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Zum Glück zirkuliert das Elend
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Alle Jahre wieder
Du ich glaube Weihnachten fällt dieses Jahr auf den Freitag.
Was ehrlich? Hoffentlich ist es nicht der 13.
Hab mich geirrt. Ist dochn Dienstag.
Heute ist es Zeit, mal allen zu danken, die mich heute nicht nerven, da sie es geschafft
haben am richtigen Tag verschieden sind, nämlich nicht heute. Einem Tag auszuweichen
ist eine hohe Kunst, bei der keine Bullet Time hilft, höchstens Alkohol. Als semiprofessi-
oneller Miesepeter habe ich einen Wettbewerbsvorteil bei den taktisch dummen Tagen
des Jahres, die sich auf den Sonntag festgelegt haben. Da greift eben der Pole zu Pferde
den deutschen Panzer an. Ich überlege mittlerweile ganz und gar Star Wars doch zu fi-
nanzieren, um mir den Sieg gegen die folgenden Tage zu sichern. Klar manche Geplänkel
brauchen nur Vorbereitungen, so die 5 Jahreszeit. Schritt Eins ist die Funkdisziplin, so ist
als Medienkonsum nur noch Sport 1 Nachtprogramm erlaubt. Schritt Zwei ist die kampf-
lose Räumung der Territorien. Und dann gilt es nur noch, sich Karl Mey zu krallen und
die Winnetou Bände durch zu exerzier- und exzerpieren. Mit etwas Glück fällt dann be-
reits auch schon wieder Schnee. Doch leider hilft diese Selbstisolation kein Stück weiter,
denn dafür hat sich das Jahr etwas ganz Perfides ausgedacht. Denn diese Tage laden sich
selbst ein, ob man will oder nicht. Die harmlose Variante davon betrifft die Tage die in
Form von fremdem Menschenmaterial an der Türe klopfen. Und nach der sechsten
schlechten Plastikmaske hilft nur noch der Gedanke, es geht noch schlimmer. Und dann
kommt es schlimmer in Form der Schwiegermüttertage an denen ich mit Angstschweiß
erwache, da nur noch ein Satz mein ganzes Denken erfüllt: „Hannibal ante portas“. Wer
nun daran denken muss, wie zufrieden man sein kann, wenn der Muli sich mit Terpentin
zufrieden gibt, ist ein nach Schillers Sinn gemachter Mensch. Aber was bringt es? Mit
dem Dreisatz konnte ich bisher noch in keiner Schlägerei meine körperliche Unversehrt-
heit bewahren.
So ein Kalender ist schon ein schwieriges Wesen, denn es wandelt sich über das Leben
und normalerweise werden es eher mehr als weniger schwierige Tage. Klar die Eckpfei-
ler, wie das man weiß wenn Menschen im Fernsehen von den Gleisen getragen werden,
ist es endlich wieder Herbst, geben Sicherheit. Leider werden nicht nur Todestage began-
gen, sondern auch Geburtstage, wodurch die lebendigen Fleischklöpse auch ihren Tag im
Jahr haben. Es hat sich leider auch nicht als praktisch erwiesen, den Partner nach dem
Datum des Geburtstags auszusuchen. Wie dem auch sei, das erhöht jedenfalls deutlich
die Anzahl der Festivitäten und kein Google der Welt hilft mir, wenn ich vor der Aufgabe
stehe, mich daran zu erinnern, wann die Hälfte meines Erbgutes wieder Geburtstag hat.
Klar der Lebensgemeinschaft kann man den Perso klauen, alleine schon um sich über das
Bild zu amüsieren. Aber alleine beim Gedanken ein schräges Foto meiner Mutter in den
Händen zu halten, schaltet die Libido nachhaltig aus.
Und was ist die Moral der Geschichte? Ich bin Single, kenn den Geburtstag meiner Mut-
ter und werde einen langweiligen Abend haben. Wer nun den Zusammenhang zwischen
meiner Schwäche mir Daten zu merken, meine Impotenz und meinen Singlezustand her-
stellt, verletzt mich zu tiefst. Und ich hoffe, das schlechte Gewissen folgt auf dem Fuße…
denn auch dieser Person wird beim Lesen sicherlich noch einfallen, dass vor drei Tagen
der Tag des vierten Kusses im zweiten gemeinsam angesehenen Actionfilms gejährt hat.
Jedoch die Absurdität hat sich selbst ein Denkmal gebaut, in den Tagen die von allen ge-
meinsam anerkannt werden, als Erfindung der Wirtschaftsfolterknechte. Denn an diesen
Tagen kommt die Rache Fleuropsadisten und Pralinendominas über uns. Klar treffen wir
uns dann alle an der Tanke und kaufen das hässlichste Gesteck, das vor ein paar Tagen
noch als Brötchen in Ablage vegetierte.
Seufz. Und so beginnt das jedes Jahr. Gerade kann man sich endlich freuen, weil man am
31.12. alle Fallgruben überlebt hat und dann schaut man auf den Kalender und sieht dass
sich das Elend einmal mehr jährt. Das ist der „Oh mein Gott, ich habe auf den, frisch ge-
kauften mit den hässlichen Tierbildchen Kalender geschaut“ Blues. Hinterlegt ist diese
Zeile mit einem geilen Riff. Aber aus Rücksicht auf die Barrierefreiheit der Tauben, habe
ich dieses Feature entfernt. Wer es nicht missen möchte, kann für einen Aufpreis in mei-
nem Appstore kaufen und zeitgleich meinen Trojaner herunterladen, der die Kontodaten
ausspäht. Schließlich kann man von den paar Cent für die Midi Datei keine Rentenvor-
sorge betreiben. Schlagt noch heute zu, bevor das Angebot endet, womit ihr ein Gut-
scheint erwerbt: „ Für jeden dritten Suizidversuch gibt es ein gratis Steakmesserset“.
Dieses Jahr werde ich mir die volle Dröhnung geben. Ich nehme den Kalender von 1993
und es ist nur eine Frage der Zeit, bis mir alle folgen und Weihnachten wird am Freitag
zelebriert. Bis dahin wird es sicherlich viele Rückschläge geben, aber was macht man
nicht alles, um dem Elend des Künstlerdaseins näher zu kommen. Klar man könnte nun
sagen: „Nimm dir doch ein Beispiel an den großen Künstlern der Geschichte“. Aber wie
würde das denn heute ausschauen? Wie könnte man einen Maler mit dem Spitznamen
Ein-Ohr-Gogh noch ernst nehmen? Womit zum Ende dieses Textes noch bewiesen wäre,
dass Till Schweiger nachhaltig die Welt vernichtet mit seinem…Entschuldigung seinen
8mm.
Temo