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I n f o r m a t i o n s b l a t t Allergische Erkran- kungen der Atemwege Deutsche Atemwegsliga e. V. 18 Informationsblatt der Deutschen Atemwegsliga e.V. Basis der Asthmatherapie ist generell die konsequente entzündungshemmende Behandlung! Dies gilt natürlich auch bei allergischem Asthma. Zur Behandlung der Verkrampfung der Bronchialmuskulatur und zur Behand- lung der dem Asthma zugrunde liegenden Entzündung werden unterschiedliche Medikamente eingesetzt. Entzündungshemmende Medikamente Dazu gehören z.B. Kortison zur Inhalation und bei starken Beschwerden als Tablette sowie Anti-Leukotriene (Leuko- trien-Antagonisten). Kortison ist der wirkungsvollste Entzündungshemmer. Es bekämpft zuverlässig die Entzündung, verringert das Anschwellen der Schleimhaut und reduziert die Überemp- findlichkeit der Atemwege gegenüber Reizen. Medikamente, die die Verkrampfung der Bronchialmuskulatur lösen: Atemwegserweiterer, Reliever, wie z. B. Betamimetika (Beta2-Sympathomimetika). Für bestimmte schwere Asthmaformen stehen zusätzlich so genannte Antikörper zur Verfügung, die gespritzt wer- den müssen. Schulung und Selbstmanagement Ganz wichtig für die erfolgreiche Behandlung einer Allergie ist zunächst das Erkennen der Allergieursache. Der Allergiker muss seine Erkrankung akzeptieren und darf sie nicht bagatellisieren. Nur dann kann die Erkrankung dauerhaft erfolgreich behandelt werden. Das Meiden besonders aggressiver Allergene (z.B. bestim- mter Tierhaare) kann lebensrettend sein. Jeder Patient sollte seinen Therapieplan mit sich führen. Die verordne- ten Medikamente müssen unbedingt in der vorgeschriebe- nen Dosierung und Häufigkeit angewendet werden. Bei einer Bienen – oder Wespenallergie oder anderen Allergien, die potentiell lebensgefährlich werden können, ist das Mitführen eines Notfallsets dringend empfohlen. Dieses Set wird besonders gefährdeten Patienten vom Hausarzt verschrieben und muss enthalten: ein Antihistaminikum (Antiallergikum), eine Notfallspritze (enthält einen Adrenalinabkömmling), ein Asthma- Notfallspray und ein Kortisonpräparat. Damit kann im lebensbedrohlichen Notfall eine schnelle Selbsttherapie durchgeführt werden, bis der Notarzt eintrifft. Alle vom Arzt verordneten Medikamente müssen sorgfältig eingenommen werden, um einen guten Therapieerfolg zu gewährleisten und Notfälle zu vermeiden. Patienten und deren Angehörige, dazu zählen insbesondere die Eltern betroffener Kinder, müssen darin geschult werden, wie die Medikamente korrekt einzunehmen sind und wie mit Notfällen umzugehen ist. Medikamenten- und Notfallpläne unterstützen diese Bemühungen. Schwere Krankheitsfälle können im Rahmen einer extra zu beantragenden Rehabilitation (Kur) intensiver betreut werden. Und bitte nie vergessen: Die wirkungsvollste Maßnahme ist die Allergenvermeidung z.B. in Bezug auf die Auswahl der Freizeitbeschäftigung, des Berufes, des Urlaubsorts, beim Genuss exotischer Lebensmittel, Kauf von neuer Wandfarbe oder Textilien, durch regelmäßigen Wechsel des Pollenfilters im Auto etc. Stand: 2019 Bildquelle: Fotolia Wo erhalten Sie weitere Informationen? Deutsche Atemwegsliga e. V. Raiffeisenstraße 38 • 33175 Bad Lippspringe Telefon (0 52 52) 93 36 15 Telefax (0 52 52) 93 36 16 eMail: [email protected] Internet: atemwegsliga.de facebook.com/atemwegsliga.de twitter.com/atemwegsliga youtube.com/user/atemwegsliga f

Allergische Erkran- 18 kungen der Atemwege Allergie eine überschießende Reaktion auf an sich harm - lose Stoffe (Allergene, wie z. B. Pollen) zeigt. Der erste Schritt – eine Allergie

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Informationsblatt

Allergische Erkran- kungen der Atemwege

Deutsche Atemwegsliga e. V.

18Informationsblatt der Deutschen Atemwegsliga e.V.

Basis der Asthmatherapie ist generell die konsequenteentzündungshemmende Behandlung! Dies gilt natürlichauch bei allergischem Asthma. Zur Behandlung derVerkrampfung der Bronchial musku latur und zur Behand -lung der dem Asthma zugrunde liegenden Entzündungwerden unterschiedliche Medikamente eingesetzt.

Entzündungshemmende MedikamenteDazu gehören z.B. Kortison zur Inhalation und bei starkenBeschwerden als Tablette sowie Anti-Leukotriene (Leuko -trien-Antagonisten).

Kortison ist der wirkungsvollste Entzündungshemmer.Es bekämpft zuverlässig die Entzündung, verringert dasAnschwellen der Schleimhaut und reduziert die Überemp-findlichkeit der Atemwege gegenüb er Reizen.

Medikamente, die die Verkrampfung derBronchial muskulatur lösen:Atemwegserweiterer, Reliever, wie z. B. Beta mimetika(Beta2-Sympathomimetika).

Für bestimmte schwere Asthmaformen stehen zusätzlichso genannte Antikörper zur Verfügung, die gespritzt wer-den müssen.

Schulung und SelbstmanagementGanz wichtig für die erfolgreiche Behandlung einerAllergie ist zunächst das Erkennen der Allergieursache.Der Allergiker muss seine Erkrankung akzeptieren unddarf sie nicht bagatellisieren. Nur dann kann dieErkrankung dauerhaft erfolgreich behandelt werden.

Das Meiden besonders aggressiver Allergene (z.B. bestim - mter Tierhaare) kann lebensrettend sein. Jeder Patientsollte seinen Therapieplan mit sich führen. Die verordne-ten Medikamente müssen unbedingt in der vorgeschriebe-nen Dosierung und Häufigkeit angewendet werden.

Bei einer Bienen – oder Wespenallergie oder anderenAllergien, die potentiell lebensgefährlich werden können,ist das Mitführen eines Notfallsets dringend empfohlen.Dieses Set wird besonders gefährdeten Patienten vomHausarzt verschrieben und muss enthalten: einAntihistaminikum (Antiallergikum), eine Notfallspritze(enthält einen Adrenalinabkömmling), ein Asthma-Notfallspray und ein Kortisonpräparat. Damit kann imlebensbedrohlichen Notfall eine schnelle Selbsttherapiedurchgeführt werden, bis der Notarzt eintrifft.

Alle vom Arzt verordneten Medikamente müssen sorgfältigeingenommen werden, um einen guten Therapieerfolg zugewährleisten und Notfälle zu vermeiden. Patienten undderen Angehörige, dazu zählen insbesondere die Elternbetroffener Kinder, müssen darin geschult werden, wie dieMedikamente korrekt einzunehmen sind und wie mitNotfällen umzugehen ist. Medikamenten- und Notfallpläneunterstützen diese Bemühungen. Schwere Krankheitsfällekönnen im Rahmen einer extra zu beantragendenRehabilitation (Kur) intensiver betreut werden.

Und bitte nie vergessen: Die wirkungsvollste Maßnahme istdie Allergenvermeidung z.B. in Bezug auf die Auswahl derFreizeitbeschäftigung, des Berufes, des Urlaubsorts, beimGenuss exotischer Lebensmittel, Kauf von neuer Wandfarbeoder Textilien, durch regelmäßigen Wechsel des Pollenfiltersim Auto etc.

Stand: 2019

Bildquelle: Fotolia

Wo erhalten Sie weitere Informationen?

Deutsche Atemwegsliga e. V.Raiffeisenstraße 38 • 33175 Bad LippspringeTelefon (0 52 52) 93 36 15Telefax (0 52 52) 93 36 16eMail: [email protected]: atemwegsliga.de

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Informationsblatt der Deutschen Atemwegsliga e.V.Allergische Erkran kungen der Atemwege

� Schimmelpilze mögen hohe Luftfeuchtigkeit. Deshalb soll-te die Wohnung regelmäßig gelüftet werden. Topfpflanzenenthalten ebenfalls regelmäßig Schimmel pilze, so dass diePflanzen am Besten aus der Wohnung entfernt werden.Luftreinigungs- und Klimaanlagen sollten bei einerSchimmelpilzallergie nicht eingesetzt bzw. engmaschiggewartet und auf Pilzbefall kontrolliert werden.

� Bei einer Allergie auf Tierhaare sollte man auf dieTierhaltung verzichten.

� Pollenallergiker sollten die Polleninformations dienste, dieim Internet und in den Tageszeitungen zu finden sind, nut-zen. Die Wohnung sollte in städtischen Gebieten frühmor-gens, in ländlichen Gebieten abends gelüftet werden. DerPollenflug ist dann jeweils am geringsten. Aufenthalte imFreien sind bei oder kurz nach Regen empfehlenswert, dadie Pollen dann aus der Luft heraus gewaschen sind. Beisonnigem und windigem Wetter sollte man Aufenthalte imFreien vermeiden. Für die Urlaubsplanung kann man denregional unterschiedlichen Pollenflug berücksichtigen, umden Pollen aus dem Weg zu gehen.

� Bei einer Nahrungsmittelallergie müssen allergieaus -lösende Nahrungsmittel gemieden werden.

Die spezifische Immuntherapie ist die einzige kausaleBehandlung einer Allergie. Sie kann den natürlichenKrankheitsverlauf beeinflussen und die Entwicklung vonAsthma bei Patienten mit allergischem Schnupfen verhin-dern. Durch regelmäßige Gabe allmählich gesteigerterAllergendosen versucht man, den Körper an das relevanteAllergen zu gewöhnen bzw. eine Toleranz zu erzeugen. Dieskann die Beschwer den bessern und ein Fortschreiten derErkran kung verhindern. Die besten Ergebnisse können beiPatienten erzielt werden, deren Allergie erst seit kurzembesteht, die nur auf eine geringe Zahl von Allergenen reagie-ren und jünger als 50 Jahre sind.

Medikamentöse BehandlungZur medikamentösen Behandlung der allergischen Rhinitis(Schnupfen) setzt man heute vielfach systemische(z. B. als Tablette) und topische Antihistaminika (z. B. alsNasenspray oder -tropfen) ein. Besonders bei eingeschränk-ter Atmung durch die Nase können topische Kortison -präparate (z. B. als Nasenspray) hilfreich sein. In Ausnahme -fällen kommen systemische Kortisonpräparate (Tabletten,Spritzen) zum Einsatz.

Allergische Erkrankungen der AtemwegeIn den letzten Jahren wurde kaum einer Erkran kung sogroße Aufmerksamkeit wie den aller gischen Erkrankungengewidmet. Dies liegt u. a. daran, dass Allergiker im beruf -lichen und im privaten Bereich oftmals stark beeinträchtigtsind, zumal Allergien zunehmen.

Die Ursachen für die Zunahme allergischer Erkrankungensind bis heute nicht vollständig geklärt. Man vermutet, dassUmwelteinflüsse, geänderte Essgewohnheiten und auchübertriebene Hygiene zur Entwicklung allergischerErkrankungen führen. Kleinkinder, die im ersten Lebensjahrintensiven Kontakt zu Stalltieren hatten, haben im Verlaufihres Lebens deutlich weniger Allergien. Raucht die Mutterwährend der Schwangerschaft (aktiv oder auch passiv)steigt das Risiko, dass beim Kind eine allergischeErkrankung auftritt. Kinder, die Tabakrauch ausgesetzt sind,bekommen ebenfalls häu figer eine Allergie als Kinder, dierauchfrei aufwachsen. Die genetische Veran lagungbestimmt in hohem Maße, ob ein Kind eine atopischeErkrankung (Heuschnupfen, aller gisches Asthma, Neuro -dermitis) entwickelt oder nicht.

Nach wie vor besteht die Neigung, Allergien in der Gesund -heitsversorgung zu bagatellisieren. Bei fehlender oder unzu-reichender Behandlung kann die Erkran kung fortschreiten.So entwickeln beispielsweise ca. 40 % der Patienten mitunbehandeltem Heu schnupfen im Laufe der Zeit ein allergi-sches Asthma.

Die Leistungsfähigkeit von Allergiegeplagten in der Schuleund im Beruf kann bis zu 30 % eingeschränkt sein. Dabeistehen heute moderne Medikamente zur effektivenBehandlung zur Verfügung.

Allergie – ein Irrtum des Immunsystems

1906 hat der Wiener Kinderarzt Clemens von Pirquet denBegriff „Allergie“ geprägt und damit eine übertriebeneAbwehrreaktion des Körpers beschrieben. Heute weißman, dass das körpereigene Immunsystem bei einerAllergie eine überschießende Reaktion auf an sich harm-lose Stoffe (Allergene, wie z. B. Pollen) zeigt.

Der erste Schritt – eine Allergie erkennenTypische Symptome einer allergischen Rhinitis (Heu -schnupfen) sind eine laufende und/oder verstopfte Nasesowie häufiger Niesreiz. Bei allergischem Asthma ist die

Bronchialschleimhaut beteiligt. Die Betroffenen habenanfallsweise Atemnot und Husten.

Bei Verdacht auf eine Allergie muss bei einem Spezialisten(Allergologen) festgestellt werden, ob tatsächlich eine aller-gische Erkrankung vorliegt. Zu Beginn der Untersuchungerhebt der Arzt zunächst die Krankheitsgeschichte und ver-sucht, durch gezielte Fragen die Allergene, die als Auslöserin Frage kommen, einzugrenzen. Im weiteren Verlauf derUntersuchung können Abwehrstoffe (Antikörper) gegenrelevante Allergene mit Haut- und Bluttests nachgewiesenwerden. Bei besonderen Fragestel lungen wird ein nasaleroder in bestimmten Fällen ein bronchialer Provokationstestbeim Spezialisten durchgeführt.

Bei 80 % der Allergien, die die Atemwege betreffen, sindPollen (Gräser-, Baum- oder Kräuterpollen), Haus staub -milben, Tierepithelien oder Schimmelpilze die Auslöser. Manunterscheidet saisonale Allergien, die nur zu bestimmtenJahreszeiten (z. B. durch Pollenflug) auftreten, und saison-unabhängige Allergien z. B. durch Hausstaubmilben, diewährend des ganzen Jahres vorkommen. Die Aller -genexposition kann draußen, in geschlossenen Räumen(manche Schimmelpilze, Tierhaare, Haus staub milben) oderüber z.B. Nahrungsmittel erfolgen.

Wirkungsvolle Maßnahmen und richtige LebensweiseSind Allergie und deren Auslöser bekannt, kann man dieErkrankung mit wirkungsvollen Maßnahmen und einer ange-passten Lebensweise in den Griff bekommen. Ein individuel-les Behandlungskonzept muss an Art und Schwere der aller-gischen Erkrankung angepasst werden. Ziel ist, dieBeschwerden zu lindern und somit die Lebensqualität derPatienten zu verbessern. Zudem kann eine frühzeitige undkonsequente Behandlung den Krankheitsverlauf positivbeeinflussen.

Der beste Schutz gegen Allergien besteht in derVermeidung von Allergieauslösern (Karenz), sofern diesmöglich ist.

� Bei einer Allergie gegen Hausstaubmilben kann z. B. dieVerwendung eines milbenundurchlässigen Zwischen -bezuges für die Matratze („encasing“) sinnvoll sein.