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Akute / chronische
Rhinosinusitis : Medikament
oder Messer? G.Wolf
HNO-Klinik / Meduni Graz
Abteilung für Allgemeine HNO
28. Grazer Fortbildungstage
Sinusitis: Definition
• Akute Rhinosinusitis: Infektion der Nasennebenhöhlen deren klinische und radiologische Symptome innerhalb von 12 Wochen abgeklungen sind.
• Chronische–rezidivierende-Rhinosinusitis: Infektion der Nasennebenhöhlen welche trotz adäquater medikamentöser Therapie über mehr als 12 Wochen besteht bzw. wenn zwischen den akuten Episoden die klinischen und/oder die radiologischen Symptome nicht vollständig abklingen.
(Clement P.)
Akute bakterielle RS (plötzlicher Beginn, selbstlimitierend,
medikamentöse Therapie) Symptome:
• Gesichtsschmerz
• Kopfschmerz
• Obstruktion
• Hypersekretion
• Fieber
• Otitis media
• Abgeschlagenheit
• Zahnschmerzen
• Husten
Virale Rhinitis
Bakterielle Rhinosinusitis
Allergie (Aspirin Int)
Sinubronchiales
Syndrom
Systemerkrankung
Umweltfaktoren Adenoide
Anatomische Disposition
Chronische
Rhinosinusitis
Die CRS hat eine multifaktorielle Genese:
Fragen:
• Ist die chronische Rhinosinusitis (CRS) eine infektiöse, bakterielle, entzündliche oder anatomisch bedingte Erkrankung ?
• Wenn bakteriell, warum helfen Antibiotika nicht immer?
• Wenn entzündlich, warum helfen Steroide nicht immer?
• Wenn anatomisch (Engstellen), warum hilft die Operation nicht immer?
Pathogenese der CRS: multifaktoriell
infektiöse + nicht infektiöse Basis
Preäsdisposition Entzündung OMK-Obstruktion
Bakteriell-neutrophil
Allergisch- eosinohil
Nicht allergisch-eosinophil
CRS: prädisponierende Faktoren (diagnostizieren - wenn möglich eliminieren)
Unreifes Immunsystem (Kinder)
Adenoide
Virale Infektionen
Luftschadstoffe
Allergie
Reflux
Genetische Faktoren
Immunmangelzustände
Zystische Fibrose
Kartagener S.
Ziliendyskinesie
Aspirinintoleranz
Anatomische Dispositionen
(eingengter OMC)
• Concha bullosa
• Umgeklappter Prozessus uncinatus
• Haller´sche Zellen
• Formveränderungen der
Nasenpyramide
• Deviatio septi
(Gute Erfolgsaussichten durch Operation)
Bakteriell-neutrophil
Allergisch- eosinohil
Nicht allergisch-eosinophil
(pathologische Immunreaktion)
Problem: Entzündungsreaktion
und dessen Kontrolle
Eosinophile Granula enthalten
• Major basic protein (MBP)
• Eosiniphilic cationic protein (ECP)
• Eosinophil derived neurotoxin (EDN)
• Eosinophil peroxidase (EPO)
Gewebedestruktion!!!
Eosinophile - nicht
allergische Sinusitis autoimmunreaktion
• Polyposis nasi (80%) und CRS
• Ödematöse Mucosa mit Eosinophilie
• Zähvisköses Sekret
• Bronchiale Hyperreaktivität
• Aspirinintoleranz
• Reagiert gut auf Steroide, reagiert nicht
auf Antibiotika oder Antihistaminika
Symptome der
therapieresistenten CRS: (oftmals atypisch und unklar!)
• Obstruktion
• Hypersekretion
• Kopf und
Gesichtsschmerz
• Konzentrationsstörung
• Hyposmie
• Chronische Bronchitis
• Chronische Pharyngitis
• Chronische
Ohrprobleme
• Halitose
• Periorbitale
Schwellungen
• Epiphora
Diagnose CRS • Anamnese
• Klinische Untersuchung
• Endoskopie
• Allergietest
• CT / MRI
• Abstrich (Kultur, Antibiogramm)
• Schweisselektrolyte
• Immunologische Abklärung
• Biopsie
Bildgebung
• NNH-CT (MRI)
• NNH-Röntgen oft unverlässlich und irreführend (korreliert in 74% nicht mit CT!)
• Ostiomeataler Komplex nicht beurteilbar (Knochenüberlagerungen)
• Röntgenbestrahlung rechtfertigt nicht die geringe diagnostische Aussagekraft
Medikamentöse Therapie der
CRS :
• 1.) Steroide (topisch oder systemisch)
• 2.) Saline Sprays / Spülungen oder Inhalationen
• 3.) Antibiotika
• 4.) Antihistaminika
• 5.) Abschwellende Nasengtt.
• 6.) Mukolytika Akupunktur/Hömöopathie/Phytotherapeutika
• 8.) Operation (Ventilation und Drainage) bei Versagen der konservativen Therapie
Topische Steroide
• Hohe Rezeptorenaffinität und Wirksamkeit
• Blockiert alle Stadien der
Entzündungsreaktion (Entzündungszellen
und Mediatoren)
• Geringe systemische Resorption
• First pass Biotransformation in der Leber
• Gute Langzeitverträglichkeit ab (2) 6. Lj
Steroide: klinische Effekte
• Reduzieren:
Entzündungsreaktion, Ödem und
polypöse Schwellung, Obstruktion,
Sekretion, Niesreiz, postoperative
Narbenbildung, hypertrophe Adenoide
• Verbesserung des Geruchsinnes
Systemische Steroide (bei Polyposis und Asthma)
• Sehr wirksam!
• Verbesserung des Geruchsinnes
• Mehr Nebenwirkungen
(Osteoporose, Katarakt, Bluthochdruck,
Muskelatrophie, subkutane
Fettgewebsvermehrung, Hyperglykämie,
Wachstumsstörungen etc.)
Konzept
• Operation an den Schlüsselstellen um Drainage und Ventilation wiederherzustellen
• Operationsausdehnung entsprechend (Lamellenkonzept) der individuellen Pathologie
• Schleimhaut schonen
• Möglichst kein freiliegender Knochen
• Narbenbildung vermeiden
Postoperative medikamentöse
Behandlung
• Saline Spülungen
• Topische Steroide (Mometasonfuroat)
• Antibiotika
• Keine Tamponaden Kinder: keine „second look operation“ zur Stent Entfernung oder zum Absaugen
• Dauer: entsprechend dem postoperativen endoskopischen Befund und der Grunderkrankung
Polyposis nasi
• Topische Steroide über 6-12 Wochen
oder eventuell auch als Dauertherapie
• Bethametason 0,5mg 2x1 über 10 Tage
und 1x1 über 10 Tage (+PPI)
• Fortsetzung oder Wiederholung der
Therapie in Abhängigkeit vom
endoskopischen Befund
HNO-Universitätsklinik Graz, Medizinische Universität Graz, Auenbruggerplatz 26/28, A-8036 Graz
EPOS Guidelines
• Local and Sytemic corticosteroids
Zukunft der konservativen
Therapie
• Bessere Diagnosie durch die
Identifitation von Biomarkern im Serum
• Bessere Behandlung durch Zytokin
Antagonisten (Biologika)
Omalizumab – IgE Antikörper
Reslizumab, Mepolizumab – lL5
Antagonist
Dupilumab – IL4, IL 13 Antagonist
Der „heilige Gral“ der EBM
= randomised controlled
trails
„Large prospective studies and case series have
shown that ESS is effective and safe for the
management of patients of CRS without NP
who have failed medical treatment.
Long term revision rates in patients with
CRSsNP have shown to be above 10%.“
European Position Paper 2012
„The efficacy of FESS in patients
with CRSwNP is at least as great as in
patients with CRSsNP“.
European position paper 2012
„Es besteht Einigkeit in der Literatur, dass die Indikation
für die FESS gegeben ist, wenn eine medikamentöse
Therapie nicht erfolgreich war. Weiterhin konnte in
großen Studien gezeigt werden, dass die FESS die
Symptome der chronischen Rhinosinusitis (SNOT-22-Score)
sowohl bei Patienten mit als auch ohne Polyposis
deutlich verbessern kann. Mehrere Metaanalysen
konnten die Sicherheit und Effektivität der chirurgischen
Vorgangsweise zeigen“
N. Rotter
Supplement der 87. Jahresversammlung der
Deutschen Ges.f. HNO-Heilkunde, Kopf und
Halschirurgie- Verhandlungsbericht
2016
Zusammenfassung
• Die akute Rhinosinusitis ist eine
selbstlimitierende Erkrankung. Sie wird
medikamentös behandelt, kann aber zu
zerebralen, ossären oder orbitalen
Komplikationen führen = akuter Notfall.
• Bei Chronizität sollte ein prädisponierende
oder systemische Erkrankung
ausgeschlossen werden.
Sie ist schwieriger zu behandeln und ihre
Ätiologie ist teilweise ungeklärt.
Zusammenfassung operative
Therapie
• Bei Therapieresistenz bieten Operative Eingriffe bei der CRS die Chance auf Langzeitverbesserung (endoskopisch-endonasal, schleimhautschonenend)
• Zugänge von außen sollten bei der CRS vermieden werden
• Operative Eingriffe erfordern eine entsprechende Nachbehandlung (Polyposis!) um ein Rezidiv oder eine Revisionsoperation zu vermeiden-ev. Dauertherapie
• Viele Pathomechanismen sind noch ungeklärt