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AKTUELL PLUS Titelstory: Krantz: „Luft ist unsere Leidenschaft“ Handeln: Know-how für dezentrale Versorgung Interview: Digitalisierung für die Energiewende AKTUELL PLUS DAS STEAG-MAGAZIN 2/2018

AKTUELL PLUS - STEAG...die Krantz seit nunmehr 30 Jahren erfolgreich vermarktet. Und zwar weltweit. „Wir haben in ein Wachstumsfeld investiert“ „Mit dem Erwerb von Krantz haben

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Page 1: AKTUELL PLUS - STEAG...die Krantz seit nunmehr 30 Jahren erfolgreich vermarktet. Und zwar weltweit. „Wir haben in ein Wachstumsfeld investiert“ „Mit dem Erwerb von Krantz haben

AKTUELL PLUS

Titelstory: Krantz: „Luft ist unsere Leidenschaft“Handeln: Know-how für dezentrale Versorgung Interview: Digitalisierung für die Energiewende

AKTUELL PLUSDAS STEAG-MAGAZIN 2/2018

Page 2: AKTUELL PLUS - STEAG...die Krantz seit nunmehr 30 Jahren erfolgreich vermarktet. Und zwar weltweit. „Wir haben in ein Wachstumsfeld investiert“ „Mit dem Erwerb von Krantz haben

Herausforderungen zu lösen gehört bei STEAG zum Alltag. Ob beim Bau von

Energie anlagen, bei deren Betrieb oder in der Bewältigung sämtlicher dazuge-

höriger Aufgaben. Diese Fähigkeiten gründen auf der Kompetenz und dem

Wissen unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und haben STEAG zu einer

Marke geformt.

Umso mehr freut es uns, wenn wir Kolleginnen und Kollegen gewinnen, die in

diesem Sinne denken und agieren. So wie bei der Krantz GmbH, die seit Januar

dieses Jahres zu STEAG gehört. Was die Experten aus Aachen weltweit mit

ihrem Know-how über reine, kühle und heiße Luft bewegen, lesen Sie in unserer

Titelgeschichte.

Know-how ist ebenso das Stichwort bei STEAG New Energies. Damit

unterstützt unser Tochterunternehmen Kommunen, sich eine autarke dezen-

trale Energie versorgung aufzubauen. Auch darüber können Sie in dieser

STEAG Aktuell Plus lesen.

Wissen steht schließlich auch im Mittelpunkt eines Interviews mit Andreas

Kuhlmann, Vorsitzender der Geschäftsführung der Deutschen Energie-Agentur.

Er plädiert dafür, digitales Know-how als verbindendes Element für das

Zusammen wachsen der Energiesektoren zu nutzen.

Ich wünsche eine spannende Lektüre.

Ihr

Joachim Rumstadt

Vorsitzender der Geschäftsführung

EDITORIAL

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Impressum

HANDELN

Ist die Luft rein?Seit Beginn dieses Jahres gehört die Krantz

GmbH zum STEAG-Konzern. Die Experten für

Luftführungs-, Heiz- und Kühlsysteme sorgen

weltweit für saubere, kalte oder warme Luft

Kooperationen mit Know-howSTEAG New Energies hilft Kommunen beim

Aufbau einer dezentralen und umweltschonenden

Energieversorgung

3 Fragen an … Dr. Daniel Lehmann, STEAG Technischer Service,

über Nutzungsmöglichkeiten von E-Mobilität

Herausgeber:

STEAG GmbH

Rüttenscheider Straße 1–3

45128 Essen

Telefon +49 201 801-00

Telefax +49 201 801-6388

[email protected]

www.steag.com

V.i.S.d.P.:

Markus Hennes

Leiter Unternehmenskommunikation

Projektleitung: Christoph Dollhausen

Projektmanagement: Jana Weirich

[email protected]

Layout, Redaktion & Realisation:

BOROS, www.boros.de

Art Direktion: Björn Schwefer, Julius Terlinden

Redaktion: KETANO

Lektorat: Dr. Thomas Pohl

Projektmanagement: Heike Neumann

Bildnachweise:

S. 1, 3 – 9.: Judith Wagner; S. 3: Andreas Gehrke; S. 10 – 13: STEAG; S. 14 – 15: Friedhelm Krischer; S. 18 – 21: Andreas Gehrke; S. 22: Lisa Taniyama

Druck: Ley + Wiegandt, www.ley-wiegandt.de

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VERBINDEN

Spiel, Spaß und SpannungDie STEAG-Ferienprogramme bieten Kindern

Abenteuer und entlasten ihre Eltern

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WISSEN

Serie: Energiefakten. Wie funktioniert Fernwärme? STEAG sorgt für sichere und umweltschonende

Wohlfühlwärme: im Ruhrgebiet, im Saarland und an

vielen weiteren Standorten

Digitalisierung – das verbindende Element der Energiewende Interview mit Andreas Kuhlmann, Vorsitzender der

Geschäftsführung der Deutschen Energie-Agentur

(dena), über die Digitalisierung in der Energiebranche

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10

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Auf dem Titel (v. l. n. r.): Stefan Gores, Martin Baltes, Norbert Schröder, Detlef Makulla, Hans Felser, Dietmar Rossbruch

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„Luft ist unsere Leidenschaft“

HANDELN

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Martin Baltes, Detlef Makulla und Dietmar Rossbruch im Gespräch mit Geschäftsführer Norbert Schröder

Als Spezialist für Luftführung und Luftreinigung erobert das STEAG-Tochterunternehmen Krantz einen wachsenden Markt.

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Ob in einem Fußballstadion im Wüstenstaat Katar, in der

Elbphilharmonie in Hamburg oder in Kernkraftwerken in

ganz Deutschland: Der Zustand der Luft, die uns Menschen

umgibt, entscheidet über unser Wohlbefinden und über

unsere Gesundheit. Je nach Kundenwunsch reinigen, ent-

feuchten, kühlen oder erwärmen die Experten der Krantz

GmbH die Umgebung.

Je nachdem, wo sich ihr Einsatzort befindet, stehen die

Mitarbeiter von Krantz vor ganz unterschiedlichen Heraus-

forderungen: Bei der Klimatisierung von Büroräumen bei-

spielsweise geht es vor allem darum, eine behagliche

Arbeitsatmosphäre für die Mitarbeiter zu schaffen – nicht

zu kalt und nicht zu warm. Bei industriellen Anwendungen

hingegen stehen Aspekte der Arbeitssicherheit, des

Gesundheitsschutzes und die Erfüllung von gesetzlichen

Vorschriften im Vordergrund. In der Umgebung einer

Produktionsanlage beispielsweise kümmert sich das Team

um Krantz-Geschäftsführer Norbert Schröder darum, mit

speziell von dem Aachener Unternehmen entwickelten

Luftauslässen für die Abfuhr von Abwärme und mit

Schadstoffen belasteter Abluft zu sorgen. Auch der

Umweltschutz kommt dabei nicht zu kurz: Vor einer Ablei-

tung der verunreinigten Abluft in die Atmosphäre kommen

häufig die von den Spezialisten im eigenen Haus immer

weiter entwickelten Abluftreinigungsanlagen zum Einsatz,

die Krantz seit nunmehr 30 Jahren erfolgreich vermarktet.

Und zwar weltweit.

„Wir haben in ein Wachstumsfeld investiert“

„Mit dem Erwerb von Krantz haben wir in ein Wachstums-

feld investiert“, erläutert Joachim Rumstadt, Vorsitzender

der STEAG-Geschäftsführung. „Insbesondere die Betreiber

von Kernkraftwerken sind in den kommenden 15 bis

20 Jahren auf kerntechnische Expertise im Rückbau ange-

wiesen. Mit dem ohnehin vorhandenen Know-how im

Bereich Nuclear Technologies innerhalb unseres Tochter-

unternehmens STEAG Energy Services und den Kompe-

tenzen, die die Kolleginnen und Kollegen von Krantz nun

zusätzlich einbringen, wird STEAG seine Marktposition im

Feld rückbaunaher Dienstleistungen erfolgreich ausbauen.“

HANDELN

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Die Behandlung nuklearer Abfälle sowie die sichere Zwischen- und End -

lagerung von Stoffen, die beim Rückbau von Kernkraftwerken entstehen, ist

eine der anspruchsvollsten Aufgaben in der Luftreinhaltung. Zurzeit unter-

stützen die beiden STEAG-Tochterunternehmen den Energieversorger EnBW

beim Rückbau des Kernkraftwerkes Philippsburg mit dem Bau eines Reststoff-

bearbeitungszentrums und eines Standortabfalllagers, in denen die Reststoffe

und Abfälle aus dem Rückbau behandelt und zwischengelagert werden. „In

diesen Räumen werden kerntechnische Anlagenteile, an denen radioaktive

Partikel haften, durch unterschiedliche Strahlverfahren oder Materialtrennung

sicher dekontaminiert“, erklärt Krantz-Geschäftsführer Norbert Schröder.

„Anschließend werden die verbliebenen, nicht frei messbaren radioaktiven

Abfälle endlagergerecht konditioniert, verpackt und zwischengelagert, um sie

später in ein Endlager zu überführen.“

Der studierte Maschinenbau-Ingenieur ist bereits seit 1993 bei STEAG tätig

und hat nun zusätzlich die Geschäftsführung der Krantz GmbH übernommen.

„Die Bandbreite der Kompetenz ist beeindruckend“, sagt der 54-Jährige.

„Da kommt nichts von der Stange. Im Gegenteil: Die Kolleginnen und Kollegen

knien sich tief in die Aufgabenstellungen und schaffen für jedes Problem eine

spezielle Lösung.“

Der studierte Maschinenbau-Ingenieur Norbert Schröder ist seit 1993 bei STEAG. Seit 2018 ist er Geschäftsführer der Krantz GmbH.

Krantz GmbH1882 vom namensgebenden Ingenieur Hermann Krantz gegründet, entwickelt, konstruiert, fertigt und vermarktet das Unter- nehmen mit Sitz in Aachen heute Luftführungs-, Heiz- und Kühl- systeme für Decken, Wand- Boden- und Fassadeneinbau. Zudem produziert die Krantz GmbH Filter- und Absperrsysteme, ist Experte für Abluftreinigung und hat sich auch im Bereich Anlagenbau und mit dem speziellen Service der Lüftung nuklearer Anlagen einen Namen gemacht. Seit Beginn dieses Jahres gehört die 218 Mitarbeiter zählende Traditionsmarke zur STEAG Energy Services.

„Hier kommt nichts von der Stange. Die Kolleginnen und Kollegen knien sich tief in die Aufgabenstellung und schaffen für jedes Problem eine spezielle Lösung.“Norbert Schröder, Geschäftsführer Krantz GmbH

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39.000 Luftdurchlässe für Stadion in Katar

Zum Beispiel als es 2009 galt, eine Klimatisierung des Fuß-

ballstadions für den katarischen Erstligisten Al-Sadd SC

zu finden. Durchschnittlich 45 Grad Außentemperatur

herrschen im Jassim-Bin-Hamad-Stadion, gefordert waren

24 bis maximal 26 Grad im Zuschauerraum. „Das war

schon anspruchsvoll“, sagt Dietmar Rossbruch, Leiter der

Produktgruppe Luftführungssysteme bei der Krantz

GmbH. „Unter jeden Zuschauersitz haben wir drei eigens

entwickelte Luftauslässe montiert, insgesamt 39.000. Die

erzeugen ein Mikroklima und so haben wir die Temperatur-

vorgaben letztlich auch erreicht.“ Mehr als das: Mit ihrer

ausgetüftelten Lösung schufen die Aachener weltweit das

erste offene klimatisierte Fußballstadion, das auch den

Segen des Weltfußballverbandes FIFA bekommen hat.

Und damit wiederum haben sich die Krantz-Ingenieure als

Ausstatter für weitere Spielorte der Fußball-Weltmeister-

schaft 2022 im Wüstenstaat Katar empfohlen.

Im rund 1.000 Quadratmeter großen Forschungs- und

Entwicklungslabor mit isolierten Laboren, einem Hall-

raum, einer Klimahalle und einem eigenen Messraum

für Heizungs-, Lüftungs- und Klimasysteme in Richterich-

Uersfeld am Aachener Stadtrand haben die Spezialisten

von Krantz aber auch schon andere, nicht minder

aufsehenerregende Aufgabenstellungen realisiert: Die

englischen Fußball-Arenen in Manchester und Birmingham

stehen ebenso auf der Referenzliste wie die Kölner

Lanxess-Arena und das Hongkong Convention Center, der

Madrider Flughafen, der Londoner Flughafen Heathrow, die

Olympiahalle im australischen Sydney, die Arena im

neuseeländischen Auckland, aber auch – quasi vor der

Haustür – Eurogress in Aachen. Allesamt hochkomplexe

Lösungen, die teilweise auch patentiert wurden. Allein

2016 meldete die Krantz GmbH sieben Neuentwicklungen

beim Deutschen Patent- und Markenamt an.

„In der Elbphilharmonie mussten wir natürlich Rücksicht auf die sensible Akustik nehmen.“Detlef Makulla, Leiter Forschung & Entwicklung Krantz GmbH

HANDELN

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In der Elbphilharmonie darf Luftbewegung nicht zu spüren sein

Auch für die Elbphilharmonie in Hamburg entwickelten die Lüftungsexperten

eine individuelle Lösung. „Dabei mussten wir natürlich Rücksicht auf die

sensible Akustik nehmen“, erklärt Detlef Makulla. Eine weitere Schwierigkeit:

Die Luft zufuhr von der zentralen raumlufttechnischen Anlage sollte durch den

Boden erfolgen, und zwar bei einem Zuluftvolumenstrom von rund 60 Kubik-

meter pro Person und Stunde im Konzertsaal. Dafür installierten die Krantz-

Mitarbeiter unter jedem der 2.150 Sitze einen speziellen Luftdurchlass in der

Bodenfläche. Aus diesem wird ein Teil der Zuluft unter der Sitzfläche verteilt, ein

weiterer Teil hinter der Lehne aufwärts geführt. „So wird jeder einzelne Besucher

mit Zuluft versorgt. Und zwar so, dass die gewünschte Raumlufttemperatur

ohne zu hohe Unterschiede zwischen Fuß- und Kopfbereich eingehalten wird.

Auf diese Weise spürt der Konzertbesucher von dieser Luftbewegung nichts. Er

wird von der Zuluft sozusagen eingehüllt.“

1.000 AVACS-Segel für Daimler in Sindelfingen

Speziell für Büroräume hat Krantz jüngst das sogenannte AVACS-System ent-

wickelt: ein Deckensegel, das sich in nahezu jede vorhandene Büro-Architektur

integrieren lässt. Die in diesen Deckenelementen enthaltenen Apparaturen kön-

nen beispielsweise Großraumbüros belüften, aber auch heizen und kühlen. Bei

Daimler in Sindelfingen zum Beispiel werden über 1.000 AVACS-Segel montiert.

„Luft ist unsere Leidenschaft“, sagt Geschäftsführer Norbert Schröder.

Dietmar Rossbruch und Martin Baltes erläutern die Funktionsweise der Testaufbauten in der zwölf Meter hohen Versuchshalle.

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Kooperationen mit Know-how

Im April 2018 nahmen die STEAG-Mitarbeiter in Gröditz das neue BHKW in Betrieb.

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Immer mehr Kommunen wünschen sich eine weitgehend autarke Energieerzeugung, die individuell auf ihre Bedürfnisse ausgerichtet ist. Doch einerseits fehlt oft das Know-how, andererseits sind mit Blick auf beschränkte Finanz mittel Kooperationen notwendig – immer wieder und immer öfter ein Fall für STEAG New Energies.

Kooperationen mit Know-how

Über 200 dezentrale Anlagen betreibt STEAG New Energies (SNE) deutsch-

landweit – Biomasse- und Block-Heizkraftwerke einmal quer durch die

Republik vom hohen Norden in den tiefen Süden. „Wir arbeiten schon seit

Jahrzehnten erfolgreich mit oder für Kommunen und Stadtwerke“, sagt

Thomas Billotet, der innerhalb der SNE-Geschäftsführung das Technikressort

verantwortet. „Dabei kommen die unterschiedlichsten Modelle zum Tragen:

von Dienstleistungen für Planung, Bau, Optimierung oder Betrieb einer

dezentralen Anlage über Contracting-Modelle bis hin zu gemeinsamen

Gesellschaften im Bereich Fernwärmeversorgung. Wir dürfen also mit Fug

und Recht behaupten, dass wir reichlich Erfahrung gesammelt haben.“

Zum Beispiel in Ilmenau. In der thüringischen Universitätsstadt enga-

gierte sich STEAG New Energies bereits kurz nach der Wende und gründete

1991 gemeinsam mit der Stadt die Ilmenauer Wärmeversorgung GmbH (IWV).

Mit dem Know-how der STEAG-Ingenieure sanierte und erweiterte die IWV

zunächst das städtische Fernwärmenetz und baute eine Kraft-Wärme-

Kopplungs-Anlage, die 1995 in Betrieb ging. Steigendes Umweltbewusstsein

in den städtischen Gremien und die ausgeprägte Innovationskraft der SNE

führten zu dem Beschluss, ein Biomasse-Heizkraftwerk zu bauen, 2003

erfolgte der erste Spatenstich.

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„Wir wollten die Abhängigkeit von Strom aus Primär-

energie mildern, indem wir auf dezentrale Energie-

erzeugungs anlagen setzen, und die für uns optimale

Variante war und ist dieses Biomasse-Heizkraftwerk“,

sagt Gerd Michael Seeber, damals wie heute Oberbürger-

meister in Ilmenau. Nach nur 16-monatiger Bauzeit nahm

die Biomasse-Heizkraftwerk Ilmenau GmbH (BHI), eine

eigens gegründete gemeinsame Gesellschaft der STEAG

New Energies und der IWV, das Biomasse-Heizkraftwerk

in Betrieb. 15 Millionen Euro investierte die BHI in diese

Anlage, die seitdem ein Viertel des Stromverbrauchs der

26.000-Einwohner-Stadt und die Hälfte der Fernwärme-

energie abdeckt und Ilmenau in Thüringen an die Spitze

der Städte mit der höchsten Nutzung Erneuerbarer

Energien katapultierte.

„Der Weg von den Großversorgern hin zur lokalen

Versorgung ist gut“

Zweieinhalb Autostunden weiter östlich lässt sich ein wei-

teres Beispiel für eine gelungene Kooperation zwischen

einer Kommune und Energieunternehmen finden: Bereits

seit 1993 versorgt STEAG New Energies im sächsischen

Gröditz Industriekunden, öffentliche Gebäude und Privat-

kunden aus dem städtischen Heizwerk über ein 23 Kilo-

meter langes Rohrleitungsnetz mit Fernwärme. Und auch

hier bringen die SNE-Ingenieure seitdem ihr innovatives

Wissen ein. Zuletzt mit einem grundlegenden Umbau

der Erzeugungsanlage: Im April dieses Jahres nahm

das Energieunternehmen ein neues Blockheizkraftwerk

in Betrieb, das mittels Kraft-Wärme-Kopplung sowohl

zwei Megawatt Strom als auch Wärme erzeugt. Rund

2,7 Millionen Euro investierte die SNE hierfür und wieder

fiel die Bauzeit mit lediglich zwölf Monaten vergleichs-

weise kurz aus. Und auch hier zeigt sich die Kommunal-

politik zufrieden mit der Kooperation: „Der Weg von den

Großversorgern hin zur lokalen Versorgung ist gut“, sagt

Oberbürgermeister Jochen Reinicke.

„Dieser Umbau ist ein gutes Beispiel dafür, wie wir die

bestehende Infrastruktur sinnvoll ausbauen und erneuern“,

erklärt Thomas Billotet. „Im Ergebnis sind sowohl die Anlage

als auch die Ausnutzung des Brennstoffs – in diesem Fall

Das Biomasse-Heizkraftwerk in Ilmenau deckt ein Viertel des Stromverbrauchs der Universitätsstadt in Thüringen.

HANDELN

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Erdgas – effizienter geworden. Der sogenannte Primär-

energiefaktor der Anlage ist von 1,2 auf 0,7 gesunken, das

schont Energieressourcen. Und der Wirkungs grad der

gesamten Anlage ist mit 87 Prozent beachtlich hoch.

Damit wird der Wärmebezug aus dem Heizkraftwerk

Gröditz für bisherige, aber auch für potenzielle Abnehmer

noch attraktiver.“

Auch in Kommunen im Westen der Republik ist STEAG als

Kooperationspartner begehrt. Im rheinland-pfälzischen

Mayen beispielsweise, wo die 1998 von SNE, den orts-

ansässigen Stadtwerken und der Papierfabrik WEIG-

Karton gegründete Fernwärmeversorgung Mayen gera-

de zu Vorbildcharakter für eine nachhaltige Energienutzung

entwickelt hat: Wurden bis zur Gründung dieses Koopera-

tionsunternehmens öffentliche und private Gebäude aus

vielen dezentralen Anlagen auf Basis von Heizöl und

Erdgas beheizt, wird nun fast ausschließlich industrielle

Abwärme aus der Kartonagenherstellung eingesetzt und

so der Ausstoß von klimaschädlichem Kohlendioxid in der

gesamten Region erheblich reduziert.

„Auf diese Weise haben wir die jährliche CO2-Produktion

um rund 5.400 Tonnen reduzieren können“, sagt Thomas

Billotet. „Außerdem haben wir das Leitungsnetz auf rund

zwölf Kilometer ausgebaut, sodass jetzt rund 240 Objekte

mit umweltfreundlicher Energie versorgt werden können.“

Auszeichnung für vorbildliche Kooperationsprojekte

mit Kommunen

Kein Wunder also, dass dieses landesweit beispiellose

Projekt auch in der Politik auf positive Resonanz gestoßen

ist: Das rheinland-pfälzische Wirtschaftsministerium zeich-

nete STEAG New Energies und die Stadt Mayen im Jahr

2014 im Rahmen des Wettbewerbs ,Mittelstandsfreundliche

Kommunen 2014‘ mit dem Tandem-Preis für vorbildliche

Kooperationsprojekte zwischen Unternehmen und Kom-

munen aus.

Noch sehr viel länger ist STEAG im benachbarten

Bundesland Baden-Württemberg engagiert. 1964

begann das Energieunternehmen in Winnenden, den

Stadtteil Schelmenholz mittels einer zunächst mobilen

Energie zentrale mit Fernwärme zu versorgen. Heute bietet

die Fernwärme Winnenden GmbH & Co. KG als Kooperati-

onsunternehmen der Stadtwerke Winnenden und der SNE

einen Anschlusswert von 45 Megawatt und versorgt neben

Schelmenholz die Neubaugebiete Waiblinger Berg und

Lange Weiden sowie Teile der Innenstadt. Insgesamt ist die

jährliche Wärme produktion ausreichend für 3.500 Einfamili-

enhaushalte.

Und auch in Winnenden bewiesen die STEAG-Ingenieure,

wie sich Standorttreue und der Wille zur stetigen Erneu-

erung gegenseitig befruchten können: Aus einem mit Kohle

betriebenen Heizwerk entwickelten sie zu Beginn der

1990er-Jahre eine Anlage, die mit Gas und leichtem Heizöl

befeuert wurde. Ab 1997 wurde auch das in der nahe

gelegenen Hausmülldeponie Eichholz anfallende Deponie-

gas für die Energieerzeugung genutzt. Und 2012 schließlich

wurde das Heizwerk zu einem Blockheizkraftwerk erwei-

tert, das mittels eines mit Erdgas betriebenen Gasmotors

eine elektrische und eine thermische Leistung von je zwei

Megawatt erbringt.

„Auch an diesem Standort haben wir die Energieeffizienz

der Versorgung nachhaltig verbessert“, erläutert Thomas

Billotet. „Mit dem jüngsten Umbau wurde der Primärener-

giefaktor von 0,71 auf 0,51 verbessert. Und die regenerativ

erzeugte Wärme ersetzt die Wärmeerzeugung insbeson-

dere in der Grundlast, sodass die weiterhin bestehende

konventionelle Kesselanlage nur bei erhöhtem Wärme-

bedarf zugeschaltet werden muss. Damit haben wir wieder

einen wichtigen Baustein für eine sichere und umwelt-

freundliche Energieversorgung gesetzt.“

Kompetente Fachkräfte haben die Leistung laufend im Blick.

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Warum hat STEAG ein Interesse am Thema

Elektromobilität?

Elektromobilität wird unser Stromversorgungssystem

signifikant beeinflussen und darüber hinaus neue

Möglichkeiten für die Speicherung elektrischer Energie mit

sich bringen. Speicherung bedeutet Flexibilität, und diese

Flexibilität ist perspektivisch von großer Bedeutung. Schon

mit verhältnismäßig wenigen E-Autos lassen sich in

Zukunft große Energiemengen zielgerichtet einspeichern

und ausspeichern, sodass die Volatilität Erneuerbarer

Energien kompensiert wird oder ein zusätzlicher Netzaus-

bau vermieden werden kann. Darüber hinaus sind aber

schon ganz aktuell alle Dienstleistungen rund um Elektro-

mobilität, konkret der Ausbau von Ladeinfrastruktur,

für die STEAG-Dienstleistungstöchter SES und STEAG

Technischer Service (STS) interessant.

1

Zur PersonDaniel Lehmann studierte Elektro-technik und Informationstechnik an der Ruhr-Universität Bochum und promovierte dort 2011 am Lehrstuhl für Automatisierungstechnik und Prozessinformatik. Nach einem Jahr als Postdoc am ‚Institute of Auto-matic Control‘ des ‚Royal Institute of Technology‘ (KTH) in Stockholm, arbeitet er seit 2012 bei der STEAG Energy Services GmbH, wo er seit 2016 die Gruppe Advanced Process Control leitet. Dort beschäftigt er sich außer mit der Flexibilisierung konventioneller Kraftwerke auch mit Großbatterie-Systemen und dem Thema Elektromobilität sowie mit verschiedenen F&E-Aktivitäten. Seit 2017 leitet der 37-Jährige zusätzlich das Patentwesen bei STEAG.

3Fragen an ...

Dr. Daniel Lehmann

HANDELN

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An welchen Produkten und Lösungen für

elektrogetriebenen Verkehr arbeitet SES?

Zunächst haben wir uns ganz pragmatisch dem Thema

gewidmet und Ladeinfrastruktur für die STEAG-interne

Nutzung angeschafft. Wir wollten zunächst praktische

Erfahrung sammeln, um bei dem Thema „mitreden zu

können“. Das war vor drei Jahren. Mittlerweile haben wir

bereits mehr als 30 STEAG-eigene Ladepunkte. Dabei

haben wir selbst erfahren, dass E-Mobilität mehr verlangt,

als nur einen Ladepunkt in einem Katalog zu bestellen. Wo

stellen wir die Ladesäule auf, ist der Netzanschluss aus-

reichend, wer nimmt die Ladesäule in Betrieb, welche

Fördermöglichkeiten gibt es eigentlich? Das waren nur

einige Fragen, mit denen wir konfrontiert wurden, und letzt-

endlich haben wir alles selbst gemacht. Daraus ist entstan-

den, dass SES und STS gemeinsam nun auch für externe

Kunden das „Rundum-sorglos-Paket“ für Ladeinfrastruktur

umsetzen – von der Planung über die Inbetriebnahme und

Wartung bis zur Integration von Speichern und Erneuer-

baren. Und auch netzdienliches bzw. „intelligentes“ Laden

durch die Anbindung der Ladeinfrastruktur an die Handels-

plattformen des STEAG-Gesellschaftsbereichs Trading &

Optimization (T&O) sowie integrierte Mobilitätskonzepte

stehen auf unserer Agenda.

Wie und vor allem wie schnell wird sich

E-Mobilität in den kommenden Jahren

entwickeln – fahren wir bald alle mit Strom

und ohne Lenkrad?

Die Frage ist nicht so einfach zu beantworten. Eigentlich

stehen alle Zeichen schon länger auf Elektromobilität, aller-

dings bleiben die Zulassungszahlen trotz Förderung

deutlich hinter den Erwartungen zurück. Es gibt bei dem

Thema einfach noch zu viel Unsicherheit einerseits und

Interessenskonflikte andererseits. Grundsätzlich macht

E-Mobilität vor allem in Städten Sinn, das sage ich persön-

lich gerade auch aus der Sicht des Fahrradpendlers. In

anderen Bereichen wie dem Fernverkehr sehe ich Elektro-

mobilität eher kritisch. Hier gibt es meiner Meinung nach

gute Alternativen. Ich glaube, dass sich in Zukunft inter-

modale (erst das, dann das) und multimodale (heute das,

morgen das) Mobilitätskonzepte mit E-Bikes, Car-Sharing-

und Mietwagen-Modellen etablieren werden und die

Bedeutung des „eigenen Autos“ sukzessive abnimmt.

Elektroautos sind ein Beispiel für eine weitere Verknüpfung von Energie und Mobilität. Beim STEAG-Tochterunternehmen STEAG Energy Services (SES) setzt sich Daniel Lehmann mit dem Thema E-Mobilität auseinander und erforscht Nutzungsmöglichkeiten – in- und außerhalb des Essener Energieunternehmens.

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Voerde

Moers

Dinslaken

Duisburg

Oberhausen

Bottrop

Essen

Gelsenkirchen

Herne

Herten

FernwärmeSerie: Energiefakten

Von Fernwärme spricht man, wenn die in Kraftwerken oder durch Industrieprozesse erzeugte thermische Energie über ein Rohrsystem direkt an Gebäude geliefert wird und diese mit Warmwasser und Heizwärme versorgt.

Die benötigte Wärme für die Fernwärmeversorgung wird größtenteils durch Kraft-Wärme-Kopplung gewonnen. Bei der Kraft-Wärme-Kopplung werden gleichzeitig Strom und Wärme produziert. Hierdurch wird nicht nur der Brennstoffbedarf stark gesenkt, sondern auch der Kohlendioxidausstoß reduziert.

Die Wärme wird in Form von heißem Wasser in das Fernwärmenetz gespeist.

Quellen:https://www.steag-fernwaerme.de/de/fernwaerme-fuer-sie/was-ist-fernwaerme/http://www.fernwaerme-info.com/was-ist-fernwaerme/

Heizung

Fernwärmenetz

Stromeinspeisung ins Netz

Dampf- erzeuger Turbine

Brennstoff

Wärmetauscher

Generator

Brauchwasser

So entsteht Fernwärme:

WISSEN

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Voerde

Moers

Dinslaken

Duisburg

Oberhausen

Bottrop

Essen

Gelsenkirchen

Herne

Herten600 kmLeitung im Saarland

650 kmverlegte Rohrleitungen in Essen, Bottrop und Gelsenkirchen

Im Ruhrgebiet betreibt STEAG das größte Fernwärme-Netz, aber auch im Saarland und an vielen weiteren Standorten wird durch Kraft-Wärme-Kopplung sichere Wohlfühlwärme produziert.

6.700 Privathaushalte, Großkunden und Immobilienunternehmen versorgt STEAG Fernwärme mit umweltfreundlicher Fernwärme.

1,4 Mrd. kWhspeisen wir jährlich in das Fernwärmenetz im Ruhrgebiet ein.

10.000Übergabestationen leiten die Fernwärme direkt zu unseren Kunden.

Fernwärmenetz

Fernwärme von STEAG:17AKTUELL PLUS 2/2018 17

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Digitalisierung – das verbindende Element der Energiewende

WISSEN

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Digitalisierung – das verbindende Element der Energiewende

Digitale Technologie hat die Entwicklung der Energiebranche bereits maßgeblich beeinflusst. Aus Sicht von Andreas Kuhlmann, Vorsitzender der Deutschen Energie-Agentur (dena), ist noch mehr möglich: das Zusammenwachsen der Energiesektoren in einem integrierten Gesamtsystem.

Herr Kuhlmann, die Energiewende überwindet die

bisherige Trennung in Erzeuger und Verbraucher,

künftig wird es immer mehr sogenannte ,Prosumer‘

geben. Wie steht es mit Ihnen – sind Sie lediglich

Energie nutzer oder auch Energieproduzent?

Ich wohne in einer Mietswohnung, dritte Etage. Da gibt es

noch nicht so viele Möglichkeiten. Und Balkon-Solarzellen

einfach an die Steckdose anstöpseln, da sträubt sich mein

Physiker-Herz noch etwas. Aber ich habe auch eine Immo-

bilie in Marl. Da denke ich gerade über so etwas nach.

Vielleicht sollte ich mal mit einem Experten von STEAG

darüber sprechen?

Die dena versteht sich auch als Förderer der Digita-

lisierung in der Energiebranche. Kann die Energie-

wende ohne Digitalisierung überhaupt gelingen?

Gute Frage, ich glaube nicht. Digitalisierung findet in allen

Bereichen unseres Lebens statt, längst auch in der Ener-

giewirtschaft und beim Klimaschutz. Digitalisierungstech-

nologien sind eine Art ,Klebstoff‘ einer erfolgreichen

Integration der einzelnen Sektoren in ein Gesamtsystem,

der integrierten Energiewende. In Zukunft werden wir noch

viel stärker von isolierten Systemen für Strom, Wärme und

Mobilität wegkommen – hin zu einer Gesamtbetrachtung

von Erzeugung und Verbrauch.

Worin sehen Sie die Vorteile dieser Entwicklung, auch

für den Einzelnen?

Für den Verbraucher kann sie mehr Service mit sich

bringen. Neue Angebote kommen auf dem Markt, die

einstmals getrennte Komponenten zusammenführen, zum

Beispiel irgendwann das Elektroauto mit der Solaranlage.

Außerdem bekommt der Verbraucher die Möglichkeit,

mehr Transparenz über seine Energieverbräuche zu

bekommen. Und er kann an manchen Stellen deutlich ein-

facher Energie sparen. Für Unternehmen ist Digitalisierung

zunehmend die Basis neuer Geschäftsideen. Und es gibt

einen weiteren Effekt: Unternehmen, die sich mit diesen

Fragestellungen beschäftigen, ziehen auch junge Menschen

mit neuen Ideen an.

Deutschlandweit gibt es mittlerweile rund 1,6 Millio-

nen dezentrale Erzeugungsanlagen – Tendenz

steigend. Ist es wirklich realistisch, all diese Erzeuger

mittels Digitalisierung so intelligent zu koordinieren,

dass sie beispielswiese verlässlich zur Netzstabilität

beitragen können?

Gegenfrage: 1880, als die ersten Häuser elektrifiziert

wurden, war es da realistisch, dass Elektrifizierung heute

nicht mehr wegzudenken ist? Sie haben natürlich recht.

Die Herausforderung ist groß, aber zum Teil zeichnen sich

schon Lösungen ab: Beispielsweise sind Wechselrichter

AKTUELL PLUS 2/2018 19

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von Solarstromanlagen dank fortgeschrittener digitaler

Mess- und Steuerungstechnik heute so weit, dass sie bei

bestimmten Netzsituationen angesteuert werden können,

um die Frequenz zu stabilisieren.

Kritiker der Digitalisierung wenden ein, dass die

zunehmende Vernetzung auch Gefahren mit sich

bringt, beispielsweise durch folgenreiche Cyber-

Angriffe, die ganze Netze lahmlegen. Ist diese

Kritik berechtigt?

Keine Frage: Die Digitalisierung in fast allen Lebensberei-

chen bringt auch Fragilität mit sich. Daher ist der Schutz

unserer Netze auch ein Thema, das mit hoher Priorität vor-

angetrieben wird, beispielsweise durch das Bundesamt für

Sicherheit in der Informationstechnik. Wir werden uns

daran gewöhnen müssen, uns nicht nur immer wieder auf

neue Technologien einzustellen, sondern auch auf deren

Missbrauch. Das muss selbstverständlich auch Fragen der

Resilienz beinhalten und ist ein permanenter Prozess.

Smart Metering, Multichannel-Platforms, Big Data

– muss das Energie unternehmen der Zukunft ein

Datenspezialist sein?

Naja, digitales Denken wird sicher ein wesentlicher

Bestandteil sein. Aber Energiewirtschaft ist natürlich viel

mehr als Software. Die Kernkompetenz der Energie-

wirtschaft, das gesamtsystemische Verständnis von

Erzeugung, Netzen, Verbrauch und alledem, wird weiterhin

bei den Energieunternehmen wie beispielsweise STEAG

liegen. Mit dieser Kompetenz kann man auch selbstbe-

wusst umgehen. Aber es braucht vermehrt Menschen in

Energieunternehmen, die digital denken, nach neuen Ideen

suchen, Kooperationen eingehen und neue Kompetenzen

aufbauen. Alles das wird in Zukunft noch stärker inein-

andergreifen.

Wie weit sehen Sie den Prozess der Digitalisierung

durch regulatorische Vorgaben beeinflusst – anders

gefragt: Haben wir die richtigen Gesetze, um die

Digitalisierung in der Energiebranche erfolgreich zu

gestalten?

Wie sich am Einzug der Digitalisierung in die Energie-

branche zeigt, ist auch unter der aktuellen Gesetzgebung

schon einiges möglich. Wir sehen viele Aktivitäten, oft noch

in der Ideen- und leider noch nicht in der Renditephase.

Die Digitalisierung hat bei STEAG bereits zu Beginn der 80er-Jahre Einzug gehalten: Zu dieser Zeit führte das Energieunternehmen in seiner Leitwarte die ersten digitalen Systeme zur Steuerung und Regelung des in den unternehmenseigenen Kraftwerken erzeugten Stroms ein. Inzwischen hat STEAG diesen Prozess auf Basis digitaler Technik weiter vorangetrieben: Heute arbeitet die Leitwarte nahezu vollautomatisiert und kann von jeweils einem Mitarbeiter im Schichtbetrieb (Ein-Mann-Warte) überwacht werden – künftig möglicher-weise sogar über ein mobiles Endgerät. Eine von vielen digitalen Innovationen, die im Mai auf der STEAG- Digitalisierungskonferenz vorgestellt wurden, auf der Möglichkeiten, digitale Technik für das Unternehmen nutzbar zu machen, diskutiert wurden. Eine weitere digitale Lösung sind Auto-Trader für die Intraday-Vermarktung: Auf diese Weise ist ein autonomer Handel von freier Leistung der STEAG-Kraftwerke (mit individuellen Algorithmen für verschiedene Kraftwerks typen) am Markt möglich. Dabei gehen Kauf und Verkauf von Strom an der EPEX-SPOT-Börse automatisiert vonstatten. Und auch bei der Lastoptimierung im Fernwär-menetz macht sich STEAG digitale Technik zunutze: Durch ein selbstlernendes Lastma-nagement-System lassen sich teure Spitzen-lasten in der Erzeugung vermeiden, gleichzeitig werden der Brennstoffeinsatz und damit auch der CO2- Ausstoß minimiert.

WISSEN

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Diesen Effekt dürfen wir aber nicht allein der Politik

zuschreiben. Die Herausforderung der Legislative ist ja auf

der einen Seite, Stabilität zu gewähren, und auf der ande-

ren Seite, den Unternehmen genügend Flexibilität ein-

zuräumen. Und an diesem Punkt sind wir alle miteinander

gefragt: Wir müssen mit unseren Forderungen an die Politik

präziser werden.

Hat die Politik für diese Entwicklung die notwendi-

gen Rahmenrichtlinien gesetzt und wo sehen Sie

ggf. Optimierungsbedarf?

Das ist zum Beispiel eine Aufgabe der dena. Wir fragen die

Unternehmen: Welche Rahmenbedingungen benötigt ihr

für euer Business? Und dann fragen wir beispielsweise im

Bundeswirtschaftsministerium: Welche Möglichkeiten gibt

es hierfür? Unternehmen brauchen eine Art Experimentier-

raum. Dafür sollte die Bundesregierung – analog zum

Förder programm SINTEG – einen zeitlich begrenzten und

anwendungsbezogenen Ausnahmedatenbestand schaf-

fen. Und im Bereich Pooling, also dem digital gesteuerten

Zusammenschluss von Anlagen und Verbrauchern, würde

ich mir wünschen, dass die Bundesregierung Wettbewerb

und Wachstum durch eine übergreifende Strategie aktiv

fördert und sichert.

Die Digitalisierung hat die Energiebranche in den

vergangenen fünf Jahren schon erheblich verändert

– wagen Sie einen Ausblick: Wie wird der Energie-

markt in fünf Jahren aussehen?

Generell werden wir in der Energiewirtschaft bis dahin sehr

viele Effizienzen gehoben, vielleicht auch an verschiedenen

Stellen Prozesskosten eingespart haben. Wir werden

sehr viel mehr Elektrofahrzeuge auf den Straßen sehen,

durch moderne und bessere Messeinrichtungen mehr

Trans parenz über Strom- und Wärmeverbrauch haben

und Smart-Home-Konzepte werden im Neubaubereich

Standard sein. Wir werden auch erleben, wie die Sektoren

weiter zusammenrücken – dabei wird die Digitalisierung

das verbindende Element sein.

Und wie werden Sie persönlich dann Ihre

Energie erzeugen?

Ich bin ein neugieriger Mensch und orientiere mich am

Fortschritt. Ich schaue, welche Angebote es gibt, und

immer wenn sich ein Gerät aus meinem Umfeld wegen

Alter oder Defekt verabschiedet, wird das nächste sicher

etwas smarter, effizienter und vielleicht auch vernetzter

werden. Darüber hinaus wird es wohl dabei bleiben, dass

ich auf die Anbieter von Energie schauen werde. Nicht

jeder Verbraucher muss seine komplett eigene Energie-

wende erfinden. STEAG und viele andere Energie versorger

werden sicher auch in Zukunft spannende Produkte

anbieten, damit das mit der Energiewende gelingen kann.

„Es braucht vermehrt Menschen in Energie-unternehmen, die digital denken, nach neuen Ideen suchen, Kooperationen eingehen und neue Kompetenzen aufbauen.“

Deutsche Energie-Agentur (dena)Die dena versteht sich als unabhängiger Treiber und Wegbereiter der Energiewende. Dazu orientiert sich das mehrheitlich bundeseigene Unternehmen am energiepolitischen Zieldreieck aus Umweltverträglichkeit, Versorgungssicher-heit und Bezahlbarkeit sowie an den international vereinbarten Klimaschutzzielen.

Zur PersonAndreas Kuhlmann (51) ist seit Juli 2015 Vorsitzender der dena- Geschäftsführung. Der gebürtige Recklinghausener und bekennende Schalke-04-Anhänger ist Mitglied im Präsidium des Welt energierats, Mitglied im Global Future Council des Weltwirtschaftsforums zur Zukunft der Energie sowie Mitglied im Beirat der Gesellschaft zur Förderung des Energie wirt-schaftlichen Instituts an der Universität zu Köln e. V. Zu STEAG hat Andreas Kuhlmann eine besondere Beziehung seit er hier in den 80er-Jahren ein Schulpraktikum absolvierte.

21AKTUELL PLUS 2/2018

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Spiel, Spaß und Spannung

VERBINDEN

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„Ferien sind super. Es sei denn, einem ist langweilig“ –

eine bestechende Logik, die in dieser Klarheit wohl nur

Kindermund kundtun kann. Allerdings nicht, wenn die

Eltern bei STEAG beschäftigt sind. Denn in dem Energie-

unternehmen gibt es ein Bewusstsein dafür, dass für das

Wohlergehen seiner Beschäftigten auch dessen Nach-

wuchs eine Rolle spielt. Und deshalb veranstaltet STEAG

zweimal im Jahr ein spezielles Ferienprogramm für Kinder

und Jugendliche – ein einwöchiges Feriencamp am Ruhr-

see in der Eifel und aktuell ein siebentägiges Programm in

der letzten Woche der Sommerferien am STEAG-Stamm-

sitz in Essen.

„Langweilen muss sich bei uns tatsächlich niemand“, sagt

Nadine Stang, Referentin im Gesundheits- und Sozial-

management von STEAG und dort unter anderem im

Bereich Beruf und Familie tätig. „In unserem abwechs-

lungsreichen Sommerferien-Programm sind die Kinder

und Jugendlichen jeden Tag von 8 bis 17 Uhr mit dem

Betreuerteam unterwegs. Es geht zum Beispiel in den

Hochseilgarten, wir veranstalten eine Olympiade am Bal-

deneysee und fahren auf den Ketteler Hof.“ Und auch ein

Tag in der STEAG-Zentrale gehört zum Programm: „Da

durchlaufen unsere Teilnehmer viele Abteilungen von der

Poststelle bis zum Büro des Vorsitzenden der Geschäfts-

führung. Das ist für die Kinder und Jugendlichen eine

besondere Erfahrung, weil sie die Möglichkeit haben, den

Tag mit ihren Eltern im Betrieb zu verbringen.“

30 Kinder im Alter von sechs bis vierzehn Jahren nehmen

jedes Jahr am Sommerferien-Programm teil, das STEAG

in diesem Jahr bereits zum vierten Mal ausrichtet.

„Manche Kinder sind immer wieder dabei“, so Nadine

Stang. „Ob in unserem Sommerprogramm oder im Ferien-

camp: Da entstehen und wachsen Freundschaften, und das

Wiedersehen in den nächsten Ferien ist fest eingeplant.“

Ein Geheimnis dieses Erfolgs sind die Betreuer – es sind

seit Jahren dieselben. Denn Kontinuität ist für Kinder und

Jugendliche ein wichtiger Faktor. Sie haben Vertrauen zu

dem Team gewonnen, das sie eine Ferienwoche lang

betreut. Und auch für die Eltern ist es wichtig, ihre Kinder

tagtäglich neun Stunden wohlbehütet zu wissen. „Für viele

Berufstätige ist die Betreuung von Schulkindern während

der Ferien eine echte Herausforderung“, weiß Nadine

Stang. „Der Vorteil des STEAG-Kinderferienprogramms

ist, dass die Betreuung praktisch die gesamte Arbeitszeit

der Eltern abdeckt und die Kinder zur Betreuung nicht an

einen anderen Ort gebracht und später dort abgeholt

werden müssen, denn das Programm startet und endet ja

dort, wo die Eltern arbeiten. Das macht es im Vergleich zu

anderen Angeboten so besonders.“

Die zahlreichen Anmeldungen geben dem Team des

Gesundheits- und Sozialmanagements recht: „Am letzten

Tag fragen viele Kinder schon, wann wir unser Programm

im nächsten Jahr starten. Und es gibt auch Fälle, in denen

Eltern ihren Urlaub für ihre Kinder danach ausrichten.

Das ist wohl das schönste Kompliment, das wir bekom-

men können.“

Abenteuer für Kinder und Jugendliche, Entlastung für berufstätige Eltern – die Ferienprogramme von STEAG machen Freude und begründen

Freundschaften.

23AKTUELL PLUS 2/2018

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