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„Mose aber weidete die Herde Jitros, (...) Und er trieb die Herde über die Wüste hinaus und kam an den Berg Gottes, den Horeb. Da erschien ihm der Engel des HERRN in einer Feuerflamme mit- ten aus dem Dornbusch. Und er sah hin, und siehe, der Dornbusch brannte im Feuer, und der Dornbusch wurde nicht verzehrt. Und Mose sagte sich: Ich will doch hinzutreten und dieses große Gesicht sehen, warum der Dornbusch nicht verbrennt.“ (2Mo 3,1-3) Warum ist Mose eigentlich in Midian? Nun, er war auf der Flucht. Vielleicht hingen in Ägypten noch immer die „Wanted-Plakate“ mit seinem Portrait. Aber nach 40 Jahren dürfte wohl viel Gras über die Sache gewachsen sein... Viel Gras? Das kann man von seiner derzeitigen Umgebung nicht gerade sagen. Nur Wüste, so- weit das Auge reicht. Um die paar Schafe zu ver- sorgen, muss Mose sie schon sehr weit treiben. Unser Text sagt: „Mose trieb die Herde über die Wüste hinaus.“ Und wirklich – heute sollte der Durchbruch geschehen. Es sollte der letzte Tag einer sehr langen öden Ära werden. „Da ist doch was im Busch!“ „Und er sah hin, und siehe, der Dornbusch brannte im Feuer ...“ (2Mo 3,2) Dornbüsche sind am Sinai wirklich nichts be- sonderes. Ihr widerborstiges Gestrüpp bildet die einzig nennenswerte Vegetation dieser Gegend. Br ennende Dornbüsche sind da schon seltener. Aber auch das kennt Mose. Dafür gibt es einige plausible Erklärungen. Aber ein brennender Dornbusch, der nicht ver - zehrt wir d ? Das sprengt seine Vorstellungskraft. Neulich machte ich mit unseren Kindern einen Spaziergang. Wir wollten meiner Frau entge- gengehen, die wir von einem Einkauf zurück erwarteten. Als die drei das Auto kommen sa- hen, rannten sie querfeldein, um als Erste bei ihr zu sein. Unsere Jüngste blieb etwas zurück. Kurz darauf hörte ich ihr klägliches Schreien. Sie hatte sich in einem Dorngestrüpp verhed- dert, war gestürzt und schrie, weil sie sich allei- ne nicht befreien konnte. Verhängnivolle Dornen Wozu gibt es überhaupt Dornen? Sie sind doch nur lästig, schmerzhaft und hinderlich. • Dornen bringen keine Frucht (Lk 6,43f) • Dornen spenden keinen Schatten (Ri 9,15) • Dornen liefern kein Brennholz (Ps 118,12) Wer würde schon freiwillig durch ein Dornge- büsch streifen? Wie auch Salomo beobachtet hat, macht jeder gerne einen weiten Bogen darum: „Dornen sind auf dem Weg des Verschla- genen; wer sein Leben bewahren will, hält sich fern von ihnen.“ (Spr 22,5) Dornen sind wirklich ein Fluch, eine botanische Bedrohung – nicht nur für uns Menschen. Und Gott sprach zu Adam: der Erdboden sei verflucht um deinetwillen: (...) Dornen und Disteln wird er dir sprossen lassen. (1Mo 3,17) Ja, Dornen meidet man besser! Aber einer tut es nicht: Unser Gott! Er gibt sich ganz bewusst mit „Dornbüschen“ ab. Diese erstaunliche Tatsache wird besonders deutlich in der Berufungsge- schichte von Mose, dem Gott ausgerechnet in einem Dornbusch erscheint: 7 Nr.105 A NDREAS F ETT Der brennende Dornbusch T ROST FÜR NICHTSNUTZIGE K NECHTE Wer von uns kann sich bei verzehrendem Feuer auf- halten? Wer kann sich bei ewigen Gluten aufhalten? Jes 33,14

ANDREAS FETT Der brennende Dornbusch - clv.de · PDF fileNr.105 8 Wann sind wir das letzte Mal einem „brennenden Dornbusch“ begegnet? Jemandem, der vielleicht schwach und unansehnlich

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Page 1: ANDREAS FETT Der brennende Dornbusch - clv.de · PDF fileNr.105 8 Wann sind wir das letzte Mal einem „brennenden Dornbusch“ begegnet? Jemandem, der vielleicht schwach und unansehnlich

„Mose aber weidete die Herde Jitros, (...) Und ertrieb die Herde über die Wüste hinaus und kaman den Berg Gottes, den Horeb. Da erschien ihmder Engel des HERRN in einer Feuerflamme mit-ten aus dem Dornbusch. Und er sah hin, undsiehe, der Dornbusch brannte im Feuer, und derDornbusch wurde nicht verzehrt. Und Mosesagte sich: Ich will doch hinzutreten und diesesgroße Gesicht sehen, warum der Dornbuschnicht verbrennt.“ (2Mo 3,1-3)

Warum ist Mose eigentlich in Midian? Nun, erwar auf der Flucht. Vielleicht hingen in Ägyptennoch immer die „Wanted-Plakate“ mit seinemPortrait. Aber nach 40 Jahren dürfte wohl vielGras über die Sache gewachsen sein...

Viel Gras? Das kann man von seiner derzeitigenUmgebung nicht gerade sagen. Nur Wüste, so-weit das Auge reicht. Um die paar Schafe zu ver-sorgen, muss Mose sie schon sehr weit treiben.

Unser Text sagt: „Mose trieb die Herde über dieWüste hinaus.“ Und wirklich – heute sollte derDurchbruch geschehen. Es sollte der letzte Tageiner sehr langen öden Ära werden.

„Da ist doch was im Busch!“

„Und er sah hin, und siehe, der Dornbuschbrannte im Feuer ...“ (2Mo 3,2)

Dornbüsche sind am Sinai wirklich nichts be-sonderes. Ihr widerborstiges Gestrüpp bildet dieeinzig nennenswerte Vegetation dieser Gegend.

Brennende Dornbüsche sind da schon seltener.Aber auch das kennt Mose. Dafür gibt es einigeplausible Erklärungen.

Aber ein brennender Dornbusch, der nicht ver-zehrt wird? Das sprengt seine Vorstellungskraft.

Neulich machte ich mit unseren Kindern einenSpaziergang. Wir wollten meiner Frau entge-gengehen, die wir von einem Einkauf zurückerwarteten. Als die drei das Auto kommen sa-hen, rannten sie querfeldein, um als Erste bei ihr zu sein. Unsere Jüngste blieb etwas zurück. Kurz darauf hörte ich ihr klägliches Schreien. Sie hatte sich in einem Dorngestrüpp verhed-dert, war gestürzt und schrie, weil sie sich allei-ne nicht befreien konnte.

Verhängnivolle Dornen

Wozu gibt es überhaupt Dornen? Sie sind dochnur lästig, schmerzhaft und hinderlich.

• Dornen bringen keine Frucht (Lk 6,43f)• Dornen spenden keinen Schatten (Ri 9,15)• Dornen liefern kein Brennholz (Ps 118,12)

Wer würde schon freiwillig durch ein Dornge-büsch streifen? Wie auch Salomo beobachtet hat,macht jeder gerne einen weiten Bogen darum:

„Dornen sind auf dem Weg des Verschla-genen; wer sein Leben bewahren will, hältsich fern von ihnen.“ (Spr 22,5)

Dornen sind wirklich ein Fluch, eine botanischeBedrohung – nicht nur für uns Menschen.

Und Gott sprach zu Adam: der Erdbodensei verflucht um deinetwillen: (...) Dornenund Disteln wird er dir sprossen lassen.(1Mo 3,17)

Ja, Dornen meidet man besser! Aber einer tut esnicht: Unser Gott! Er gibt sich ganz bewusst mit„Dornbüschen“ ab. Diese erstaunliche Tatsachewird besonders deutlich in der Berufungsge-schichte von Mose, dem Gott ausgerechnet ineinem Dornbusch erscheint:

7 Nr.105

A N D R E A S F E T T

Der brennende DornbuschT R O S T F Ü R N I C H T S N U T Z I G E K N E C H T E

Wer von unskann sich beiverzehrendemFeuer auf-halten? Werkann sich beiewigen Glutenaufhalten?

Jes 33,14

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Nr.105 8

Wann sind wir das letzte Mal einem „brennendenDornbusch“ begegnet? Jemandem, der vielleichtschwach und unansehnlich schien, aber etwasvon Christus ausstrahlte? Ein Mensch in dem einFeuer Gottes brennt – ein unauslöschlicher Eifer,eine glühende Liebe, eine anziehende Heiligkeit?

Viele bleiben nach einer solchen Begegnung beider bloßen Kenntnisnahme stehen und setzenihren gewohnten Trott fort. Man begegnet viel-leicht einem herausfordernden Christen, aber washilft das schon? Nach einer stillen Bewunderungbleibt alles beim Alten.

Oder man hat eine Begegnung mit der Wirklich-keit Gottes, lässt sich aber nicht weiter auf ihnein. Das Geheimnis des „Feuers“ bleibt verborgen.

Nicht so bei Mose. Bis vorhin war er lediglich einneutraler Beobachter. Aber jetzt verlässt er sei-nen Weg. Mose will es wissen. Er will „herzu-treten“, wörtlich heißt es hier: „Ich will vom Weg

abbiegen“. Er fragt sich: „Was verbirgt sich hin-ter diesem Geschehen? Wie kann es sein, dassdiese Dornen nicht verzehrt werden?“

Und wir? Gehen wir den Dingen wirklich auf denGrund? Nähern wir uns diesem Geheimnis mitheiliger Wissbegier? Bücken wir uns tief und be-obachten sorgfältig und aufmerksam, oder nur

beiläufig und oberflächlich? Man vergleichedazu Petrus und Johannes in Joh 20, 5+6!

Schauen wir genauer hin

Warum ist Moses Leben in Midian mehrvon Disteln und Dornen als von Milchund Honig gekennzeichnet? Wieso ist

von dem ehemaligen Eiferer nur ein„geknickter Halm“ und ein „glimmen-der Docht“ übrig geblieben? (Jes 42,3)

Warum ist sein Feuer der Asche undseine Kraft der Ohnmacht gewichen?

Nach einem kurzem Aufflammendamals in Ägypten scheint

seine Motivation für alle Zeit erloschen.

Aber an diesem Tag sieht er: Es geht auch anders!Der Dornbusch brennt, aber er verbrennt nicht!Ob Mose andeutungsweise etwas von dem Ge-heimnis ahnt, das Paulus in Kolosser 1,26 erwähnt?

Das Geheimnis, das von den Zeitaltern (…)her verborgen war, jetzt aber seinen Heili-gen geoffenbart worden ist. Ihnen wollteGott zu erkennen geben, was der Reich-tum der Herrlichkeit dieses Geheimnissesunter den Nationen sei, und das ist: CHRIS-TUS IN EUCH, die Hoffnung der Herrlichkeit.

Es gibt Hoffnung für jeden Ausgebrannten undGeknickten. Es gibt Hoffnung für den unnützenDornbusch. Gott will in ihm Wohnung machen!

Denn so spricht der Hohe und Erhabene,der in Ewigkeit wohnt und dessen Nameder Heilige ist: In der Höhe und im Heili-gen wohne ich und bei dem, der zerschla-genen und gebeugten Geistes ist, um zu be-

leben den Geist der Gebeugten und zu be-leben das Herz der Zerschlagenen.(Jes 57,15)

Mose hat die Erscheinung des Hohen und Erha-benen, der ihm im Dornbusch erschien, verstan-den und offenbar niemals vergessen. Viel später,an seinem Lebensende, betet Mose, als er einender zwölf Stämme Israels segnet (5Mo 33,13-16):

Gesegnet von dem HERRN ist sein Land!1. Vom Köstlichsten des Himmels, vom Tau,

und von der Flut, die drunten lagert,2. vom Köstlichsten der Erträge der Sonne 3. vom Köstlichsten der Früchte der Monde4. vom Besten der uralten Berge5. vom Köstlichsten der ewigen Hügel6. vom Köstlichsten der Erde und ihrer Fülle

Und in welcher Aussage gipfelt dieser Segen?Welche Gottesoffenbarung hat ihn beeindruckt?

7. ...und das Wohlgefallen dessen, DER IMDORNBUSCH WOHNT. (5Mo 33,13-16)

Mose sagt nicht: „aufflammt“ oder: „erscheint“.Nein, er ist ein Gott der im Dornbusch „wohnt“!

W. I. Thomas schreibt in seinem Buch: CHRISTUS

IN EUCH: „Nicht der Busch hält die Flamme amBrennen. Es ist Gott in dem Busch – und so istjeder alte Busch zu gebrauchen.“

Mose vor dem brennendenDornbusch. Nach einer

Skizze von Raphael

... und dieFlamme wird

dich nicht verbrennen.

Jes 43,2

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Aus sich heraus war Mose eigenmächtig undsehr bald ohnmächtig. Aber Gottes Wirken inihm und durch ihn – das Feuer in den Dornen -wird von da an übermächtig! (Vgl. Jer 20,9)

Ihn verkündigen wir ... um jeden Menschenvollkommen IN Christus darzustellen; wo-zu ich mich auch bemühe und kämpfendringe gemäß seiner Wirksamkeit, die IN mirwirkt in Kraft. (Kol 1,28f)

Unser Herr – mit Dornen gekrönt

„Dornen sind auf dem Weg des Verschla-genen; wer sein Leben bewahren will, hältsich fern von ihnen.“ (Spr 22,5)

Zu Dornen hält man besser einen sicheren Ab-stand. Doch genau das tat Jesus Christus nicht!Er kam bewusst in eine Welt der Disteln undDornen – der Plage und Verletzbarkeit – um denFluch unserer Sünde auf sich zu nehmen.

Im Leiden und Sterben unseres geliebten Herrnsehen wir, wie er ganz real die Folgen unsereSünde – sogar die Dornen – auf sich nimmt:

„Und sie flochten eineKrone aus Dornen undsetzten sie auf sein Haupt.“ (Mt 27,29)

Unsere Schuld wurde buch-stäblich auf ihm „zusammen-gebunden“, wie Hosea schreibt,so dass wir jubeln können:

„Wo sind, o Tod, deine Dornen? Wo ist, o Scheol,dein Stachel?“ (Hos 13,12f)

Er wurde mit Dornen gekrönt,damit er unser Leben erlöse und uns „kröne mitGnade und Erbarmen.“ (Ps 103,4) Was für einunglaublicher Rollentausch!

Jesus Christus gleicht dem Widder, der zumStellvertreter wurde. Von Dornen festgehaltenerwartete ihn das Feuer des Altars an unsererStelle (1Mo 22,13). Damit Gott aus dem Dorn-busch: „Mose, Mose!“ rufen konnte musste Chris-tus unter Dornen „Eloi, Eloi!“ rufen. (Mt 27,46)

Was ist unsere Antwort auf die ‘Passion Christi’?

Können wir, wie Paulus, von uns behaupten:

CHRISTUS LEBT IN MIR; was ich aber jetztim Fleisch lebe, lebe ich im Glauben anden Sohn Gottes, der mich geliebt und sichselbst für mich hingegeben hat. (Gal 2,20)

Lassen wir tatsächlich zu, dass der Herr unserLeben ganz beherrscht? Überlassen wir ihm je-den „Zweig“ unseres Dornbuschs zur Wohnung?Können wir wie jener hingegebene Jünger beten:

So schrieb Jim Elliot mit 20 Jahren in sein Tage-buch. 8 Jahre später war sein Leben „verzehrt“.Aber es war ein erfülltes, fruchtbares Leben! ■

9 Nr.105

Christus in euch, die Hoff-nung derHerrlichkeit.

Kol 1,27

Herr, zünde an den toten Reisighaufen meines Lebens, gib, dass ich aufflamme und für dich verbrenne. Verzehre mein Leben, denn es ist dein. Ich trachte nicht nach einem langen Leben,sondern nach einem erfüllten, gleich dir, Herr Jesus!

Einladung zu Bibelstudier-Freizeiten

im Freizeithaus SchoppenSTU 2 12. - 18. September Alois Wagner / Mark Schibli

Themen: Der Titusbrief / Petrus und seine zwei Briefe

STU 3 24. - 30. Oktober Wolfgang Bühne / Andreas Fett Themen: Die Charism. Bewegung / Mitarbeiterhilfen

Die Kosten betragen 100.- € (für Nichtverdiener 75.- €).ANMELDUNG + INFORMATIONEN ausschließlich bei:Fam. Klaas • Im Brannten 10 • 58540 Meinerzhagen

E-Mail: [email protected]