31
ktive Arbeitsmarktpolitik ktive Arbeitsmarktpolitik 1. Modelle zur Lohn- und Einkommenssubventionierung (Kombilohn) Literatur: Primär: - Franz (1999): Arbeitsmarktökonomik, Kapitel 2 - Schneider et. al. (2002a): „Beschäftigungspotentiale einer dualen Förderstrategie im Niedriglohnbereich,“ IZA Research Report No. 5, Kapitel 4+5. Sekundär: - Bonin, Kempe, Schneider (2002): Kombilohn oder Workfare? Zur Wirksamkeit zweier arbeitsmarktpolitischer Strategien, IZA DP No. 587. - Schneider et al. (2002b): Anreizwirkungen der Sozialhilfe auf das Arbeitsangebot im Niedriglohnbereich, Kapitel 6.

Aktive Arbeitsmarktpolitik 1. Modelle zur Lohn- und Einkommenssubventionierung (Kombilohn) Literatur: Primär: - Franz (1999): Arbeitsmarktökonomik, Kapitel

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Aktive Arbeitsmarktpolitik 1. Modelle zur Lohn- und Einkommenssubventionierung (Kombilohn) Literatur: Primär: - Franz (1999): Arbeitsmarktökonomik, Kapitel

Aktive ArbeitsmarktpolitikAktive Arbeitsmarktpolitik

1. Modelle zur Lohn- und Einkommenssubventionierung (Kombilohn)

Literatur: Primär:

- Franz (1999): Arbeitsmarktökonomik, Kapitel 2- Schneider et. al. (2002a): „Beschäftigungspotentiale einer dualen Förderstrategie im Niedriglohnbereich,“ IZA Research Report No. 5, Kapitel 4+5.

Sekundär:- Bonin, Kempe, Schneider (2002): Kombilohn oder Workfare? Zur Wirksamkeit zweier arbeitsmarktpolitischer Strategien, IZA DP No. 587.- Schneider et al. (2002b): Anreizwirkungen der Sozialhilfe auf das Arbeitsangebot im Niedriglohnbereich, Kapitel 6.

Page 2: Aktive Arbeitsmarktpolitik 1. Modelle zur Lohn- und Einkommenssubventionierung (Kombilohn) Literatur: Primär: - Franz (1999): Arbeitsmarktökonomik, Kapitel

Aktive ArbeitsmarktpolitikAktive Arbeitsmarktpolitik

1. Kombilohn

Hohe Arbeitslosigkeit Geringqualifizierter.

Lösungsvorschlag: Kombinierung niedriger Erwerbseinkommen mit Modellen der Lohn- und Einkommenssubventionierung (Kombilöhne).

Ausgehend von Vorschlägen der Bundesvereinigung der deutschen Arbeitgeberverbände und des Bundesgesundheitsministeriums zur Reform der Anrechnungsregelungen in der Sozialhilfe hat sich die Diskussion um diese Modelle beschleunigt. Inzwischen liegt eine grosse Anzahl verschiedener Modelle vor.

Grundlegende Annahme: Arbeitslosigkeit ist zu einem wesentlichen Teil angebotsbedingt. Die am Arbeitsmarkt erzielbaren Löhne sind für viele Geringqualifizierte so niedrig, dass ihr Reservationslohn, der u.a. vom Niveau der Sozialtransfers bestimmt wird, darüber liegt („freiwillige“ Arbeitslosigkeit).

Lösung: Lohnzuschläge bei Erwerbstätigkeit, um den Lohnsatz implizit so weit zu erhöhen, dass er über dem Reservationslohn liegt.

Page 3: Aktive Arbeitsmarktpolitik 1. Modelle zur Lohn- und Einkommenssubventionierung (Kombilohn) Literatur: Primär: - Franz (1999): Arbeitsmarktökonomik, Kapitel

Aktive ArbeitsmarktpolitikAktive Arbeitsmarktpolitik

1.Kombilohn1.1. Lohnabstand gegenüber der Sozialhilfe und Zuverdienstregelungen bei Transferleistungen

Bei einer zu geringen Differenz zwischen den Löhnen der untersten Tarifgruppen und den staatlichen Unterstützungsleistungen besteht nur ein geringer finanzieller Anreiz zur Aufnahme eines Beschäftigungverhältnisses (Lohnabstandsgebot).

Weitere Fehlanreize entstehen im Rahmen der Zuverdienstregelungen in der Sozial- und Arbeitslosenhilfe. (Erzielung von Erwerbseinkommen finanziell kaum attraktiv, da es bis auf geringe Freibeträge zu prohibitiv hohen Transferentzugsraten kommt.)

Page 4: Aktive Arbeitsmarktpolitik 1. Modelle zur Lohn- und Einkommenssubventionierung (Kombilohn) Literatur: Primär: - Franz (1999): Arbeitsmarktökonomik, Kapitel

Produzierendes Gewerbe Einzelhandel Hotel- und Gaststätten

Alleinlebende Ehepaar mit 2 Kindern

Alleinlebende

Ehepaar mit 2

Kindern

Alleinlebende

Ehepaar mit 2 Kindern

Bruttoentgelt 3.065 3.065 2.324 2.324 1.906 1.906

Nettoentgelt 1.970 2.366 1.636 1.830 1.423 1.501

Kindergeld 0 440 0 440 0 440

Wohngeld 0 237 0 308 57 406

verfügbares HH-einkommen

1.970 3.043 1.636 2.578 1.480 2.347

Bedarf an Sozialhilfe

978 2.591 978 2.591 978 2.591

Abstand des verfügbaren HH-einkommens zum Sozialhilfebedarf

in DM/Monat 992 452 658 -13 502 -244

in % 50,4 14,8 40,2 -0,5 33,9 -10,4

Verfügbares Haushaltseinkommen bei durchschnittlichen Bruttoarbeitsentgelt und Abstand zur Sozialhilfe (Hilfe zum

Lebensunterhalt) in Ostdeutschland 1998

Quelle: Berechnungen des IWH.

Aktive ArbeitsmarktpolitikAktive Arbeitsmarktpolitik

Page 5: Aktive Arbeitsmarktpolitik 1. Modelle zur Lohn- und Einkommenssubventionierung (Kombilohn) Literatur: Primär: - Franz (1999): Arbeitsmarktökonomik, Kapitel

Aktive ArbeitsmarktpolitikAktive Arbeitsmarktpolitik

Anrechnungsregeln in der Arbeitslosen- und Sozialhilfe, 1998Arbeitslosenhilfe

Nettoeinkommen/Monat (in DM)

marginale Anrechnungsquote in %

bis 260 0

bis 520 100

ab 521 Transferleistung entfällt

Sozialhilfe

Nettoeinkommen/Monat (in DM) marginale Anrechnungsquote

in %Alleinstehende Ehepaare mit 2 Kindern

bis 130 bis 130 0

bis 997 bis 997 85

bis 1.238 bis 2.851 100

ab 1.239 ab 2.852 Transferleistung entfällt

Page 6: Aktive Arbeitsmarktpolitik 1. Modelle zur Lohn- und Einkommenssubventionierung (Kombilohn) Literatur: Primär: - Franz (1999): Arbeitsmarktökonomik, Kapitel

Aktive ArbeitsmarktpolitikAktive Arbeitsmarktpolitik

Effektive Grenzbelastung des Bruttoeinkommens für Transferempfänger

Explizite Besteuerung: Steuern/Sozial-beiträge

Implizite Besteuerung: Verringerung oder Wegfall von Transferleistungen

Quelle: IWH

Page 7: Aktive Arbeitsmarktpolitik 1. Modelle zur Lohn- und Einkommenssubventionierung (Kombilohn) Literatur: Primär: - Franz (1999): Arbeitsmarktökonomik, Kapitel

Aktive ArbeitsmarktpolitikAktive Arbeitsmarktpolitik

Quelle: IWH

Page 8: Aktive Arbeitsmarktpolitik 1. Modelle zur Lohn- und Einkommenssubventionierung (Kombilohn) Literatur: Primär: - Franz (1999): Arbeitsmarktökonomik, Kapitel

Aktive ArbeitsmarktpolitikAktive Arbeitsmarktpolitik

1. Kombilohn1.2. Statisches Arbeitsangebotsmodell

Annahmen: Nutzenmaximierende Individuen Insgesamt vorgegebene Zeit T soll zwischen Freizeit F und

Arbeitsstunden H aufgeteilt werden. Lohnsatz W Nicht-Arbeitseinkommen V Konsumausgaben Px mit x = Konsumgüterbündel

Budgetrestriktion:

(1)

Individuelle Nutzenfunktion: (quasi-konkav und stetig differenzierbar)

(2)

VHWxP

)F,x(UU 0,0

F

U

x

U und 0,02

2

2

2

F

U

x

U

Page 9: Aktive Arbeitsmarktpolitik 1. Modelle zur Lohn- und Einkommenssubventionierung (Kombilohn) Literatur: Primär: - Franz (1999): Arbeitsmarktökonomik, Kapitel

Aktive ArbeitsmarktpolitikAktive Arbeitsmarktpolitik

1. Kombilohn1.2. Statisches ArbeitsangebotsmodellMaximierung:

(3)

unter der Bedingung, daß

Bedingungen für ein Maximum:

Wegen x > 0 und gilt:

(4) (5)

(6) (7)

(8) (9a) (9b)

) H T(, x U maxH, x

.0H,0xxPVHW und

0

Px

Ux

0

Px

U 0

WH

U

0H 0

WH

UH

0 xPVHW 0 0 xPVHW

Page 10: Aktive Arbeitsmarktpolitik 1. Modelle zur Lohn- und Einkommenssubventionierung (Kombilohn) Literatur: Primär: - Franz (1999): Arbeitsmarktökonomik, Kapitel

Aktive ArbeitsmarktpolitikAktive Arbeitsmarktpolitik

1.Kombilohn1.2. Statisches ArbeitsangebotsmodellOptimum: Es gilt:

(10) (aus Gleichung (7))

(11)

Daraus lassen sich folgende Optimalbedingungen ableiten:

(12)

Vergleich des Grenznutzenverhältnis aus Freizeit und dem Konsumgüterbündel und dem Reallohn.

0H0WH

U

für

0H0WH

U

für

für und für 0HP

W

x

UF

U

0HP

W

x

UF

U

Page 11: Aktive Arbeitsmarktpolitik 1. Modelle zur Lohn- und Einkommenssubventionierung (Kombilohn) Literatur: Primär: - Franz (1999): Arbeitsmarktökonomik, Kapitel

Aktive ArbeitsmarktpolitikAktive Arbeitsmarktpolitik

„„Freizeit“Freizeit“

KonsumgutKonsumgut

P

W

x

UF

U

P

W

x

UF

U

Page 12: Aktive Arbeitsmarktpolitik 1. Modelle zur Lohn- und Einkommenssubventionierung (Kombilohn) Literatur: Primär: - Franz (1999): Arbeitsmarktökonomik, Kapitel

Aktive ArbeitsmarktpolitikAktive Arbeitsmarktpolitik

1.Kombilohn1.2. Statisches Arbeitsangebotsmodell

Erhöhung des Reallohnes: Einkommens- und Substitutionseffekt:

Slutsky-Gleichung

(13)

Substitutionseffekt: Eindeutig positiv, da Erhöhung von W Konsum von Freizeit wird im Vergleich zur Verwendung als Arbeitszeit teurer Freizeit wird durch Arbeitszeit substituiert.

Einkommenseffekt: negativ, wenn Freizeit kein inferiores Gut, da Erhöhung von W mehr Güter werden nachgefragt (auch Freizeit) Arbeitszeit wird durch Freizeit substituiert.

S

xxHx

effektonsSubstituti

S

effektEinkommens

W

H

|D|

WUPUH

W

H

V

HH

W

H

Page 13: Aktive Arbeitsmarktpolitik 1. Modelle zur Lohn- und Einkommenssubventionierung (Kombilohn) Literatur: Primär: - Franz (1999): Arbeitsmarktökonomik, Kapitel

Aktive ArbeitsmarktpolitikAktive Arbeitsmarktpolitik

Konsumgut

„Freizeit“

Einkommens- und Substitutionseffekt einer Lohnersatzerhöhung

W: AB dreht sich zu A‘BNeuer Optimalpunkt: D‘ mit Freizeit OC‘ und Arbeit C‘T

Substitutionseffekt: C nach C‘‘Einkommenseffekt: C‘‘ nach C‘

Fazit: Lohnerhöhung führt zu Mehrarbeit i.H.v. C‘C.

Allgemein: Effekt einer Lohnsatzerhöhung auf H nicht eindeutig determiniert. Gesamteffekt hängt davon ab, ob Einkommens- oderSubstitutionseffekt dominiert.

Erhöhung von V: H nimmt c.p. eindeutig ab.

Page 14: Aktive Arbeitsmarktpolitik 1. Modelle zur Lohn- und Einkommenssubventionierung (Kombilohn) Literatur: Primär: - Franz (1999): Arbeitsmarktökonomik, Kapitel

Aktive ArbeitsmarktpolitikAktive Arbeitsmarktpolitik

1.2. Statisches ArbeitsangebotsmodellEffekte der Besteuerung/Transferzahlungen:

Konsumgut

„Freizeit“

Budgetrestriktion bei unterschiedlicher Besteuerung

Konstanter Steuersatz

Bruttolohn

„stückweise“ progressiver Steuersatz

durchgehend progressiver Steuersatz

Page 15: Aktive Arbeitsmarktpolitik 1. Modelle zur Lohn- und Einkommenssubventionierung (Kombilohn) Literatur: Primär: - Franz (1999): Arbeitsmarktökonomik, Kapitel

Aktive ArbeitsmarktpolitikAktive Arbeitsmarktpolitik

1.2. Statisches Arbeitsangebotsmodell

Wirkungen des EITC im statischen Arbeitsangebotsmodell

Konsumgut

„Freizeit“

A

TH

Für Personen, deren Nutzenoptimum imBereich HT läge, wenn es kein Ersatzeinkommen(BT) gäbe, wird es durch den Anrechnungssatznutzenoptimal, nicht zu arbeiten.

Kombilohnmodelle:Veränderung der Budgetgerade BCA (bspw. zuBC‘A).

BC

C‘

Page 16: Aktive Arbeitsmarktpolitik 1. Modelle zur Lohn- und Einkommenssubventionierung (Kombilohn) Literatur: Primär: - Franz (1999): Arbeitsmarktökonomik, Kapitel

Aktive ArbeitsmarktpolitikAktive Arbeitsmarktpolitik

1.3. Niedrigeinkommensprogramme in den USA und UK

USA: Earned Income Tax Credit (EITC) UK: Family Credit (FC)

Förderung von erwerbstätigen Personen als Ergänzung zu dem jeweils bestehenden Grundsicherungssystem.

Lohn- bzw. Einkommenssubventionen, die von der Höhe des Arbeitsentgeltes abhängig sind.

Negative Einkommenssteuer, die auf Bezieher geringer Erwerbseinkommen begrenzt ist.

Zuschüsse werden mit der Einkommenssteuerschuld verrechnet oder (falls Subvention > Steuerschuld) direkt ausbezahlt.

Page 17: Aktive Arbeitsmarktpolitik 1. Modelle zur Lohn- und Einkommenssubventionierung (Kombilohn) Literatur: Primär: - Franz (1999): Arbeitsmarktökonomik, Kapitel

Aktive ArbeitsmarktpolitikAktive Arbeitsmarktpolitik

1.3. Niedrigeinkommensprogramme in den USA und UK

Marginale Quote: 70%

40%

Marginale Quote: 21%

Page 18: Aktive Arbeitsmarktpolitik 1. Modelle zur Lohn- und Einkommenssubventionierung (Kombilohn) Literatur: Primär: - Franz (1999): Arbeitsmarktökonomik, Kapitel

Aktive ArbeitsmarktpolitikAktive Arbeitsmarktpolitik

1.3. Niedrigeinkommensprogramme in Deutschland

Nachfragebezogene Subventionen

Angebotsbezogene Subventionen

Anknüpfungspunkt Lohnkosten oder Sozialversicherungsbeiträ

ge

Sozialversicherungsbeiträge

oder Bedarf oder Kinder

Empfänger Unternehmen Beschäftigte

Zielrichtung Reduzierung Arbeitskosten

Erhöhung Arbeitsanreize

Varianten in der praktischen Erprobung

SGI-ModellElmshorner Modell

Nutzung bestehender Lohnkostenzuschüsse für

gering Qualifizierte (NRW)

Mainzer ModellEinstiegsgeld

§18 Absatz 5 BSHGPLUSLohn

Quelle: Weinkopf (2002), Übersicht 2.

Page 19: Aktive Arbeitsmarktpolitik 1. Modelle zur Lohn- und Einkommenssubventionierung (Kombilohn) Literatur: Primär: - Franz (1999): Arbeitsmarktökonomik, Kapitel

Aktive ArbeitsmarktpolitikAktive Arbeitsmarktpolitik

Quelle: Weinkopf (2002), Übersicht 3.

Bundesland Konzept Zielgruppe Förderung Förderzeitraum

(Monate)

Arbeitnehmerseitige Förderung

BW Einstiegsgeld langzeitarbeitslose Sozialhilfebeziehend

e (SB)

Teile des Arbeitsentgelts werden nicht auf

Sozialhilfe angerechnet

12

Bremen Kombilohn

Hessen „Hessischer Kombilohn“

Brandenburg Mainzer Modell gering Verdienende (gV)

Einkommensbeihilfe 36

R-P

NRW §18 Abs. 5 BSHG SB Einkommensbeihilfe 12

AA Duisburg PLUSLohn Arbeitslose (AL) Einkommensbeihilfe 12

Arbeitgeberseitige Förderung

NRW SGB III- bzw. BSHG-Zuschüsse

Gering qualifizierte AL, SB

Zuschüsse an Unternehmen

12-48

Saarland SGI-Modell gV Zuschüsse an Unternehmen

36

Sachsen

S-H Elmshorner Modell Gering qualifizierte AL

Beratung u. Zuschüsse an Unternehmen

12

Page 20: Aktive Arbeitsmarktpolitik 1. Modelle zur Lohn- und Einkommenssubventionierung (Kombilohn) Literatur: Primär: - Franz (1999): Arbeitsmarktökonomik, Kapitel

Aktive ArbeitsmarktpolitikAktive Arbeitsmarktpolitik

1.3. Niedrigeinkommensprogramme in Deutschland

A) Einstiegsgeld für Arbeitslose (Spermann)

- Zielgruppe:langzeitarbeitslose Arbeitslosenhilfe- und Sozialhilfebezieher (AL-dauer > 12 Monate)

- Förderung: 1. Stufe: Zielgruppe kann 50% des Erwerbseinkommens behalten, das einen Steuerfreibetrag (1.200 Euro/ Jahr) übersteigt. Damit sinkt die implizite Belastung zusätzlichen Erwerbseinkommens deutlich ab. Einstiegsgeld läuft für einen Alleinlebenden bei einem Bruttoeinkommen von ca. 21.500 Euro/Jahr aus. Laufzeit: 12 Monate.2. Stufe: Der 50%-Zuschuss kann als Darlehen weitergezahlt werden. Laufzeit: unbefristet. (Wann soll Darlehen zurückgezahlt werden?)

- Grössere Anreize als andere Modelle (BDA, BMG); abgegrenzte Zielgruppe; Ersparnisse, wenn Transferempfänger eine Arbeit aufnehmen.

- Wird in verschiedenen Varianten in in acht Städten/Kreisen von BW, in Hessen und in Bremen erprobt.

Page 21: Aktive Arbeitsmarktpolitik 1. Modelle zur Lohn- und Einkommenssubventionierung (Kombilohn) Literatur: Primär: - Franz (1999): Arbeitsmarktökonomik, Kapitel

Aktive ArbeitsmarktpolitikAktive Arbeitsmarktpolitik

1.3. Niedrigeinkommensprogramme in Deutschland

B) § 18 Absatz 5 BSHG

- Zielgruppe:Sozialhilfebezieher

- Förderung: Bei Aufnahme einer sozialversicherungspflichtigen Erwerbstätigkeit kann ein Zuschuss bis zur Höhe des Regelsatzes für einen Haushaltsvorstand und bis zur Dauer von 12 Monaten gewährt werden. Schafft Arbeitsanreize durch eine Ausweitung der geltenden Freibeträge.

- Wird in insbesondere in Köln und Rhein-Sieg-Kreis erprobt.

Page 22: Aktive Arbeitsmarktpolitik 1. Modelle zur Lohn- und Einkommenssubventionierung (Kombilohn) Literatur: Primär: - Franz (1999): Arbeitsmarktökonomik, Kapitel

Aktive ArbeitsmarktpolitikAktive Arbeitsmarktpolitik

1.3. Niedrigeinkommensprogramme in Deutschland

C) Mainzer Modell (Gerster/Deubel)

- Zielgruppe: gering Verdienende - Förderung:

- degressive Subventionierung der Sozialversicherungsbeiträge für niedrige Einkommen:bis 630 DM versicherungsfrei; Verdienste von DM 630-1.550 (Euro 790-1.580) werden degressiv bezuschusst; doppelte Grenzen für Ehepaare + Kummulation der Freibeträge in Analogie zum Steuerrecht.- Zuschlag zum regulärem Kindergeld:150 DM/Kind; sinkt mit steigendem HH-einkommen; Mindesteinkommen von 7.650/15.120 DM/Jahr notwendig (Mitnahmeeffekte).

- Wurde zunächst in R-P (Koblenz, Mayen, Montabaur, Neuwied) und Brandenburg (Eberswalde, Neuruppin) erprobt. Seit 1. März 2002 bundesweit.Modifikationen: feste Förderbeträge für Einkommensstufen; Einkommensbereiche: Euro 325-897 (bzw. 1.707 bei Paaren/Alleinerziehenden); befristet auf 36 Monate; Förderung wird nicht auf Sozialhilfeleistungen angerechnet.

Page 23: Aktive Arbeitsmarktpolitik 1. Modelle zur Lohn- und Einkommenssubventionierung (Kombilohn) Literatur: Primär: - Franz (1999): Arbeitsmarktökonomik, Kapitel

Aktive ArbeitsmarktpolitikAktive Arbeitsmarktpolitik

1.3. Simulation der Beschäftigungseffekte einer angebotsseitigen Förderung (Schneider et al. 2002a)

Annahme: Flächendeckende Einführung verschiedener Kombilohnmodelle Zielgruppe: Sozialhilfeempfänger + AL; insg. knapp 2 Mio. Personen

(730.000 Empfänger laufender Hilfe zum Lebensunterhalt; 1,7 Mio. Arbeitslose).

Methodik: Schätzung einer Nutzenfunktion im Haushaltskontext (Berücksichtigung des Partners).

iji4j3

i2i1ij

XZFreizeit

FreizeitinkommenHaushaltseU

Simulation verschiedener Fördermodelle

(Tabellen und Graphiken werden in der Vorlesung verteilt)

Page 24: Aktive Arbeitsmarktpolitik 1. Modelle zur Lohn- und Einkommenssubventionierung (Kombilohn) Literatur: Primär: - Franz (1999): Arbeitsmarktökonomik, Kapitel

Aktive ArbeitsmarktpolitikAktive Arbeitsmarktpolitik

Neuregelung der Mini-Jobs

Angebotsseite

• Anhebung der Geringfügigkeitsgrenze• Steuerfreiheit von Nebenverdiensten unterhalb der Geringfügigkeitsgrenze• Gleitender Einstieg der Sozialversicherungsbeiträge für Nebenverdiener

Nachfrageseite

• Steuerliche Förderung von Haushaltsdienstleistungen• Höhere Pauschalabgaben unterhalb der Geringfügigkeitsgrenze für

Unternehmen

Page 25: Aktive Arbeitsmarktpolitik 1. Modelle zur Lohn- und Einkommenssubventionierung (Kombilohn) Literatur: Primär: - Franz (1999): Arbeitsmarktökonomik, Kapitel

Aktive ArbeitsmarktpolitikAktive Arbeitsmarktpolitik

-30%

-20%

-10%

0%

10%

20%

30%

0 100 200 300 400 500 600 700 800 900 1000

Monatseinkommen

Arb

eitg

eber

Arb

eitn

ehm

er

Voller Arbeitgeberanteil (20.85%)

Gleitzone (400.01 – 800 €)

Nur für Personen ohne Hauptbeschäftigung!

Voller Arbeit-nehmeranteil

(20.85%)

Reduzierte Pauschalabgabe (12%)

Page 26: Aktive Arbeitsmarktpolitik 1. Modelle zur Lohn- und Einkommenssubventionierung (Kombilohn) Literatur: Primär: - Franz (1999): Arbeitsmarktökonomik, Kapitel

Massive Mitnahmeeffekte

1. Zuvor Beschäftigte mit Einkommen unter 800€IZA-Simulation: 1,35 Mio. Personen

2. Reduktion der Beschäftigung von Beschäftigten oberhalb der FördergrenzenIZA-Simulation: 39,000 Personen

3. Durch Steuerbefreiung deutlicher Wiederanstiegder Zahl der geringfügig Nebenbeschäftigten Umkehrung der Entwicklung nach 1998

Aktive ArbeitsmarktpolitikAktive Arbeitsmarktpolitik

Page 27: Aktive Arbeitsmarktpolitik 1. Modelle zur Lohn- und Einkommenssubventionierung (Kombilohn) Literatur: Primär: - Franz (1999): Arbeitsmarktökonomik, Kapitel

Kein Beitrag zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit

Simulation der Effekte der

• Anhebung der Geringfügigkeitsgrenze• Gleitzone

mit IZA-Arbeitsangebotsmodell ergibt:

Rückkehr in Beschäftigung: Frauen 18.000Männer 6.700Gesamt 24.700

Gesamtkosten: 0,98 Mrd. Euro

Kosten je neuBeschäftigtem: 39.900 Euro

Aktive ArbeitsmarktpolitikAktive Arbeitsmarktpolitik

Page 28: Aktive Arbeitsmarktpolitik 1. Modelle zur Lohn- und Einkommenssubventionierung (Kombilohn) Literatur: Primär: - Franz (1999): Arbeitsmarktökonomik, Kapitel

Ohne mithelfende Familienangehörige. GSOEP.

800

1000

1200

1400

1600

1800

1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000

Jahr

1000

Per

son

en

Angebotseinbruch nach Neuregelung

von 1998:

380.000 Personen

Aktive ArbeitsmarktpolitikAktive Arbeitsmarktpolitik

Page 29: Aktive Arbeitsmarktpolitik 1. Modelle zur Lohn- und Einkommenssubventionierung (Kombilohn) Literatur: Primär: - Franz (1999): Arbeitsmarktökonomik, Kapitel

Aktive ArbeitsmarktpolitikAktive Arbeitsmarktpolitik

1.4 Fazit

Modellrechnungen und Simulationen zeigen, dass die zu erwartenden zusätzlichen Beschäftigungseffekte bei der flächendeckenden Umsetzung der unterschiedlichen Modelle eher niedrig sein werden. im günstigsten Fall: Anstieg des Arbeitsangebots um 100.000 Personen, aufgrund vermehrter Teilzeitarbeit nimmt jedoch Gesamtarbeitsvolumen ab.

In Abhängigkeit der Definition der Zielgruppe, sind die fiskalische Kosten potentiell extrem hoch. IZA: pro zusätzlichen Arbeitsplatz und Jahr bis zu 45.900 Euro.Lösung: Zielgruppeneinschränkung, aber dann geringere Arbeitsangebotseffekte.

Problem: (i) ein nicht unerheblicher Teil der heute bereits Beschäftigten müsste ebenfalls gefördert werden und (ii) es kommt zu Änderung des Arbeitsangebots.

Page 30: Aktive Arbeitsmarktpolitik 1. Modelle zur Lohn- und Einkommenssubventionierung (Kombilohn) Literatur: Primär: - Franz (1999): Arbeitsmarktökonomik, Kapitel

Aktive ArbeitsmarktpolitikAktive Arbeitsmarktpolitik

1.5 Workfare

Idee: Neugestaltung der Rahmenbedingungen des sozialen Sicherungssystems ohne Absenkung des sozialen Mindesteinkommens

Eingriffe in das Zeitbudget: die Arbeitsanreize der Transferempfänger soll verbessert werden, indem die Transferzahlungen nur als Gegenleistung für Beschäftigung gewährt wird, sofern der Betroffene erwerbsfähig ist.

Ausgestaltung:Jedem transferberechtigten Erwerbslosen wird eine sozial nützliche, öffentliche Beschäftigung angeboten, für die er einen von der Familienzusammensetzung abhängigen Sozialhilfelohn erhält.

Bei gleichem Zeiteinsatz konkurriert „Sozialhilfelohn“ mit Marktlohn drastische Verringerung der Anspruchslöhne.

Marktlohn > Sozialhilfelohn: Geringverdiener werden auf Sozialhilfe verzichten, sobald sich reguläre Beschäftigungsmöglichkeit bietet.

Page 31: Aktive Arbeitsmarktpolitik 1. Modelle zur Lohn- und Einkommenssubventionierung (Kombilohn) Literatur: Primär: - Franz (1999): Arbeitsmarktökonomik, Kapitel

Aktive ArbeitsmarktpolitikAktive Arbeitsmarktpolitik

1.5 Workfare

Zielgruppe: erwerbsfähige Transferempfänger (ca. 376.400 Personen)

Simulation: Schätzung des Marktlohnes der Zielgruppe. Wenn größer Euro 3,50 + Werbungskostenpauschale, dann Aufnahme regulärer Beschäftigung.

Ergebnis: - Arbeitsangebotseffekte: ca. 369.000 Personen (98% der Zielgruppe) würden reguläre Beschäftigung vorziehen.- fiskalische Effekte: Einsparungspotential von 8,3 Mrd. Euro.

Probleme:- gesellschaftliche Widerstände: nicht nur Transferempfänger werden schlechter gestellt, auch Gewerkschaften und bereits Beschäftigte, da durch die Entstehung eines Niedriglohnsektors tendenziell die Verhandlungsmacht der Arbeitnehmer sinkt.- Arbeitsplätze für Geringqualifizierte werden erst mittelfristig in ausreichender Zahl entstehen.