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S chon in den ersten Augenblicken ei- nes Triathlonrennens offenbart sich die Sonderstellung des Schwimmens. In keiner anderen Disziplin erleben die Sportler etwas Vergleichbares wie den Mas- senstart. Ein explosiver Start und hohe In- tensitäten kennzeichnen den ersten, das Auf- rechterhalten einer hohen Geschwindigkeit den zweiten und ökonomisches Schwimmen bis zum ersten Wechsel den dritten Teil der Auſtaktdisziplin. Während der Schwimmer im Becken in aller Ruhe seine Bahnen zie- hen kann, hat der Triathlet mit Konkurren- ten zu kämpfen, muss Ausweichmanöver und Geschwindigkeitskorrekturen vorneh- men. Alles in allem verlangt die Schwimm- disziplin einen sehr anpassungsfähigen Ath- leten. Aber der Reihe nach … DIE WASCHMASCHINE Es ist nicht nur die hohe Beschleuni- gungsenergie, die Sie als Triathlet gleich zu Beginn auringen müssen. Zugleich kämpfen Sie mit vielen anderen um Plät- ze, den kräſtesparenden Wasserschatten und den kürzesten Weg zum Ziel. Ambiti- onierte Sportler haben zudem immer auch die Gruppe im Auge, die sie unbedingt er- wischen müssen, um „vorn dabei“ zu sein. Zwangsläufig ergeben sich aus diesen Be- anspruchungsformen auch die Hauptauf- gaben für Ihr Training. Das Schwimmtraining für Triathleten ist wesentlich intensiver als das Rad- oder Lauſtraining. Der Anteil des anaeroben Trainings nimmt einen größeren Stellen- wert ein, um auch im ermüdeten Zustand auf Tempoveränderungen reagieren zu kön- nen. Genauso wichtig ist eine Belastungssi- mulation der Startphase. Je besser Ihr Orga- nismus lernt, mit dieser Situation zurecht zu kommen, desto entspannter erleben Sie die Startphase. Doch nicht nur das. Außer- dem kommen Sie auch schneller aus dem Gewühl heraus, schwimmen sich frei und können Ihren Rhythmus schneller finden. Gute Gründe also, im Training ab und zu an Ihre Grenzen zu gehen. Es geht um mehr als ein paar Sekündchen. Die Auftaktdisziplin im Triathlon kann den Verlauf des gesamten Rennens prägen. So können Sie sich auf das Schwimmen im offenen Gewässer vorbereiten. von Holger Lüning Im Haifischbecken Foto: Jens Richter 24 triathlon special schwimmen triathlonwettkampf

allwetterkind: Schwimmen im Triathlon - Haifischbecken

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Es geht um mehr als ein paar Sekündchen. Die Auftaktdisziplin im Triathlon kann den Verlauf des gesamten Rennens prägen. So können Sie sich auf das Schwimmen im offenen Gewässer vorbereiten. von Holger Lüning

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Schon in den ersten Augenblicken ei­nes Triathlonrennens offenbart sich die Sonderstellung des Schwimmens.

In keiner anderen Disziplin erleben die Sportler etwas Vergleichbares wie den Mas­senstart. Ein explosiver Start und hohe In­tensitäten kennzeichnen den ersten, das Auf­rechterhalten einer hohen Geschwindigkeit den zweiten und ökonomisches Schwimmen bis zum ersten Wechsel den dritten Teil der Auftaktdisziplin. Während der Schwimmer im Becken in aller Ruhe seine Bahnen zie­hen kann, hat der Triathlet mit Konkurren­ten zu kämpfen, muss Ausweichmanöver und Geschwindigkeitskorrekturen vorneh­men. Alles in allem verlangt die Schwimm­

disziplin einen sehr anpassungsfähigen Ath­leten. Aber der Reihe nach …

Die WaschmaschineEs ist nicht nur die hohe Beschleuni­

gungsenergie, die Sie als Triathlet gleich zu Beginn aufbringen müssen. Zugleich kämpfen Sie mit vielen anderen um Plät­ze, den kräftesparenden Wasserschatten und den kürzesten Weg zum Ziel. Ambiti­onierte Sportler haben zudem immer auch die Gruppe im Auge, die sie unbedingt er­wischen müssen, um „vorn dabei“ zu sein. Zwangsläufig ergeben sich aus diesen Be­anspruchungsformen auch die Hauptauf­gaben für Ihr Training.

Das Schwimmtraining für Triathleten ist wesentlich intensiver als das Rad­ oder Lauftraining. Der Anteil des anaeroben Trainings nimmt einen größeren Stellen­wert ein, um auch im ermüdeten Zustand auf Tempoveränderungen reagieren zu kön­nen. Genauso wichtig ist eine Belastungssi­mulation der Startphase. Je besser Ihr Orga­nismus lernt, mit dieser Situation zurecht zu kommen, desto entspannter erleben Sie die Startphase. Doch nicht nur das. Außer­dem kommen Sie auch schneller aus dem Gewühl heraus, schwimmen sich frei und können Ihren Rhythmus schneller finden. Gute Gründe also, im Training ab und zu an Ihre Grenzen zu gehen.

Es geht um mehr als ein paar Sekündchen. Die Auftaktdisziplin im Triathlon kann den Verlauf des gesamten Rennens prägen. So können Sie sich auf das Schwimmen im offenen Gewässer vorbereiten. von Holger Lüning

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im eigenen RhythmusEs ist die typische Situation an der Wen­

deboje: Das Feld drängt sich zusammen, das Tempo steigt im Kampf um die Ideal­linie. Auf diese taktische Phase sollten Sie sich vorbereiten, die Übungen können in spielerischer Version ins Training integriert werden (siehe Seite 26). Auch ein Testwett­kampf im Freiwasser kann Ihnen zusätzli­che Sicherheit geben (siehe Seite 28).

Oberstes Gebot – bei allen taktischen Fines­sen – ist das Finden Ihres eigenen Rhyth­mus. Gerade in der Anfangsphase werden Sie geneigt sein, ein zu hohes Tempo an­zuschlagen, für das Sie am Ende teuer be­zahlen könnten. Auch wenn Sie schon zu Beginn immer wieder Kollisionen mit an­deren Sportlern hatten oder Schläge einste­cken mussten: Sie sollten sich immer ver­gegenwärtigen, dass dies nicht aus Absicht geschah und jeder Sportler für sich genug zu kämpfen hat. Also, nicht lange über die Gegner ärgern, sondern fokussiert auf den eigenen Rhythmus bleiben. Nur so können Sie Ihre Leistung abrufen und auf der ers­ten Teilstrecke das Rennen ökonomisch ge­stalten. Ein wichtiger Aspekt – angesichts zweier weiterer Disziplinen!

Kleine Bojen, hohe häuseREin aufmerksames Studieren des Stre­

ckenverlaufs bringt viele Vorteile. Erstens können Sie so schon im Vorfeld Ihre eige­ne Strategie entwickeln, zweitens im Ren­nen besser reagieren, wenn Sie doch einmal von der Ideallinie abkommen sollten. Be­sondere Merkmale am Ufer oder in Ufer­nähe (beispielsweise Gebäude, Werbetafeln, Bademeisterhaus, Baumgruppen) eignen sich sehr gut zur groben Orientierung. Ge­rade zu Beginn des Rennens ist es oft sehr schwierig, über die Badekappen der Kon­kurrenten hinweg die nächsten Bojen zu er­kennen. Ein höheres Gebäude am Ufer hin­gegen bleibt die ganze Zeit gut sichtbar.

Um den besten Ausstiegsweg zur Wechsel­zone zu finden, sollten Sie sich schon vor dem Wettkampf den Wechselbereich ge­nau einprägen. Zudem hilft es, während des Einschwimmens den Ausstieg kurz zu simulieren. So bekommen Sie einen Ein­druck davon, wie Sie sich vom Wasser aus in diesen Bereich bewegen.

schWimmeR-haRDWaReGanz oben auf Ihrer Ausrüstungslis­

te steht natürlich der Neoprenanzug,

ein Hilfsmittel, das man in mitteleuro­päischen Breitengraden nur selten ver­gisst. Anders sieht es mit Schwimmbril­len aus. Beim Schwimmen unter freiem Himmel ist es immer empfehlenswert, zwei Brillen mit unterschiedlicher Glas­einfärbung einzupacken. Je nach Grad der Sonneneinstrahlung wählen Sie das ge­eignete Modell. Routinemäßig sollten Sie auch immer eine zusätzliche Badekappe im Gepäck haben: gegen zu starken Wär­meverlust im kalten Wasser oder falls der Veranstalter mal keine Mützen ausgibt. Um unangenehme Scheuerstellen durch den Neoprenanzug zu verhindern, helfen Salben oder Cremes zum Schutz der be­anspruchten Hautpartien.

Jetzt sind Sie für das Schwimmen im Frei­wasser bestens gerüstet und es gibt nicht mehr viel, das Sie noch aus der Ruhe brin­gen könnte. Begeben Sie sich nun recht­zeitig vor dem Startschuss an die Position, die Sie sich in realistischer Ein schätzung Ihrer eigenen Leistungsfähigkeit vorher ausgesucht haben, haben Sie die besten Voraussetzungen geschaffen, um sich im Rennen ganz auf sich selbst konzentrie­ren zu können.

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