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Hugh MacPherson Ted J. Kaptchuk
Akupunktur in der Praxis Einblicke in Krankengeschichten aus dem Westen
Geleitwort von
Giovanni Maciocia
Übersetzung von
Elke Engelhardt und Stephanie Rethwisch
Verlag für Ganzheitliche Medizin Dr. Erich Wühr GmbH, Kötzting I Bayer. Wald
Copyright © 2012 Verlag Systemische Medizin AG
MacPherson, Kaptchuk Akupunktur in der Praxis
Die Deutsche Bibliothek- CIP-Einheitsaufnahme
Ein Titeldatensatz für diese Publikation ist bei der Deutschen Bibliothek erhältlich.
Haftung: Sämtliche Angaben in diesem Buch sind nach bestem wissenschaftlichen Können des Autors gemacht. Eine Gewähr übernehmen der Verlag und der Autor nicht, insbesondere die Behandlung betreffend. Es bleibt in der alleinigen Verantwortung des Lesers, diese Angaben einer eigenen Prüfung zu unterziehen. Wenn er die Methoden, die in diesem Buch beschrieben sind, an Patienten anwenden will, so tut er dies auf eigene Verantwortung und Haftung.
ISBN 3-927344-38-9
© 2001 Verlag für Ganzheitliche Medizin Dr. Erich Wühr GmbH
D-93444 Kötzting/Bayer. Wald
© der englischen Ausgabe: Churchill Livingstone, a Medical Division of Barcourt Publishers Limited, 1997
Das Copyright für folgende Artikelliegt bei den Autoren: © Out of my head into my heart - Leon Hammer © Undescended testicles- Julian Scott © Headaches, angles and guiding spirits- Jacqueline Young
Alle Rechte, auch die des auszugsweisen Nachdrucks, der fotomechanischen Wiedergabe
(einschließlich Mikrokopie) sowie die Auswertung und Aufbereitung durch Datenbanken oder ähnliche Einrichtungen und die teilweise oder vollständige Darstellung in digitalen On- und Offlinemedien (z. B. CD-ROM, Internet) vorbehalten.
Produktion: Satz & Grafik Ritter, Frühlingstraße 25, D-92711 Parkstein
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MacPherson, Kaptchuk Akupunktur in der Praxis
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Inhaltsverzeichnis
Zum Geleit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 Giovanni Maciocia
Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 Ted J. Kaptchuk
Danksagungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23
Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 Hugh MacPherson
1. Das grausame Virus: ein Fall von HlV und AIDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39 Nguyen Tinh Thong
2. Harry ..... ...... ........... ... ......... ...... ..... .. ...... .. . . . . .. .. . 51 Sandra Hili
3. Diabetische Neuropathie der unteren Extremitäten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61 Kiiko Matsumoto und David Euler
4. Ockharns Rasiermesser und ein Fall von ankylosierender Spondylitis . . . . . . . . . . . 69 Volker Scheid
5. Afrika, Malaria und ein ,Virus' . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83 Friedrich Staebler
6. Ein Problernpatient . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95 Charles Buck
7. Das Unbehandelbare behandeln .......................................... 105 Nicholas Haines
8. Marias Kinder Jane Lyttleton
115
9. Schwangerschaft, Übelkeit und Multiple Sklerose ..................... . ..... 125 Bob Flaws
10. Depression und Erschöpfung nach der Entbindung ........... .. ...... .. .. . .. 137 Arne Kausland
11. Ein Fall mit Kornplikationen nach der Entbindung? .......................... 147 Stephen Birch
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6 A KUPUNKTUR IN DER P RAXIS
12. Elinor im Tanz . . . ........ .... ..... ... ...... .. .... . ................. . ... 161 Diane M. Connelly
13. Ein Fall von tropischer Akne . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 171 Shmuel Halevi
14. Palpitationen, Perioden und Ziele ... . . . .. . ... . . . .... . .............. .. .... . 181 Peter Valaskatgis
15. Lechzen nach Sympathie ... . .......... . ... . ........ . .... . .. . . .. . . . . . .... 191 Ken Shifrin
16. Die Spitze des Vulkans ..... . .. .. .. . . . ...... ...... . .... ... . .. . .. ... ...... 203 David A. Bray
17. Hysterektomie: ist sie notwendig? ... . ... . ..... . ...... . ....... . ........ ... 213 Felicity Moir
18. Die junge Frau, die nur noch krabbeln konnte .................. . ...... . .... 225 Peter Delaney
19. Früher Schaden ....... ................ . ............ . ...... .. .. . ..... . .. 235 Alan Papier
20. Judy, eine linkshändige Kaukasierin ... . ... .... ..... .... . .. . . ....... . . ... . . 245 Miki Shima
21. Ein kaliforniseher Traum . . ..... . .. . ............. .. ...... ... . . . . ...... . .. 257 Richard Gold
22. Tribut an die Herausforderung ... . ........... ..... .. . . .. . . ............ . .. 269 Bernard Cote
23. Vom Verstand ins Herz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 279 Leon Hammer
24. Wie die Mutter, so die Tochter ..... . . . . . . . .... .. .. . .. .. . . ................. 293 Yves Requena
25. Hodenhochstand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 301 Julian Scott
26. Der Fall eines Magengeschwüres ... .. .. . . .... . . . . .. ... .. . .... .. ......... . 309 Eric Marie
27. Lösen einer Darmverschlingung heilt die Migräne . .. . . .. . .. . . . .. . . .......... 319 Satya Ambrose
28. Schmerzen im Epigastrium . . ............ . .. . ...... ...... ...... .. ........ 331 Lucio Satte
29. Reizdarm und Schulterschmerzen . . .. . ... . ........... . ... . .. . . . .......... 339 Bert Zandbergen
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INHALTSVERZEICHNIS 7
30. Die Achillesferse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 349 Daniel Bensky
31. Kaffee, Marihuana und Rückenschmerzen ............ .......... ............ 359 Arya Nielsen
32. Übermächtige Brustschmerzen ........................................... 369 Mark Seem
33. Ein unverarbeitetes Schockerlebnis .. . ..................................... 377 Holly Guzman
34. Kapitulation oder Kontrolle? ............. .... ......................... ... 385 Jürgen Mücher
35. Entzug von Psychopharmaka .... .................. .......... ............ 395 Dan Kenner
36. Robust und doch so zerbrechlich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 405 Zoe Brenner
37. Angst, Aufregung und wütende Entschlossenheit ............................ 417 Richard Blackwell
38. Ein klarer Fall von Besessenheit ................................. .. ....... 429 Angela Hicks
39. Flöhe, Ponys, Ärzte und Engel ................ .. ......................... 441 Harriet Beinfield
40. Kopfschmerzen, Engel und Geistführer .................................... 455 Jaqueline Young
Anhang A: Verzeichnis der Symptome und westlichen Krankheitsbilder ......... .. 469
Anhang B: Syndrom-Verzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 487
Anhang C: Verzeichnis der Akupunkturpunkte ........ ...... .................. 491
Anhang D: Verzeichnis der chinesischen Arzneimittel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 494
AnhangE: Namensverzeichnis .............................................. 496
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MacPherson, Kaptchuk Akupunktur in der Praxis
Einleitung
Hugh MacPherson, YORK, ENGLAND
Dieses Buch beinhaltet eine außerordentliche Auswahl an Krankengeschichten. Nicht nur die Patienten in diesen Krankengeschichten sind in Bezug auf den Hintergrund, ihre Erfahrungen, persönliche Dramen, Bedingungen und den gezeigten Beschwerden unterschiedlich, sondern auch die Autoren, die zu ihrer Arbeit als Akupunkteure ihre verschiedenen Traditionen, ihre klinischen Erfahrungen und ihren eigenen charakteristischen Praxisstil mitbringen. Wenn sich jede einzelne Wechselwirkung einzigartig zwischen Patient und Behandler entfaltet, sehen wir das Handeln der verschiedenen Behandler an sich im Verhältnis zu ihren Patienten und in Beziehung zu ihrer Praxis der Akupunktur.
Die folgende Vielfalt in allen Dimensionen ist aufregend, inspirierend und bekräftigend für alle, die weiterhin demgegenüber offen sein werden, was Akupunktur ist und für ihre Praxis bedeuten kann. Die Collage von Krankengeschichten liefert den Behandlern Unterstützung beim Finden ihres eigenen Weges innerhalb der Tradition der Östlichen Medizin und ihrer jetzigen Blütezeit. Die Autoren kommen aus vielen verschiedenen Ländern und verbreiten ein internationales Flair. Die Herausgeber hoffen, dass ihre persönlichen Erfahrungen als leitende Behandler, Lehrer und Autoren der Östlichen Medizin zur laufenden Debatte über die Praxis dieser Medizin beitragen und auch dazu, wie sie sich weiterhin entwickeln und im Westen aufblühen kann.
Die Herausgeber hoffen, dieses Buch erscheint rechtzeitig, um aufzuzeigen, wie Akupunkteure in der Praxis wirklich arbeiten. Im Westen haben wir eine wachsende Anzahl an Büchern in Englisch, die Anweisungen für Akupunktur, Diagnose, Unterscheidung der Muster, Behandlungsstrategien und Protokolle liefern. Es wurden etliche, nützliche Bücher mit Krankengeschichten aus dem Chinesischen übersetzt, aber da war ein wachsendes Bewusstsein, dass wir dennoch unsere eigene Tradition von Krankengeschichten entwickeln müssen. Patienten aus dem Westen haben einige einzigartige westliche Erfahrungen und Probleme, mit denen sie zu kämpfen haben, angefangen von der Ernährung und dem Lebensstil über die Art, wie wir Krankheiten erfahren und mit ihnen in unserer Kultur zurechtkommen. Ein Ziel dieses Buches ist es, die vielseitigen Wege aufzuzeigen, die führende Akupunkteure einschlagen, um sich mit diesen Erfahrungen und Problemen zu beschäftigen und wie sie mit den Komplexitäten und Unsicherheiten arbeiten, die innewohnender Teil dieser laufenden therapeutischen Beziehung sind.
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26 AKUPUNKTUR fN DER PRAXIS
Als Herausgeber dieses Buches strebten wir danach herauszufinden, was tatsächlich passiert, wenn jemand einen Akupunkteur aufsucht, um eine Behandlung zu erhalten. Wir waren sowohl an dem Prozess, Akupunktur zu erhalten, interessiert als auch an der Diagnose und Behandlung. Wir wollten wissen, wie es für den Behandler war, was schwierig war und ob die Behandlerin oder der Behandler aufbrachen, um einer Herausforderung zu begegnen. Wir suchten nicht nach Fällen, die ,steril' waren und unerbittlich zu einer erfolgreichen Schlussfolgerung führten. Wir wollten, dass die Fälle Gelegenheiten zum Lernen, zur Einsicht und Unterstützung bieten. Wir akzeptierten, dass jeder Behandler seine eigene Arbeitsweise vorstellt, mit individuellen Auslegungen und eigenem Stil, und wir unterstützten dies. Die Leser werden ihre eigenen Auslegungen machen, ihre eigenen Schlussfolgerungen ziehen und hoffentlich jeden einzelnen Fall als einen neuen kleinen Beitrag in ihrer Sammlung von Verständnis und Erfahrung verwenden.
Die Veröffentlichung dieses Buches hatte als umfassendes Ziel, die gegenwärtige Vielfalt innerhalb der Akupunkturgemeinschaften im Westen vorzustellen. Wir haben es nicht geschafft, jede Tradition der Östlichen Medizin gründlich darzustellen. Es gab in der Tat eine ernste Debatte darüber, was eine ausgeglichene Sammlung von Akupunkteuren aus dem Westen darstellen würde. Die Sammlung von 40 Fällen von führenden Behandlern, Lehrern und Autoren, die hier vorgestellt werden, reflektieren die anregende Vielfalt, die gegenwärtig im Westen besteht. Trotz dieser Vielfalt gibt es auch ,Verflechtungen' der Gemeinsamkeit, Ähnlichkeit und Themen, die ein Teil des Grundsteins der Östlichen Medizin sind. Diese offensichtlich gegensätzlichen Trends zeigen die Widersprüche, die immer in der Östlichen Medizin bestanden haben, die aber eine anregende Dimension liefern, um das Erblühen der Akupunktur im Westen aufzuzeigen.
Die Zielgruppe dieses Buches sind Behandler, Studierende, Lehrer und Patienten.
Den Behandlern bieten die Fälle flüchtige Einblicke in das, was in der Praxis wirklich passieren kann. Die Art, wie Behandler oft mit den auftretenden Problemen kämpfen und wie sie entmutigt werden, weil sie einen Stillstand erreicht haben. Als Herausgeber haben wir in unserer Agenda die Ermutigung, nach anderen Wegen zu suchen, eingeschlossen. Wenn Behandler aus einer bestimmten Sichtweise in eine Sackgasse geraten, welche Möglichkeiten haben sie aus einer anderen Perspektive? Die Fälle sollten die Behandler wieder inspirieren und neu beleben, weil aus der Auswahl der Möglichkeiten und Gelegenheiten, die vorgestellt werden, die umfassende Bezugnahme dazu verwendet werden kann, Ideen zu ihrem Ursprung zu verfolgen.
Für die Studierenden sind es oft die Schwierigkeiten eines Falles mit seiner Komplexität, die die größten Gelegenheiten zum Lernen bieten. Die Patienten, die in diesem Buch vorgestellt werden, machen nicht immer stetige Fortschritte von Krankheit zur Gesundheit. Reichlich Rückfälle, partielle Genesungen sind alltäglich, und nicht jeder überlebt. Das ist die Wirklichkeit in der Praxis eines Akupunkteurs. Die vorgestellten Fälle zeigen eine Auswahl von Ergebnissen, wie sie tatsächlich sind und nicht eine sorgfältige Auswahl von Berichten erfolgreicher Therapien. Das Layout des Buches, mit der Trennung der eher technischen Teile von der Prosa, wurde entworfen, um den Leuten, die sich mit den eher fundamentalen Aspekten der Östlichen Medizin beschäftigen, einen leichteren Zugriff zu vermitteln.
Für Lehrer und Erzieher der Östlichen Medizin liefert dieses Buch eine wichtige Brücke zwischen Theorie und Praxis.l Wir haben die Autoren dazu ermutigt, eine übersichtliche
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EINLEITUNG 27
und intern übereinstimmende Falldarstellung zu bieten, um gleichzeitig zu zeigen, wie Theorie und Praxis der Akupunktur integriert werden. Der Aufbau der eher technischen Teile garantiert Klarheit bei der Schaffung signifikanter Details im Bereich der Musterdifferenzierung, im Aufzeigen, wie die Muster mit den Ätiologie- und Pathologie-Diagrammen in Verbindung stehen, in der Besprechung des Vorgehens bei der Behandlung und des Grundprinzips für die Verwendung der Kardinalpunkte. Die Betonung der Struktur, die nicht zu Lasten der Bedeutung geht, ist ein nützlicher Zusatz für die Ausbildung. Er kann die Schulung in einer Ausbildungsklinik nicht ersetzen. Stattdessen stellt er den Studierenden eine größere Auswahl an stellvertretenden klinischen Erfahrungen zur Verfügung.
Wir waren auch daran interessiert, Leute zu finden, die kein Hintergrundwissen bezüglich der Theorie der Östlichen Medizin hatten, die empfunden haben, dass die Gesamtheit der Fälle eine verlockende Einführung in die Akupunktur war und oft gesagt haben: ,Ja, ich würde Akupunktur jetzt gerne probieren'.
Die Rolle der Autoren
Die Autoren haben entweder bewusst oder intuitiv Entscheidungen über die Art ihrer Rolle in diesem Buch getroffen. Bei dem Zusammentragen ihrer Fallstudien mussten sie sich eine Vielfalt an Fragen stellen: Inwieweit nehme ich an der Geschichte in meinem Fall teil? Wie viele Erklärungen und Auslegungen stelle ich zur Verfügung? Wie viel Bedeutung messe ich dem erzählenden Teil bei? Wie viellege ich von mir, meinen Gedanken und meinen Gefühlen offen? Jeder Beitragende hatte seinen eigenen Schwerpunkt auf die kombinierten Rollen von Geschichtenerzähler, Lehrer, Anwalt und Deuter zu legen .
Der erzählerische Aspekt ist besonders wichtig. Die Elemente einer guten Geschichte schließen eine Situation ein, in der eine Person leidet oder sich in einem problematischen Zustand befindet; anfangs werden Anstrengungen gemacht, aber die Situation verschlimmert sich; die Situation ändert sich durch einen dramatischen oder außerordentlichen Eingriff. Die Krankengeschichte eines Patienten, der zur Akupunktur kommt, kann oft in dieses Schema passen. Wie auch immer, die Geschichten in diesem Buch sind nicht den Geschichten zuliebe erzählt worden.2 Eine gute Geschichte fesselt das Interesse des Lesers genügend, dass er sie liest. Dann gibt sie dem Leser das Gefühl, ,dabei zu sein'. Diese stellvertretende Erfahrung gibt dem Leser eine Grundlage zum Nachdenken, zur Auslegung und Meinungsbildung. Eine gut erzählte Geschichte kann ein Fenster öffnen, von dem aus man einen Blick auf die Komplexität eines Falles und die damit verbundenen Dilemmata und Probleme werfen kann.
In der Östlichen Medizin hat es immer unterschiedliche Auslegungen gegeben. Die Praxis der Östlichen Medizin umfasst immer eine dynamische Wechselwirkung zwischen Behandlerund Patient und wird sowohl durch die Erfahrungen und Absichten des Behandlers als auch durch die individuelle Situation des Patienten geformt. Keine Interpretation des Behandlers kann neutral gegenüber dem sein, was geschieht. Ähnlich werden wenige Auslegungen verschiedener Leser gleich sein. Der Östlichen Medizin wird nicht gedient, wenn man sie wertfrei übernimmt.3 Wenn wir akzeptieren, dass dieser Unterschied existiert und der Östlichen Medizin die Vielfalt anhaftet, dann wird es unvermeidlich Verfechter unter-
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schiedlicher Stilrichtungen und Methoden geben. Der Leser sollte sich bewusst sein, dass der Autor seine Meinung vertritt und nicht glauben, er wäre ,neutral' und deswegen von den Möglichkeiten und Gelegenheiten, die vorgestellt werden, begeistert sein. Verfechter tun ihr Bestes, um Leute zu überzeugen und ihnen bei dem, woran sie glauben, zu folgen. Empfehlung war eine ehrbare Tradition innerhalb der Östlichen Medizin und ohne den Antrieb, bei einer Gelegenheit der Akupunktur einen Stil oder eine Methode zu empfehlen, hätten wir wahrscheinlich nicht so viele Beitragende, die Fälle zu diesem Buch vorlegen wollten.
Die Traditionen der Östlichen Medizin fahren fort, sich weiter zu entwickeln. Dies ist ein zweigleisiger Prozess, mit einem Blick nach hinten: Zurückgreifen auf bestehende Quellen, Ideen und Auslegungen, und einem Blick nach vom: Aushorchen neuer Bedeutungen und Auslegungen. DerBehandlerist das Medium der Interpretation4, zeichnet unser existierendes Verständnis auf und fordert von uns, dieses Verständnis zu überdenken und zu entwickeln, indem wir neue Verbindungen knüpfen, neue Einsichten entwickeln und ein reicheres Bewusstsein gewinnen.
Die Rolle des Deuters ist in diesem Buch aus einer Anzahl von Gründen wichtig. Die Praxis der Akupunktur schließt unvermeidlich die Tätigkeit der Deutung mit ein, weil Akupunktur keine Theorie oder gar eine Sammlung von Theorien über Krankheit und ihre Behandlung ist, sondern eine auswertende Tätigkeit, in die der Behandler, der Patient und das Umfeld verwickelt sind. Der Behandler zeichnet seine Erfahrung und Tradition auf, einschließlich der mündlichen Tradition und der Bücher, die Grundlage seiner Arbeit sind. Aus dieser Perspektive entwickelt er eine Vorstellung dessen, was mit dem Patienten geschehen soll. Weil Akupunktur weiterhin im neuen Umfeld praktiziert wird, mit individuellen Patienten, die neuen Zwangslagen und Möglichkeiten ausgesetzt sind, und weil sie Teil einer sich immer weiter entwickelnden Tradition ist, ist es wichtig, dass sich neue Auslegungen ergeben. Dies ist besonders für den Übergang von Bedeutung, den die Östliche Medizin mit ihrer eigenen Kultur, ihren Erwartungen, Forderungen, Herausforderungen und Einschränkungen im Westen macht.5 Akupunkturpatienten im Westen suchen mit verschiedenen Problemen nach Hilfe und Lösungen, die unterschiedliche Interpretationen und Eingriffe erfordern. Die unterschiedlichen Methoden, die in den Fallstudien geliefert werden, sollten die Debatte über die Östliche Medizin im Westen verstärken und anregen.
Die Fallstudie ist im Westen eine sehr unterschätzte Methode der Nachforschung. Diese Haltung entspringt aus der Dichotomie zwischen Theorie und Praxis in der modernen orthodoxen Medizin.6 Als die Westliche Medizin sich von einer praxisgeleiteten in eine theoriegeleitete umwandelte, wurden die wissenschaftlichen Grundsätze dominant. Diese Verschiebung spiegelt die zentrale Rolle wider, die die Krankengeschichte einst hatte (Hunter 1989). Sie wurde verwendet, um die ungewöhnlichen, problematischen und seltenen klinischen Situationen zu dokumentieren. Die heutigen biomedizinischen Forscher legen in ihren Perspektiven den Schwerpunkt auf homogene Patientengruppen, statistische Bedeutung und Verallgemeinerung. Für den Kliniker macht jedoch eine Perspektive angelehnt an die
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Relevanz und Signifikanz in Bezug auf den Patienten mehr Sinn. Während der Stand der klinischen Erfahrung innerhalb der medizinischen Wissenschaft heutzutage niedrig sein mag, gibt es geringe Zweifel, dass das medizinische Wissen und seine Entwicklung vom klinischen Umfeld und dem Patienten abhängig ist?
Farquhar {1992) argumentiert zwingend für eine zentrale Rolle der Literatur der Krankengeschichte in der Entwicklung der Chinesischen Medizin. Die geschriebenen Aufzeichnungen der medizinischen Erfahrung mit allen ihren Gegensätzlichkeiten und Widersprüchen bleiben, wie Mao Zedong sagte:" ... eine unermessliche Schatzkammer", die Medizinstudenten und erfahrene Ärzte anzieht. Ärzte der Chinesischen Medizin schmieden eine meisterhafte Verbindung zwischen der Realität der Krankheit des Patienten und den relevanten Büchern, einschließlich der Literatur der Krankengeschichten in den medizinischen Archiven. Indem sie das tun, beleben sie die Erfahrung ihrer Vorfahren und tragen gleichzeitig dazu bei, dass die Behandler in der Zukunft meisterhaft handeln. Deswegen geben uns die Krankengeschichten die Gelegenheit, das meisterhafte Können und die Überlegenheit der alten Behandler zu studieren und tragen zur ständigen Sammlung unserer Erfahrung bei.
Bei der Literatur der Chinesischen Medizin in englischer Sprache gibt es einen gewissen Mangel von Krankengeschichten. Dies spiegelt unser Vorurteil gegenüber theoretischen Büchern und einen grundlegenden Mangel an Anerkennung der Rolle, die Krankengeschichten in der Entwicklung der klinischen Praxis spielen können, wider. Chase (1992) hat argumentiert, dass das wenige Übersetzte der chinesischen Literatur der Krankengeschichten von ,viel größerem Nutzen' ist, als die prämodernen Klassiker. Er erkennt auch, dass durch die besondere Natur der Krankengeschichten, klinischer Nutzen schwerpunktmäßig über die theoretischen Überlegungen gelegt wurde. Die wertvollste Quelle von nützlichen Informationen über die Behandlung wirklicher, lebender Patienten sind die Krankengeschichten, argumentiert Chase.
Die Absicht einer Fallstudie ist das Einfangen der Einzigartigkeit mit ihrer Komplexität und Unbestimmtheit in einem einzelnen Fall. Der Schwerpunkt liegt auf dem Zusammenhang, den Feinheiten und Nuancen, der Entfaltung der Ereignisse und der Gesamtheit des Individuellen.8 Der Mittelpunkt der Fallstudie liegt im Verstehen dessen, was mit dem Individuellen passiert, der Geschichte des Patienten zu folgen, Suchen der Muster und Verbindungen und Entnehmen der Bedeutungen.
Die Interpretation ist in der Fallstudie von zentraler Bedeutung. Die Behandler stellen in ihrer Erzählung ihre Erfahrung vor. Das mag einschließen, dass sie sehen, fühlen, hören, riechen und einfach aufmerksam sind. Daraus präsentieren sie ihre Interpretation der Erfahrung. Das kann Rätseln über Bedeutungen, Nachdenken über Folgerungen, Erkennen von Verbindungen und Mustern, Auswerten von Eingriffen und Aufstellen von Schlussfolgerungen beinhalten. In dieser deutenden Tätigkeit nähern sich die Behandler auch ihrer eigenen Erfahrung in der Östlichen Medizin und vielleicht auch anderen heilenden Künsten, einschließlich der Bücher und Lehren, die in ihrer Entwicklung als Akupunkteure förderlich waren.
Die Krankengeschichte liefert auch Erfahrung für den Leser, wenn auch stellvertretend. Eine markante Beschreibung des Patienten, die Sinneserfahrungen des Behandlers, die
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Zwangslage und die Herausforderung der sich Begegnenden und das sich entfaltende Drama des Behandlungsverlaufs, alle vergrößern den Erfahrungsschatz des Lesers. Es ist die Erfahrung, die dem Leser die Möglichkeit gibt, die Einzigartigkeit eines jeden Falles zu fühlen; zu verstehen, was wichtig ist; seine eigenen Auslegungen zu machen und deren Bedeutung und Wert für sich selbst festzustellen. Leser bringen ihre eigene persönliche Geschichte, ihr Verständnis für die Östliche Medizin und vielleicht den Einfluss fruchtbarer Lehrer, zusammen mit ihren Vorlieben und Neigungen, mit in diesen Prozess.
Tradition und Vielfalt
Einzigartigkeit ist ein Charakteristikum der klinischen Erfahrungen der Akupunktur. Die Vielfalt, die sich aus den Traditionen der Östlichen Medizin ableitet, ist eine andere. Diese Traditionen sind in Büchern verwurzelt und haben sich aus einer Manuskriptkultur heraus entwickelt, die bestimmte Merkmale hatte: abgewandelte Versionen von Manuskripten tauchten in verschiedenen Gegenden auf, Variationen in der Entwicklung dieser Manuskripte erschienen zu unterschiedlichen Zeiten, kraftvolle Traditionen wurden durch charismatische Ärzte-Schriftsteller I Autoren erarbeitet und kein einziges Buch oder Tradition hatte ein Monopol auf das, was die Östliche Medizin begründete. So stellen die Traditionen eine außerordentliche Vielfalt dar, während sie gleichzeitig einen gemeinsamen Leitfaden behalten.
Das chinesische Wort für klassisches Buch, ,fing', hat zugleich die Bedeutung von langen Kettenfäden, die in der Zeit zurücklaufen, und die wiederholten Einschlagfäden von Generationen von Schreibern vermitteln ihre Erfahrungen durch die Jahrhunderte (Clavey 1995). In der Geschichte der Östlichen Medizin wurden zeitweise Versuche gemacht, eine einzige systematische Methode zu entwickeln, mit der Absicht, eventuell die Praxis zu dominieren. Das jüngste Beispiel ist die staatlich geleitete und bürokratisch kontrollierte Entwicklung der Chinesischen Medizin in der Volksrepublik China, die im Westen als Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) bezeichnet wird.9 Wie an anderer Stelle argumentiert wird (Unschuld 1985), ist die Traditionelle Chinesische Medizin nur ein kleiner Teil der Östlichen Medizin, obwohl ihr Einfluss im Westen unbestritten ist. Das Spektrum der Krankengeschichten in diesem Buch birgt zweierlei Zeugen: einen dominanten Strang, den wir einfach TCM nennen können und parallel dazu mehrere andere Stränge.
Es hat schon immer eine dynamische Spannung zwischen zwei Richtungen in der Östlichen Medizin gegeben (Scheid 1995). Eine Richtung will die Östliche Medizin systematisieren. Vor kurzem stellte sie sich zum Beispiel als modern und wissenschaftlich vor. Obwohl sie Vielfalt und Konflikt erlaubt, ist in dieser Methode unausgesprochen eine Erwartung inbegriffen, dass die Entwicklung in einer linearen und progressiven Art eintreten wird. Die andere Richtung äußert sich in Ehrfurcht vor den persönlichen Erfahrungen der Meister, in der Literatur der Krankengeschichte und in dem Wert der Flexibilität und der Vielfalt in der klinischen Praxis. In ihrer Umgebung liefern Analysen der Krankengeschichten tiefe Einsichten in die Medizin, aber nicht als System, sondern als Medizin, wie sie wirklich praktiziert wird. Mit all ihrer Vielfalt, feinen Nuancen, unerwarteten Ereignissen, verschiedenen Auslegungen und Fülle an potentiellen Bedeutungen.
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EINLEITUNG 31
Mit dem Augenmerk eher auf die medizinische Praxis als auf ein System medizinischen Wissens ist es leichter zu verstehen, dass die Vielfalt in der Akupunktur es nicht nötig hat, eine Methode als ,richtig' und eine andere als ,falsch' zu empfinden. Im Westen werden wir uns mit unserer kartesianischen Logik schwer tun, dass solch unterschiedliche Methoden der Akupunktur alle potentiellen Wert haben können. Aus einer östlichen Perspektive hat der Prozess einen Patienten zu diagnostizieren zum Beispiel weniger damit zu tun eine objektive Realität aufzudecken, wie es in der orthodoxen Westlichen Medizin der Fall wäre, als eine Arbeitshypothese aufzubauen. Der Praktiker der Östlichen Medizin versucht den Patienten in einen Entfaltungsprozess einzuspannen, wo im Laufe der Zeit eine Reihe von Arbeitshypothesen oder Auslegungen verwendet werden, um den Weg der geeignetsten Eingriffe aufzuzeigen. Es ist wichtig, diese Eingriffe so abzuwägen, dass sie in Begriffen der Angemessenheit imstande sind, unsere Aufgabe zu übernehmen, in Richtung Gesundheit und Wohlbefinden unserer Patienten zu arbeiten.
Interpretationen zeigen nicht nur die vergangenen Erfahrungen und Traditionen eines Behandlers auf, sondern sind auch in der individuellen Situation und Bedingung des Patienten begründet. Auf diese Art können wir verstehen, dass die Vielfalt Teil der Östlichen Medizin ist. Die Beschaffenheit und die formelle Anwendung können Teil der systematischen Methode sein, aber wir brauchen auch ein Bewusstsein für die Nuancen der klinischen Begegnung, eine Aufmerksamkeit für feine Veränderungen im Laufe der Zeit, eine Verantwortung für das Unerwartete, den Willen, sich der Komplexität zu stellen, und ein meisterhaftes Können in unserer Rolle als Behandler. Durch die Literatur der Krankengeschichten können diese feinen Probleme erforscht werden, Vielfalt kann erblühen, die Tradition der Östlichen Medizin kann ihre Vitalität beibehalten und bedeutungsvolle Gespräche können stattfinden.
Ein flexibler Rahmen
Es war eine Herausforderung, verschiedene Beiträge so zusammenzubringen, dass ihre Gemeinsamkeiten ersichtlich würden. Wir wollten den Zugang zu den Krankengeschichten mit einigen gleichen Themen maximieren, während wir gleichzeitig erlaubten, dass die Einzigartigkeit und Außergewöhnlichkeit eines jeden Falles und der Methode jedes Autors ersichtlich blieb. Bei jedem Versuch, Ratschläge für die Lebensführung zu geben, hat es unausweichlich Kompromisse gegeben zwischen der Bitte an die Autoren, entweder in einem engen und womöglich starren Rahmen zu schreiben oder ihnen einen übermäßigen Freiraum in der Gestaltung ihrer individuellen Fallbeschreibungen zuzugestehen.
Wir entschieden uns, den Schwerpunkt auf gewisse Aspekte bei der klinischen Begegnung, wie den ersten Kontakt mit dem Patienten, das Aufnehmen des Falles, den Prozess der Musterunterscheidung, die Analyse der Ätiologie und Pathologie, die Behandlungsverfahren, die fortlaufende Behandlung und die Ergebnisse, zu legen. Nicht alle Autoren fanden diesen Aufbau angemessen oder wollten innerhalb unserer Richtlinien arbeiten. Das ist völlig akzeptabel und in der Tat eine gesunde Grundlage für ein Buch, das die Kräfte der Vielfalt hervorhebt.
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32 AKUPUNKTUR IN DER PRAXlS
Erste Begegnung und Aufnahme des Falles
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Die erste Begegnung mit einem Patienten kann sehr aufschlussreich sein. Wir wollten, dass die Fälle folgende Fragen abdecken: Wie sah der Patient aus? Wie war sein oder ihr Körperbau? Was wurde durch den Gesichtsausdruck und die Gesichtsfarbe ersichtlich? Behandler fühlen oder wissen intuitiv Dinge über den Patienten, die einige Zeit in Anspruch nehmen können, um sie zu verstehen oder zu verbalisieren. Die Bedeutung des ersten Eindrucks zieht sich als Ganzes über die klinische Begegnung.
Wir waren auch an den ersten Reaktionen des Behandlers auf den Patienten interessiert, wie sie eine Übereinstimmung erzielten und Vertrauen aufbauten, und wir wollten wissen, ob irgendwelche Schwierigkeiten in der therapeutischen Beziehung entstanden. Wir wollten die Behandler dazu anregen, darüber nachzudenken, dass unbewusste Gewohnheiten oder Erwartungen ihre Wahrnehmungsfähigkeit und Standpunkte beeinflussen können. Wir stellten ihnen Fragen zu ihren Reaktionen, als das Hauptproblern oder die Beschwerden besprochen wurden, zu ihrer Vorgehensweise bei der körperlichen Untersuchung (einschließlich Zunge, Puls und Palpation des Körpers), zu Aspekten von Empfehlungen und Medikation, und wie Problerne des Lebensstils angesprochen wurden.
Erkennen der Disharmoniemuster
In diesem Teil arbeiteten die Behandler ihr Verständnis der Disharmoniemuster aus.10 Wir unterstützten einen Aufbau der Syndromdifferenzierung (Bianzheng), die in der Chinesischen Medizin eine zentrale Rolle einnimmt (Farquhar 1994). Um eine klare und unzweideutige Erkennung der Muster zu garantieren, werden diese in einem eigenen Kästchen dargestellt. Für jedes Muster wurde eine Liste mit Nachweisen in Form von Krankheitszeichen und Symptomen, die auf das Muster hinweisen, geliefert. Diese getrennten Kästchen tragen zur Klarheit und strengen Beweisführung der Analyse bei und erlauben den Fluss der übrigen Geschichte im Text. Dieser Rahmen traf jedoch nicht auf allgerneine Billigung bei den Autoren. Für einige ist der Prozess der Diagnose und Behandlung so miteinander verflochten, dass ihre Trennung künstlich werden würde und nicht hilfreich wäre, zu verstehen, was passiert. Für andere ist der Prozess der Diagnose fortlaufend, indem sich die bedeutenden Muster erst im Laufe der Zeit ergeben. Diese Behandler haben ihre Fälle völlig gesondert in einer ihnen angemessenen Form vorgestellt.
Ätiologie und Pathologie
Dieser Teil gab den Autoren der Krankengeschichten die Gelegenheit, ihre Analyse zu vertiefen. Wir ermutigten die Behandler, insbesondere das auszuarbeiten, was sie als Hauptursache oder ätiologische Faktoren ansahen, die sich auf die Disharmoniemuster auswirkten oder zu ihnen führten. Eine der Stärken dieser Methode ist, dass sie deutlich zeigt, welche Erlebnisse oder Lebensumstände (wie Ernährung und Überarbeitung) von Bedeutung sind und als Teil der Behandlung mit angesprochen werden müssen.
Ein anderes Merkmal dieses Teils ist die Diskussion über den pathologischen Prozess, der das Verstehen beinhaltet, wie vielfältige Muster miteinander in Verbindung stehen, wissend, welches Syndrom oder Element ein Ungleichgewicht an anderer Stelle verursacht. Als
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Teil davon kann eine Diskussion der Rolle von der Wurzel (Ben) und Manifestation (Biao)
wichtig sein.
Wir ermutigten die Autoren, eine Zusammenfassung der Ätiologie und Pathologie in einem Diagramm darzustellen, das die Komplexität des Falles einfangen würde. Wie Aristoteles sagte: "Die Seele denkt niemals ohne ein Bild". Diagramme haben Einschränkungen, aber sie können Studierenden nützliche Hinweise zum Verstehen der gegenseitigen Beziehungen der Muster und Prozesse liefern.
Beginn der Behandlung
Wir waren daran interessiert, wie die Autoren ihre Behandlung begonnen haben: Welche Behandlungsprinzipien wurden verwendet? Gab es einen Behandlungsplan und wenn ja, wie wurde der Patient in dessen Besprechung mit einbezogen? Wie war die Reaktion des Patienten auf den Plan? Sind Probleme wie Bezahlung, Zeit oder Verpflichtung aufgetreten? Mussten irgendwelche Probleme des Lebensstils am Anfang oder später angesprochen werden, und würde dies zu irgendwelchen Zwangslagen des Patienten zum Beispiel bei der Ernährung, Arbeit oder Familie führen?
Wir ermutigten die Behandler, für die erste Behandlung ihre Grundprinzipien Punkt für Punkt zu verdeutlichen. Wir wollten auch, dass mit eingeschlossen wird, auf welchem Niveau der Patient aufgeklärt wurde, die Erfahrung des Patienten beim Setzen der Nadeln, die Erwartungen des Behandlers bezüglich der ersten Behandlung und jedes Gespräch zwischenBehandlerund Patient, das besonders aufschlussreich war. Es wurden auch technische Informationen über die Nadeln, die Tiefe und Technik beim Setzen der Nadeln und alle zusätzlichen Behandlungen, wie Moxa, Arzneimitteltherapie und Massage, gefordert.
Unser Ziel war, einen Schnappschuss von dieser ersten Behandlung zu erhalten. Für manche Behandler mag dies eine übermäßige Aufmerksamkeit für die erste Behandlung bedeuten, weil die erste Behandlung ein klärender Prozess ist und die zugrunde liegenden Muster, die nur im Laufe der Zeit auftauchen können, erst in darauf folgenden Sitzungen angesprochen werden können.
Laufende Behandlung und Ergebnis
Die Behandlung eines Patienten mit Akupunktur ist ein Prozess, der sich fortlaufend entwickelt. Klinische Manifestationen, wie die Krankheitszeichen der Zunge und der Puls, können sich schnell umwandeln; neue Muster können auftauchen; der Patient kann sich erholen oder verfallen. Behandler müssen flexibel auf den augenblicklichen Zustand reagieren, sodass dieser Teil ihnen eine Gelegenheit liefert, den sich entwickelnden Zustand des Patienten darzustellen, Details von nachfolgenden Eingriffen aufzustellen, das Ergebnis zusammenzufassen und die Fäden des Falles zusammenzuführen.
Wir waren an der Übermittlung aller auftauchenden Probleme interessiert, zum Beispiel Fragen der Ethik, sexueller Gefühle oder Kooperationsbereitschaft Wir wollten wissen, welche Herausforderungen für den Behandler bestanden haben, wenn die Verbesserungen nicht wie erwartet eingetreten sind, der Patient rückfällig wurde oder ihr oder sein Zustand sich stetig verschlechterte. Entsprechend auch, wie der Behandler an die Probleme von Tod und
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Sterben herantrat. Dies sind für alle Behandler wichtige Fragen und durch absichtliches Trachten nach Ausführlichkeit dieser Schwierigkeiten und Zwangslagen, können wir aus der Erfahrung der Autoren lernen.
Viele Autoren fassten ihre Erfahrung in einem Überblick zusammen, im Hinblick darauf, was die Patienten über ihre Krankheit gelernt haben, welche Veränderungen sie auf ihrem Weg durchgemacht haben, als sie sich um sich selbst gekümmert haben, und was die Behandler über Akupunktur und über sich selbst gelernt haben.
In diesem letzten Teil hatten die Behandler die Gelegenheit, ihre individuelle Arbeitsmethode eindeutig festzulegen.
Anerkennen der Quellen
Für viele Behandler war es nicht einfach, Quellen für ihre Arbeit bereitzustellen, weil sie oft keine Quellen hatten, auf die sie sich leicht beziehen konnten. Viele wurden zu einer Zeit ausgebildet, als noch wenig englische Bücher im Westen zur Verfügung standen. Andere wurden in einer doktrinären oder dogmatischen Art an Schulen unterrichtet, an denen die Östliche Medizin als selbstverständliche und unanfechtbare Wahrheit weitergegeben wurde. Als Behandler können wir jedoch davon profitieren, wenn wir wissen, dass bestimmte Traditionen sich zu bestimmten Zeiten entwickelt haben und dass diese Traditionen von Einzelnen oder Gruppen von Ärzten stark gefördert wurden. Östliche Medizin bewegt sich jenseits von Dogma und Doktrin, weswegen wir jetzt bereit sind, uns mit unseren Traditionen zu befassen. Dies schließt die Interpretation der Bücher ein, die unsere Tradition ausmachen und bei der Besprechung dessen, was wir tun und warum, unsere Bezugsquellen anzugeben. Auf diese Art und Weise ehren wir unsere Traditionen nicht nur, sondern tragen durch das Ansprechen der anfechtbaren Konzepte, die die östliche Praxis durchdringen, zur Entwicklung von neuen Einsichten und Wissen bei.
Bezeichnungen und Themen
Als wir die Fälle für dieses Buch bestellten, hatten wir eine schwierige Auswahl zu treffen. Wir hätten die Fälle in Kategorien einteilen können, unterteilt nach unterschiedlicher Stilrichtung der Akupunktur wie sie durch die Behandler praktiziert werden. Aber der Stil des Einzelnen kann nicht immer eindeutig zugeordnet werden. Innerhalb einer Tradition können jedoch außerordentliche Variationen bei der Methode bestehen, die die ursprüngliche Unterscheidung fast bedeutungslos machen würde. Die Gruppe der Behandler, die einen überwiegend japanischen Akupunkturstil anwenden, könnten zum Beispiel sehr technisch orientiert sein oder einen großen Schwerpunkt auf den psychologischen Anteil legen. Diese Unterschiede könnten von größerer Bedeutung sein als der gemeinsame Faktor des japanischen Akupunkturstils.
Eine andere plausible Art, die Fälle aufzuteilen, wäre entsprechend der Krankheitsbezeichnung oder Kategorie. Eine vereinfachende Kategorisierung könnte sich jedoch wie eine Zwangsjacke für die Fälle auswirken und würde die Tiefe und den Reichtum der Erfahrungen der Patienten begrenzen, die gewöhnlich eine Zuordnung überschreiten. Weiterhin ist eines der Ziele dieses Buches, die Einzigartigkeit einer jeden klinischen Begegnung aufzu-
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zeigen und die Möglichkeiten darzustellen, die einer holistischen medizinischen Praxis innewohnen, um die Diagnose und Behandlung für den Patienten anzupassen, vorn Beginn der Behandlung und im weiteren Verlauf, wenn sich der Zustand des Patienten entfaltet.
Deswegen entschieden wir uns, die Fälle in einer einzigen Gruppe von 40 vorzustellen, ohne offenkundige Unterteilung oder Unterkategorien, aber um ein Gefühl der Kontinuität zu vermitteln, ordneten wir sie um Themen. Die ersten Themen schließen Fälle ein, die von den problematischsten Zuständen handeln, denen ein praktizierender Akupunkteur begegnet. In diesen Fällen schreiben die Autoren über ihre Erfahrungen bei der Behandlung von Menschen die AIDS haben oder HIV-positiv sind, die degenerierende oder progressive Krankheiten haben, wie diabetische Neuropathie, ankylosierende Spondylitis und Erkrankung der motorischen Neuronen. In diesen Fällen sind die Chancen für eine Wiederherstellung niedrig. Das zweite Thema konzentriert sich auf gynäkologische Probleme: von der Schwierigkeit Kinder zu bekommen, über morgendliche Übelkeit und Depression nach der Entbindung, bis hin zu Schwierigkeiten mit dem Menstruationszyklus oder der Menopause. Das dritte Thema dreht sich um Krankheiten von chronischer Müdigkeit und Erschöpfung. Das vierte Thema befasst sich mit Verdauungsstörungen. Wie diese Gruppe von Fällen deutlich zeigt, ist es eine große Stärke der Östlichen Medizin, dass sie ein Gerüst für die Heilung des geteilten Geist-Körpers schafft. Das fünfte Thema schaut sich das Gebiet des chronischen Schmerzes an, ein Gebiet, auf dem die Akupunktur eine frühe Anerkennung im Westen gewann. Aber die Fälle zeigen, dass die Komplexität der Methoden weit über die einfachen Formeln oder Erklärungen hinausgehen, die einst bei der Behandlung von Schmerzen mit Akupunktur verwendet wurden. Das letzte Thema konzentriert sich auf Patienten, die emotionale und geistige Schwierigkeiten haben, eingeschlossen solche, die eine psychische oder spirituelle Dimension haben.
Der Fall als Kunstwerk
Wie die Krankengeschichten in diesem Buch beweisen, ist die Praxis der Östlichen Medizin eine komplexe Tätigkeit. Die Beschreibungen in diesem Buch sind Auslegungen von dem was passiert ist, gefiltert durch das Gerüst dieses Buches und die Sichtweise des Behandlers. Wie Lawrence Durrell schrieb: "Die Wahrheit verschwindet dadurch, dass man sie ausspricht." Vieles der Art, in der das Dao beschrieben werden kann, ist nicht das wahre Dao, und so ist es in diesen Fällen.U Wenn diese Einschränkung vorgegeben ist, was können wir aus dieser Sammlung von Fallstudien lernen? Welche Einsichten können wir erlangen, welche Bedeutung haben Werte für uns und welche Schlussfolgerungen können wir ziehen? Wie bei jeder Tätigkeit ist das Umfeld wichtig und jeder von uns wird fortfahren, seine eigenen Erfahrungen und Traditionen bei der Beantwortung dieser Fragen aufzuzeichnen.
Als Mitherausgeber biete ich einige abschließende Gedanken zu diesem Buch und seiner Bedeutung für mich. Erstens hat mir dieses Buch einen viel weiteren Überblick über die Akupunktur gegeben als jenen, den ich innerhalb der Grenzen dessen, was Traditionelle Chinesische Medizin genannt wird, entwickelt habe. Es wurde mir beigebracht und ich glaubte aufrichtig daran, dass es einen ,richtigen' Weg gab, um Akupunktur, begründet auf eine ,systematische' und ,zusammenhängende' Theorie der Chinesischen Medizin, zu praktizieren. Dies ist nicht der Ort, um herauszuarbeiten, warum dieses ,System' unsere Wahr-
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nehmung der Chinesischen Medizin beherrscht, es wurde an anderer Stelle analysiert (Scheid 1994). Aber ich erkenne, dass Östliche Medizin ein weit fruchtbareres und vielseitigeres Feld ist, als mir vorher bewusst war.
Zweitens habe ich gelernt, dass diese Vielseitigkeit, auch wenn sie problematisch sein kann, ein Beweis von Vitalität und Spannkraft ist, die überlebt hat und weiterhin überleben wird, trotz aller Versuche, sie orthodox zu machen. Im Charakter pluralistisch kann die Östliche Medizin sich an neue Situationen und Umgehungen anpassen und sich verändern, fast in der Art, wie ein Behandler bei den sich ständig verändernden Feinheiten der klinischen Begegnung flexibel und zugänglich sein kann.
Drittens sehe ich eine deutende Tätigkeit als zentral an für die Praxis der Chinesischen Medizin, die nicht nur auf Erfahrung, Tradition und Absicht des Behandlers aufbaut, sondern auch auf die Lage und Erwartung des Patienten. Es ist eine facettenreiche Tätigkeit: es wird keine zwei Behandler geben, die auf die gleiche Art reagieren werden. Unsere Arbeit schließt Stufen der Komplexität und Unsicherheit ein, die notwendigerweise eher den Künstler als den Techniker in uns fordern.
Schließlich sehe ich jede Fallstudie in diesem Buch als Kunstwerk an. Jede Studie liefert uns als Leser die Gelegenheit, eine klinische Begegnung zu sehen und zu erfahren, durch diese stellvertretende Erfahrung über das Geschehene nachzudenken, unsere interpretierende Fähigkeit einzusetzen und für uns selbst wertvolle Überlegungen abzuleiten. Ich hoffe, dies ist ein kleiner Beitrag, der jedem von uns helfen wird seinen eigenen, einzigartigen, kreativen Weg in der Welt zu finden.
ANMERKUNGEN
1) Ein wichtiger Unterschied zwischen der Westlichen und Östlichen Medizin ist die Art, wie sie Theorie und Praxis miteinander verbinden. Innerhalb des biomechanischen Systems wird die Theorie als Wegbereiter für die Entwicklung der Praxis angesehen, zwar getrennt von der Praxis, sie aber immer noch dominierend. Als Konsequenz davon sind die Behandler in der medizinischen Praxis damit beschäftigt, diese Trennung zu überwinden. Solche Werkzeuge, wie die Erforschung der Fallstudien und reflektierende Praxis, sind dazu bestimmt, Brücken zwischen Theorie und Praxis zu bauen (Schon 1983). Ausführliche Studien aus einer anthroposophischen Sicht beweisen, dass in der Chinesischen Medizin solche Trennungen nicht vorhanden sind (Farquhar 1992). Eine Folge dieser engen Verbindung zwischen Theorie und Praxis, in der die Theorie die Praxis nicht dominiert, ist die dauernde Existenz der Vielfalt innerhalb der Traditionen der Östlichen Medizin (Scheid 1993).
2) Eine wertvolle Diskussion über die Rolle des Geschichtenerzählens in der Westlichen Medizin wird von Hunter (1986) vorgestellt. "Die Medizin ist gefüllt mit Geschichten . .. ", schreibt sie und fährt fort, die bedeutende Rolle der Geschichten bei der Schließung der ,epistemologischen Lücken' zwischen den generellen Theorien und der besonderen Wirklichkeit der Krankheit zu betonen. Hunter sieht die Geschichte nicht als eine Sammlung von Tatsachen an, sondern als Erforschung von individuellen Variationen und ihre Beziehung zur Gesamtheit der menschlichen Erfahrung. Geschichten erinnern uns an die unausrottbare Ungewissheit der Medizin.
3) Eine interessante Frage, die sich aus diesem Überfluss von Interpretationen entwickelt, ist der Wert der unterschiedlichen Deutungen. Es ist nicht notwendig oder hilfreich anzunehmen, dass alle Auslegungen gleichwertig sind. Ganz einfach, einige Auslegungen sind besser als die
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anderen. Wir müssen ihren Wert in Begriffen der Angemessenheit, Bedeutung, Glaubwürdigkeit und des Nutzens festlegen.
4) Viele zeitgenössische Vertreter der professionellen Praxis als deutende Tätigkeit nähren den Glauben, dass Wissen eher aufgebaut als entdeckt wird. Wir bauen unser Verstehen auf unseren Erfahrungen auf. In diesem Umfeld kann eine Fallstudie den Leser mit dem rohen Material für das Verstehen oder die Deutung, die aufgebaut werden soll, beliefern (Stake 1995).
5) Die Probleme, die bei der Übertragung der Östlichen Medizin in den Westen auftauchen, werden in einigen Details von Kaptchuk (Wiseman u . Ellis 1985) besprochen. Als westliche Behandler, Studierende und Schüler ist es ein Teil unserer Verantwortung,, . .. uns dessen immer bewusst zu werden, wie die Kultur und Geschichte andere Antworten von uns verlangen, als jene, die in der Tradition festgelegt sind, wie es in den verschiedenen asiatischen Ländern unterschiedlich verstanden wird'. Die vorgestellten Krankengeschichten sind als Teil dieses Prozesses ein breiterer klinischer Dialog und ein größerer Bereich von Optionen für die Östliche Medizin, als wenn sie Teil der täglichen Praxis im Osten wären.
6) Die bekannte Dichotomie im Westen zwischen ,harter' Wissenschaft, mit ihrer dogmatischen Eindringlichkeit für das kognitive Wissen und dem ,sanften' Wissen der professionellen Praxis mit ihrer kunstvollen Kompetenz, wurde elegant von Schon (1983) festgelegt. Er zeigt klar auf, wie wissenschaftliches und professionelles Wissen häufig in Situationen der professionellen Praxis nicht zusammenpassen, die durch Einzigartigkeit, Ungewissheit, Unordnung und Unbestimmtheit charakterisiert werden. Mit seiner Unterstützung für die Entwicklung der ,reflektierenden Praxis', ein Werkzeug, um die gespaltene Theorie und Praxis wieder zu vereinen, unterstützt er auch stark den Wert der Fallmethode auf der Grundlage einer Analyse von unzähligen Fällen, aufgezeigt durch das wirkliche Leben.
7) In einer Studie der Fallgeschichten der Westlichen Medizin beschreibt Hunter (1989) die Variablen in der klinischen Begegnung als unendlich und argumentiert weiterhin für die entscheidende Rolle, die die Krankengeschichten dabei gespielt haben, die Lücken zwischen den Hauptprinzipien der Medizin und dem individuellen Erleben der Krankheit. Sie betont auch, wie oft das Verstehen eines Arztes von der Chronologie der Krankheit und ihrer Entwicklung im Laufe der Zeit abhängt.
8) Auf dem Feld der Forschung der Fallstudien (Yin 1994) wird erkannt, dass jede einzelne Fallstudie eine Nachforschung erlaubt, um die holistischen und bedeutenden Aspekte des wirklichen Lebens zu erhalten.
9) Es sollte erwähnt werden, dass die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM), wie wir sie kennen, viel davon geprägt hat, was in Büchern und Artikeln in den letzten Jahren im Westen veröffentlicht wurde. Die Chinesische Medizin, die heutzutage in China praktiziert wird, ist beträchtlich verschiedenartiger. Scheid (1994) bespricht seine Erfahrungen über die moderne Chinesische Medizin etwas ausführlicher und beschreibt die Vielfalt als ,unendlich' . Das, was dazu beiträgt, betrifft den Mangel von institutionellem oder ideologischem Druck für einen systematischen Zusammenhang zwischen Theorie und Praxis sowie die unterschiedlichen Arten der Praxis; die Werte werden dadurch bestimmt, dass man sich auf die Originalquellen und die Literatur der Krankengeschichten bezieht; die Anerkennung der Flexibilität als eine der Stärken der Chinesischen Medizin; die Verehrung der lebenden Meister und das hohe Ansehen, das den Ärzten entgegengebracht wird, die ihren persönlichen Stil und ihr persönliches meisterhaftes Können (Ling) durch gesammelte Erfahrung (Jingyuan) eingebracht haben.
10) Muster sind im Grunde Archetypen (Chase 1992), bei denen niemals die Absicht bestand, die Idiosynkrasien des individuellen Patienten widerzuspiegeln. Wenn wir Muster als symbolisch ansehen, dann dürfen wir nicht erwarten, dass sie vollständig sind oder genaue Darstellungen einer objektiven Wirklichkeit.
11) Aus Lao Tsu's Tao Te Ching (Gia-Fu & English 1973).
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