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Allgemeines Handbuch Der Freimaurerei, 1901 (Ungarn)

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Extract - Hungary : Allgemeines Handbuch der Freimaurerei : Volume 2 : M. Hesse's Verlag, 1900-1901.

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Page 1: Allgemeines Handbuch Der Freimaurerei, 1901 (Ungarn)

Allgemeines

Handbuch der Freimaurerei.

Dritte,

völlig umgearbeitete und mit den neuen wissenschaftlichen

Forschungen in Einklang gebrachte Auflage

von

Lennlngs

Enoykldpädie der Freimaurerei.

Herausgegeben vom Verein deutscher Freimaurer.

Zweiter Band.

11-Z.

NachtrAge und Berichtigungen. Verzeichnis der Namen sämtlicher (eingegangenen und

noch thAtigen) deuteeben Gro88logen, Logen, Kapitel und Krlnzchen. Register.

Leipzig. Max Hesse's Verlag.

1901.

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472 Unabhängiger Freimaurer-Orden - Ungarn.

Uagam (Königreich). I. Hier fand die Freimaurerei aus drei Richtungen Ein­gang: 1) aus Wien in Pressburg, wo sich frühzeitig Freimaurer fanden, so dass der Primas von Ungarn aehon 1768 gegen sie einschritt. Die erste Loge in Presa­burg (11. d.) tritt jedoch erst 1774 in die Erscheinung; ihr folgte 1777 die Loge Zur Sicherheit und 1782 die Loge Zur Vereinigung. Durch Wiener Einfiuas ent­stand auch die Loge Zu den drei weiuen Lilien in Temesvar 1776, die erst der Draskovich-, 1780 aber der strikten Obser­vanz beitrat, ferner 1775 die Loge Zu den drei Drachen, dann Zur Freundschaft in W arasdin und die Loge Zum goldnen Hirschen, dannZum goldnenRad inEberau. 2) Aus Polen kam die Freimaurerei nach Eperies (s. d.), wo mit Warschauer Freibrief 1770 die Loge Zum tugendhaften Reisenden gegründet wurde, die mehrere Logen stif­tete: 1774 die Loge Die tugendhaften Menschenfreunde in Schemnitz (s. d.), au~ der 1783 die Loge Die tugendhaften Pil­grime in B.-Gyarmath hervorging, 1716 die Loge Zur gekrönten Hoffnung in Neusohl, 1779 die Loge Zum brennenden Busch in Kaschan und 1781 die Loge Zum tugend­haften Kosmopoliten in Miskolcz. li} Im Südwesten U.'s, in Kroatien (s. d.), tritt ganz unvermittelt eine Logengruppe auf: Zur Kriegsfreundschaft in Glina ( 1769 '• Zur Klugheit in Agram (1770), L'union parfaite, dann Zur Freiheit, dann Zum Guten Rat in Warasdin (1772), Zur Wach­samkeit in Essek (1773) und Zur Tapfer­keit, dann Zur Kraft in Karlstadt (17791, aus denen die Draskovich-Observam (s. d.J, das einzige_ selbständige freimaurerische System in Osterreich-U., hervorging, dem sich auch die 1772 entstandne Loge Zur Groumut in ßudapest (s. d.), die obge­nannte Temesv11rer Loge, eine Loge in Csik-Szereda und eine in Hermannstadt anschlou. Die Prager Präfektur gründete 1779 die Loge L'invincible au.x bras armes im Likaner Grenzregiment, und eben­daher stammte auch die Regimentsloge A la belle ~toile in Battasz~k. Ferner bildete sich 1782 eine Loge strikter Observanz St. Alexander zu den drei silbernen Ankern und 1784 die Loge Zur ersten Unaehuld in Budapest (s. d.) und 1784 die Loge Zum schlafenden Löwen in Eperies (s. d.). -II. Schon 1779 wurde 1m Schoue der Draskovich- Logen , deren Zentralleitung sich Provinzialloge nannte, der Wunsch laut, sich einer grössern freimaurerischen Körperschaft aozuschliessen, und nachdem der Anschluss an Prag nicht gelang, berief Grossmeister Graf Draskovich (s. d.) 1781 eine Generalversammlung, welche die Vereinigung mit Wien auasprach, worauf Draskovich zurflcktrat und an seine Stelle Graf Pll.lffy (s. d.) zum Provinzial-Gross­meister gewählt wurde. Diese Wilrde be­hielt er bei, als sich 17S. die Landesloge

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Ungarn. 473

von Österreich bildete. Die Provinzial­loge von U. umf888te nunmehr folgende Logen: Zur Klugheit in Agram, Die tugendhaften Pilgrime in B.-Gyarmath, Zur GroBBmut und Zur ersten UDBChuld in Budapest, Zum goldneo Rad in Eberau, Zu den tugendhaften Reisenden in Eperies, Zur Wachsamkeit in .Essek, Zur Tapferkeit in Karlstadt, Zu den tugendhaften Kosmo­politen in Miskolcz, Zur gekrönten Haff­nungin Neusohl, ZurSicherheit undZur Ver­schwiegenheit in PreBSburg, Zu den tugend­haften Menschenfreunden in Schemnitz, Zu den drei weissen L~en in Temesv!r, sowie Zur Freundschaft und Zum guttm Rat in Warasdin. Die übrigen obengenannten Logen waren teils eingegangen, teils mel­deten sie ihren Anschluss nicht an, wäh­rend die Feldloge in B!ttasz~k der Pro­vinzialloge von Österreich beitrat. Die Provinzialloge von U. bekümmerte sich jedoch nicht besonders um ihre Logen, die nach wie vor auf sich selber ange­wiesen fortarbeiteten, bis die Verordnung vom Dez. 1785 (s. Österreich) den meis­ten ein Ende bereitete. Im Sinne dieser Verordnung, die in U. am I. Febr. 1786 in Kraft trat, durften künftig bloss in Budapest (Ofen und Pest), Agram, Karl­stadt und Paterwardein Lo~en bestehen; in Ietzterm Orte gab es Jedoch keine Loge und durfte auch keine gegründet werden. Dagegen bestand die von der Ver­ordnung nicht berührte Feldloge in Batta­sz~k fort, und auch in Budapest arbeitete vorflbergehend die Loge Zur heiligen Bar­bara. Die Budapester Loge Zur GroBBmut, 1784 ruhend, wurde erneuert, während die Loge Zur ersten Unschuld sich mit der von Pressburg hierher verlegten Loge Zur Verschwiegenheit vereinigte. Die Karl­städter Loge war von kurzer Dauer, wo-

fegen sieb die Agramer forterhielt. -II. Zur Zeit der Thronbesteigung Leo­

polds II. waren in U. nur zwei Logen thltig: Zur Klugheit in Agram und Zur Grossmut in Budapest. Der ungeheure politische Umschwung, der nach Auf­hebung der josephinischen Verordnungen nnd nach Wiederherstellung der Landes­verf888ung sich allerorten kundgab, wurde dazu benützt, die Logen in mehreren Pro­vinzstldten zu erneuern; so erwachten die Logen Zur Vereinigung in PreBBburg, Zur Wachsamkeit in EBBek, Die tugendhaften Pilgrime in B.-Gyarmath, Zur gekrönten Hoffnung in Neusohl und die aus W aras­din nach Zala-Egerazeg flbertragne Loge Zum guten Rat. Auch neue Logen wurden eröffnet, so die Loge Zur unerschrocknen Tugend in Kaschan und Probitas in Almoad. Weit wichtiger war die Einmh­rung des Systems der strikten Observanz durch Hauptmann Aigner (s. d.), der mit Genehmigung des Prager Ordensdirekto­riums und Leopolds II. in Budapest die altRchottische Loge Franz zum wachenden

Löwen mit den Logen Zu den sieben Sternen und zur Vereinigung gründete, welch letztere jedoch bald unter dem Namen Zu den sieben Sternen und Ver­einigung sich verbanden. Mit GutheiBBung Franz' li. setzte diese Loge ihre Arbeiten fort auch nach dem V erbot 1794 und stellte diese erst auf besondem Befehl 1795 ein. - IV. Nach SchluBB aller Logen­thil.tigkeit hielten die Freimaurer noch jahrelang zusammen (s. Budapest) und vereinigten sich sogar in dem SchloBBe des k. k. Kimmerers Terslinszky in Ffl88 zu einer f6rmlichen Loge, die jedoch sehr geheim arbeitete. Erst nach den Mil.rz­tagen 1848 entstand in Budapest eine eigentliche LogeZur Morgenröte des höhem Lichts, die im Belagerungszustand (Ende 1848) unterging. WAhrend der absolu­tistillchen Herrschaft nach 1849 war an eine Logenthil.tigkeit nicht zu denken. 1861 aber, als ein kurzer Scheinkonstitu­tionalismus eintrat, grO.ndete Eduard Graf Kairolyi die erste ungarisch arbeitende Lo~e Szent Istvlin (St. Btephan), die nach eimgen Monaten wieder einging. Der Absolutismus griff wieder Platz. Einer der Gründer dieser Loge stiftete 1863 in Genf die Emigranten-Loge Ister, die sich 1864 auflöste. 1863 plante Lewis (s. d.) die Gründung einer Loge in Budapest, vermochte aber die obrigkeitliebe Erlaub­nis nicht zu erlangen. Erst nach der Wiederberstellung der Landesverf888ung (1867) konnte 1868 die Loge Zur Einigkeit im Vaterlande erMfnet werden, mit der eine neue Zeit der Freimaurerei in U. begann. -V. Neuzeit 1868-1900. 1) Jobannis­grossloge. Durch Wiederherstellung der Landesverfassung und Krönung des Königs 1867 bot sich der Freimaurerei die Mög­lichkeit eines gesetzlichen Zustands. Es wurden dann auch alsbald von Prof. Lewis (s. d.) die entsprechenden Schritte zur Er­richtung einer Loge eingeleitet, die 25. Mai 1868 zusammentrat und den Namen Einig­keit im Vaterlande annahm. Nachdem deren Verfassung im Okt. 1868 von der Regierung genehmitrt worden war, stand einer weitem Verbreitung des Bundes nichts mehr im Wege. Es entstanden 1869 untf anfangs 1870 die Logen Zu den drei weissen Lilien in Jemesvlir (s. d.), Zur Verbrüderung in Odenburg (s. d.), Zur Wahrheit in PreBBburg (s. d.), Bonszeretat (Zur Vaterlandsliebe) in Baja (gegr. 19. Dez. 1869}, Szent Istvlin (St. Stephan) in Buda­peat (s. d.) und Sz~cMnyi in Arad (28. Jan. 1870), sowie andrerseits der schottische Ritus Eingang fand. Die genannten 7 Logen grflndeten SO. Jan. 1870 die Jo­hannisgrossloge von U. 1 die Pulszky (a. d.) zlliD GraBSmeister emsetzte. Ihr Hauptbestreben war, die Anzahl ihrer Logen möglichst rasch zu vermehren. 1870 und 1871 wurde eine ganze Reihe neuer Logen eröffnet: Die alten Getreuen, Hala-

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Unga.m.

dU (Fortschritt) und Galilei in Buda­pest (s. d.), Arptid zur BrOderlichkeit in Szegedin (gegr. 29. Mai 1870), Petöfi in Neu-Arad (gegr. 7. Febr.1871), Glllckaufzu dendrei Schlägeln in Oravicza(gegr. 21.Febr. 1871 eingeg. 1877), Concordia in Lippa (gegr.1871) und Zur Nächstenliebe in SiBBek (gegr. 21. Sept. 1871), sowie eine Loge Zur Brüderlichkeit in Bukarest (s. d.) in Rumä­nien (gegr. 9. April 1871). lnzwischen wurden Versuche gemacht, die Anhänger beider Riten zu vereinigen [s. 2) GroBB­orient). Dem Aufschwung 1870/71 war ein Stillstand gefolgt, 1872/78 entstanden nur wenige Logen: Zur Verschwiegen­heit in Preaaburg (s. d.), Kazinczy in Buda­pest (s. d.) und Ktsfaludy Kliroly in Raab (4. April1872), aus der die Loge Kisfaludy Saindor (21. Sept. 1873) hervorging; diese beiden vereinigten sich aber 1b. Juni 1875 als Loge Kisfaludy die nach ihrer Auf­lösung (1. Aug. 1S76) unter demselben Namen als Kränzchen fortbestand; an­drerseits gingen einige Logen ein, wogegen sich die 9. März 1~71 von Wiener Frei­maurern in Pressburg errichtete Loge Humanitas (später in Neudörfi, s. d.) 25. Febr. 1872 unter den Schutz der Gro88-loge stellte und ihr 1874 die Grenzlogen Zukunft und Sokrates in Preaaburg (s. d.) folgten. Auch die Herausgabe eines amt­liehen Blattes veranlasste anfangs keine grössere ROhrigkeit. Dieses erschien vom 1. Febr. 1878 an unter dem Titel •Orient• (später auch ungarisch •Kelet•) unter Lei­tung von Dr. K. Mandello (s. d.), dem Fr. Belanyi (s. d.), J. Elischcr, B. v. Majlaith, A. Sturm u. a. folgten. Ein neues Auf­blühen erfolgte erst, als 5. Nov. 1~74 A. Berecz (s. a.) zum zugeordneten Gross­meister gewählt ward, der mit groBBem Eifer die Wiederbelebung bewirkte, unter11tützt von dem Grossschriftführer J. Stielly und daunvonA. Uhl(s.d.).Die Verwaltungwurde geregelt, ein neues Heim mitten in der t-3tadt bezogen, eine neue Verfassung av.s­gearbeitet, das amtliche Blatt allen Mit­gliedern frei zugesandt, die Auflösung der nur noch dem Namen nach bestehen­den Logen ausgesprochen und neue Logen 'Ins Leben gerufen: 1875 die Lo~e Kölcsey Ferencz in Paipa (gegr. 19. Ma1) und die Grenzloge Eintracht der Wienar-Neustädter Freimaurer in Neudörfi (s. d.), 1~76 (29. Okt.) die Loge Laiszl6 kidly (König Ladislaus) in GroBBwardein, 1877 die Loge Tisza in M.-Sziget (gegr. 6. Jan.), die Loge Zu den drei Säulen in Kronstadt (gegr. 3. Sept.), sowie die Grenzlogen Freundschaft und Columbus in PreBBburg (s. d.), 1878 die Loge Felvid~k (Oberland) in Neusohl (gegr. 4. Sept.), Phönix in Losoncz (8. Febr. 1880), Harmonie zu den drei Seeblättern in Hermaunstadt (16. Mai 1880), Taitra in Igl6 (10. Okt. 1880), Concordia in Neu­dörfi (19. Sept. 1883) und Philantropique in Mamornitza (8. Juni 1885). In den

meisten dieser Logen herrschte ein regea geistiges Leben und ein opferwilliger Sinn fllr Werke der Wohlthil.tigkeit. Die unau.s­gesetzten Annäherungsversuche der schot­tischen Freimaurer fanden nachgerade auch in den Johannislogen Wiederhall, und schon viele ihrer Mitglieder hielten eine Vereinigung für wünschenswert, als die Loge Tisza in M.-Sziget einen diesbezllJ· Iichen Antrag einbrachte, infolgedessen die Generalversammlung derGros11loge 1888die Vereinigung mit dem GroBI!orient grund­sil.tzlich auBBprach; die thatsächliche Ver­einigung erfolgte jedoch erst nach 3 Jahren. - 2) De'l' schottische Grouorient. Am 23. Mai 1869 wurde durch einige in der Fremde Freimaurer gewordne Per­sonen mit Baron A. N yairy und General St. Türr (s. d.) die erste ungarisch arbei­tende Loge Corvin Maityais (Matthias Cor­vinus) gegründet, die bald den Sammel­punkt der besten Elemente bildete und ftlr die Freimaurer deutscher Sprache 5. Dez. 1869 die Loge Humboldt errichtete, auch bei Gründung der Johannis-GroBBloge (s.oben)mitVerschmelzungsanträgenheran­trat, aber abgewiesen wurde. Nun wurde eine besondere Verfassung der Regierung vorgelegt und genehmigt. Gleichzeitig er­bat man vom GroBBorient von Frankreich die Genehmigung für die bisher entstandneu Logen, sowie die Anerkennung des zu er­richtenden Grossorients von U., welch letzteres wegen des deutsch-französischen Kriegs erst im Herbst 1871 erfolgte. Bis dahin traten folgende neue Logen ins Leben: Zur Arbeit in Budapest (s. d.), Arpaid in Budapest-Altofen, Hunyady in Temesvair (gegr. 2. Febr. 1870, eingeg. 1. Febr. 1878), Kosmos in Oravicza (gegr. 15. März 1870), Haladais (Fortschritt) in Kaschan (gegr. 20. März 1870, eingeg. 26. Sept. 1878), Concordia in Neuhlu.sel (gegr. 10. April 1870), Egalitas in Wer­schetz (gegr. 8. Dez. 1870), Fratemitas in Arad (gegr. 28. Dez. 1870) und Vil8.go8811g (Licht) in Beregszaisz (gegr. 5. Aug. 11:171). Während die Logen die Entscheidung aus Paris abwarteten, wurde ein neuer V er­schmelzungsversuch gemacht. Durch die Kaschauer Loge veranlasst, traten die Vertreter aller Logen beider Riten (mit Ausnahme von 8 Johannnislogen) 4. Dez. 1870 in Budapest zusammen und einigten sich in einer gemeinsamen Verwaltung, mit Wahrung der Riten. Auch dies wurde von der GroBBloge 19. Febr.1871 abgelehnt. Nun bearbeiteteeinAUBBchuBB der Johannis­logen in Arad, Neu-Arad, Baja, Oravicza und Szeged 21. Juni 1871 in Budapest einen etwas verlinderten Antrag, den jedoch die auBBerordentliche Generalver­sammlung der GroBBloge 20. Sept. 1871 gleichfalls zurückwies. Darauf wurde die bereits 29. Mai 1871 ausgesprochene Er­richtung des Grossorients von U. 25. Nov. 1871 ins Werk gesetzt und Staat&-

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eekretAr Georg v. Joannovicz (s. d.) zum Gro88meister, Theodor Graf CI!Aky zum zugeordneten Gro88meister gewählt. Mit Feuereifer schritt namentlich letzterer daran, den Grossorient einzurichten und ein neues Ritual, sowie eine neue Ver­fassung auszuarbeiten, durch welche die Verwaltung in die Hände eines Bundes­rats (aus den Vertretern der LogAn gewählt) gelegt wurde. An Stelle eines Privatunternehmens (Freimaurer-Beobach­ter von L. Holl6s, ungarisch-deutsch 1873) wurde 1874 das amtliche Blatt Hajnal {Morgenrot) gegründet, das anfangs von Dr. B. Erödi und Dr. L. Fischer, 1875 bis 1877 aber von Dr. L. Rosenberg ge­leitet wurde. Eine ganze Anzahl von neuen Logen trat ins Leben und zwar: 1872 die Logen Hungaria, Összetarta1s (Unitaa), die ~9. Jan. 187ö in erstere auf­ging, und Könyves KAiman (König Kolo­man) in Budapest (s. d.), Rem~ny (Hoff­nung) in Szatmal.r (5. Jan. 1872) B~ke (Frieden) in B~k~a-Ösaba (1. April 1872), Phönix in Szamos- Ujvar (4. Mai 1872), Egyenlös~g (Gleichheit) in Ungvar (24. Mai 1!S72), Fels der Wahrheit in Weisskirehen (26. Febr. 1!:173), Egye~rt~s (Eintracht) in Kaschan, aus der Loge Halada1s (20 . .tan. 1874); Fratemitaa in Sillein (9. Jan. 1875), Akaicz (Akazie) in T.-Sz.-Miklos (30. Mai 1875); Halada1s (Fortschritt) in Debreczin (12. Sept. 1~75), Thales in Gross-Becskerek (27. Okt. 1875), Libertaa in Neusatz (15.Jan. 1876) und die Grenzloge Schiller in Pretos­burg (24. Mai 1875); schliesslich trat die Loge Zur Grossmut in Budapest 26. Juli 1872 von der Johannisgroseloge zum Grossorient. Trotzdem der Grossorient glänzend gedieh, wurden abermals Ver­handlungen zur Verschmelzung mit der Grossloge eingeleitet, diesmal mit solchem Erfolge, dass sie 1!8. Nov. 1875 zuver­sichtlich ausgesprochen werden sollte, im letzten Moment aber von der Gross­loge auf ein Jahr vertagt wurde. Diese in Au88icht stehende Vereinigung, sowie die rasche Zunahme der Logen bewog den Grafen Csaky, den Grossorient und seine Logen zu veranlassen, ein entsprechend eingerichtetes neues Lokal zu beziehen. Dies erfolgte 20. Aug. 1876. Allein die Verschmelzung mit der Grossloge unterblieb, weil der Grossmeister in Angelegenheit der Auf­nahme der Gräfin Hadik (s. d.) sehr biosa­gestellt erschien. Nachdem das neue Lokal des Gro88orients sich fllr die schot­tischen Logen allein als zu gerll.umig und prunkhaft eingerichtet erwies, entstanden m ihrem Schosse Uneinigkeiten, welche die beiden Gro88meister Joaunovicz und Graf Csaky bewogen, ihre Würde nieder­zulegen. Eine ausserordentliche General­versammlung (MII.rz 1877) setzte erstern neuerdings als Grossmeister ein, liess aber die Stelle des zugeordneten Gro88meisters unbesetzt und übertrug dessen ThAtigkeit

dem Vizeprii.Bidenten des Bundesrats v. Rakovszky (s. d.). Allein die Hadik-An­gelegenheit, die zur Schliessung der Loge in Ungvar führte und gro88e Er­bitterung hervorrief, sowie das Vor­gehen gegen den hochverdienten Grafen Csaky einerseits und die durch das Lokal verursachte Schuldenlast andrerseits veranlassten zahlreiche Mitglieder, sich von den Logen zurückzuziehen, infolge­dessen einige Logen die Arbeiten ein­stellten, andre in eine missliche Lage gerieten. Eine schwere Aufgabe harrte daher des 1877 zum zugeordneten Gross­meister gewählten N. N~meth, der unter Mithilfe von E. Kapy und A. v. Rakovsz­ky die verworrnen Finanzen regelte und die schwebende Schuld durch eine frei­willige Anleihe der Mitglieder (12000 fi.) tilgte, die dann durch Verlosung erstattet wurde. Die Verwaltung wurde auch sonst geordnet, die Leitung des ungariHch-deut­schen Blattes Hajnal 1878 dem Dr. L. v. W ekerle übertragen, dem 1880-86 L. Aigner-Abafi (s. d.) folgte; sodann wurden die nur mehr dem Namen nach bestehen· den Logen eingeschläfert. Die hierdurch entstandneu Lücken wurden nur spärlich ausgefüllt durch neue Logen; solche sind: Rak6czi in S.-A.-Ujhely (1!3. Dez. 1881\, Irenea in Karansebes (12. Sept. 1882) und Deak Ferencz in Budapest (16. Juli 1885); dagegen löste sich dieLogeZur Grossmut in Budapest 1876 auf, und ihre Mitglieder er­richteten die Loge Eötvös (5. Jan. 1877). Sobald wieder geregelte Zustände herrsch­ten, kehrte die frühere Arbeitslust zurück, sowie der Wunsch, durch eine Vereini­gung der beiden Riten eine einzige und mächtige freimaurerische Körperschaft in U. zu bilden. Diesem Wunsche verliehen das übrigens unabhängige Blatt •Hajnal• in zahlreichen Artikeln, sowie namentlich die beiden GrossmeiHter .loannovicz und N ~meth bei jeder sich bietenden Gelegen­heit Ausdruck. Die Aussaat fand immer mehr fruchtbaren Boden, und nachgerade erklärte sich die Grossloge 1883 zur Ver­einigung bereit, die nunmehr, nachdem man die Hochgrade als eine von den Logen vollständig getrennte Einrichtung anerkannt hatte, 1886 zu Stande kam. - 3) Die Symbolische Groseloge von U. wurde 21. März 1886 durch die Vereinigung von 26 Logen der Johannis­grossloge und 13 Logen des schottischen Grossorients gebildet. Zum Grossmeister wurde Franz Pulszky, zum zugeordneten Gro88meister St. Rakovszky und Dr. A. Szontagh (s. d.) eingesetzt, G. Joannovicz und A. Berecz aber zu Ehrengrossmeistern ernannt, während der schwerkrankeN. N6-meth nach einigen Monaten starb. Die neue Oberbehörde mit ihrem Bundesrat schritt mit Eifer daran, alles nach dem neuen Fusse einzurichten. Die Verfassung wurde revidiert, ein neues Strafverfahren,

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476 Ungarn.

sowie ein neues Ritual (durch L. Aigner, II. GelMri [s. d.] und <l Spitzer) ausge­arbeitet, das zweisprachige Blatt Hajnal in eine ungarische Zeitschrift •Hajnal• und eine deutsche •Orient• umgewandelt, und mit der Leitung wurden L. Aigner und M. Gell~ri betraut. Seit 1889 filhrt erstere den Titel •Kelet•, g~leitet von M. GelMri, der auch die Leitung des deut­schen Blattes neben Dr. J. Sgalitzer, dann Ed. Pay'r führt. Eins der beiden Blätter erhAlt Jedes aktive Mitglied unentgeltlich. Als eine Hauptaufgabe betrachtete man die Verbreitung des Bundes und die Grün­dung neuer Logen. Solche entstanden 1886: Unio in Klausenburg (gegr. 5. Dez.); 1888: Grossmut in Budapest (23. Mai), die spät~r den Namen Comeuius an­nahm, Osszetartas (Eintracht) in Arad (28. Juni), Vilagosslig (Licht) in Neupest (27. Dez.), sowie die Grenzloge Zur Treue in Pressburg (21. Okt.); 1889: Demokratia in Budapest (17. Okt.), Munka (Arbeit), früher Kränzchen Kelle, in Gr.-Kanizsa (18. Okt.) und Pannonia in Kronstadt (28.Dez.); 1890: Stella Orientalis in Semlin, später in Pancsova (19. Jan.), Veritas in Neupest (27. Nov.), Pobratim (Verbrüderung) in Belgrad (7. Dez.J; 1891: Alföld (Nieder­land) in Szolnok (18. Okt.), sowie die Grenzlogen der Lemberger Freimaurer: Aufrichtige Freundschaft in Szolyva (16. Febr.) und Menschenliebe in Lajosfalva (19. Juli); 1892: Siculia in 8.-Sz.-György (27. Febr.), Nemanya in Nisch, Serbien (22. April), Reform in Budapest (24. April), Hrvatska Vila (Kroatischer Genius) in Agram (14.Sept.) und dieGrenzlogeGoethe in Pressburg (12. April); 1894: Minerva in Budapest (20. Febr.); 1897: die Grenzloge Leasing zu den drei Ringen in Pressburg (6. Febr.); 1898: Patria in Budapest (17. Nov.), sowie die Grenzloge Pionier in Pressburg (20. J an.); 1899: Resurrexit in Kaschan (14. Jan.) und Sze_Pes (Zips) in Sz.-B~la (29. April). Inzw1schen waren in der Leitung der Grossloge grosse Ver­Anderungen erfolgt. 1887 traten der zu­geordnete Grossmeister St. Rakovszky und 1888 der zugeordnete Grossmeister A. Szontagh zurück, die beide zu Ehren­grossmeistem ernannt wurden. An ihreStelle traten A. Berecz und B. Majlath. 1888 legte auch Fr. Pulszky die Würde des GroBSmeisters nieder, die nun bis 1893 durch St. Rakovszky bekleidet wurde. Nach ihm wurde E. Ivanka (s. d.) und nach dessen Tode 1897 G. Joannovicz zum Gross­meister gewllhlt. An seiner Seite wirkten zur Zeit M. Neuschlosz (s. d.) und Dr. B. Katona, die 1898 bezw. 1897 an Stelle der &urückgetretnen B. Majlath und A. Berecz zu zugeordneten Grossmeistem gewählt wurden. Auch in dem wichtigen Amt des GrOBBschriftführers traten VerAnde­rungen ein: an Stelle von J. Hausdorier trat 1889 M. Gell~ri, dem 1897 Dr. A. Fraenkel

folgte. Dieser Personenwechsel filhrte jedoch keinen Wechsel in den Grund­sitzen der GroBBloge herbei, die von Be­ginn an die freisinnigsten waren, wu sich insbesondere darin bekundete, dua die GroBBloge die erste war, die 1893 die neuentstandne Berliner Grossloge Kaiser Friedrich zur Bundestreue anerkannte. Ebenso bedeutungsvoll für die Gro81loge war es, dass die Freimaurer in Serbien ihren Schutz suchten und unter diesem zwei Logen errichteten. Von grosser Wich­tigkeit war es für die Freimaurerei in U., dass es ihr gelang, sich in den Besitz eines prachtvollen Logenhauses zu setzen. Der Bau wurde vom zugeordneten Gro88-meister M. Neuschlosz angeregt, auf sein Betreiben unter Heranziehung aller Logen und Freimaurer ausgeführt und 11. Juni 1896 feierlich eingeweiht. Weittragend ist auch die Schöpfung eines Allgemeinen freimaurerischen Hilfefonds (Ende 1898: 14015 fi.), sowie die Herausgabe einer Schrift zur Aufklärung der Aussen weit: Die Freimaurerei, ein Wort der Aufklärung über Wesen, Grundsitze etc. derselben (Budapest 1888) und des Werkes: •A eza­badkömüvess~g bazankbau• (Die Frei­maurerei in U. 1896), das ausser einer ge­schichtlichen Skizze eine Schilderung der freimaurerischen humanitären Schöpfungen enthAlt. Gegenwärtig stehen unter der Symboli11chen Grossloge folgende. f3 Lo­gen: Hrvatska Vila in Agram; Ü118Zetar­tas in Arad; Pobratim in Belgrad; Corvin Matyas, Humboldt, Die alten Getreuen, Haladas, Galilei, Hungaria, Könyves Kl.l­man, Eötvös, Deak Ferencz, Comenius, Demokratia, Reform, Minerva und Patria in Budapest (s. d.}; Haladas in Debreczin; Munka in Gr.-Kanizea; Laszl6 kiraly in Grosswardein; ResurrexitinKaschau; Unio in Klausenburg; Zu den drei Säulen und Pannonia in Kronstadt; Vila1goBBi.g in Neu­pest; Felvid~k in Neueohl; Zur Verbrü­derung in Ödenburg (s. d.); Stella Orientalis in Pancsova; Humanitas, Zur Verschwie­genheit, Zukunft, Bokrates, Eintracht, Schiller, Freundschaft, Treue, Goethe, Leasing und Pionier in Pressburg (s. d.); Siculia in S.-Sz.-György; Arpad in Szegedin; Szepes in KilBmark; Altbld in Szolnok, Aufrichtige Freundschaft in Szolyva und Losonczy in Temesvu; ferner folgende ruhende Logen, deren Erweckung zu hoftim steht: Honszeretet in Baja; Phoenix in Losoncz; Kölcaey Ferencz in Papa; Rü:6czi in 8.-A.­Ujbely; Fratemitas in Sillein; Nlchsten­liebe in SiBBek und Ak&cz in T.-Sz .• Mikl6e. Letztere mit~erechnet, zlhlt die Grossloge 52 Logen m1t 3029 Mitgliedern. Mehrere dieser Logen besitzen eigne statt-­liche Logenhiuser, so z. B. die in Klauaen­burg und Szeged; die allermeisten ver­ftlgen 1lber mehr oder minder bedeutende Fonds mit zusammen über 400000 fi. [V gl

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Unglaube - Unterricht (Inatruktion), Unterricht..- oder Inatruktionalogen. 477

Bh. 1878J. 8. 117; 1895, 8. 161. Bajnal 1871/72, i::!. 546. L. XXIII, 884; 1895, 8. 45. Z. 1895, 8. 9. Abafi1 Geschichte der Freimaurerei in , sterreicn-Ungarn.]