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ALLES IM BLICK ONLINE-PROZESSKONTROLLE FÜR DIE PERIPHERIE Mit dem Einsatz einer Online-Prozess- kontrolle können Verarbeiter von ihrem Arbeitsplatz auf Prozessanlagen zugreifen, sie kön- nen Einstellungen von Parametern vornehmen und den Betrieb steuern. Intuitiv verständli- che Grafiken vereinfachen dabei die Bedienerschnittstellen. Immer häufiger verlangen Ver- arbeiter von diesen Software-Lösungen die Möglichkeit, jeden einzelnen Prozessschritt pro- tokollieren zu können, um damit die Rückverfolgbarkeit zu gewährleisten. E in Albtraum für jeden Verarbeiter: Der Autohersteller kommt zu ihm und berichtet, dass die Stoßfänger, die er von ihm seit Jahren geliefert be- kommt, bei Unfällen dem Aufprall nicht standgehalten haben. Was nun? Kann der Verarbeiter nicht nachweisen, dass er genau nach den Vorgaben produziert hat, bekommt er erhebliche Probleme. „Der Verarbeiter muss deshalb in der Lage sein, jeden Produkti- onsschritt doku- mentieren zu kön- nen“, kennt Harald Klapf, Vertriebsleiter bei Piovan Deutsch- land, die Anforderungen der Verarbeiter. So greifen immer häufiger Verarbeiter zu Software-Lösungen, die ihre Produk- tion überwachen und kontrollieren kön- nen. Über diese Überwachungssoftware haben die verantwortlichen Mitarbeiter von ihrem Arbeitsplatz aus Zugriff auf entfernte Prozessanlagen. Sie können Einstellungen von Parametern vorneh- men, den Betrieb steuern und 24 Stun- den am Tag die Fertigung protokollieren. 24-Stunden-Überwachung In dieser 24-Stunden-Protokollierung sieht Klapf einen Bedarf, der von den Verarbeitern immer häufiger gefordert wird: „So lassen sich über Kurvendiagram- me die Prozesse auf- zeichnen, und bei- spielsweise noch Jahre später kann man nach- schauen, ob die vor- geschriebene Trock- nungstemperatur bei dem Kunststoffgra- nulat an einem bestimmten Tag, zu einer bestimmten Uhrzeit auch eingehalten wurde.“ Der Wunsch der Verarbeiter nach ei- ner Online-Prozessüberwachung kommt meist bei der Planung der Produktion. „Kommen die Verarbeiter auf uns zu, und fragen nach zentralen Trockner-, Förder- und Dosieranlagen für die Spritz- gießfertigung oder für die Extrusion, fra- gen sie auch immer häufiger nach dieser Möglichkeit“, so Klapf. Um diesen Bedarf zu decken, hat der Peripherie-Geräteher- steller eine Standard-Visualisierungssoft- ware entwickelt – Win-Factory. Damit können auch alle Geräte wie Trockner oder Dosierer miteinander verknüpft werden, um auf diese Weise aus Stand- Alone-Anlagen komplette Produktions- linien zu schaffen. Modular erweiterbar Da auch immer mehr kleine Unterneh- men die Vorteile dieser Software-Syste- me erkennen und diese auch nutzen möchten, ist diese Software modular er- weiterbar. „Der Verarbeiter erhält ein Standardprodukt und kann bei Bedarf seine Anlage einfach aufrüsten“, so Klapf. Mit dieser Standardisierung kann Auf dem Hauptbildschirm ist alles dargestellt: Steuerung von Lagerung, Trocknung, Dosierung, Versorgung und Produktion. Die Software ermöglicht die Überwachung und Eingabe aller Prozess- parameter der Geräte; die Benutzer-Schnittstelle ist intuitiv. PRODUKTION 40 Plastverarbeiter · September 2008 „Mit wenig Personal lässt sich die komplette Fertigung überwachen.“ Harald Klapf , Piovan Deutschland

ALLES IM BLICK - plastverarbeiter.de · Ein anderes Modul sorgt dafür, dass die Prozentanteile bei der Rezeptur für die einzelnen Stationen eingestellt und überwacht werden. Beim

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Page 1: ALLES IM BLICK - plastverarbeiter.de · Ein anderes Modul sorgt dafür, dass die Prozentanteile bei der Rezeptur für die einzelnen Stationen eingestellt und überwacht werden. Beim

ALLES IM BLICK ONLINE-PROZESSKONTROLLE FÜR DIE PERIPHERIE Mit dem Einsatz einer Online-Prozess-kontrolle können Verarbeiter von ihrem Arbeitsplatz auf Prozessanlagen zugreifen, sie kön-nen Einstellungen von Parametern vornehmen und den Betrieb steuern. Intuitiv verständli-che Grafiken vereinfachen dabei die Bedienerschnittstellen. Immer häufiger verlangen Ver-arbeiter von diesen Software-Lösungen die Möglichkeit, jeden einzelnen Prozessschritt pro-tokollieren zu können, um damit die Rückverfolgbarkeit zu gewährleisten.

E in Albtraum für jeden Verarbeiter: Der Autohersteller kommt zu ihm und berichtet, dass die Stoßfänger,

die er von ihm seit Jahren geliefert be-kommt, bei Unfällen dem Aufprall nicht standgehalten haben. Was nun? Kann der Verarbeiter nicht nachweisen, dass er genau nach den Vorgaben produziert hat, bekommt er erhebliche Probleme. „Der Verarbeiter muss deshalb in der Lage sein, jeden Produkti-onsschritt doku-mentieren zu kön-nen“, kennt Harald Klapf, Vertriebsleiter bei Piovan Deutsch-land, die Anforderungen der Verarbeiter.

So greifen immer häufiger Verarbeiter zu Software-Lösungen, die ihre Produk-tion überwachen und kontrollieren kön-nen. Über diese Überwachungssoftware haben die verantwortlichen Mitarbeiter von ihrem Arbeitsplatz aus Zugriff auf

entfernte Prozessanlagen. Sie können Einstellungen von Parametern vorneh-men, den Betrieb steuern und 24 Stun-den am Tag die Fertigung protokollieren.

24-Stunden-Überwachung In dieser 24-Stunden-Protokollierung sieht Klapf einen Bedarf, der von den Verarbeitern immer häufiger gefordert

wird: „So lassen sich über Kurvendiagram-me die Prozesse auf-zeichnen, und bei-spielsweise noch Jahre später kann man nach-schauen, ob die vor-geschriebene Trock-

nungstemperatur bei dem Kunststoffgra-nulat an einem bestimmten Tag, zu einer bestimmten Uhrzeit auch eingehalten wurde.“

Der Wunsch der Verarbeiter nach ei-ner Online-Prozessüberwachung kommt meist bei der Planung der Produktion.

„Kommen die Verarbeiter auf uns zu, und fragen nach zentralen Trockner-, Förder- und Dosieranlagen für die Spritz-gießfertigung oder für die Extrusion, fra-gen sie auch immer häufiger nach dieser Möglichkeit“, so Klapf. Um diesen Bedarf zu decken, hat der Peripherie-Geräteher-steller eine Standard-Visualisierungssoft-ware entwickelt – Win-Factory. Damit können auch alle Geräte wie Trockner oder Dosierer miteinander verknüpft werden, um auf diese Weise aus Stand-Alone-Anlagen komplette Produktions-linien zu schaffen.

Modular erweiterbar Da auch immer mehr kleine Unterneh-men die Vorteile dieser Software-Syste-me erkennen und diese auch nutzen möchten, ist diese Software modular er-weiterbar. „Der Verarbeiter erhält ein Standardprodukt und kann bei Bedarf seine Anlage einfach aufrüsten“, so Klapf. Mit dieser Standardisierung kann

Auf dem Hauptbildschirm ist alles dargestellt: Steuerung von Lagerung, Trocknung, Dosierung, Versorgung und Produktion.

Die Software ermöglicht die Überwachung und Eingabe aller Prozess-parameter der Geräte; die Benutzer-Schnittstelle ist intuitiv.

PRODUKTION

40 Plastverarbeiter · September 2008

„Mit wenig Personal lässt sich die komplette Fertigung überwachen.“ Harald Klapf, Piovan Deutschland

Page 2: ALLES IM BLICK - plastverarbeiter.de · Ein anderes Modul sorgt dafür, dass die Prozentanteile bei der Rezeptur für die einzelnen Stationen eingestellt und überwacht werden. Beim

der Verarbeiter seine Grafikschnittstelle individuell gestalten, was die Bedienung vereinfachen soll.

Bei den Modulen handelt es sich um Maschinen- und Verwaltungsmodule. Die Maschinenmodule sind Grafik-schnittstellen, über die der Bediener von einem PC-Arbeitsplatz auf die einzelnen Geräte zugreifen und nach der Einstel-lung der Arbeitsparameter den Betriebs-zustand jedes einzelnen Gerätes abfra-gen kann. Zu den verfügbaren Maschi-nenmodulen gehören Lagerung, Förde-rung, Dosierung und Trocknung. Die Verwaltungsmodule berechnen die Be-triebsparameter und liefern Hinweise für die Steuerung der Produktion mit Aussa-gen wie Analyse der Fertigungslose, Ana-lyse der Materialvorräte, Analyse der Produktivität, Wartungsarbeiten und Rückverfolgbarkeit der Produkte.

Bei der Rückverfolgbarkeit werden in einer Historie alle Vorgänge und Ände-rungen an der Anlage aufgezeichnet, auch alle mit der Zeit aufgelaufenen Alar-me. So wird beispielsweise die Änderung des Setpoint eines Trichters in diesem Modul aufgenommen, und zwar nicht nur die Anforderung des Bedieners, son-dern vor allem das Feedback, das heißt, die Rückmeldung der Maschine. Das dient als Beweis dafür, dass die Maschine tatsächlich das ausgeführt hat, was ange-zeigt wurde.

Ein anderes Modul sorgt dafür, dass die Prozentanteile bei der Rezeptur für die einzelnen Stationen eingestellt und überwacht werden. Beim gravimetri-

schen Dosierer kann die Rezeptur aus ei-ner zentralen Datenbank des Systems ausgelesen und an die Maschine gesen-det werden. Es ist auch möglich, eine lo-kale Rezeptur über die Steuerung der Maschine einzugeben und im zentralen Archiv der Software abzuspeichern, um sie dann an andere Dosierer zu verteilen.

Die Rezeptur wird gespeichert und be-kommt den Namen oder die Artikelnum-mer zusammen mit den benötigten Ma-terialien in entsprechender Dosierung.

Verhalten aller Betriebsparameter reproduzierbar Über die Grafikschnittstelle des Trockners lässt sich die Temperatur der Molekular-siebtürme, die Anzahl der Regenerati-onszyklen und die Restzeit bis zum Errei-chen der kompletten Regenerierung aus-lesen, es können außerdem die Tau-punktschwellen gelesen und eingegeben werden; die Start- und Stopp-Ansteue-rung der Maschine erfolgt über Timer. Das Verhalten aller Betriebsparameter muss reproduzierbar sein. Das Monito-ring kann sowohl online als auch offline

erfolgen, es kann aber auch im Falle von Trocknungsproblemen eine Historie abgespeichert werden. Alle Parameter werden grafisch ange-zeigt. Die Kurven zeigen die Trock-

nungsqualität des Produktes. Wird der Taupunkt zum Beispiel auf einem guten Niveau gehalten, bedeutet dies, dass der Prozess korrekt durchgeführt wurde. „So lässt sich mit einer Online-Prozessüber-wachung mit wenig Personal die kom-plette Fertigung überwachen“, sagt Klapf. Auf die Frage, wohin sich diese Systeme entwickeln werden, antwortet er: „Ich könnte mir vorstellen, dass in Zu-kunft noch mehr Transparenz in der Pro-duktion gefordert sein wird. Zukünftig werden bestimmt auch noch mehr Para-meter gemessen werden können, bei-spielsweise Umgebungsbedingungen wie Luftfeuchtigkeit.“ Klaus Schöffler

KONTAKT Harald Klapf, Vertriebsleiter, Piovan, Deutschland, Garching, [email protected], Halle A7, Stand 7102

ERHÖHTE MARKTCHANCEN Rund um die Uhr überwacht Mit der Software zur Online-Prozesskon-trolle lässt sich die komplette Fertigung überwachen und kontrollieren. Der Ver-arbeiter hat damit von seinem Arbeitsplatz aus Zugriff auf seine Prozessanlagen. Die Software enthält ein Modul, mit dem sich die Fertigung 24 Stunden am Tag protokol-lieren lässt. Dabei wird über Kurvendia-gramme der Prozess aufgezeichnet. So kann der Prozess über Jahre dokumentiert wer-den. Weiterhin lassen sich Stand-Alone-An-lagen zu kompletten Produktionslinien ver-knüpfen. Die Software ist modular auf-gebaut: Der Verarbeiter kann je nach Bedarf das System jederzeit aufrüsten.

Plastverarbeiter · September 2008 41

Das Rückverfolgungsmodul der Produktionsaufträge erstellt die vollständigen Berichte für das hergestellte Endgemisch, den Materialverbrauch, das Start- und Enddatum, sowie zu eventuell in der Fertigungsstraße während eines spezifischen Produktionsloses aufgetretene Alarme.

Der gravimetrische Dosierer ist mit der Software zur Verwaltung der Produktionslose

verbunden.