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Handout zur Schulung der Akademie Ländlicher Raum Rheinland-Pfalz am 15. September 2009: Wertschöpfung durch Kulturlandschaftspflege Kulturlandschaftsprojekt Kaub-Gutenfels Handout zur Schulung der Akademie Ländlicher Raum Rheinland-Pfalz am 15.09.2009: „Wertschöpfung durch Kulturlandschaftspflege“

alr08 handout kaub - landschafft.rlp.de · Rheinsteig, der Schlossberg und die Altstadt von Kaub miteinander verbunden und für Touristen attraktiv erlebbar gemacht werden. Aufgrund

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Handout zur Schulung der Akademie Ländlicher Raum Rheinland-Pfalz am 15. September 2009: Wertschöpfung durch Kulturlandschaftspflege

Kulturlandschaftsprojekt Kaub-Gutenfels

Handout zur Schulung der Akademie Ländlicher Raum

Rheinland-Pfalz am 15.09.2009:

„Wertschöpfung durch

Kulturlandschaftspflege“

Handout zur Schulung der Akademie Ländlicher Raum Rheinland-Pfalz am 15. September 2009: Wertschöpfung durch Kulturlandschaftspflege

Einleitung:

(Bild aus dem Jahre 1970:

Einzigartiges Postkartenmotiv mit Interaktion von Burgen, steilen Weinbergsterrassen, Felsen, Stadt und Fluss)

Die Anerkennung des Oberen Mittelrheintals zwischen Bingen und Koblenz als UNESCO Welterbegebiet im Jahre 2002 eröffnete dieser Region große Chancen für eine positive Entwicklung. Die einzigartige Kulturlandschaft ist geprägt durch das Zu-sammenspiel der steilen Weinberge, den Burgen und dem Rhein. Die Anerkennung als Welterbegebiet ist verknüpft mit der Verantwortung, eine Entwicklung dieser ein-zigartigen Kulturlandschaft im Sinne der Anerkennung zu forcieren.

Als Folge des demographischen Wandels, der Globalisierung der Weltmärkte, dem fortschreitenden Agrarstrukturwandel und der fehlenden Effizienz bei der Bewirt-schaftung historischer Weinbergssteillagen ist ein zunehmender Rückgang der be-wirtschafteten Weinbergsflächen im Welterbegebiet zu verzeichnen, was eine fort-schreitende Verbuschung ehemals weinbaulich genutzter Hänge nach sich zieht.

Um eine positive regionale Entwicklung unter Fokussierung auf den Erhalt der Kultur-landschaft zu erreichen, unterstützt das Land Rheinland-Pfalz die lokalen Akteure mit Hilfe der Integrierten Ländlichen Entwicklung (ILE). Die ILE bezieht alle Themenfel-der ein, die regionale Wertschöpfungen mittelbar und unmittelbar voranbringen. Hauptthemen sind neben Weinbau, Landwirtschaft und Forstwirtschaft auch Touris-mus, Wasserwirtschaft, Wirtschaftskraft, Infrastruktur, Kommunalentwicklung und Na-turschutz. Die Verknüpfung der beiden Sektoren Weinbau und Tourismus ruft im Oberen Mittelrheintal die größten Synergieeffekte hervor.

Um die Zielsetzungen der ILE zu erreichen werden Kulturlandschaftsprojekte in Form von vereinfachten Flurbereinigungsverfahren durchgeführt. Keine andere Maßnahme ist besser geeignet, die Verbindung aus dauerhaftem Schutz des historischen Erbes, behutsamer und nachhaltiger touristischer Entwicklung sowie Ausschöpfung wirt-schaftlicher Potenziale zu realisieren, als eine integrale Bodenordnung. Ein Hauptziel ist es, die touristisch wertvollen Kernlagen als bestockte Rebflächen zu erhalten und weiterzuentwickeln, so dass das einzigartige Kulturlandschaftsbild erhalten werden kann.

Als Beispiel für die erfolgreiche Umsetzung dieser Strategie kann das Vereinfachte Flurbereinigungsverfahren Kaub-Gutenfels herangezogen werden.

Handout zur Schulung der Akademie Ländlicher Raum Rheinland-Pfalz am 15. September 2009: Wertschöpfung durch Kulturlandschaftspflege

Die Ausgangslage:

(Bild aus dem Jahre 2003:

Durch Aufgabe der Weinberge greift zunehmende Verbuschung um sich, die einzigartige Kulturlandschaft verliert an Reiz)

Das Flurbereinigungsgebiet mit einer Größe von ca. 26 ha liegt im Rhein-Lahn-Kreis an der Südspitze der Verbandsgemeinde Loreley. Es um-fasst die Bereiche des unmittelbaren Hanges oberhalb der Stadt Kaub und schließt im Westen die Weinlage „Burg Gutenfels“ mit ein. Im Norden wurden die Lagen „Am Schloß“ und „Herren-berg“ auf der Kauber Platte mit einbe-zogen, um landespflegerische Aus-gleichsverpflichtungen der DB Netz AG in Zusammenhang mit den aktuellen Hangsicherungsmaßnahmen für die Bahntrasse im Mittelrheintal umzusetzen.

Das vereinfachte Flurbereinigungsverfahren Kaub-Gutenfels wurde am 10. Juni 2005 durch Beschluss des Dienstleistungszentrums Ländlicher Raum (DLR) Rheinhessen-Nahe-Hunsrück angeordnet. Hauptziel des Verfahrens ist die nachhaltige Reaktivie-rung des Steillagenweinbaus in der einzigartigen Lage unterhalb der Burg Gutenfels durch Erschließungs- und Mauersanierungsmaßnahmen, durch Flächenmanagement und Wildschutz. Grundlage für die Wiederbepflanzung des Weinbergs ist der langfris-tige Pachtvertrag zwischen vier Kauber Winzern und den Burgeigentümern. Der Pachtvertrag sichert eine langfristige Bewirtschaftung des Burgweinberges und war Voraussetzung für die Einleitung des Flurbereinigungsverfahrens.

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Die Planungsphase:

Die Maßnahmen zur Agrarstrukturverbesserung liegen im Projekt Kaub überwiegend in der Reaktivierung der Weinbergslage Burg Gutenfels. Hierzu sind eine sinnvolle Erschließung sowie die Sanierung von Trockenmauern von zentraler Bedeutung. Das neu geplante Wegenetz beinhaltet neben einem Haupterschließungsweg auch Fahr-spurwege für handgeführte Maschinen zwischen der Burg und der Ortslage.

Die Durchquerung des Rutschgebietes Kalkgrube (Bergrutsch von 1876, 25 Tote) war bei der örtlichen Bevölkerung zunächst umstritten. Für die Planung des Haupter-schließungsweges erfolgte eine Geländeaufnahme der Wegetrasse und des Wein-berges. Die Begleitung und enge Abstimmung aller Baumaßnahmen in dem durch früheren Schieferbergbau geprägten Verfahrensgebiet mit dem Landesamt für Geo-logie und Bergbau sowie die zur Absicherung der Unterlieger entlang der neu ge-planten Wegetrasse gegen evtl. entstehende Schäden an Häusern und Einfriedun-gen 2006 durchgeführte Beweissicherung ermöglichten die Durchführung der Bau-maßnahmen.

In den Wege- und Gewässerplan wurden die Ausgleichsverpflichtung der DB Netz AG (Sanierung von Trockenmauern) sowie ein neuer Sicherungszaun oberhalb des Stadtrandes und die zugehörige Ausgleichsfläche der Stadt Kaub aufgenommen.

(Verkleinerte Darstellung des Wege- und Gewässerplanes)

Aufgrund der sensiblen Pflanzen- und Tierwelt wurden bereits im Vorfeld zur Maß-nahmenplanung naturschutzfachliche Voruntersuchungen durchgeführt, anhand de-rer die landespflegerische Verträglichkeit der Baumaßnahmen nachgewiesen werden konnte.

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Die Ausführungsphase:

Auf Grundlage der Feststellung des Wege- und Gewässerplanes durch die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion konnte Mitte Januar 2008 mit den Baumaßnahmen be-gonnen werden. Heute sind die Baumaßnahmen größtenteils abgeschlossen. Die Freistellung des Weinbergs, die hergestellte Erschließung und die aufwändigen Mauersanierungs- und Mauersicherungsmaßnahmen ermöglichten es den Winzern den Weinberg wieder zu bestocken, so dass der Dreiklang zwischen Weinberg, Bur-gen und Rhein wieder aufleben kann.

Der Ausgleichsverpflichtung „Sanierung von Trockenmauern“ der DB Netz AG ist die Maßnahme 510 zugeordnet. Es handelt sich hier um eine über 32 m lange und bis zu 4 m hohen Mauer unterhalb der Burg Gutenfels. In dieser einen Maßnahme sind die Ausgleichsverpflichtungen von 120 m³ für das Landschaftsbild und 50 m³ für die Öko-logie zusammengefasst worden. Dies gelang durch die Bildung von Trockenmauer-feldern in der Schwerlastmauer.

Beide Ausgleiche in einem Bauwerk !

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Kooperationen für einen ganzheitlichen Ansatz:

Um den ganzheitlichen Ansatz des Kulturlandschaftsprojektes verwirklichen zu kön-nen wurden die Zielsetzungen mehrerer Planungsträger aufeinander abgestimmt. Neben den Trockenmauersa-nierungsmaßnahmen werden durch das Bodenmanagement der Flurbereinigung der DB Netz AG Flächen für ihre lan-despflegerische Ausgleichsver-pflichtungen bereitgestellt. Es handelt sich hierbei um Kom-pensationsflächen (A/E2) in der Lage „Am Schloß“ mit ca. 3 ha und Kohärenzflächen Felsen (KO2) in der Lage „Herrenberg“ mit ca. 5 ha. Die Aus-gleichsverpflichtung besteht in der Freistellung und Entwick-lung von Halbtrockenrasen, deren anschließender Pflege und der Freistellung von Stein-schutthalden. Die Maßnahmen erstrecken sich auf einen Zeit-raum von insgesamt 30 Jahren. Im Zuge der Verfahrensbearbei-tung konnten der DB Netz AG zusätzliche Ausgleichsflächen mit einer Gesamtgröße von über 2 ha bereitgestellt werden, weitere 1,3 ha sind in der Planung. Um eine möglichst große Gesamtwertschöpfung zu erreichen ist auch eine enge Ab-stimmung mit Maßnahmen, die aus dem Förderprogramm Städtebauliche Erneue-rung - Teilprogramm Strukturprogramm – gefördert werden, wichtig. Durch die Um-gestaltung des Rheinvorgeländes und den Umbau und die Umnutzung der Gesamt-anlage der früheren kurpfälzischen Amtskellerei zur Jugendherberge am Fuße des Weinbergs entstehen für die Stadt Kaub neue Entwicklungschancen. Die Verknüp-fung der Städtebaumaßnahmen mit den Flurbereinigungsmaßnahmen bildet den Grundstock für einen ganzheitlichen Entwicklungsansatz. Die aktuellen Gesamtausführungskosten im Flurbereinigungsverfahren Kaub-Gutenfels in Höhe von etwa 933.000,-- € verteilen sich auf 580.000,-- € zuwendungs-fähige Ausführungskosten und 353.000,-- € besondere Deckungsmittel (hauptsäch-lich DB Netz AG). Bei einem Fördersatz von 90 % ergibt sich eine Eigenleistung in Höhe von 58.000,-- € und Fördermittel von EU, Bund und Land Rheinland-Pfalz in Höhe von 522.000,-- €.

„Am Schloß“ mit ca. 3 ha

„Herrenberg“ mit ca. 5 ha

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Touristische Wertschöpfung:

Als wichtigste touristische Attraktion des Mittelrheintals führt eine Passage des Rheinsteigs durch das Verfahrensgebiet. Die Überführung des Wegestücks in die öf-fentliche Hand wurde als wichtiges Planungsziel aufgenommen.

Aufgrund der Möglichkeit hoher Synergieeffekte, die bei der Verknüpfung weinbauli-cher und touristischer Ziele erreichbar sind, wurde ein touristisches Konzept zur Rea-lisierung eines Kulturweges erstellt.

Mit der Realisierung des Kulturweges können die Fähre, die Burg Pfalzgrafenstein, die Rheinpromenade, die Jugendherberge, der Weinberg, die Burg Gutenfels, der Rheinsteig, der Schlossberg und die Altstadt von Kaub miteinander verbunden und für Touristen attraktiv erlebbar gemacht werden.

Aufgrund der Maßnahmen, die im Flurbereinigungsverfahren umgesetzt wurden so-wie der Arbeitsergebnisse der Arbeits- und Redaktionsgruppen, kann die erste Reali-sierungsstufe des Kulturweges noch im laufenden Jahr erreicht und der Kulturweg eröffnet werden.

(Verkleinerte Darstellung der Karte zum Konzept des Kulturweges)