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AKTUELL PLUS
Titelstory: Krantz: „Luft ist unsere Leidenschaft“Handeln: Know-how für dezentrale Versorgung Interview: Digitalisierung für die Energiewende
AKTUELL PLUSDAS STEAG-MAGAZIN 2/2018
Herausforderungen zu lösen gehört bei STEAG zum Alltag. Ob beim Bau von
Energie anlagen, bei deren Betrieb oder in der Bewältigung sämtlicher dazuge-
höriger Aufgaben. Diese Fähigkeiten gründen auf der Kompetenz und dem
Wissen unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und haben STEAG zu einer
Marke geformt.
Umso mehr freut es uns, wenn wir Kolleginnen und Kollegen gewinnen, die in
diesem Sinne denken und agieren. So wie bei der Krantz GmbH, die seit Januar
dieses Jahres zu STEAG gehört. Was die Experten aus Aachen weltweit mit
ihrem Know-how über reine, kühle und heiße Luft bewegen, lesen Sie in unserer
Titelgeschichte.
Know-how ist ebenso das Stichwort bei STEAG New Energies. Damit
unterstützt unser Tochterunternehmen Kommunen, sich eine autarke dezen-
trale Energie versorgung aufzubauen. Auch darüber können Sie in dieser
STEAG Aktuell Plus lesen.
Wissen steht schließlich auch im Mittelpunkt eines Interviews mit Andreas
Kuhlmann, Vorsitzender der Geschäftsführung der Deutschen Energie-Agentur.
Er plädiert dafür, digitales Know-how als verbindendes Element für das
Zusammen wachsen der Energiesektoren zu nutzen.
Ich wünsche eine spannende Lektüre.
Ihr
Joachim Rumstadt
Vorsitzender der Geschäftsführung
EDITORIAL
Impressum
HANDELN
Ist die Luft rein?Seit Beginn dieses Jahres gehört die Krantz
GmbH zum STEAG-Konzern. Die Experten für
Luftführungs-, Heiz- und Kühlsysteme sorgen
weltweit für saubere, kalte oder warme Luft
Kooperationen mit Know-howSTEAG New Energies hilft Kommunen beim
Aufbau einer dezentralen und umweltschonenden
Energieversorgung
3 Fragen an … Dr. Daniel Lehmann, STEAG Technischer Service,
über Nutzungsmöglichkeiten von E-Mobilität
Herausgeber:
STEAG GmbH
Rüttenscheider Straße 1–3
45128 Essen
Telefon +49 201 801-00
Telefax +49 201 801-6388
www.steag.com
V.i.S.d.P.:
Markus Hennes
Leiter Unternehmenskommunikation
Projektleitung: Christoph Dollhausen
Projektmanagement: Jana Weirich
Layout, Redaktion & Realisation:
BOROS, www.boros.de
Art Direktion: Björn Schwefer, Julius Terlinden
Redaktion: KETANO
Lektorat: Dr. Thomas Pohl
Projektmanagement: Heike Neumann
Bildnachweise:
S. 1, 3 – 9.: Judith Wagner; S. 3: Andreas Gehrke; S. 10 – 13: STEAG; S. 14 – 15: Friedhelm Krischer; S. 18 – 21: Andreas Gehrke; S. 22: Lisa Taniyama
Druck: Ley + Wiegandt, www.ley-wiegandt.de
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VERBINDEN
Spiel, Spaß und SpannungDie STEAG-Ferienprogramme bieten Kindern
Abenteuer und entlasten ihre Eltern
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WISSEN
Serie: Energiefakten. Wie funktioniert Fernwärme? STEAG sorgt für sichere und umweltschonende
Wohlfühlwärme: im Ruhrgebiet, im Saarland und an
vielen weiteren Standorten
Digitalisierung – das verbindende Element der Energiewende Interview mit Andreas Kuhlmann, Vorsitzender der
Geschäftsführung der Deutschen Energie-Agentur
(dena), über die Digitalisierung in der Energiebranche
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Auf dem Titel (v. l. n. r.): Stefan Gores, Martin Baltes, Norbert Schröder, Detlef Makulla, Hans Felser, Dietmar Rossbruch
03AKTUELL PLUS 2/2018
„Luft ist unsere Leidenschaft“
HANDELN
Martin Baltes, Detlef Makulla und Dietmar Rossbruch im Gespräch mit Geschäftsführer Norbert Schröder
Als Spezialist für Luftführung und Luftreinigung erobert das STEAG-Tochterunternehmen Krantz einen wachsenden Markt.
AKTUELL PLUS 2/2018 05
Ob in einem Fußballstadion im Wüstenstaat Katar, in der
Elbphilharmonie in Hamburg oder in Kernkraftwerken in
ganz Deutschland: Der Zustand der Luft, die uns Menschen
umgibt, entscheidet über unser Wohlbefinden und über
unsere Gesundheit. Je nach Kundenwunsch reinigen, ent-
feuchten, kühlen oder erwärmen die Experten der Krantz
GmbH die Umgebung.
Je nachdem, wo sich ihr Einsatzort befindet, stehen die
Mitarbeiter von Krantz vor ganz unterschiedlichen Heraus-
forderungen: Bei der Klimatisierung von Büroräumen bei-
spielsweise geht es vor allem darum, eine behagliche
Arbeitsatmosphäre für die Mitarbeiter zu schaffen – nicht
zu kalt und nicht zu warm. Bei industriellen Anwendungen
hingegen stehen Aspekte der Arbeitssicherheit, des
Gesundheitsschutzes und die Erfüllung von gesetzlichen
Vorschriften im Vordergrund. In der Umgebung einer
Produktionsanlage beispielsweise kümmert sich das Team
um Krantz-Geschäftsführer Norbert Schröder darum, mit
speziell von dem Aachener Unternehmen entwickelten
Luftauslässen für die Abfuhr von Abwärme und mit
Schadstoffen belasteter Abluft zu sorgen. Auch der
Umweltschutz kommt dabei nicht zu kurz: Vor einer Ablei-
tung der verunreinigten Abluft in die Atmosphäre kommen
häufig die von den Spezialisten im eigenen Haus immer
weiter entwickelten Abluftreinigungsanlagen zum Einsatz,
die Krantz seit nunmehr 30 Jahren erfolgreich vermarktet.
Und zwar weltweit.
„Wir haben in ein Wachstumsfeld investiert“
„Mit dem Erwerb von Krantz haben wir in ein Wachstums-
feld investiert“, erläutert Joachim Rumstadt, Vorsitzender
der STEAG-Geschäftsführung. „Insbesondere die Betreiber
von Kernkraftwerken sind in den kommenden 15 bis
20 Jahren auf kerntechnische Expertise im Rückbau ange-
wiesen. Mit dem ohnehin vorhandenen Know-how im
Bereich Nuclear Technologies innerhalb unseres Tochter-
unternehmens STEAG Energy Services und den Kompe-
tenzen, die die Kolleginnen und Kollegen von Krantz nun
zusätzlich einbringen, wird STEAG seine Marktposition im
Feld rückbaunaher Dienstleistungen erfolgreich ausbauen.“
HANDELN
Die Behandlung nuklearer Abfälle sowie die sichere Zwischen- und End -
lagerung von Stoffen, die beim Rückbau von Kernkraftwerken entstehen, ist
eine der anspruchsvollsten Aufgaben in der Luftreinhaltung. Zurzeit unter-
stützen die beiden STEAG-Tochterunternehmen den Energieversorger EnBW
beim Rückbau des Kernkraftwerkes Philippsburg mit dem Bau eines Reststoff-
bearbeitungszentrums und eines Standortabfalllagers, in denen die Reststoffe
und Abfälle aus dem Rückbau behandelt und zwischengelagert werden. „In
diesen Räumen werden kerntechnische Anlagenteile, an denen radioaktive
Partikel haften, durch unterschiedliche Strahlverfahren oder Materialtrennung
sicher dekontaminiert“, erklärt Krantz-Geschäftsführer Norbert Schröder.
„Anschließend werden die verbliebenen, nicht frei messbaren radioaktiven
Abfälle endlagergerecht konditioniert, verpackt und zwischengelagert, um sie
später in ein Endlager zu überführen.“
Der studierte Maschinenbau-Ingenieur ist bereits seit 1993 bei STEAG tätig
und hat nun zusätzlich die Geschäftsführung der Krantz GmbH übernommen.
„Die Bandbreite der Kompetenz ist beeindruckend“, sagt der 54-Jährige.
„Da kommt nichts von der Stange. Im Gegenteil: Die Kolleginnen und Kollegen
knien sich tief in die Aufgabenstellungen und schaffen für jedes Problem eine
spezielle Lösung.“
Der studierte Maschinenbau-Ingenieur Norbert Schröder ist seit 1993 bei STEAG. Seit 2018 ist er Geschäftsführer der Krantz GmbH.
Krantz GmbH1882 vom namensgebenden Ingenieur Hermann Krantz gegründet, entwickelt, konstruiert, fertigt und vermarktet das Unter- nehmen mit Sitz in Aachen heute Luftführungs-, Heiz- und Kühl- systeme für Decken, Wand- Boden- und Fassadeneinbau. Zudem produziert die Krantz GmbH Filter- und Absperrsysteme, ist Experte für Abluftreinigung und hat sich auch im Bereich Anlagenbau und mit dem speziellen Service der Lüftung nuklearer Anlagen einen Namen gemacht. Seit Beginn dieses Jahres gehört die 218 Mitarbeiter zählende Traditionsmarke zur STEAG Energy Services.
„Hier kommt nichts von der Stange. Die Kolleginnen und Kollegen knien sich tief in die Aufgabenstellung und schaffen für jedes Problem eine spezielle Lösung.“Norbert Schröder, Geschäftsführer Krantz GmbH
07AKTUELL PLUS 2/2018
39.000 Luftdurchlässe für Stadion in Katar
Zum Beispiel als es 2009 galt, eine Klimatisierung des Fuß-
ballstadions für den katarischen Erstligisten Al-Sadd SC
zu finden. Durchschnittlich 45 Grad Außentemperatur
herrschen im Jassim-Bin-Hamad-Stadion, gefordert waren
24 bis maximal 26 Grad im Zuschauerraum. „Das war
schon anspruchsvoll“, sagt Dietmar Rossbruch, Leiter der
Produktgruppe Luftführungssysteme bei der Krantz
GmbH. „Unter jeden Zuschauersitz haben wir drei eigens
entwickelte Luftauslässe montiert, insgesamt 39.000. Die
erzeugen ein Mikroklima und so haben wir die Temperatur-
vorgaben letztlich auch erreicht.“ Mehr als das: Mit ihrer
ausgetüftelten Lösung schufen die Aachener weltweit das
erste offene klimatisierte Fußballstadion, das auch den
Segen des Weltfußballverbandes FIFA bekommen hat.
Und damit wiederum haben sich die Krantz-Ingenieure als
Ausstatter für weitere Spielorte der Fußball-Weltmeister-
schaft 2022 im Wüstenstaat Katar empfohlen.
Im rund 1.000 Quadratmeter großen Forschungs- und
Entwicklungslabor mit isolierten Laboren, einem Hall-
raum, einer Klimahalle und einem eigenen Messraum
für Heizungs-, Lüftungs- und Klimasysteme in Richterich-
Uersfeld am Aachener Stadtrand haben die Spezialisten
von Krantz aber auch schon andere, nicht minder
aufsehenerregende Aufgabenstellungen realisiert: Die
englischen Fußball-Arenen in Manchester und Birmingham
stehen ebenso auf der Referenzliste wie die Kölner
Lanxess-Arena und das Hongkong Convention Center, der
Madrider Flughafen, der Londoner Flughafen Heathrow, die
Olympiahalle im australischen Sydney, die Arena im
neuseeländischen Auckland, aber auch – quasi vor der
Haustür – Eurogress in Aachen. Allesamt hochkomplexe
Lösungen, die teilweise auch patentiert wurden. Allein
2016 meldete die Krantz GmbH sieben Neuentwicklungen
beim Deutschen Patent- und Markenamt an.
„In der Elbphilharmonie mussten wir natürlich Rücksicht auf die sensible Akustik nehmen.“Detlef Makulla, Leiter Forschung & Entwicklung Krantz GmbH
HANDELN
In der Elbphilharmonie darf Luftbewegung nicht zu spüren sein
Auch für die Elbphilharmonie in Hamburg entwickelten die Lüftungsexperten
eine individuelle Lösung. „Dabei mussten wir natürlich Rücksicht auf die
sensible Akustik nehmen“, erklärt Detlef Makulla. Eine weitere Schwierigkeit:
Die Luft zufuhr von der zentralen raumlufttechnischen Anlage sollte durch den
Boden erfolgen, und zwar bei einem Zuluftvolumenstrom von rund 60 Kubik-
meter pro Person und Stunde im Konzertsaal. Dafür installierten die Krantz-
Mitarbeiter unter jedem der 2.150 Sitze einen speziellen Luftdurchlass in der
Bodenfläche. Aus diesem wird ein Teil der Zuluft unter der Sitzfläche verteilt, ein
weiterer Teil hinter der Lehne aufwärts geführt. „So wird jeder einzelne Besucher
mit Zuluft versorgt. Und zwar so, dass die gewünschte Raumlufttemperatur
ohne zu hohe Unterschiede zwischen Fuß- und Kopfbereich eingehalten wird.
Auf diese Weise spürt der Konzertbesucher von dieser Luftbewegung nichts. Er
wird von der Zuluft sozusagen eingehüllt.“
1.000 AVACS-Segel für Daimler in Sindelfingen
Speziell für Büroräume hat Krantz jüngst das sogenannte AVACS-System ent-
wickelt: ein Deckensegel, das sich in nahezu jede vorhandene Büro-Architektur
integrieren lässt. Die in diesen Deckenelementen enthaltenen Apparaturen kön-
nen beispielsweise Großraumbüros belüften, aber auch heizen und kühlen. Bei
Daimler in Sindelfingen zum Beispiel werden über 1.000 AVACS-Segel montiert.
„Luft ist unsere Leidenschaft“, sagt Geschäftsführer Norbert Schröder.
Dietmar Rossbruch und Martin Baltes erläutern die Funktionsweise der Testaufbauten in der zwölf Meter hohen Versuchshalle.
AKTUELL PLUS 2/2018 09
Kooperationen mit Know-how
Im April 2018 nahmen die STEAG-Mitarbeiter in Gröditz das neue BHKW in Betrieb.
HANDELN
Immer mehr Kommunen wünschen sich eine weitgehend autarke Energieerzeugung, die individuell auf ihre Bedürfnisse ausgerichtet ist. Doch einerseits fehlt oft das Know-how, andererseits sind mit Blick auf beschränkte Finanz mittel Kooperationen notwendig – immer wieder und immer öfter ein Fall für STEAG New Energies.
Kooperationen mit Know-how
Über 200 dezentrale Anlagen betreibt STEAG New Energies (SNE) deutsch-
landweit – Biomasse- und Block-Heizkraftwerke einmal quer durch die
Republik vom hohen Norden in den tiefen Süden. „Wir arbeiten schon seit
Jahrzehnten erfolgreich mit oder für Kommunen und Stadtwerke“, sagt
Thomas Billotet, der innerhalb der SNE-Geschäftsführung das Technikressort
verantwortet. „Dabei kommen die unterschiedlichsten Modelle zum Tragen:
von Dienstleistungen für Planung, Bau, Optimierung oder Betrieb einer
dezentralen Anlage über Contracting-Modelle bis hin zu gemeinsamen
Gesellschaften im Bereich Fernwärmeversorgung. Wir dürfen also mit Fug
und Recht behaupten, dass wir reichlich Erfahrung gesammelt haben.“
Zum Beispiel in Ilmenau. In der thüringischen Universitätsstadt enga-
gierte sich STEAG New Energies bereits kurz nach der Wende und gründete
1991 gemeinsam mit der Stadt die Ilmenauer Wärmeversorgung GmbH (IWV).
Mit dem Know-how der STEAG-Ingenieure sanierte und erweiterte die IWV
zunächst das städtische Fernwärmenetz und baute eine Kraft-Wärme-
Kopplungs-Anlage, die 1995 in Betrieb ging. Steigendes Umweltbewusstsein
in den städtischen Gremien und die ausgeprägte Innovationskraft der SNE
führten zu dem Beschluss, ein Biomasse-Heizkraftwerk zu bauen, 2003
erfolgte der erste Spatenstich.
11AKTUELL PLUS 2/2018
„Wir wollten die Abhängigkeit von Strom aus Primär-
energie mildern, indem wir auf dezentrale Energie-
erzeugungs anlagen setzen, und die für uns optimale
Variante war und ist dieses Biomasse-Heizkraftwerk“,
sagt Gerd Michael Seeber, damals wie heute Oberbürger-
meister in Ilmenau. Nach nur 16-monatiger Bauzeit nahm
die Biomasse-Heizkraftwerk Ilmenau GmbH (BHI), eine
eigens gegründete gemeinsame Gesellschaft der STEAG
New Energies und der IWV, das Biomasse-Heizkraftwerk
in Betrieb. 15 Millionen Euro investierte die BHI in diese
Anlage, die seitdem ein Viertel des Stromverbrauchs der
26.000-Einwohner-Stadt und die Hälfte der Fernwärme-
energie abdeckt und Ilmenau in Thüringen an die Spitze
der Städte mit der höchsten Nutzung Erneuerbarer
Energien katapultierte.
„Der Weg von den Großversorgern hin zur lokalen
Versorgung ist gut“
Zweieinhalb Autostunden weiter östlich lässt sich ein wei-
teres Beispiel für eine gelungene Kooperation zwischen
einer Kommune und Energieunternehmen finden: Bereits
seit 1993 versorgt STEAG New Energies im sächsischen
Gröditz Industriekunden, öffentliche Gebäude und Privat-
kunden aus dem städtischen Heizwerk über ein 23 Kilo-
meter langes Rohrleitungsnetz mit Fernwärme. Und auch
hier bringen die SNE-Ingenieure seitdem ihr innovatives
Wissen ein. Zuletzt mit einem grundlegenden Umbau
der Erzeugungsanlage: Im April dieses Jahres nahm
das Energieunternehmen ein neues Blockheizkraftwerk
in Betrieb, das mittels Kraft-Wärme-Kopplung sowohl
zwei Megawatt Strom als auch Wärme erzeugt. Rund
2,7 Millionen Euro investierte die SNE hierfür und wieder
fiel die Bauzeit mit lediglich zwölf Monaten vergleichs-
weise kurz aus. Und auch hier zeigt sich die Kommunal-
politik zufrieden mit der Kooperation: „Der Weg von den
Großversorgern hin zur lokalen Versorgung ist gut“, sagt
Oberbürgermeister Jochen Reinicke.
„Dieser Umbau ist ein gutes Beispiel dafür, wie wir die
bestehende Infrastruktur sinnvoll ausbauen und erneuern“,
erklärt Thomas Billotet. „Im Ergebnis sind sowohl die Anlage
als auch die Ausnutzung des Brennstoffs – in diesem Fall
Das Biomasse-Heizkraftwerk in Ilmenau deckt ein Viertel des Stromverbrauchs der Universitätsstadt in Thüringen.
HANDELN
Erdgas – effizienter geworden. Der sogenannte Primär-
energiefaktor der Anlage ist von 1,2 auf 0,7 gesunken, das
schont Energieressourcen. Und der Wirkungs grad der
gesamten Anlage ist mit 87 Prozent beachtlich hoch.
Damit wird der Wärmebezug aus dem Heizkraftwerk
Gröditz für bisherige, aber auch für potenzielle Abnehmer
noch attraktiver.“
Auch in Kommunen im Westen der Republik ist STEAG als
Kooperationspartner begehrt. Im rheinland-pfälzischen
Mayen beispielsweise, wo die 1998 von SNE, den orts-
ansässigen Stadtwerken und der Papierfabrik WEIG-
Karton gegründete Fernwärmeversorgung Mayen gera-
de zu Vorbildcharakter für eine nachhaltige Energienutzung
entwickelt hat: Wurden bis zur Gründung dieses Koopera-
tionsunternehmens öffentliche und private Gebäude aus
vielen dezentralen Anlagen auf Basis von Heizöl und
Erdgas beheizt, wird nun fast ausschließlich industrielle
Abwärme aus der Kartonagenherstellung eingesetzt und
so der Ausstoß von klimaschädlichem Kohlendioxid in der
gesamten Region erheblich reduziert.
„Auf diese Weise haben wir die jährliche CO2-Produktion
um rund 5.400 Tonnen reduzieren können“, sagt Thomas
Billotet. „Außerdem haben wir das Leitungsnetz auf rund
zwölf Kilometer ausgebaut, sodass jetzt rund 240 Objekte
mit umweltfreundlicher Energie versorgt werden können.“
Auszeichnung für vorbildliche Kooperationsprojekte
mit Kommunen
Kein Wunder also, dass dieses landesweit beispiellose
Projekt auch in der Politik auf positive Resonanz gestoßen
ist: Das rheinland-pfälzische Wirtschaftsministerium zeich-
nete STEAG New Energies und die Stadt Mayen im Jahr
2014 im Rahmen des Wettbewerbs ,Mittelstandsfreundliche
Kommunen 2014‘ mit dem Tandem-Preis für vorbildliche
Kooperationsprojekte zwischen Unternehmen und Kom-
munen aus.
Noch sehr viel länger ist STEAG im benachbarten
Bundesland Baden-Württemberg engagiert. 1964
begann das Energieunternehmen in Winnenden, den
Stadtteil Schelmenholz mittels einer zunächst mobilen
Energie zentrale mit Fernwärme zu versorgen. Heute bietet
die Fernwärme Winnenden GmbH & Co. KG als Kooperati-
onsunternehmen der Stadtwerke Winnenden und der SNE
einen Anschlusswert von 45 Megawatt und versorgt neben
Schelmenholz die Neubaugebiete Waiblinger Berg und
Lange Weiden sowie Teile der Innenstadt. Insgesamt ist die
jährliche Wärme produktion ausreichend für 3.500 Einfamili-
enhaushalte.
Und auch in Winnenden bewiesen die STEAG-Ingenieure,
wie sich Standorttreue und der Wille zur stetigen Erneu-
erung gegenseitig befruchten können: Aus einem mit Kohle
betriebenen Heizwerk entwickelten sie zu Beginn der
1990er-Jahre eine Anlage, die mit Gas und leichtem Heizöl
befeuert wurde. Ab 1997 wurde auch das in der nahe
gelegenen Hausmülldeponie Eichholz anfallende Deponie-
gas für die Energieerzeugung genutzt. Und 2012 schließlich
wurde das Heizwerk zu einem Blockheizkraftwerk erwei-
tert, das mittels eines mit Erdgas betriebenen Gasmotors
eine elektrische und eine thermische Leistung von je zwei
Megawatt erbringt.
„Auch an diesem Standort haben wir die Energieeffizienz
der Versorgung nachhaltig verbessert“, erläutert Thomas
Billotet. „Mit dem jüngsten Umbau wurde der Primärener-
giefaktor von 0,71 auf 0,51 verbessert. Und die regenerativ
erzeugte Wärme ersetzt die Wärmeerzeugung insbeson-
dere in der Grundlast, sodass die weiterhin bestehende
konventionelle Kesselanlage nur bei erhöhtem Wärme-
bedarf zugeschaltet werden muss. Damit haben wir wieder
einen wichtigen Baustein für eine sichere und umwelt-
freundliche Energieversorgung gesetzt.“
Kompetente Fachkräfte haben die Leistung laufend im Blick.
AKTUELL PLUS 2/2018 13
Warum hat STEAG ein Interesse am Thema
Elektromobilität?
Elektromobilität wird unser Stromversorgungssystem
signifikant beeinflussen und darüber hinaus neue
Möglichkeiten für die Speicherung elektrischer Energie mit
sich bringen. Speicherung bedeutet Flexibilität, und diese
Flexibilität ist perspektivisch von großer Bedeutung. Schon
mit verhältnismäßig wenigen E-Autos lassen sich in
Zukunft große Energiemengen zielgerichtet einspeichern
und ausspeichern, sodass die Volatilität Erneuerbarer
Energien kompensiert wird oder ein zusätzlicher Netzaus-
bau vermieden werden kann. Darüber hinaus sind aber
schon ganz aktuell alle Dienstleistungen rund um Elektro-
mobilität, konkret der Ausbau von Ladeinfrastruktur,
für die STEAG-Dienstleistungstöchter SES und STEAG
Technischer Service (STS) interessant.
1
Zur PersonDaniel Lehmann studierte Elektro-technik und Informationstechnik an der Ruhr-Universität Bochum und promovierte dort 2011 am Lehrstuhl für Automatisierungstechnik und Prozessinformatik. Nach einem Jahr als Postdoc am ‚Institute of Auto-matic Control‘ des ‚Royal Institute of Technology‘ (KTH) in Stockholm, arbeitet er seit 2012 bei der STEAG Energy Services GmbH, wo er seit 2016 die Gruppe Advanced Process Control leitet. Dort beschäftigt er sich außer mit der Flexibilisierung konventioneller Kraftwerke auch mit Großbatterie-Systemen und dem Thema Elektromobilität sowie mit verschiedenen F&E-Aktivitäten. Seit 2017 leitet der 37-Jährige zusätzlich das Patentwesen bei STEAG.
3Fragen an ...
Dr. Daniel Lehmann
HANDELN
An welchen Produkten und Lösungen für
elektrogetriebenen Verkehr arbeitet SES?
Zunächst haben wir uns ganz pragmatisch dem Thema
gewidmet und Ladeinfrastruktur für die STEAG-interne
Nutzung angeschafft. Wir wollten zunächst praktische
Erfahrung sammeln, um bei dem Thema „mitreden zu
können“. Das war vor drei Jahren. Mittlerweile haben wir
bereits mehr als 30 STEAG-eigene Ladepunkte. Dabei
haben wir selbst erfahren, dass E-Mobilität mehr verlangt,
als nur einen Ladepunkt in einem Katalog zu bestellen. Wo
stellen wir die Ladesäule auf, ist der Netzanschluss aus-
reichend, wer nimmt die Ladesäule in Betrieb, welche
Fördermöglichkeiten gibt es eigentlich? Das waren nur
einige Fragen, mit denen wir konfrontiert wurden, und letzt-
endlich haben wir alles selbst gemacht. Daraus ist entstan-
den, dass SES und STS gemeinsam nun auch für externe
Kunden das „Rundum-sorglos-Paket“ für Ladeinfrastruktur
umsetzen – von der Planung über die Inbetriebnahme und
Wartung bis zur Integration von Speichern und Erneuer-
baren. Und auch netzdienliches bzw. „intelligentes“ Laden
durch die Anbindung der Ladeinfrastruktur an die Handels-
plattformen des STEAG-Gesellschaftsbereichs Trading &
Optimization (T&O) sowie integrierte Mobilitätskonzepte
stehen auf unserer Agenda.
Wie und vor allem wie schnell wird sich
E-Mobilität in den kommenden Jahren
entwickeln – fahren wir bald alle mit Strom
und ohne Lenkrad?
Die Frage ist nicht so einfach zu beantworten. Eigentlich
stehen alle Zeichen schon länger auf Elektromobilität, aller-
dings bleiben die Zulassungszahlen trotz Förderung
deutlich hinter den Erwartungen zurück. Es gibt bei dem
Thema einfach noch zu viel Unsicherheit einerseits und
Interessenskonflikte andererseits. Grundsätzlich macht
E-Mobilität vor allem in Städten Sinn, das sage ich persön-
lich gerade auch aus der Sicht des Fahrradpendlers. In
anderen Bereichen wie dem Fernverkehr sehe ich Elektro-
mobilität eher kritisch. Hier gibt es meiner Meinung nach
gute Alternativen. Ich glaube, dass sich in Zukunft inter-
modale (erst das, dann das) und multimodale (heute das,
morgen das) Mobilitätskonzepte mit E-Bikes, Car-Sharing-
und Mietwagen-Modellen etablieren werden und die
Bedeutung des „eigenen Autos“ sukzessive abnimmt.
Elektroautos sind ein Beispiel für eine weitere Verknüpfung von Energie und Mobilität. Beim STEAG-Tochterunternehmen STEAG Energy Services (SES) setzt sich Daniel Lehmann mit dem Thema E-Mobilität auseinander und erforscht Nutzungsmöglichkeiten – in- und außerhalb des Essener Energieunternehmens.
2
3
15AKTUELL PLUS 2/2018
Voerde
Moers
Dinslaken
Duisburg
Oberhausen
Bottrop
Essen
Gelsenkirchen
Herne
Herten
FernwärmeSerie: Energiefakten
Von Fernwärme spricht man, wenn die in Kraftwerken oder durch Industrieprozesse erzeugte thermische Energie über ein Rohrsystem direkt an Gebäude geliefert wird und diese mit Warmwasser und Heizwärme versorgt.
Die benötigte Wärme für die Fernwärmeversorgung wird größtenteils durch Kraft-Wärme-Kopplung gewonnen. Bei der Kraft-Wärme-Kopplung werden gleichzeitig Strom und Wärme produziert. Hierdurch wird nicht nur der Brennstoffbedarf stark gesenkt, sondern auch der Kohlendioxidausstoß reduziert.
Die Wärme wird in Form von heißem Wasser in das Fernwärmenetz gespeist.
Quellen:https://www.steag-fernwaerme.de/de/fernwaerme-fuer-sie/was-ist-fernwaerme/http://www.fernwaerme-info.com/was-ist-fernwaerme/
Heizung
Fernwärmenetz
Stromeinspeisung ins Netz
Dampf- erzeuger Turbine
Brennstoff
Wärmetauscher
Generator
Brauchwasser
So entsteht Fernwärme:
WISSEN
Voerde
Moers
Dinslaken
Duisburg
Oberhausen
Bottrop
Essen
Gelsenkirchen
Herne
Herten600 kmLeitung im Saarland
650 kmverlegte Rohrleitungen in Essen, Bottrop und Gelsenkirchen
Im Ruhrgebiet betreibt STEAG das größte Fernwärme-Netz, aber auch im Saarland und an vielen weiteren Standorten wird durch Kraft-Wärme-Kopplung sichere Wohlfühlwärme produziert.
6.700 Privathaushalte, Großkunden und Immobilienunternehmen versorgt STEAG Fernwärme mit umweltfreundlicher Fernwärme.
1,4 Mrd. kWhspeisen wir jährlich in das Fernwärmenetz im Ruhrgebiet ein.
10.000Übergabestationen leiten die Fernwärme direkt zu unseren Kunden.
Fernwärmenetz
Fernwärme von STEAG:17AKTUELL PLUS 2/2018 17
Digitalisierung – das verbindende Element der Energiewende
WISSEN
Digitalisierung – das verbindende Element der Energiewende
Digitale Technologie hat die Entwicklung der Energiebranche bereits maßgeblich beeinflusst. Aus Sicht von Andreas Kuhlmann, Vorsitzender der Deutschen Energie-Agentur (dena), ist noch mehr möglich: das Zusammenwachsen der Energiesektoren in einem integrierten Gesamtsystem.
Herr Kuhlmann, die Energiewende überwindet die
bisherige Trennung in Erzeuger und Verbraucher,
künftig wird es immer mehr sogenannte ,Prosumer‘
geben. Wie steht es mit Ihnen – sind Sie lediglich
Energie nutzer oder auch Energieproduzent?
Ich wohne in einer Mietswohnung, dritte Etage. Da gibt es
noch nicht so viele Möglichkeiten. Und Balkon-Solarzellen
einfach an die Steckdose anstöpseln, da sträubt sich mein
Physiker-Herz noch etwas. Aber ich habe auch eine Immo-
bilie in Marl. Da denke ich gerade über so etwas nach.
Vielleicht sollte ich mal mit einem Experten von STEAG
darüber sprechen?
Die dena versteht sich auch als Förderer der Digita-
lisierung in der Energiebranche. Kann die Energie-
wende ohne Digitalisierung überhaupt gelingen?
Gute Frage, ich glaube nicht. Digitalisierung findet in allen
Bereichen unseres Lebens statt, längst auch in der Ener-
giewirtschaft und beim Klimaschutz. Digitalisierungstech-
nologien sind eine Art ,Klebstoff‘ einer erfolgreichen
Integration der einzelnen Sektoren in ein Gesamtsystem,
der integrierten Energiewende. In Zukunft werden wir noch
viel stärker von isolierten Systemen für Strom, Wärme und
Mobilität wegkommen – hin zu einer Gesamtbetrachtung
von Erzeugung und Verbrauch.
Worin sehen Sie die Vorteile dieser Entwicklung, auch
für den Einzelnen?
Für den Verbraucher kann sie mehr Service mit sich
bringen. Neue Angebote kommen auf dem Markt, die
einstmals getrennte Komponenten zusammenführen, zum
Beispiel irgendwann das Elektroauto mit der Solaranlage.
Außerdem bekommt der Verbraucher die Möglichkeit,
mehr Transparenz über seine Energieverbräuche zu
bekommen. Und er kann an manchen Stellen deutlich ein-
facher Energie sparen. Für Unternehmen ist Digitalisierung
zunehmend die Basis neuer Geschäftsideen. Und es gibt
einen weiteren Effekt: Unternehmen, die sich mit diesen
Fragestellungen beschäftigen, ziehen auch junge Menschen
mit neuen Ideen an.
Deutschlandweit gibt es mittlerweile rund 1,6 Millio-
nen dezentrale Erzeugungsanlagen – Tendenz
steigend. Ist es wirklich realistisch, all diese Erzeuger
mittels Digitalisierung so intelligent zu koordinieren,
dass sie beispielswiese verlässlich zur Netzstabilität
beitragen können?
Gegenfrage: 1880, als die ersten Häuser elektrifiziert
wurden, war es da realistisch, dass Elektrifizierung heute
nicht mehr wegzudenken ist? Sie haben natürlich recht.
Die Herausforderung ist groß, aber zum Teil zeichnen sich
schon Lösungen ab: Beispielsweise sind Wechselrichter
AKTUELL PLUS 2/2018 19
von Solarstromanlagen dank fortgeschrittener digitaler
Mess- und Steuerungstechnik heute so weit, dass sie bei
bestimmten Netzsituationen angesteuert werden können,
um die Frequenz zu stabilisieren.
Kritiker der Digitalisierung wenden ein, dass die
zunehmende Vernetzung auch Gefahren mit sich
bringt, beispielsweise durch folgenreiche Cyber-
Angriffe, die ganze Netze lahmlegen. Ist diese
Kritik berechtigt?
Keine Frage: Die Digitalisierung in fast allen Lebensberei-
chen bringt auch Fragilität mit sich. Daher ist der Schutz
unserer Netze auch ein Thema, das mit hoher Priorität vor-
angetrieben wird, beispielsweise durch das Bundesamt für
Sicherheit in der Informationstechnik. Wir werden uns
daran gewöhnen müssen, uns nicht nur immer wieder auf
neue Technologien einzustellen, sondern auch auf deren
Missbrauch. Das muss selbstverständlich auch Fragen der
Resilienz beinhalten und ist ein permanenter Prozess.
Smart Metering, Multichannel-Platforms, Big Data
– muss das Energie unternehmen der Zukunft ein
Datenspezialist sein?
Naja, digitales Denken wird sicher ein wesentlicher
Bestandteil sein. Aber Energiewirtschaft ist natürlich viel
mehr als Software. Die Kernkompetenz der Energie-
wirtschaft, das gesamtsystemische Verständnis von
Erzeugung, Netzen, Verbrauch und alledem, wird weiterhin
bei den Energieunternehmen wie beispielsweise STEAG
liegen. Mit dieser Kompetenz kann man auch selbstbe-
wusst umgehen. Aber es braucht vermehrt Menschen in
Energieunternehmen, die digital denken, nach neuen Ideen
suchen, Kooperationen eingehen und neue Kompetenzen
aufbauen. Alles das wird in Zukunft noch stärker inein-
andergreifen.
Wie weit sehen Sie den Prozess der Digitalisierung
durch regulatorische Vorgaben beeinflusst – anders
gefragt: Haben wir die richtigen Gesetze, um die
Digitalisierung in der Energiebranche erfolgreich zu
gestalten?
Wie sich am Einzug der Digitalisierung in die Energie-
branche zeigt, ist auch unter der aktuellen Gesetzgebung
schon einiges möglich. Wir sehen viele Aktivitäten, oft noch
in der Ideen- und leider noch nicht in der Renditephase.
Die Digitalisierung hat bei STEAG bereits zu Beginn der 80er-Jahre Einzug gehalten: Zu dieser Zeit führte das Energieunternehmen in seiner Leitwarte die ersten digitalen Systeme zur Steuerung und Regelung des in den unternehmenseigenen Kraftwerken erzeugten Stroms ein. Inzwischen hat STEAG diesen Prozess auf Basis digitaler Technik weiter vorangetrieben: Heute arbeitet die Leitwarte nahezu vollautomatisiert und kann von jeweils einem Mitarbeiter im Schichtbetrieb (Ein-Mann-Warte) überwacht werden – künftig möglicher-weise sogar über ein mobiles Endgerät. Eine von vielen digitalen Innovationen, die im Mai auf der STEAG- Digitalisierungskonferenz vorgestellt wurden, auf der Möglichkeiten, digitale Technik für das Unternehmen nutzbar zu machen, diskutiert wurden. Eine weitere digitale Lösung sind Auto-Trader für die Intraday-Vermarktung: Auf diese Weise ist ein autonomer Handel von freier Leistung der STEAG-Kraftwerke (mit individuellen Algorithmen für verschiedene Kraftwerks typen) am Markt möglich. Dabei gehen Kauf und Verkauf von Strom an der EPEX-SPOT-Börse automatisiert vonstatten. Und auch bei der Lastoptimierung im Fernwär-menetz macht sich STEAG digitale Technik zunutze: Durch ein selbstlernendes Lastma-nagement-System lassen sich teure Spitzen-lasten in der Erzeugung vermeiden, gleichzeitig werden der Brennstoffeinsatz und damit auch der CO2- Ausstoß minimiert.
WISSEN
Diesen Effekt dürfen wir aber nicht allein der Politik
zuschreiben. Die Herausforderung der Legislative ist ja auf
der einen Seite, Stabilität zu gewähren, und auf der ande-
ren Seite, den Unternehmen genügend Flexibilität ein-
zuräumen. Und an diesem Punkt sind wir alle miteinander
gefragt: Wir müssen mit unseren Forderungen an die Politik
präziser werden.
Hat die Politik für diese Entwicklung die notwendi-
gen Rahmenrichtlinien gesetzt und wo sehen Sie
ggf. Optimierungsbedarf?
Das ist zum Beispiel eine Aufgabe der dena. Wir fragen die
Unternehmen: Welche Rahmenbedingungen benötigt ihr
für euer Business? Und dann fragen wir beispielsweise im
Bundeswirtschaftsministerium: Welche Möglichkeiten gibt
es hierfür? Unternehmen brauchen eine Art Experimentier-
raum. Dafür sollte die Bundesregierung – analog zum
Förder programm SINTEG – einen zeitlich begrenzten und
anwendungsbezogenen Ausnahmedatenbestand schaf-
fen. Und im Bereich Pooling, also dem digital gesteuerten
Zusammenschluss von Anlagen und Verbrauchern, würde
ich mir wünschen, dass die Bundesregierung Wettbewerb
und Wachstum durch eine übergreifende Strategie aktiv
fördert und sichert.
Die Digitalisierung hat die Energiebranche in den
vergangenen fünf Jahren schon erheblich verändert
– wagen Sie einen Ausblick: Wie wird der Energie-
markt in fünf Jahren aussehen?
Generell werden wir in der Energiewirtschaft bis dahin sehr
viele Effizienzen gehoben, vielleicht auch an verschiedenen
Stellen Prozesskosten eingespart haben. Wir werden
sehr viel mehr Elektrofahrzeuge auf den Straßen sehen,
durch moderne und bessere Messeinrichtungen mehr
Trans parenz über Strom- und Wärmeverbrauch haben
und Smart-Home-Konzepte werden im Neubaubereich
Standard sein. Wir werden auch erleben, wie die Sektoren
weiter zusammenrücken – dabei wird die Digitalisierung
das verbindende Element sein.
Und wie werden Sie persönlich dann Ihre
Energie erzeugen?
Ich bin ein neugieriger Mensch und orientiere mich am
Fortschritt. Ich schaue, welche Angebote es gibt, und
immer wenn sich ein Gerät aus meinem Umfeld wegen
Alter oder Defekt verabschiedet, wird das nächste sicher
etwas smarter, effizienter und vielleicht auch vernetzter
werden. Darüber hinaus wird es wohl dabei bleiben, dass
ich auf die Anbieter von Energie schauen werde. Nicht
jeder Verbraucher muss seine komplett eigene Energie-
wende erfinden. STEAG und viele andere Energie versorger
werden sicher auch in Zukunft spannende Produkte
anbieten, damit das mit der Energiewende gelingen kann.
„Es braucht vermehrt Menschen in Energie-unternehmen, die digital denken, nach neuen Ideen suchen, Kooperationen eingehen und neue Kompetenzen aufbauen.“
Deutsche Energie-Agentur (dena)Die dena versteht sich als unabhängiger Treiber und Wegbereiter der Energiewende. Dazu orientiert sich das mehrheitlich bundeseigene Unternehmen am energiepolitischen Zieldreieck aus Umweltverträglichkeit, Versorgungssicher-heit und Bezahlbarkeit sowie an den international vereinbarten Klimaschutzzielen.
Zur PersonAndreas Kuhlmann (51) ist seit Juli 2015 Vorsitzender der dena- Geschäftsführung. Der gebürtige Recklinghausener und bekennende Schalke-04-Anhänger ist Mitglied im Präsidium des Welt energierats, Mitglied im Global Future Council des Weltwirtschaftsforums zur Zukunft der Energie sowie Mitglied im Beirat der Gesellschaft zur Förderung des Energie wirt-schaftlichen Instituts an der Universität zu Köln e. V. Zu STEAG hat Andreas Kuhlmann eine besondere Beziehung seit er hier in den 80er-Jahren ein Schulpraktikum absolvierte.
21AKTUELL PLUS 2/2018
Spiel, Spaß und Spannung
VERBINDEN
„Ferien sind super. Es sei denn, einem ist langweilig“ –
eine bestechende Logik, die in dieser Klarheit wohl nur
Kindermund kundtun kann. Allerdings nicht, wenn die
Eltern bei STEAG beschäftigt sind. Denn in dem Energie-
unternehmen gibt es ein Bewusstsein dafür, dass für das
Wohlergehen seiner Beschäftigten auch dessen Nach-
wuchs eine Rolle spielt. Und deshalb veranstaltet STEAG
zweimal im Jahr ein spezielles Ferienprogramm für Kinder
und Jugendliche – ein einwöchiges Feriencamp am Ruhr-
see in der Eifel und aktuell ein siebentägiges Programm in
der letzten Woche der Sommerferien am STEAG-Stamm-
sitz in Essen.
„Langweilen muss sich bei uns tatsächlich niemand“, sagt
Nadine Stang, Referentin im Gesundheits- und Sozial-
management von STEAG und dort unter anderem im
Bereich Beruf und Familie tätig. „In unserem abwechs-
lungsreichen Sommerferien-Programm sind die Kinder
und Jugendlichen jeden Tag von 8 bis 17 Uhr mit dem
Betreuerteam unterwegs. Es geht zum Beispiel in den
Hochseilgarten, wir veranstalten eine Olympiade am Bal-
deneysee und fahren auf den Ketteler Hof.“ Und auch ein
Tag in der STEAG-Zentrale gehört zum Programm: „Da
durchlaufen unsere Teilnehmer viele Abteilungen von der
Poststelle bis zum Büro des Vorsitzenden der Geschäfts-
führung. Das ist für die Kinder und Jugendlichen eine
besondere Erfahrung, weil sie die Möglichkeit haben, den
Tag mit ihren Eltern im Betrieb zu verbringen.“
30 Kinder im Alter von sechs bis vierzehn Jahren nehmen
jedes Jahr am Sommerferien-Programm teil, das STEAG
in diesem Jahr bereits zum vierten Mal ausrichtet.
„Manche Kinder sind immer wieder dabei“, so Nadine
Stang. „Ob in unserem Sommerprogramm oder im Ferien-
camp: Da entstehen und wachsen Freundschaften, und das
Wiedersehen in den nächsten Ferien ist fest eingeplant.“
Ein Geheimnis dieses Erfolgs sind die Betreuer – es sind
seit Jahren dieselben. Denn Kontinuität ist für Kinder und
Jugendliche ein wichtiger Faktor. Sie haben Vertrauen zu
dem Team gewonnen, das sie eine Ferienwoche lang
betreut. Und auch für die Eltern ist es wichtig, ihre Kinder
tagtäglich neun Stunden wohlbehütet zu wissen. „Für viele
Berufstätige ist die Betreuung von Schulkindern während
der Ferien eine echte Herausforderung“, weiß Nadine
Stang. „Der Vorteil des STEAG-Kinderferienprogramms
ist, dass die Betreuung praktisch die gesamte Arbeitszeit
der Eltern abdeckt und die Kinder zur Betreuung nicht an
einen anderen Ort gebracht und später dort abgeholt
werden müssen, denn das Programm startet und endet ja
dort, wo die Eltern arbeiten. Das macht es im Vergleich zu
anderen Angeboten so besonders.“
Die zahlreichen Anmeldungen geben dem Team des
Gesundheits- und Sozialmanagements recht: „Am letzten
Tag fragen viele Kinder schon, wann wir unser Programm
im nächsten Jahr starten. Und es gibt auch Fälle, in denen
Eltern ihren Urlaub für ihre Kinder danach ausrichten.
Das ist wohl das schönste Kompliment, das wir bekom-
men können.“
Abenteuer für Kinder und Jugendliche, Entlastung für berufstätige Eltern – die Ferienprogramme von STEAG machen Freude und begründen
Freundschaften.
23AKTUELL PLUS 2/2018
www.steag.com