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8/6/2019 An Der Seite Des Dirigenten-Stars http://slidepdf.com/reader/full/an-der-seite-des-dirigenten-stars 1/1 An der Seite des Dirigenten-Stars 23. JÄNNER 2008 | 16:32 | Eliette von Karajan hat rechtzeitig vom dem 100. Geburtstag ihres verstorbenen Mannes ihre Autobiografie herausgebracht. Ein Blick in die Welt der Reichen, Schönen und Berühmten, aber keine Erhellung des „Wunders Karajan“. Wien (SN, APA). Schon die Ouvertüre hält sich nicht lange mit Vorgeplänkel auf: Eine 18-Jährige lernt auf einer Yacht-Party in Saint-Tropez einen bereits weltberühmten Dirigenten kennen, der sich mit väterlicher Fürsorge um das von Übelkeit geplagte Mädchen kümmert. Bald entbrennt das junge Dior-Model in inniger Liebe. Eliette von Karajan erzählt in ihrer gestern in Berlin vorgestellten Autobiografie über „Mein Leben an seiner Seite“ die gemeinsame Geschichte von Anfang an und sieht sich gleich genötigt, „jeglichen Gerüchten den Riegel vorzuschieben“: „Die Ehe von Herbert und Anita von Karajan habe ich nicht zerstört, die beiden gingen längst eigene Wege.“ Im Plauderton erzählt die Dirigenten-Witwe, die ihr Buch als persönliches Geburtstagsgeschenk für den Gatten versteht, dessen 100. Geburtstag am 5. April weltweit gefeiert wird, von den 31 aufregenden Jahren mit Herbert von Karajan, von denen sie „nicht eine Stunde missen“ möchte. Sie schlägt dabei einen überaus persönlichen Ton an: „Vielleicht fragen Sie sich, wie es denn um ihn stand, um Herberts Gefühle für mich?“, heißt es einmal. Doch gerade darauf hat auch Eliette von Karajan keine rechte Antwort: „Er war viel zu verschlossen und sprach nie darüber.“ Das mit einigen privaten Fotos ergänzte Erinnerungs-Buch wirkt wie die gebundene Ausgabe einer mehrteiligen Illustrierten-Serie, in der man in die Welt der Reichen, Schönen und Berühmten hineinschnuppern darf, und ist für Liebhaber der Klatschspalten sicher eine Fundgrube. Das Wissen, dass man Karajans Gattin in Wien gleich nach der Trauung mit „Frau Operndirektor“ ansprach, Greta Garbo mit ihr einmal einen fröhlichen Schwimm-Nachmittag am Pool verbrachte oder Helmut Schmidt gerne mit den Karajans segelte, wird zur Erhellung des künstlerischen Genies des großen Dirigenten wohl eher ebenso wenig beitragen wie die Information, dass der verstorbene Gatte der Witwe drei Tage nach seinem Tod im Traum erschienen ist. Das „Wunder Karajan“ zu erhellen, wie sie es sich vorgenommen hat, dies ist Eliette von Karajan nicht gelungen. Doch man glaubt der warmherzigen Erzählerin, die sich am Ende von ein paar angenehm verbrachten Lesestunden wie eine perfekte Gastgeberin von ihren Lesern verabschiedet, dass sie der Meinung ist, es gebe “Tausende von weiteren Begegnungen mit Herbert, die es alle wert wären, für die Ewigkeit festgehalten zu werden“. Und vielleicht ist es ganz gut, dass diese Erinnerungen nicht zu Papier gebracht, sondern “in den Herzen der Menschen, die sie bewahrt haben, für immer gut aufgehoben sind“. Eliette von Karajan: “Mein Leben an seiner Seite. Autobiographie“. Ullstein Verlag, 238 S., 23,60 Euro, ISBN 978-3-5500-8722-6 © SN/SW Page 1 of 1 SN - Artikel ausdrucken 24-01-2008 http://www.salzburg.com/nwas/index.php?article=DText/qlrlb$hdab384wpvhlk-1fv& ...

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An der Seite des Dirigenten-Stars23. JÄNNER 2008 | 16:32 |

Eliette von Karajan hat rechtzeitig vom dem 100. Geburtstag

ihres verstorbenen Mannes ihre Autobiografie herausgebracht.

Ein Blick in die Welt der Reichen, Schönen und Berühmten, aber

keine Erhellung des „Wunders Karajan“.

Wien (SN, APA). Schon die Ouvertüre hält sich nicht lange mit Vorgeplänkel auf:

Eine 18-Jährige lernt auf einer Yacht-Party in Saint-Tropez einen bereits

weltberühmten Dirigenten kennen, der sich mit väterlicher Fürsorge um das von

Übelkeit geplagte Mädchen kümmert. Bald entbrennt das junge Dior-Model in

inniger Liebe. Eliette von Karajan erzählt in ihrer gestern in Berlin vorgestellten

Autobiografie über „Mein Leben an seiner Seite“ die gemeinsame Geschichte von

Anfang an und sieht sich gleich genötigt, „jeglichen Gerüchten den Riegel

vorzuschieben“: „Die Ehe von Herbert und Anita von Karajan habe ich nicht

zerstört, die beiden gingen längst eigene Wege.“

Im Plauderton erzählt die Dirigenten-Witwe, die ihr Buch als persönlichesGeburtstagsgeschenk für den Gatten versteht, dessen 100. Geburtstag am 5.

April weltweit gefeiert wird, von den 31 aufregenden Jahren mit Herbert von

Karajan, von denen sie „nicht eine Stunde missen“ möchte. Sie schlägt dabei

einen überaus persönlichen Ton an: „Vielleicht fragen Sie sich, wie es denn um

ihn stand, um Herberts Gefühle für mich?“, heißt es einmal. Doch gerade darauf 

hat auch Eliette von Karajan keine rechte Antwort: „Er war viel zu verschlossen

und sprach nie darüber.“

Das mit einigen privaten Fotos ergänzte Erinnerungs-Buch wirkt wie die

gebundene Ausgabe einer mehrteiligen Illustrierten-Serie, in der man in die Welt

der Reichen, Schönen und Berühmten hineinschnuppern darf, und ist für

Liebhaber der Klatschspalten sicher eine Fundgrube. Das Wissen, dass manKarajans Gattin in Wien gleich nach der Trauung mit „Frau Operndirektor“

ansprach, Greta Garbo mit ihr einmal einen fröhlichen Schwimm-Nachmittag am

Pool verbrachte oder Helmut Schmidt gerne mit den Karajans segelte, wird zur

Erhellung des künstlerischen Genies des großen Dirigenten wohl eher ebenso

wenig beitragen wie die Information, dass der verstorbene Gatte der Witwe drei

Tage nach seinem Tod im Traum erschienen ist.

Das „Wunder Karajan“ zu erhellen, wie sie es sich vorgenommen hat, dies ist

Eliette von Karajan nicht gelungen. Doch man glaubt der warmherzigen

Erzählerin, die sich am Ende von ein paar angenehm verbrachten Lesestunden

wie eine perfekte Gastgeberin von ihren Lesern verabschiedet, dass sie der

Meinung ist, es gebe “Tausende von weiteren Begegnungen mit Herbert, die esalle wert wären, für die Ewigkeit festgehalten zu werden“. Und vielleicht ist es

ganz gut, dass diese Erinnerungen nicht zu Papier gebracht, sondern “in den

Herzen der Menschen, die sie bewahrt haben, für immer gut aufgehoben sind“.

Eliette von Karajan: “Mein Leben an seiner Seite. Autobiographie“. Ullstein

Verlag, 238 S., 23,60 Euro, ISBN 978-3-5500-8722-6

© SN/SW

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