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Angstmedien - Medienängste, Prof. Dr. Susanne Keuneke ‚Gefangen im Netz‘ – das Internet Sitzung vom 05.12.2006

Angstmedien - Medienängste, Prof. Dr. Susanne Keuneke Gefangen im Netz – das Internet Sitzung vom 05.12.2006

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‚Gefangen im Netz‘ – das Internet

Sitzung vom 05.12.2006

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Gegenstand und Ziel der Sitzung

• Darstellung der Entwicklung des Internet anhand der Nutzerzahlen in Deutschland Verständnis für gesellschaftliche Bedeutung

• Darstellung der Internetdebatte der letzten Jahre und Gegenwart Identifikation und Analyse zentraler Thesen

• Darstellung von empirischen Untersuchungen zum Sucht- sowie (Des-)Integrationspotenzial des Internet Abgleichung mit Sucht- und (A-)sozialisations-these

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Die Ausbreitung des Internet in Deutschland

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Internet: vom Elite- zum ‚Massenmedium‘

• 1983: Durch Einführung des TCP/IP-Protokolls entsteht das ‚Internet‘– Teilnetz mit den bis dato höchsten Nutzerzahlen– Nutzer fast ausschließlich aus dem Wissenschaftsbereich– Übertragung nur von Texten möglich– Anschluss erster deutscher Universitätsrechner: 1988/89

• 1993: Das CERN (Genf) gibt den www-Standard zur kostenlosen Nutzung frei– grafische Oberfläche mit ‚intuitiver‘ Bedienbarkeit– Möglichkeit multimedialer Anwendungen (Interaktivität und

mind. 3 Elemente: Text, Bild, Bewegtbild, Ton, Daten) ‚Penetration der Gesellschaft‘ (als Auslöser von

Medienangst) beginnt

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Entwicklung der Nutzerzahlen in der BRD

(vgl. Eimeren/Frees 2006: 404)

6,510,4

17,7

28,6

38,844,1

53,5 55,3 57,9 59,5

0

10

20

30

40

50

60

1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006

Anteil an Bevölkerung in %

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Das Internet als ‚junges‘ Medium

• Internetnutzer: soziodemografische Abweichungen vom Bevölkerungsdurchschnitt– mehr Jungen/Männer als Mädchen/Frauen– mehr Höhergebildete als Niedriggebildete– mehr Menschen in der ‚ersten Lebenshälfte‘ (bis 39

Jahre) als in der ‚zweiten Lebenshälfte‘ (40 Jahre und älter)

• in allen Punkten mehr oder minder starke Angleichung bei zunehmender Diffusion des Internet

• Aber: ‚Elterngeneration‘ nach wie vor unterrepräsentiert ‚Generationenkonflikt‘ als Auslöser von

Medienangst

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Soziodemografische Struktur der Internetnutzer: Alter in % (gerundet)

(vgl. Eimeren/Frees 2006: 404, eigene Berechnung)

73

27

65

35

59

41

57

43

5445

5347

0

10

20

30

40

50

60

70

80

1997 1999 2001 2003 2005 2006

14-39 Jahre 40 Jahre +

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Die Internetdebatte in Deutschland

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Defizitthese – der ‚Fall Somm‘• 1998: Prozess gegen Felix Somm (Geschäftsführer von

CompuServe Deutschland)– Anklage: ‚Beihilfe zur Verbreitung kinderpornographischer

Darstellungen‘ und ‚Volksverhetzung‘ (neonazistisches u. pornographisches Material in Newsgroups von CompuServe USA)

– Sachverständiger: Filterung durch CS Deutschland technisch unmöglich

• Plädoyer auch der Staatsanwaltschaft auf Freispruch (!)– Urteil: 2 Jahre Haft (Bewährung), 100.000 Mark Geldstrafe

• ‚Vernachlässigung des Jugendschutzes aus Profit- und Profilierungsstreben‘

• Angeklagter hätte Mutterfirma ‚Befehl verweigern‘ müssen (Sperrung der Verbindung zum USA-Server); Vergleich zu ‚Mauerschützen-Prozessen‘

• 1999: Wiederaufnahme des Prozesses– nach weiterem Expertengutachten: Freispruch für Somm

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(Miss-)bildungsthese• Internet als ‚technische Gedächtnisstütze‘ führt zur „kulturellen

Amnesie“ (Braun 2001: 58)– japanische Studie (N = 150): 7% der Probanden hatten „schwere

Gedächtnisprobleme“ – Interpretation der Ärzte: „Umgang mit Computern sowie die

allgemeine Informationsüberlastung“ als Grund– Offene Fragen:

• Existieren Vergleichswerte? • Korrelieren Computernutzung und Gedächtnisleistung?

• Zitat von Platons Schriftkritik: – „Bezogen auf das Fernsehen, erwies sich Platon als außerordentlich

weitsichtig. Auch das Internet mag den Irrtum der Vielwissenheit nähren (...) Was das technische Hilfsmittel ‚Schrift‘ betrifft, hatte der griechische Philosoph allerdings Unrecht – ohne seine Texte hätten uns seine Überlegungen nie erreicht“ (ebd.) Aufwertung älterer gegenüber neuen Medien

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Pathologiethese

• „Gleichzeitig verursachen Internet und Co einen ungesunden Informationsschwall, der unsere Filterfähigkeiten übersteigt. Die Menschen werden zusehends gestresst, geradezu krank von der Unmöglichkeit, die Infoflut zu verdauen“ (Braun 2001: 58)– unzutreffend: Bild eines passiven Rezipienten, der einer Bedrohung

schutzlos ausgeliefert ist Widerspiegelung in paranoiden Wahnvorstellungen (vgl. Auer 2002: 12), u.a.:

• ‚Internet Bugs‘ im Ohr kontrollieren Gedanken• intime Bilder der eigenen Person im Internet veröffentlicht• Kontrolle der Gliedmaßen durch Mausklicks anderer Menschen

– „Patienten hatten nur wenig, beziehungsweise keine Erfahrung mit dem Internet. Ihre Wahnvorstellungen waren lediglich durch die Medien und andere Informationsquellen geprägt“ (ebd.). Paranoia als Extremform der gesellschaftlich immanenten Internetangst

• Internet als anonyme, übermächtige Bedrohung

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Die Suchtthese und ihre empirische Überprüfung

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Suchtthese• Internet „erscheint als Sucht des Jahrtausends, denn

es übertrifft sogar das Fernsehen, das uns schon geistig und seelisch fest im Griff hat“ (Young 1999: 23).

• Kriterien für ‚Online Addiction‘– Gedanken kreisen auch offline um das Internet– stetige Steigerung der Online-Zeiten– vergebliche Versuche, Online-Nutzung einzuschränken– ‚Entzugssymptome‘ (Nervosität, Angst, Depression) bei

Nicht-Nutzung– längere Online-Sessions als beabsichtigt– Gefährdung von Beziehungen/Arbeit– Leugnen des wahren Umfangs der Internetnutzung– eskapistische Nutzungsmotive

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Datenbasis von Young (1999)

• Online-Befragung zu ‚Internetsucht‘(N = 496)– 396 Befragte wiesen Symptome von Internetsucht auf

• Größe und Akquise (Verzerrung durch Selbstselektion) der Stichprobe erlauben keine quantitativen Aussagen!

– „Wenn wir von den allgemein anerkannten fünf bis zehn Prozent aller ‚Nutzer‘ ausgehen, die alkohol- oder spielabhängig sind, kommen wir zu dem Schluss, dass allein in den Vereinigten Staaten schon mehr als fünf Millionen Internetbenutzer süchtig sind“ (41)

• Rückschluss von Schätzwerten aus anderen Realitätsbereichen unzulässig!

– Hintergrund der Internetsucht bei den Befragten: soziale Isolation, Lebenskrisen, psychische Störungen

– unbelegte Behauptung: auch Menschen ohne diese Prädispositionen werden internetsüchtig

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„Internetsucht: Jugendliche gefangen im Netz“

(Hahn/Jerusalem 2001)

• zum Suchtpotenzial des Internet– „Unglücklicherweise (suggerieren) die in der Literatur

vorzufindenden Begriffe ‚Online Addiction‘ (...) oder ‚Cyberdisorder‘, daß das Internet Ursprung und Ursache der Verhaltensstörung ist. Dennoch soll mit diesen Begriffen nur zum Ausdruck gebracht werden, daß die Verhaltensstörung an das Internet als Austragungsort gebunden ist“ (4)

• zur Ermittlung quantitativer Dimensionen durch bisherige Internetsucht-Studien– „Da die Befragungsteilnehmer nicht zufällig aus der

definierten Grundgesamtheit der Internetnutzer gezogen wurden, kann keine Arbeit Repräsentativität für sich in Anspruch nehmen“ (4)

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„Internetsucht: Jugendliche gefangen im Netz“

(Hahn/Jerusalem 2001)

• zur Verzerrung der ‚Suchtquoten‘ durch Selbstselektion der Befragungsteilnehmer– „Am geringsten ist diese Verzerrung in der Studie von

Greenfield (1999) zu befürchten (...) Binnen zweier Wochen beantworteten 17 251 Teilnehmer die Fragen Greenfields (...) Greenfield identifizierte (...) 5,7 Prozent der (...) Internetnutzer als internetsüchtig. Damit hat Greenfield nicht nur die Studie mit den meisten Teilnehmern durchgeführt, er berichtet auch mit deutlichem Abstand die geringste Prävalenzrate der publizierten Studien“ (5)

• eigene Ergebnisse: Online-Befragung (N = 8266)– 3,2% der Befragten als internetsüchtig definiert

• „Die Prävalenzangaben sollten .. als obere Grenze der tatsächlichen Verhältnisse angesehen werden“ (13)

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Die (A-)sozialisationsthese und ihre empirische Überprüfung

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(A-)sozialisationsthese

• Hintergrund: Möglichkeit zur entkörperlichten Präsenz in virtuellen Welten (Chats und Online-Spiele) – Zuspitzung der Möglichkeiten zur Illusion bzw. Inlusion, die

ältere Medien bieten– „Sind Sie erst einmal dort gelandet, tauchen Sie schnell in

diese Gemeinde trotz ihrer Grenzen, ihrer Fallstricke und ihres Sucht erregenden Potenzials ein, das Sie von Ihrem tatsächlichen Leben und den Menschen .. entfernt“ (Young 1998: 149).

– „Die Gefahr ist groß, dass Nutzer sich hier in ihre bunte Welt (der Online-Spiele, SK) immer mehr hineinsteigern und das reale Leben immer mehr in den Hintergrund rückt. Reale soziale Bindungen gehen zu Bruch (...) Oft entsteht bei solchen virtuellen Kontakten nur eine Illusion von Zusammengehörigkeit, die sich sehr schnell in realen Treffs als kurzlebige Seifenblasen entpuppen“ (Karadeniz 2003)

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Überprüfung der (A-)sozialisationsthese am Beispiel

von MUDs

• MUDs = Multi-User-Dungeons– interaktive Abenteuer- und Rollenspiele mit

potenziell unbegrenzter Mitspielerzahl– textbasierte virtuelle Welten (Environments)– Aktion und Kommunikation mittels Avataren– inhärentes Ziel: Punkte sammeln und aufsteigen

(Lösung von Quests und ‚Metzeln‘)– ‚Sozialleben‘ im MUD:

• Mitgliedschaft in Zünften und Gilden (‚Berufe‘)• Gestaltung des Environments (z.B. Hausbau- und

einrichtung)• Eingehen virtueller Bindungen bis hin zur Heirat

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Zusammenhang von Online- und Offline-Beziehungen:

Forschungsstand• Götzenbrucker (2001):

– RL-Fragebogeninterviews mit österreichischen MUD-Teilnehmern (N = 40)

– Ergebnisse u.a.: durchschnittlich werden über das MUD 5 neue (enge) Freundschaften geknüpft

• Schildmann/Wirausky/Zielke (1995):– Fragebogenbefragung im MUD ‚Morgengrauen‘ (N = 62)– Ergebnisse u.a.: 87% der Befragten hatten mit mindestens

einem Spieler RL Freundschaft geschlossen

• Parks/Roberts (1996): – Fragebogenbefragung von Spielern aus 7 amerikanischen

MUDs (N = 230) – Ergebnisse: 94 % der Befragten hatten über das MUD

mindestens eine neue RL-Beziehung geknüpft

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(Des-)Integrationspotenziale von Multi-User-Dungeons (MUDs)

• ‚Avalon‘-Studie (Keuneke 2007)• Fragen:

– ‚Desintegrationsthese‘• Führt die MUD-Teilnahme zur Lockerung/zum Verlust

bestehender Bindungen?

– ‚Integrationsthese‘• Wie häufig findet ein Beziehungstransfer von on- zu

offline statt?• Welcher Art sind die entstandenen Beziehungen?• Wie werden die Auswirkungen auf das soziale

Netzwerk subjektiv bewertet?

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(Des-) Integrationspotenziale von Multi-User-Dungeons (MUDs)

• Forschungsdesign– unsystematische teilnehmende

Beobachtung (‚getting natural‘)• Schwerpunkt: Januar 2000 - Juni 2001

– Fragebogenbefragung (online) • November 2001 - Februar 2002 (n = 50)

– teilstandardisierte Online-Interviews• Januar 2002 - März 2002 (n = 20)

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Auswirkungen des MUD-Spielens auf das Sozialverhalten/soziale Netzwerk

(RL)

46

13

18

23

1

0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50

Verlust bestehender Beziehungen

Vernachlässigung bestehenderBeziehungen

keine Auswirkungen auf bestehendeBeziehungen

Steigerung der Kontaktfähigkeit

Entstehen neuer Beziehungen

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Art der entstandenen Beziehungen(Mehrfachnennungen möglich)

22

34

31

12

0 5 10 15 20 25 30 35 40

Bekanntschaften

Freundschaften

Affären

Partnerschaften

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Zusammenfassende Bewertung der Auswirkungen auf das soziale

Netzwerk

8

9

35

0 10 20 30 40

Neutral

Negativ

Positiv

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Individuelle Bewertungen

• Bewertungen nicht mit der Menge neu geknüpfter Beziehungen korrelierbar:– „Wenn ich mehr Bekanntschaften durch Avalon

geschlossen hätte, als ich vorher oder sonst schließe, dann hätte es ein ‚+‘ bekommen, wenn ich weniger geschlossen hätte oder verloren hätte, dann ein ‚-‘. Die 0 drückt für mich nur aus, dass Avalon genauso kommunikativ ist wie alles andere, was ich tue .“

• Stark positive Wertungen bei Partnerfindung oder bei Überwinden vorheriger sozialer Isolation– durchweg entscheidend: subjektive Veränderung von

Beziehungsqualitäten

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Fazit

• Internetangst als Angst vor Kontrollverlust (vgl. Buch-, Kino-, Comicangstdebatte)

• Internetangst als Ausdruck von Kulturpessimismus (vgl. Medienangstdebatten im Allgemeinen)

• Internetangst als Angst vor dem Fremden (‚Xenophobie‘)– irrationale Vorstellungen schutzlosen Ausgeliefertseins

• Internetsucht als überbewertetes Phänomen– quantitative Ergebnisse unzuverlässig/schwankend– wenig Erkenntnisse über Suchtverlauf– quantitativer/qualitativer Vergleich mit anderen Süchten fehlt

• Sozialfunktion des Internet lange unterbewertet angstmedium-typisch: häufigere Fokussierung der negativen als der positiven Aspekte

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Verwendete Literatur• Auer, Lukas (2002): ... Das internet und die angst vor es ...

(http://http://www.edu.uni-klu.ac.at/~lauer/mythos/angst.pdf)• Braun, Walter (2001): Beginnt die Zeit des großen Vergessens?

In: Psychologie heute 10, S. 58ff.• Eimeren, Birgit/Frees, Beate (2006): Schnelle Zugänge, neue

Anwendungen, neue Nutzer? In: media perspektiven 8, S. 402-415

• Götzenbrucker, Gerit (2001): Soziale Netzwerke und Internet-Spielewelten. Eine empirische Analyse der Transformation virtueller in realweltliche Gemeinschaften am Beispiel von MUDs (Multi User Dimensions). Wiesbaden: Westdeutscher Verlag.

• Hahn, André/Jerusalem, Matthias (2001): Internetsucht: Jugendliche gefangen im Netz (http://onlinesucht.de/internetsucht_preprint.pdf)

• Karadeniz, Besim (2003): Wird der Mensch durch das Internet einsam? (http://www.netplanet.org/netlife/life001.shtml)

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Verwendete Literatur

• Keuneke, Susanne (2007): (Des-)Integrative Effekte der MUD-Nutzung aus Sicht der Spieler. In: Jahn-Sudmann, Andreas/Stockmann, Ralf (Hrsg.): Games without Frontiers - War without Tears. Computerspiele als soziokulturelles Phänomen (im Druck)

• Krempl, Stefan (1998): Münchner Richter macht kurzen Prozess mit Felix Somm (http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/te/1480/1.html)

• Parks, Malcolm R./Roberts, Lynne D. (1997): ‚Making MOOsic‘: The Development of personal Relationships On-line and a Comparison to their Off-line Counterparts (http://weber.u.washington.edu/~drweb/spcom/faculty/fac-mp.htm)

• Schildmann, I./Wirausky, H./Zielke, A. (1995): Spiel- und Sozialverhalten im MorgenGrauen (http://www.mud.de/Forschung/verhalten.html)

• Young, Kimberley S. (1999): Caught in the Net. Suchtgefahr Internet, München: Kösel