noch unklar. Herr Henne, wo sehen Sie im Falle eines Verbots die größten Schwie-rigkeiten für Landwirte?

Henne: Die liegen jedenfalls nicht bei der Stoppelbearbeitung. Die Sikkation, also das Abspritzen von Getreidebeständen, war lange Zeit üblich. Aber in den letz-ten Jahren ist das massiv eingeschränkt worden. Das größte Problem sehe ich in der Phase vor der Aussaat. Da arbeiten viele Landwirte mit der Scheinbestellung, um Unkräuter und Ungräser in den Griff zu bekommen. Das heißt, das Saatbett wird vorbereitet, Unkraut und Ungras läuft auf und wird mit Glyphosat behan-delt. Anschließend kann das Getreide mit ganz wenig Bodenbearbeitung bestellt werden.

VR Agrar: Was würde sich da im Falle eines Verbots ändern?

Henne: Dann müsste der Boden intensiver bearbeitet werden, auch im Saatbett. Das ist nicht unbedingt hilfreich, denn wenn das Saatbett zu fein wird, kann es ver-schlemmen. Und das führt zu Erosionen.

VR Agrar: Welche Rolle werden zu-künftig andere Pflanzenschutzmittel spielen?

Henne: Im Falle eines Verbots würden die selektiven Herbizide stärker belastet, weil sie dann zum Teil auch Altunkraut mit erfassen müssten. Und das würde die Entstehung von Resistenzen bei den Un-kräutern verstärken.

VR Agrar: Was wären Alternativen?

Henne: Wenn man das langfristig be-trachtet, dann müssen sich viele acker-bauliche Dinge deutlich ändern. Die allgemeine Feldhygiene muss sich ver-

bessern. Ob mechanische Verfahren, wie Striegeln, funktionieren, das ist stark vom Wetter abhängig. Das Wesentliche sind Aussaatzeitpunkte und Fruchtfolgen.

VR Agrar: Welche Möglichkeiten sehen Sie bei Aussaat und Fruchtfolgen?

Henne: Seit Mitte der 1970er-Jahre sind die Aussaatzeitpunkte für Winterkultu-ren nach vorne gerückt. Sommerkulturen sind insgesamt deutlich zurückgegan-gen, und das erhöht den Unkraut- und Ungrasdruck in den Winterkulturen. Da braucht es ein Umdenken. Bei Winter-kulturen muss die Aussaat später in den Herbst verlegt werden, wenn es feuch-ter ist. Und es kann sinnvoll sein, wieder mehr Sommerkulturen einzusetzen, nicht nur Mais, sondern auch Sommergetreide.