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Kurze Mitteilungen Z. Anal. Chem. 274, 301 - 302 (1975) -- by Springer-Vertag 1975 301 Aktivierungsanalytische Untersuchungen an Glassplittern in einem Kriminalfall G. Erdtmann, B. KayBer und H. Petri Zentralabteilung ftir Chemische Analysen der Kernforschungsanlage Jiilich GmbH Eingegangen am 13. Januar 1975 Examinations of Glass Splinters in a Criminal Case by Activation Analysis Analyse yon Glas; Aktivierungsanalyse, Neutronen; Kriminalfal]. C E Sektschale o m mo [ I e~ al[e Linien Sb122 § 12/, "~. [ t ' I II H =c--- ,..-, l i . ri , I io~', ,:o -,r ~ I v m IJJ C'M ~ -- I I "E ~ "E: o, ~ " ~ I ~ ~ =1 ~ ,,,., ~ a., o o~ ,~ e - o~ ~ ~ ~ o \ / ~ I ! I z ,'~ ~ ~ I I I - ' ~,,'~"-,/ f-~,l --o , ~ i ~ uJ I I ~ I I I "/'.:i !;~ i~ , ! i~ ~ ~ ~ ~ ! ',', ~ ! i l ', ~ ', ~., j [~ , ~I ~ , ,~ I ~ ~- ~ ) i I ~l t i ~_,~ I I I " - II I I . ~. ~ I Iii I I' I, " " " " "'~'.~.'~.";.~.~'~:';:'~d:~ .'. ,.~blA1 fl , I i r l , - ~.~"3.~-'~+~):C. b. ~t . Coca Cola Flasche II I I ' I II I - - I Ill~ II I 1 ........ , " i i 1 ~, h, '~ " i I I I , ,, ,, ~ It I II I Abb. 1. Spurenelementvergleich an verschiedenen Glasproben in einem Kriminalfall. Dargestellt sind die 7-Spektren neutro- nenaktivierter Proben, die Intensitfit ist logarithmisch auf- getragen. Oben: Am Tatort gefundene Scherben einer Sekt- Energie [KEY] schale. Mitte: Scherben einer Getr&nkeflasehe (zum Ver- gleich, nicht vom Tatort). Unten: Glassplitter (Gewicht 40 lag) aus der Schuhsohle eines Verd~ichtigen

Aktivierungsanalytische Unterschungen an Glassplittern in einem Kriminalfall

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Kurze Mitteilungen

Z. Anal. Chem. 274, 301 - 302 (1975) -- �9 by Springer-Vertag 1975

301

Aktivierungsanalytische Untersuchungen an Glassplittern in einem Kriminalfall

G. Erdtmann, B. KayBer und H. Petri

Zentralabteilung ftir Chemische Analysen der Kernforschungsanlage Jiilich GmbH

Eingegangen am 13. Januar 1975

Examinations of Glass Splinters in a Criminal Case by Activation Analysis

Analyse yon Glas; Aktivierungsanalyse, Neutronen; Kriminalfal].

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S e k t s c h a l e o

m mo [ I e~ a l [ e L i n i e n S b 1 2 2 § 12/,

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Abb. 1. Spurenelementvergleich an verschiedenen Glasproben in einem Kriminalfall. Dargestellt sind die 7-Spektren neutro- nenaktivierter Proben, die Intensitfit ist logarithmisch auf- getragen. Oben: Am Tatort gefundene Scherben einer Sekt-

E n e r g i e [ K E Y ]

schale. Mitte: Scherben einer Getr&nkeflasehe (zum Ver- gleich, nicht vom Tatort). Unten: Glassplitter (Gewicht 40 lag) aus der Schuhsohle eines Verd~ichtigen

302 Z. Anal. Chem., Band 274, Heft 4 (1975)

Bei einem Mordfall waren am Tatort Scherben eines Sektglases gefunden worden. Aus der Schuhsohle eines Tatverd~ichtigen konnten einige Glassplitter herauspr/ipariert werden, von denen ein Splitterchen (Gewicht 40 gg) durch Aktivierungsanalyse unter- sucht und mit Scherben des Sektglases verglichen wer- den sollte. Zum Vergleich wurden noch acht weitere Glassorten, insbesondere von Getr~inkeflaschen und Trinkgl~isern hinzugezogen.

Probenvorbereitung, Bestrahlung und Messung. Der Splitter aus der Schuhsohle sowie Splitter der anderen G1/iser und der Sektschale im Gewicht von jeweils 100-300 lag wurden mit siedender konz. Salpeters~iure (suprapur) behandelt, um oberfl~ichliche Verunreinigungen zu entfernen. Von der Sekt- schale und einigen anderen VergleichsglO.sern wurden jeweils mehrere Vergleichsproben hergestellt. Die Proben wurden einzeln in Aluminiumfolie und zusammen in einer PPO-Dose [1] verpackt. Sie wurden 11 Tage bei einem thermischen NeutronenfluB von 8 x 1013 n �9 cm -z �9 see -1 bestrahlt. Nach etwa 1 Woche Abklingzeit, in der das Z4Na weitgehend zer- fallen sollte, wurden die Proben mit einem 7-Spektrometer [30 ml Ge(Li)-Detektor, 4000 Kanfile] gemessen.

Ergebnisse. Die 7-Spektren des Glassplitters aus der Schuhsohle und der Sektschale sowie das einer wei- teren Vergleichsprobe sind in Abb. 1 gegentibergestellt. In der Sektschale sind fast ausschliel31ich ~,-Linien von Barium und Antimon zu sehen. Auch in den anderen Trinkgl~isern (1 Weinglas, I Wasserglas, geprel3t) war relativ viel Antimon zu finden, allerdings nicht so vorherrschend wie im Sektglas. Im Glas- splitter aus der Schuhsohle, der sehr viel weniger aktiv war und dessen 7-Spektrum daher eine st~rkere statistische Streuung und einige Linien aus dem Untergrund zeigt; ist nur sehr wenig Antimon zu

finden (die 604 keV-Linie stammt haupts/ichlich vom 134Cs, herrrihrend von gleichzeitig im Labor gemes- senen Spaltproduktproben, die auch 13VCs und 95Zr/ Nb enthielten). Die Spektren der meisten Getr~inke- flaschensplitter waren von gleichem Typus wie der Glassplitter aus der Schuhsohle. Sie enthielten alle Spurenelemente, die man in Gl~isern erwarten kann und die langlebige Radionuklide bilden: Ca, Sc, Fe, Co, Se, Rb, Ba, Ce, Eu und andere Seltene Erden, H f und Th. Diese Elemente sind wahrscheinlich auch im Glas der Sektschale enthalten, wurden aber dort durch die starke Aktivit~it yon ~24Sb tiberdeckt.

Aus diesen Messungen kann man folgern, dab der in der Schuhsohle gefundene Glassplitter nicht aus der Sektschale stammt. Da Glasmischungen in sehr grol3en, ziemlich homogenen Chargen hergestellt wer- den, scheint die eindeutige Zuordnung von Fremd- stricken anhand der Spurenelementmuster nahezu unm6glich und selbst die Unterscheidung von G1/isern unterschiedlicher Herkunft erfordert die M6glichkeit, sehr genaue Analysen ausfiihren und einer Vielzahl von Vergleichsstricken gegenriberstellen zu k6nnen.

Die Nichtidentit/it 1/il3t sich hingegen relativ h~iufig feststellen und im vorliegenden Falle war der Unter- schied der y-Spektren so eindeutig, dab auf einen detaillierten Vergleich der Spurenelementmuster, etwa durch Korrelationsanalysen, verzichtet werden konn- te.

Literatur

1. Soyka, W., Erdtmann, G. : Kerntechnik 14, 337 (1972)

Dr. G. Erdtmann, Zentralabteilung ftir Chemische Analysen, Kernforschungsanlage, D-5170 Jtilich, Postfach 365, BundesrepublikDeutschland