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Anatomische BeitrSge zur Ophtllalmologie YOll Heinrich M ller. (Fortsetztmg.) 8) Ueber Niveau-Ver~inderungea an der Ein- trittsstelle des Sehnerven. Nachdem E. J~ger eine eigenthiimliche Formver~n- derung an der Eintrittstelle des Sehnerven bci Glau- corn besehrieben hatte, welche yon ibm wie yon den iibrigen Ophtbalmologen zuerst fiir eine Hervorwglbung gehahen wurde, war es bekanntlieh Prof. v. Graefe, welcher aus der ophthalmoskopischen Beobachtung an Lebenden erkannte, dass es sich bier nichtum eine ErhShung, sondern um eine Vertiefung handle. Diese Grube an der Eintrittstelle des Sehnerv'en konnte ich bereits vor liingerer Zeit bei einem Fall yon Glaueom anatomisch constatiren und ich babe damals zugleich bemerkt, dass bier auch diese Ver~inderung tier Eintrittstelle sich auf die durch v. Graefe bei Glaueom iiberhaupt hervorgehobene Vermehrung des intraoeularen Drucks zuriiekfiihren lasse. (Sitzungsbe- Archly fir Ophthahnologie. IV. ~. ]

Anatomische Beiträge zur Ophthalmologie

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Anatomische BeitrSge zur Ophtllalmologie YOll

Heinr i ch M ller. (Fortsetztmg.)

8) U e b e r N i v e a u - V e r ~ i n d e r u n g e a an der Ein- t r i t t s s t e l l e des S e h n e r v e n .

Nachdem E. J ~ g e r eine eigenthiimliche Formver~n- derung an der Eintrittstelle des Sehnerven bci Glau- corn besehrieben hatte, welche yon ibm wie yon den iibrigen Ophtbalmologen zuerst fiir eine Hervorwglbung gehahen wurde, war es bekanntlieh Prof. v. G r a e f e , welcher aus der ophthalmoskopischen Beobachtung an Lebenden erkannte, dass es sich bier n ich tum eine ErhShung, sondern um eine Vertiefung handle.

Diese Grube an der Eintrittstelle des Sehnerv'en konnte ich bereits vor liingerer Zeit bei einem Fall yon Glaueom anatomisch constatiren und ich babe damals zugleich bemerkt, dass bier auch diese Ver~inderung tier Eintrittstelle sich auf die durch v. G r a e f e bei Glaueom iiberhaupt hervorgehobene Vermehrung des intraoeularen Drucks zuriiekfiihren lasse. (Sitzungsbe-

Archly fir Ophthahnologie. IV. ~. ]

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richte der Phs's.-Med.-Ges. yore 8. M~irz 1856. Bd. VII. S. XXVI.)

Etwas sparer hahe ich, so'ciel mir bek~nnt ist, zu- erst eine andere Form yon Grubenbildung an der Ein- trittstelle besehrieben, welehe lediglieh dureh Atrophie der Nerven- und Zellen-Sehieht der Retina zu Stande kommt. (Ibid. S. XLV. und dieses Archiv Bd. 1II. Abth. 1.) Diese Notizen seheinen jedoeh wenig Beach- tung gefunden zu haben.

Seitdem konnte ieh noeh versehiedene hierher ge- h(irige Untersuehungen maehen; es tragen dieselben aber racist den Charakter der Zuf~illigkeit und Unvoll- st,indigkeit, weleher sieh sehwer vermeiden l~isst, wenn man, ohne bestimmtes Material, nur zwisehendureh ophthalmologische Zweeke verfolgend, untersueht, was eben dutch die Gef~illigkeit einzelner Collegen bier oder ausw~irts sieh darbietet, Ineist ohne Kenntniss "con dem Befund am lebenden Auge. leh wiirde um so weniger wagen, diese Resultate anders als gelegentlieh zu ver- 5fferltlichen, als ieh gar wohl erkenne, wie viel bei systematiseher Verfolgung des Gegenstandes geleistet werden kSnnte, mid [~berzeugt bin, dass auf anatomisehe Befimde in Zusammenhah mit den oI~hthalmoskopischen sieh eine sehr ins Einzelne gehende Diagnose versehie- dener Zust~inde wiirde griinden lassen. Aber zwei Um- st~nde bewegen mieh zu der naehstehenden Mittheilung: Erstens die betr~ehtliehe "Wiehtigkeit, welelie die Zu- st~inde tier Eintrittsstelle des Sehnerven bei Glaueom dureh dig Eriblge gewonnen haben, die v. G r a e f e ' s geniale Behandlung erzieh, Erfolge, welehe, wenn sic dauernd sind, zu den glorreiehsten Errungensehaften z~ihlen, deren sieh die Mediein als Kunst und Wissen- sehaft [iberhaupt zu r[ihmen hat. Zweitens aber ist,con anderen Seiten iiber den anatomischen Befund an der Eintrittstelle bisher so wenig, um night zu sagen Niehts,

bekannt geworden, dass durch diesc Lficke, die auf- fallcnd genug ist, eine Art yon Entschuldigung geboten erscheint.

Das erste Erforderniss /'fir eine griind[iche Be]land- lung der an den Sehnerven vorkommenden Abweichungen yon anatomischcr Seite w'~rc eine geaaue Erforschung des normalen Zustandes bei zahireichen Iadividuen, mit besonderer Berficksichtiguog der Nivcauverh~ltnisse aller einzelner Theile.

Im Allgemeinen ]~isst sich in dieser Beziehung Fol- gendes angebcn: Indem der Sehnerv in das Inhere des Auges eintritt, geht er durch die sogeaannte lamina cribrosa. Diese ist am st~irkstcn entwickclt in der Ge- gend der inneren, an elastischen Elementen reiehcn und mehr oder weniger pigmentirten Sclera, yon der man einen gewissen Theil aueh tier Chorioidea zureehnen kann, wean man will. Diese ein wenig, abet ganz schwach, nach vorn (ianen) concave Platte h~ing't nach rfickw~irts mit den Scheidew/inden zwischen den B(]n- deln des Sehnerven zusammen, w';ihrend sic naeh vorn in sparsame Bfindel iibergeht, welchc mit den inneren Lagcn der Chorioidea in Verbindung stehn*) und sogar fiber die Chorioidea cinw~irts noch, bisweilen wenigstcns, nieht ganz fehlen. Beret die Sehnervcnf'asern in (lie lamina cribrosa eintreten, verlieren sie in der Regel die dunkeln Contouren und die ganze Masse wird schmaler, tier engste Punkt der Passage abcr liegt im Niveau der Choriocapillaris.**) Hierauf gehn die Sehnervenfasern

*) tiler namentlich seheinen betriichfliche Schwankungea vor- zukommen. Manchmal sieht man yon dem Ring aus, welcher das Ende der Choriocapillaris uad GlasIamello bildet, aoch sehr starke Forts~itze zwischen die Sehnerveafasern hineingehen; in andern Au. gen hat dersolbe eiaen fast glatten Rand.

**) Es ist lelcht einzusehn, dass man in Bezug auf die Form der verdfinnten Partio leicht Irrungen unterliegt, wean die Sehnitte

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noch an den ~iussern Schichten der Retina vorbei, (tie an der Eintrittsstelle fehlend eine Oeffnung bilden, welche die Fortsetzung des in der Sclera befindlichen trichterF6rmigen Kanales ist. Endlieh biegen dieselben urn, um an der inneren Seite jener Schichten sich strahlenfiirmig auszubreiten. Als ziemlich sicher l~isst sich betrachten, dass im Allgemeinen der Rand der Eintrittsstelle eine flache Hervorragung bildet, dadurch, dass dort die ganze Masse der Nervenfasern noch ver- einigt ist, some, dass in der Mitre, in der Gegend, wo die Haupt~iste der Centralgei~isse zu erseheinen pflegen, durch das Auseinanderbiegen des Nervenstammes eine kleine trichterf6rmige Vertiefung entsteht.

Sobald man nun aber die Form dieser in der Mitre vertieften Papille sehr genau bestimmen will, um damit die Formen vcrgleichen zu k;Jnnen, welehe als abuorm gelten diirhen, stSsst mail auf sehr grosse Sehwierig- keiten. Diese riihren zuerst yon der Preparation her. Im frisehen Zustand ist die Masse zu welch, um nieht bei allen Manipulationen alterirt zu werden. Dureh Troeknen und Wiederaufweiehen wird die Form eben- tails modifieirt und namentlieh scheinen dadureh zu kleine Maasse bedingt zu werden, dureh eonservirende Flflssigkeiten aber m0ehten ~5fters zu grosse Maasse genommen werden. Hiervon abgesehen di:rfte die {ol- gende Methode zum Studium der fragliehen Niveau- verh~ltnisse zu empfchlen sein. Das mit einem kleiuen Einsehnitt versehene huge bMbt l~ingere Zeit in einer erIdirtenden Fliissigkeit. Hierauf wird naeh vorg~ingiger Betraehtung yon der Fl':iehe mit einem Ra- sirmesser ein Sehnitt dureh (tie Mitte der Eintrittsstelle gelegt, und beide H~ilften mit auffallendem Sonuenlieht bei sehwaeher Vergr;Jsserung studirt. Endlieh werden

nicht ganz dutch den grSssten Durchmesser der Eintrittstelle uud parallel der Axe des Nerven gefalieu sind.

d;inne Schniae in derselben Richtung angefertigt, welche mit Glycerin durehsichtig genug wcrden, um starke VergrSsserungen zuzulassen. Ieh bewahre eine grosse Zahl so bereiteter Schnitte auf, um a]s Be]eg filr die hier folgenden At)gaben zu dienen. ~Venn man stets nahezu dieselbe Fliissigkeit anwendet, so erhNt man auch nicht absolut riohtige, doch vergleichbare Resultate.

Eine zweite Klippe sind die individuellen Verschie- denheiten, welche van ophthalmoskopischer Seite her wahl bekannt, anat~ mit Riicksicht aui die Niveau- verh~iltnisse noch fast unberiieksichtigt sind, was sich wahl entschuldig b wenn man bedenkt, dass man leichter 100 Eintrittstellen ophtalmoskopirt, als eine anatomisch genau untersueht, zumal in Riicksicht auf die Seltenheit hinreichend i'rischerObieete. Es versteht sieh yon selbst, dass auch hier Uebcrg/inge van individuellen, relativ unseh~d- lichen Schwankungen zu Zustilnden, welche als krankhaft bezeichnet werden, vorkommen, some dass die geringe Zahl van anatomischen Beobachtungen, welche bisher vorliegt, hier gegen die ophthalmoskopischen Befimde noch gar nicht in Betracht kommen kann. Doch haben sich mir trotzdem schon erhebliche Differenzen gezeigt.

Es waren mir friiher F~lle vorgekommen und ich hatte sie fi)r das eigentlich normale Verhalten ange- sehen, we die ~iusseren Schichten der Retina*) nahezu unver~indert his an den Rand der Chorioidea gehn, um dart, ganz rasch zugespitzt, zu enden. Es gehn dann die Nervenfasern noah ia ether Richtung durch das Loch der ~iusseren Sehichten, welche nahezu radial gegen den Bulbus ist, und biegen dann rasch urn. Da- durch, dass am Rand der Chorioidea die ganze Nerven-

*) Ich begreife hier darunter aUe 8chichten mit Ausnahme dot Nerven, da die histologischen Vorhliltnisse kranker Notzh~.ute Mar nicht waiter behandolt warden sollen nod flit die Niv aanverhliltni~so tier Eintrittstelle jane Uatersoheidung ausreicht.

masse vor (('lber) die ~usseren Schichten (let' Retina zu liegen kommt, erreicht die letztere dort eine sehr betr';iehtliche Dicke (0,6 Mm.), es werden abet zu- gleich die Nervenfasern so zusammengehahen, dass die mittleren Partien derselben ziemlich stark auf'steigen mfissen, the sic sich nmbiegen. Dadurch erh~ilt der grSsste Theil tier Eintrittsstelle ein hohes Niveau und die Grube ist hier, wie ich glaube, nut auf eine kleine Stelle beschr~inkt und seicht (ca. 0,2--3 Mm., wohl auch weniger, yon den am meisten prominenten Punkten aus gerechnet). Jedenfalls erreicht aueh dig ':iusserste Spitze des Trichterchens das Niveau der Innenfl~iche der Cho- rioidea bei weitem nieht, auf welches die Lageverh/ilt- nisse bier stets zu reduciren sind.

Diesen F~illen gegenfiber stehn abet andere, wo die Grube betr~chtlicher ist. Die Hauptursache davon scheint darin zu liegen, dass die ~nsseren Retinaschichten nicht erst dicht am Rand dcr Chorioidea schwinden, sondern sehon etwas ents davon (0,l--3 Mm.), w~ihrend sic schon zuvor etwas diinner wurden. Hierdurch geschieht die Umbiegung der Nervenfasern etwas friiher und all- m~iliger, der Rand der Eintrittsstelle wird etwas weniger hoch, die Grube aber wird an ihrer Basis weiter, w~h- rend ihre Spitze tiefer zwischen die sich auseinander- legenden Nervenfasern bis gegen das Niveau der Cho- roidea eindringt. Fig. 1 zeigt beispielsweise die Skizze

Fig. 1. eines im senkrech- ten Meridian des Auges geFdhrten Schnittes durch die

Eintrittstelle yon einem 60j~hrigen, auf der Eisenbahn

verungllickten Manne. Die dureh

senkrechte Striehe bezeichneten ~usseren Schichten hilt- ten sehon 0,08--02 Mm. yore Rande auf, naehdem sic sieh zugeseh~irft hatten. Die Nervenfhsern legten sieh in sanften Bogen auseinander und die Spitze der Grube erreiehte beinahe (bis auf ca. 0,1 Mm.) das Niveau tier Chorioidea. Da die griisste Prominenz der Retina am Rande 0,45--0,55 Mm. betrug, so war die Tiefe tier Grube nahezu �89 Mm.

Es liegt die Vermuthung nahe, dass vielleieht diese betr';iehtliehere Grubenbildung vorzugsweise bei iilteren Leuten vorkommen miiehte. Doeh babe ieh ";ihnliehe VerMltnisse bei 2 Individaen in den dreissiger Jahren gefunden, welehe bei einem Ban verungl[iekten und deren Augen ieh s eh r f r i s e h in erhiirLende Fliissigkeit legen konnte. Es war naeh l~ngerer Zeit die Retina nur in der Gegend des gelben Flecks etwas uneben geworden, St~ibehen nnd ZaplJen waren wohlerhalten und die Linse zeigte sorgfiiltig gemessen bei dem einen nur eine Axe yon 3,6, h~;ehstens 3,7 Mm.*') Aus dem Allen glaube ieh sehliessen zu dflrfen, dass die Con- servation keine betr~ehtliehen Ver~inderungen aueh an der Eintrittstelle hervorgebraeht hatte. Demungeaehtet fand sieh aueh hier die Grube bis nahe an das Niveau der Chorioidea gehend oder nur 0,2 mit ihrem Grundo davon entfernt, so dass ihre Tiefe 0,3 his gegen 0,5 Mm. betrug. Aueh hier war eine mehr oder weniger ausge- tMigte Abnahme tier ~iusseren Retinasehiehten vor dem Rand tier Ch'orioidea zu finden.

Ein weiterer Umstand, tier mir sowohl an den Au- gen des 60j~ihrigen Mannes, als bei mehreren anderen

*) Dieses Maass stimmt vollkommen mit dem Rcsultat, welches H e l m h o l t z dutch Messungen an Lebenden erhielt; auch zeigto die Linse die sonar so lcicht auftretonden Vacuolon nicht. Ein ~hnlichos Resultat erhielt ich in einem zweiten Fall, whhrend bei dem obeu- erw~hnteu 60j~hrigon Individuum die Dicke dot orhs Linse 4,1---4,2 Mm. betrug.

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auffiel, ist, dass die Grube nieht in der Mitre der Ein- trittstelle, sondern mehr gegen die Seite des gelben Flecks hin lag,*) w~ihrend die Hauptgef~issstgmme auf der yore gelben Fleck abgewendeten Seite dcr Grube her~ufsticgen. Hiermitim Zusammenhang steht, dass (i[ters wefligstens die Masse der Nerven, welche fiber den Rand der Eintrittstelle weggehf, an verschiedenen Sciten nicht gleich, sondern in der Richtung des gelben Flecks ge- ringer ist, als sonst.**) Kleinere Schwankungen in der Dicke der Nervenschicht kommen aber auch sonst am Rand der Eintrittstelle vor und sind zum grossen Theil yon der Lage grlJsserer Gefiissst~imme abh~ingig.

In Fig. 2 ist eine Skizze eines Beispicls yon be-

Fig. 2. ,----- --- I - ~ ~

tdichtlicher Ungleieh- m~issigkeit der Eintritt-

stelle gegeben. Die flache Grube liegt n~iher der Seite des gelben Flecks, auf welcher die Nervenschicht eine wenig m~ichtige ist, w~hrend

die ~usseren Refinaschichten his dicht an den Rand hcrangehen. Auf der entgegengesetzten Seite sch~iro fen sich die ~iusseren Schichten schon friiher zu, aber die Nervcnschicht ist um vieles dicker. Der Wechsel betr~igt in der Nervenschicht yon 0,55 bis 0,2 Mm. fiber den Rand der Chorioidea. Dies Verhalten, dass die ~iusseren Retinaschichten auf ~lcr Seite des gelben Flecks bis zum Rand selbst mehr entwickelt sind, als auf der anderen Seite, kam mir noch einige- real vor, und es diirfte dasselbe vielleicht yon Einfiuss

") Es wird ophthalmoskopisch ieicht zu bestimmen seth, ob dies Verh~ltniss in der That alas h~uflgere ist.

**) Ich sehe, dass Foerster eine partielie Vertiefung ophthal- moskopisch angezeigt hat, welche hiermit wohl zusammen f~llt.

auf die Perceptionsf~ihigkeit der verschiedenen Stellea am Rand der Eintrittstelle sein.

In &ihalicher Weise wie das Niveau der Oberfl~iche zeigt sich auf den senkrechten Schnitten der Eintrittstelle auch die Anordnung der CentralgeF~isse etwas weehselnd. Manchmal gehn ihre Haupt~iste s~immtlieh ziemlich nahe der Mitte his an die Oberfl~che oder wenigstens nahe an dieselbe, ehe sie umbiegen. Sic liegen dann da, wo sie iiber den Rand der Chorioidea hinwegtreten, noch mehr odor weniger oberfl~iehlieh, dringen abet zum griisseren Theil bald his in die Niihe der Zellenschicht ein. Auf diese Weise bilden die gr~isseren Gefiisse einen Bogen oder Winkel um den Rand der Chorioidea, ohne denselben nahe zu kommen; tangential zum Aug- apfel bleiben sie davon 0,6--8 Mm., radial abet 0,3--4 Mm. entfernt.

In andern F~illen abet bilden einzelne Aeste keinen so weiten Boffen um den Rand der Chorioidea, sondern dringen schon etwas f'r~iher, ohne die Oberfl~iche zu er- reichen, seitw~irts in die Nervenmasse ein, wodurch sie dem Rand der Chorioidea auf 0,~ Mm. und vielleicht weniger nahe kommen. Solche etwas fi'iiher eindrin- gende Aeste glaubte ich hier und da als Venen zn er- kennen urid wenn sich dies best~itigte, so wlirde es neben dem Umstand, dass die Centralvene sich, wie es seheint, in der Regel fr5her theilt, eine Erkl~irung dafiir geben, dass bei glaucomat~sen Zust~iaden iifters die Aeste der Vene stark auseinandergeworfen sind und einzeln dieht am Rand der Grube erscheinen, w/ihrend die Arterie noch nicht so auffallend yon der normalen Anordnung abgewichen ist.

Ausser den Haupt~sten der Centralgef~isse gehn aus dem Sehnerven iiberall eine Menffe ganz kleiner 6e- f~isse in den Anfang der Retina hinein, und yon einigen etwas gr~sseren darunter hat D o n d e r s bereits bemerkt,

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(lass er sic nicht yon den Centralgef~issen entspringen sehn konnte. Eta eigenthfimliches Verhalten traf ich in dem Fig. 2 skizzirten Auge. Es kam bier nBmlich auf der Seite des gelben Flecks ein GeFtiss yon0,05 Mm. aus der Sclera an den Rand der Chorioidea, bog sich dicht um denselben herum und ging am Ende der ~iusseren Schichten der Retina vorbei in diese ein;*) ob Arterio oder Vene kann ich nicht entscheiden. Jeden- falls aber geschieht es nut ausnahmsweise, dass ein Gefiiss im normalen Zustand so nahe an den Rand der Chorioidea herantritt und noch seltener dlirhe dies ether der gewShnlichen HauptSste der Centralgef~isse thun.

Wenn man nut nach entschieden k r a n k h a f t e n V e r ~ i n d e r u n g e n de r E i n t r i t t s t e l l e mit Ri ick- s i ch t a u f d a s O b e r f l f i e h e n - N i v e a u fragt, so kSnne einerseits sffirkere VorwSlbung der Papille, anderer- seits Abfiaehung und Grubenbildung vorkommen.

Was zuerst s t S r k e r e V o r w S l b u n g e n der Pa- p i l l e fiber das Niveau der Umffebung betrifft, so kSn- nan dieselben offenbar mindestens ant zweierlei Weise entstehen. Erstens durch Sehwund der ~iusseren Retina- schichten mit Integrit~t des die Papilla bildenden Ner- venstammes. Aber in den allerdings vorkommenden F$1en jenes Schwundes legt sich die Nervenmasse, wie e s seheint, mehr auseinander, so dass auch die Papille flaeher wird, und in der Regel wenigstens nimmt wohl auch die Nervenmasse an dem Sehwund Theil, so dass e i n e erhebliche Prominenz auf diese Weise nicht leicht entstehn diirfte.

Ich verdanke Herrn Professor Th. Riechoff die hugen eines Hundes, welche mir derselbe in Chroms~iure zusendete~ nachdem das durch ausserordentlich langes Bestehen einer Gallenfistel merkwiirdige Thier ambly-

*) Der Verlauf des GeFasses in der Skizze ist zwei s~mcessiven Schnitten ontnommen.

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opisch gestorben war. Hier war die Retina stellenweise wohl erhalten, dazwischcn abet in gr~isseren und klci- neren Streeken ihre ~iusseren Sehiehten atrophisch. Es war bald Alles yon den inneren K~irncrn an auswiirts gelegene in eine ziemlich gleichm~issige .Masse yon nur 0,04: Mm. Dieke verbaeken, bald war die ~iussere Partie dcr Retina mehr oder weniger tief herein, bis in die inhere Kfrnerschicht, in eine blasige Masse verwandelt, welche bis zu 0,08 Mm. Dicke besass. Dadureh war die Dicke der Retina sehr wcchselud, so dass llingere Schnitte zuweilen ganz wellentiirmig aussahen. An den so alterirten Stellen lagen (lama K(irnerkugeln (von 0,015 Mm.) yon gelblicher his rothbrauner F~irbung ill ver- schiedener Menge eingel~gert, und zwar sowohl in der Nerven-, als in der blasig-metamorphosirten St~ibchen- Ktirnersehieht. Aehnliche, sch~in maulbcerf~irmige, an- seheinend aus Blur hervorgegangene K{irper lagen der verdiekten hyaloidea an, welehe ausserdem kern- und zellenartige Gebilde enthielt. Hier prominirte nun die anseheinend nicht ver~inderte I)apille sehr stark; es ist jedoeh zu beriicksichtigen, dass diese Prominenz normal grSsser ist als beim Mensehen, woran das yon mir hier nacbgewiesene Vorhandensein dunkelrandiger ~'ervenfa- sern wohl Antheil hat.

Eine zweite Ursache des st~rkeren Vortretens der

Papille kann in der Vergr~3sserung ihrer Masse liegen.

Sieht man yon den zuweilen ziemlich dichten und opa-

ken, mehr dem Glask~3rper zugeh~3rigen Massen ab,

welche hier aufgelagert und lest anhaftend vorkommen, so ist daran zu denken, ob nicht in den F~illen, wo die

Papille auch beim Menschen dunkelrandige Nervenfasern

enth~ilt, ihre Dicke betr~ehtlicher ist. Ausserdem kiinnen

ohne Zweifel die yon mir an anderen Stellen der Retina

beobachteten Verdiekungen der Nervenprimitivfasern,

wobei sie nieht dunkelrandig werden, sowie fremdartigo

Infiltrafionen (z. B. Blur, Exsudat, Aftergebilde) die Pa-

pille sehr prominent machen, doch hatte ich noch nicht

Gelegenheit, solche Fiille genauer zu untersuehen. Ein

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interessanter~ hierher gehSriger Befund abet ist der Folgende:

Ein 75 J. alter, fast g~nzlich blinder Maim hat an beiden Augen etwas grSssere Durchmesser (Axe 26, horizontal 25, diagonal 26�89 Mm.). Die Sehnerven ziem- Itch stark atrophisch, die Retina hSchst exquisit getie- gert, ganz in der yon D o n d e r s beschriebenen Form, so dass nut ein Theil der zwischen Aequator und ora serrata gelegenen Pattie und ein unregelm~issiger Fleck um Eintrittstelle und macula lutea fret blieb. Ich will bier auf die Beschaffenheit der Retina nicht n~iher ein- gehn, sondern nut bemerken, dass zwar die fieekige Pigmentirung, welche den Gef~issen vorwiegend tblgt, nicht stets ganz gleicher Natur zu sein scheint , dass ich aber in allen bisher genauer untersuchten F~illen meine friihere Bemerkung,*) dass die pigmentirten Par- tien mit Verlust der eigentbfimlichen, geschichteten Elemente atrophiren, best~itigt land. Da die Alteration, wobei zuletzt Steers nut ein pigmentirtes Geriiste iibrig bleibt, sowohl an der vordern wie an der hintern Grenze fleekig zwisehen das Normale hineingreift, so sind oft benachbarte Stellen yon sehr verschiedener Dieke, und es erkl~irt sich hie und da eine Zeit fang, wie es scheint, vorkommendes relativ gutes SehvermSgen.

Der hier vorliegende Fall nun war dadurch ausge- zeichnet, dass in beiden Augen eine betr~iehtliche Con- c r e t i o n an de r D u r c h t r i t t s t e l l e des S e h n e r v e n sieh vorfand. Diesetbe nahm ziemlich genau die Stelle der sogenannten lamina cribrosa ein, so dass ich an dem einen friseh untersuchten Auge die Papille sammt einem

grossen Stlick der Retina ausschneiden konnte, ohne etwas davon zu bemerken. Zuvor war nut aufgefallen, dass die Gegend der Papille nieht vertieft ersehien und nicht so weiss wie sonst gegen die Umgebung abstaeh.

*) Wilrzb. Verhandl. 1856. S. XLVI.

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Nach EntfCJrnung der Retina konnten einige grllssere (0,5 Mm.) und zahlreiche kleinere, etwas gelbliche, sand- /ihnliche Kilrnchen leieht herausgehot)en werden, wobei etwas Fasergewebe an denselben haftete. Unter dem Mikroskop besassen sie eine drusige Bildung, den im II. Bd. 2. Abth. S. 21 des Arehivs beschriebenen Con- eretionen der Chorioidea ~ihnlich. Nachdem dutch Salz- siiure oder Schwefels~ure der kohlensaure Kalk ausge- zogen war, blieb [dne sehiin geschichtete organisehe Grundlage iibrig. Jod bewirkte daran blos eine gelbe F/irbung. Weder im Sehnerven wetter riiekw~irts, noch sonst irgendwo im Auge land sich eine Concretion vor. Es ist hier an den merkwllrdigen Fall zu erinnern, wo v. G r a e f e wegen Verkalkung des Sehnerven genilthigt war, bet Exstirpation des Bulbus ein Stliek der Sclera auszuschneiden (S. d. A. III. Bd. 2. Abth. S. 444 nnd im vorigen Artikel dieser Beitr~ige). Wenn die Concretion sich ~5fters aui" den vordersten Theil des Sehnerven be- schr~inken sollte, so wlirde in einem ~ihnlichen Fall die Trennung des Nerven vielleicht auch eine kleine Strecke wetter rfickw~irts gelingen. - - Ueber die Niveauverh~.lt- nisse der Eintrittstelle ,gab ein senkreehter Schnitt an dem zweiten, erh~rteten Auge genaueren Aufschluss.

Fig. 3. (Siehe die Skizze da- yon Fig. 3.) Die Con- cretion bildete eine Zone yon 0,4--6 Mm. H~ihe, genau in tier Gegend der lamina cribrosa. Auf einer Seite ragte dieselbe

gegen 0,15 Mm. fiber das Niveau der Chorioidea vor, auf der andern, dem gelben Fleck zugewendeten Seite war sie etwas niedriger, dafiir war hier die Chorioidea etwas aus ihrem gew(ihnlichen Niveau nach rfickw~irts

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gezogen. Nach hinten schien das Ende des dichteren cribrum gerade hinter der Concretion vorbeizustreichen. Die Oberti~che der Retina aber bildete trotz der be- tdichtlichen Atrophie tier Nerven einen Vorsprung, dessen hilchste Puakte 0,4--5 M. fiber dem Niveau der Chori- oidea lagen, abet mehr gegen die Mitre der Eintritt- stelle gerfickt waren, als gewShnlich. Etwa in der Mitre war eine kleine Grube, welche abet das Niveau der Chorioidea bei Weitem nicht erreiehte. Am Rand tier Eintrittstelle zeigte die Oberl:l~che einen starken Abs indem die Retina alsbald ziemlich dlinn wurde. Es war die Nervensehicht deutlich atrophisch, so dass sie 0,5 Mm. yore Rand nicht mehr 0,1 maass. Ausserdem waren die ~iusseren Schichten auch im Hintergrund des Auges bereits stellenweise verdiinnt. Dieselben endeten auf Seite des gelben Flecks etwa 0,2 Mm. yore Rand, w~h- rend sie auf der davon abgewendeten Seite gegen die- sen hin sich zusch~irften. 0,7 Mm. vom Rand misst die Retina auf tier Seite des gelben Flecks 0,25; auf der anderen Seite 0,2; bei 1,7 Mm. Eatfernung dagegen 0,78 resp. 0,28 auf der anderen Seite, wo sie bald anfing, wellenf~irmig zu werden. Es waren hier also zwei sich fiir alas Niveau der Eintrittstelle nahezu compensirende Verfinderungen vorhanden. Die Atrophie der Nerven- schicht war betr~ichtlich genug, um ffir sich eine Ab- flachung der Papille zu bewirken und die Einsenkung in der Mitre wiirde ohne Zweifel bereits sehr merklich gewesen sein. Durch das zweite Moment aber, die Concretion, wurde die Oberfl~che gehoben. Sie promi- nitre dadurch nicht absolut gegen das Chorioidal-Niveau, abet relativ gegen die umgebende Retinaflilehe eher stfirker als gewiihnlich. Dieses Vordr~ingen der resti- renden Nervenmasse sammt der bindegewebigen Zwi- schensubstanz war besonders an der Richtung der Fa- serung deutlich zu erkennen. Diese stieg steil gegen

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die Oberfl/iche auf, um dann im Umbiegen theilweise wieder stark rlickw~rts zu gehn. Hierdurch kam die immerhin betr~ichtliche H~ihe der Papille zu Stande; zu- gleich wurden die ~iusseren Retinaschichten gegeu den Rand bin in ihrer regelm~ssigen Lagerung gest~rt. Schliesslich set erw/ihnt, class in anderen Fiillen yon getigerter Retina eine ~ihnliche Concretion nicht vor- handen war.

Was nun zweitens die viel wichtigern k r a a k h a f ' - ten V e , ' t i e f u n g e n tier E i n t r i t t s t e l l e betrifft, so ergeben sich yore anatomischeu Standpunkt in Rfick- sicht auf Configuration und Zustandek.ommen so ver- schiedene Zust/inde, dass es wohl bereits erlaubt ist, mindestens 2 Formen einander gegeniiber zu stellen: 1. Abflachung der Papille und Grubenbildung durch reine Atrophie des Sehnerven. 2. Grubenbildung, welche die Merkmale des Zustandekommens durch Druck, ne- ben Atrophie, besitzt.

Zu der ersten Form, Grubenbildung durch e ine A t r o p h i e des S e h n e r v e n , gehlirt der im III. Bd. Abth. 1 S. 92 beschriebene Fall. Da die Augen gut conservirt waren und genau untersucht wurden, glaube ich f'~r den Befund einstehn zu k~innen. Es warenmit Ausnahme tier Retina beide Augen normal, und in der Retina lediglich Nerven- und Zellenschicht atrophisch, die iibrigen Schichten wohlerhalten. Die Zellenschicht macht Ffir das Relief der Eintrittstelle wenig Unter- sehied. Dadureh aber, dass die Nervenfasern yore op- ticus her fehlten und an ihrer Stelle nut ein undeut- liehes Faserngewebe in geringer Menge vorhanden war, fehlte an der Eintrittstelle auch die gew/ihnliche Pro- minenz und entstand eine mulden/ihnliche Vertiefung yon der Griisse der Eintrittstelle, welche yore Rand an all- m~ilig einsinkend, mit ihrer tiefsten, mittlern Parde d e m

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Niveau der Chorioidea gleichkam.*) Dahinter lag in gewohnter Art die Lamina cribrosa. Die BlutgeF~isse lagen bereits in ihre ttaupfflste getheilt am Boden der Grube und gingen in schr~iger Richtung in die Retina fiber. Da sie yon einer etwas gr~isseren Meng e Faser- gewebes begleitet waren, so trugen sie haupts~ichlich bei, den Rand der Grube fiacher, weniger steil abt~allend zu machen. Uebrigens bildeten sowohl die Haupt~iste in der Grube, als die grSsseren Zweige in der Retina Vorsprlinge an der inneren Fl~tche, was sonst nicht der Fall ist. Es ist keiu specieller Nachweis nSthig, dass der gauze Befund sich vollkommen dutch die Atrophie der Nerven erkl~irt.

Eine etwas abweichende Configuration zeigte fol- gender Fall;

U., 52 J. alt, hatte an ,,Manie, Epilepsie und Am- blyopie" gelitten. Der Sectionsbericht lautete nut" chro- nische Pachy- und Leptomeningitis, optiei zart und grau, in der Mitte des chiasma und yon da in den tractus hinein milehweisse Stellen. Die Augen waren etwas gross, l~ingere Zeit vet der Untersuchung aui'be- wahrt und nicht vollkommen wohlerhalten, so dass fiber den Zustand der St~ibchenschicht der Retina kein Ur- theil erlaubt war. Der Sehnerve zeigte sich in dem einen Auge vSllig atrophisch. Die Grenze der dunkel- randigen Fasern hinter der lamina cribrosa war gar nicht kenntlich. Die gauze Masse des Nerven aus einem anseheinend ungewShnlich entwiekelten bindege- webigen Faehwerk mit wenigen kSrnigen Nerven-Resten gebildet. In der Retina 5 war 0,Mm. veto Rand der Chorioidea sehon keine Nervenschicht als solche mehr zu erkennen. Ebenso waren die Zellen g~inzlich atro-

*) Naehtr~glich sol bemerkt, dass a. a. O. Fig. 13 bei Verkleine- rung der urspriingliehen Skizze die Retina etwas zu dick ausge- fallen ist.

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phisch. Wo keine Blutgcf~isse lagen, war die granu- 15se Schicht nut yon einer dfinnen, einzelne kleine, kerniihnliche KSrperchen (Zellenreste) enthaltenden, un- deutlich faserigcn Scilicht iiberzogen. Am gclben Fleck waren diese K~irperchen zahlreicher, die Schicht er- reichte abet nirgends 0,04--5 Mm. Die fibrigen Retina- schichten (Sfflbchen abgerecimet) waren dag'egen wohl erhalten, insbesondere die Radialfasern mit den kern- haltigen Anschwellungen in der inneren KSrnerschicht sehr deutlich. An der Eintrittstellc gingen die fiusseren Retinaschichten his ganz zum Rand, auf welchem die gewShnlichen Drusen sassen. Die Nervenschicht abet betrug fiber dem Rand nur 0,7--8.Mm., ausser wo sie Blutgef~isse enthielt. Dutch diese und das begleitende Fasergewebe erhob sie sich stellenweise his 0,1--2 Mm. Obschon auf diese Weise auch bier eine hochgradige Atrophic der Nerven- und Zellcnschicht statffand, so war demungeachtet die Eintrittstelle selbst weniger vertieft als in dem frfiheren Fall. Sic bildete nicht in ihrer Totalit';it eine Mulde, sondern zwischen den grossen Geffissen und dcm der macula lutea zugekehrten Rand tier Eintritt- stelle lag ein mehr trichterf~;rmiges, rnit klcinerer Basis versehenes Grfibchen, welches nur mit seiner schmalen Spitze his gegen das Niveau der Chorioidea ging. Es wurde dies dutch eine ungewShnliche Entwickelung der lamina cribrosa und der vor derselben in die Retina eintretenden Bindesubstanz bedingt. Die vorwiegend queren, aber nach hinten auch in das Gerfiste des Seh- nerven fibergehenden Biindel hingen n~imlich hier nicht nur mit tier Chorioidea in ihrer ganzen Dicke zusam- men, sondern sie besassen auch nicht ihren gcwShn- lichen etwas concaven Verlauf, sondern sic sprangen an der Seite des gelben Flecks sogar noch etwas fiber das Nivean der Chorioidea vor. Auf der yore gelben Fleck abgewendeten Seite des Griibchens wichen sie

Archly s Ophthahnologie. IV. 2. 2

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etwas nach hinten aus, daf'dr waren abet die hier durchtretenden Centralgefilsse yon einer ungew~hnlich starken Bindesubstanz-Masse begleitet. Die lamina cri- brosa enthielt hier auch sternfilrmige Pigmentzellen, abet nur in ihrem hintersten, yon der ebenfalls etwas pigmentirten Sclera ausgehendcn Theile. Es wurde hier also durch die starke Entwickelung dcs Zwischengewebes in und vor dem Ring der Sclera und Chorioidea das Einsinken tier Eintrittstelle in gr~sserer Ausdehnung etwas verhindert und die Form des Griibchcns bei nahezu gleicher Tiefe trichter- statt muldenf'drmig. Da in dem zweiten Auge dcr Beiund dersclbe war, eine etwas geringere Atrophie des Nerven abgerechnet, so d a r f wohl eine angeborene Eigenthiimlichkeit im Bau der Eintrittstelle angenommen werden. Der Maniacus aber m~ichte wohl zuletzt ziemlich erblindet gewesen sein.

Wesentlich verschieden ist in exquisiten ~'~illen der ganze Habitus der z w e i t e n F o r m ; e ine s te i l ab- f a l l e n d e , his f i e f fiber alas N i v e a u de r Chori - o i d e a h i n a u s r e i c h c n d e G r u b e , welche neben ent- zlindlichen Ver~inderungen in verschiedenen Theilen des Auges, besonders aber der Aderhaut, vorkommt, und die Charaktere eines yon innen her wirkenden Druckes tr~igt.

Hierher gehSren zun~ichst zwci sehr hochgradige F~ille der im Jahre 1856 in den Wiirzb. Sitzungsberich- ten erw~ihnte, und das erste der friiher beschriebenen, durch v. G r a e f e exstirpirten Augen. Siehe d. A. Bd. IV. Abth. 1. S. 377. Fig. 6 zeigt eine Skizze der enormen, ca. 1 Mm. tiefen Grube an der Eintritt- stelle dieses Auges.

Ich erlaube mir, um einen bessern Anhaltspunkt zur Beurtheilung zu geben, den ganzen Befund auch

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Fig. 6. i I '

" ,i �9 3

yon dem erstgenannten Fall herzusetzen, wovon ich eine Uebersicht bereits a. a. O. gegeben hatte.

M. H., 83 J. alt, seit langer Zeit blind. Beide Augen in fast gleichem Zustand.

Die H o r n h a u t etwas getrilbt. Von der vorderen Fl~ehe l~sst sich eine membran~ise Schieht abziehen, unter welcher die Hornhautsubstanz durchsichtiger ist. Jene Sehicht besteht aus einem mit kleinen Bindege- webskSrperchen versehenen, sehwach faserigen Gewebe, welches mit dem der Conjunctiva am Rande continuirlich ist. Von leizterer gehen Blutgef~isse in dieselbe fiber. Die freie Fl~iche ist yon einem Epithel bekleidet, welches meist einfach ist, hier und da .jedoch dickere Stellen hat, und insbesoadere bier und da Ver]~ngcrungen irl die Tiefe der Faserscbicht bildet, welche einfachen oder buchtigen Drfisenschl'tiuchen sehr ~hnlich sehen. Diese Verl~ngerungen bestehen jcdoeh durchaus aus rundlich- polygonalen Epithelzellen. An einem Auge ist diese Schicht in der Mitte der Hornhaut an ether weisslieh- narbigen Stelle befestigt, an dem andern Auge ist dar- unter die ganze Hornhautfl~iche glatt, und as zeigt "sieh, dass diese noeh you der sehr wohlausgepriigten Glas- lamelle (lain. elast, ant.) bekleidet ist, fiber dercn nor- male Existenz die bekannten schief zu ihn aufsteigen- den Streifen keinen Zweifel ]lessen. Da ebenso schwer zu glauben ist, dass dicse (}ber der Glaslamelle gele- gene Faserschicht yore Epithel aus, als dass sie yon einem

2*

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eintachen Exsudat aus entstanden sei, so scheint die Annahme, dass sic yon der Coujunctiva her durch fl~ichenhafte Wucherung derselben gewachsen sei, am wahrseheinliehsten. - - In der Hornhaut, in der aufge- lagerteu Sehieht, besonders aber ill der Conjunetiva, finden sich da und deft zahlreiche rothbraune Pigment- kgmer, als Rcsiduen friiherer blutiger Durehtdinkung. Die descemetsche Membran ist 0,02 Mm. dick, dazu stark warzig an der fi'eieren Fl~iche. An einem Auge geht veto Ran~l her etwa (iber ein Drittheil eine Auflagerung, wclehe strueturlos bis netztSrrnig-streiflg und theilweise pigmentiL't ist, dabei his 0,06 Mm. dick. Auf dem an- dern Auge 15st sic sieh leieht ganz yon der Hornhaut, ist dagegen mit der Iris dureh einen weisslichen Pfropf eng verbunden, der sich alim~ilig iiber die Oberfliiche hiu verliert.

Die S c l e r a ist stellenweise dfinner, namentlieh an den Dur(:htrittstellen der Get~isse und Nerven sind hier und da bl~iuliehe H~Jfe. Das Pigment der Innenfl~ehe fehlt fast ySllig.

Die G i l o r i o i d e a ist in ihrem hinteren Absehnitt wenig ver~indert, welter vora dagegeu streekenweise stark verdLinnt, pigmentarm, an die Sclera und Retina fester angeheftet, das Pigmentepithel mehr oder weniger alterirt. Die Glaslamelle m~iehtig dick, mit (verMiltniss- raiissig zum Alter) sparsamen flaehen Drusen besetzt, welche KalkkSrner enthalten. Letztere liegen dagegen gegen die era serrata hin streekweise in der wenig ver- dickten Lamelle so dicht, dass die Gef~isse als helle Striehe dazwisehca erseheinen (s. Bd. If. Abth. 2. S. 27). Auff:allend ist an beiden Augea das Verhalten tier vorderen Ciliargefiisse. Es laufen namlieh 10--12 dutch ihre weissliche Farbe ausgezeiehnete St~immehen iiher die era serrata riiekMirts, sich dort in der Chori- oidea his zum Ae(luator hin verzweigend. Eine Anzahl

_Ol

derselben ist an der Oberflilche des Muskels abg~xissen, wo sie die Selera verlassen hatten. Ein St~immehen l~isst sieh mit Sieherheit in den eireulus after, irid. ma- jor nahe an seinem Ursprung aus dera. ell. longa ver- folgen. Zwei andere, iihnliehe Ramilleationen gehen van dem Hauptast der a. cil. longa, da we sic eben den Ciliarmuskel erreieht, r{iekwilrts zur Chorioidea. An einem anderen alten Auge land ieh ein iihnliches Ver- halten, und S a p p e y erw'ahnt eines kleinen derartigen Astes als hier und da vorkommend. (M6m. d. 1. S. de Biologie. Ann6e 1854. p. 255). Es diirfte zu untersuehen sein, ob nicht in dieser Anordnung ein Moment vbn ether gewissen Wichtigkeit liegt.

Der Ciliarkiirper zeigt keine erhebliche Ver'anderung. Der Ciliarmuskel ist ungleichmilssig airophiseh, seine Biindel mit zahlreichen KgSrnchen besetzt. An manchen Stellen ist gerade der ringf'6rmige Theil sehr deutlieh geworden, w'ahrend in anderen Fiillen des Umgekehrte geschieht (Danders , Archly Bd. III. Abth. 1. S. 154)?)

*) Prof. A r l t bemerkt im vorigen Heft, S. 104, (lass seine Ab- bildungen tiber den ringf'drmigen Theil des Cillarmuskels bereits im Mat 1856 van Dr. L a m b l angefertigt wurden und dass, bevor er zur Publication kam, ich (tie Existenz dieser Fasern erkannt und beschrieben habe. Dies k~innte teicht so ausgelegt warden, als ob meine Studien fiber dan Ciliarmuskel der Zeit nach zwischen die Beobachtungen van A r l t und ihre Publication fielen, und so ihran Ursprung in ein zweideutiges Licht bringen, obgleich A r l t seibst dies ganz sicherlich nicht so gemeiat hat. Ich will deshalb be- merken, (lass maine Abhandlung bereits Anfangs April 1856 der Redaction fibergeben wurde, wie diese selbst in ether Note beige- filgt hat, wlihrend maine erste Mittheilung im November 1855 ge- sehah. (Sitz.-Ber. d. Phys.-Med.-Ges. Bd. VI. 8. XXVI.) Bet dieser 6elegenheit erkl~tre ich, da ich doch einmal wegen der Enideckung des ringf~irmigen Ciliarmuskais eine f'drmliche Reclamation erhobon babe (Comptes remus 1856. I. N. 25 und II. N. 7), dass ich die- selbe voltkommen aufrecht erhalte. Ich werdo dazu veranlasst da- durch~ dass sowohl in Briissel beim ophthalmolegischen Congress eine Discussion tiber die fragliche Entdeckung stattgefunden zu

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Die I r i s adh~irirt mit ihrem Ciliarrand lest am Hornhautrand, w~ihrend sie veto Ciliarkfrper sehr leicht abreisst. Sie ist dort so atrophisch, dsss in grfsseren Strecken blos ein ]ockeres, veto ligamentum pectinatum herriihrendes Balkengewebe mit ether diinnen, mem- branfsen Zwischensubstanz 0brig ist, hinter welchem einzelne pigmentirte Str~inge, Gef~isse, verlaufen, yon denen nut sehr wenige mehr ein Lumen zu besitzen scheinen. Von Nerven ist dort nichts mehr zu sehen. Auch wetter einw~irts wechseln atrophische Stellen mit stark pigmentirten Massen ab, welche neugebi]det zu sein scheinen. Manche Str~inge insbesondere sind aus obturirten Gef~issen entstanden. In einem Auge adh~i- rirt der etwas verzerrte Pupillarrand durch cinen weiss- lichen Pfropf sowohl an der vorerw~ihnten Hornhaut- narbe, als an der vorderen Linsenfl~iche. Da die Linse zugleich etwas nach unten, auf die Ciliariorts~itze dis- locirt ist, so ist zu vermuthen, dass eine, in Wfirzburg ffiiher h~iufig geiibte, Keratonyxis stattgefunden hatte. Die Pupillen waren beide nur m~issig welt; die Tiel'e der vorderen Augenkammer gering.

Die L i n s e n und ihre mit Auflagerungen versehe- nen Kapseln sind berets in meiner Abhandlung fiber Kapselstaar beschrieben (Archly Bd. III. Abth. 1. S. 67).

Die N e t z h a u t liegt der Chorioidea fiberall an, ist mit den verdiinnten Stellen derselben theilweise ver- klebt, jedoch trennbar. Genauere Angaben fiber die Elemente gestattet die beginnende Maceration nieht, doch zeigt sich eine Atrophie der vorderen Partien, in

haben scheint (Gaz. hebdom. 1857. S. 741), als aueh eine ausf'dhr- liche Besprechung der neueren Arbeiten fiber den CiliarmuskeI in der Gaz. hebd, 1857. No. 42 enthalten ist, ohne dass nur mein Name dabei genannt wurde. Uebrigens giebt es auch deutsche Berichterstaffer, welche gewissenhaft genug sind, bet Besprechung der Saebe bless die fremden Autoren zu erw~thnen. S. Canstatt's Jahresberieht fiir 1856 Histologie S. 40.

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der Weise, dass diese i'ast nur aus verdickter Limitans mit dem faserigen Gerilste bestehen, weshalb die Retina dort in Wasser kaum trlib wird. Ausserdem ist die- selbe an vielen Stellen beider Augen braun gestreift und marmorirt. Das rothe bis braune Pigment ist zum Theil in Zellen enthalten, folgt besonders dem Laufe der Gef~isse, liegt auch streckenweise in deren Lumen. (Metamorphose yon Blur). Ausserdem sind einzelne Gef~isse yon ether blassgelblichen kiirnigen Masse ver- stopfl. Diese Ver~inderungen finden sich theils ganz nahe der ora serrata, thetis dicht an der Eintrittstelle an den grossen Gef~issen.

Der Raum des G l a s k i l r p e r s ist im Hintergrund zumeist yon Fliissigkeit eingenommen. Hinter der Zonula dagegen sitzt ein diehter, gallertiger Ring. Ausser ver- schiedenartigen Pigmentklumpen ist bemerkenswerth, dass an dell Stel[en, wo die Adh~ision der Augenh~iute am st~irksten ist, eine weissliche Trlibung der Glasklir- perreste existirt, welche dureh blasse Molekiile zum Theil yon l~nglicher Gestalt bedingt ist, wie man sie nach entzlindlicher Durchtr~inkung des Glaskiirpers siehk Im Hintergrund scheint die Hyaloidea schon bei der Eriiffnung der Augen theilweise abgeliist und ge- s gewesen zu sein. In einem Auge sitzt an der Eintrittstelle, nicht genau in der Mitte der Grube, ein gallertiges, zum Theil weissliches Kllimpchen lest, wel- ches ausser Pigment und einer streifigen, kernhahigen, der Hyaloidea aufgelegenen Masse, ein Stiick dieser Membran zusammengefaltet enth~ilt. In derselben ver- laufen eine Strecke weit etwas gewundea eigenthiim- liche Kan~ile yon einer fast gleiehm~issigen Weite (0,02 --0,025 Mm.) hier und da sich theilend, anscheinend structurlos. Ein Inhalt ist nicht wahrzunehmen.

Die E i n t r i t t s t e l l e des S e h n e r v e n bildet in beiden Augen bei Betrachtung yon innen her eine deut-

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liche Grube, welche mit steilen Rilndern sich einsenkend, offenbar in die Sclcra hineinragt. Am Rand kommen die Aeste der CentralgeF~isse heraus, etwa 10, die klei- nen ungerechnet. Dieselben liegen dem Rand der Cho- rioidea dicht an, we sic umbiegen, und die Dicke der Retina scheint dort nicht griisser zu sein, als eben durch die Gef~isse bedingt ist. Uebrigens ist die Umgebung der Eintrittstelle unver~indert. An einem Auge wurde der Sehnerve dicht hinter der Sclera abgeschnitten, und damit wurde zugleich der Grund der Grube enffernt, so dass ein Loch, ziemlich yon der Griisse der Eintrittstelle, in der Sclera und Chorioidea war. Die erw~ihnten Aeste der Centralgef~isse aber bleiben demungeachtet an dem Rand dieser Oeffnung angeheftet, also an einer Stelle der Sclera, yon der sie sonst ringsum dutch die aufsteigenden Bfindel des Sehnerven getrennt sind. Der Chorioidea dagegen liegen die Gef~sse zwar dicht an, trennen sich abet leicht yon derselben ab, so dass die- selbe, nachdem sie yon vorn his zur Eintrittstelle yon der Selera abgeliist wurde, leieht fiber die Reste der Retina heriibergezogen warden kann, indem diese dutch die Oeffnung der Chorioidea hindureh gleiten.

Die Theilung der Centralgef~isse in die Haupt~ste bleibt dahei am abgeschnittenen Sehnerven und ein et- was weiter rSckw~irts gemaehter Querschnitt zeigt, dass bereits dort das eine der beiden nebeneinander liegen- den Geflisse (Vene?) sich zu theilen anf~ingt. An dem zweiteu Auge wurde, nachdem es einige Zeit in Wein- geist gelegen hatte, ein senkrechter Schnitt dutch die Eintrittstelle geFdhrt. Der Rand tier Grube zeigt sich hier ganz steil, theilweise fiberh~ingend, der Boden sehwach concav. Die Gei~isse der Retina, welche an beiden dicht anliegen, erleiden eine zweimalige seharfe Knickung. Die Tiefe der Grube betr'~gt ca. 0,5 Mm.,

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yore Nivcau der Chorioidea aus gemessen, da die Dicke der Retina nicht gut zu bestimmen ist. '~) Im Ganzcn muss also die Grube gegen das Niveau der umgebenden Retina noch etwas tiefer gewesen seth. Die lamina cribrosa ist sehr betriichtlich concav und zusammengedr~ingt hinter der zun~chst aus etwas lockerem Fasergewebe gebildeten Wand der Grube zu sehen. Die ganze Beschaffenheit der Grube ist der in Fig. 5 veto folgenden Fall gegebenen Skizze sehr ~ihnlich.

Ein dritter Fall, welcher dieser Gruppe zuzurechnen ist, zeigt im Allgemeinen geringere Ver~nderungen des Auges, ist abet dadurch um so werthvoller, dass in dem einen Auge der Zustand offenbar ein weniger vorge- rficktes Stadium derselben Affection darstellte. Ausser- dem konnten hier senkrechte Schnitte yon den erh~ir- teten Objecten zu genauerem Studium verwendet werden.

B., 83 J. air, potator. Starker arcus senilis. Durch- messer der Pupille beiderseits etwas geringer als die Breite der Iris. Aug~ipfel gross (Axe 26, iiquatorialer Durchmesser 25--27 Mm.), etwas viereekig, die Sclera hier und da verdiinnt, die Durchtrittstellen der vorderen Ciliargef~isse sehr deutlich.

L i n k e s A u g e , ganz blind. Die Linse ist sehon im III. Bd. des Archivs Abth. I. S. 85 beschrieben, sammt den Auflagerungen der Kapsel, und soil nur noch erw';ihnt werden, dass ein weisslicher Anflug an der Hinterfl/iche der Iris aus ungemein zierlichen, aug schmaler Basis flottirenden, dendritischen, glash/iutigen Vegetationen yon 0,02--6 Mm. HShe besteht, wie sis auch an der /iusseren Fl~iche der Linsenkapsel sich vor-

*) Man kann durch Maceration und Auswaschen der Retina eine Grube auch kiinstlich erzeugen, aber dann sitzen u. A. die Central- gefiisso fret in der Mitte derselben an.

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finden (s. a. a. 0.). Der Sehnerve ist atrophiseh, grau, enth~ilt nut wenige dunkelrandige Tr~pfchen als Reste des Nervenmarks. Die Retina ist vor Allem durch Atrophie der Nervenschicht ausgezeichnet, w~ih- rend die ~iussern Schichten relativ wohlerhalten sin& Doch sind die St~ibchen nut hier und da zu erkennen (z. Th. cadaver6s?) und es kommen u. A. Erweiterung und Varicosit~it der Blutgef/isse, leiehte Pigmentirung u. dgl. vor, sowie aueh die Zellen sp/irlich und rudi- ment/it sind, eher kleiner und undeutlicher, als die in- neren K6rner. In der Nghe der Eintrittstelle messen die ~iusseren Schichten 0,18 Mm., in 0,2--3 Entfernung vom Rand noch 0,15 Mm., dann sch~irfen sie sich rasch zu. Die Nervenschicht misst 0,2 Mm., yore Rand nut 0,1 Mm., auf dem Rand selbst nut 0,16 Mm., und dies nut dutch die darin befindlichen Gef~issst/immchen. Zwischen diesen ist die Hghe geringer. Die Eintritt-

Fig. 5.

stelle selbst (s. die Skizze Fig. 5 yon einem Schnitt nahezu im senkrechten Meridian) bildet eine Grube, deren etwas concaver Grund ca. 0,5 Mm. hinter das Niveau der Chorioidea hinausreicht. Rechnet man die Dicke der Retina dazu, so ergiebt sich als t o t a l e T i e f e der G r u b e e t w a ~lMm., w~ihrend d ie W e i t e im N i v e a u der C h o r i o i d e a e t w a 1~ Mm. aus- mach t . Diese Grube ist zun~ichst ausgekleidet yon einem die Blutgef~isse umhiillenden, mit der Nerven-

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schicht der Retina continuirlichen Fasergewebe. Wo diess Schicht am Rand der Chorioidea vorbeigeht, be- triigt der Abstand der Oberfl~iche horizontal gemessen 0,1--0,15 Mm., je naehdem ein Gef~iss dort liegt oder nieht. Sie steigt an der Seitenwmld der Grube ganz steil hinab, um dann wieder an den Boden derselben umzubiegen. Die Centralarterie steigt im Sehnerven gegen die Mitte des Grubenbodens auf, um sich dort in ihre Hauptiiste zu spalten, welche sich sehon inner- nerhalb der Grube wieder welter theilen, indem sie an deren W~inden hinankriechen, wo sis den Rand der Chorioidea unmittelbar ber[ihren. Von der Haupt-Thei- ]ungsstelle der Arterie ragt in den grossentheils ver- flfissigten GlaskSrper ein structurlos-streifiger Zapfen vor. Unter der erw~hnten lockeren Schieht liegt dann ein sehr dichtes, yon der Gegend der lamina fusca aus- gehendes Gewebe, welches eine am Rand der Grubs stark nach hinten geneigte, in der Mitre dagegen sehw~icher concave Lamelle bildet. An diese schliessen sich dtnn, allm~ilig weniger naeh hinten gekriimmt, schw~iehers Faserzfigs an, welchs den hintersn Theil der lamina cribrosa darstellen. Die dichte Wand der Grube zeigt hinter der Chorioidea eine an manchen Schnitten sehr betr~ichtliche seitliche Ausbuchtung, so dass der Rand der Chorioidea bedeutend vorragt.

R s c h t e s Augs , soll noch ,,Schein" gehabt haben. Der Sehnerve enthiih hier noch meistens wohlerhaltene dunkelrandige Fasern. Nut einzelne Biindel sind in Atrophie begriffen. Die Linse ist etwas weniger trfib, als links; das Epithel der Kapsel resist erhalten, abet an einigen Stellen tdigt die Innenfl~iche Auflagerungen wie links. Ebenso sind die glash~iutigen Vegetationen an Iris und Aussenfl~iehe der Linsenkapsel vorhanden; sis bilden an beiden eine Zons, welehe ziemlich dem inneren Ring der Iris entspricht, w~ihrend der Pupille

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gegeniiber auch die Linsenkapsel frei ist. In der Re-

tina ist die Nervenschicht viel weniger atrophisch, die

Zellen z. B. am gelben Fleck gut zu sehen, die Stilbchen

aber ebenfalls nicht wohlerhalten. Von der Einlritt-

stelle giebt Fig. 4 die Skizze eines Schnitts im hori- zontalen Meridian. Die Grube ist triehterfSrmig, mit

Fig. 4.

Ausnahme des enNen Grundes yon convexen W~nden

begrenzt. I h r G r u n d r a g t e t w a 0 ,2Mm. ~ b e r d a s N i v e a u d e r C h o r i o i d e a h i n a u s ; noeh um die H~lfte mehr , wenn man bis zur diehteren Substanz reehnet,

wo die GeNsse liegen.*) D ie W e i t e d e r G r u b e im

N i v e a u t ier C h o r i o i d e a b e t r ' a g t e t w a 0,7 Mm. Sie liegt etwas mehr gegen die Seite der macula lutea, wo die Nervenschicht auch hier geringer ist. Die HShe

der Retina fiber dem Rand dcr Chorioidea betr'agt auf

dieser Seite 0,3, auf der anderen 0,35 M., so dass sich eine t o t a l e T ie f ' e d e r G r u b e yon etwa 0,6Mm. er-

giebt. Vom Rand der Chorioidea stehn die Wilnde der- selben betrilchtlich welter ab, als im linken Auge, 0,25

--0,3 Mm. auf der Seite der macula, 0,4--5 auf der an-

deren, je nachdem Gefilsse getroffen sind oder nicht.

Eines der Centralgefiisse theilt sieh gerade am Grund

*) Es ist an dfinnen Schnitten sehwer, die durchsichtige Schicht, welche fiber den Grund der Grube zieht, nicht zu iiber- oder unter- schiitzen. Optisch wird sie yon keinem Einfiuss sein. In Fig. 4 sind 2 Linien gezogen, welche den allenfalsigen Fehler begrenzen diirften; Dhne wesentlichen Untersehied, wie man sieht.

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der Grube, also hinter dem Niveau der Chorioidea, aber

die Aeste, welcim nahe der Oberfl~ichc aut'steigen, ge-

langen hier (noeh) nieht in unrnittelbare Nachbarschaft

des Chorioidealrandes. Die ~iusseren Schiehten dcr Retina verdiinnen sich schon vor dem Rand etwas,

doch nicht in dem Maass wie sonst bisweilen. Die Fa serung der lamina cribrosa ist in der vordern Partie veto Rand her noch wenig rilekw~irts geneigt, w~ihrend

sie dicht am Grund der Grube ziemli('h stark uud pliitz-

Itch nach hiaten ausweicht. Die hintere Pattie derselben

ist kaum auff~illig verschohen.

Naeh Aufziihlung der exquisiteren unter den bisher

beobachteten F~illea will ich nun zu einer Vergleichung

derselben tmtereinander iibergehen, mit Riicksicht auf

die bedingeuden Momente.

Zuerst ist hervorzuheben die U e b e r e i n s t i m m u n g

d e r g a n z e n C o n f o r m a t i o n , welche die drei ]etzten

F~ille zeigen. Ein Bliek auf Fig. 4, 5, 6 l~isst dieselben als Grade oder Stadien derselben Alteration erseheinen.

Hirlg[,gen ergiebt sich eine betrliehtliche V e r s c h i e -

d e n h e i t g e g e n d i e V e r t i e f u n g e n be t de r e r s t e n a ls r e i n e A t r o p h i e a u f g e s t e l l t e n Form.*) Die

T i e f e , welche der Grund erreicht, geht bet den letzten

nut his zum Niveau der Chorioidea, und wenn vielleicht auch F~lle vor'kommen, we dies etwas (iberschritten

wird (bet naehinnenwenig entwickelter lamina eribrosag.),

so ist der Abstand gegen die F':ille der zweiten Reihe

immer noch gross genug. Damit h~ingt zusammen, dass

*) Die rein atrophische Form der 6rube ist gegen das normale Verha[ten stets durch die Abflachung der Papille ausgezeichnet, der erste oxquisiteste Fail ausser dem durch die muldenf'6rmige Gestalt tier Grube. Die Tiefe derselben dagegen ist zwar grSsser als in manchen normalen F:41Ien, aber andererseits geringer als sie in manehen anscheinend auch normalen F~llen vorkommt, we die grSssere ttlihe des Raudes dic Grube, falls sie bis zur Chorioidea geht, im Ganzen tiefer werdcn l~isst.

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die lamina cribrosa bei der rein atrophischen Form ihre Lage wesentlich beh~ilt, w~ihrend sie bei der zweiten mehr oder weniger betr~ichtlich (urn ~ Mm. und mehr) aach hinten gedr~ingt, zum Theil auch in ihrer vorderen Partie verdichtet erscheint. Dieses in die Tiefe greifen scheint naeh dem Befund am rechten Auge des 3. Falls (Fig. 4) bereits frfihzeitig aufzutreten, so dass die Spitze des Trichtcrs das Niveau tier Chorioidea schon merklich iiberschritten hat und die lamina cribrosa zu verdr~ingen beginnt, wo das Volum der Grube im Gan- zen noch ein sehr m~issiges, und dis Verminderung der Sehnervenmasse eine noch relativ unbedeutende ist.

In Beziehung auf diese A t r o p h i c de r N e r v e n - m a s s e zeigt sich nun, class sie bei den Gruben der 2. Reihe keineswegs fehlt, sondern sehr ausgebildet vorkommt. Es wird dutch dieselbe offenbar ein Theil der Conformation (Fig. 5 und 6) bedingt und nament- lich die enorme Ausdehnung dot Grube allein miiglich gemacht. Allein erstens ist, wie erw~hnt, die Grube bereits tief, wo dis Atrophic noch gering ist, und dann ist letztere a l l e in nicht im Stande, die hiiheren Grade zu erkl/iren. Die Atrophic der Nervenmasse ist also hier nur eine Theilerseheinung und wahrscheinlich gros- sentheils eine s e c u n d ~ir e Erseheinung.

Als wesentliche Bedingung der Grubenbildung darf dagegen hier ohne Zweifel der D r u c k im Glask l i r - p e r angesehen werden. Fiir einen solchen Druck y o n innen spricht der Augenschein, namentlich an den senk- rechten Durchschnitten, so sehr, dass ich schon bei dem ersten Fall (1856) diese Ansicht aufzustellen keinen An- stand nahm. Es erkl~irt sich dadurch das Anfangs be- schr~inkte, dann ausgedehnte Ausweichen der lamina cribrosa nach hinten, die seitliche Ausbuchtung, welche hinter der Chorioidea vorkommt, die Verdichtung, welche der vordere Theil tier lamina cribrosa erf~ihrt, wfihrend

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derselbe an Ausdehnung yon vorn nach hinten abnimmt. Auffallend ist dabei, dass der Ring der Chorioidea an der Eintrittstelle kaum Ver~nderungen zeigt, sich nieht erweitert. Derselbe besitzt aber iiberhaupt eine sehr grosse Resistenz, wie er denn auch bet Scleroticoeho- rioiditis der Umgebung, in der Regel wenigstens, keiae eigentliche Ausdehnung in der Fl~iche zeigt. Als ana- tomische Anhaltspunkte flit einen betr~iehtliehen Druek im Raum des GlaskSrpers sind s anzufiihren die mehr oder weniger ausgepr~igten Eetasien des Bulbus,*) alas starke Anliegen des Ciliarrandes der Iris an der Hornbaut, endlieh in dem oben (No. 7) beschriebenen Auge das Vorragen eines Zapfens an der vordern Lin- senfl~iche, welcher sich ausnahm, als ob die, ihrer Zeit weiehe Linsenmasse yon hinten mit Gewalt in die Oeff- hung der Pupille hineingedrlickt worden wiire. Endlieh sprieht daFfir, dass der auf anatomischem Wege ge- wonnene Anschein ether Grubenbildung durch Druck yon innen kein tr[igeriseher ist, vor Allem der Zusam- menhalt mit den Symptomen im Leben. v. G r a e f e hatte diese Symptome des intraoeularen Drueks bet Glaucom sehon frfiher als wesentlich hervorgehoben und hat dieselben neuerlich aueh fiir die Begriindung der Grubenbildung an der Eintrittstelle in meisterhafter Weise verwerthet.

Es diirfte somit der Hauptpunkt, dass bet vielen Sehnerven-Exeavationen der intraoeulare Druek wesent- lieh bedingend ist, kaum mehr in Frage kommen, und und ieh hoffe mindestens sehr wahrscheinlieh gemacht zu haben, dass dies fiir die yon mir in die zweite Reihe gestellten Fiille gilt, nicht aber fiir die yon mir als rein atrophische Excavation bezeichnete Form.

*) I11 dem zuerst beobachteten Fall wurden keino Maasso der Augen gonommen, ehe sic eingeschnitten waren; es schien aber der Aequatorialdurchmosser in einigen Riehtungon zu gross zu seth.

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lm Einzelnen ist der Discussion noch viel Spiel- raum gelassen. So ist alas r e l a t i v e V e r h a l t n i s s d e s D r u c k s und de r W i d e r s t a n d s f ~ i h i g k e i t der Eintrittstelle flit die einzelnen Fiille naher zu be- stimmen. Es ist offenbar, dass nicht nut vermehrter Druck bei gleicher Resistenz, sondern auch gleicher Druck bei verminderter Resistenz die Form tier Eintritt- stelle modificiren kann. Es ist also zu untersuchen, wie viel der normale Druek im Glask0rper bei verminderter Resistenz der Eintrittstelle bewirken kann. v. G r a e f e hat im vorigen Heft S. 547 diesen Punkt bereits be- rShrt und D o n d e r s legt darauf viel Werth, wie ieh aus miindlicher Mittheilung weiss. Es ist nicht zu be- zweifeln, dass eine normale Chorioidea und Sclera einen betr~ichtlichen Druck vertragt, ohne viel nachzugeben. Durch Entziindung verandert abet erleiden diese Mem- branen Ectasien, wohl auch bei wenig oder nieht ver- mehrtem intraocularen Druek. Auf diese Weise erkl~irt es sich, dass bei manchen Ectasien des Buibus das SehvermSgen wenig beeintr~ichtigt ist, resp. die Ein- trittstelle nicht unter dem (nicht eriiiihten) Druck leidet. Umgekehrt abet kann woh[ die Eintrittstelle bei gerin- get oder mangelnder Ectasie anderer Stelle~l herausge- driingt werden, sei es, dass sie weniger resistent, oder

dass der Druck vermehrt ist. In Beziehung auf geringere Resistenz an der Ein-

trittstelle ist natiirlieh vor AHem an eine krankhafte Er- weichung, Atrophie etc. zu denken, es ware abet miig- lich, dass selbst individuelle Schwankungen, welche an der lamina cribrosa betrachtlich zu sein scheinen, nicht ohne Einfluss als pr~disponirendes Moment sind.

Es d~irfte jedoch auch das Z u s t a n d e k o m m e n yon E x c a v a t i o n e n d u t c h V e r m e h r u n g des D r u c k s bei r e l a t i v e r In tegr i t~ i t de r E i n t r i t t - s t e l l e nicht abzuweisen sein. Ich kann nicht auf eine

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Discussion der Druckverh~iltnisse eingehn, sondern reich nur auf die Argumente beziehen, welche v. G r a e f e Fdr das Bestehen dieser Druckvermehrung im Glask~r- per bei gewissen Formen yon Chorioiditis und Irido- chorioiditis beigebracht hat. Es waren abet in allen 3 F~illen der 2. Reihe (Excavation durch Druek) anato- mische Zeichen jener Entz[indung in hSherem oder ge- ringerem Grade vorhanden. Ebenso zeigte in allen drei F~illen die Linsenkapsel .iene Auflagerungen der Innen- fl~iehe, wie sie mit entzfindlichen Affectionen tier vor- dern Abschnitte der Gef~isshaut vorz,,kommen pflegen. Dagegen waren in dem 3. Fall an der Eintrittstelle keine Zeiehen einer vorausffegangenen prim~iren Netz- hautaffection zu finden, welche die Resistenz vermindert h~itte. Die beiden ersten F~ille sind in dieser Hinsicht nicht zu verwerthen, abet die Chorioidea zeigte in der Umgebung nirgends auff~illige St~rungen, wie in den vorderen Partien.

Auf der anderen Seite finder man in vielen F'illen, wo die Netzhaut, und zwar auch an der Eintrittstelle, krankilaft ver~indert ist, keine Excavation, wie sie sonst dutch Druck entsteht. Es gehSren hierher die F~ille der ersten Reihe, wo die Excavation durch einfache Nervenatrophie einen differenten anatomischen Cha- rakter tr~gt.

Ferner sieht man h~iufig in Augen, deren Netzhaut dutch andere Vorg~nge, namentlich Entz[indung, .ver- ~indert oder total atrophirt ist, mit und ohne AblSsung, keine Grube mit den Charakteren des Drucks au[treten, sondern die Abflachung der Papille und die Grubenbil- dung entsprieht lediglieh dem Zustand der Netzhaut. Es ist jedoch nieht zu verwundern, wenn dieselben Befunde an tier Netzhaut getroffen werden in F~illen, wo zugleich die Eintrittstelle dureh Druck excavirt ist, da Ver~inde- rungen der Chorioidea und Retina so h~iufig miteinander

Arehiv ftir Ophthalmologie. IV. 2. 3

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gehn. Einige F~ille der ersten Art sollen bei einer sp~i-

teren Mittheilung fiber Netzhautaffectionen erw~ihnt, und

hier nur noch ein Fall yon betr~ichtlicher Netzhautver-

~inderung mit etwas eigenthiimlieher Grubenbildung und

zweifelhaher Pathogenese angefiihrt werden.

S.~ 76 J. alt. Gelbe Erweichung des linken Seh- und Streifenhiigels. Atrophie des rechten nervus opticus. Die Retina des rechten Auges ist fast iiberall in allen ihren Sehichten alterirt, welehe an vielen Stellen ganz als solehe unkenntlich geworden sind. Ihre Dicke weeh- selt sehr rasch, im Hintergrund yon 0,5 zu 0,2 Mm., welt vorn von 0,18 zu 0,04 Mm. An den letzten Stellen ist sie mit Chorioidea und Sclera so in eine pigmentirte fibriise Masse vereinigt, dass die Grenze auf senkreehten Schnitten nicht mehr zu kennen ist. Bluthaltige Ge- f'~isse sind hier weder in der Retina noeh Chorioidea zu sehn, und diese Strecken erscheinen lediglich braun ge- fleekt und marmorirt. Aueh weiter rlickwilrts sind die Retinalgef~isse zum Theil obturirt und in fast homogene Str~inge verwandelt, die Umgebung h~iufig pigmentirt, die Structur der Retina zellig-areol~ir durchaus oder ein Theil der Schichten mehr oder weniger erhalten. Gegen den Rand der Eintrittstelle verflacht sich die Retina, in- dem sich die ~iussern Schichten zusch~irfen, statt der Nervenschicht aber blos eine geringe Menge yon Faser- gewebe da ist, auf welchem die stark verdickte Hyaloi- dea lest aufliegt. Die Excavation ist aber demunge- achtet nicht sehr betr~ichtlich, geht kaum fiber das Ni- veau dcr Chorioidea hinaus und ist iiberdies durch eine dem Glaskiirper angehllrige Masse grossentheils ver- legt. Es haftet n~mlieh nicht nur die sehr verdickte und derbe Hyaloidea iiberall an der Grube und ihrer Umgebung sehr lest an, sondern es erhebt sieh aueh aus jener ein unregelm~issiger Zapfen yon 1--1~ Mm. Dicks und 4 Mm. L~inge, welcher auf einer Seite mit seiner Basis den Rand der Grube erreieht, so dass diese nur einen unvollkommenen Ring um den Zapfen bildet. Der Zapfen hat in der erh~irtenden Fl[issigkeit eine be- tr~ichtliche Festigkeit angenommen, seheint aber, wie aueh die Verdiekungsschichten der HyaIoidea, aus der

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Glask{Jrpermasse hervorgegangen zu sein. (In diesen Schichten finden sich colossale bl~ischenf'drmige Kerne, die in Theilung begriffen zu sein scheinen). Im linken Auge hat die Eintrittstelle eine Bildung, welche der Skizze Fig. 1 ziemlich entspricht. Doch ist die Grube noch etwas tiefer und die iiusseren Retinaschichten hSren noch frUher auf. Ob die Nervensehicht etwas atroptlisctl ist, stcht dahin. In der Niihe der Ora set- rata aber sind einige unscheinbare Flecken, wo die Retina atrophisch, pigmentirt, vcrlSthet ist, wie in dem rechten Auge.

In Bezug auf das Zustandekommen der Excavation ist schliesslich noch einer MSglichkeit zu gedenken. Es kSnnte nfimlich dcr Boden der Grube auch dutch Z ug yon a u s s e n , durch schrumpfende Exsudate u. dgl. herausgewSlbt worden sein. In deu oben angef'dhrten Ffillen land dies gewiss nicht start; kS spricht dagegen vor Allem die Form der lamina cribrosa, und deren Verdichtung an der vorderen (inneren)Fliiche, ferner die relative Unversehrthcit der Chorioidea nnd Sclera, bisweilen auch der Retina in der Umgebung der Grube, endlich der Mangel einer Substanz, welctm als zerrend angesprochen werden kSnnte. Ein Umstand kSnnte hier angefldhrt werden, niimlich die obcn bei dem einen Fall beschriebene, auch sonst vorkommende Verklebung der Hauptiiste der Gef'asse mit den W/inden der Grube. Allein diese ist wohl nicht gar zu lest und diirhe sich hinreichend erkl/iren, wenn man bedenkt, dass die be- treffenden Partien, indem sie atrophiren, den W'anden der Grube lange Zeit hindurch lest angedrlickt werden und dass das Fasergewebe, welches die GeFtisse um- giebt, durch die vordersten, zum Theil auch seitlich ver- driingten Partien der lamina cribrosa schon an sich in

einer gewissen Verbindung mit der Gegend der lamina fi~sca stehen. Hiermit will ieh .jedoeh das Vorkommen eim,s solchen Zuges yon aussen an der Eintrittstelle

3"

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keineswegs in Abrede stellen, sondern nur sagen, dass unter den weaigen F~illen, welche ich bisher uatersucht habe, sich keiner befand, wo ich denselben zu consta-

tiren vermochte.*) Die Art und Weise, wie der Druck die Amaurose

bei glaucomatiisen Affectionen hervorbringt, darf man sich wohl so vorstellen, dass, wenn auch derselbe die Function der eigentlichen Retina durch die Wirkung auf diese selbst unterdrlicken kann, die bleibenden und unheilbaren Folgen doch vorzugsweise yon der Ein: trittstelle ausgehen. Von andern, mehr zuftilligen Affec- tionen der Retina abgesehen, ist offenbar die A t roph i e der N e r v e n f a s e r n alas W i c h t i g s t e . Diese abet wird wohl am leiehtesten da erzeugt, wo dieselben ge- gen den seharfen Rand der Chorioidea, um welchen sie

her gehn, angedriickt werden, indem sie zugleich durch das Ausw~irtsdrSngen theilweise in die L~inge gedehnt werden. Sobald die Grube eine gewisse Tiefe erreicht hat, wie in Fig. 4, wirkt dana der Druck zu- g|eich seitlieh direkt gegen jenea Rand, und je tiefer die Grube wird, um so mehr muss sie die Atrophie be- giinstigen, so dass hier nicht blos die Atrophie die Grtabe bedingt, sondern auch umgekehrt die Grube die Atrophie. Sobald diese Atrophie weir vorgeriickt ist, kann natfirlich an eine Heilung nicht mehr gedacht werden~ und es erkl~rt sich aus derselben wohl theil-

weise die Beobachtung v. G r a e f e ' s , dass einmal alls-

*) v. Graefe bezeichnet jedoch a. a. O. S. 487 als ,,Retraction" im Gegensatz zu Excavation einen Zustand, den er selbst zu den

cerebralen Amaurosen rechnet und die vermuthlich mit der frllher yon mir beschriebenen einfachen Atrophie der Nervenschieht iden- tisch ist. Die vermuthungsweise dutch Zug yore Nerven her be- wirkte Ver~tnderung abet nennt derselbe ,,Amaurose mit Sehnerven- Excavation," was zur Verhiitung von Mi~sverst~ndnissen wohi zu beachten ist.

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gebildete Excavationen nicht wieder zurllckgehen,*) so- wie, dass zuweilen die Excavationsbildung auch bei

vermindertem Druck fortschreitet. Die Blutgef~isse werden in ~ihnlicher Weise wie

die Nerven nach aussen (rfickw~rts) und dana seiLw~rts gegen den Rand tier Chorioidea gedr~ingt, bis sic die- sen berlihren, indem sic eine Krlimmung machen, welche ihrer normalen entgegengesetzt ist, ehe sie sich dann erst um den Rand tier Chorioidea nach vorn schlagen. Der ophthalmoskopische Befund dersclben, wclchen schon s v. G r a e f e im Wesentlichen gedeutet u•d Fiir- s t e r neuerlich a usfiihrlicher auseinandergesetzt hat, l~sst sich in vollkommene Uebereinstimmung mit den anatomischen Thatsachen setzcn und ich will nur noch erw~ihnen, wie die (doppelte) Knickung die Gef~isse an tier Wand der Grube auf die Circulation in derselben yon Einfluss sein muss, zumal bei dem Druck, welchem sic ausgesetzt sind. Der ver~indevte Verlauf tier Gefiisse kann ilbrigensvielleicht erkl~iren, warum nach v. G r a e f e bisweilen eine griissere Geneigtheit zu Arterienpuls bei der yon ihm sogcnannten Amaurose mit Sehnervenex- cavation vorkommt, wenn auch der Druck nicht absolut vcrmehrt ist.

Ueber das Vorkommen der Gruben bei verschie- denen Krankheitsgruppen kann ich mir bei meiner ge- ringen eigenen Erfahrung kaum ein Urtheil erlauben. Doch scheint mir, dass die Excavation durch Druck, mit secund~irer Atrophic, neben verschiedeaen Formen yon Aderhaut-Affectionen vorkommt, womit jedoch kei- neswegs gesagt sein soil, class nicht bestimmte (vor- dere?) Partien yon vorzugsweisem Einfluss hierbei sein

*) Eine andere Frage w~re viellelcht, ob nieht sparer, bel ein- tretendem Schwund des Auges, die Grube wieder ~heilweise einge- zogen werden kann, was natllrlich praktisch yon gar keinom Be- lang ist.

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miigen. Daneben kSnnen dann auch andere Netzhaut- Affectionen existiren. Diese Affectionen erscheinen um- somehr unter dem Bild des Glaucoms, je mehr die Phlinomene des Drucks priidominiren (acutes und chro- nisches Glaucom). Die Excavation dutch Atrophie ohne Druck erscheint am reinsten bei Sehnervenatrophie ohne andere Augenaffection (cerebrale Amaurose; ob nicht auch mit dem Ausgangspunkt in der Retina vorkom- mend?). Als Theilerscheinung kommt diese Excavation aber auch neben anderen Affectionen der Retina und bisweilen der Chorioidea (besonders hinter der era set- rata?) vor.

In ophthalmoskopischer Beziehung ist es nicht zu verwundern, wenn die anatomisch so wesentlich yon einander abweichenden Excavationen einen sehr ver- schiedenen Effect geben. Dieser wird neben der abso- luten Title und Weite der Grube scht" davon abMingen, ob dieselbe blos in durchscheinender Substanz liegt, wie die in normalen Augen, oder ob sic in die undurch- sichtige Chorioidea hineiuragt, ob die Retina mehr oder weniger durchscheinend ist, ob die W~inde steil oder flach sin& Bei den enormen Verschiedenheiten in die- sen Dingen kann es nicht schwer sein, einen gewissen Grad der Genauigkeit f'dr die Bestimmung des anato- mischen Verhahens durch das Ophthalmoskop zu er- reichen, und bei der Wichtigkeit, welche diese Bestim- mung f'tir die Diagnose und Prognose hat, wird man sich nicht mehr begniigen diirfen, zu constatireu, class e ine E x c a v a t i o n d a i s t , s o n d e r n a u c h w e l c h e r Ar t sie is t , was dutch Form und Tiefe u. dgl. nieht selten zu bestimmen sein dlirfte, wenn auch die Ex- treme, wie sie hier skizzirt wurden, praktiseh weniger in Frage kommen.

Eine solche genauero ophthalmoskopische Bestim-

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mung der Excavationen anzuregen, soil tin Haupt- zweck dieser lediglich a~latomischen Mittheihmg sein, und ich hoffe, dass die Sachkundigen, sobald sie die einzelnen Formcn aul:' anatomischc Befunde zu reduci- ren suchen, eine Genauigkeit erreichen, welchc die anatomische Untersuchung in Vielem iibcrtreffen kann.

ErklArung der Abbildungen.

S~immtliche Skizzen sind bei etwa 10maliger VergrSsse- rung gezeichnet. In allen Figuren bedeutet

1. die Nervenschieht der Retina. 2. die iibrigen Schiehtcn derselben. 3. die Chorioidea. 4. die Sclera. Die Gegend der lamina cribrosa ist durch quere Striche-

lung angedeutet. Fig. 1. Senkrechter Schnitt durch die Eintrittstelle im

senkrechten Meridian des Auges, yon einem 60- j~ihrigen Verunglilekten.

Fig. 2. Schnitt durch die Eintrittstelle, im horizontalen Meridian clues normalen huges. Auf Seite der macula lutea ist die Nervensehicht niedriger; die ~iusseren Retinaschichten gehen bis zum Rand der Chorioidea; die seichte Grube liegt mehr gegen diese Seite; ein Blutget~iss geht aus der Selera dieht um den Rand der Chorioidea zur Retina.

Fig. 3. Eintrittstelle aus dem huge eines 75j~ihrigen Man- nes mit Concretion in der Gegend der lamina cribrosa.

Fig. 4. Eintrittstelle aus dem rechten Auge eines 83j~ih- rigen Mannes mit m~issiger Excavation (dureh Druck).

Fig. 5. Eintrittstelle aus dem linken huge desselben Man- nes. In der Mitte der Grube ragt ein dem Glas- k(irper angehiiriger Zapfen vor.

Fig. 6. Eintrittstelle eines huges mit bletzhautabliisung und Selereetasie dureh Prof. v. G r a e f e exstirpirt (1. Fall). Am Rand der Grube ragt die abgel~ste Netzhaut vor, kurz abgesehnitten. Die Grube ist yon einem mit dieser in Verbindung stehenden Ioekeren Fasergewebe ausgekleidet.

9. U e b e r H y p e r t r o p h i e de r N e r v e n p r i m i t i v -

f a s e r n in de r Re t ina .

Weisse Flecke in der Netzhaut haben sieh den Oph- thalmologen bereits als Resultate ziemlich verschiedener anatomischer Zust~inde gezeigt. Sieht man yon der Triibung durch eiterige Infiltration ab, so ist mit Sicher- heit erkannt als eine Bedingung solcher Flecke das Vor- handensein dunkelrandiger Nervenfa~ern. Ich hatte schon friiher auf das Verhalten dieser Fasern an der Eintritt- stelle bei Thieren die Vermuthung gegrilndet (Retina S. 80), dass auch bei Mensehen hierin individuelle Ver- schiedenheiten vorkommen mSehten, welche den oph- thalmoskopischen Effect ver~indern wiirden. Solehe Fiille wurden nun in der That yon V i r e h o w und B e e k m a n n anatomiseh untersucht und v. G r a e f e hat, wenn ieh nieht irre, dergleiehen aueh an Lebenden beobaehtet.

Ausserdem wurden besonders weisse Flecke in der Retina bei Bright'seher Krankheit hiiufiger beobaehtet und wohl ziemlieh allgemein als fettige Degeneration gedeutet. Indessen besehrieben H e y m a n n und Zen- ker*) neben den fettigen, yon ihnen flir degenerirte Ganglienzellen gehaltenen Massen noeh zahlreiche grSs- sere, meist mit einem Fortsatz versehene Zellen, welehe

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neben einem ~usserst blassk/Jrnigen Inhalt einen gl/in- zenden, scharf conturirten Kiirper ohne Kernkiirperchen enthielten. Sie hielten dieselben ebenfalls fiir Nerven- zellen mit degenerirtem Kern. V i r c h o w best~tigte die Anwesenheit jener gl/inzenden KSrper, welche er neben einigen zweifelhaften Elementen auch abbildete, in mehreren F~illen, und bezeichuet den Vorgang als Sclerose der Ganglienzellen, indem er hervorhob, dass die fettige Metamorphose wesentlich den Elementen des Zwischengewebes anzugehilren schien und dass die da- neben vorkommenden capillaren H~imorrhagien wahr- scheinlich ein friiheres Stadium des Processes darstellen. Etwas abweichende Befunde meldete W a g n e r (Vir- c h o w ' s Archiv XH. 218), worunter die Beobachtung amorpher Schollen hervorzuheben ist. In der Beur- theilung der Ver~nderungen aber stimmt derselbe mit Vir e h o w wesentlich iiberein.

Ich will nun das Resultat der mikroskopischen Un- tersuchung zweier F~ille mittheilen, welches yon dem der bisherigen Beobachter besonders darin abweicht, dass in d e n w e i s s e n F l e c k e n s i c h e ine be t r~ ich t l i che V e r d i e k u n g der 1 N e r v e n f a s e r n zu sehr eigenthiim- lichen Formen vorfand; jedoch ohne dunkle Conturen.

Ein 72j~hriger Mann zeigte beide Lidspalten in Folge yon Entziindungen verengt. Am linken huge sass in der etwas triiben Hornhaut eine kleine weisse Narbe, an welche fiber die Pupille gespannte, iritisehe B~lkchen angeliithet waren. Die Linse getriibt, die Kap- sel mit huflagerungen versehen, welche in den Wfirzb. Verhandlungen Bd. VII. 1856 besehrieben sind. (Dort ist auch eine vorl~iufige Notiz fiber das Verhalten der

*) hrehiv filr Ophthalmologie II. Bd. 2 Abth. S. 142.

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Retina beigefllgt.) An dem hinteren Abschnitt der Cho- rioidea war nichts Abnormes zu finden, dagegen in der Retina eine Anzahl weisslicher Flecke, welehe yon hiich- stens 2 Mm. Durchmesser nahe an den gr[isseren Ge- f'~issen in der Umgebung der Eintrittstelle lagen, ohne jedoch diese letztere zu berilhren. Auch gingen diesel- ben nicht fiber 6 Mm., vom Rand der Eintrittstelle ge- rechnet, hinaus. Im rechten Auge ihnden sieh dieselben Flecke in der Retina, etwas weniger entwiekelt, fibrigens nichts Abnormes. Ueber sonstigen Sectionsbefund, so- wie fiber das Sehvermiigen, ist leider nichts bekannt.

Die mikroskopische Untersuchung der Retina des linken Auges in frischem Zustand ergab nun, dass im Allgemeinen ihre Elemente in regelm~issiger Schichtung vorhanden waren. Sie waren nicht besonders gut er- halten, jedoeh die St~ibchen noch fiberall vollkommen kenntlich.

An den weisslich getr[ibten Flecken abet fielen zweierlei Dinge auf:

1. Unregelm~issige, meist rundlich-l~ingliche K~rper- then, deren Begrenzung h~iufig nicht glatt, sondern un- eben war. Sie massen meist 0,01--0,02 Mm., doch kamen auch kleinere und grSssere vor. Sie bestanden aus einer dunkelconturirten, etwas klumpigen Substanz, welche hier und da etwas gl~inzt% ohne darum ganz fettartig zu erscheinen. Die kleineren KSrperchen waren h~iufig durchaus dunkelkSrnig, w~ihrend die grSsseren im Innern in der Regel einen helleren homogenen Raum einschlossen. Einen Kern konnte ich nieht wahrnehmen. Sie sahen bald mehr f'ettig metamorphosirten Zellen ~ihnlich, bald ausgetretenem Nervenmark, welches in Chroms~iure gelegen war.

2. Blasse, etwas gelblieh opalisirende, homogene, aber ~iusserst rein granulirte KSrper, ebenfalls yon un- regelm~issiger Form, aber immer stark verliingert und

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bisweilen in dlinneren Fasern auslaufend. Sie sehen stark verl~ingerten oder in Forts~itze ausgezogenen Ganglienzellen sehr ~ihnlich, es war aber nie ein Kern daria wahrzunehmen, und fanden sich daneben unzwei~ s kernhaltige Ganglienzellen, welche yon gewiihn- licher Beschaffenheit waren. Manche yon denselben, sowie auch yon den Elementen der Kilrnerschicht, schie- nen mir allerdings eine etwas starke Opalescenz zu be- sitzen, jedoch nicht mehr, als dies auch in sonst nor- malen Augen vorkommt.

Nachdem nun die Retina des andern Auges eine Zeit lang in chromsaurem Kali gelegen war, wurden aus den auchietzt noch an ihrer Undurchsiehtigkeit kennt- lichen Flecken senkreehte Schnitte angefertigt. Hier zeigte sich sogleich, dass die V e r ~ i n d e r u n g w e s e n t - l ich de r S c h i c h t de r S e h n e r v e n f a s e r n a n g e - h i i r te , welche dort betr~ichtlich verdickt war, so dass sie an der Innenfl~iche der Retina deutliche Prominenzen bildete. So schwoll z. B. an einem Schnitt die Dicke der Nervenschicht, welehe in der Umgebung 0,1 Mm. betrug, auf 0,36 Mm. an, ohne dass ein grosses Gef~ss die Ursache gewesen w~ire. Die Gef~isse zeigten keine merkliche Ver~inderung, ebensowenig die iibrigen Schich- ten der Retina, einschliesslich der Zellen, wenn man (]avon absieht, (]ass sie stets eine merkliche Verdfinnung fiber dell Anschwellungen der Nervenschicht erfahren hatten. So massen die s~immtlichen Schichten ohne St~ibchen und Nerven an einem Schnitt 0,18 Mm. neben dem weissen Fleck; in demselben aber nahmen sie auf 0,12 Mm. ab.

Die A n s c h w e l l u n g de r N e r v e n s c h i c h t an den w e i s s e n F l e c k e n war d u r c h V e r b r e i t e r u n g tier e i n z e l n e n F a s e r n wenigstens tier Hauptsache nach bedingt.

An Schnitten, welche quer auf die Richtung der

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Nervenfasern gemacht waren, sah man die RadialFasern in der Umgebung der Flecke in bekannter Weise senk- recht geordnet und die dadurch gebildeten Maschen mit den mehr oder weniger punktfiirmigen Querschnitten der Nervenfasern gefiillt. Dutch die verdickten Stellen der Nervenschicht zogen sieh die Radialfasern ebenfalls hindurch, bis zur Limitans, doch waren die Maschen zwischen denselben nicht nut senkrecht verl/ingert, son- dern auch hier uud da unregelm~issig geworden. Da- rin lagen nun gelblich opalisirende Kiirper yon rund- licher oder l~inglicher Form und meist 0,004--001, Mm. Querdurchmesser. Sie waren zum Theil in Nester yon verschiedener Gr~isse dicht zusammengedr~ingt, welche yon der anstossenden normalen Substanz theils scharfabge- grenzt waren, vielfach aber in dieselbe allm~ilig fiber- gingen. L~ingenschnitte und Zerfaserung yon etwas dickeren Querschnitten zeigten nun, dass diese Kiirper lediglieh Querschnitte yon Fasern waren, welche in der Richtung der Nervenfasern verliefen und alle Ueber- gangsstufen zu solchen darboten. Es kamen Fasern vor, welche mehrere spindelf~Srmige Varicosit~iten be- sassen, wie gewiihnlich, nut stark entwickelt, andere Fasern (meist yon ca. 0,001--0,002 Mm.) abet nahmen in einergrSssernL~ingen-Ausdehnung (0,02--0,1 Mm.) einen Durehmesser yon 0,004--0,01 Mm. an, der .iedoch seltener eine gr(issere Strecke hindurch gleichm~issig blieb. Die Anschwellungen waren vielmehr meist unregelm~ssig varic~is, bald spindelf~irmig, bald rasch knotig sich ver- dickend. Manche erreichten nicht nur die oben gege- benen Maasse, sondern bis zu 0,015 Mm. an einzelnen Punkten. In den eiuzelnen Nervenbiladeln nahmen ;5f- ters alle Fasern an derselben Stelle an Dieke zu, die einzelnen Biindel aber verhielten sich verschieden, ia- dem an der Peripherie der Flecke einzelne hypertrophirte Biindel noch zwischen den normalea eingesehoben vor-

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kamen, wodurch dann die eben am Querschnitt erw~ihn- ten Nester entstanden. An einzelnen Stellen aber ging die Degeneration durch die ganze Nervenschicht hin- dutch.

An manchen Stellen, wo das blosse Auge kaum eine Ver~inderung an der Retina wahrnahm, zeigten die Fasern einzelner Biindel eine geringe Verdickung und es war dies namentlich auch am Rande der Eintritt- stelle des Sehnerven, jedoch nur in einzelnen und be- sehr~inkten Punkten, der Fall.

Ueber die dunkeleonturirten KSrperchen konnte ich an den erh~irteten Pr~iparaten nut wenig ausfindig ma- ehen; ich land sie nur an wenigen Stellen mehr deut- lich, dort lagen aber auch sie aussehliesslich in der Nervenschicht, sie waren also nicht (lurch fettige Dege- neration tier Zellen oder KSrner entstanden. Sie lagen nicht gerade zwischen den am meisten verdickten Ner- venfasern, sondern an einzelnen Stellen, umgeben yon kSrniger Masse. Ob sie etwa dutch Degeneration yon Nerven oder yon Zwischensubstanz entstanden sind, musste ich dahingestellt sein lassen.

Ich habe den Befund hier gerade so hergesetzt, wie ich ihn bei VerSffentlichung der Angaben fiber die Linse (a. a. O.) niedergesehrieben hatte. Was abet die Be- urtheilung desselben betrifft, so glaubte ich nicht zwei- feln zu diirfen, class es sich um eine H y p e r t r o p h i e tier N e r v e n f a s e r n handle. Dieselbe schien mir sich zunilchst an die yon V i r c h o w beobaehtete dunkelran- dige Form anzuschliessen, jedoch schien es mir bei der- selben sehr wahrseheinlich zu sein, dass sie als erwor- ben betrachtet werden diirfte. Es sprach daflir das Au~reten in einzelnen Heerden in einiger Entfernung yon der Eintrittstelle, die betriichtliehe Verdickung und das gleichzeitige Vorkommen des dunklen KSrperchen. Die Aehnlichkeit mit der Form, welche die Flecken bei

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Brighfscher Krankheit zeigen, schien mir sehr auffallend, aber nicht gen[igend, um bei dem Mangel yon Angaben in Betreff des Individuums und yon ~ihnlichen mikros- kopischen Bef'unden bei jener Krankheit eine weitere Uebereinstimmung anzunehmen.

Ein zweiter Fall jedoch, der neuerlieh vorkam, l~isst die Sache in einem etwas andern Lichte erscheinen.

Ein 52j~ihriger Mann mit Albuminurie und Hydrops in Folge yon exquisiter Granular-Atrophie der Nieren. Als ich das eine Augc 5ffnete, bemerkte ich sogleich einen etwa 2 Mm. grossen, graurSthlichen, trilben, bei genauerer Betrachtung fein roth punktirter Fleck, wel- cher abw'irts yon der macula lutea lag. Ausserdem zeigte sich an mehreren kaum gctrfibten SteIlea ein theils ganz beschr~inkter, theils ilber 1--2 Mm. ausge- dehnter, schwaeher, rllthlicher Anfiug, in der N~ihe grSs- serer Gef'~isse, aber diesen nicht unmittelbar anliegend. Mit tier Lupe erwies sich derselbe als aus ganz kteinen punktirt-streifigea Extravasaten, zum Theil neben ge- fiillten Gef~issehen, bestehend. Die Streifung tblgte der Richtung der Sehnervenfhsern, durch welche sie ohne Zweifel auch bedingt is~. Das zweite Auge hatte Herr Beckmann mittlerweile ge~iffnet und einen etwa 1 Mm. grossen weisslichen Fleck gefunden, welcher mit der Eintrittstelle und der macula lutea ein Dreieck bildete. Sonst war noch ein nur punkt[iirrniger weisser Fleck und hier und da ein rother Anflug wie in dem aadern Auge vorhanden. Da Herr B e c k m a n n so freundllch war, mir auch dieses Auge zu iiber|assen, so wurde nur dieses frisch untersucht, das erste aber in erh~ir. tender Fliissigkeit aufbcwahrt.

Die mikroskopische Untersuchung zeigte zuniichst, dass in der ganzen Retina die Elemente, namentlich die Zapfen mit ihren F~den und die Radialfasern mit ihren Anschwellungen, vortrefflich erhalten waren, und sich fast so leicht isolirten, als dies sonst naeh gelinder Er- h~irtung der Fall ist. Auffallend war mir, dass (tie Zwischenkiirnersehicht aueh im Hintergrund des Auges

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bier und da ia die sehr deuttiche senkrechte Faserung eingeschoben, kernartige Bildungen enthielt, wie dies sonst welt vorn vorkommt.

An clef weissen Stelle waren im Allgemeiaea die Elemente ebenfalls gut erhalten; Blutextravasat war hier nicht nachzuweisen. Vorzugsweise in den inner- sten Schichten, bisweilea aber auch welter aussea~ in der Kiirnerschicht, lagen dunkelkernige Kiirper, theils kugelig, theils yon unregelm~issiger, z. B. dreieckiger Form. Dieselben waren theils weiss bei auffallendem Licht, theils etwas gelblich. Ueberg~inge der Ganglien- zel|ea zu denselben wurdca nicht bemerkt. Viel zahl- reicher und in die Augen fallender waren andere gelb~ lich opalisirende~ schar~ conturirte Kiirper, welche so- gleich an die yon Z e n k e r u n d V i t c h ow beschriebenen erinnerten. Von rundlicher, kenlen- oder retortenf'Sr- miger Gestalt und zum Theil betr~ichtlicher Grlisse (his zu 0~1 Mm. L~inge und 0,04 Mm. Breite)~ isolirten sich dieselben sehr leicht, meist mit I oder 2 Forts~itzen, weiche in der Regel allm~il]g sich herausziehead, h~iufig an zwei entgegengesetzten Enden, bisweilen aber auch n~iher beisammen ansassen~ so dass der Kiirper als seitliche Ausbuchtung eiaer Faser erschien. Diese Forts~itze waren hilufig enorm lang, so dass sie welt fiber das Gesichtsfeld des Mikroskops hinausreichten und streckenweise der Substanz der Kiirper sehr ~ihn- lich, matt gl~inzead oder ganz rein kiirnig, stark varic~is, weiterhin waren sie yon den [ibrigen Nervenfasern, mit denea sie verliefen, nicht zu unterscheiden. Die Kiir- per selbst sahen vergriisserten Ganglienzellen sehr ~hn- lich, jedoeh enthieiten sie keiaen deutliehen Kern~ son- dern entweder war ihr Iahalt gleichm~issig oder sie waren durch eine etwas dunklere Masse im Innern aus- gezeichnet, welche yon den gewllhnlichen Formen be- lr~ichtlich abwich. Abgesehen davon, dass diese h~iufig

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viel grSsser und nieht bl~ischeni~Srmig, sondern klumpig oder homogen gl~inzend war, zeigte ihre Form man- cherlei Abweichungen. Sie war bier und da hufeisen- oder etwas spiralfiirmig, oder ganz unregelm~issig. Bis- weilen war sie yon einem hellen ttof umgeben oder yon dem iibrigen Zelleninhalt nicht scharf abgegrenzt oder unvollkommen in mehrere Portionen getheilt oder doppelt. Es lag zwar nahe, diese Masse Fdr den meta- morphosirten Kern der Zelle zu halten, und in der That war ieh, sowie alle, welehe diese sonderbaren Kiirper sahen, zu dieser Annahme geneigt, in der Voraussetzung, dass die Kilrper selbst vergr~isserte Ganglienzellen seien. Doch lag eine weitere Bedenkliehkeit darin, dass an manchen Forts~itzen der K~rper noeh Varieositliten vor- kamen, welehe eine Dicke yon 0,015 Mm. bet noch be- tr~iehtlicherer L~inge zeigten, und dem Ansehn naeh den K~irpern sehr ~ihnlich waren, nur dass sie die dunk- lere Masse nicht enthielten. Bisweilen sassen mehrere solche Anschwellungen, nur durch kurze F~idehen ver- bunden, hintereinander, sowie auch dergleichen vor- kamen an Fasern, welche nicht mit den anscheinend kernhaltigen KSrpern in Verbindung standen. Da der- gleichen grosse Anschwellungen sonst an der Retina nicht vorkommen, so schien m i r e s am wahrscheinlich- sten, dass die Zellen und Nerven eine Metamorphose eri~ahren h~itten, welehe der im vorigen Fall an den Nerven beobachteten analog set.

An den r(ithlich tingirten Stellen wies das Mikroskop Blutklirperchen zum Theil deutlich ausserhalb der Ge- flisse naeh, zu kleinen Kliimpehen geballt, zum Theil schon etwas resistenter geworden. Ausserdem aber zeigte die Retina hier dieselbe Beschaffenheit, wie an den weissen Stellen; Gruppen der opalisirenden Kiirper mit den dunkeln Massen darin, sowie fettige Kliimp- then; es waren diese Elemente aber nur in geringer

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Zahl beisammen liegend, da und dort eingestreut, wah- rend sie an tier weissen Stelle eine dieke Platte bil- deten.

Die Blutgef~isse in der Umgebung der getroffenen Stellen waren zum Theil bis zu den Capillaren herunter in den W~nden verdiekt, wie dies yon V i r e h o w an- gegeben wurde. Doeh war hier keine gl~inzende Sub- stanz eingelagert, sondern die W~inde nahmen sieh aus, als ob sie nur mit heller Flassigkeit theils gleiehm~issig, theils in einzelnen blasigen F~iehern infiltrirt w~ren.

Das zwe i t e e r h ~ r t e t e A u g e zeigte die Elemente der Retina ebenfalls sehr gut erhalten. An senkreeh- ten Sehnitten liess sieh zunaehst die Lage der kleinen E x t r a v a s a t e sieherer ~ibersehen. Es lagen die Blut- kSrperehen an den nur mit einem sehwaehen rSthliehen Anflug versehenen Stellen in kleinen Gruppen zwisehen den Nervenfasern in den yon den Radialfasern g~,bil- deten F~iehern. Hier und da aber war ein ffir das blosse Auge siehtbares, grSsseres Extravasat weiter nach aussen, his in die ZwisehenkSrnersehieht, durehgebroehen. Die d u n k e l k S r n i g e n (resp. weissen oder gelbliehen) f e t t a r t i g e n K l u m p e n zeigten sieh theils in der Ner- vensehieht, theils aber aueh, wie ieh dies sehon in einem anderen Fall (W[irzb. Verh. 1856. S. 297) gesehen hatte, weiter ausw~irts, in der KSrnersehieht gelagert. Dieselben waren zum Theil viel grSsser als die Elemente der KSrnersehieht und sehienen sehon deshalb nieht einfaeh als fettig degenerirte KSrner angesehen werden zu d[]rfen, well sie zum grSssten Theil in der ZwisehenkSrnersehieht vorkamen.

In dieser letztern, nieht ganz aussehliesslieh, abet vorzugsweise, lagen aueh g r S s s e r e , g a n z u n r e g e l - m~issig g e f o r m t e M a s s e n , welehe aueh in dem ersten Auge hier und da bemerkt worden waren. Dieselben waren nieht dunkelkSrnig, sondern homogen-gl/~nzend,

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Colloidmassen ~hnlich, oder mit zahh'eiehen rundlichen Ringeu gezeichnet, wie wenn sie blass gewordene Blut- kiirperchen einschl/issen. Die Gr~isse derselben stieg bis zu 0,1 Mm. und bier und da bildete dieselbe Masse eine grosse Platte, welche die Zwischenk;Srnerschicht weithin einnahm. Dabei waren die senkrechffaserigen Elemente der letztereu entweder in die Masse verbacken oder diese biIdete zahlreiche grllssere rind kleinere L[icken, dutch welche jene Fasern biischelweise hin- durchtraten. In solche L[icken genau eingepasst lagen aueh zuweilen fettige K~h'nerkugeln.*) Nur ganz aus- nahmsweise war aber durch die Extravasate und diese Einlagerungen die fibrige Structur der Retina, yon der Verdr~ingung abgesehen, gesffirt worden.

Auffallender aber, als diese bedeutende Einlagerung in die Zwischenk/irnerschieht war an den senkrechten Schnitten durch die affieirten Stellen das Verhalten der gl~inzenden, d u n k l e r e Massen e n t h a l t e n d e n Kiiri)er, welche bisher s degenerirte Ganglienzellen gehalten wurden. D i e s e l b e n l a g e n d u r c h g ~ i n g i g in der N e r v e n s c h i c h t , bildeten hier Nester, welche bisweilen ganz der Limitans anlagen, und bedingten (neben den Extravasaten) eine betriichtliche Verdickung (ler Nervensehicht. Die Bilder waren so den im vorigen Fall dutch Hypertrophie der Nerven/'asern entstandenen sehr ~ibnlieh, abgesehen davon, dass hier die K~irper grSsser waren und grossentheils jene dunklere Masse enthielten.

Da die Schicht der Ganglienzellen an vielen Schnit- ten evident sehr wohlerha~ten fiber jenen Nestern hin- zog, so musste zuerst daran gedacht werdeu, dass auch

*) Ueber die Natur dieser Massen, die ohne Zweifel aus einem fllissigen Infi[trat hervorgegangen waren, kann ich keine weitero Angaben machen, da die Behandlung mit chromsaurem Kali etc. keine genligenden Reactionen mehr zuliess.

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Zellen in der Nervenschicht l~gen. Ich will in der That nieht in Abrede stellen, dass bier und da kleine zellige Elemente in der Nervenschicht vorkommen, namentlich an der Eintrittstelle, allein dieselben scheinen nicht die Bedeutung yon Ganglienzellen zu haben, welche mit den Nervenfasern in Verbindung stehen. Ein Vordringen einzelner Ganglienzellen zwischen die Biindel der Ner- venschieht aber w~ire wohl denkbar, doch s auch dies sieher nicht statt, wo einzelne Gruppen jener Kilt- per an der innern Grenze der Nervenschieht ganz ge- trennt yon der Zellenschicht auffreten.

Zudem ergab mir eine fortgesetzte Untersuchung mit Isolirung der Elemente, dass j ene g l~ inzenden Ki l rper n ich t aus d e n G a n g l i e n z e l l e n , s o n d e r n aus den N e r v e n p r i m i t i v f a s e r n hervorgehen. Es werden in einzelnen Nestern die Nervenfasern stark va- riclis, gl~inzend, feingranulirt und die Anschwellungen gehen so in jene zellenartigen Kiirper fiber. Manche auch sehr grosse Varicosit~ten besitzen nut einen gleichm~issigen Inhalt, in anderen abet bildet sichjener dunkle, fiir den Kern imponirende Kiirper. Wenn ich nicht irre, ist derselbe schon in kleinen Varikosit~iten als ein gelblich gl~inzender Fleck im Innern angelegt. Es erkl~irt sich so das Vorkommen mehrerer zellen~ihn- licher Anschwellungen hintereinander, sowie die sonder- bare Gestaltung des im Innern vorkommenden Flecks, wie sie sowohl yon Z e n k e r und V i r c h o w , als yon mir beobachtet worden ist. Ueber die Natur dieser Masse fibrigens wage ich keine weitere Vermuthungen. Ich kann natfirlich nicht mit Sicherheit behaupten, wie- wohl es sehr wahrscheinlich ist, dass die yon Andern gesehenen K~irper ebenfalls, wenigstens grSsstentheils, keine Ganglienzellen, sondern Nervenvarikosit~ten ge- wesen sind,*) da es miiglieh ist, dass bisweilen die Zel-

*) Der Umstand, dass Virchow dio grllsseren Geflisse zum

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len einer ~ihnlichen Degeneration untcrliegen, aber jeden- falls sind, um dies zu constatiren, neue, sorgf~iltig mit Riicksicht auf alas Vorstehende gemachte Untersuchungen nSthig, bet denen man sich durch die ilusserst frappante Aehnlichkeit der Varikosiffiten mit Zellen nicht bestechen lassen darL

Durch den Nachweis, dass es sieh wenigstens im vorliegenden Fall nicht um eine Alteration der Zellen, sondern der Nervenfasern handelt, wird die Lage der Sache etwas modificirt.

Es ergiebt sich daraus zwar nichts s die Frage, welches alas Verh~iltniss der Fettdegeneration (Bildung yon Kiirnerhaufen) zu diesen Bildungen ist, oder dafiir, ob stets die h~imorrhagische Infiltration oder die Gewebs- degeneration das erste ist. Aber es erSffnet sich eine Aussicht, diese an sich schon sehr auffallende Ver~n- derung der Nervenfasern mit anderen F~Ulen in Verbin- dung zu bringen. Es wird kaum als zweifelhaft be- trachtet werden diirfen, dass das Vorkommen solcher Varikosit~iten als erworben und zwar als in Verbindung mit bestimmten allgemeinen Krankheitszust~inden stehend betrachtet werden muss. Es ist aber die Aehnlichkeit mit dem zuerst beschriebenen Fall, wenn man yon der dort mehr l~inglichen statt kugeligen Form der Variko- straiten absieht, eine so grosse, dass ich jetzt kaum an- stehe, auch jenen, als wesentlich hierher gehiirig, zu be- zeichnen, obschon dort die gl~inzenden dunkleren KSr- per im Innern der Varikosit~iten tehlten, wie ich reich bet Durchsicht aufbewahrter Pr~parate nochmals fiber- zeugt habe.*) Wenn aber eine einfache Verbreitung

TheiI davon verdeckt land, spricht eher f'dr Nerven als Zellen Naeh Wagnor wllrden die Gefitsso anfangs moist vor der Trllbung verlaufen, sp~ttor aber davon verdeckt worden.

~) Ob die in dem ersten Fall erw~ihnten dunkelkSrnigen KSr- perehen den sonst vo~kommonden fettigon Kiirnerkugeln gleich Su aehton sind, steht dahin.

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tier Fasern, wobei im Ganzen eine weissliche Farbe der Masse entsteht, '~) erworben vorkommt, so wird die Wahrscheinlichkeit auch dafiir grSsser, dass mine acci- dentelle Entwickhmg dunkelrandigen Markes mSglich ist, und man daft vielleicht die Frage aufwerfen, ob dieselbe etwa auch unter dam Einfiusse allgemeiner Er- n~ihrungsverh~iltnisse einiritt. Bet weiteren Ertahrungen auf dieses, vorl~iufig vollkommen hypothetisehe Ver- h~ltniss das Augenmerk zu riehten, fordert insbesondere der yon Beckmann**)beobachte te Fall auf, we bet Bright'scher Krankheit in einem Auge sieh ein Fleck mit dunkelrandigen Fasern um die Eintrittstelle vorfand, w~hrend in dem andern Auge dafiir weissliche Flecke vorkamen, welches nach B e c k m a n n , genau die Ver- ~inderung enthielten, wie sie Vi rc h o w bet Bright'scher Krankheit bcschrieben hats so dass wohl die Vermuthung erlaubt ist, dass es sich auch hier um eine nicht mark- haltige Hypertrophie der Nervenfasern handelte. *~*) Dieses Nebeneinandervorkommen der zwei ungewShn- lichen Zust~inde der Nerven in den Augen desselben Individuums liisst den eongenitalen Ursprung in beiden zweifelhafter erseheinen, w~ihrend ausserdem die analogen Verh~iltnisse bei Thieren diese Deutung der dunkel- randigen Fasern in der Retina glinstig sein wiirden.

Sehliesslieh set bemerkt, dass ieh in den beiden bier besehriebenen F~illen die iriiher in einem Fall yon Bright'seher Krankheit beobaehtete Ver~inderung der Chorioeapillaris nieht gefunden habe.

~) Ein Theil der Triibung ist jedoch auf die dunkeln KSrper- chen zu sehieben.

e*) Virchow's hrchiv XIII. S. 97. a**) Es wird jetzt aueh der yogi Virchow angewendete Name

,,Sclerose" nicht mehr passend sein, da er gerade die auff~lligste Ver~nderung nicht bezeichnet, wiewohl die s~immtlichen Elemente der Retina an der fraglichen Stelle etwas resistenter zu sein scheinen.