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1 Allgemeine Psychologie I WS 11/12 EINLEITUNG Drei Phasen des Lernens: Enkodierung, Konsolidierung und Abruf müssen funktionieren, damit Lernen möglich ist. Methoden der kognitiven Neurowissenschaften: - Computersimulationen (Neural networks) - Experimentelle Tierforschung - Kognitive Neuropsychologie: Untersuchung von Menschen, die fokale neurologische Läsionen erlitten haben - Funktionelle Bildgebungsmethoden (functional brain imaging) EEG MEG -> Messung der Gehirnaktivität durch elektrische/elektromagnetische Felder PET/SPECT & MRT (fMRT) TMS -> Inteferenztechnik (über Magnetfelder) -> Entladung von Neuronen im Kortex -> direkter Eingriff in Hirnfunktionen -> Messen zeitlich gut aber räumlich schlecht -> Messen räumlich gut aber zeitlich schlecht -> Gefährlich ?! Neurophysiologie des Gedächtnisses: 1. Theorien über Gedächtnis in den 40er Jahren -> 1. Überprüfungen in den 60er Jahren mittels Elektroden Nach Hebb: - Sensorische Infos werden auf zellulärer Ebene repräsentiert (mHv Sensoren) - Reize werden kopiert -> Reiz zirkuliert in einem Kreislauf, obwohl äußerlich schon nicht mehr vorhanden -> Mechanismus erhält Informationen kurzzeitig aufrecht -> Gedächtnis! HEBBSCHE SYNAPSE/HEBBSCHE REGEL: (Beispiel: klassische Konditionierung) Zunächst stärkere, direkte Reizweiterleitung des linken präsynaptischen Neurons (obere kann nur weiterleiten bei simultaner Aktivierung) Dann: bei mehrmaliger Aktivierung beider stärkt sich die einst schwächere Synapse -> Reize werden assoziiert (zB Glock/Futter -> Sabber)

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Allgemeine Psychologie I WS 11/12 EINLEITUNG

Drei Phasen des Lernens: Enkodierung, Konsolidierung und Abruf müssen funktionieren, damit

Lernen möglich ist.

Methoden der kognitiven Neurowissenschaften: - Computersimulationen (Neural networks)

- Experimentelle Tierforschung

- Kognitive Neuropsychologie: Untersuchung von Menschen, die fokale neurologische

Läsionen erlitten haben

- Funktionelle Bildgebungsmethoden (functional brain imaging)

EEG MEG -> Messung der Gehirnaktivität durch elektrische/elektromagnetische Felder

PET/SPECT & MRT (fMRT) TMS -> Inteferenztechnik (über Magnetfelder) -> Entladung von Neuronen im Kortex -> direkter Eingriff in Hirnfunktionen

-> Messen zeitlich gut aber räumlich schlecht

-> Messen räumlich gut aber zeitlich schlecht

-> Gefährlich ?!

Neurophysiologie des Gedächtnisses: 1. Theorien über Gedächtnis in den 40er Jahren -> 1. Überprüfungen in den 60er Jahren mittels

Elektroden

Nach Hebb:

- Sensorische Infos werden auf zellulärer Ebene repräsentiert (mHv Sensoren)

- Reize werden kopiert -> Reiz zirkuliert in einem Kreislauf, obwohl äußerlich schon nicht mehr

vorhanden -> Mechanismus erhält Informationen kurzzeitig aufrecht -> Gedächtnis!

HEBBSCHE SYNAPSE/HEBBSCHE REGEL:

(Beispiel: klassische Konditionierung)

Zunächst stärkere, direkte Reizweiterleitung

des linken präsynaptischen Neurons (obere

kann nur weiterleiten bei simultaner

Aktivierung)

Dann: bei mehrmaliger Aktivierung beider

stärkt sich die einst schwächere Synapse ->

Reize werden assoziiert (zB Glock/Futter ->

Sabber)

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Evidenz durch Eric Kandel (Nobelpreis 2000) anhand Aplysia (hat simplen Aufbau und riesige Zellen)

– zB auch Habituation

Metagedächtnis= Selbsteinschätzung des Gedächtnisses <-> tatsächliches Gedächtnis

Rahmenbedingungen für Gedächtnissysteme: - Mehrere sensorische Kanäle (auditiv, visuell, taktil etc) -> Info muss aufeinander bezogen

werden -> Benötigung einer elementaren Gedächtnisform

- Wissen über Welt & Regelmäßigkeiten: Semantisches Gedächtnis

- Verhalten/soziale Interaktionen erfordern Langzeitgedächtnis (episodisches Gedächtnis)

- -> Gedächtnissystem muss in der Lage sein Informationen zu erfassen, zu speichern und

abzurufen

Gedächtnis -> Verschiedene gedächtnissysteme -> „modales Modell des Gedächtnisses“ nach

ATKINSON & SHIFFRIN (1986) – SYSTEMORIENTIERTES MODELL:

GEDÄCHTNISTHEORIEN:

Strukturtheoretische Theorien (Tulving/baddeley/schacter)

Prozessorientierte Theorien

Unterschiedliche Gedächtnissysteme für unterschiedliche Arten des Gedächtnisses: episodisch/semantisch/prozedural (implizit - priming etc)/deklarativ (explizit)

Unterschiedliche Prozesse für Erinnern – 3 Phasen: Enkodierung -> Konsolidierung -> Abruf

SENSORISCHER SPEICHER: („Ultrakurzzeitgedächtnis“)

Visuell („iconic trace“) ->Visuelle Persistenz (Nachbild)

Akustisch („echoic“) taktil

Kortikal (zB Muster) -> im Kortec

Retinal (zB hell-dunkel) -> auf Netzhaut

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EXPERIMENTELLE EVIDENZ:

Messversuche des visuellen sensorischen Speichers durch ANDREAS VON SEGNER ( UM 1740):

Rotierendes Kohlenstück beschreibt leuchtenden Kreis ab bestimmter Rotationsgeschwindigkeit ->

geschätzte Zeitdauer der ikonischen Gedächtnisspur ca 0.1 s

Exp: GEORGE SPERLING -> Probanden werden für 1/20 sek Buchstaben gezeigt -> 4-5 können

wiedergegeben werden.

Wenn mit auditivem Hinweisreiz (hoher – mittlerer – tiefer Ton) eine bestimmte Reihe

wiedergegeben werden soll, können die 3-4 Buchstaben in dieser Reihe korrekt wiedergegeben

werden. Dabei ist die Zeitdauer zw Matrix und Ton entscheidend: Länger -> schlechteres Ergebnis ->

Erhöhung der Merkfähigkeit von Buchstaben durch „echoisches“ Gedächtnis

Vorher und nachher heller Bildschirm gezeigt (Maskierung) -> bei dunkleren Bildschirmen ist Zerfall

des retinalen Nachbildes langsamer/ bei hellen Bildschirmen gibt es kein retinales Nachbild.

- 1. Komponente: Trägheit der photochemischen retinalen Prozesse bei starken Kontrasten mit

hellem Stimulus = starke Nachbilder (Alltag: in die Sonne schauen)

- 2. Komponente: Sensibilität für Muster des visuellen Kortex: Formerkennung

- 3. Visuelle Maskierung (Breitmeier)

Experiment: Getrennte Präsentation entweder visueller oder akustischer Items, danach Wiedergabe:

-> Wie ein Nachhallen (=Echo), umfasst maximal 2-3 Items, kann durch nachträgliche Instruktionen

bereits verschwinden -> Visuelle information wird schlechter gespeichert als auditive Information ->

Unterschied vermutlich auf sensorisches Gedächtnis zurückzuführen („echoic memory“)

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Subitizing > 7 >

Schätzung

I KURZZEITGEDÄCHTNIS

Def: System für die temporäre Speicherung und Manipulation einer begrenzten Anzahl von

Informationen. -> „Subjektives Jetzt“ (ca 30 s) bildet Bewusstseinsspanne.

Magische Zahl 7 (+/- 2) nach George A. Miller:

ca 7 simultan präsentierte Items bilden die Kapazität der unmittelbaren Merkspanne (dh Anzahl der

simultan präsentierten Items ist begrenzt.) -> Messverfahren für mentale Kapazität: klassisch: digit

span (Jacobs, 1887)/ oder: schnelles Beurteilen von Anzahlen, 1-200 Punkte

gezeigt, VPN können sich nur 5/6 Punkte fehlerfrei merken

Kapazität kann durch MEMOTECHNIKEN erweitert werden:

o Chunking: Gruppierung (zB 6789453 -> 678 94 53) -> Anzahl der Chunks wichtig (im Alltag:

Rhythmus/Reime)

o Rehearsal: innere Wiederholung

Mehr Vergessen durch kognitive Zusatzaufgabe (verhindert Rehearsal): BROWN-PETERSON-AUFGABE:

Drei Konsonanten (=Triplet) merken, von einer Zahl vier mal 3 subtrahieren, Wiedergabe des Triplets:

Rehearsal wurde verhindert (Gedächtnisspur verblasst schnell) -> proaktive Interferenz

(außerdem nach mehreren präsentierten Triplets dramatischer Fehler = Wellengedächtnisfehler)

Proaktive Interferenz: Beeinflussung bzw Überlagerung von neu erworbenen

Gedächtnisinhalten durch früher Gelerntes -> spätere Inhalte behindern frühere.

EXPERIMENT: DREI TIERITEMS LERNEN, RECHENAUFGABE, TIERE WIEDERGEBEN -> Nach KATEGORIEWECHSEL

(drei Obstitems) wird proaktive Interferenz aufgehoben: Kategoriewechsel entlastet Interferenz.

(Alltag: Nachrichtenmeldungen: Nach drei ähnlichen Gedächtnisleistung gesteigert für vierte

Meldung).

Serielle Positionseffekte: (Evidenz bei freiem (nicht seriellen) Abruf der Items) -> Leistung ist

abhängig von serieller Position der Items.

Primacy-Effekt Recency-Effekt

Abruf für erste Items besser -> Beruht vor Allem auf LZG

Abruf für letzte Items besser -> Beruht vor Allem auf KZG (verschwindet bei LZG, je länger die Pause bis zur Wdh)

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EXPERIMENTELLE EVIDENZ: POSTMAN UND PHILIPS (1965): Lernen von Listen mit 10,20 oder 30

Wörtern: bei sofortiger Wiedergabe Primacy- und Recency-Effekt, nach 15-30 Sek nur Primacy-Effekt.

Langzeit- und Kurzzeitgedächtnis beruhen auf unterschiedlichen Systemen: LZG KZG

Neurologische Befunde: Läisionen im Temporallappen und in tiefer liegenden Strukturen.

Läisionen in der linken Hemisphäre

Amnestische Patienten: Amnesie Intakte Zahlenmerkspanne, intakter Recency-Effekt, normale Effekte n Brown-Peterson-Aufgabe

Andere Patienten: Intaktes LZG Verbal gestörtes KZG (zB reduzierte Zahlenmerkspanne)

Kodierung: Semantische Merkmale (Bedeutung)

Phonologische Merkmale (Schrift/Klang)

Abruf: Bei semantischer Ähnlichkeit schlecht (vA bei verhindertem Rehearsal)

Bei phonologischer Ähnlichkeit schlecht

-> VERSUCH VON BADDELEY (1966): phonologisch ähnlich/distinkt vs. semantisch ähnlich/distinkt

o Wiedergabe gleich -> Phonologisch ähnliche am Schlechtesten

o Wiedergabe nach 20 Minuten bzw. Wiedergabe ohne Rehearsal -> Semantisch ähnliche

am Schlechtesten

Verarbeitungstiefe / Levels of Processing: Zunächst Annahme: Lernen hängt von Verweildauer im KZG ab -> aber eigentlich ist normales Lernen

trotz gestörtem KZG möglich!

Craick & Lockheart (1972): Übertragung eines Items von KZG ins LZG hängt von dessen

Verarbeitungstiefe ab, die durch gleichzeitige Aufgabe modifizierbar ist:

Semantische Aufgabe Orthographische Aufgabe

Deep Encoding Shallow Encoding

zB belebtes vs. unbelebtes Objekt zB beinhaltet Wort Buchstabe X?

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II ARBEITSGEDÄCHTNIS

Def: System zur temporären Speicherung und Manipulation einer begrenzten Anzahl an

Informationen. Nützlich um zB komplex gesprochene Sätze zu verstehen oder für Kopfrechnen.

Patienten mit einer Störung des KZG können trotzdem gut im Alltag klarkommen dank des

Arbeitsgedächtnisses.

BADDELEY & HITCH (1974): Aufgabe des schlussfolgernden Denkens: Beantwortung von Sätzen +

gleichzeitiges Merken von Items -> erhöhte Gedächtnisleistung wird gefordert, Merkspanne

ausgelastet.

-> Wenige Fehler in beiden Aufgaben: KZG ist Teil des schlussfolgernden Denkens, spielt aber keine

Rolle bei Kapazität.

Zwei Möglichkeiten:

Das Arbeitsgedächtnismodell nach Baddeley:

Arbeitsgedächtnismodell hat KZG

abgelöst: Arbeitsgedächtnis und KZG

sind im Prinzip ähnlich/gleich – nur

unterschiedliche Modelle.

KZG ist Teil des Systems für

schlussfolgerndes Denken – beide

Systeme überlappen.

Visuo-spatial

sketchpad

Phonologische

Schleife Zentrale

Exekutive

Episodischer

Puffer

Visuo-spatial

sketchpad

Phonologische

Schleife

Zentrale

Exekutive

Visuell/ Semantisches | episodisches LZG | Sprache

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Episodischer Puffer: System, dass Infos aus mehreren Quellen integriert, verbindet Infos im

Bewusstsein, erhält Episioden über Raum, Zeit und Distanzen. (Wurde im späteren Modell

hinzugefügt)

Zentrale Exekutive: Aufmerksamkeitssystem mit begrenzter Kapazität, Koordinationssystem ->

kontrolliert phonologische Schleife und visuo-spatial Notizblock, steht in Verbindung zum LZG, bisher

am wenigsten verstandene Komponente.

Visuo-spatial sketchpad: Arbeitsspeicher für das Erinnern visueller Informationen (experimentelle

Evidenz: Würfelfalten, Abgleich geometrischer Würfelfiguren, visuelle Vorstellung von Buchstaben)

Phonologische Schleife: Arbeitsspeicher für gesprochenes Material

Evidenz für die phonologische Schleife (einem Arbeitsspeicher für

gesprochenes Material): - PHONOLOGISCHER ÄHNLICHKEITSEFFEKT: phonologisch ähnliche Items eher mit Fehlern

behaftet (wg verwechselt) bzw. schwieriger zu erinnern als phonologisch unterschiedliche

Items (F -> S, B -> G etc) (BADDELEY 1966) / CONRUD & HULL (1964): Zahleneinprägung

akustisch von gelesener Zahlenreihe: systematische Fehler: Ersetzen der Buchstaben durch

akustisch ähnliche -> Buchstaben eher akustisch statt visuell kodiert (keine fehler bei visuell

ähnlichen zB Q->O)

- IRRELEVANTER SPRACHEFFEKT: Präsentation von irrelevanter, zu ignorierender gesprochener

Sprache beeinträchtigt das KZG für visuell präsentierte Ziffern. Effekt ist unabhängig davon,

ob die irrelevante Sprache bekannt oder unbekannt ist; irrelevante nichtsprachliche Stimuli

erzeugen ihn aber nicht. (SALAMÉ UND BADDELEY (1982, 1989); JONES (1994, 1995))

Annahme daher -> nur sprachliches Material kann in den phonologischen Speicher

gelangen.

- DER EFFEKT DER WORTLÄNGE AUF DIE GEDÄCHTNISSPANNE: Lange Worte -> kürzere

Gedächtnisspanne; kurze Worte -> längere Gedächtnisspanne (BADDELEY ET AL. 1975) weil

rehearsal länger dauert

- ARTIKULATORISCHE SUPPRESSION: eliminiert den phonologischen Ähnlichkeitseffekt bei

visueller Präsentation -> visuelles Material kann nicht in den phonologischen Speicher

transferiert werden + eliminiert den irrelevanten Spracheffekt -> zu merkende Sprache wird

nicht nur phonologisch verarbeitet, da inneres Wiederholen unterdrückt + eliminiert den

Effekt der Wortlänger auf die Gedächtnisspanne (wenn rehearsal verhindert wird (zB durch

artikulatorische Suppression („das, das,das,…“) kein Effekt -> dann werden auch kurze Worte

rasch vergessen.)

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Wenn Material nicht in phonologischen Speicher gelangt, wird es auch nicht von irrelevantem

Sprachmaterial gestört. (Kritik: phonologischer Ähnlichkeitseffekt und irrelevanter Spracheffekt

scheinen auf unterschiedlichen Mechanismen zu beruhen (Martin-Loeches, Schweinberger &

Sommer(1997))

Rolle der phonologischen Schleife: o Kapazität der phonologischen Schleife kann die Effizienz des Fremdsprachenerwerbs

vorhersagen: Patientin P.V. bzw Kinder mit verzögertem Spracherwerb haben oft eine stark

reduzierte verbale Gedächtnisspanne und sind besonders beeinträchtigt bei der Wdh. von

Pseudowörtern („nonwordrepetitiondeficit“)

o Baddeley hält die phonologische Schleife für eine entscheidende Komponente beim

Neusprachenerwerb.

ARBEITSGEDÄCHTNISSPANNE: Aufgabe: Lesen von einfachen Sätzen, am Ende soll letztes Wort des

Satzes reproduziert werden -> Leistung korreliert mit Leseverständnis/ Arbeitsgedächtnisspanne

korreliert hoch mit schlussfolgerndem Denken (evt. Intelligenz).

HIRNSCHÄDIGUNG: TIEFENDYSLEXIE (DEEPDYSLEXIA; COLTHEARTET ET AL. (1980)):

o Aussprechbare Pseudowörter können nicht mehr gelesen werden

o Große Probleme beim Lesen von abstrakten Wörtern („Hoffnung, Recht“…), aber geringere

Probleme bei konkreten, vorstellbaren Wörtern („Haus, Katze“…)

o Häufig werden „semantische Fehler“ gemacht durch unbewusste, implizite Assoziation

(„Währung -> Geld“) -> Wortverständnis ohne Phonologie möglich!

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III LANGZEITGEDÄCHTNIS

(nach Tulving)

Methoden zur Erforschung des Gedächtnisses: o Untersuchung neuropsychologischer Patienten (Welche Bereiche unabhängig voneinander

gestört?)

o Experimentelle und psychophysiologische Untersuchungen (impliziter vs. expliziter Abruf;

Einfluss von Priming; Manipulation von Variablen -> Einfluss auf bestimmte Leistungen)

o Tierexperimentelle Studien (Welche neuroanatomische Läsion bewirkt welchen Ausfall?)

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IV AMNESIE

Def: Selektives Defizit des expliziten LZG bei gleichzeitig erhaltenen kognitiven Fähigkeiten (zB

Intelligenz und Sprache). Kardinalstörung des LZG, Begriff heute Oberbegriff für Abgrenzung ggü

kognitiven Störungen.

Ursachen – Ätiologie: - Gehirnverletzungen (traumatische Hirnläsion, Anoxie (temporäre Sauerstoffunterversorgung

(zB bei Herzinfarkt))

- Ischämische Hirnschädigung (Schlaganfall -> Absterben der Zellverbände durch temporäre

Sauerstoff-Unterversorgung)

o Varriiert je nach betroffenem Areal, intaktes KZG und Intelligenz

- Chronische Alkoholintoxikation – Wernicke-Korsakoff-Syndrom

o Setzt auf einen Schlag ein: Zunächst akute Phase:Kognitives und Emotionales kurz gestört,

dann chronische Phase: vA anterograde, aber auch retrograde Amnesie + kognitive

Einschränkungen

- Infektiöse Erkrankungen(Encephalitis) des Gehirns (die Blut-Hirn-Schranke überwunden

haben)

o Einschränkungen in visueller Wahrnehmung, antero- und retrograde Amnesien

- Transiente amnesitische Störungen – Ursachen ungenau

o Amnestische Attacken, Anhalten einer Amnesie für meherer Stunden

- Psychogenese Amnesien: Gedächtnisdefizite ohne feststellbare organische Ursache (zB

neurologische Erkrankungen)

Formen:

Untersuchungsmethoden: Retrograde Amnesie Anterograde Amnesie

Generell schwierig -> Wie war ursprünglicher Gedächtnisinhalt?

o Abfrage von Ereignissen des öffentlichen Lebens, berühmter Gesichter, Familienereignisse

-> Retrospektiv durchgeführte Tests

o Freie Reproduktion (zB Wortlisten) o Paarassoziationslernen o Wiedererkennen (Ja/Nein-Test; Forced-Choice-

Test: Proband muss aus zwei vorgegebenen Antwortmöglichkeiten diejenige auswählen, die für ihn am ehesten zutrifft)

Anterograde („nach vorne

gerichtete“) Amnesie -> Störung

beim Erlernen neuer Informationen

Retrograd („nach hinten gerichtete“)

Amnesie -> Störung beim Erinnern

bereits abgespeicherter Information

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o Diagnostikbeispiele: Wechsler-Memory-Test (WMS) oder Rivermead Behavioral Memory Test (RBMT)

Der Patient H.M.: o Unterzog sich wegen schwerer lebensgefährlicher Amnesie 1953 einer Gehirnoperation

o Bilaterale Teile des medialen Temporallappens (Amygdala, 2/3 des Hippocampus, Gyrus

parahippocampalis) entfernt

o -> schwere anterograde Amnesie – teilweise retrograde Amnesie (erinnerte sich nicht an

den Tod eines geliebten Onkels, kennt aber berühmte Gesichter)

o Keine messbaren Störungen der Intelligenz, des KZG oder der Sprache

o HM leistete enormen Beitrag zur Gedächtnisforschung

Erkenntnisse durch H.M.: o Befunde, dass KZG und LZG unterschiedliche Systeme

o Erhaltene Gedächtnisbereiche bei Amnesie:

Fertigkeiten:

Priming:

Perzeptuell-motorische Fertigkeiten oft gut gelernt (Pursuit-Rotor-Aufgaben, Tracking-Aufgaben)

Amnesiepatienten zeigen ähnliche Primineffekte wie Kontrollprobanden. -> Werden indirekt getestet, kein expliziter Abruf vonnöten.

Denken und Problemlösen (Turm von Hanoi): HM war normal gut, andere nicht (aber evt auch allgemeines Defizit für diese Aufgabe, Test vor Amnesie nicht retrrospektiv durchführbar).

Amnestische Patienten haben bei implizitem keine, bei explizitem Abruf jedoch große Probleme!

STUDIE: THE INFORMATION THAT AMNESIC PATIENTS DO NOT FORGET – GRAF, SQUIRE, MANDLER (1984)

Verschiedene Aufgaben: Wortlisten merken und wiedergeben (explizit), Wortstamm “nach

Hinweiswort von vorher” ergänzen (explizit), Wortstamm „frei“ kompletieren (implizit, da vorher

passendes Wort gegeben)

Verschiedene Gruppen (+ jeweilige Kontrollgruppe): Wernicke-Korsakoff-Syndrom,

Gedächtnisprobleme aufgrund Schocktherapie wegen Depressionen, Anoxie

Zwei Verarbeitungen: Vokal - orthografisch -> oberflächlich vs. Bewertung – semantisch ->

tiefergehend

Ergebnisse: Sowohl bei orthografischer Verarbeitung (da KZG betreffend) als auch bei implizitem

Abruf (Freies Kompletieren eines Wortstammes – Priming) = Kontrollgruppe.

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-> Gedächtnisleistungen hängen von Art des Abrufes ab: Impliziter vs. expliziter Abruf! -> Implizites

Gedächtnis deutlich weniger beeinträchtigt, bei konventionellen Gedächtnistests (explizit) jedoch

starke Beeinträchtigung. Priming-Effekt ist von Amnesie nahezu unberührt.

EXPERIMENTELLE TRENNUNG VON PRIMING (IMPLIZITES GEDÄCHTNIS) UND EXPLIZITEM GEDÄCHTNIS

MÖGLICH?

o Semantische Verarbeitung beeinflusst explizites Gedächtnis, aber nicht Priming (da Priming

von Verarbeitungsphase unabhängig ist) – EVIDENZ VON JACOBY & DALLAS (1981)

o Annahme (Bruce, Burton, Johnston) „Priming erfordert bewusstes Erkennen des Primes“

Aber: Widerlegt durch Schweinberger (2001):

STUDIE: AUDITORISCHES PRIMING DURCH NICHT ERKANNTE STIMMEN – SCHWEINBERGER (2001):

o Präsentation von Stimmen – einige davon wurden in 2. Phase rückwärts vorgespielt -> kein

bewusstes Erkennen der Stimme ist mehr möglich. (VPn erkannten sie nur zufällig, nicht

bewusst)

o Stimmen wieder vorgespielt -> auch Stimmen aus der Rückwärtsbedingung wurden

wiedererkannt -> Priming ist unabhängig von explizitem Gedächtnis! (Bewusstsein ist nicht

an Priming beteiligt, da Priming-Effekt sich auch zeigt, wenn rückwärts abgespielte Stimmen

nicht das Bewusstsein erreichten)

STUDIE: NORMALES PRIMING BEI GLEICHZEITIG VERRINGERTEM EXPLIZITEM GEDÄCHTNIS FÜR NICHT BZW

WENIGER BETRACHTETE GESICHTER – JENKINS, BURTON, ELLIS (2002)

o Gesichter (= Prime) hinter Buchstaben: Nebenbei sollen Aufgaben zu Buchstaben gelöst

werden (high vs. low perceptual load -> mehr oder weniger Kapazität frei, um Prime zu

verarbeiten)

o Zwei verschiedene Tests:

Surprise Recognition Test Face Familarity Test

„Wessen berühmtes Bild wurde gesehen?“ -> bewusster Bezug auf Bild-> Explizites Gedächtnis

„Wurde ein unbekanntes oder berühmtes Gesicht gesehen?“ -> schnellere Reaktionszeit, wenn Gesicht als Prime gesehen wurde

High ungleich low load -> perceptual load Effekt beeinträchtigt explizites Gedächtnis!

High gleich low load -> Priming unbewusst, da kein perceptual load Effekt im impliziten Gedächtnis

STUDIE: IMPLIZITE GEDÄCHTNISLEISTUNGEN BERUHEN AUF UNTERSCHIEDLICHEN SYSTEMEN – BUTTERS, HENDEL,

SALOMON (1990) -> ES GIBT MEHR ALS EIN IMPLIZITES GEDÄCHTNIS!

Alzheimer Huntington Kontrollgruppe

Priming in freien Assoziationen

Beeinträchtigt normal Normal

Tracking Task (Schweibe verfolgen, perzeptuell

normal Beeinträchtigt Normal

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motorisches Gedächtnis)

Erklärungsansätze für Amnesie: I) PHASENORIENTIERTE ERKLÄRUNGSANSÄTZE (VON PHASEN ABGELEITET: KONSOLIDIERUNG –

ENKODIERUNG – ABRUF)

1) Konsolidierungstheorie:

- Historisch älteste Theorie - Amnesie als Defizit beim Übertragen von Infos aus dem KZG ins LZG -> würde dauerhaftes Abspeichern von Information unmöglich machen

Kritik: Retrograde Amnesie + Intaktes Lernen von Fähigkeiten kann nicht erklärt werden

Squire et al. nahmen an, dass der Verlauf der Konsolidierung langsam verläuft und Prozesse wie Reaktivierung und Elaboration umfasst -> Würde zwar H.M. erklären, ist aber nur eingeschränkt gültig: Erklärung zeitlich begrenzter retrograden Amnesie und nur für bestimmte Regionen: bilaterale Läsionen des Temporallappens.

2) Enkodierungstheorie:

Problem bei der Enkodierung (Darstellung der Info mHv neuronalen Codes) von Informationen -> erklärt Defizit im willentlichen, bewussten Erinnern

Kritik: Retrograde Amnesie nicht erklärt

- Keine semantische Enkodierung (-> wichtig für exlizites Erinnern) möglich – Craick und Lockheart - Jacoby (1983): Amnesie als Defizit beim „willentlichen Erinnern“ bei gleichzeitig intakter perzeptueller Verfügbarkeit (perceptual fluency) der gelernten Items.

3) Abruftheorie:

Probleme beim Abruf der Informationen

Kritik: Die anterograde Amnesie müsste demnach genauso groß wie die retrograde sein -> keine generelle Erklärung

Störungen des Abrufs können eher zu retrograden Amnesien beitragen

II) BEREICHSORIENTIERTE/STRUKTURELLE ERKLÄRUNGSANSÄTZE (WAS IST GESTÖRT, WAS IST

GESUND?)

1) Amnesie als Störung des episodischen (Ereigniswissen, persönliche Erfahrungen)

bei erhaltenem semantischen (Faktenwissen) Gedächtnis

Patienten haben oft erhaltenes semantisches

Kritik: - semantisches Wissen wurde meist vor der Amnesie erworben

Problem: Semantisches und episodisches Gedächtnis sind ähnlich stark beeinträchtigt, auch der Neuerwerb von semantischem und

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(Fakten-) Wissen

- retrograde Amnesien öffentlicher Ereignisse können nicht erklärt werden - oft Probleme bei Neuerwerb neuer semantischer Informationen (Paarassoziationslernen) - Annahme, dass semantische Aufgaben generell leichter sind

episodischen Informationen ist gleichermaßen beeinträchtigt! - Isolierte Störungen des semantische Gedächtnisses (Patientin L.B. -> Unterscheidung evt sinnvoll?)

2) Gedächtnis für Kontext (=Quellengedächtnis) vs. Gedächtnis für Fakten

Squire (1982): Patienten mit Wernicke-Korsakoff-Syndrom scheinen eine zusätzliche Beeinträchtigung des Gedächtnisses für zeitliche Abfolgen zu haben -> Reihenfolge-Problem

Janowsky et al. (1989): Quellenamnesie: Patienten mit Läisionen im Frontallappen erinnern genauso viele Fakten wie Kontrollprobanden, haben aber häufig die Quelle dieser Fakten vergessen. -> Quellen-Problem

3) Amnesie als Störung des expliziten/deklarativen bei erhaltenem

implizitem/prozeduralem Gedächtnis

Cohen und Squire (1980): Deklaratives Gedächtnis beinhaltet Wissen über Fakten und Ereignisse und ist dem Bewusstsein zugänglich (knowing that). Prozedurales Gedächtnis ist implizit (knowing how).

Graf & Schacter (1985): Verwenden die Begriffe explizites vs. implizites Gedächtnis als streng atheoretische Begriffe, die sich lediglich auf den Zustand des Gedächtnisses beim Abruf beziehen (Gedächtnis des epliziten, bewussten Abrufs vs. Gedächtnis ohne bewussten Abruf)

Semantisches Gedächtnis bei Amnesie: o Semantisches Wissen (Faktenwissen) ist eigentlich intakt, es gibt aber auch Patienten mit

großen semantischen Wissensdefiziten (YOT)

o Warrington & Shallice (1984) zeigten, dass semantische Gedächtnisstörungen selektiv sein

können (belebte vs unbelebte Objekte -> unbelebtes wurde öfter erkannt, da öfter im Alltag

benutzt)

o Unterschied: funktionales Wissen vs. visuelles Wissen: Unbelebtes wird eher funktional,

belebtes eher visuell abgespeichert (Kiefer & Spitzer (2000): Hammer vs. Katze)

-> Semantisches Wissen hat Untereinheiten -> Störungen sind domänenspezifisch

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V VERGESSEN

SELBSTVERSUCH VON EBBINGHAUS: lernte 169 Listen mit je 13 sinnlosen Silben auswendig und

versuchte diese Listen nach variablen Zeitintervallen abzurufen -> Teilweise vergessen.

o Zeit, die zum erneuten Lernen benötigt wurde = Maß für Vergessen -> deutliche Beziehung

zwischen Intervalldauer (erstes + nächstes Lernen) und Vergessen

Vergessenskurve nach Ebbinghaus: o logarithmische Beziehung

o Items, die „rasches Vergessen“ überstanden haben,

haben große Chancen „weiter, zu überleben“

JOST’SCHES GESETZ: Zwei Gedächtnisspuren, die nicht gleich stark sind: Ältere (früher erworbenere) =

dauerhafter, weniger vergessen

STUDIEN ZUM VERGESSEN:

- WARRINGTON & SANDERS (1971): MARKANTE ÖFFENTLICHE EREIGNISSE DER LETZTEN 30 JAHRE ->

Jüngere konnten meist besser erinnert werden als Ältere

- BAHRICK ET AL. (1975): GEDÄCHTNIS FÜR NAMEN UND GESICHTER EHEMALIGER HIGHSCHOOL-

KAMERADEN nach mehr als 30 Jahren -> Wiedererkennen zwar gut, Recall aber schlechter

- LINTON (1975): FRAU SCHRIEB TAGEBUCH und las diese nach fünf Jahren zufällig -> Öfter

gelesene blieben länger im Gedächtnis

- BAHRICK ET AL.: SPANISCHLERNER: gute vs. schlechte Sprecher -> Abstand bleibt gleich, obwohl

Kurve bei beiden flacher wird. Nach 2-3 Jahren rapidem Vergessen Rest in sg Permastore:

Größe des Permastores hängt von anfänglichem Lernen ab.

ERKENNTNISSE:

- Vergessen ist abhängig von der Anzahl an Wiederholungen (rehearsal/ calling to mind) dh

häufiger Aufruf reduziert Vergessen (im schlechtesten Fall jedoch erinnert man sich an die

Reproduktion)

- Vergessen findet bis zu einem bestimmten Punkt statt, dann scheint das Gedächtnis wie

eingefroren („permanent store“)

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Vergessen von Fertigkeiten: (Fleischman & Parker (1962) Flugsimulatorstudie, McKenna & Glendon (1955): Erste-Hilfe-

Fähigkeiten)

Kontinuierliche Fähigkeiten (closed-loop) Diskrete Fähigkeiten (open-loop)

Geschlossener Kreislauf, immer gleich Fliegen, Fahrrad fahren –> werden nicht vergessen

Bedürfen ständiger Nachkontrolle zB Schreibmaschinen schreiben, Erste Hilfe -> Jede Handlung ist seperate Antwort auf einen Stimulus

Theorien des Vergessens: Zerfall der Gedächtnisspur (mit der Zeit) Zerstörung der Gedächtnisspur durch nachfolgende Lerninhalte

(Interferenz)

- Passiver Prozess - Kritischer Faktor: Zeit - Experimenteller Nachweis: - schwierig, da VPN in Vakuum

gehalten werden müsste - „Trace decay“ – Infoverlust im

Arbeitsgedächtnis, Zerfall von Priming-Effekten über Zeit

- Kritischer Faktor: Anzahl der neuen Lerninhalte - Experimentelle Nachweise: - Rugbyspieler sollten Teams nennen, gegen die sie als Letztes gespielt

haben. Erinnerung war abhängig von Anzahl intervenierender Spiele (manche setzten einige Spiele lang aus) -> Hier getrennte Beibachtung von Zeit und Anzahl intervenierender Ereignisse möglich -> Anzahl der Ereignisse ist wichtig

- Hitch & Baddeley (1977): Vergessen: Interferenz oder Zerfall? Probanden, die Material abends unmittelbar vor dem Zubettgehen lernten, zeigten besseres Gedächtnis als Probanden, die morgens lernen (Jenkins & Dallenbach (1924) -> Annahme: Weniger Vergessen durch weniger intervenierende Ereignisse -> Vergessen durch Interferenz

- Doch: spätere Vermutung: Schlaf (zirkadiane Rhythmen) ist verantwortlich (Crick & Mitchison (1983) -> nicht klar belegt

Retroaktive Interferenz: Älteres Material überwiegt Neueres vs. Proaktive Interferenz: Neueres

Material überwiegt Älteres

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VI DENKEN

Propositional – bedeutungsbezogenes Denken -> Sprachlicher Gedankenstrom, „Sprache des Geistes“

Bildhaftes Denken -> „im Geiste sehen“

Motorisch -> Vorstellung mentaler Bewegungsabläufe

Konzepte (zB „Baum“): - = propositionales Denken

- Gedankliche Abstraktionen

- kognitive Repräsentationen von Klassen von Dingen. Konzepte umfassen die Merkmale

oder Relationen, die einer Klasse von Dingen gemeinsam sind.

- Haben Vorhersagekraft

- Resultieren aus der Fähigkeit, individuelle Erfahrungen zu kategorisieren, ihnen ein gleiches

Etikett zu geben und sie funktionell gleichartig zu behandeln -> kognitive Ökonomie: Fassen

zusammen und sparen Ressourcen

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- Konzeptbildung wird als grundlegende Fähigkeit höherer Organismen betrachtet

- Kognitive Flexibilität bei Objektkategorisierung: schnellste Kategorisierung auf Basislvl

(Motorrad) (übergeordnet (Fahrzeug), untergeordnet (BMW XY), „mein Lieblings-„)

Erwerb von Konzepten: - In der Regel durch Erfahrungen:

Exemplarstrategie: Von einzelnen Exemplaren ausgehend, die im Gedächtnis gespeichert wurden. Durch Erfahrung mit weiteren Exemplaren kann ein Konzept zunehmend verfeinert werden. (vA bei kleinen Kindern).

Strategie des Hypothesentestens: Geht von bereits bekannten Exemplaren aus und abstrahiert daraus allgemeine Merkmale. Neue Exemplare werden daraufhin geprüft, ob sie der Hypothese entsprechen.

Kategorisierung: Kritische Merkmalstheorie:

Ein Konzept wird charakterisiert durch das Vorhandensein einer genügenden Anzahl notwendiger Merkmale.

Prototypentheorie: Ein Konzept wird charakterisiert durch einen Prototyp, welcher der zentralen Tendenz der Merkmale aller Exemplare des Konzepts entspricht

Exemplarbasierte Theorien: Ein Konzept wird charakterisiert durch eine Sammlung von Exemplaren.

EXPERIMENTE:

IMAGE TRACING TASK – SHEPARD & COOPER (1982):

Entscheidung, welches R gespiegelt und welches R normal:

Bei 180° gedreht Entscheidung am Längsten -> Bild wird erst

richtig hingedreht.

KOGNITIVE LANDKARTEN (IN GB) – MOAR (1987): Aufgabe: Verbindungen von Standort aus Zeichnen ->

Erstellung einer Landkarte -> Gruppe aus

Cambridge (Süden): Norden stark

unterrepräsentiert / Gruppe aus Glasgow (Norden):

Süden stark unterschätzt -> Kognitive Landkarten

sind ego-zentriert, geben Aufschluss über

räumliches Gedächtnis

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MENTALE KONZEPTE NACH WIEDERVEREINIGUNG DS – CARBON & LEDER:

Aufgabe: Schätzen von Entfernungen innerhalb eines Teiles (within)

oder über ehemalige Grenze (across): -> Entfernungen in D wurden

generell überschätzt, dies geschieht besonders, wenn die „mentale

Mauer“ bei einer Entfernungseinschätzung überschritten wird bei

negativer Einstellung zur Wiedervereinigung. -> Mentale Konzepte

spielen auch bei Einstellungen eine wichtige Rolle

NEGLECT-PATIENTEN:

- Vernachlässigen die linke Raumhälfte stark (obwohl keine halbseitige Erblindung)

- Neglect bezieht sich auf bildliche Vorstellung: -> Fehler scheint in mentaler Repräsentation,

nicht in Wahrnehmung zu liegen

- Exp: Bisiach & Luzatti (1978): Milano, Piazza del Duomo: Vorstellung, von Dom aus auf den

Platz zu gucken: Nur Erinnerung an Gebäude rechts. Vorstellung, zu Dom hin auf Platz zu

gucken: Nur Erinnerung an Gebäude der vorherigen linken Seite -> Vernachlässigung der

Wahrnehmung = Vernachlässigung in Vorstellung

Schlussfolgerndes Denken: Deduktives Denken:

Ableitungen von Erkenntnissen aus allgemeinen Regeln (Regel vorgegeben) oder aus allgemeinen Sätzen -> Logik: Prämisse + Prämisse = Konklusio

Induktives Denken: Der Schluss von Einzelfällen auf das Allgemeine (regel selbst finden): Besonderes -> Allgemeines Wahrscheinlichkeitsaussagen ohne jeglichen Wahrheitsanspruch (Schwan 1-10 weiß -> alle Schwäne sind weiß)

Bayes-Theorem: - A priori Wahrscheinlichkeit: Die Wahrscheinlichkeit, Mitglied einer Klasse(weißer Schwäne)

zu sein, ist umso größer, je größer der Anteil dieser (weißen) Mitglieder an der Gesamtheit

(der Schwäne) ist (base-rate-rule)

- Bedingte Wahrscheinlichkeit: Wahrscheinlichkeit, dass ein Ereignis eintritt, wenn eine

bestimmte Hypothese zutrifft

- A posteriori Wahrscheinlichkeit: Wahrscheinlichkeit, dass eine Hypothese nach

Berücksichtigung eines Ereignisses tatsächlich eintritt

- Bsp: Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung eines Patienten bei positivem Screening (98%

Wahrscheinlichkeit eines falsch positiven Screenings) -> Mensch denkt nicht so, deshalb oft

großes Verschätzen!

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VII AUGENZEUGENAUSSAGEN

Beispiele: in England & Wales wurden bei einer Überprüfung von 200 Fällen jeweils nur 45% der

Täter identifiziert, 85% dieser verurteilt

Oft waren Augenzeugenberichte die einzige Evidenz und 74% der Verdächtigen werden in diesen

Fällen verurteilt.

Fehlbarkeit von Augenzeugenaussagen: - Seit der Einführung von DNA-Tests wurden in den USA bis 2008 ca 200 verurteilte Personen

rehabilitiert -> lange Lagerung von DNA-Beweismaterialien erforderlich

- Richter und Polizisten wissen oft nichts von psychologischen Erkenntnissen über Fehlbarkeit

Lückenhafte/fehlerhafte Beobachtungsgabe: SIMONS & LEVIN: Auch DRAMATISCHE VERÄNDERUNGEN EINER VISUELLEN SZENE werden oft nicht bemerkt

(sg change blindness) -> zB in Videos: Akteur/Tellfarbe/Schal ausgetauscht -> Beobachter sind häufig

davon überzeugt, dass sie beschriebene Veränderungen bemerken würden / Besonders einfach bei

nicht fixierten Objekten übersehen

zB Tür bei Wegerfragung -> nach UNTERBRECHUNG DER UNTERHALTUNG BLIEB ANDERER

GESPRÄCHSPARTNER VON 90% DER VPN UNBEMERKT

zB LINDHOLM & CHRISTIANSON: VIDEO EINES SIMULIERTEN RAUBÜBERFALLS wurde schwedischen und

immegrierten Studenten gezeigt -> 8 Fotos -> nur 30% korrekt (Häufiger wurde Immigrant

beschuldigt, leistung besser, wenn Täter der selben ethnischen Rasse angehört)

Grundlegende Unterscheidung: Andere Mechanismen für das Erkennen bekannter und das

Wiedererkennen unbekannter Personen (HANCOCK ET AL (2000)) bekannte Gesichter unterscheiden

sich leichter, im forensische Kontext geht es oft um das Wiedererkennen Unbekannter

Erwartungen beeinflussen Erinnerungen (EXP: BANKRÄUBERSCHEMATA MÄNNLICH: bei neutral

maskierter person wurde oft gesagt, dass männlich)

POST-HOC-VERZERRUNG: Annahme, dass Gedächtnisspur sehr schwach ist und damit leicht

veränderbar:

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LOFTUS & PALMER: AUTOKOLLISION -> Probanden sollten Geschwindigkeit schätzen nach sugerierten

Fragen („berühren“ vs. „krachen“ ua)

MISSATTRIBUTION: Info wird zwar erinnert, die tatsächlich erlebt wurde, stammt aber aus anderem

Ereignis/anderer Quelle:

DONALD THOMSON: QUELLEN-MONITORING-ANSATZ: Missattribution der Infos aus anderen ähnlichen

Situationen auf Ereignis (zB anwesende Personen, die nicht Täter waren… ) Studie: Video von

EINBRUCH IN MUSEUM: Mehr Abruffehler, wenn gestern Hörspiel zu ähnlichem Thema gehört (vs.

Hörspiel zu anderen Thema)

Individuelle Unterschiede: ALTERSUNTERSCHIEDE:

- Kleine Kinder weniger reliabel, ältere Menschen ebenso (identifizieren fälschlicherweise,

lassen sich „false memories“ entlocken)

- Own Age Bias

ETHNIKUNTERSCHIEDE:

- Bessere Wiedererkennung von Gesichtern der eigenen ethnischen Gruppe -> own race bias

bzw. other-race-effect

- Erklärungsmöglichkeiten:

Expertise-Hypothese: häufig gesehen Gesichter können perzeptuell leichter kodiert werden (-> Prototypen der eigenen Ethnizität

Soziokognitive Hypothese: Gesichter einer „outgroup“ werden unvollständig bearbeitet (Schubladensystem, keine Infos über Attraktivität etc verarbeitet)

Gegenevidenz gegen soziokognitive Hypothese: gemorphte Gesichter ergaben Mischungen 2er ethnischer Gruppen -> in- und outgroup wurden gleich gut erkannt -> Kategorisierung durch Kontext

KONFIDENZ VON AUGENZEUGEN:

- Richter und Geschworene lassen sich tendentiell von der Konfidenz von Augenzeugen

beeinflussen

- PERFECT & HOLLINS (1996): Konfidenz in einer Identifikationssituation korreliert zwar mit

Allgemeinwissen, aber kaum mit der eigentlichen Identifikationsleistung

- In Gerichtsverhandlungen dürfte die Beziehung zwischen Konfidenz und

Identifikationsleistung noch schwächer sein (coaching, confirmatory feedback) ->

Bekräftigung der eigenen Meinung durch andere

EINFLUSS VON ANGST UND/ODER GEWALT:

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- METAANALYSE VON DEFFENBACHER ET AL. (2004): Konsistent reduzierte Identifikationsleistung

bei hohem Niveau von Angst bzw Stress sowohl für Gesichter als auch fü Details einer

Verbrechensszene

CCTV-ERKENNUNG: BEDINGUNGEN:

- Ganzer Körper -> 90% richtig

- Gang nicht erkennbar: -> 80% richtig

- Körper bedeckt: -> 80%

- Gesicht verdeckt: -> 40%

VERBAL OVERSHADOWING:

- SCHOOLER & ENGSTLER-SCHOOLER (1990): Augenzeugenidentifikation nach Betrachten eines

Videos des Verbrechens leidet unter dem Versuch, den Täter vorher SPRACHLICH ZU

BESCHREIBEN -> Verbalisierung interferiert mit Gedächtnis für Gesichter: an sich aber

trotzdem gängige Praxis!

- Effekt kommt möglicherweise dadurch zustande, dass eine verbale Täterbeschreibung die

Augenzeugen bei einer späteren Gegenüberstellung vorsichtiger werden lässt (dh es wird

kein falscher, aber insgesamt seltener überhaupt ein Täter genannt (CLARE & LEWANDOWSKY

(2004)

- Auch spezifische Enkodierungsstrategien und insbesondere phsysische Beschreibungen

scheinen das Gedächtnis für Gesichter nicht zu verbessern, sondern im Vergleich zu einer

spontanen Enkodierungsstrategie eher zu verschlechtern (SPORER (1991) -> wollte

Wiedererkennung verbessern, verschiedene Einprägungsmethoden verschlechterten die

Leistung jedoch nur weiter oder lies sie gleich bleiben).

Polizeiliche Prozeduren mit Augenzeugen: Zwei gängige Verfahren: Lineups und

Interviews:

GEGENÜBERSTELLUNGEN – LINE UPS:

VALENTINE ET AL. (2003): analysierten Daten von 640 echten Augenzeugen, die in 314 echten

Gegenüberstellungen der Londoner Polizei Verdächtige identifizieren sollten. Etwa 40%

identifizierten den Verdächtigen, etwa 20% identifizierten eine nicht verdächtige Person und 40%

nahmen keine Identifikation vor.

Wichtig: der Augenzeuge sollte informiert werden, dass der Täter unter Umständen nicht unter den

Personen ist. Diese Warnung reduzierte die Gefahr einer Falschidentifikation um 42%, während

gleichzeitig die Gefahr des „Verpassens“ des echten Täters nur um 2% verringert wurde (STEBLAY

(1997))

Simultane oder sequentielle Präsentation? -> Meist wird simultane Präsentation verwendet, bei

sequentieller Präsentation scheinen Augenzeugen insgesamt konservativer zu agieren, dh weniger

falsche Identifikationen, aber auch weniger korrekte Identifikationen zu produzieren (STEBLAY ET AL.

(2001)).

INTERVIEWTECHNIKEN:

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TYPISCHE FEHLER:

1) Zu enge Fragen (closed-end-questions): zB “Welche Farbe hatte das Auto?” -> „Was können

sie über das Auto sagen?“

2) Unterbrechungen während des Berichtes

3) Vorgefertigte Schema von Fragen in bestimmter Reihenfolge, ohne die Antworten des

Zeugen zu berücksichtigen.

EMPFEHLUNGEN – (KOGNITIVES INTERVIEW – GEISELMANTE ET AL. (1985))

1) Mentales „reinstatement“ der Umgebung und der persönlichen Kontakte, die während des

Verbrechens stattfanden

2) Ermunterung, jedes Detail zu berichten, unabhängig davon, wie nebensächlich es für das

Verbrechen erscheint

3) Versuch, das Ereignis aus mehreren unterschiedlichen Abfolgen zu beschreiben

4) Versuch, das Ereignis aus verschiedenen Blickwinkeln (inklusive denen anderer Teilnehmer

oder Zeugen) zu berichten (Gedächtnisspuren häufig komplex, Zugriff aus verschiedenen

Perspektiven stellt sie vereinfacht dar)

-> Studien zeigen die Überlegenheit des kognitiven Interviews im Vergleich zu Standart-Interviews

der Polizei oder Hypnosetechniken (GEISELMANET ET AL (1985), KÖHNKEN ET AL. (1999))

Problematisch: Relevanz von Laborerkenntnissen für den Alltag? -> Unterschiede von

Realität zu Labor:

Emotional starke Beteiligung Emotional schwache Beteiligung

Aktives Handeln – Dynamik in Situation möglich Passiv: Fixe Perspektive

Wie lange wurde Gesicht gesehen? Minuten Sekunden

Konsequenzen fehlerhafter Identifikationen stark Konsequenzen fehlerhafter Identifikationen schwach

-> Konsequenz: Augenzeugenberichte verbieten?!