Parte IV Il teatro brechtiano è morto? Andrzej Wirth LEHRSTÜCK ALS PERFORMANCE ERSTER TEIL Die Tendenz, Brechts Lehrstücke als Thesenstücke zu lesen, hat sich in der Germanistik etabliert, auch wenn es Differenzen gibt über den Status der Thesen im Brechtschen Text. Sollen sie inhaltlich oder formal verstanden werden: als politische Appelle oder als formale Übungen in der Kunst der Dialektik? (Steinweg) 1 . Es gibt aber auch eine dritte Möglichkeit: vielleicht sind die kleinen Stücke Spielvorlagen mit absichtlich kontroversen Leitsätzen von großer evokativer Kraft, um die Performance (als Akzeptanz oder Auflehnung) zu generieren. Spieltherapie als Pädagogik, LehrstückTexte als therapeutische Lautgedichte diese Hypothese verdient untersucht zu werden. Der kritische germanistische Diskurs übersieht, daß die Lehrstücke Libretti sind und nur in Verbindung mit dem vokalen, musikalischen und choregraphischen Vortrag interpretierbar: die Musik und die Orientierung an bestimmten Zielgruppen macht aus Lehrstücken angewandte Texte, auslegbar lediglich aus
