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SwiSS CheeSe awardS Die Swiss Cheese Awards in Rapperswil am Zürisee waren eine eindrucksvolle Demonstration des Schweizer Käse- handwerks es riecht ein bisschen nach Käse an jenem kühlen Oktober- donnerstag vor der großen halle im schweizerischen rapperswil- Jona am Zürichsee. als sich die Türen dann öffnen, drängen zahlreiche Menschen hinein, neugierig, was sie in dem rie- sigen raum erwartet. dort lie- gen auf Tischen, fein säuberlich aufgereiht, durchnummeriert und beschriftet, 817 Käse in 28 verschiedenen Kategorien. Swiss Cheese Awards heißt die dreitägige Veranstaltung in der berühmten rosenstadt, auf der sich vornehmlich kleine und mittlere Käsereien mit ihren Pro- dukten um die zu vergebenden auszeichnungen bewerben. 125 Juroren nehmen die Kreationen eingehend unter die Lupe, ur- teilen über Farbe, Geschmack, Konsistenz und den optischen eindruck. die Jury-Mitglieder werden in Gruppen aufgeteilt, jedes Team hat an jenem Nach- mittag etwa 30 Proben zu begut- achten. augenblicklich ist unter den Testern die Leidenschaft für Käse zu spüren. denn die mei- Alles Käse an drei Tagen sten unter ihnen betreiben selbst Käsereien, sind Käsehändler und haben sonst geschäftlich mit Käse zu tun, auch Fachjourna- listen aus der Schweiz und ihren Nachbarländern gehören zum Kreis der Juroren. einer, der diese große Lei- denschaft für Käse teilt, ist Jac- ques Gygax, direktor von From- arte, dachverband der gewerb- lichen Käsereien in der Schweiz und ausrichter von Swiss Cheese Awards. er ist erkennbar stolz auf die gigantische Zahl von 817 Käseprodukten, die sich in rap- perswil dem wettbewerb stellen. „Schon die Swiss Cheese Awards vor zwei Jahren in Bellinzona mit gut 700 Käsekreationen waren ein Bombenerfolg“, resümiert er, „deshalb wäre ich dieses Jahr schon über 600 anmeldungen froh gewesen. dass es am ende so ungeheuer viele werden, er- füllt mich mit besonderer Freude und sagt eine Menge aus über die Schweiz als ein Land großer Käsemeister.“ Noch heute ein wichtiger Wirtschaftsfaktor Tatsächlich kann die Schweiz auf dem Sektor der Käseherstel- lung auf eine 1.000jährige Tradi- tion verweisen. So wurde schon im Jahr 1115 in aufzeichnungen eines Klosters die herstellung 32 MaGaZiN 5 2014

Alles Käse an drei Tagen - · PDF fileDroz hat die strengen Tester mit seinem Gru- ... marte-direktor Jacques Gygax, „alle Käsereien erhalten nach den Meisterschaften eine detaillierte

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Die Swiss Cheese Awards in Rapperswilam Zürisee waren eine eindrucksvolle Demonstration des Schweizer Käse-handwerks

es riecht ein bisschen nach Käse an jenem kühlen Oktober-donnerstag vor der großen halle im schweizerischen rapperswil-Jona am Zürichsee. als sich die Türen dann öffnen, drängen zahlreiche Menschen hinein, neugierig, was sie in dem rie-sigen raum erwartet. dort lie-gen auf Tischen, fein säuberlich aufgereiht, durchnummeriert und beschriftet, 817 Käse in 28 verschiedenen Kategorien. Swiss Cheese Awards heißt die dreitägige Veranstaltung in der berühmten rosenstadt, auf der sich vornehmlich kleine und mittlere Käsereien mit ihren Pro-dukten um die zu vergebenden auszeichnungen bewerben. 125 Juroren nehmen die Kreationen eingehend unter die Lupe, ur-teilen über Farbe, Geschmack, Konsistenz und den optischen eindruck. die Jury-Mitglieder werden in Gruppen aufgeteilt, jedes Team hat an jenem Nach-mittag etwa 30 Proben zu begut-achten. augenblicklich ist unter den Testern die Leidenschaft für Käse zu spüren. denn die mei-

Alles Käse an

drei Tagen

sten unter ihnen betreiben selbst Käsereien, sind Käsehändler und haben sonst geschäftlich mit Käse zu tun, auch Fachjourna-listen aus der Schweiz und ihren Nachbarländern gehören zum Kreis der Juroren.

einer, der diese große Lei-denschaft für Käse teilt, ist Jac-ques Gygax, direktor von From-arte, dachverband der gewerb-lichen Käsereien in der Schweiz und ausrichter von Swiss Cheese Awards. er ist erkennbar stolz auf die gigantische Zahl von 817 Käseprodukten, die sich in rap-perswil dem wettbewerb stellen. „Schon die Swiss Cheese Awards vor zwei Jahren in Bellinzona mit

gut 700 Käsekreationen waren ein Bombenerfolg“, resümiert er, „deshalb wäre ich dieses Jahr schon über 600 anmeldungen froh gewesen. dass es am ende so ungeheuer viele werden, er-füllt mich mit besonderer Freude und sagt eine Menge aus über die Schweiz als ein Land großer Käsemeister.“

Noch heute ein wichtigerWirtschaftsfaktor

Tatsächlich kann die Schweiz auf dem Sektor der Käseherstel-lung auf eine 1.000jährige Tradi-tion verweisen. So wurde schon im Jahr 1115 in aufzeichnungen eines Klosters die herstellung

32 MaGaZiN 5 2014

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von Le Gruyère erwähnt. Vom Mittelalter bis in die Neuzeit war der wirtschaftliche erfolg etlicher regionen in der Schweiz fast ausschließlich vom absatz ihrer Käseprodukte abhängig. Käse-reien in rand- und Bergregionen sind noch heute ein wichtiger

wirtschaftsfaktor. Mit dem Pro-dukt Käse gelingt es, werte wie Tradition, handwerk und Natür-lichkeit in die Städte zu tragen. „Käse ist ein Kulturgut“, betont Hans Aschwanden, Präsident von Fromarte, zum auftakt von Swiss Cheese Awards. „Käse trägt zur identifikation ganzer regionen, ja, des ganzen Landes bei. Käse löst emotionen aus wie kaum ein anderes Lebensmittel und ist in den Köpfen der Men-schen auch außerhalb unserer Grenzen ein Synonym für die Schweiz.“

Schnuppern, gucken, kosten – die 125 Juroren in rapperswil haben an jenem Nachmittag ihr Bestes gegeben und 28 Käsepro-dukte für die endausscheidung herausgefiltert. die findet tags drauf statt. dann hat die Super-jury die Qual der wahl und muss den Swiss Champion küren, den besten Käse des Landes. Span-

nend wird´s am Zürichsee. wer erhascht die begehrte Trophäe? Und dann steht er fest, der Sie-ger: er heißt Jean-Marie Droz vom Bildungszentrum für haus-wirtschaft, Milch- und Lebens-mitteltechnologie in Posieux im Kanton Freiburg. Droz hat die

strengen Tester mit seinem Gru-yère AOP überzeugt.

Sind sie jetzt betrübt oder verärgert – all die Käseprodu-zenten, die mit ihren Kreationen nicht in die engere wahl um

tersten winkel und auf die höch-sten Gipfel des Landes hinaus.“ dank der klimatischen und to-pographischen Bedingungen der Voralpen und des Juras mit den sehr hohen Niederschlags-mengen und dem üppigen Gras-

den Champion gekommen sind? „Keineswegs“, versichert Fro-marte-direktor Jacques Gygax, „alle Käsereien erhalten nach den Meisterschaften eine detaillierte rangliste und die Punktwertung ihrer eigenen Sorten. damit kön-nen sie sich mit der Konkurrenz vergleichen und ihre Produktion in einigen Bereichen möglicher-weise verändern zugunsten einer noch besseren Qualität.“

außerdem, fügt Gygax hin-zu, ist jeder Käse bei dem wett-bewerb am Zürichsee ohnehin von höchster Güte. die Unter-nehmer nutzen die Veranstal-tung nebenbei als Plattform für einen Gedankenaustausch, für Fachgespräche über das eine, was sie am meisten beschäftigt: den Käse. dafür lohnt sich auch eine Teilnahme, ohne einen Preis zu erhaschen.

Gute Zusammenarbeitzwischen Bauern und Verarbeitungsbetrieben

„das Leben in der Schwei-zer Käsebranche pulsiert“, sagt Gygax, „und geht bis in die hin-

wuchs haben sich in diesen regi-onen die Viehhaltung und damit die Milchwirtschaft etabliert. die bekanntesten Schweizer Käse-sorten wie Appenzeller, Gruyère, Emmentaler, Sbrinz und Tete de Moine stammen aus diesen Gebieten. „Käsereien“, betont Fromarte-Präsident Hans Asch-wanden, „bieten neben ihren hervorragenden erzeugnissen arbeits- und ausbildungsplätze an und ermöglichen den loka-len Milchproduzenten eine gute wertschöpfung.“ Tatsächlich ist Käse ein Vorzeigeprodukt der Schweizer Land- und ernäh-rungswirtschaft, ein Beispiel für die gute Zusammenarbeit zwi-schen den Bauern und den Verar-beitungsbetrieben. Nur aus die-ser engen Kooperation entsteht ein hervorragendes Produkt. allein aus bester Milch können die Käsereien ihre hochwertigen Kreationen fertigen. „dafür“, betont Bernhard Lehmann, di-rektor am Bundesamt für Land-wirtschaft in Bern, „setzen beide Seiten ihr gesamtes Können ein. was wäre der Landwirt ohne den Käser und umgekehrt?“

dies macht in rapperswil bei den Swiss Cheese Awards auf eindrucksvolle weise der Käse-markt deutlich. 40 Käsereien aus allen Teilen der Schweiz ze-lebrieren direkt am Seequai der

Bild oben: FNG-Verleger Dr. Claus-Jörg Harnisch war als Juror mit dabei und konnte sogar den Sie-gerkäse mitbestimmen.

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Page 3: Alles Käse an drei Tagen - · PDF fileDroz hat die strengen Tester mit seinem Gru- ... marte-direktor Jacques Gygax, „alle Käsereien erhalten nach den Meisterschaften eine detaillierte

wunderschönen Stadt ihre regio-nalen Spitzenerzeugnisse. Mehr als 25.000 Menschen besuchen den Markt an diesen drei Tagen des events.

Ziel des Käsemarktes ist es, den Konsumenten den Mehrwert und den Kaufnutzen regionaler Schweizer Käsespezialitäten zu vermitteln. So können die weltweit einmalige Schweizer Käsevielfalt und die damit ver-bundenen Sympathie-elemente gefördert werden, heißt es bei Fromarte. Bedeutet im Klartext: durch solche Veranstaltungen wie Swiss Cheese Awards kann Käse als Kulturgut der Schweiz verankert und gefördert werden.Solch ein image überträgt sich auch auf deutschland. hier-zulande rangiert Käse aus der Schweiz auf der Beliebtheitsskala an dritter Stelle.

Besonders stark gefragt ist der Appenzeller. warum Käse aus der Schweiz bei uns so viel anklang fi ndet, liegt auf der hand: die Kreationen sind zu 100 Prozent schweizerisch. Bei

all den unterschiedlichen Sorten kann der Verbraucher sicher sein, sie werden nur aus Schweizer Milch und in einem begrenzten Produktionsgebiet hergestellt.

die Milch wird maximal 20 Kilometer weit transportiert. wo sonst gibt es derartig kur-ze Transportwege? „es gibt bei uns den schönen Spruch“, sagt ein älterer Käsereibetreiber auf den Swiss Cheese Awards in

rapperswil in der halle mit den 817 Käsepräsentationen, „der die ganze wahrheit enthält: aus guter Milch können Sie guten und schlechten Käse machen. aber aus schlechter Milch wird ihnen nie ein guter Käse gelin-gen. deshalb muss bei uns in der Schweiz vom Gras bis hinein ins regal alles genau passen.“

Und dann ist da noch die Nacht der Schweizer Käser am Zürich-

see, eine ideale Plattform, um sich mit Gästen aus der Käse-branche auszutauschen. das Buffet wird gestaltet von jenen 28 Käsemeistern, die es in die endausscheidung um den Cham-pion geschafft haben. eine hoch-professionell gestaltete und ge-lungene Veranstaltung, die Swiss Cheese Awards 2014.

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SwiSS CheeSe award 2014/15