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Angst, Ärger und Freude:
Der Ein�uss von Emotionen auf die politische
Informationssuche und die politische Partizipation
am Fallbeispiel von �Stuttgart 21�
Hausarbeit zur Erlangung des
akademischen Grades
Master of Arts in Politikwissenschaft
Empirische Demokratieforschung
vorgelegt dem Fachbereich 02 � Sozialwissenschaften, Medien und Sport
der Johannes Gutenberg-Universität Mainz
von
Judith Schliephake
aus Magdeburg
Karlsruhe, September 2016
Erstgutachter: Uni.-Prof. Dr. Thorsten Faas
Zweitgutachter: Uni.-Prof. Dr. Kai Arzheimer
I
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung 1
2 Theoretische Fundierung 5
2.1 De�nition(en) von Emotionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52.2 Emotionsansätze & -theorien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7
2.2.1 Historische Kategorisierung von Emotionen . . . . . . . . . . . . . . 82.2.2 Strukturelle Kategorisierung von Emotionen . . . . . . . . . . . . . 112.2.3 Das A�ective-Intelligence-Modell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 142.2.4 Kognitive Bewertungstheorien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 202.2.5 Integration der Theorien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26
3 Hypothesengenerierung 27
3.1 Informationssuche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 283.2 Politische Partizipation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29
4 Daten & Methoden 34
5 Empirische Ergebnisse 41
5.1 Informationssuche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 415.2 Politische Partizipation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 455.3 Vertiefung: Volksabstimmung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 485.4 Partizipationsarten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 535.5 Zusammenfassung der Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55
6 Fazit & Ausblick 56
Literatur 60
Internetquellen 80
Anhang i
A Fragebogenitems und Codierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . iB Erklärung für schriftliche Prüfungsleistungen . . . . . . . . . . . . . . . . . vii
II
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1: Circumplex-Modell mit den Dimensionen valence (horizontale Achse) undarousal (vertikale Achse) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12
Abb. 2: Valenzmodell nach Watson und Tellegen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13Abb. 3: Postulate des AI-Modells . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18Abb. 4: Postulate kognitiver Bewertungstheorien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25Abb. 5: A�ektive Zustände über die Zeit hinweg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27Abb. 6: Emotionen zu �Stuttgart 21� im Zeitverlauf . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35
III
Tabellenverzeichnis
Tab. 1: Die Wirkung von Emotionen auf Gespräche über �Stuttgart 21� . . . . . . . 42Tab. 2: Die Wirkung von Emotionen auf Medieninformationen über �Stuttgart 21� 43Tab. 3: Die Wirkung von Emotionen auf die Aufmerksamkeit für den Abstimmungs-
kampf im Zusammenhang mit �Stuttgart 21� . . . . . . . . . . . . . . . . . 44Tab. 4: Die Wirkung von Emotionen auf Partizipationsabsichten und die Partizipa-
tionsnutzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46Tab. 5: Die Wirkung von Emotionen auf die Sicherheit und Schwierigkeit bei der
Abstimmungsentscheidung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49Tab. 6: Die Wirkung von Emotionen auf die politische Partizipation bei der Volks-
abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51Tab. 7: Die Wirkung von Emotionen auf verschiedene Partizipationsarten . . . . . 53Tab. 8: Übersicht über die Fragebogenitems und deren Codierung . . . . . . . . . . i
Einleitung 1
1 Einleitung
�Cogito, ergo sum�. Dieses Diktum des französischen Philosophen René Descartes
(1596-1650) � �ich denke, also bin ich� � begründete jahrhundertelang die Vorstellung,
dass Menschen ausschlieÿlich rationale Wesen sind. Um vernunftgemäÿ zu handeln � so
Descartes Annahme � müsse man irrationale Emotionen strikt vom rationalen Denken
trennen (Descartes 1959: 45-49). Dieser postulierte Körper-Geist-Dualismus ist bis heute,
sowohl in der Ö�entlichkeit1, als auch in der (sozial)wissenschaftlichen Forschung (Bei-
spiele hierfür sind etwa Sears 1993, 2000; Nussbaum 1994), sehr weit verbreitet. Mit dem
emotional turn Mitte der 90er Jahre konnte diese Sichtweise jedoch durch neue Erkennt-
nisse der Hirnforschung widerlegt werden. Die Forderung, Emotionen zu unterdrücken,
um durch einen klaren Verstand zu rationalen Entscheidungen zu gelangen, ist nach Auf-
fassung von Neurobiologen schon rein physiologisch nicht möglich und entspricht nicht
der Architektur des menschlichen Gehirns (Marcus et al. 2000: 28-44; Marcus 2003: 198;
Steenbergen 2010: 21; vgl. hierzu auch Damasio 1994). Vielmehr scheint das Gegenteil der
Fall zu sein: Kognitionen setzten Emotionen sogar voraus (Bechara et al. 1995, 1997), wo-
bei das neue Paradigma respektive lauten sollte: �Ich fühle, also bin ich� (Damasio 2000).
So revidierten Politikwissenschaftler (Marcus et al. 2000), Kommunikationswissenschaft-
ler (Dillard und Wilson 1993; Kaid 2004), Soziologen (Richards 2004) und Psychologen
(Abelson et al. 1982; Glaser und Salovey 1998) ihre Sichtweisen und rehabilitierten die
Rolle von Emotionen in ihrer Funktion für das (politische) Leben.
Dementsprechend konnten Studien zeigen, dass der emotionale Zustand von Men-
schen einen Ein�uss darauf hat, wie sie sich mit ihrer Umwelt auseinandersetzen: Emo-
tionen manifestieren situative Bewertungen (appraisals) (Smith et al. 1993; Roseman et
al. 1994), strukturieren Handlungen (Frijda et al. 1989; Phelps 2006) und sind ein essen-
tieller Bestandteil im sozialen Urteil und Verhalten (Davidson et al. 2003). Auch poli-
tikwissenschaftliche Studien ergaben, dass politische Akteure auf emotionale Appelle in
ihren politischen Kampagnen vertrauen (Kaid 2004; Marmor-Lavie und Weimann 2005)
und dass diese den Wähler2 durchaus emotional berühren (Cho et al. 2003; Brader 2005).
1Joachim Gauck äuÿerte etwa am 2. Oktober 2010 im Abgeordnetenhaus in Berlin in seiner Rede �Berlin2010: Angekommen und unterwegs, 20 Jahre Einheit und Freiheit�: [...] �Angst macht kleine Augen,kleinen Mut und kleine Herzen [...]�. Ein weiteres Beispiel ist die Aussage von Al Gore (2007: 23):�Fear is the most powerful enemy of reason.�.
2Aus Gründen der besseren Lesbarkeit werden in der vorliegenden Arbeit Begri�e wie beispielsweise�Wähler�, �Bürger� oder �Befragter� in der maskulinen Schreibweise verwendet. Sie beziehen sich aber
Einleitung 2
Darüber hinaus zeigen Forschungsergebnisse, dass emotionale Reaktionen die politische
Involvierung und das Lernverhalten (Marcus und MacKuen 1993; Brader 2005), die me-
diale Aufmerksamkeit (Cho et al. 2003), die politischen Präferenzen und Einstellungen
(Ottati et al. 1992; Sotirovic 2001; Isbell und Ottati 2002; Huddy et al. 2007) und das
Partizipationsverhalten (Rudolph et al. 2000; Brader 2006; Valentino et al. 2009, 2011)
auf bedeutsame Art und Weise beein�ussen können.
Laut Forschungsergebnissen sind es insbesondere negative emotionale Reaktionen �
allen voran die Emotion Angst3 �, die es vermögen, dass sich Menschen dem demokratie-
theoretischen Ideal eines rationalen, informierten, aufmerksamen und abwägenden Bürgers
annähern. So erhöht Angst nicht nur die Quantität, sondern auch die Qualität der politi-
schen Informationssuche, fördert Deliberation und steigert das politische Wissen (Marcus
et al. 2000: 65-125; Redlawsk et al. 2007). Dies scheint ein demokratisches Dilemma zu
lösen, denn das Gros der Bürger interessiert sich nur geringfügig für das politische Gesche-
hen im Land (Delli-Carpini und Keeter 1996) oder wie es van Deth (2000: 115) tre�end
auf den Punkt bringt: �Das Leben, nicht die Politik ist wichtig�.
Jüngste Untersuchungsergebnisse konnten indes zeigen, dass Angst zwar zu einer er-
höhten Aufmerksamkeit und Informiertheit, in letzter Konsequenz allerdings nicht zwangs-
weise zum politischen Handeln führt. Hingegen scheinen die Emotionen Ärger4 und Freu-
de5 genau Gegenteiliges zu bewirken: Anstelle sich ausführlich über die Sachlage zu infor-
mieren, sind ärgerliche Bürger eher dazu bereit ihren emotionalen Zustand in politisches
Handeln zu transferieren (Valentino et al. 2009, 2011). Freudige Bürger hingegen sehen
keine Notwendigkeit, sich genauer zu informieren, sind aber dazu geneigt, für Ihre Prä-
ferenzen und das Fortbestehen des Status quo einzutreten (beispielsweise entsprechend
zu votieren) (MacKuen et al. 2007). Normativ betrachtet, scheint es zwar auf den ersten
Blick wünschenswert, dass Emotionen � ausgelöst durch Angst � zu mehr Aufmerksam-
keit und einer höheren Informiertheit des Elektorats führen und � ausgelöst durch Ärger
und Freude � partizipative Kräfte entfalten, jedoch bedeutet dies zusammengenommen
auch, dass die Stimme des gut informierten (ängstlichen) Bürgers im politischen Prozess
grundsätzlich auf beide Geschlechter.3Im englischen Original ist von �anxiety�, manchmal auch von �fear� die Rede. Dies wird in der vorlie-genden Arbeit mit Angst übersetzt, inkludiert aber auch ein Gefühl des Unbehagens und Unwohlseins.
4Im Englischen ist von �anger� die Rede, was im Deutschen sowohl mit Ärger, als auch mit Wut übersetztwerden kann. In der vorliegenden Arbeit wird ausschlieÿlich die Emotion Ärger betrachtet.
5Im Englischen ist je nach Theorie hierbei von �enthusiasm� oder �happiness� die Rede, was in Folgemit Freude übersetzt wird.
Einleitung 3
ungehört bleibt, da er letztendlich vor dem politischen Handeln zurückschreckt. Während-
dessen sind gerade die uninformierten (ärgerlichen und freudigen) Bürger diejenigen, die
aktiv am politischen Prozess teilnehmen, ohne sich im Vorfeld eine fundierte und ausge-
wogene Meinung zu bilden. Die Spannung zwischen den normativ wünschenswerten und
weniger erwünschten Reaktionen für die Demokratie, ausgelöst durch verschiedene Emo-
tionen, liegt folglich auf der Hand. Denn gerade der informierte und engagierte Bürger
stellt aus demokratietheoretischer Perspektive das Ideal, wenn nicht gar eine notwendige
Bedingung für eine voll funktionstüchtige Demokratie dar (Habermas 1989; Fishkin 1991;
Dahl 1998).
Genau mit dieser Problematik möchte sich die vorliegende Arbeit auseinandersetzen.
Im Speziellen stehen hierbei zwei wesentliche Fragen im Fokus: (1) Inwiefern unterscheiden
sich Emotionen � spezi�sch Angst, Ärger und Freude � in ihrer Wirkungsweisen vonein-
ander, bezogen auf die politische Informationssuche und die Motivation, im politischen
Prozess zu partizipieren? (2) Welche Formen der Partizipation (kostenreich vs. kostenarm
und legal vs. illegal) werden durch die drei genannten Emotionen begünstigt?
Hierbei soll der derzeitige Forschungsstand auf den Prüfstand gestellt und erweitert
werden. Denn Untersuchungen zu den Wirkungen verschiedener Emotionen auf die In-
formationssuche und das Partizipationsverhalten, insbesondere im Hinblick auf die Dif-
ferenzierung zwischen verschiedenen negativen Emotionen, sind rar gesät (Ausnahmen
bilden Valentino 2009, 2011; MacKuen et al. 2010). Darüber hinaus werden auch selten
verschiedene Partizipationsarten voneinander di�erenziert, sondern das Hauptaugenmerk
liegt lediglich auf der Partizipation an Wahlen und Abstimmungen (Ausnahme ist Va-
lentino et al. 2009, 2011). An dieser Stelle ist es jedoch durchaus von Interesse, welche
Emotionen zu welcher Art von politischer Partizipation führen. Sind es insbesondere die
ängstlichen Bürger, die vor kostenreichen Formen der Partizipation (verbunden mit einem
hohen Zeitaufwand und/oder hohen Risiken) zurückschrecken, oder die ärgerlichen Bür-
ger, die ihre Emotionen gar durch illegale Handlungen zum Ausdruck bringen? Auch hier
stellt sich die Frage, was es für die Stabilität und auch für die Legitimität einer Demokra-
tie bedeutet, wenn mitunter ärgerliche Bürger ihren Emotionen ausschlieÿlich Ausdruck
über illegale Beteiligungsformen verleihen und von diesen im hohen Ausmaÿ Gebrauch
machen, währenddessen ängstliche Bürger gänzlich partizipative Tätigkeiten meiden.
Um die hier aufgeworfenen Fragen adäquat beantworten zu können, baut die Arbeit
auf zwei theoretischen Strängen auf: dem in der Politikwissenschaft am häu�gsten verwen-
deten A�ective-Intelligence-Modell (AI-Modell, siehe hierzu Marcus et al. 2000; MacKuen
Einleitung 4
et al. 2007; Redlawsk et al. 2007) und den kognitiven Bewertungstheorien (appraisal theo-
ry, siehe hierzu Folkman et al. 1986; Frijda 1988; Lazarus 1991a; Lerner und Keltner
2000, 2001; Scherer 2005). Beide Theorien befassen sich mit einem leicht voneinander ab-
weichenden Set von emotionalen Prozessen, die sowohl die politische Informationssuche
und -verarbeitung, als auch die politische Partizipation erklären können. Das von den
Neurowissenschaften beein�usste AI-Modell fokussiert sich hierbei auf den unmittelbar
vorbewussten Ein�uss emotionaler Reaktionen. Als dimensionales Emotionsmodell di�e-
renziert es zwischen zwei Subsystemen, die negative oder positive Emotionen auslösen
können, wobei Angst (als negative Emotion) und Freude (als positive Emotion) im Zen-
trum der Theorie stehen. Im Gegensatz hierzu konzentrieren sich kognitive Bewertungs-
theorien auf die nachfolgenden kognitiven Bewertungen dieser vorbewussten Reaktionen
und di�erenzieren verschiedene diskrete Emotionen in ihren Ursachen und Wirkungen
(Marcus 2003: 192, 195; Valentino et al. 2011: 157).
Als Fallbeispiel zur Prüfung der theoretischen Annahmen beider Theorien dient die
direktdemokratische Kampagne und Volksabstimmung rund um �Stuttgart 21�. Kernstück
des Bahnprojektes zur Neuordnung des Stuttgarter Bahnknotens ist der Umbau des ober-
irdischen Kopf- in einen unterirdischen Durchgangsbahnhof. Das seit Jahren hoch um-
strittene Bauprojekt führte nach massiven Protesten zu einem Volksentscheid in Baden-
Württemberg, der am 27. November 2011 stattfand, wobei der Ausstieg des Landes aus
der Finanzierung abgelehnt wurde. Insbesondere dieser Kontext bietet sich an, um die
aufgeworfenen Fragen zu beantworten, da �Stuttgart 21� nicht nur auf der Sachebene
für die Menschen relevant war, sondern auch auf der emotionalen Ebene bewegt hat. So
ist in diesem Zusammenhang nicht ohne Grund das Wort des sogenannten �Wutbürgers�
entstanden (Faas und Blumenberg 2012b: 184-185). Zudem wurde �Stuttgart 21� von
Motivations- und Informationskampagnen begleitet und erfuhr hohe mediale Präsenz, so-
dass es den Bürgern möglich war, sich umfassend und ausführlich über den Gegenstand zu
informieren. Ferner scheinen in diesem Kontext auch vermehrt Partizipationspotenziale
freigesetzt worden zu sein: von legalen Formen wie der Beteiligung an der Volksabstim-
mung, ö�entlichen Diskussionen oder der Mitarbeit in einer Bürgerinitiative, bis hin zu
illegalen Aktivitäten wie der Besetzungen von Gebäuden und ö�entlichen Plätzen oder
auch gezielter Sachbeschädigung.6 Die Mutmaÿung liegt demnach nahe, dass zwischen dem
6Exemplarische Presseberichte zum bürgerlichen Engagement bezüglich �Stuttgart 21� zu �ndenunter: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/demo-gegen-stuttgart-21-s-gaert-im-land-mappus-steiget-se-aus-a-714323.html; http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.stuttgart-21-polizei-beendet-
Theoretische Fundierung 5
emotionsgeladenen Ereignis �Stuttgart 21� und diesem politischen Verhalten ein signi�-
kanter Zusammenhang besteht und gerade Emotionen das fehlende Vehikel darstellen, um
diesen umfassend zu klären und einen Beitrag zur Emotionsforschung in der politischen
Psychologie zu leisten.
Um die hier vorliegenden Fragestellungen adäquat zu beleuchten, gliedert sich die
Arbeit wie folgt: Zunächst wird in der theoretischen Fundierung spezi�ziert, welche Wir-
kungen Emotionen im politischen Prozess entfalten können und wie sich insbesondere
auch negative emotionale Reaktionen voneinander di�erenzieren. Hierzu werden Emo-
tionen zuerst de�niert und vorherrschende Emotionsansätze vorgestellt, um die beiden
theoretischen Stränge (das AI-Modell und kognitive Bewertungstheorien) adäquat in der
Forschungstradition verorten zu können. Aus beiden Theorien werden, bezogen auf die
Informationssuche und die politische Partizipation, anschlieÿend Hypothesen formuliert,
die die Basis des nachstehenden empirischen Teils der Arbeit bilden. Die empirische Ana-
lyse beginnt mit der Vorstellung der Datengrundlage und der Operationalisierung von
Schlüsselkonzepten. Es folgt die Auswertung und Beurteilung der Ergebnisse. Die Arbeit
runden ein Fazit und ein Ausblick für die zukünftige Forschung ab.
2 Theoretische Fundierung
2.1 De�nition(en) von Emotionen
Zunächst ist zu klären, was in der vorliegenden Arbeit unter einer Emotion verstan-
den wird. �Everybody knows what an emotion is until asked to give a de�nition: Then it
seems that no one knows� (Fehr und Russel 1984: 464). Dieses Zitat bringt die Schwie-
rigkeit einer genauen Begri�sbestimmung von Emotionen tre�end auf den Punkt. Denn
in der Emotionspsychologie und auch in der politischen Psychologie existieren mannig-
fache Vorstellungen davon, was genau unter Emotionen verstanden werden soll und wie
sie entstehen (Kleinginna und Kleinginna 1981; Marcus 2000). So existiert weder ein ein-
heitliches Theoriegebäude noch eine interdisziplinär geltende De�nition von Emotionen.
Scherer (1990: 8) bezeichnete es gar als �regelrechten Wildwuchs von Theorievorschlägen�.
bahnhofsbesetzung.51e1fec7-1d4d-4559-898b-bc0846db0705.html.; http://www.taz.de/!5133066/.
Theoretische Fundierung 6
Forscher einigten sich darauf, dass eine präzise De�nition von Emotionen keine Voraus-
setzung, sondern Ziel jedweder Emotionsforschung sei. Diese kann sich im Lichte neuer
Erkenntnisse stets weiterentwickeln und verändern. Darum wird meist eine Arbeitsde�ni-
tion formuliert, die für viele Wissenschaftler möglichst übereinstimmend sein sollte. Diese
Art von approximativer De�nition bietet Orientierung für die Forschung, indem sie den
Forschungsgegenstand grob umschreibt und einen Verständigungsrahmen vorgibt. Folglich
soll eine solche Arbeitsde�nition auch Grundlage der vorliegenden Arbeit sein. Verwendet
wird die von Meyer et al. (2001: 24) formulierte Arbeitsde�nition.7 Hierbei handelt es sich
bei Emotionen um zeitlich datierte, konkrete Vorkommnisse von zum Beispiel Freude,
Traurigkeit, Ärger, Angst, Eifersucht, Stolz, Überraschung, Mitleid, Scham, Schuld, Neid,
Enttäuschung, Erleichterung sowie weiteren Arten von psychischen Zuständen, die den
genannten genügend ähnlich sind. Diese Phänomene haben folgende Merkmale gemein-
sam: (1) Sie sind aktuelle psychische Zustände von Personen, (2) sie haben eine bestimmte
Qualität, Intensität und Dauer, (3) sie sind in der Regel objektgerichtet und (4) Personen,
die sich in einem dieser emotionalen Zustände be�nden, haben normalerweise ein (a) cha-
rakteristisches Erleben (Erlebnisaspekt von Emotionen) und weisen (b) häu�g bestimmte
physiologische Veränderungen (physiologischer Aspekt von Emotionen) und (c) Verhal-
tensweisen auf (Verhaltensaspekt von Emotionen). Klar abzugrenzen ist der Begri� der
Emotion von verwandten Begri�en wie �A�ekt�, �Stimmung� oder �Gefühl�.
Der Begri� A�ekt wird im Deutschen und Englischen di�erenziert verstanden. Sind
im Deutschen unter A�ekt kurzfristig auftretende Gefühle gemeint, die kognitiv so gut
wie nicht kontrolliert sind und inhaltlich kaum Nuancen aufweisen (Kroeber-Riel und
Weinberg 1999: 100), wird a�ect im Englischen meist als Synonym für Emotionen bzw.
als Art Oberbegri� für Stimmungen und Emotionen verwendet (Meyer et al. 2001: 39;
vgl. hierzu auch Petty et al. 1991). Zudem wird in der Literatur unter a�ect auch häu�g
die Valenz (negativ oder positiv) oder der Erlebnisaspekt einer Emotion verstanden (Otto
et al. 2000: 13).
Stimmungen (engl. mood) wiederum divergieren zu Emotionen in drei Punkten: (1)
sie haben eine längere Dauer, (2) ihre Intensität ist geringer und (3) sie zeichnen sich
durch eine gewisse Unbestimmtheit bzw. Globalität aus (Morris und Reilly 1987: 216;
Frijda 1993: 383; 2009: 258). Sie sind demnach weder objektgerichtet, noch generieren
7Weitere Arbeitsde�nitionen de�nierten etwa Kleinginna und Kleinginna (1981: 355), Scherer (1990:6; 1993: 4) oder Oatley und Jenkins (1996: 96). Eine radikale, konstruktivistische De�nition schlägtAverill (1980: 312) vor.
Theoretische Fundierung 7
sie bestimmte Verhaltensweisen. So bedeutet etwa �sich in einer ängstlichen Stimmung
zu be�nden�, sich über eine längere Dauer ängstlich zu fühlen, wobei jedoch nicht genau
beschrieben werden kann, vor was konkret Angst empfunden wird. Stimmungen besit-
zen demnach eine recht di�use Erlebnisqualität und lassen sich eher auf der Dimension
�Wohlsein-Unwohlsein� ausdrücken (Schwarz 1987: 2).
Schlieÿlich sind Emotionen noch von anderen Gefühlen (engl. feeling) abzugrenzen
wie etwa Schmerz, Hunger oder Durst. Als ein mögliches Unterscheidungskriterium zwi-
schen Gefühlen und Emotionen wurde der Umstand de�niert, dass a�ektive Anteile von
Emotionen keine Sachverhalte repräsentieren, die auÿerhalb des zentralen Nervensystems
lokalisiert sind. Bei anderen Gefühlen ist dies hingegen der Fall. Bedürfnisorientierte Ge-
fühle (wie etwa Hunger und Durst) und auch körperlicher Schmerz sind physiologisch
de�nierbare Zustände des Körpers (Pekrun 1988: 100, Faullant 2007: 41).
2.2 Emotionsansätze & -theorien
Die Vielzahl von Emotionsde�nitionen ist kongruent mit der Vielzahl von existierenden
Emotionsansätzen und -theorien. Die vorliegende Arbeit fokussiert sich auf Überlegungen
des AI-Modells und der sogenannten Appraisal-Theorie. Im Folgenden Abschnitt wird ein
kurzer Überblick über die historisch gewachsenen Theoriestränge der Emotionsforschung
und ihrer zentralen Fragestellungen gegeben, um beide Theorien adäquat in ihrer jeweili-
gen Forschungstradition verorten und von anderen Theoriesträngen abgrenzen zu können,
sowie die Entstehungshintergründe näher zu beleuchten. Zudem können Emotionen an
Hand ihrer Struktur beschrieben werden. Politikwissenschaftler tendieren dazu, Emotio-
nen entweder aus einer dimensionalen oder aus einer diskreten Perspektive heraus zu
betrachten.8 Auch diese beiden Ansätze sollen kurz diskutiert werden, um beide Theorien
genauer zu kategorisieren.
8Eine weitere dritte Unterscheidung sind Valence-Modelle, auf diese aber in der vorliegenden Arbeitnicht näher eingegangen wird. Diese di�erenzieren Emotionen in zwei Gruppen: meist in positiveund negative Emotionen. Diese Kategorisierung vereinfacht sehr stark Analysen und ermöglicht einebessere Replikation von Messungen (Crigler und Just 2012: 212). Meist �ndet sie Anwendung infrüheren Publikationen oder auch im Gebiet der politischen Unterhaltung (z. Bsp. Ansolabehere undIyengar 1995).
Theoretische Fundierung 8
2.2.1 Historische Kategorisierung von Emotionen
Betrachtet man zunächst die Klassi�kation aus historischer Perspektive und an Hand
der zentralen Fragestellungen der verschiedenen Ansätze über die Zeit hinweg, so ergeben
sich im weitesten Sinne vier grundlegende theoretische Ansätze, wobei wiederum jeder
dieser Ansätze eine Vielzahl von Varianten inkludiert.9 Die Ansätze � soweit dies möglich
ist � sind chronologisch geordnet in: (1) evolutionsbiologische Ansätze, (2) behavioristisch-
lerntheoretische Ansätze, (3) kognitionspsychologisch orientierte Ansätze (hier lässt sich
die Appraisal-Theorie einordnen) und schlieÿlich (4) neurowissenschaftliche Ansätze (wor-
unter auch das AI-Modell fällt).
(1) Evolutionsbiologische Ansätze beschäftigen sich in erster Linie mit der Frage, welche
Emotionen dem Menschen angeboren bzw. seit der Geburt angelegt sind. Den Wert
von Emotionen sehen diese Theorien vor allem für das individuelle Überleben und
die Arterhaltung. Beein�usst wurden die evolutionsbiologischen Ansätze insbeson-
dere durch die Emotionstheorie Charles Darwins, der den mimischen Ausdruck von
Emotionen als genetisch angelegtes und im Verlaufe der Evolution durch den Pro-
zess der natürlichen Auslese entstandenes Phänomen ansieht (Darwin 1872/1998).
Das Emotionserleben hat aus dieser Perspektive heraus betrachtet einen Überle-
benswert: Positive Emotionen gehen einher mit Verhaltensweisen, die der Selbst-
und Arterhaltung dienen, während Handlungen, die diesbezüglich eher schädlichen
Charakter haben, von negativen Emotionen begleitet werden (Bischof-Köhler 1985).
Träfe die evolutionsbiologische Perspektive zu, so müssten bestimmte grundlegende
Emotionen bei allen Menschen unabhängig von ihrem Alter, Geschlecht oder kultu-
rellen Hintergrund seit der Geburt veranlagt sein, ergo es gäbe eine Art Universalität
von Emotionen. Diese Idee greifen prominente Vertreter der evolutionsbiologischen
Perspektive wie Paul Ekman (1972), Caroll Izard (1991) oder Robert Plutschik
(1980) auf, die im Hinblick auf eine begrenzte Anzahl von Basisemotionen10 em-
pirisch belegen konnten, dass bestimmte Emotionen kulturübergreifend gleichartig
sind (Brandstätter et al. 2013: 161-162).
9Einige Autoren beschreiben auch weniger oder mehr Ansätze, was der Tatsache geschuldet ist, dassmehr Ansätze gebündelt oder aber weiter ausdi�erenziert werden (siehe etwa Marcus 2003: 188-201;Brandstätter 2013: 158-173; vgl. hierzu auch Meyer et al. 2003).
10In der Literatur existieren verschiedene Vorschläge, welche Emotionen zu den sogenannten Basisemo-tionen zählen (Ortony und Turner 1990). Ein häu�g vorgebrachter Vorschlag inkludiert die sechsEmotionen Freude, Überraschung, Trauer, Ärger, Angst und Ekel (vgl. Ekman et al. 1982).
Theoretische Fundierung 9
(2) Im Gegensatz zum evolutionsbiologischen Ansatz geht es behavioristisch-lerntheore-
tischen Ansätzen nicht darum, ob Emotionen bereits seit der Geburt veranlagt sind,
sondern wie sie durch Lernerfahrung entstehen. Spezi�scher geht es um die Fra-
ge, welche Reize aufgrund von Lernerfahrungen Emotionen auslösen und welches
Verhalten aufgrund von Lernerfahrung auf die Emotionsauslöser gezeigt wird. Es
wurden hierbei insbesondere beobachtbare und messbare Ursachen und Indikato-
ren in den Fokus der Betrachtung gerückt. So ging es mitunter um die Frage, ob
Emotionen den Gesetzen der klassischen und instrumentellen Konditionierung un-
terliegen, wodurch sie durch Lernen erworben und entsprechend auch wieder verlernt
werden können. Ein klassischer Vertreter dieses Ansatzes ist John Watson (1919),
der Emotionen als eine bestimmte Gruppe von primär viszeralen Reaktionsmus-
tern betrachtet. Die drei angeborenen Emotionen Furcht, Wut und Liebe können
durch klassische Konditionierung an neutrale Reize gekoppelt werden. Hierdurch
werden emotionale Dispositionen generiert.11 Aber auch die Entstehung von ande-
ren Emotionen sei � so Watson � durch Konditionierungsprozesse erklärbar. Die
Theorie Watsons wurde später durch Mowrer (1947) und Miller (1951) zur Zwei-
Stufen-Theorie der Furcht und Vermeidung weiterentwickelt. Hiernach wirken die
von der konditionierten Furchtreaktion ausgehenden Feedbackreize als Triebreize,
die den Organismus zu Vermeidungsverhalten motivieren und deren Reduktion er-
folgreiches Vermeidungsverhalten verstärkt. Behavioristisch-lerntheoretische Ansät-
ze spielen jedoch in der heutigen Psychologie nur noch eine untergeordnete Rolle
(Brandstätter et al. 2013: 162-164).
(3) Weit mehr verbreitet sind kognitionsorientierte Ansätze. Diese erforschen gefühlsmä-
ÿiges Erleben und Verhalten nicht nur durch Äuÿerlichkeiten, sondern betrachten
systematisch kognitive Prozesse. Wichtige Bestandteile von Emotionen sind nach
Au�assung von Kognitionstheoretikern Überzeugungen, Wertungen und Urteile. So
besitzen beispielsweise für Arnold (1960) Emotionen eine vorgelagerte Evaluation,
ergo etwas wird als gut, sinnvoll oder nützlich erachtet oder aber als schlecht, we-
11Exemplarisch hierfür ist der �Kleiner-Albert-Versuch�: Der neun Monate alte Albert wird zunächst miteiner Ratte konfrontiert. Auf diese zeigt er keine Furchtreaktion. Daher ist die Ratte ein neutralerReiz. Auf ein lautes Geräusch (unkonditionierter Reiz) reagiert Albert hingegen mit Furchtverhalten(unkonditionierte Reaktion). Zwei Monate später wird Albert mit der Ratte und dem lauten Geräuschsimultan konfrontiert und reagiert abermals mit Furcht. Kurz darauf wird Albert die Ratte ohneGeräusch gezeigt. Auch hier zeigt er Furcht (nun eine konditionierte Reaktion auf eine Ratte). Zurgenauen Beschreibung des Experimentes siehe Watson und Rayner (1920).
Theoretische Fundierung 10
nig sinnvoll oder gar nutzlos bewertet (Neumann-Ponesch und Höller 2011: 13). So
gesehen ist die Entstehung und auch die Qualität von einer Emotion ein Ergebnis
einer kognitiven Bedeutungsanalyse, die auf den Erfahrungen, Erlebnissen und Er-
wartungen der Person beruht (Mandler 1984: 119). Diese Kognitionen werden als
mögliche Ursache für Emotionen betrachtet, als auch als eine mögliche Komponen-
te der Emotion selbst. Neuere kognitionswissenschaftliche, sowie neurobiologische
Erkenntnisse konnten hierfür empirische Beweise liefern, dass Emotionen und Ko-
gnitionen untrennbar miteinander verknüpft sind (Neumann-Ponesch und Höller
2011: 14). Komplexe emotionale Erfahrungen sind in einer Vielzahl von kognitiven
und neurologischen Prozessen begründet, wobei es gerade Emotionen sind, die die
Grundlage rationaler Erkenntnisse, Entscheidungen und Handlungen darstellen (de
Sousa 1997). Unter die kognitionsorientierten Ansätze fallen auch die kognitiven
Bewertungstheorien, die die Natur von emotionalen Reaktionen in der individuellen
subjektiven Einschätzung eines vorangegangenen Ereignisses sehen.
(4) Die jüngste Forschungsrichtung bei der Erklärung von Emotionen sind neurologische
Ansätze. Seit den 1980er Jahren wurden von Neurowissenschaftlern neuronale Pro-
zesse, die emotionale Antworten generieren, in den Betrachtungsfokus gerückt (Gray
1987, 1990; Bechara et al. 1997; Adolphs et al. 1998; Rolls 1999; LeDoux 2000; Adol-
phs und Spezio 2006). Eine wesentliche Einsicht neurowissenschaftlicher Forschung
besteht darin, dass vor allem subkortikale Gehirnstrukturen für Emotionen verant-
wortlich sind (Bartsch 2004: 19; vgl. auch Panksepp 1998). Hierbei wird insbesondere
die automatische und vorbewusste Rolle von Emotionen in der Strukturierung von
Kognitionen hervorgehoben (Gray 1990; Damasio 1994).12 Obwohl Wissenschaftler
multiple neuronale Systeme identi�zieren konnten (Panskepp 1998), wurden in den
früheren Arbeiten meist zwei Emotionsdimensionen hervorgehoben: Eine, die als
positive (rangiert zwischen den Emotionen Freude und Lethargie) und eine, die als
negative Dimension (rangiert von Gelassenheit bis hin zu einem Zustand von Angst)
bezeichnet wurde. Jede dieser beiden inkludiert neuronale Prozesse, die wiederum
12Die Erkenntnis, dass Kognitionen Emotionen voraussetzen ist aus Studien hervorgegangen, bei de-nen Menschen mit intakten und beschädigten limbischen Systemen miteinander verglichen wurden.Menschen mit einer bilateralen Schädigung der Amygdala (ein paariges Gebiet im Gehirn und Teildes limbischen Systems, das auch als Mandelkern bezeichnet wird) konnten keine konditioniertenemotionalen Reaktionen mehr erlernen. Infolgedessen war es ihnen auch nicht mehr möglich rationa-le Entscheidungen zu tre�en, etwa einen für sie unangenehmen Reiz zu vermeiden (Damasio 1994;Adolphs 2003).
Theoretische Fundierung 11
kognitive und Verhaltensprozesse steuern. So zeigen neurowissenschaftliche Befun-
de, dass Emotionen durchaus eine positive Rolle im Entscheidungs�ndungsprozess
spielen (Damasio 1994; Bechara et al. 1997). Unsere Gehirne benutzen Emotionen,
um schnell die positiven und negativen Implikationen alternativer Handlungsoptio-
nen zu registrieren, die Auswahl von Alternativen zu einer realisierbaren Anzahl
zu verengen und uns ein Bauchgefühl über die bestmögliche Vorgehensweise zu ge-
ben. Gray (1990) argumentiert, dass positive und negative Emotionen als eine Art
Feedback-Mechanismus vom Gehirn dienen, die entweder Verhalten fördern, welches
auf eine Belohnung aus ist (approach) oder aber eher Gefahren abwehren möch-
te (avoidance). Seit den späten 1990er und frühen 2000er Jahren wird aber auch
noch eine weitere, dritte Dimension diskutiert, welche beispielsweise die Emotionen
Ärger, Wut, Verbitterung und Verachtung einschlieÿt (Panksepp 1998; Marcus et
al. 2000; Lerner und Keltner 2001; Huddy et al. 2007). Auch das AI-Modell speist
sein theoretisches Fundament aus diesen neurowissenschaftlichen Erkenntnissen und
geht davon aus, dass zwei unabhängige Subsysteme in der limbischen Region unseres
Gehirns Emotionen evozieren können, die unser Denken und Handeln maÿgeblich
beein�ussen.
2.2.2 Strukturelle Kategorisierung von Emotionen
Nicht nur historisch und anhand zentraler Fragestellungen können Emotionsansätze
klassi�ziert werden, sondern auch anhand der Struktur von Emotionen. Hierbei lassen
sich zwei grundlegende Ansätze unterscheiden: (1) dimensionale und (2) diskrete Emoti-
onsmodelle. Beide Ansätze dienen dazu die Vielfalt emotionaler Zustände überschaubar
zu gestalten.
(1) Einige Autoren strukturieren Emotionen anhand von Dimensionen (Russell 1980;
Watson und Tellegen 1985; Watson und Clark 1992; Wundt 1896; Cacioppo et al.
1999; Watson et al. 1999) und betrachten Emotionen hierbei als Kombination von
zwei oder drei voneinander unabhängigen Emotionsdimensionen. Es wurden bereits
sehr früh in der Psychologie Versuche unternommen, die Vielzahl von erlebbaren
Emotionen auf grundlegende Dimensionen zu reduzieren. Wundt (1896) etwa be-
schrieb Emotionen anhand der Dimensionen Lust und Unlust und Spannung und
Beruhigung. Die Dimensionen Lust und Unlust (valence) sowie Erregung und Ruhe
(arousal) konnten in einer Vielzahl von Untersuchungen bereits empirisch belegt
Theoretische Fundierung 12
werden und stellen bis heute die beiden am häu�gsten verwendeten Dimensionen
dar (Frenzel et al. 2015: 203). So �nden sie sich auch in dem wohl prominentesten
Model � dem Circumplexmodell � von Russell (1980) wieder (siehe Abbildung 1).
Abbildung 1: Circumplex-Modell mit den Dimensionen valence (horizontale Achse) undarousal (vertikale Achse)
Quelle: Russell (1980: 1169)
Die Valenzdimension (pleasure vs. misery) di�erenziert hierbei zwischen angeneh-
men und unangenehmen a�ektiven Zuständen, während die Erregungsdimension
(arousal vs. sleep) die Intensität von Emotionen erfasst. Die beiden Dimensionen
stellen orthogonale Achsen dar, wobei die Emotionen kreisförmig um den Schnitt-
punkt der beiden Achsen angeordnet sind. Hierdurch lassen sich beliebige Emotionen
durch ihre Ausprägungskombinationen auf diesen beiden grundlegen Dimensionen
verorten. Einen erlebten emotionalen Zustand könnte man in diesem Modell bei-
spielweise mit �positiv erregt� beschreiben.
Ein weiteres dimensionales Modell schlagen Watson und Kollegen vor (Watson und
Tellegen 1985; Watson und Clark 1992; Tellegen et al. 1999b, siehe Abbildung 2).
Ihr zweidimensionales Valenzmodell wurde mit zwei grundlegenden Verhaltenssys-
temen, die als Teil der menschlichen Evolution entwickelt wurden, gleichgesetzt:
das approach system und das avoidance system. Die Annahme hierbei ist, dass po-
sitive emotionale Zustände eher zu Annährungsverhalten und negative emotionale
Zustände eher zu Vermeidungsverhalten führen. Von dieser funktionellen Sichtweise
Theoretische Fundierung 13
aus betrachtet, motivieren und belohnen positive Emotionen zielgerichtetes Ver-
halten und negative Emotionen helfen, Schaden und negative Folgen abzuwenden
(Cacioppo et al. 1997, 1999; Watson et al. 1999).
Abbildung 2: Valenzmodell nach Watson und Tellegen
Quelle: Watson und Tellegen (1985: 221)
Einige Autoren beziehen auch noch weitere Dimensionen beispielsweise die Inten-
sität, Wachheit oder erlebte Dominanz in ihre Modelle mit ein (Traxel und Heide
1961; Mehrabian und Russell 1974). Dimensionale Emotionsmodelle, worunter auch
das AI-Modell fällt, abstrahieren die Vielzahl von Emotionen in eine überschaubare
Anzahl von Dimensionen und fokussieren anstatt der Verschiedenheit emotionaler
Zustände, wie Emotionen miteinander in Beziehung stehen (Miller 2011: 577).
(2) Im Gegensatz zur dimensionalen Strukturierung von Emotionen lehnen diskrete
Emotionstheorien die Reduktion emotionalen Erlebens auf einige wenige Dimen-
sionen ab (Marcus 2003: 191). Vielmehr wird argumentiert, dass es durchaus phä-
nomenologische Unterschiede zwischen Emotionen geben kann, die der dimensionale
Ansatz als identisch klassi�zieren würde. So fühlen wir uns sowohl bei Ärger als auch
bei Angst �negativ� und �erregt�, jedoch sind das subjektive Erleben und auch die
Ursächlichkeit in beiden Fällen sehr unterschiedlich (Frenzel et al. 2015: 203). Im
Zusammenhang mit der Suche nach einer begrenzten Anzahl diskreter Emotionen
fällt häu�g der oben bereits genannte Begri� der Basisemotionen. Diese weisen über
Theoretische Fundierung 14
Kulturen hinweg ein sehr hohes Maÿ an Ähnlichkeit im Gesichtsausdruck auf. Zu-
dem verfügen sie über jeweils spezi�sche Ursachen (Ekman 1999), instrumentelle
Handlungstendenzen (z.B. Ärger � Angri�, Ekel � Wegstoÿen, Angst � Fliehen; La-
zarus 1991a: 69; vgl. Plutchik 1980) und physiologische Erregungsmuster (Levenson
2003). Zentral für diskrete Emotionstheorien ist die Annahme, dass emotionale Zu-
stände ihrer De�nition nach diskret sind, ergo gegenzeitig exklusiv (Marcus 2003:
192; vgl. auch Abelson et al. 1982). An dieser Stelle wird auch die Divergenz zu
dimensionalen Modellen ersichtlich, denn anstatt Emotionen miteinander in Bezie-
hung zu setzen, gibt es eine begrenzte Anzahl von diskreten Emotionen mit ihren
spezi�schen Ursachen und Wirkungen. Auch die weiter unten detailliert beschriebe-
ne Appraisal-Theorie betrachtet Emotionen aus dieser Perspektive heraus.
2.2.3 Das A�ective-Intelligence-Modell
�When politics makes people anxious, people sharpen their eyes and pay careful
attention; when politics drums up enthusiasm, people immerse themselves in the
symbolic festival.�
(Marcus und MacKuen 1993: 681)
Das AI-Modell steht in der Tradition neuerer neurobiologischer Ansätze und wird
als dimensionales Emotionsmodell kategorisiert. Es stellt dabei derzeit das prominenteste
Emotionsmodell in der politischen Psychologie dar. Aufbauend auf den Ideen von Gray
(1987) geht das AI-Modell davon aus, dass positive und negative emotionale Zustände
verschiedene kognitive Strategien begünstigen, um auf unsere Umwelt zu reagieren. Hier-
bei sieht das AI-Modell die Regulation von Aufmerksamkeit als eine primäre Funktion
von menschlichen Emotionen an. Demnach erlauben uns Emotionen schnell zwischen dem
Vertrauen auf unsere Gewohnheiten und der Bewältigung mit neuen und bedrohlichen Ge-
gebenheiten hin und her zu schalten und ermöglichen uns so, mit dem überwältigenden
Strom an Informationen umzugehen, den unsere Sinne tagtäglich wahrnehmen (Marcus
et al. 2000: 28-44; Ryan 2012: 1139-1140). Das Modell basiert hierbei auf der Annahme,
dass in der limbischen Region unseres Gehirn zwei unabhängige Systeme existieren, die
Emotionen evozieren können: Das disposition system und das surveillance system (Gray
1987; LeDoux 2000; Marcus et al. 2000). Diese beiden Subsysteme überwachen kontinu-
ierlich unsere Umgebung, um so das menschliche Denken und Handeln auf e�ziente Weise
in Einklang mit dem situativen Wohlbe�nden zu bringen.
Theoretische Fundierung 15
Das disposition system generiert Zufriedenheit und Freude, wenn die angestrebten
Ziele mit den eingehenden Umweltreizen kongruent verlaufen. Dies verstärkt das Ver-
trauen in die gewählte Tätigkeit, so dass der eingeschlagene Weg weiter verfolgt wird.
Aus einer solchen positiven Rückkopplung in Form von empfundener Freude entwickeln
sich gut bewährte Routinen, denen wir sozusagen �blind� vertrauen und die die Basis
unserer Handlungen und Entscheidungen darstellen. Die Emotion Freude suggeriert dem
Organismus also, dass er sich in einer sicheren und zielkongruenten Umwelt be�ndet und
dass unsere gewohnten Handlungen und Denkweisen ein solides Fundament darstellen,
um unser Leben zu meistern. Wenn sich der gewünschte Erfolg jedoch nicht einstellt, so
resultieren Emotionen wie Traurigkeit und Frustration (depression), die dazu führen, die
gewählte Tätigkeit einzustellen (Marcus et al. 2000: 9-10, 46-48, vgl. auch Bargh und
Chartrand 1999). Übertragen auf die politische Sphäre bedeutet dies, dass es solange die
politische Gemengelage unseren Erwartungen entspricht auch keinen Anlass dazu gibt,
an unseren Routinen zu zweifeln. Guten Gewissens können sich die Bürger auf ihre be-
reits existierenden politischen Prädispositionen (wie etwa auf ihre Parteiidenti�kation)
verlassen. Zudem besteht keinerlei Notwendigkeit, sich intensiv und ausgewogen über die
aktuelle politische Sachlage zu informieren oder eine früher getro�ene Wahlentscheidung
zu überdenken. �Politics as usual� signalisiert, dass habituelle Gewohnheiten die e�ektivste
Entscheidungsstrategie darstellen (MacKuen et al. 2007: 127).
Der Antagonist des disposition systems ist das surveillance system. Dieses Subsystem
überwacht die sensorische Rückkoppelung bei ungewohnten oder gar bedrohlichen Stimu-
li. Wenn eine unbekannte und/oder neue Begebenheit bzw. Bedrohung unseren routinier-
ten Alltag durchkreuzt, wird Angst generiert. Angst wiederum unterbricht augenblicklich
und automatisch unsere gewohnten Denk- und Verhaltensmuster, erhöht sowohl unsere
Aufmerksamkeit als auch unsere Motivation nach neuen Informationen zu suchen, diese
systematisch und tiefgreifender als im habituellen Modus zu verarbeiten und präpariert
unseren Körper für eine schnelle Antwort. Auf diese Weise ist es uns möglich, kurzfristig
mit unbekannten Situation adäquat umzugehen, wobei wir Neues hinzulernen (Marcus et
al. 2000: 53-58). Die Emotion Angst kann demnach als Korrelat aktiven Lernens begri�en
werden (Redlawsk et al. 2007: 154). In den Worten von Marcus und Kollegen (2000: 56)
ausgedrückt, ist das surveillance system �a long-distance warning system with the task of
providing a �heads up,� which is meant more than metaphorically�. So scheint Angst we-
niger eine Blockade als vielmehr das Fundament für eine rationale Urteilsbildung zu sein
(Damasio 1994; Marcus et al. 2000). Übertragen auf den politischen Bereich bedeutet dies,
dass wir im Angstzustand weniger auf unseren bereits existierenden Prädispositionen wie
Theoretische Fundierung 16
etwa unsere Parteiidenti�kation vertrauen, kurzfristige Informationen an Bedeutungskraft
hinzugewinnen und uns die Türen geö�net werden für Lernprozesse und Persuasion, die
sonst verschlossen wären (Ryan 2012: 1140). So scheint es kontraintuitiv, dass gerade der
ängstliche viel eher als der freudige Bürger die Kriterien des demokratischen Ideals eines
homo politicus erfüllt, der durch eine intensive Informationssuche über politische Sach-
verhalten und/oder Kandidaten zu einem re�ektierten und abwägenden Urteil gelangt
(Marcus et al. 2000: 60-61). Doch genau dies scheint der Fall zu sein. Letztlich bedeutet
eine intensive Informationssuche und das genaue Abwägen von Alternativen � ausgelöst
durch die Emotion Angst � jedoch nicht, dass Menschen das angstauslösende Objekt
und/oder die angstauslösende Person negativer bewerten. Respektive wird noch einmal
ein zweiter Blick auf die Sachlage geworfen, wobei o�en bleibt, wie die Lage schlussend-
lich beurteilt wird (Blumenberg und Faas 2013: 232). Zusammenfassend kann festgehalten
werden, dass Menschen nicht auf eine einzige Strategie festgelegt sind, die sie in allen Le-
benssituationen anwenden. Vielmehr können sie zwischen ausgewogenen und expliziten
Erwägungen und dem Vertrauen auf Heuristiken � je nach emotionaler Verfassung � hin
und her wechseln. Verschiedene Umwelten generieren demnach verschiedene Strategien
(MacKuen et al. 2010: 441).
Die Postulate des AI-Modells konnten empirisch bereits mehrfach nachgewiesen wer-
den. So bestätigten seine Urheber die Hypothesen mittels Daten derAmerican National
Election Study (ANES ) in zahlreichen Untersuchungen (Marcus und MacKuen 1993; Mar-
cus et al. 2000; MacKuen et al. 2007). Aber auch von anderen Autoren konnten die Pos-
tulate des Modells, sowohl auf Basis von Umfragedaten, als auch experimentell, bestätigt
werden (Davis und Silver 2004; Brader 2005, 2006; Hutchings et al. 2006; Redlwask et al.
2007; Brader et al. 2008; Valentino et al. 2008).
Während das AI-Modell recht umfangreiche Aussagen über die Emotionen Freude
und Angst tri�t und diese Emotionen � wie bereits aufgeführt � auch empirisch vielfäl-
tig untersucht wurden, so sind Applikationen der Theorie bezüglich anderer Emotionen
nur unzureichend entwickelt. In letzter Zeit wird jedoch noch eine weitere Dimension, die
der Aversion, mit in die Überlegungen zum AI-Modell miteinbezogen. Die Dimension der
Aversion inkludiert Emotionen wie Ärger, Ekel, Verachtung und Hass und signalisiert die
Notwendigkeit einen Kontrahenten zu konfrontieren (MacKuen et al. 2010: 441).13 Aver-
13Wenn in Folge von Aversion die Rede ist, wird auf die Dimension verwiesen, während Ärger expliziteine Emotion dieser Dimension meint.
Theoretische Fundierung 17
sion wird generiert, wenn sich eine Bedrohung wiederholt oder diese �familiär� erscheint.
Während Angst signalisiert, dass die Gewohnheiten keine adäquate Lösungsstrategie dar-
stellen und eine intensive Informationssuche fördert, erwartet das AI-Modell etwas Di�e-
renzierteres, wenn wir Aversion emp�nden. Wenn ein aversiver Stimulus wahrgenommen
wird, so scheinen unsere Gewohnheiten durchaus geeignet zu sein, um mit der vertrauten
Bedrohung umzugehen, ähnlich wie es auch der Fall ist, wenn das disposition system ak-
tiv ist.14 Hierbei werden häu�g unliebsame Informationen ignoriert oder alternativ nach
Informationen gesucht, die die eigene Sichtweise bestätigen, ergo Vermeidungsstrategien
gefördert. Da also eine intensive Informationssuche an dieser Stelle nicht für e�ektiv er-
achtet wird, postulieren die Autoren, �that those how feel aversion will limit their search
for information and any search for information will be biased� (MacKuen et al. 2010: 442).
Darüber hinaus erwartet das AI-Modell, dass aversive Emotionen, im Gegensatz zu Angst,
die eigenen Positionen verfestigen und zudem Entschlossenheit und Standfestigkeit för-
dern. Diejenigen etwa, die über einen Politikwechsel verärgert sind, werden ihre Sichtweise,
entweder durch die Vermeidung gegenläu�ger Informationen oder indem sie Bestätigung
suchen, schützen. Hierdurch reduzieren sie allerdings auch ihre Kompromissbereitschaft,
da alternative Sichtweisen nicht akzeptiert werden (MacKuen et al. 2010: 411). Die Grun-
dannahmen des AI-Modells zu den drei Emotionen Angst, Ärger und Freude sind noch
einmal in Abbildung 3 zusammenfassend abgebildet.
Der Emotion Ärger sprechen die Autoren im Allgemeinen jedoch keine gröÿere Bedeu-
tung im politischen Kontext zu, denn �for the most part presidential candidates do not
stimulate anger� (MacKuen et al. 2007: 135). Das scheint kontradiktorisch, wenn man die
Tatsache beachtet, dass Ärger und die damit korrespondierende Aggression in der evo-
lutionären Biologie mit der Erfüllung unserer elementaren Bedürfnisse zum Überleben �
sowohl bezogen auf das Individuum als auch bezogen auf die Gesellschaft als Ganzes � zu-
sammenhängen (Frijda 1988: 406). Zudem konnten neuere Studien zeigen, dass Ärger eine
sehr starke und bedeutsame Emotion darstellt: So führte die Kombination einer wahrge-
nommenen Bedrohung und einer Schuldzuweisung für die Ursächlichkeit der bedrohlichen
Situation zu Aversion bzw. explizit zu Ärger (Huddy et al. 2005). Eine Bedrohung der per-
sönlichen Vorstellungen und Werte, welche auf einen politischen Kandidaten attribuiert
werden kann, ruft ebenso Aversion hervor (Steenbergen und Ellis 2006). Zudem scheint
Ärger ein starker Motivator zum Handeln zu sein. So konnten weder Freude, noch Angst
14Diese Annahmen korrelieren auch mit der Tatsache, dass Ärger neurologische Korrelate ähnlich zupositiven Emotionen besitzt (Harmon-Jones et al. 2004).
Theoretische Fundierung 18
in gleichem Maÿe wie Ärger die politische Partizipation steigern (Valentino et al. 2009,
2011).
Abbildung 3: Postulate des AI-Modells
Quelle: In Anlehnung an MacKuen et al. 2007: 128; MacKuen et al. 2010: 443
Obwohl Marcus und Kollegen zwar in neueren Arbeiten vermehrt versuchen, Aversion
als eine separate dritte Dimension in das AI-Modell zu inkludieren, vermischen sie häu�g
die Emotionen Ärger und Angst miteinander und beziehen Ärger in ihre Messung von
Angst � der zentralen Variable des AI-Modells � mit ein (Marcus und MacKuen 1993;
Marcus et al. 2000; Marcus et al. 2006). Diese zweidimensionale Struktur der Autoren
wird von ihrer Messung der emotionalen Reaktionen bezogen auf politische Kandidaten
und Parteien mit den Daten der ANES durchaus unterstützt (Marcus 1988). So hat es
sich mitunter als gängige Methode in der Politikwissenschaft erwiesen, beide negative
Emotionen in einer Messung zu kombinieren (exemplarisch siehe Rudolph et al. 2000).
Neben diesem recht früh gefassten Konsens suggerieren andere Forschungsergebnis-
se hingegen, dass verschiedene Areale im Gehirn für Angst und Aversion verantwortlich
sind. Während bei Angst die Amygdala entscheidend ist, ist es die Insula (auch Inselrin-
de; eingesenkter Teil der Groÿhirnrinde) bei Aversion (Phillips et al. 1997; Phan et al.
2002; Phillips et al. 2004). Zudem ist nachgewiesen, dass Ärger und Angst im Gegen-
satz zu den Annahmen von Marcus und Kollegen (2000) als separate Messgröÿen agieren
(Steenbergen und Ellis 2006). So sind Angst und Ärger bisweilen zwei miteinander hoch
korrelierte Emotionen, weisen jedoch unterschiedliche physiologische, psychologische und
Theoretische Fundierung 19
motivationale Konsequenzen auf (exemplarisch Lerner und Keltner 2001; MacKuen et al.
2010).
Weniger also als von einer homogenen Negativität zu sprechen, �nden sich Personen
in sehr verschiedenen Arten von negativen Situationen wieder: Zum einen in Situationen,
die ein unerwartetes Ereignis inkludieren, welches mit einem unvorhersehbaren Risiko
einhergeht, zum anderen in Situationen, in denen sie sich mit einer bekannten Bedrohung
konfrontiert sehen. Konsequenterweise muss es auch verschiedene Strategien geben, um
mit solchen Situation umzugehen (MacKuen et al. 2010: 441). Zudem sollten verschiedene
negative Reaktionen auch divergierende politische Konsequenzen hervorbringen (Huddy
et al. 2007: 203; siehe auch Isbell et al. 2006).
Obwohl das AI-Modell eine ansprechend sparsame Theorie darstellt, die aufgrund ihrer
neurowissenschaftlichen Fundierung äuÿerst robust erscheint und auch empirisch mit un-
terschiedlichen Methoden bestätigt werden konnte, gibt es gute Gründe dafür, hinter die
Kulissen unterbewusster und automatisierter Reaktionen aufgrund von positiven (Freude)
versus negativen (Angst) Emotionen zu schauen. Zum einen können dimensionale Emo-
tionsmodelle keine theoretischen Einblicke darüber geben, wie sich Emotionen mit der
gleichen Valenz voneinander unterscheiden. So gibt es zwar häu�g in Meinungsumfragen
eine Korrelation zwischen negativen Emotionen wie es bei Angst und Ärger häu�g der
Fall ist, dennoch scheint es plausibel anzunehmen, dass sich solche Emotionen sowohl in
ihrer Ursächlichkeit (Averill 1982; Brader et al. 2010) als auch in ihren Folgen voneinan-
der unterscheiden (Folkman et al. 1986; Lerner und Keltner 2000, 2001). Zum anderen
suggerieren Arbeiten in der Psychologie und auch spezi�sch im Bereich der politischen
Psychologie eine feinkörnigere Beziehung zwischen Emotionen und Verhalten, welche auch
empirisch mitunter andere Ergebnisse zu Tage fördern, als dies das AI-Modell postuliert.
Während die dimensionale Sichtweise des AI-Modells feste Handlungsmuster vorhersagt,
konnte eine Reihe von Studien darlegen, dass diskrete emotionale Zustände � wie etwa
Ärger, Angst und Traurigkeit � spezi�sche Konsequenzen auf politische Einstellungen und
das Verhalten zeigen (Lerner et al. 2003; Huddy et al. 2005, 2007).15
Aus diesen Gründen scheint es plausibel, auf weitere theoretische Konstrukte zurück-
zugreifen, welche über die Annahmen des AI-Modells hinausgehen oder diese spezi�zieren.
15Diese diskrete Perspektive ist weit verbreitet in der Psychologie (Smith und Ellsworth 1985; Lazarus1991a; Roseman 1991; Cosmides und Tooby 1997, 2000; Lerner und Keltner 2001; Carver und Harmon-Jones 2009).
Theoretische Fundierung 20
Im nächsten Kapitel stehen daher kognitive Bewertungstheorien im Fokus. Diese fassen
Emotionen diskret auf und beziehen verschiedene Dimensionen wie etwa Verantwortlich-
keit, Kontrolle, Annehmlichkeit oder Sicherheit in ihre Überlegungen mit ein (Scherer
1982; Roseman 1984; Smith und Ellsworth 1985; Smith 1989; Smith und Lazarus 1993).
Dadurch wird ermöglicht, detaillierte Ursache- und Wirkungsbeziehungen einzelner Emo-
tionen in den Blick zu nehmen.
2.2.4 Kognitive Bewertungstheorien
�An sich ist nichts weder gut noch böse. Das Denken macht es erst dazu.�
(Shakespeare 1844: 57)
Kognitive Bewertungs- oder auch Einschätzungstheorien dominieren seit den 60er Jah-
ren in der Psychologie die Modelle zur Erklärung der Emotionsentstehung. Der Begri�
appraisal geht auf Arnold (1960) und Lazarus (1966) zurück. Arnold verwendet den Termi-
nus als Erste, um die Entstehung von verschiedenen Emotionen zu erklären. Sie postulier-
te, dass Ereignisse hinsichtlich drei verschiedener Dimensionen bewertet werden können:
nützlich vs. schädlich, zielführend vs. nicht zielführend, und die relative Schwierigkeit, die
Ziele zu erreichen vs. die Situation zu umgehen. Richard Lazarus (1966) hatte den meisten
Ein�uss auf die sogenannte appraisal theory. Er argumentierte, dass sowohl Stress als auch
Emotionen durch einen zweistu�gen Bewertungsprozess generiert werden: primary apprai-
sal (hierunter fällt beispielsweise die positive und negative Signi�kanz eines Ereignisses
für das eigene Wohlbe�nden) und secondary appraisal (die Fähigkeit, mit den Konse-
quenzen einer Situation zurechtzukommen). Zudem betonte er die dynamische Natur von
appraisals, die die Möglichkeit von einer Neubewertung (re-appraisal) eines Objektes oder
einer Situation auf der Basis von neuen Informationen oder einer Neuabschätzung inklu-
diert (Lazarus und Folkman 1984: 31-38). Diesen Pionierarbeiten von Arnold und Lazarus
folgend, haben in den letzten Jahrzenten eine Vielzahl von Autoren recht unabhängig von-
einander postuliert, dass die Natur von emotionalen Reaktionen am besten auf der Basis
der individuellen subjektiven Einschätzung einer vorangegangenen Situation oder eines
Ereignisses vorhergesagt werden kann (Solomon 1976; De Rivera 1977; Roseman 1984;
Smith und Ellsworth 1985; Frijda 1988; Oatley und Johnson-Laírd 1987; Scherer 1982,
1984; Ellsworth 1991). So verdeutlicht das oben genannte Zitat von Shakespeare (1844:
57) die implizite alltagspsychologische Annahme, welche diesen Theorien zu Grunde liegt:
Ob ein bestimmter Stimulus bei einer Person überhaupt eine Emotion hervorruft, wenn ja
Theoretische Fundierung 21
welche und in welcher Intensität, hängt maÿgeblich davon ab, wie die Person den Stimulus
interpretiert bzw. wie sie die Situation in Relation zu ihren Zielen und Wünschen evalu-
iert (Heider 1958; Laucken 1974; Harris 1989; Mees 1991). Dementsprechend ist zwischen
der Wahrnehmung eines Stimulus und der daran anschlieÿenden emotionalen Antwort als
kausaler Schritt die kognitive Bewertung des Stimulus gelagert. Die Theorie von Roseman
(1984) ist an dieser Stelle repräsentativ. Er argumentiert: �it is interpretation of events
rather than the events per se that determine which emotions will be felt� (14, Hervorhe-
bung im Original). Somit löst nicht die Situation per se Emotionen aus, sondern vielmehr
ihre kognitive Bewertung bezogen auf persönliche Ziele, Bedürfnisse, Wertvorstellungen,
etc. So entstehen positive Emotionen aufgrund einer positiven Evaluation einer Situation
in Bezug auf die persönliche Ziele, Vorlieben, moralischen Wertvorstellungen, etc. Nega-
tive Emotionen gehen dagegen mit einer negativen Bewertung der jeweiligen Situation
einher. Wenn ein Wähler beispielsweise aufgrund einer Rede eines politischen Kandidaten
Angst emp�ndet, dann rührt dies daher, dass ein Element der Rede oder auch eine Eigen-
schaft des Kandidaten die persönlichen Werte (wenn etwa die Politik des Kandidaten der
eigenen Ideologie zuwiderlaufen) oder die Gruppe, der man sich zugehörig fühlt, bedroht.
Was auch immer die Bedrohung ausgelöst hat, dieser Wähler würde die physiologischen
und psychologischen Folgen, die mit Angst verbunden sind, emp�nden (Miller 2011: 577).
Somit betonen kognitive Bewertungstheorien als ersten Schritt des emotionalen Reak-
tionsprozesses die Fähigkeit einzuschätzen, ob ein Reiz die eigenen Ziele und Vorstellungen
bedroht oder aber für diese nützlich erscheint. Welche Emotion ausgelöst wird, ist durch
sogenannte Appraisal-Schritte determiniert (Ellsworth und Scherer 2003: 574; vgl. auch
Scherer 1984, 2005). Dies sind recht abstrakte Bewertungskriterien, mit Hilfe derer Emo-
tionen charakterisiert und eingeordnet werden können. Obwohl Theoretiker der kognitiven
Bewertungstheorien nicht darüber übereinstimmen wie viele Bewertungsschritte oder eva-
luative Dimensionen zu einem emotionalen Erleben führen, so stimmen doch die meisten
einigen grundlegenden Bewertungskriterien zu. So lassen sich in etwa sieben verschiedene
Dimensionen unterscheiden wie Personen wahrgenommene Reize bewerten (Bartsch und
Hübner 2004: 44-46)16:
(1) Sie evaluieren zu welchem Grad der Stimulus als neu und unerwartet für sie er-
scheint (engl. novelty). Für viele Autoren ist der Grad der Neuheit der elemen-
16Die Au�assungen, wie viel verschiedene Bewertungsschritte für die Entstehung von Emotionen ent-scheidend sind, sind sehr heterogen (Mandl und Huber 1983).
Theoretische Fundierung 22
tarste Bewertungsschritt. So wird davon ausgegangen, dass die Wahrnehmung von
Umweltveränderungen zu einem �state of readiness� führt, der bereits physiologi-
sche Erregung bedingt und sich durch weitere kognitive Bewertungsschritte zu einer
Emotion entwickeln kann (Ellsworth 2007: 78; vgl. auch Scherer 1984).
(2) Zudem bewerten Menschen einen Reiz danach, ob dieser für sie angenehm ist oder
nicht (engl. intrinsic pleasantness). Demnach haben Emotionen immer eine Valenz,
ergo sie sind entweder positiv oder negativ. Hierbei wird die Valenz mit dem Mo-
tivationsaspekt von Emotionen in Verbindung gebracht, demnach mit dem Impuls,
positiv bewertete Dinge aufzusuchen und negative eher zu meiden (Scherer 2001:
95; vgl. auch Arnold 1960; Scherer 1984; Roseman 2001).
(3) Viele Autoren sehen als ein weiteres zentrales Bewertungskriterium die Ziel-/Bedürf-
nisrelevanz (engl. goal relevance) an. Während die beiden erstgenannten Kriterien
als notwendige, aber nicht hinreichende Bedingungen aufgefasst werden, eine Emo-
tion entstehen zu lassen, ist die goal relevance eine notwendige und hinreichende
Bedingung: �Wo es keine Zielrelevanz gibt, kann es keine Emotion geben; wo es eine
gibt, wird die eine oder andere Emotion auftreten, in Abhängigkeit vom Ergebnis der
Transaktion� (Lazarus 1991a: 150; zitiert nach: Bartsch und Hübner 2004: 45; vgl.
auch Scheele 1990). Wie sehr ein Reiz für die eigenen Ziele förderlich oder aber eher
hinderlich ist, ist daher ein wesentliches Unterscheidungskriterium zwischen �heiÿen�
(d.h. emotional relevanten) und �kalten� Kognitionen (Bartsch und Hübner: 45; vgl.
auch Abelson 1963; Scheele 1990; Lazarus 1991a, 2001).
(4) Ein weiteres Bewertungskriterium ist die Gewissheit bzw. die Ungewissheit (engl.
certainty/uncertainty) über möglicherweise eintretende Konsequenzen eines Ereig-
nisses. So können sich Menschen entweder sicher oder unsicher darüber sein, ob ein
Ereignis wirklich statt�nden und ob es Folgen haben wird oder auch ob sie mit dem
Ereignis adäquat umgehen können. Wenn die Ungewissheit im Zusammenhang mit
positiven Reizen steht, so wird Neugier, Interesse und Ho�nung evoziert. Wenn es
sich jedoch auf ein negatives Ereignis bezieht, so geht es mit Angst und Besorgnis
einher (Ellsworth 1994: 152).
(5) Darüber hinaus zählt zu den Bewertungskriterien, ob ein Ereignis durch die eigene
Person, durch andere oder aber durch äuÿere Umweltein�üsse verursacht wurde
(engl. responsibility). Insbesondere für die Entstehung von negativen Emotionen
wie etwa Ärger, Scham oder Trauer ist die Urheberschaft entscheidend. So entsteht
Theoretische Fundierung 23
beispielsweise Ärger, wenn die Verantwortung für ein bestimmtes Ereignis auf andere
Personen attribuiert werden kann. Hingegen entsteht Scham, wenn man sich selbst
für das negative Ereignis die Schuld gibt (Smith und Ellsworth 1985: 818-819; vgl.
auch Scherer 1984; Roseman 2001).
(6) Welche Emotion sich entwickelt hängt darüber hinaus auch davon ab, inwiefern Men-
schen mit einem Reiz umgehen, diesen etwa kontrollieren können (engl. coping/con-
trol) (Scherer 1982; Ellsworth und Scherer 2003). Wenn eine Person etwa denkt,
dass sie sich einer Situation gewachsen fühlt, so emp�ndet sie eine Emotion der
Herausforderung. Wenn sie aber glaubt, nicht Herr der Lage zu sein, so stellt sich
Frustration, Angst oder auch Resignation ein (Bartsch und Hübner 2004: 46). Zu-
dem schlieÿt diese Dimension mit ein, ob die Ursache eines Ereignises auf einen
selbst, jemand anderen oder auf �Glück� attribuiert werden kann (Smith und Ells-
worth 1985: 818). Für Lazarus und Folkman (1984) gehört die Kontrollierbarkeit
eines Reizes, die Gewissheit bzw. Ungewissheit und die Urheberschaft zu den se-
kundären Bewertungsschritten. Während die primary appraisals sich auf die moti-
vationale Bedeutung eines Reizes beziehen, geht es bei den secondary appraisals um
die Möglichkeiten eine Situation zu bewältigen (Bartsch und Hübner 2004: 46).
(7) Einige Autoren gehen davon aus, dass die Emotionsentstehung auch davon abhängt,
inwiefern Menschen Ereignisse und Verhaltensweise für deckungsgleich mit sozialen
Normen, mit dem eigenen Selbstbild oder mit den Erwartungen wichtiger Bezugs-
personen erachten (engl. norm/self-concept compatibility, Scherer 2001: 98-99; Smith
und Ellsworth 1985: 819; vgl. auch Roseman 1984; Scherer 1984; Ortony et al. 1988).
Folglich können sich Emotionen entlang der Bewertungsdimensionen voneinander un-
terscheiden und eine emotionale Erfahrung beschreibbar machen, die dimensionale Mo-
delle so nuanciert nicht vermögen zu erfassen. Wie Emotionen voneinander divergieren
können (auch spezi�sch negative Emotionen), kann exemplarisch an den drei, für die vor-
liegende Arbeit relevanten Emotionen, beschrieben werden. Dementsprechend wird Ärger
generiert, wenn ein Reiz als unangenehm wahrgenommen wird, die Ursache der Bedro-
hung nicht selbstverschuldet ist und man glaubt, die Situation unter Kontrolle zu haben
(Tiedens und Linton 2001: 974). Wie es Oatley (1992: 211) erklärt: �anger arises when one
person perceives another as having violated a commitment or as having transgressed a
rule that functions to regulate social behaviour�. Angst folgt ebenso auf einen unangeneh-
men wahrgenommenen Reiz, der nicht selbstverschuldet ist. Jedoch scheint die Situation
Theoretische Fundierung 24
wenig kontrollierbar zu sein. So ist weder die Ursache der Bedrohung bekannt, noch kön-
nen die Folgen abgeschätzt werden (Tiedens und Linton 2001: 974; Lerner und Keltner
2001). Freude, als eine positive Emotion, wird im Gegensatz zu den negativen Emotio-
nen dann erzeugt, wenn die eigenen Ziele erreicht werden oder ein Ereignis konsistent
mit den eigenen Motiven wahrgenommen wird (Demir et al. 2009: 44; vgl. Ellsworth und
Smith 1988; Ortony et al. 1988; Lazarus 1991a; Roseman 2001). Zudem wird sie � ge-
nauso wie bei Ärger � mit einer erhöhten Wahrnehmung von Sicherheit und individueller
Kontrolle assoziiert (Lerner und Keltner 2001: 155; vgl. Smith und Ellsworth 1985). Diese
Muster konnten entlang von verschiedenen Bevölkerungsgruppen und durch eine Vielzahl
unterschiedlicher Methoden festgestellt werden. Das legt die Annahme nahe, dass Bewer-
tungsschritte ein wesentlicher Bestandteil bei der Emotionsentstehung darstellen (Smith
1989; Mauro et al. 1992).17
Wenn eine Emotion evoziert wurde, produziert diese physiologische und motorische Re-
aktionen, die mit ihren vorrangegangen kognitiven Bewertungsschritten kongruent sind.
Dieses Phänomen bezeichnen Lerner und Keltner (2000: 476-479) als �appraisal-tendency�.
Diese Bewertungskongruenten Urteile � so ihr Argument � existieren entlang jeglicher
Appraisal-Dimension. So haben etwa Lerner und Keltner (2001) herausgefunden, dass
Ärger � eine Emotion, die mit Sicherheit und Kontrolle assoziiert ist � eher Risiko-a�nes
Verhalten fördert, währenddessen Angst � einer Emotion, die mit Unsicherheit und dem
Fehlen von Kontrolle einhergeht � zu Risiko-aversen Verhalten führt. Zudem bewegt Ärger
zu konkreten Handlungen, währenddessen Angst bedingt vor einer konkreten Handlung
zurückzuschrecken (Nabi 1999: 297-298). Ferner zeigen andere Evidenzen, dass Ärger mit
der Verwendung kognitiver Heuristiken korreliert und die Sicherheit in bereits existierende
Vorstellungen bestärkt. Auch Freude, ebenso eine Emotion, die mit Sicherheit assoziiert
ist, führt � wie auch das AI-Modell postuliert � zu einer heuristischen Verarbeitung (ober-
�ächlich und einfach), während Angst weit mehr eine systematische Informationsverarbei-
tung (tiefgehend und komplex) fördert (Tiedens und Linton 2001). Darüber hinaus gibt
es Hinweise darauf, dass Personen, die Ärger verspüren, weit mehr dazu geneigt sind, eine
andere Person für die negative Situation verantwortlich zu machen (Keltner et al. 1993).
17Hinsichtlich der Frage, wie kognitive Bewertungen die Entstehung von Emotionen bedingen, gehendie Au�assungen jedoch auseinander. Einige Autoren nehmen an, dass es einen angeborenen Zusam-menhang zwischen kognitiven Bewertungen und emotionalen Reaktionen gibt (Bsp. Lazarus 1991b).Andere Autoren stellen diesen Zusammenhang allerdings in Frage (Schwarz und Clore 1988) odersie gehen eher von �exiblen Feedbackprozessen zwischen Emotionen und kognitiven Bewertungen aus(Frijda und Zeelenberg 2001).
Theoretische Fundierung 25
Da bei Angst die Ursache der Bedrohung hingegen unbekannt ist wird hier eine konkre-
te Schuldzuweisung erschwert (Lerner und Keltner 2001; Tiedens und Linton 2001). Die
Kausalzusammenhänge der Appraisal-Theorie sind zur Veranschaulichung in Abbildung
4 noch einmal schematisch dargestellt.
Abbildung 4: Postulate kognitiver Bewertungstheorien
Quelle: Eigene Darstellung
Auch politikwissenschaftliche Studien konnten einige dieser Folgen bereits belegen.
Beispielsweise zeigte sich, dass nach den Terroranschlägen des 11. September ängstliche
Personen weniger geneigt waren Militäraktionen zu befürworten und eher eine isolatio-
nistische Auÿenpolitik befürworteten, da Angst zu einer Überschätzung der möglichen
Risiken führte. Ärger bedingte im Gegensatz hierzu die Befürwortung eines harten auÿen-
politischen Kurses, da das Risiko, das mit einer möglichen Militärintervention verbunden
ist, unterschätzt wurde (Huddy et al. 2005, 2007). Zudem konnte gezeigt werden, dass
Ärger mit einer heuristischen Informationsverarbeitung, Angst hingegen mit einer sys-
tematischen Informationsverarbeitung einhergeht (Huddy et al. 2007; Valentino et al.
2008).18 Ferner gibt es Hinweise darauf, dass sich Angst im Gegensatz zu Freude und
Ärger positiv auf die weiterführende Informationssuche auswirkt (Redlawsk et al. 2007;
Valentino et al. 2008). Auch in Hinblick auf den Ein�uss von Emotionen auf die politische
Beteiligung konnten Valentino und Kollegen (2009, 2011) nachweisen, dass insbesondere
Ärger und weniger Angst partizipatorische Kräfte freisetzt.
So �nden sowohl kognitive Bewertungstheorien als auch das AI-Modell durchaus em-
pirische Bestätigung. Obwohl beide Theorien aus divergierenden Blickwinkeln die Entste-
hung und Auswirkungen von Emotionen betrachten, sollten beide Ansätze nicht zwangs-
läu�g als Antagonisten angesehen werden. Vielmehr ist eine Integration erstrebenswert,
18Hier �nden sich auch Evidenzen, die eine negative Beziehung zwischen Angst und Informationssucheund/oder dem Lernverhalten �nden (Huddy et al. 2005; Mutz und Reeves 2005).
Theoretische Fundierung 26
um die Erforschung von Emotionen auf das politische Verhalten in seiner Vielfalt besser
zu begreifen.
2.2.5 Integration der Theorien
Das AI-Modell, als ein dimensionales Emotionsmodell und kognitive Bewertungstheo-
rien, die einem diskreten Ansatz folgen, unterscheiden sich dem ersten Anschein nach hin-
sichtlich ihrer Annahmen über die Struktur von Emotionen und in ihrer Au�assung über
die zeitliche Beziehung von Emotionen und Kognitionen. Während kognitive Bewertungs-
theorien davon ausgehen, dass Emotionen durch kognitive Aktivität abgeleitet werden,
diesen untergeordnet sind und deren Spezi�zität bestimmen (Arnold 1960; Lazarus 1966;
Roseman und Smith 2001), geht das AI-Modell davon aus, dass Emotionen frühzeitiger
entstehen und diese unabhängig von bewusster kognitiver Aktivität sind (Damasio 1994;
Marcus et al. 2000). Auch wenn beide Theorien demnach verschiedene Aspekte von Emo-
tionen hervorheben (beispielsweise vorbewusste vs. bewusste Bewertungen), so postulieren
sowohl das AI-Model, als auch kognitive Bewertungstheorien, dass sogenannte appraisals
eine essentielle Funktion von a�ektiven Prozessen darstellen. Es ist demnach durchaus
vorstellbar, dass emotionale Antworten mehrschichtig sind und sowohl vorbewusste als
auch bewusste Reizbewertungen existieren. In einem ersten Schritt wäre es möglich, dass
vorbewusste appraisals ein limitiertes Set von dimensionalen Systemen aktivieren, das
spezi�sches Verhalten generiert, um den Bedürfnissen der Situation zu begegnen. Folglich
könnten vorbewusste Bewertungen Emotionen entlang fundamentaler Dimension evozie-
ren wie etwa entlang der Dimensionen Gelassenheit-Angst oder Freude-Lethargie, wie es
das AI-Modell postuliert.19 In einem nächsten Schritt könnten bewusste appraisals die
emotionalen Antworten weiter di�erenzieren. Auf diese Weise könnten spezi�sche emotio-
nale Zustände wie etwa Ärger, Traurigkeit, Ekel oder Heiterkeit generiert werden, wobei
jeder für sich � ähnlich der Annahmen kognitiver Bewertungstheorien � mit bestimmten
physiologischen und psychologischen Begleiterscheinungen einhergeht. Wenn sich schlus-
sendlich ein bewusster Zustand eingestellt hat und sich Emotionen weiter entfalten und
von gröÿerem kognitiven Input beein�usst werden, könnten Personen feinkörnigere Va-
rianten ihres a�ektiven Zustandes emp�nden (Brader und Marcus 2013: 173-174; siehe
19Auch neuere kognitive Bewertungstheorien nehmen an, dass appraisals nicht nur bewusst, sondernauch unbewusst und automatisch fungieren. So können etwa die Wahrnehmung der Neuartigkeit einerSituation oder aber der Abgleich einer bestimmten Situation mit moralischen Normvorstellungen auchautomatisch, unmittelbar und ohne kognitiven Aufwand erfolgen (Scherer 2009; Ellsworth 2013).
Hypothesengenerierung 27
auch Clore et al. 1993). Diese Überlegungen sind in Abbildung 5 dargestellt.
Abbildung 5: A�ektive Zustände über die Zeit hinweg
Quelle: Brader und Marcus (2013: 174)
Es scheint durchaus sinnvoll, diskrete und dimensionale Ansätze in eine �hierarchische�
Struktur zu integrieren. So gibt es Hinweise darauf, dass solch eine Verknüpfung existiert
und emotionales Erleben einem mehrstu�gen Prozess unterliegt, der sich von globalen
bipolaren A�ekten bis hin zu diskreten Emotionen erstreckt (Tellegen et al. 1999a, 1999b).
Beide Theorien scheinen auf diese Weise durchaus miteinander vereinbar zu sein und
stellen brauchbare Modelle dar, um ein komplexeres Hypothesenbündel zu generieren,
welches in der Lage ist, ein umfassendes und detailliertes Bild über Emotionen und ihren
Wirkungen in der politischen Domäne zu liefern.
3 Hypothesengenerierung
Aus den beiden oben detailliert beschriebenen theoretischen Ansätzen lassen sich ver-
schiedene Hypothesen � bezogen auf die politische Informationssuche und die politische
Partizipation � generieren. Der Fokus liegt hierbei auf den Emotionen Freude, Angst und
Ärger.
Hypothesengenerierung 28
3.1 Informationssuche
Das AI-Modell und auch kognitive Bewertungstheorien legen nahe, dass Freude ge-
neriert wird, wenn die persönlichen Ziele erreicht werden und die Situation gewohnt und
vertraut erscheint. Hiernach gibt es keinerlei Anlass an routinierten Denk- und Verhal-
tensweisen etwas zu ändern und etwa vertieft und weiterführend nach politischen In-
formationen zu suchen (MacKuen et al. 2010: 442, 448; Marcus et al. 2000: 65-94; vgl.
Ellsworth und Scherer 2003; Brader 2005). Auch bei Ärger lassen beide Theorien Ähn-
liches vermuten. Ärger wird in dem AI-Modell zu den aversiven Emotionen gezählt, die
ähnliche Konsequenzen aufweisen, wie wenn das disposition system aktiv ist, wobei dieser
generiert wird, wenn eine Bedrohung als bekannt eingeschätzt wird. Hierdurch wird dem
Organismus signalisiert, dass die gewohnten Verhaltensstrategien durchaus in der Lage
sind, der bedrohlichen Situation zu begegnen. Eine intensive Informationssuche scheint in
diesem Moment wenig zielführend zu sein (MacKuen et al. 2010: 441). Kognitive Bewer-
tungstheorien geben an dieser Stelle zwar ein detaillierteres Bild über die Ursächlichkeit
von Ärger, aber auch sie kommen zum Schluss, dass Ärger nicht mit einer erhöhten In-
formationssuche einhergeht. Denn Personen, die Ärger verspüren, sind zwar mit einer
Situation konfrontiert, welche die persönlichen Ziele bedroht, jedoch ist diese kontrollier-
bar, da die Ursache für die Bedrohung bereits identi�ziert ist (Lerner und Keltner 2000:
479, 2001: 147). Insbesondere weil Personen glauben, die Kontrolle über die bedrohliche
Situation zu haben, gibt es auch hier keine Notwendigkeit neue Informationen einzuholen.
Im Gegensatz zu Freude und Ärger ist es die Emotion Angst, welche eine intensive Infor-
mationssuche fördert. Auch hier sind sich beide Theorien einig. Das AI-Modell postuliert,
dass Angst augenblicklich die gewohnten Denk- und Verhaltensmuster unterbricht und
die Aufmerksamkeit auf den bedrohlichen Stimulus lenkt. Um sich aus dem Zustand der
Angst zu befreien, besteht die Notwendigkeit neue Informationen einzuholen und diese
systematischer und tiefgreifender als im habituellen Modus zu verarbeiten, um so eine
adäquate Lösungsstrategie zu formulieren (Marcus et al. 2000: 53-61). Kognitiven Be-
wertungstheorien folgend, wird Angst durch einen negativen Reiz ausgelöst, wobei die
Ursache nicht bekannt ist, was wiederum zu Unsicherheit und fehlender Kontrolle führt
(Lerner und Keltner 2000: 479, 2001: 147; Tiedens und Linton 2001: 974). Dieser Zustand
wiederum bedingt eine systematisch Informationsverarbeitung (Tiedens und Linton 2001:
974-975). Auch dies lässt die Vermutung zu, dass ängstliche Personen � gerade weil ihnen
die Ursache ihrer Angst unbekannt ist und ihnen die Kontrolle fehlt � vermehrt nach
Informationen suchen und sich ihre Aufmerksamkeit für die aktuelle Situation erhöht,
Hypothesengenerierung 29
um sich aus diesem Zustand wieder zu befreien. Aus den theoretischen Überlegungen, so-
wie aus der weiter oben bereits angeführten empirischen Beweislage, lassen sich folgende
Hypothesen ableiten:
H1: Je mehr Freude eine Person emp�ndet, desto geringer ist
ihre Motivation nach neuen Informationen zu suchen.
H2: Je mehr Ärger eine Person emp�ndet, desto geringer ist
ihre Motivation nach neuen Informationen zu suchen.
H3: Je mehr Angst eine Person emp�ndet, desto höher ist ihre
Motivation nach neuen Informationen zu suchen.
3.2 Politische Partizipation
Wenn es um E�ekte von Emotionen auf die politische Partizipation geht, kommen
beide Theorien zu leicht divergierenden Annahmen. Bevor jedoch Hypothesen abgeleitet
werden, soll der politische Partizipationsbegri� de�niert, verschiedene Partizipationsfor-
men systematisiert und die Determinanten politischer Partizipation aus der klassischen
Partizipationsforschung näher dargestellt werden. Zunächst seien unter politischer Par-
tizipation �alle Handlungen, die Bürger einzeln oder in Gruppen freiwillig mit dem Ziel
vornehmen, Entscheidungen auf den verschiedenen Ebenen des politischen Systems (Ge-
meinde, Land, Bund, evtl. supranationale Einheiten) zu beein�ussen und/oder selbst zu
tre�en� (Kaase 2000: 466) zu verstehen.20 Politische Partizipation wird hierbei als ein
mehrdimensionales Konstrukt aufgefasst, wobei verschiedene Typologien vorliegen (z.B.
Allenspach 2012: 29-38). Di�erenziert werden Partizipationsformen meist in ihrer (1) Ver-
fasstheit, (2) Konventionalität, (3) Legalität und (4) Legitimität (Westle 1994: 141-143;
Niedermayer 2005: 192; Gabriel und Völkl 2005: 530-531): (1) So gelten Partizipations-
formen dann als verfasst, wenn sie �institutionell verbindlich verankert� (Kaase 1995:
522), ergo verfassungsmäÿig verzahnt sind, wie es für Wahlen beispielsweise der Fall ist
(Kaase 1997: 161; Niedermayer 2005: 192). Unverfasste Formen hingegen, wie etwa De-
monstrationen, Streiks oder Protestaktionen, besitzen im Gegensatz �o�ene Rahmen- und
20Hierbei handelt es sich um ein instrumentelles Partizipationsverständnis, also um Partizipation, die inerster Linie output orientiert ist und darauf abzielt, Ein�uss auf allgemeinverbindliche gesellschaftlicheEntscheidungen zu nehmen. Ein instrumentelles Begri�sverständnis politischer Partizipation �ndetsich unter anderem auch bei Westle 1994: 140-141; Brady 1999: 737; Schlozman 2002: 434-436 undvan Deth 2003: 170-171.
Hypothesengenerierung 30
Durchführungsbedingungen� (Kaase 1997: 161), d.h. der Rahmen und die Durchführungs-
bedingungen sind nicht in der Verfassung oder in Gesetzen festgeschrieben. Somit können
Bürger unkonventionelle Partizipationsformen stärker mitgestalten, allerdings sind auch
die Kosten, der Aufwand, die Folgen und die Verantwortlichkeit weniger einschätzbar
(Westle 1992: 141). (2) Alle Beteiligungsformen, die mit den derzeitigen Wertevorstellun-
gen einer Gesellschaft konform sind und auch im rechtlich festgelegten Rahmen ausgeübt
werden, können als konventionell klassi�ziert werden. Hingegen spricht man von unkon-
ventioneller Partizipation, wenn diese nicht institutionalisiert ist und ebenso nicht den
vorherrschenden Rechtsnormen und Wertevorstellungen entspricht (Baum 1978: 16; Kaa-
se und Marsh: 1979: 41). (3) Wenn es um die Legalität politischer Partizipation geht, so
werden Beteiligungsformen, die mit dem Status quo geltender Rechtsnormen kongruent
sind als legal bezeichnet, währenddessen Formen politischer Partizipation dann als illegal
klassi�ziert werden, wenn sie gegen geltendes Recht verstoÿen (Westle 1994: 142; Nie-
dermayer 2005: 192). (4) Bei der Legitimität politischer Partizipation kommt es auf die
subjektiven Einstellungen der einzelnen Bürger an (Kaase 1997: 162). Wird eine Beteili-
gungsform von dem Gros der Bürger als rechtmäÿig eingestuft, so gilt sie als legitim, wenn
sie jedoch den Werten und Normen einer Gesellschaft widerspricht, so kann sie als illegi-
tim erachtet werden, unabhängig von ihrer Legalität (Westle 1994: 142-243; Niedermayer
2005: 192).
Die bisherige Partizipationsforschung zur Erklärung von politischer Beteiligung kon-
zentriert sich auf konkrete, relativ stabile Fähigkeiten und Ressourcen von Menschen.
Das Civic-Voluntarism-Model (CVM ) von Verba und Kollegen (1995) hat sich hierbei
zum Standardmodell der Forschung auf der Mikroebene entwickelt (van Deth 2009: 153).
Das CVM �ndet seinen theoretischen Ursprung im Sozioökonomischen Standardmodell
(SES-Modell) von derselben Forschergruppe (1972), welches davon ausgeht, dass Men-
schen mit einem hohen sozioökonomischen Status � erfasst durch die drei Determinanten
(1) Bildung, (2) Einkommen und (3) Erwerbsstatus � stärker partizipieren als Personen
mit einem niedrigen sozioökonomischen Status. Obwohl zahlreiche Studien die Kausalität
des SES bestätigen konnten, ging aus dem Modell jedoch nicht hervor, wie beide Gröÿen
miteinander in Verbindung stehen (Brady et al. 1995: 272). Mitte der 90er Jahre entwi-
ckelten Verba und Kollegen in ihrer Studie Voice and Equality (1995) das SES-Modell zu
einem �Ressourcen-Sozialisations-Mobilisierungs-Modell� (Steinbrecher 2009: 58), dem so-
genannten CVM. Hierbei formulierten sie ein Trias, um die Frage zu beantworten, warum
Menschen nicht an Politik teilnehmen: �because they can`t, because they don`t want to,
or because nobody asked�. Der erste Aspekt (Nicht-Können) referiert auf die individuellen
Hypothesengenerierung 31
Ressourcen einer Person, die vorhanden sein müssen, um politisch zu partizipieren. Hinge-
gen betont der zweite Aspekt (Nicht-Wollen) die notwendige Motivation einer Person, um
aktiv am politischen Geschehen teilzunehmen. Der dritte Aspekt (nobody asked) inkludiert
schlieÿlich den Fakt, dass viele Menschen nicht dazu aufgefordert werden politisch aktiv
zu werden z.B. weil es an Mobilisierung mangelt. Somit fügt das CVM dem SES-Modell
zu den für die politische Partizipation notwendigen Ressourcen einer Person motivationale
Faktoren hinzu und berücksichtigt die politische Mobilisierung. Die klassische empirische
Partizipationsforschung kann die Ursachen politischer Beteiligung trotz dieser Erklärungs-
modelle bisher nur unzureichend erklären. So bemängelt etwa Gabriel (2013: 400), dass
�ein groÿer Teil der Varianz politischer Beteiligung unerklärt� bleibt. So könnten gerade
Emotionen ein fehlendes Vehikel in der Erklärung politischer Partizipationsbereitschaft
jenseits der relativ stabilen Variablen der bisherigen Partizipationsforschung darstellen.
Das AI-Modell suggeriert, dass Angst und Freude Menschen dazu bewegen von der
Couch aufzustehen, um an Kundgebungen und Versammlungen teilzunehmen oder ih-
re Stimme in der Wahlkabine abzugeben. Die Motivation dies zu tun ist hingegen ver-
schiedenen: Während ängstliche Menschen dazu motiviert werden die politische Umwelt
genauestens wahrzunehmen und ihre Aufmerksamkeit auf den bedrohlichen Stimulus zu
richten, um sich an die neuen Gegebenheiten anzupassen (Marcus et al. 2000: 9-11, 46,
53), führt Freude dazu, dass Menschen �become emotionally involved�, �pay attention to
the daily tournament`s progress� und �develop habits of attentiveness and interest that
keep them involved over time� (Marcus et al. 2000: 93-94). Sollte beispielsweise ö�ent-
lich kommuniziert werden, dass die Wirtschaft blüht und die Arbeitsmarktchancen gut
sind, so sollten Bürger eher dazu motiviert sein, sich weiterhin für gute Verhältnisse auch
politisch zu engagieren. Was die Erwartungen bezüglich der Emotion Ärger auf die Moti-
vation zu partizipieren betri�t, gibt das AI-Modell nur bedingt Auskunft. Der Tatsache
geschuldet, dass aversive Emotionen zu ähnlichem Verhalten führen wie wenn das dis-
position system aktiv ist, lässt sich mutmaÿen, dass auch Ärger � ähnlich wie Freude �
dazu motiviert, sich politisch zu engagieren. Allerdings sollten die Ursachen divergieren:
Beide Emotionen führen zwar zu Handlungen, weil die eigenen Ziele bewahrt werden sol-
len. Während jedoch bei Freude der Wunsch besteht, den eigenen Erfolg mit noch mehr
Energie weiterzuverfolgen, entsteht bei Ärger die Motivation sich politisch zu beteiligen
durch die Notwendigkeit, einen Kontrahenten zu konfrontieren und sich aktiv für die Er-
reichung der eigenen Ziele einzusetzen (MacKuen et al. 2010: 441). Nach dem AI-Model
würden demnach alle drei Emotionen (Freude, Angst und Ärger) die Motivation erhöhen,
am politischen Geschehen aktiv teilzunehmen.
Hypothesengenerierung 32
Folgt man der Appraisal-Theorie so lassen sich ähnliche Verhaltenstendenzen � wie
auch das AI-Modell postuliert � bezüglich der Emotion Freude formulieren. Durch die
Bewertung eines Reizes als relevant und kongruent, sowie die Verknüpfung des Reizes mit
positiven Zukunftserwartungen (Ellsworth und Smith 1988; Ortony et al. 1988; Lazarus
1991a; Roseman 2001), sollten auch an dieser Stelle die eigenen Ziele weiter verfolgt bzw.
sich für diese weiterhin (politisch) engagiert werden. Anders als bei Freude lassen das
AI-Modell und kognitive Bewertungstheorien divergierende Schlüsse zu, wenn es um die
Wirkung der negativen Emotionen Angst und Ärger auf das politische Partizipationsver-
halten geht. Ärger fördert Risiko-a�nes Verhalten (Lerner und Keltner 2000, 2001) und
Problemorientierte Bewältigungsstrategien (Folkman et al. 1986). Angst hingegen führt
zur Vermeidung von Risiko (Lerner und Keltner 2000, 2001) und zu einer emotionsorien-
tierten Bewältigung der Situation (Folkman et al. 1986). Dies rührt insbesondere daher,
dass Angst dann entsteht, wenn die bedrohliche Situation wenig kontrollierbar erscheint,
also weder die Ursache bekannt ist, noch die Folgen abgeschätzt werden können (Tie-
dens und Linton 2001: 974; vgl. auch Lerner und Keltner 2001) und zudem auch keine
Schuld attribuiert werden kann (Valentino et al. 2011: 159; vgl. auch Smith und Ellsworth
1985). Demnach ist der Körper in einem ängstlichen Zustand durchaus dafür präpariert
zu handeln (wie es das AI-Modell postuliert), jedoch wird in letzter Konsequenz vor einer
konkreten Handlung eher zurückgeschreckt. Es kommt weit mehr zu einer Abwehrhaltung
als zum Engagement für konkretes Handeln (Lerner und Keltner 2000, 2001). Neuere em-
pirische Studien bestätigen zudem, dass vor allem Ärger, und weniger Angst es vermag,
dass Menschen politisch partizipieren (siehe etwa Valentino et al. 2009; 2011). So führte
Ärger und Angst gleichermaÿen und Freude in etwas geringerem Umfang dazu, günstige-
re Formen politischer Partizipation zu tätigen (etwa das Tragen eines Wahl-Ansteckers).
Ferner begünstigte Ärger, unabhängig von Ressourcen und Fähigkeiten einer Person, auf-
wändigere Formen politischer Beteiligung (wie etwa bei einer Kampagne mitzuwirken oder
an einer Kundgebung teilzunehmen) (Valentino et al. 2011: 166-167). Zudem besitzt Är-
ger, und nicht Angst, sowohl eine vermittelnde Funktion zwischen politischer E�cacy und
politischer Partizipation, als auch einen direkten E�ekt auf die politische Teilhabe (Va-
lentino 2009: 316-328). Auch andere politikwissenschaftliche empirische Studien konnten
Belege dafür �nden, dass die Emotion Ärger positiv mit politischer Aktivität korreliert ist
(Iyer et al. 2007; Wolak und Marcus 2007). Für die Emotion Angst hingegen ist die empi-
rische Beweislage nicht ganz so sicher. So fanden Studien mitunter positive E�ekte oder
aber keine Verbindung zwischen Angst und politischer Partizipation (Marcus et al. 2000;
Brader 2006; Huddy et al. 2007; Wolak und Marcus 2007; Brader et al. 2008; Valentino
Hypothesengenerierung 33
et al. 2011). Brader (2005: 390) erklärt: �the motivational impact of fear is less certain, as
it can stimulate constructive action to deal with threat, withdrawal, or immobility�. Auf
theoretischer Ebene würde das AI-Modell generell von einer positiven Beziehung ausge-
hen, während kognitive Bewertungstheorien eine negative Beziehung vorhersagen würden.
Daher liegt es an der zukünftigen Forschung heraus�nden, in welchen Situationen Angst
motivierend auf die politische Beteiligung wirkt und in welchen Situationen eher lähmend.
Auch diese Arbeit soll an dieser Stelle ein Stück weit zur Aufklärung beitragen. Infolge der
theoretischen Annahmen und der empirischen Beweislage wird folgendes angenommen:
H4: Ärger und Freude befördern die politische Partizipation.
Aufgrund der Widersprüchlichkeit in den Theorien und auch in der empirischen Be-
weislage ist eine eindeutige Vermutung hinsichtlich der Beziehung zwischen Angst und
politischer Partizipation erschwert. Es wird für die vorliegende Arbeit aber davon ausge-
gangen, dass Angst es durchaus vermag, den Körper zum Handeln zu präparieren, aber
dass die tatsächliche Partizipation im Gegensatz zu den Emotionen Freunde und Ärger
sowohl in der Qualität, als auch in der Quantität geringer ausfällt. Dies führt zu den
folgenden Postulaten:
H5: Angst befördert politische Partizipationsabsichten, besitzt
jedoch im Gegensatz zu den Emotionen Freude und Ärger
einen geringfügigeren E�ekt auf die tatsächliche Partizipa-
tion.
H6: Ärger und Freude befördern jegliche Arten politischer Par-
tizipation, währenddessen Angst eher zu kostengünstigeren
Formen der politischen Partizipation führt.
Wie oben bereits ausgeführt, lassen kognitive Bewertungstheorien vermuten, dass Är-
ger Risiko-a�nes Verhalten fördert (Lerner und Keltner 2000, 2001). Das kann dazu füh-
ren, dass im Gegensatz zu den Emotionen Freude und Angst Ärger zuweilen gar mit
illegalen Formen der politischen Partizipation korreliert, die gegen geltendes Recht ver-
stoÿen (wie etwa die Besetzung von Gebäuden oder ö�entlichen Plätzen, die Teilnahme an
nicht genehmigten Demonstrationen, gezielte Sachbeschädigung, etc.) und demnach mit
einem gewissen Risiko einhergehen. So konnte bereits gezeigt werden, dass Menschen, die
die sogenannten approach Emotionen emp�nden (zu denen auch Ärger zählt) sich eher
an politischen Protesten beteiligen, als Menschen, die ängstlich sind (ergo eine Emotion
emp�nden, die eher zu einem Vermeidungsverhalten führt, siehe etwa Devos et al. 2002;
Daten & Methoden 34
Klandermans et al. 2008). Auch Huddy und Kollegen stellten fest, dass Ärger eine mächti-
ge mobilisierende Kraft besitzt, die Menschen zu risikoreichem, konfrontativem oder auch
strafbaren Verhalten motiviert (Huddy et al. 2005, 2007). Auch Aggression und aggressi-
ves Verhalten werden vordergründig mit der Emotion Ärger verbunden, nicht aber mit der
Emotion Angst (Cassese und Weber 2011: 64; Izard 1991: 247-253). Diese Überlegungen
führen zu einer weiteren Hypothese bezüglich Emotionen und politischer Beteiligung:
H7: Ärger fördert im Gegensatz zu Freude und Angst eher ille-
gale Formen der politischen Beteiligung.
4 Daten & Methoden
Für die vorliegende Untersuchung zu den Auswirkungen der drei Emotionen Freude,
Ärger und Angst auf die politische Informationssuche und die politische Partizipation wird
auf die Daten der Onlinebefragung zur Volksabstimmung �Stuttgart 21� zurückgegri�en.
Hierbei handelt es sich um eine Panelerhebung, die zwischen 2011 und 2016 realisiert
wurde. Für die vorliegende Analyse wird jedoch nur auf die Daten der Wellen zurück-
gegri�en, die zeitlich in die Nähe der Volksabstimmung fallen.21 Gerade Emotionen, die
durch ihren kurzlebigen Charakter schnell auch wieder ver�iegen, sollten in genau jenen
Momenten gemessen werden, in denen sich Menschen tatsächlich in den emotionalen Zu-
ständen be�nden (Brader 2005: 391; Redlawsk et al. 2007: 153). Obwohl Umfragen durch
ihre retrospektive Erfassung nicht Mittel der Wahl in der Emotionsforschung sind, ist es
naheliegend, dass Erhebungen zeitnah zum emotionalisierenden Ereignis (im vorliegenden
Fall die Volksabstimmung �Stuttgart 21�) durchaus ein gutes, wenngleich nicht exaktes
Bild der emotionalen Emp�ndungen der Befragten liefern. Die zentralen Emotionsvaria-
blen wurden mittels folgender Fragestellung erhoben:
�Die Diskussion um �Stuttgart 21� ist von vielen Gefühlen und Emp�ndungen
geprägt. Wenn Sie persönlich an �Stuttgart 21� denken: In welchem Ausmaÿ löst
�Stuttgart 21� die folgenden Gefühle und Emp�ndungen bei Ihnen aus?�
21Die Erhebungen vor der Wahl fanden zwischen dem 30.10.2011 und dem 20.11.2011 und zwischendem 13.11.2011 und dem 27.11.2011 statt. Die erste Erhebung nach der Wahl wurde zwischendem 28.11.2011 und dem 14.12.2011 realisiert. Für weiterführende Information zur Befragung sie-he: http://www.mzes.uni-mannheim.de/d7/de/projects/volksabstimmung-stuttgart-21.
Daten & Methoden 35
Hierbei wurde einzeln nach den Emotionen Angst, Ärger, Ohnmacht, Ho�nung, Freu-
de, Verachtung, Wut und Gleichgültigkeit gefragt, wobei die Befragten ihre Angaben auf
einer siebenstu�gen Skala von �überhaupt nicht� bis �in sehr groÿem Ausmaÿ� abstufen
konnten (siehe etwa Marcus et al. 2006). Die Skala wurde für die Analysen auf einen
Wertebereich zwischen 0 und 1 rekodiert.22
Abbildung 6: Emotionen zu �Stuttgart 21� im Zeitverlauf
Quelle: Wahlstudie Baden-Württemberg 2011; Volksabstimmung �Stuttgart 21�
An Hand der Panel-Datenstruktur kann verdeutlicht werden, dass die Thematik �Stutt-
gart 21� die Menschen lange Zeit emotional bewegte, insbesondere wenn die Emotion Är-
ger betrachtet wird (siehe Abbildung 6; exemplarisch auch Faas und Blumenberg 2012b:
185).23 Wird das arithmetische Mittel berechnet, so ergibt sich im Zeitraum der für die
22Alle anderen unabhängigen Variablen wurden ebenfalls für die Analysen auf einen Wertebereich zwi-schen 0 und 1 rekodiert. Diese Technik ist Standard in der Emotionsforschung (Marcus et al. 2000)und �ndet in diversen Studien Anwendung (Beispiele hierfür etwa Schoen 2010; Valentino et al. 2011).
23Um den Verlauf besser darzustellen, wurde für Abbildung 6 zusätzlich zu Onlinebefragung zur Volks-abstimmung �Stuttgart 21� auch auf die Daten der Wahlstudie Baden-Württemberg 2011 zurückge-gri�en. Hierbei handelt es sich um eine rollierende Panelstudie (Faas und Blumenberg 2012a), diezwischen November 2010 und Mai 2011 realisiert wurde und somit einen längeren Zeitraum abdeckt,als die Daten zur Volksabstimmung �Stuttgart 21�.
Daten & Methoden 36
Analysen relevanten Wellen (7-9) für die Emotion Angst ein Wert von 0,24 (Standard-
abweichung hier und für alle anderen Werte <0,01) für den ersten Erhebungszeitpunkt,
der nur unmerklich abfällt in den folgenden zwei Befragungen. Ähnliche Kontinuität zeigt
sich auch bei der Emotion Freude. Das höchste arithmetische Mittel liegt bei 0,27 und
das niedrigste bei 0,24. Einzig bei der Emotion Ärger ergeben sich leichte Schwankungen.
Hier rangieren die Werte von 0,42 (letzter Erhebungszeitpunkt nach der Abstimmung)
und 0,59 (erster Erhebungszeitpunkt vor der Abstimmung), was verdeutlicht, dass die
Menschen bezogen auf die drei Emotionen Angst, Ärger und Freude in erster Linie Ärger
empfanden, sich die Gemüter nach der Abstimmung allerdings etwas beruhigten.
Der Datensatz enthält über die umfassende Fragebatterie � bezüglich empfundener
Emotionen gegenüber dem Sachthema �Stuttgart 21� � hinaus verschiedene Variablen, die
Auskunft über die politische Informationssuche im Verlauf der Kampagne und Abstim-
mung rund um �Stuttgart 21� und über die Qualität und Quantität politischer Partizipa-
tion geben.
Das erste Hypothesenbündel bezieht sich auf die Suche nach zusätzlichen Informatio-
nen. Der vorliegende Datensatz gibt keinen Aufschluss über die tatsächlich stattgefundene
Informationssuche der Befragten. Jedoch inkludiert der Fragebogen eine Reihe von Fragen
zum Kommunikationsverhalten, welche Auskünfte über die Suche nach zusätzlichen Infor-
mationen bieten (Vergleich zum methodischen Vorgehen siehe Schoen 2010). Als Fragen
wurden Gespräche, Medieninformationen und Beiträge in den sozialen Netzwerken über
�Stuttgart 21� und die Volksabstimmung herangezogen. Es wurde jeweils danach gefragt,
an wie vielen Tagen in der vergangenen Woche die jeweilige Kommunikationsform genutzt
wurde.24 Weiterhin kann die Aufmerksamkeit am Abstimmungskampf ein Indiz für eine
gesteigerte Informationssuche sein, weshalb auch diese Frage zur Prüfung der Hypothesen
herangezogen wurde. Um zu verhindern, dass Emotionen eine irrtümliche Wirkung zu-
geschrieben wird, wurde auf eine Reihe von Drittvariablen kontrolliert. Insbesondere das
Interesse an Politik und im vorliegenden Fall auch das Interesse an der Thematik �Stutt-
gart 21�, die Stärke einer Parteiidenti�kation und eine hohe formale Bildung25 können,
24Ein detaillierter Überblick zu den Operationalisierungen �ndet sich im Anhang.25Im Erhebungsverfahren der Daten (geschuldet den nahen zeitlichen Abständen zwischen den Wellen)
erhielten einige Befragten einen nachfolgenden Fragebogen, ohne jedoch die Fragen des vorherigenFragebogens beantwortet zu haben. Diesem Umstand geschuldet, wurden einige der Beobachtungenin den nachstehenden Analysen auf Grund der sonst zu geringen Fallzahlen aus mehreren Wellen zu-sammengespielt. Im vorliegenden Fall wurden die Beobachtungen der Bildungsvariable so miteinanderverknüpft, dass die letzte gültige gemachte Angabe der Variable in die Analyse mit ein�ieÿt. Es liegt
Daten & Methoden 37
ebenso wie Emotionen, Menschen dazu motivieren, sich vermehrt mit Politik zu beschäf-
tigen (Marcus et al. 2000: 84-85). Zudem wurden als zusätzliche soziodemographische
Variablen das Alter und das Geschlecht der Befragten in die Analyse mit aufgenommen
(Schoen 2010: 209).
Das zweite Hypothesenbündel bezieht sich auf die Wirkung von Emotionen auf Parti-
zipationsabsichten und die tatsächlich stattgefundene Partizipation. Bezüglich der Parti-
zipationsabsichten steht folgende Frage zur Verfügung:
�Wenn Sie politisch in einer Sache, die Ihnen wichtig ist, Ein�uss nehmen oder
Ihren Standpunkt zur Geltung bringen wollten: Welche der folgenden Möglichkeiten
würden Sie nutzen, was käme davon für Sie in Frage?�
Die Befragten konnten aus einer Liste von neun Partizipationsformen auswählen, wobei
Mehrfachantworten möglich waren. Hinsichtlich der tatsächlich sattgefundenen Partizipa-
tion wurde sowohl gefragt, an welcher der neun Partizipationsformen man selber schon
einmal beteiligt war, sowie spezi�sch nach der tatsächlichen Partizipation hinsichtlich
�Stuttgart 21�.26 Die abhängigen Variablen bilden sich jeweils aus einem Index, der aus
der Summe der angegebenen beabsichtigten oder tatsächlich stattgefundenen partizipa-
torischen Aktivitäten eines jeden Befragten gebildet wurde.
Für die Prüfung der Hypothesen H4 und H5 werden zusätzlich zu den Emotionsva-
riablen die Hauptdimensionen des CVM kontrolliert. Erst wenn emotionale Reaktionen
nach der Kontrolle der Ressourcen, der politischen Involvierung und der Mobilisierung be-
stand haben, können diese als wesentliche Addition zum klassischen Partizipationsmodell
angesehen werden. Die Ressourcen einer Person, also die grundlegenden Fähigkeiten einer
Person zur politischen Teilhabe, umfassen Geld, Zeit und Civic Skills (Verba et al. 1995:
271), wobei letztgenanntes auf die kommunikativen und organisatorischen Fähigkeiten ei-
ner Person bezogen sind. Die Ressource Geld kann über das Netto-Haushaltseinkommen
die Annahme zu Grunde, dass es sich bei der Bildungsvariable um ein stabiles Merkmal über dengeringen Zeitabstand der Erhebungen hinweg handelt, was die getro�ene Maÿnahme rechtfertigt.
26Im Fragebogen war ein Filter inkludiert, so dass Befragte nur zu den Partizipationsformen befragtwurden, an denen sie auch zu partizipieren beabsichtigen. Hinsichtlich der Partizipation im Kontextvon �Stuttgart 21� wurden wiederum nur diejenigen zu den Partizipationsformen befragt, an denen siesich tatsächlich schon einmal beteiligt hatten. Befragte denen die Partizipationsform demnach nichtzugespielt wurde, wurden auf 0 gesetzt. Es liegt die Annahme zu Grunde, dass Befragte, die nichtzu partizipieren beabsichtigen, auch tatsächlich nicht partizipiert haben und das Befragte, die nichtan einer Form partizipiert haben, sich an dieser auch nicht im Kontext von �Stuttgart 21� beteiligthaben.
Daten & Methoden 38
der Befragten ermittelt werden. Der Faktor Zeit ergibt sich durch die Antworten der
Befragten, ob ihr Alltag sie so sehr fordert, dass ihnen keine Zeit mehr bleibt, um sich
mit politischen Themen zu beschäftigen. Die Civic Skills werden durch den formalen
Bildungsgrad27 erfasst.28 Die Dimension der politischen Involvierung, die die Motivation
eines Bürgers abbildet, sich politisch zu engagieren, kann über das politische Interesse, die
Political E�cacy29 und die Stärke der Parteiidenti�kation ermittelt (Verba et. al 1995:
345-348) und in die Modelle als Kontrollvariablen inkludiert werden.30 Schlieÿlich können
bei Wahlen und Abstimmungen auch Parteien und Kampagnen das Elektorat mobilisie-
ren. Diese versorgen die Bürger mit Informationen und erö�nen Beteiligungsmöglichkeiten
(Rosenstone und Hanson 1993: 25-27). Die Mobilisierung wird daher über die Gruppen-
und Parteikontakte der Befragten erfasst.31 Die Mobilisierung kann aber auch über soziale
Netzwerke und die dortigen Interaktionen geschehen (Verba et al. 1995: 269, 369; Gabriel
2004: 327). Die Messung erfolgt an dieser Stelle über die Organisationsmitgliedschaft32
und die Erwerbstätigkeit.33 Zudem wird angenommen, dass das Geschlecht einen Ein�uss
auf die Partizipationsbereitschaft besitzt, da sich Frauen im geringeren Maÿ als Män-
ner politisch beteiligen (Schlozman et al. 1994: 965; Verba et al. 1997: 1051-1052; Westle
2001: 131). Daher wird auch diese Variable in die Modelle mitaufgenommen. Ebenso wird
das Alter in die Analysen inkludiert, da zwischen dem Lebensalter und dem Ausmaÿ an
politischer Beteiligung ein Zusammenhang vermutet wird (Norris 2002: 89-90; Goerres
27Wie bereits weiter oben ausgeführt, wurden auch hier die Beobachtungen so miteinander verknüpft,dass die letzte gültige gemachte Angabe der Variable in die Analyse mit ein�ieÿt.
28Für weitere Komponenten der Civic Skills (Deutschkenntnisse und organisatorische Fähigkeiten) stehenkeine entsprechenden Items im Fragebogen zur Verfügung.
29Für die External E�cacy-Variable wurde das gleiche Verfahren zur Fallzahlerhöhung wie schon bei derBildungsvariable angewendet. Es liegt die gleiche Annahme zugrunde.
30Nur die Variable der politischen Informiertheit, also das objektive Wissen eines Bürgers über daspolitische System, welche ebenso in die Dimension der politischen Involvierung fällt, kann nicht anHand des Fragebogens ermittelt werden.
31Hierbei ist es zu beachten, dass zum einen viele Kontaktformen (siehe Anhang Operationalisierung)ein hohes Maÿ an Eigeninitiative benötigen. Allerdings sollten gerade diejenigen Befragten, die vieleBemühungen anstellen, auch ein höheres Maÿ an politischer Involvierung/politischer Partizipationzeigen. Zum anderen ist der Zeitraum begrenzt auf das Vorfeld der Volksabstimmung. VerschiedenePartizipationsformen haben aber bereits viel früher stattgefunden. Dennoch ist die Variable der best-mögliche und verfügbare Indikator für die Mobilisierung, weshalb er in die Analysen mit aufgenommenwurde. Da der Indikator nur in Welle 9 verfügbar ist, sich aber aufgrund des geringen Abstandes zwi-schen den Befragungen keine allzu groÿen Unterschiede zeigen sollten, wurde die Variable mitunterfür Analysen für Welle 7 und Welle 8 verwendet.
32Auch für diese Variable wurde das gleiche Verfahren zur Optimierung der Fallzahlen wie schon bei derBildungsvariable angewendet. Es liegt die gleiche Annahme zugrunde.
33Auch für diese Variable wurde das gleiche Verfahren zur Optimierung der Fallzahlen wie schon bei derBildungsvariable angewendet. Es liegt die gleiche Annahme zugrunde.
Daten & Methoden 39
2009: 14). Auch der Wohnraum kann im vorliegenden Fallbeispiel entscheidend für die
Partizipationsbereitschaft einer Person sein. So ist im Zusammenhang mit �Stuttgart 21�
davon auszugehen, dass Menschen, die im Raum Stuttgart wohnen, eher partizipieren als
Menschen, die die Thematik persönlich nicht tangiert (räumliche Nähe zum Bauprojekt).
Zum anderen tun sich gerade im Raum Stuttgart andere Partizipationsmöglichkeiten auf
(political opportunity structures, exemplarisch siehe hierzu etwa Kitschelt 1986; Casula
2015), als in anderen Regionen Baden-Württembergs (beispielsweise eine gröÿere Anzahl
an statt�ndenden Demonstrationen, Protesten, Unterschriftenaktionen, etc.). Ein weite-
rer Faktor der in der Analyse Berücksichtigung �ndet ist die politische Gesinnung der
Befragten, welche über die Links-Rechts Selbsteinstufung erfasst wurde. Es wird nachge-
sagt, dass eine starke links orientierte politische Gesinnung zu einer erhöhten politischen
Partizipation führen kann. So tendieren insbesondere jene mit liberalen oder progressiven
politischen Ansichten beispielsweise dazu, einen überproportionalen Gebrauch von Pro-
testformen zu machen (Dalton 2008: 69) und Protestierende �nden sich häu�g im linken
Flügel (Saunders et al. 2012: 267; vgl. auch Corrigall-Brown 2011).
Um sich der Beziehung zwischen Emotionen und politischer Beteiligung noch einmal
etwas detaillierter zu nähern, kann die vorangegangene Analyse exemplarisch am Ab-
stimmungsverhalten zum Volksentscheid vertieft werden. In einem ersten Schritt wird die
Sicherheit und die Schwierigkeit bei der Abstimmungsentscheidung untersucht, ergo der
Weg hin zu einer partizipativen Tätigkeit. Denn Menschen, die sich in einem Zustand der
Angst be�nden, werfen nochmal einen zweiten Blick auf die Gegebenheiten und wägen
ihr Urteil genauestens ab (Marcus et al. 2000: 53-64; Tiedens und Linton 2001: 974-975),
währenddessen die Emotion Ärger dazu führt, dass die eigene Position verfestigt und Ent-
schlossenheit und Standfestigkeit gefördert wird (MacKuen et al. 2010: 441-442). Somit
sollten ängstlichen Menschen in ihrem Abstimmungsverhalten weniger sicher sein und
ihnen die Entscheidung schwerer fallen, gerade weil sie im Gegensatz zu Menschen, die
Ärger oder Freude emp�nden, kein schnelles und voreiliges Urteil fällen. In einem zweiten
Schritt kann sich nun vor Augen geführt werden, ob ängstliche Menschen auch die Absicht
äuÿern am Volksentscheid teilzunehmen und ob sie dieser Absicht auch Taten folgen lassen
oder ob es doch vermehrt die Personen sind, die Freude oder Ärger emp�nden, die nicht
nur die Absicht äuÿern, sondern auch tatsächlich partizipieren. Im Zusammenhang mit
der Sicherheit und der Schwierigkeit bei der Abstimmung werden die bereits genannten
Kontrollvariablen das politische Interesse, das Interesse an �Stuttgart 21�, das Vorliegen ei-
ner Parteiidenti�kation, das Alter und das Geschlecht in die Analysen mit aufgenommen.
Zusätzlich wird auch auf persönliche Dispositionen kontrolliert, welche über die Varia-
Daten & Methoden 40
blen need for cognition (Cacioppo und Petty 1984), need to evaluate (Jarvis und Petty
1996) und need for cognitive closure (Kruglanski et al. 1993) erfasst werden und ebenso
wie Emotionen maÿgeblich das menschliche Denken und Handeln beein�ussen können.34
Hinsichtlich der Fragen zur Partizipation wird auf die schon erwähnten Drittvariablen
kontrolliert.35
Um nun den Ein�uss von Emotionen auf verschiedene Partizipationsarten zu bestim-
men, wird auf die Frage zur tatsächlich stattgefundenen Partizipation im Zusammenhang
mit �Stuttgart 21� zurückgegri�en. Es wird sowohl die Unterscheidung zwischen kosten-
intensiven und kostenarmen, als auch zwischen legalen und illegalen Beteiligungsformen
getro�en, um den Fragen nachzugehen, ob insbesondere ängstliche Bürger vor kostenin-
tensiven Partizipationsformen zurückschrecken und ob es vor allem ärgerliche Menschen
sind, die womöglich auf illegale Formen der politischen Beteiligung zurückgreifen. Zu
den kostenärmeren Formen der Partizipation wird die Beteiligung an Wahlen, an Online-
Protestaktionen und am Volksentscheid gezählt. Diese Partizipationsarten benötigen we-
nig Aufwand und verlangen wenige Ressourcen ab. Es wurde eine dichotome Variable
�kostengünstige Partizipation� konstruiert, wobei 1 bedeutet, dass mindestens eine der
aufgezählten Beteiligungsformen genutzt wurde und 0 keine Beteiligung darstellt. Die Mit-
arbeit in einer Bürgerinitiative, die Beteiligung an ö�entlichen Diskussionen, die Teilnah-
me an einer Demonstration (genehmigt/nicht genehmigt), die Besetzung von Gebäuden
und ö�entlichen Plätzen, die Teilnahme an einer Verkehrsblockade und gezielte Sachbe-
schädigung zählen zu den kostenintensiveren Formen sowohl hinsichtlich des Zeitfaktors,
als auch von den Risiken, die beispielsweise die Teilnahme an einer nicht genehmigten
Demonstration oder eine gezielte Sachbeschädigung mit sich bringen (beispielsweise ei-
ne Geld- oder Freiheitsstrafe). �Kostenreiche Partizipation� wurde mit 1 kodiert, wenn
mindestens eine dieser Aktivitäten ausgeübt worden ist. 0 bedeutet, dass keine dieser
Aktivitäten genutzt wurde. Wenn es um die Legalität verschiedener Partizipationsfor-
men geht, so können die Beteiligung an Wahlen, die Teilnahme am Volksentscheid, die
Beteiligung an ö�entlichen Diskussionen, die Mitarbeit in einer Bürgerinitiative und die
34Auch hier wurde das oben bereits erwähnte Verfahren zur Optimierung der Fallzahlen angewandt. Diedrei Persönlichkeitsmerkmale können als stabile Merkmale angesehen werden, die sich über den kurzenzeitlichen Abstand der Befragung nicht verändern sollten.
35Auch an dieser Stelle musste für einige der Variablen das oben bereits erwähnte Verfahren zur Fall-zahloptimierung angewandt werden. Zu den bereits erwähnten Variablen gilt dies für die Analyse zurPartizipation am Volksentscheid auch für die Variablen Internal E�cacy, Zeit und die Links-RechtsSelbsteinstufung.
Empirische Ergebnisse 41
Teilnahme an einer genehmigten Demonstration zu den legalen Formen gezählt werden,
währenddessen die Teilnahme an einer nicht genehmigten Demonstration, die Besetzung
von Gebäuden oder ö�entlichen Plätzen, die Teilnahme an einer Verkehrsblockade und die
gezielte Sachbeschädigung als illegal klassi�ziert werden können.36 Es wurden abermals
zwei dichotome Variablen gebildet, die der Logik des vorangegangenen Beispiels folgen.
Auch bei den Hypothesen H6 und H7 wird auf die bereits oben genannten Drittvariablen
hinsichtlich der politischen Partizipation kontrolliert, um Scheinzusammenhänge zwischen
Emotionen und den abhängigen Variablen zu verhindern.37
5 Empirische Ergebnisse
5.1 Informationssuche
Zunächst steht die Frage im Betrachtungsfokus, wie und ob die drei Emotionen Angst,
Ärger und Freude die Informationssuche beein�ussen können. Zunächst wird ein Blick auf
den Ein�uss von Emotionen auf das Kommunikationsverhalten der Befragten geworfen.
Aus Tabelle 1 wird ersichtlich, dass Emotionen durchaus das Gesprächsverhalten be-
ein�ussen. Wie vermutet, fördert Angst die Gespräche über �Stuttgart 21�. Ärger besitzt
entgegen der aufgestellten Hypothesen ein positives Vorzeichen � fördert demnach auch
die Informationssuche �, erreicht aber nur bei Gesprächen mit Freunden und auf der Ar-
beit statistische Signi�kanz auf dem 5-Prozent-Niveau. Freude hat anders als vermutet
ähnliche Auswirkungen wie die Emotion Angst. Bedenkt man jedoch, dass die abhängige
Variable auf einer siebenstu�gen Skala gemessen wird, so fällt der Ein�uss von Emotio-
nen gegenüber anderen Prädikatoren eher schwächer aus. Das politische Interesse, aber
vor allem das Interesse an dem Sachthema �Stuttgart 21� und das zunehmende Alter der
Befragten sind maÿgeblich dafür verantwortlich, ob die Thematik ein Gesprächsthema
36Die Teilnahme an einem Online-Protest wurde aus der Analyse ausgeschlossen, da die Zuordnung dieserForm der politischen Beteiligung nicht eindeutig ist und vielfältig eingesetzt wird. So können etwaOnline-Demonstrationen oder virtuelles Sit-In in Deutschland durchaus Straftatbestand sein, aller-dings kommt der Begri� auch vor, wenn Protest-Emails an Politiker verfasst werden wie beispielsweiseauf dieser Website: https://www.robinwood.de/Protest.618.0.html. Zudem ist es fragwürdig, ob dasWissen um die Illegalität von Online-Demonstrationen den Befragten bekannt war.
37Auch hier wurde das oben bereits erwähnte Verfahren zur Fallzahloptimierung für die bereits erwähntenVariablen angewendet.
Empirische Ergebnisse 42
Tabelle 1: Die Wirkung von Emotionen auf Gespräche über �Stuttgart 21�
Ehepartner Familie Freunde Arbeit(Welle 7) (Welle 7) (Welle 7) (Welle 7)
Angst S21 0.64*** 0.62*** 0.48*** 0.46**(0.16) (0.14) (0.14) (0.15)
Ärger S21 0.23 0.22 0.31* 0.30*(0.14) (0.13) (0.13) (0.13)
Freude S21 0.46** 0.55*** 0.47*** 0.48***(0.15) (0.13) (0.13) (0.14)
Pol. Interesse 0.90*** 0.76*** 0.72*** 0.53*(0.23) (0.21) (0.21) (0.22)
Interesse S21 1.69*** 1.53*** 1.79*** 1.63***(0.20) (0.18) (0.18) (0.19)
PID Stärke 0.02 0.16 0.24 0.17(0.24) (0.21) (0.21) (0.23)
Bildung 0.05 -0.06 -0.32* -0.47**(0.16) (0.14) (0.14) (0.15)
Alter 1.92*** 1.06*** 1.05*** 0.56*(0.28) (0.26) (0.26) (0.27)
Geschlecht 0.16 0.15 -0.07 -0.16*(0.09) (0.08) (0.08) (0.08)
_cons -0.58* -0.34 -0.11 0.40(0.24) (0.21) (0.21) (0.22)
N 1544 1531 1537 1536R2 0.20 0.18 0.21 0.16
Quelle: Volksabstimmung �Stuttgart 21�. Eigene Berechnungen. Lineare Regressionen. * p < 0.05,
** p < 0.01, *** p < 0.001. Standardfehler in Klammern. Alle unabhängigen Variablen sind von
0-1 codiert.
war oder nicht. Demnach haben Emotionen � spezi�sch Angst und Freude � durchaus
einen Ein�uss auf das Kommunikationsverhalten, auch wenn dieser hinsichtlich geführter
Gespräche über das Thema �Stuttgart 21� nicht überschätzt werden sollte.
Ein fast identisches Bild zeigt sich bei den Ergebnissen zu den Fragen nach dem Infor-
mationsverhalten in den Medien und bezüglich der Beiträge in sozialen Netzwerken, die in
Tabelle 2 dargestellt sind. Auch hier führt Angst dazu, sich ausführlicher und intensiver
mit der Sachlage zu beschäftigen, auch wenn dies nicht auf alle Medienformate zutri�t.
Ärger besitzt hinsichtlich der Informationen im Fernsehen und bezüglich der Beiträge in
sozialen Netzwerken ein negatives Vorzeichen. Dies spricht � bezogen auf die genannten
Medienformate � zunächst für die Hypothese, dass Ärger die Informationssuche nicht zu
Empirische Ergebnisse 43
Tabelle 2: Die Wirkung von Emotionen auf Medieninformationen über �Stuttgart 21�
Tages-zeitung
Radio Fernsehen Internet Soz.Netzwerke
(Welle 7) (Welle 7) (Welle 7) (Welle 7) (Welle 7)
Angst S21 0.32 0.21 0.44* 0.73*** 0.65**(0.20) (0.19) (0.18) (0.19) (0.20)
Ärger S21 0.10 0.18 -0.12 0.27 -0.15(0.18) (0.17) (0.16) (0.17) (0.18)
Freude 0.72*** 0.45** 0.50** 0.58*** 0.72***(0.18) (0.17) (0.16) (0.18) (0.18)
Pol. Interesse 1.64*** 1.26*** 1.54*** 1.64*** 0.80**(0.28) (0.27) (0.26) (0.28) (0.29)
Interesse S21 1.78*** 1.50*** 1.30*** 1.93*** 1.82***(0.25) (0.24) (0.23) (0.24) (0.26)
PID Stärke 0.01 0.03 0.15 -0.15 0.31(0.29) (0.28) (0.27) (0.29) (0.31)
Bildung 0.00 -0.65*** -0.80*** -0.24 -0.26(0.20) (0.19) (0.18) (0.19) (0.20)
Alter 3.66*** 1.72*** 2.19*** 0.68* 0.83*(0.35) (0.34) (0.32) (0.34) (0.35)
Geschlecht 0.08 0.09 0.21* -0.11 -0.05(0.11) (0.10) (0.10) (0.10) (0.11)
_cons -1.04** 0.06 -0.18 -0.30 -0.17(0.34) (0.32) (0.31) (0.33) (0.35)
N 1539 1532 1530 1532 1095R2 0.23 0.14 0.17 0.19 0.16
Quelle: Volksabstimmung �Stuttgart 21�. Eigene Berechnungen. Lineare Regressionen. * p < 0.05, **
p < 0.01, *** p < 0.001. Standardfehler in Klammern. Alle unabhängigen Variablen sind von 0-1
codiert.
steigern vermag, jedoch zeigt sich auch ein positives Vorzeichen, wenn andere Medien-
formate (Tageszeitungen, Radio und Internet) betrachtet werden. Zusammengenommen
besitzt Ärger jedoch keinen tatsächlichen Ein�uss, da die statistische Signi�kanz durchweg
verfehlt wird. Vielmehr ist es Freude, welche dafür verantwortlich ist, sich intensiver mit
dem Thema �Stuttgart 21� medial auseinanderzusetzen. Wie schon zuvor bei den Fragen
zum Gesprächsverhalten sind es das politische Interesse, das Interesse für �Stuttgart 21�
und das zunehmende Alter der Befragten, die in ihren Auswirkungen auf das Informati-
onsverhalten der Befragten im Vergleich zu Emotionen mehr von Bedeutung sind.
Empirische Ergebnisse 44
Tabelle 3: Die Wirkung von Emotionen auf die Aufmerksamkeit für den Abstimmungs-kampf im Zusammenhang mit �Stuttgart 21�
Aufmerksamkeit(Welle 9)
Angst S21 0.08(0.07)
Ärger S21 0.04(0.05)
Freude 0.15**(0.05)
Pol. Interesse 0.83***(0.10)
Interesse S21 1.38***(0.08)
PID Stärke 0.30**(0.10)
Bildung 0.00(0.02)
Alter 0.70***(0.11)
Geschlecht 0.01(0.03)
_cons 0.95***(0.10)
N 1477R2 0.42
Quelle: Volksabstimmung �Stuttgart 21�. Eigene Berechnungen.
Lineare Regression. * p < 0.05, ** p < 0.01, *** p < 0.001.
Standardfehler in Klammern. Alle unabhängigen Variablen sind
von 0-1 codiert.
Bei der Aufmerksamkeit für den Abstimmungskampf, in Tabelle 3 aufgeführt, zeigt sich
ein ähnliches Bild wie in den vorangegangen Analysen. Freude steigert die Aufmerksamkeit
und auch Angst besitzt ein positives Vorzeichen, jedoch wird bei Angst die statistische
Signi�kanz verfehlt. Ärger beein�usst die Aufmerksamkeit für den Abstimmungskampf
nicht und besitzt entgegen der Erwartungen auch einen positiven Regressionskoe�zien-
ten. An dieser Stelle sind es wiederum andere Faktoren wie das politische Interesse, das
Interesse an �Stuttgart 21�, die Stärke der Parteiidenti�kation und das Alter der Befrag-
ten, welche einen stärkeren Ein�uss auf die Aufmerksamkeit für den Abstimmungskampf
Empirische Ergebnisse 45
ausüben.
Zusammengenommen ist Angst � wie auch das AI-Modell und kognitive Bewertungs-
theorien postulieren � durchaus ein Motor für eine gesteigerte Informationssuche. Men-
schen die Angst emp�nden scheinen ihre Routinen zu durchbrechen, indem sie ihre Auf-
merksamkeit auf den bedrohlichen und/oder neuen Stimulus lenken und ihr Verhalten an
die neuen Umstände anpassen. Aber mehr noch als Angst scheint die positive Emotion
der Freude dafür zu sorgen, dass sich Menschen vermehrt mit der Thematik �Stuttgart
21� auseinandersetzen und mehr über den Freudeauslösenden Stimulus erfahren möchten.
In allen Analysen ist Freude ein konstanter Ein�ussfaktor, was so nicht den theoretischen
Erwartungen entspricht. Es zeigt sich somit, dass Emotionen � wenn auch teilweise in
unerwarteter Art und Weise � einen Ein�uss auf die Informationssuche der Befragten be-
sitzen. Dies korreliert mit neurowissenschaftlichen Befunden, dass ohne Emotionen kein
Lernerfolg möglich ist (Damasio 1994). Bezogen auf andere Ein�ussfaktoren, wie beispiels-
weise das Interesse für die Thematik �Stuttgart 21�, sollte ihre Wirkung im vorliegenden
Fallbeispiel jedoch nicht überschätzt werden.
Zu bedenken ist an dieser Stelle auch, dass das Kommunikationsverhalten der Be-
fragten nur eine Annäherung an die tatsächliche Informationssuche darstellt und nicht
notwendiger Weise mit dieser korrelieren muss. So könnten spezi�schere Fragen zur Infor-
mationssuche oder eine andere Erhebungsmethode wie etwa ein experimentelles Vorgehen
(beispielsweise über eine Dynamic Process Tracing-Methode)38 andere Ergebnisse zu Tage
fördern. Zukünftige Forschung sollte hier anknüpfen, um das Bild über die Wirkung von
Emotionen auf die politische Informationssuche zu vervollständigen.
5.2 Politische Partizipation
Im nächsten Schritt soll geklärt werden, ob und in welcher Art und Weise Emotionen
einen Ein�uss auf die Absicht zu partizipieren und auf die tatsächlich stattgefundene
politische Beteiligung besitzen.
38Diese Methode ist eine Technik zur Untersuchung der Informations- und Entscheidungs�ndung in einerdynamischen Informationsumwelt, in der Informationen über die Zeit einer simulierten Wahlkampagnekommen und gehen (Lau 1995; Lau und Redlawsk 1997; Redlawsk 2001).
Empirische Ergebnisse 46
Tabelle 4: Die Wirkung von Emotionen auf Partizipationsabsichten und die Partizipa-tionsnutzung
PartizipationPotenziell Nutzung Nutzung S21(Welle 8) (Welle 8) (Welle 8)
EmotionenAngst S21 0.26 0.13 0.43**
(0.21) (0.16) (0.14)Ärger S21 0.57*** 0.43*** 0.24*
(0.17) (0.13) (0.11)Freude -0.54** -0.39** -0.05
(0.19) (0.14) (0.12)
RessourcenEinkommen -0.19 -0.21 -0.17
(0.24) (0.18) (0.15)Zeit 0.54* 0.35 -0.15
(0.25) (0.19) (0.16)Bildung 0.03 0.13 0.07
(0.21) (0.16) (0.14)
Pol. InvolvierungPol. Interesse 0.98** 0.46 0.10
(0.31) (0.24) (0.20)Interesse S21 0.42 0.64** 1.33***
(0.26) (0.20) (0.17)PID Stärke -0.72* -0.14 0.32
(0.30) (0.23) (0.19)Internal E�cacy 0.49* 0.54** 0.03
(0.23) (0.17) (0.15)External E�cacy -0.59** -0.24 0.02
(0.20) (0.15) (0.13)
MobilisierungMitgliedschaft 0.84*** 0.71*** 0.33*
(0.20) (0.16) (0.13)Erwerbstätigkeit -0.18 0.21 0.17
(0.14) (0.11) (0.09)Kontakt 2.64*** 2.83*** 2.43***
(0.32) (0.24) (0.21)
Relevanz/OpportunityStructuresWohnort: Stuttgart -0.55** -0.36** 0.34**
(0.19) (0.14) (0.12)
Empirische Ergebnisse 47
Tabelle 4: (Fortsetzung)
PartizipationPotenziell Nutzung Nutzung S21(Welle 8) (Welle 8) (Welle 8)
Pol. GesinnungLinks-Rechts -1.91*** -1.50*** -0.64***Selbsteinstufung (0.24) (0.18) (0.16)
DemographischeVariablenAlter -1.28** 0.04 -0.41
(0.43) (0.33) (0.28)Geschlecht 0.08 0.04 -0.00
(0.11) (0.08) (0.07)_cons 3.03*** 0.87** -0.54*
(0.38) (0.29) (0.25)
N 987 987 972R2 0.31 0.39 0.38
Quelle: Volksabstimmung �Stuttgart 21�. Eigene Berechnungen. Lineare Regressionen. * p < 0.05, **
p < 0.01, *** p < 0.001. Standardfehler in Klammern. Alle unabhängigen Variablen sind von 0-1
codiert.
Die Ergebnisse in Tabelle 4 verdeutlichen, dass Emotionen auch im Zusammenhang mit
der politischen Partizipation einen nicht zu negierenden Ein�uss besitzen. Insbesondere
Ärger und Freude und in geringerem Umfang auch die Emotion Angst zeigen signi�kan-
te E�ekte auch nach der Kontrolle klassischer Ein�ussgröÿen, wie den Ressourcen, der
politischen Involvierung und der Mobilisierung. Die Vorzeichen der Koe�zienten entspre-
chen jedoch nicht unbedingt den Erwartungen: Angst wirkt sich sowohl bezogen auf die
Partizipationsabsichten als auch hinsichtlich der tatsächlich stattgefundenen Partizipation
positiv aus, allerdings wird bis auf die Beteiligung bezüglich �Stuttgart 21� die statistische
Signi�kanz verfehlt. Im Gegensatz zur Emotion Angst sollten im Hinblick auf die Theorie
die Emotionen Ärger und Freude sowohl die Partizipationsabsichten (hier im stärkeren
Umfang als Angst), als auch die tatsächliche Partizipation fördern. Ärger steigert tat-
sächlich die Partizipation, auch wenn die Stärke des Ein�usses etwa auf gleichem Niveau
mit dem Ein�uss von Angst liegt. Freude hingegen � anders als postuliert � schwächt
die politische Beteiligung ab und hinsichtlich der Partizipation im Zusammenhang mit
�Stuttgart 21� besitzt sie keinerlei Wirkung. Auch hier sind es wie auch schon bei der In-
formationssuche andere Prädikatoren, die einen ähnlichen oder sogar stärkeren E�ekt auf
Empirische Ergebnisse 48
die politische Partizipation haben. Im Block der politischen Involvierung ist es vor allem
das Interesse für das Thema �Stuttgart 21�, das die tatsächliche Partizipation fördert. Im
Block der Mobilisierung zeichnen sich vor allem die Mitgliedschaft und die Gruppen- und
Parteikontakte im Vorfeld der Volksabstimmung als signi�kante Ein�ussgröÿen ab. Auch
der Wohnraum spielt eine Rolle. Während Stuttgarter, wenn es um die allgemeine Par-
tizipation geht, geringere Partizipationsabsichten äuÿern und auch weniger partizipieren
als Bewohner anderer Regionen Baden-Württembergs erhöht sich ihre politische Betei-
ligung, wenn es sich spezi�sch um das Thema �Stuttgart 21� handelt, sei es auf Grund
von opportunity structures oder auf Grund der persönlichen Relevanz zur Thematik (wie
etwa die Nähe zum Bauprojekt). Ein weiterer Ein�ussfaktor ist die politische Gesinnung
der Befragten. Menschen mit einer linken politischen Einstellung partizipieren eher, als
Menschen mit einer rechten politischen Einstellung.
Insgesamt zeigt sich, dass Emotionen durchaus einen Ein�uss auf die politische Par-
tizipation ausüben und eine Erweiterung zum klassischen CVM darstellen, wobei die
Ergebnisse nicht unmittelbar in Einklang mit bisherigen Forschungsergebnissen stehen.
Wie auch schon Valentino und Kollegen (2009, 2011) festgestellt haben, ist es vor al-
lem Ärger, welcher partizipative Kräfte freisetzt. Jedoch zeigt sich hinsichtlich Freude
eine negative Beziehung und hinsichtlich Angst ein sehr marginaler positiver E�ekt, was
nicht mit den Ergebnissen der Forschergruppe korreliert. Gerade der Umstand der ge-
ringen Vergleichbarkeit der Studien in diesem Bereich erschwert es, eindeutige Aussagen
über die Wirkungsweisen von Emotionen zu tre�en, da zumeist die Erhebungsmethode
der Daten (Experiment oder Umfrage), die Art der Emotionen (Objekt-gebunden oder
allgemeiner Natur), die Art der spezi�schen Emotionen, die herangezogen werden (z.B.
diskrete emotionale Zustände oder aus dem Blickwinkel von Dimensionen), das Untersu-
chungsobjekt und/oder der Kontext voneinander divergieren. Festgehalten werden kann
an dieser Stelle jedoch, dass Emotionen von Relevanz sind und auch in der klassischen
empirischen Partizipationsforschung durchaus Beachtung �nden sollten, um einen Teil der
bisher unerklärten Varianz begrei�ich zu machen.
5.3 Vertiefung: Volksabstimmung
Als ein Beispiel, welches die vorrangegangene Analyse in 5.1 und 5.2 noch einmal ver-
tiefen soll, dient die Volksabstimmung zu �Stuttgart 21�. Zunächst sei anhand der Schwie-
rigkeit und Sicherheit beim Abstimmungsverhalten verdeutlicht, ob ängstliche Menschen
Empirische Ergebnisse 49
im Gegensatz zu ärgerlich oder freudig gestimmten Menschen in ihrer Entscheidung un-
sicher sind und ihnen die Entscheidung schwerer fällt. Gerade bei ängstlichen Menschen
sollte dies der Fall sein, da sie noch einmal einen zweiten Blick auf die Sachlage werfen
und sich vertieft und intensiver mit dieser auseinandersetzen, ergo auch länger für ihre
Entscheidungs�ndung benötigen.
Tabelle 5: Die Wirkung von Emotionen auf die Sicherheit und Schwierigkeit bei derAbstimmungsentscheidung
Sicherheit Sicherheit Schwierig-keit
Schwierig-keit
Schwierig-keit
(Welle 7) (Welle 8) (Welle 7) (Welle 8) (Welle 9)
Angst S21 -0.07 -0.04 -0.21** -0.20* -0.31***(0.05) (0.06) (0.08) (0.09) (0.08)
Ärger S21 0.17*** 0.17*** 0.36*** 0.36*** 0.37***(0.05) (0.05) (0.07) (0.07) (0.07)
Freude 0.02 0.01 0.13 0.09 0.10(0.05) (0.05) (0.07) (0.08) (0.06)
Pol. Interesse 0.10 0.03 -0.45*** -0.15 -0.28*(0.08) (0.09) (0.12) (0.13) (0.13)
Interesse S21 0.47*** 0.47*** 0.88*** 0.80*** 0.79***(0.07) (0.08) (0.11) (0.13) (0.11)
PID Stärke 0.17* 0.22** 0.45*** 0.29* 0.43***(0.08) (0.08) (0.12) (0.13) (0.12)
Alter 0.27** 0.13 0.07 -0.13 0.01(0.09) (0.10) (0.14) (0.15) (0.14)
Geschlecht -0.03 -0.04 -0.02 -0.01 -0.00(0.03) (0.03) (0.04) (0.05) (0.04)
Needa 0.05 0.09 0.38*** 0.27* 0.21(0.07) (0.08) (0.11) (0.12) (0.11)
Needb 0.09 -0.04 0.03 0.09 0.09(0.05) (0.06) (0.08) (0.09) (0.08)
Needc 0.13 0.13 0.44*** 0.45*** 0.50***(0.07) (0.07) (0.10) (0.11) (0.10)
_cons 2.90*** 3.05*** 1.94*** 2.06*** 2.15***(0.08) (0.09) (0.125) (0.13) (0.12)
N 1168 976 1170 975 1251R2 0.15 0.13 0.16 0.16 0.15
Quelle: Volksabstimmung �Stuttgart 21�. Eigene Berechnungen. Lineare Regressionen. * p < 0.05, **
p < 0.01, *** p < 0.001. Standardfehler in Klammern. Alle unabhängigen Variablen sind von 0-1
codiert. a Need to evaluate, b Need for cognition, c Need for cognitive closure.
Empirische Ergebnisse 50
In der Tat scheint dies auch der Fall zu sein. Wie postuliert zeigt sich in Tabelle 5
für Angst durchweg ein negatives Vorzeichen, wobei jedoch nur hinsichtlich der Schwie-
rigkeit statistische Signi�kanz erreicht wird. An dieser Stelle ist jedoch Vorsicht geboten.
Inwieweit die Indikatoren tatsächlich mit einem intensiven und abwägenden Auseinander-
setzungsprozess gleichzusetzen sind, wie es die Theorien nahelegen, kann nicht gänzlich
geklärt werden. Insbesondere die Kontinuität der Werte über den Zeitverlauf hinweg lässt
alternative Erklärungen zu. So ist es durchaus vorstellbar, dass Angst eine lähmende Wir-
kung besitzt, was nicht den theoretischen Annahmen des AI-Modells und der Appraisal-
Theorie entsprechen würde. Allerdings könnte es auch ein Indiz dafür sein, dass Angst zu
Unsicherheit führt, was zwar nicht mit den Erwartungen des AI-Modells, aber mit den
Postulaten kognitiver Bewertungstheorien übereinstimmt. Diese Unsicherheit wiederum
bedingt einen intensiven und vertieften Informationsverarbeitungsprozess. Letztendlich
fehlen jedoch adäquate Items, um diese Annahme weiterführend zu untersuchen. Dennoch
spricht der Umstand, dass die Unsicherheit und Schwierigkeit auch noch zum Zeitpunkt
nach der Abstimmung nicht abnimmt, eher für eine lähmende Wirkung von Angst. Dies
abschlieÿend zu klären, ggf. auch mit alternativen Erhebungsmethoden, um divergierende
Erklärungen ausschlieÿen zu können, bleibt zukünftiger Forschung vorbehalten.
Ein sehr eindeutiges Ergebnis weiÿt im Gegensatz hierzu die Emotion Ärger auf. So
bilden sich vor allem ärgerlich gestimmte Menschen ihre Meinung schnell und sicher und es
scheint ihnen die Entscheidungs�ndung über den Befragungszeitraum hinweg sehr leicht
zu fallen. Es wird deutlich, dass Emotionen (spezi�sch Angst und Ärger) einen entschei-
denden Ein�uss darauf ausüben, wie Informationen verarbeitet werden und wie mit diesen
umgangen wird. Aber auch das Interesse für das Thema �Stuttgart 21� besitzt ähnliche
E�ekte wie die Emotion Ärger und führt dazu, dass sich Menschen leichter eine Meinung
bilden und dass sie sich dieser äuÿerst sicher sind. Hinsichtlich der Schwierigkeit bei der
Abstimmungsentscheidung haben auch die persönlichen Dispositionen need to evaluate
und need for cognitive closure die aus der Forschung bekannten positiven E�ekte (siehe
etwa Webster und Kruglanski 1994; Bizer et al. 2004).
In einem weiteren Schritt ist es nun von Interesse, ob ängstliche Menschen, die ihr
Urteil genauestens abzuwägen scheinen, auch diesem Taten folgen lassen oder ob es doch
eher die ärgerlichen und/oder freudigen Menschen sind, die am Volksentscheid zu partizi-
pieren beabsichtigen und tatsächlich auch partizipiert haben. Die Ergebnisse zeigt Tabelle
6.
Die Resultate verdeutlichen, dass Emotionen zwar einen Ein�uss auf die Informati-
Empirische Ergebnisse 51
onsverarbeitung bezüglich der Volksabstimmung besitzen, jedoch keinen E�ekt auf die
Absicht zu partizipieren oder die tatsächliche Teilhabe am Volksentscheid aufweisen. So-
mit stehen die Ergebnisse nicht im Einklang mit der vorangegangen Analyse aus Abschnitt
5.2. Bis auf das Interesse am Thema �Stuttgart 21�, das sich positiv auf die politische Be-
teiligung am Volksentscheid ausübt, zeigt sich auch in Hinblick auf andere Ein�ussfaktoren
(beispielsweise hinsichtlich der Links-Rechts Selbsteinstufung oder der Kontakt-Variable)
wenig Kongruenz. So scheint es, dass es Emotionen hinsichtlich �Stuttgart 21� durchaus
vermögen, das Partizipationsverhalten der Befragten zu beein�ussen (vgl. Tabelle 4), je-
doch bei der spezi�schen Partizipationsform der Volksabstimmung nicht von Belang sind.
Ein Grund hierfür kann sein, dass Emotionen � wie Abbildung 6 verdeutlicht � zum Zeit-
punkt der Volksabstimmung an Bedeutung eher einbüÿten und der Partizipationsindex,
welcher der vorrangegangen Analyse zur politischen Partizipation zu Grunde liegt, mit-
unter Beteiligungsformen beinhaltet, die sich über einen deutlich längeren Zeitraum vor
der Volksabstimmung erstrecken.
Tabelle 6: Die Wirkung von Emotionen auf die politische Partizipation bei der Volks-abstimmung
PotenzielleBeteiligung
Volksabstimmung
PotenzielleBeteiligung
Volksabstimmung
Abstimmungs-besteiligung
(Welle 7) (Welle 8) (Welle 9)
EmotionenAngst S21 -0.19 -0.21 0.62
(0.10) (0.12) (0.68)Ärger S21 0.09 0.14 0.91
(0.09) (0.10) (0.47)Freude 0.02 -0.08 -0.57
(0.09) (0.11) (0.45)
RessourcenEinkommen -0.06 -0.07 0.38
(0.11) (0.13) (0.58)Zeit 0.24* 0.35* 1.21*
(0.12) (0.14) (0.56)Bildung 0.16 0.22 1.43**
(0.10) (0.12) (0.52)
Pol. InvolvierungPol. Interesse -0.24 -0.25 -0.16
(0.15) (0.18) (0.79)
Empirische Ergebnisse 52
Tabelle 6: (Fortsetzung)
PotenzielleBeteiligung
Volksabstimmung
PotenzielleBeteiligung
Volksabstimmung
Abstimmungs-besteiligung
(Welle 7) (Welle 8) (Welle 9)
Interesse S21 1.66*** 2.22*** 5.74***(0.13) (0.15) (0.68)
PID Stärke 0.23 0.03 0.54(0.15) (0.17) (0.73)
Internal E�cacy -0.10 -0.14 0.69(0.11) (0.13) (0.54)
External E�cacy 0.05 0.23* -0.18(0.10) (0.11) (0.55)
MobilisierungMitgliedschaft 0.16 0.07 1.93**
(0.10) (0.11) (0.61)Erwerbstätigkeit -0.02 -0.12 0.00
(0.07) (0.08) (0.34)Kontakt 0.23 0.19 1.95
(0.16) (0.18) (1.09)
Relevanz/OpportunityStructuresWohnort: Stuttgart 0.04 0.04 1.34
(0.09) (0.11) (0.81)
Pol. GesinnungLinks-Rechts 0.09 0.06 1.80**Selbsteinstufung (0.12) (0.13) (0.62)
DemographischeVariablenAlter 0.24 0.26 3.11**
(0.21) (0.25) (1.02)Geschlecht 0.01 0.00 0.02
(0.05) (0.06) (0.25)
_cons 3.07*** 2.73*** -6.26***(0.19) (0.22) (1.02)
N 904 831 1023R2 0.28 0.36 0.36
Quelle: Volksabstimmung �Stuttgart 21�. Eigene Berechnungen. Analyse zur potenziellen Beteiligung:
lineare Regressionen; Analyse zur Abstimmungsbeteiligung: logistische Regression. * p < 0.05, ** p <
0.01, *** p < 0.001. Standardfehler in Klammern. Alle unabhängigen Variablen sind von 0-1 codiert.
Empirische Ergebnisse 53
5.4 Partizipationsarten
Im letzten Schritt ist von Belang, ob Angst, Ärger und Freude, die ja durchaus einen
Ein�uss auf die politische Partizipation (mit Ausnahme vom Volksentscheid) ausüben
(siehe Kapitel 5.2), sich hinsichtlich verschiedener Partizipationsarten unterscheiden. Die
Ergebnisse sind in Tabelle 7 dargestellt.
Tabelle 7: Die Wirkung von Emotionen auf verschiedene Partizipationsarten
KostenarmS21
KostenreichS21
Legal S21 Illegal S21
(Welle 8) (Welle 8) (Welle 8) (Welle 8)
EmotionenAngst S21 -0.04 0.13 0.05 2.61**
(0.30) (0.34) (0.31) (0.81)Ärger S21 0.66** 0.38 0.43 -1.20
(0.24) (0.30) (0.24) (0.87)Freude -0.09 0.73* 0.31 1.31
(0.27) (0.31) (0.27) (0.72)
RessourcenEinkommen -0.11 0.09 -0.17 0.45
(0.33) (0.41) (0.33) (1.04)Zeit -0.34 -0.10 -0.46 0.09
(0.35) (0.43) (0.35) (1.15)Bildung 0.71* -0.40 0.74* -1.11
(0.29) (0.36) (0.29) (0.93)
Pol. InvolvierungPol. Interesse 0.34 0.90 0.58 -4.66***
(0.44) (0.55) (0.45) (1.33)Interesse S21 2.32*** 3.59*** 2.35*** 4.33**
(0.38) (0.53) (0.38) (1.39)PID Stärke 0.65 -0.24 0.43 1.48
(0.42) (0.51) (0.43) (1.34)Internal E�cacy 0.22 -0.39 -0.11 0.57
(0.32) (0.40) (0.32) (1.04)External E�cacy 0.32 0.37 0.31 -3.85***
(0.28) (0.34) (0.29) (1.12)
MobilisierungMitgliedschaft -0.30 1.09** 0.11 1.58
(0.29) (0.34) (0.29) (0.82)
Empirische Ergebnisse 54
Tabelle 7: (Fortsetzung)
KostenarmS21
KostenreichS21
Legal S21 Illegal S21
(Welle 8) (Welle 8) (Welle 8) (Welle 8)
Erwerbstätigkeit 0.02 0.03 -0.03 -0.76(0.20) (0.24) (0.20) (0.60)
Kontakt 1.63*** 4.09*** 2.05*** 5.69***(0.47) (0.54) (0.49) (1.13)
Relevanz/Oppor-tunity StructuresWohnort: Stuttgart 0.37 0.62* 0.68* 0.22
(0.27) (0.29) (0.29) (0.56)
Pol. GesinnungLinks-Rechts -0.47 -0.85* -0.32 -2.11Selbsteinstufung (0.34) (0.42) (0.34) (1.15)
DemographischeVariablenAlter -0.65 -1.01 -0.39 -8.47***
(0.61) (0.75) (0.62) (2.09)Geschlecht -0.39* 0.33 -0.37* 0.54
(0.16) (0.20) (0.16) (0.46)
_cons -2.78*** -4.81*** -2.69*** -2.29(0.55) (0.71) (0.56) (1.68)
N 985 987 987 987R2 0.13 0.27 0.15 0.44
Quelle: Volksabstimmung �Stuttgart 21�. Eigene Berechnungen. Logistische Regressionen. * p < 0.05,
** p < 0.01, *** p < 0.001. Standardfehler in Klammern. Alle unabhängigen Variablen sind von 0-1
codiert.
Wenn es um den Kostenfaktor geht wird ersichtlich, dass Ärger die Wahrscheinlich-
keit steigert sich an kostenarmen Partizipationsarten und Freude die Wahrscheinlichkeit
erhöht, sich an kostenreichen Formen zu beteiligen. Ansonsten scheinen Emotionen auf
die Art der Partizipation im Zusammenhang mit �Stuttgart 21� keinen E�ekt auszuüben.
Hingegen sind es insbesondere die Mobilisierung durch Gruppen- und Parteikontakte im
Vorfeld der Volksabstimmung und das Interesse an �Stuttgart 21�, die die Wahrscheinlich
steigern, sowohl an kostenarmen als auch an kostengünstigen Formen zu partizipieren.
Somit konnten an dieser Stelle die Ergebnisse, die Valentino und Kollegen (2011) in
einer vergleichsweisen Studie gefunden haben � das Ärger, Angst und Freude kostenarme
Empirische Ergebnisse 55
Formen der politischen Beteiligung begünstigen und Ärger kostenreiche Arten fördert �
nicht bestätigt werden. Ein wesentlicher Unterschied zwischen der vorliegenden Arbeit und
der genannten Studie ist die Messung der Emotionsvariablen. Somit kann die Divergenz
möglicherweis darin begründet sein, dass zum einen Valentino et al. (2011: 163) �gene-
ral emotional states, not simply substantive evaluations of speci�c candidates or parties�
in den Blick nehmen und die vorliegende Arbeit Emotionen zum spezi�schen Sachthe-
ma �Stuttgart 21� heranzieht. Ein weiteres Unterscheidungskriterium sind die gebilde-
ten Partizipationsindizes, die jeweils aus anderen Partizipationsformen generiert wurden
und auch die eingeführten Kontrollvariablen, da sich die Fragenbögen in beiden Arbeiten
unterscheiden. Eine dritte Ursache ist möglicherweise der divergierende Kontext beider
Untersuchungen. Valentino et al. (2011) führten die Studie im amerikanischen nationalen
Kontext durch, während sich die Daten der vorliegenden Untersuchung auf den geographi-
schen Raum Baden-Württembergs beschränkten. Es ist durchaus vorstellbar, dass sich die
Stärke der Wirkung von Emotionen in beiden kulturellen Räumen unterscheidet. So zeigen
neuere Studien, dass die Kultur eines Landes einen wesentlichen Ein�uss darauf hat, wel-
che Emotionen empfunden werden und wie stark diese ausgeprägt sind (Koopmann-Holm
und Tsai 2014; Sims et al. 2015).
Wenn nun die Legalität von Beteiligungsformen in den Blick genommen wird, zeigt
sich ausschlieÿlich bei der Variable Angst ein positiver, statistisch signi�kanter, E�ekt
auf illegale Formen der Beteiligung, der so nicht erwartet worden ist. Zu bedenken ist
jedoch, dass nur äuÿerst wenige der Befragten an illegalen Formen partizipiert haben
(ausschlieÿlich 58 der 955 Befragten). Eine Hauptproblematik bei Befragungen ist die so-
ziale Erwünschtheit, die im Falle von illegalen Beteiligungsformen sicher von Bedeutung
ist und das Antwortverhalten der Befragten und somit auch die dargelegte Ergebnisla-
ge verzerrt. Ähnlich wie auch schon beim Kostenfaktor sind das Interesse an �Stuttgart
21� und die Gruppen- und Parteikontakte im Vorfeld der Volksabstimmung signi�kante
Ein�ussgröÿen, die die Wahrscheinlichkeit erhöhen, sich sowohl an legalen, als auch an
illegalen Partizipationsformen zu beteiligen.
5.5 Zusammenfassung der Ergebnisse
Zusammenfassend zeichnen die Resultate der empirischen Analysen eine sehr durch-
wachsene und keineswegs hypothesenkonforme Ergebnislage ab. Es wird ersichtlich, dass
Angst zwar die Informationssuche steigert, und bezogen auf die Volksabstimmung mit
Fazit & Ausblick 56
einer ausführlichen Informationsverarbeitung einhergeht, währenddessen Ärger eher zu
einer schnelleren Entscheidungs�ndung führt. Aber auch Freude � anders als vermutet �
ist ein konstanter Faktor, der die Informationssuche erhöht. Somit ist es im vorliegenden
Fall nicht nur die negative Emotion der Angst, wie andere Studien postulieren (Marcus et
al. 2000; Redlawsk et al. 2007), sondern auch positive emotionale Zustände (Freude), die
zumindest die Quantität der Informationssuche zu steigern vermögen. Hinsichtlich der po-
litischen Partizipation zeigt sich ein deutlicher und positiver E�ekt der Emotion Ärger �
eine Emotion, die im Kontext von �Stuttgart 21� sehr stark vertreten war � und der Motor
für die freigesetzten Partizipationspotenziale darstellt, ohne sich im Vorfeld ausführlich
mit der Sachlage auseinandergesetzt zu haben. Dieses Muster zeigte sich bereits in ande-
ren Studien (zur Partizipation siehe Valentino et al. 2009, 2011; zur Informationsverar-
beitung siehe Tiedens und Linton 2001). Die anderen Ergebnisse sprechen jedoch weniger
für die dargelegten Theorien und empirischen Befunde anderer Untersuchungen. Freude
steht in einem negativen Zusammenhang mit der politischen Partizipation. Hinsichtlich
der Volksabstimmung zeigt keine Emotion einen E�ekt und auch bezogen auf verschiede-
ne Partizipationsarten konnten keine maÿgeblichen signi�kanten Ein�üsse nachgewiesen
werden. Vielmehr ist im Zusammenhang mit �Stuttgart 21� das Interesse an der Thematik
ein Faktor, der in allen Untersuchungen positive E�ekte aufweist. Wer sich für das Thema
interessierte beschäftigte sich nicht nur vermehrt mit der Thematik, sondern partizipierte
unabhängig von der Art der Beteiligung auch im höheren Umfang. Ungeachtet der doch
recht durchmischten und nicht unmittelbar stringenten Ergebnislage, ist die Quintessenz
der vorliegenden empirischen Untersuchung, dass Emotionen tatsächlich eine Wirkung
auf die politische Informationssuche und die politische Partizipation entfalten und diese
auch nach Kontrolle diverser Ein�ussfaktoren bestand hat. Somit stehen die Ergebnisse
in einer Linie mit einem �rapidly accumulating evidence that emotions shape attention,
decision-making, attitudes, and action in the ralm of politics� (Brader und Marcus 2013:
166).
6 Fazit & Ausblick
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit dem Ein�uss von Emotionen auf die politi-
sche Informationssuche und die politische Partizipation im Kontext von �Stuttgart 21�.
Ausgangspunkt bildete die Problematik, ob Emotionen es vermögen, dass sich Menschen
dem demokratietheoretischen Ideal eines gut informierten und engagierten Bürgers an-
Fazit & Ausblick 57
nähern oder ob Emotionen � wie oftmals postuliert � Störgröÿen im politischen Prozess
darstellen. Denn jüngste Forschungsergebnisse suggerieren, dass die Emotion Angst zwar
zu einer erhöhten Aufmerksamkeit und Informiertheit führt, jedoch der ängstliche, nicht
unbedingt den engagiertesten Bürger darstellt. Ferner ist es der ärgerliche oder freudige
Bürger, der sich nicht umfassend über die Sachlage informiert, stattdessen aber seinen
Emotionen über eine verstärkte politische Teilhabe Ausdruck verleiht.
Um sich der Problematik anzunähern, wurde zunächst spezi�ziert, was genau unter
Emotionen verstanden werden kann. Anschlieÿend folgte die Kategorisierung verschie-
dener Emotionsansätze, um die in der Politikwissenschaft am häu�gsten angewandten
Theorien � das A�ective-Intelligence-Modell und kognitiven Bewertungstheorien � besser
in den bisherigen Forschungskontext verorten und von anderen theoretischen Ansätzen
abgrenzen zu können. Insbesondere die Vereinigung beider Theorien ermöglichte es, ein
Set überprüfbarer Hypothesen zu genieren, um der zentralen Fragestellung der Arbeit
adäquat begegnen zu können. Der erste Hypothesenblock befasst sich mit der Informati-
onssuche. Es wurde erwartet, dass sich Ärger und Freude negativ und Angst positiv auf
die Informationssuche auswirken. Der zweite Hypothesenblock nimmt die Wirkung von
Emotionen auf die politische Partizipation genauer unter die Lupe. Während Ärger und
Freude die politische Partizipation begünstigen sollten, wurde erwartet, dass ängstliche
Menschen zwar Partizipationsabsichten äuÿern, jedoch diesen nicht unmittelbar Taten
folgen lassen. Zudem wurden Annahmen bezüglich verschiedener Partizipationsarten for-
muliert. Während Ärger und Freude sowohl auf kostenarme als auch auf kostenintensive
Beteiligungsformen einen positiven E�ekt ausüben sollten, wurde erwartet, dass ängst-
liche Bürger politische Partizipation, die mit hohen Kosten verbunden ist, eher meiden.
Darüber hinaus wurde postuliert, dass insbesondere die Emotion Ärger mit illegalen Be-
teiligungsformen korreliert.
Als Fallbeispiel diente der Kontext rund um �Stuttgart 21�. Gerade diese Thematik
bietet sich an dieser Stelle an, wird doch gerade dem sogenannten �Wutbürger� vorgewor-
fen, dass er ausschlieÿlich �buht, schreit und hasst� und seine staatstragende Rolle völlig
vernachlässigt (Kurbjuweit 2010).
Die Ergebnisse der empirischen Analyse zeigen, dass Emotionen keineswegs nichtig
sind im Prozess der politischen Meinungsbildung oder gar eine lähmende Wirkung auf
die Partizipation ausüben. Auch wenn die Ergebnisse nicht gänzlich mit bisherigen For-
schungsergebnissen übereinstimmen, so zeigt sich, dass Emotionen � auch nach Kontrolle
entscheidender Ein�ussfaktoren � einen E�ekt auf die politische Informationssuche und
Fazit & Ausblick 58
die politische Partizipation besitzen. Sowohl Angst als auch Freude begünstigen geführte
Gespräche über �Stuttgart 21� und eine breite Nutzung verschiedener Medieninforma-
tionen über die Thematik. Zudem scheint vor allem die Emotion Ärger der Motor der
politischen Partizipation im Zusammenhang von �Stuttgart 21� gewesen zu sein. Angst
besitzt im geringen Umfang einen positiven E�ekt auf die tatsächliche Partizipation, wäh-
renddessen sich Freude eher negativ auf die politische Beteiligung auswirkt. Spezi�ziert
man die Analyse auf die Volksabstimmung, als eine von vielen Partizipationsarten, so
zeigt sich, dass Angst dazu führt, dass Menschen ihr Urteil genauestens abwägen � auch
wenn an dieser Stelle alternative Erklärungen nicht gänzlich auÿer Acht gelassen werden
sollten �, während Ärger zu einer schnellen Urteilsbildung führt. Auf die Partizipation
bezüglich der Volksabstimmung haben die drei Emotionen jedoch keinen bzw. Ärger nur
einen äuÿerst marginalen positiven E�ekt. Werden verschiedene Partizipationsarten näher
untersucht, so scheinen auch hier Emotionen weniger von Bedeutung zu sein.
Die sehr durchmischte Ergebnislage verdeutlicht insgesamt, dass Emotionen es durch-
aus vermögen politisches Verhalten zu beein�ussen, wenngleich im vorliegenden Fall ande-
re Faktoren wie etwa das Interesse an der Thematik �Stuttgart 21� einen deutlich stärken
Ein�uss aufweisen. Dass sie eine Wirkung auf die politische Informationssuche und die
politische Partizipation besitzen, ist jedoch nicht von der Hand zu weisen.
Allerdings zeichnet die Ergebnislage aus demokratietheoretischer Sicht ein durchaus
bedenkenswertes Bild: Denn gerade der ärgerliche Bürger, welcher sich über die Sachla-
ge wenig informiert und zu einer schnellen Entscheidungs�ndung neigt, scheint auch der
Bürger zu sein, der sich politisch engagiert. Angst und Freude hingegen steigern die Infor-
mationssuche, stehen jedoch in keinem oder gar in einem negativen Zusammenhang mit
der politischen Beteiligung. Dies scheint durchaus besorgniseregend, wenn man bedenkt,
dass �Meaningful democratic participation requires that the voices of citizens in politics
be clear, loud, and equal.� (Verba et al. 1995: 509) und sich nach den Ergebnissen zu
urteilen, ausschlieÿlich der ärgerliche Bürger politisches Gehör verscha�t. Aber nur gleich
laute Stimmen vermögen es auch gleich starken Ein�uss auszuüben, denn �Who votes,
and who doesn't, has important consequences for who gets elected and for the content of
public policies.� (Lijphart 1997: 4), was so gesehen auch für andere Partizipationsformen
zutre�en sollte.
Die vorliegende Analyse weist verschiedene Problematiken auf, welche wohlmöglich
die Aussagekraft der aufgezeigten Ergebnisse schmälern. Zunächst handelt es sich um
Daten aus einer Umfrage. Somit wurden die zentralen Emotionsvariablen bewusst und
Fazit & Ausblick 59
retrospektiv von den Befragten beantwortet. Der Vorteil der Methode ist die bevölke-
rungsrepräsentative Aussagekraft, aber sie besitzt den Nachteil, dass der unterbewusste
und schnelllebige Charakter von Emotionen durch retrospektive Antworten nicht adäquat
eingefangen werden kann, so dass mögliche Messfehler nicht auszuschlieÿen sind. Insbeson-
dere experimentelle Designs wären in diesem Zusammenhang eine geeignete Ergänzung,
die es ermöglichen, Prozesse der politischen Informationsverarbeitung und Entscheidungs-
�ndung genau in den Momenten zu messen, in denen die Probanden bestimmte Emotionen
auch tatsächlich emp�nden (Brader 2005: 391; Redlawsk et al. 2007: 153).
Darüber hinaus stellt sich bei einigen Untersuchungen, explizit wenn es um die Unter-
scheidung verschiedener Partizipationsarten geht, die Problematik zu geringer Fallzahlen
und im Falle von illegalen Beteiligungsformen mitunter auch das Problem der sozialen
Erwünschtheit, die möglicherweise die Ergebnisse verzerrt haben könnten. Ein generelles
Problem sind zudem die geringen Vergleichsmöglichkeiten der Ergebnisse. Die Forschung
in diesem Gebiet ist bisher vergleichsweise gering. Zudem herrscht keine Übereinstimmung
in den verwendeten Theorien, Emotionen, Kontexten und/oder Methoden. So stimmen
einige der Ergebnisse der vorliegenden Analyse durchaus mit der bisherigen Forschung
überein, während andere diesen widersprechen. Dies kann jedoch den Umständen geschul-
det sein, dass mitunter Emotionen in verschiedenen Kontexten andere Wirkung auf das
politische Verhalten ausüben, dass Emotionen allgemeiner Natur andere E�ekte besitzen
als Emotionen zu einem bestimmten Sachthema oder einer politischen Person oder dass
die Messung der zentralen Emotionsvariablen divergiert (etwa das verschiedene negative
Emotionen zu einem Indikator zusammengefasst werden). Daher sind sowohl Replikatio-
nen der Studien in verschiedenen Kontexten als auch im Allgemeinen mehr Forschung
� insbesondere auch in Hinblick auf die Integration verschiedener Emotionstheorien und
Erhebungsmethoden � auf diesem Gebiet von Nöten, um die Wirkung von Emotionen auf
gesellschaftlich relevante Prozesse und Phänomene in Gänze zu verstehen. Denn der Aus-
spruch �ich fühle also bin ich� (Damasio 2000) besitzt ohne Zweifel auch im Politischen
Geltung.
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Anhang i
Anhang
A Fragebogenitems und Codierung
Tabelle 8: Übersicht über die Fragebogenitems und deren Codierung
Variable Fragestellung Konstruktion
Abhängige Variablen Hypothe-senblock I: Informationssuche
Gespräche über �Stuttgart21� und Volksabstimmungmit
(a) Ehe- oder Lebenspart-ner,
(b) Familienmitgliedern,
(c) Freunden,
(d) Arbeitskollegen, Nach-barn oder anderenBekannten
�An wie vielen Tagen haben Siesich in der vergangenen Wochemit folgenden Personen oderPersonengruppen über �Stutt-gart 21� oder die bevorstehen-de Volksabstimmung unterhal-ten?�
Skala von 1 (�keinen Tag�) bis 8(�7 Tagen�)
Medieninformationen�Stuttgart 21� und Volks-abstimmung in
(a) lokalen oder regionalenTageszeitungen,
(b) Radio,
(c) Fernsehen und
(d) Nachrichtenportalen imInternet
�Und an wie vielen Tagen ha-ben Sie sich in der vergangenenWoche in den folgenden Me-dien über �Stuttgart 21� oderdie bevorstehende Volksabstim-mung informiert?�
Skala von 1 (� keinen Tag�) bis8 (�7 Tagen�)
Beiträge in sozialen Netz-werken über �Stuttgart 21�und Volksabstimmung
�Und an wie vielen Tagen dervergangenen Woche haben Siedort Informationen über �Stutt-gart 21� oder die bevorstehendeVolksabstimmung gesehen?�
Skala von 1 (�keinen Tag�) bis 8(�7 Tagen�)
Aufmerksamkeit für denAbstimmungskampf
�Wie aufmerksam haben Sie denAbstimmungskampf im Vor-feld der Volksabstimmung zu�Stuttgart 21� verfolgt?
Skala (umgepolt) von 1 (� über-haupt nicht�) bis 4 (�sehr auf-merksam�)
Abhängige Variablen Hypothe-senblock IIa: Politische Partizi-pation
Anhang ii
Tabelle 8: (Fortsetzung)
Variable Fragestellung Konstruktion
Politische Partizipation Po-tenziell
(a) Beteiligung an Wahlen,
(b) Beteiligung an ö�entli-chen Diskussionen,
(c) Mitarbeit in einer Bür-gerinitiative,
(d) Teilnahme an einernicht genehmigtenDemonstration,
(e) Teilnahme an einer ge-nehmigten Demonstrati-on,
(f) Beteiligung an Online-Protestaktionen,
(g) Besetzung von Gebäu-den und ö�entlichenPlätzen,
(h) Teilnahme an einer Ver-kehrsblockade,
(i) gezielte Sachbeschädi-gung
�Wenn Sie politisch in einerSache, die Ihnen wichtig ist,Ein�uss nehmen oder IhrenStandpunkt zur Geltung brin-gen wollten: Welche der folgen-den Möglichkeiten würden Sienutzen, was käme davon für Siein Frage? (Mehrfachantwortenmöglich)�
Indexbildung mit einer Skalavon 0 (�Absicht, an keiner dergenannten Formen zu partizi-pieren�) bis 9 (�Absicht, an al-len genannten Formen zu parti-zipieren�)
Tatsächlich stattgefundenePartizipation
(a) bis (i) siehe PolitischePartizipation Potenziell
�Und was davon haben Sieselbst schon gemacht, woranwaren Sie schon einmal betei-ligt? (Mehrfachantworten mög-lich)�
Indexbildung mit einer Skalavon 0 (�an keiner der genann-ten Formen jemals beteiligt�)bis 9 (�an allen genannten For-men bereits schon beteiligt�)
Tatsächlich stattgefundenePartizipation im Zusam-menhang mit �Stuttgart21�
(a) bis (i) sie Politische Par-tizipatiom Potenziell
�Und stand Ihre Beteiligung inZusammenhang mit �Stuttgart21�?�
Indexbildung mit einer Skalavon 0 (�an keiner der genann-ten Formen jemals beteiligt�)bis 9 (�an allen genannten For-men bereits schon beteiligt�)
Abhängige Variablen Hypothe-senblock IIb: Vertiefung Volks-abstimmung
Schwierigkeit bei der Ab-stimmungsentscheidung
�Fällt Ihnen die Entscheidungbei der Volksabstimmung...�(Welle 7,8)/�Ist Ihnen die Ent-scheidung bei der Volksabstim-mung...� (Welle 9)
Skala von 1 (�sehr schwer�/�sehrschwer gefallen�) bis 4 (�sehrleicht�/�sehr leicht gefallen�)
Anhang iii
Tabelle 8: (Fortsetzung)
Variable Fragestellung Konstruktion
Sicherheit bei der Abstim-mungsentscheidung
�Wie sicher sind Sie sich, wie Siebei der Volksabstimmung ab-stimmen werden?�
Skala (umgepolt) von 1 (�sehrunsicher�) bis 4 (�sehr sicher�)
Volksabstimmung: Abstim-mungsabsicht
�Werden Sie an der Volks-abstimmung zum S21-Kündigungsgestz...�
Skala (umgepolt) von 1 (�be-stimmt nicht teilnehmen�) bis 5(�bestimmt teilnehmen�)
Volksabstimmung: Tat-sächliche Partizipation
�Haben Sie bei der Volksab-stimmung zu �Stuttgart 21� Ih-re Stimme abgegeben?�
Dummy-Variable:
(0) Nein
(1) Ja
Abhängige Variablen Hypothe-senblock IIc: Partizipationsar-ten: Kosten/Legalität
Kostenarm S21
(a) Beteiligung an Wahlen,
(c) Beteiligung an Online-Protestaktion,
(d) Beteiligung Volksab-stimmung
Fragestellung siehe Hypothe-senblock IIa und Hypothesen-block IIb: Volksabstimmung:Tatsächliche Partizipation
Dummy-Variable:
(0) keiner der Form genutzt
(1) mind. eine der Form ge-nutzt
Kostenreich S21
(a) Beteiligung an ö�entli-chen Diskussionen,
(b) Mitarbeit in einer Bür-gerinitiative,
(c) Teilnahme an einernicht genehmigtenDemonstration,
(d) Teilnahme an einer ge-nehmigten Demonstrati-on,
(e) Besetzung von Gebäu-den und ö�entlichenPlätzen,
(f) Teilnahme an einer Ver-kehrsblockade,
(g) gezielte Sachbeschädi-gung
Fragestellung siehe Hypothe-senblock IIa
Dummy-Variable:
(0) keiner der Form genutzt
(1) mind. eine der Form ge-nutzt
Anhang iv
Tabelle 8: (Fortsetzung)
Variable Fragestellung Konstruktion
Legal S21
(a) Beteiligung an Wahlen,
(b) Beteiligung an ö�entli-chen Diskussionen,
(c) Mitarbeit in einer Bür-gerinitiative,
(d) Teilnahme an einer ge-nehmigten Demonstrati-on,
(e) Beteiligung Volksab-stimmung
Fragestellung siehe Hypothe-senblock IIa
Dummy-Variable:
(0) keiner der Form genutzt
(1) mind. eine der Form ge-nutzt
Unabhängige Variablen:
Emotionen: Angst, Ärger,Freude
�Die Diskussion um �Stuttgart21� ist von vielen Gefühlen undEmp�ndungen geprägt. WennSie persönlich an �Stuttgart 21�denken: In welchem Ausmaÿlöst �Stuttgart 21� die folgen-den Gefühle und Emp�ndungenbei Ihnen aus?�
rekodiert auf eine Skala von 0(�überhaupt nicht�) bis 1 (�insehr groÿem Ausmaÿ�)
Interesse an Politik �Einmal ganz allgemein gespro-chen: Wie stark interessierenSie sich für Politik?�
rekodiert auf eine Skala von 0(�überhaupt nicht�) bis 1 (�sehrstark�)
Interesse an �Stuttgart 21� Und wie stark interessiert Siespeziell das Thema �Stuttgart21�?
rekodiert auf eine Skala von 0(�überhaupt nicht�) bis 1 (�sehrstark�)
Parteiidenti�kation � Stär-ke (wenn Parteiidenti�kati-on vorhanden)
�Wie stark oder wie schwachneigen Sie � alles zusammenge-nommen � dieser Partei zu?�
rekodiert auf eine Skala von 0(�sehr schwach�) bis 1 (�sehrstark�)
Geschlecht Bitte geben Sie Ihr Geschlechtan.
Dummy-Variable:
(0) männlich
(1) weiblich
Alter In welchem Jahr sind Sie gebo-ren?
In Jahren; rekodiert auf eineSkala von 0 (�niedrigste Alter-sangabe�) bis 1 (�höchste Alter-sangabe�)
Anhang v
Tabelle 8: (Fortsetzung)
Variable Fragestellung Konstruktion
Bildung �Welchen höchsten Bildungsab-schluss haben Sie?�
rekodiert auf eine Ska-la von 0 (�ich habe dieSchule ohne Abschluss be-endet�) bis 1 (�Fachhoch-/Hochschulabschluss�)
Nettohaushaltseinkommen �Wie hoch ist das Nettoeinkom-men Ihres gesamten Haushaltespro Monat?�
rekodiert auf eine Skalavon 0(�unter 500e�) bis 1 (�10.000eund mehr�)
Zeit �Mein Alltag fordert mich sosehr, dass mir keine Zeit bleibt,um mich mit politischen The-men zu beschäftigen.�
Skala (umgepolt) von 0 (�stim-me voll und ganz zu�) bis 1(�stimme überhaupt nicht zu�)
Political E�cacy:
External Political E�cacy �Politiker kümmern sich nichtdarum, was einfache Leute den-ken.�
Skala (umgepolt) von 0 (�stim-me voll und ganz zu�) bis 1(�stimme überhaupt nicht zu�)
Internal Political E�cacy �Die ganze Politik ist so kompli-ziert, dass jemand wie ich nichtversteht, was dort vorgeht.�
Skala (umgepolt) von 0 (�stim-me voll und ganz zu�) und 1(�stimme überhaupt nicht zu�)
Gruppen- und Partei-kontakte
(a) Veranstaltungen bzw.Kundgebungen,
(b) E-Mails,
(c) SMS,
(d) Flugblätter, Handzettel,Broschüren oder Post-wurfsendungen,
(e) Kinospots,
(f) Anzeigen in Zeitungenoder Zeitschriften,
(g) Plakate,
(h) Stände,
(i) Internetseiten und
(j) Social Media (z.B. Face-book, StudiVZ, Twitter)
�Im Vorfeld der Volksabstim-mung zu �Stuttgart 21� habensowohl die Parteien als auch an-dere Organisationen und Grup-pierungen auf vielen verschiede-nen Wegen versucht, die Bür-gerinnen und Bürger in Baden-Württemberg zu erreichen, umfür die Teilnahme an der Volks-abstimmung bzw. für oder ge-gen die Annahme des S 21-Kündigungsgesetzes zu werben.Auf welchen Wegen hatten Sieim Vorfeld der Volksabstim-mung Kontakt zu Parteien oderanderen Organisationen undGruppierungen? (Mehrfachant-worten möglich).�
Indexbildung aus den 10 mög-lichen Gruppen- und Partei-kontakten, rekodiert auf eineSkala von 0 (�kein Gruppen-und Parteikontakt�) bis 1 (�10Gruppen- und Parteikontalte�)
Anhang vi
Tabelle 8: (Fortsetzung)
Variable Fragestellung Konstruktion
Organisations-mitgliedschaft
(a) Mitglied einer Gewerk-schaft,
(b) Mitglied einer Partei,
(c) Mitglied in einem Ver-band oder Verein?
�Sind Sie oder ein Mitglied IhresHaushaltes...�
Indexbildung aus den 3möglichen Organisations-mitgliedschaften, rekodiertauf eine Skala von 0 (�keineMitgliedschaft�) bis 1 (�alleMitgliedschaften�)
Erwerbstätigkeit �Sind Sie zur Zeit erwerbstätig?Was von dieser Liste tri�t aufSie zu?�
Dummyvariable:
(0) (nicht erwerbstätig)
(1) (erwerbstätig oder inAusbildung/Studium)
Links-Rechts Selbsteinstu-fung
In der Politik reden die Leute jahäu�g von �links� und �rechts�.Wo würden Sie sich selbst ein-ordnen, wenn 1 �links� und 11�rechts� bedeutet?
rekodiert auf eine Skala von 0(�links�) bis 1 (�rechts�)
Wohnort Kodiert über Wahlkreisnum-mern
Dummyvariable:
(0) (andere)
(1) (Stuttgart)
Needs:
Need to evaluate �Ich bilde mir zu allem eine Mei-nung.�
rekodiert auf eine Skala von 0(�tri�t überhaupt nicht zu�) bis1 (�tri�t voll und ganz zu�)
Need for cognition �Ich �nde wenig Befriedigungdarin, angestrengt und stun-denlang nachzudenken.�
Wertebereich (umgepolt) von 0(�tri�t voll und ganz zu�) bis 1(�tri�t überhaupt nicht zu�)
Need for cognitiv closure �Gewöhnlich tre�e ich wichtigeEntscheidungen schnell und si-cher.�
rekodiert auf eine Skala von 0(�tri�t überhaupt nicht zu�) bis1 (�tri�t voll und ganz zu�)
Anhang vii
B Erklärung für schriftliche Prüfungsleistungen
gemäÿ � 13 Abs. 2 und � 19 Abs. 3 und Abs. 5 und � 15 Abs. 9 der Ordnung des Fachbereichs 02 der
Johannes Gutenberg-Univeristät Mainz für die Prüfung im
Masterstudiengang Empirische Demokratieforschung
Hiermit erkläre ich, Judith Schliephake
Matrikelnummer: 2688095
dass ich die vorliegende Arbeit mit dem Titel
Angst, Ärger und Freude: Der Ein�uss von Emotionen auf die politische Informationsver-
arbeitung und die politische Partizipation am Fallbeispiel von �Stuttgart 21�
selbständig verfasst und keine anderen als die angegebenen Quellen oder Hilfsmittel (einschlieÿlich elek-
tronischer Medien und Online-Quellen) benutzt habe.
Mir ist bewusst, dass ein Täuschungsversuch oder ein Ordnungsverstoÿ vorliegt, wenn sich diese Erklärung
als unwahr erweist. � 19 Absatz 3 der Masterodnung (s.u.) habe ich zur Kenntnis genommen.
Karlsruhe, 05.09.2016
Ort, Datum Unterschrift
Auszug aus � 19 Abs. 3 Masterordnung: Versäumnis, Rücktritt, Täuschung, Ordnungsverstoÿ
(3) Versucht die Kandidatin oder der Kandidat das Ergebnis einer Prüfung durch Täuschung oder Benutzung nicht zugelassener Hilfsmittel zu
beein�ussen, oder erweist sich eine Erklärung gem. Abs. 5 als unwahr, gilt die betre�ende Prüfungsleistung als mit �nicht ausreichend� (5,0)
absolviert (...)
Auszug aus � 19 Abs. 5 Masterordnung: Versäumnis, Rücktritt, Täuschung, Ordnungsverstoÿ
(5) Bei schriftlichen Prüfungsleistungen gemäÿ � 13 mit Ausnahme von Klausuren hat die oder der Studierende bei der Abgabe der Arbeit
eine schriftliche Erklärung vorzulegen, dass sie oder er die Arbeit selbstständig verfasst und keine anderen als die angegebenen Quellen und
Hilfsmittel benutzt hat. Erweist sich eine solche Erklärung als unwahr oder liegt ein sonstiger Täuschungsversuch oder ein Ordnungsverstoÿ
bei der Erbringung von Prüfungsleistungen vor, gelten die Absätze 3 und 4 entsprechend.
Auszug aus � 15 Abs. 9 Masterodnung: Masterarbeit
(9) Sie oder er hat bei der Abgabe schriftlich zu versichern, dass sie oder er die Arbeit selbstständig verfasst und keine anderen als die
angegebenen Quellen und Hilfsmittel benutzt hat.
Auszug aus � 13 Abs. 2 Masterordnung: Schriftliche Modulprüfungen
(2) ... Bei einer Gruppenarbeit sind die eigenständig sowie gegebenenfalls die gemeinsam verfassten Teile der Arbeit eindeutig zu benennen.