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Anita Arneitz / Natalie Resch Graz · Lieber Leser, wenn Sie ein Feedback zum Buch geben möchten, bitte schreiben Sie uns! Autor und Verlag freuen sich über Ihre Rückmeldung. [email protected]

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GrazPorträt einer Stadt

Anita Arneitz / Natalie Resch

GrazPorträt einer Stadt

Anita Arneitz / Natalie Resch

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© 2016 – Gmeiner-Verlag GmbHIm Ehnried 5, 88605 MeßkirchTelefon 0 75 75 / 20 95 - [email protected] Rechte vorbehalten1. Auflage 2016

Satz: Mirjam HechtBildbearbeitung: Benjamin ArnoldKartendesign: Mirjam Hecht; © The World of Maps (123vectormaps.com)Druck: AZ Druck und Datentechnik GmbH, KemptenPrinted in GermanyISBN 978-3-8392-5237-6

1 Einstiger Landeshauptmann mit Ambitionen ///

Für Franz Voves läuft im Liebenauer Eisstadion alles glatt  . . . . . 11 2 Herrensalon als Ort der Weiblichkeit ///

Lena Hoschek präsentiert ihr Label im Shop am Joanneumring  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 3 Die Geschichte geht unter die Haut ///

Werner Wolf badet sich im Museum der Wahrnehmung MUWA  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 4  Dieses Lokal ist ein Gedicht ///

  Rose Mild rezitiert die Ode »Ans Café Mild«  . . . . . . . . . . . . . . . . 27 5  Ein Happy End wie im Märchen ///

  Folke Tegetthoff wurde im »GrazMuseum« zum Erzähler  . . . 29 6  »Man nehme …« ///

  Katharina Prato ist Patin des Restaurants »Prato im Palais«  . . 33 7  Zeitgenössischer Tauschhandel ///

  Jörg Schlicks Geist lebt im Palais Attems weiter  . . . . . . . . . . . . . . 37 8  Biedermeierische Liebesgeschichte ///

  Anna Plochls Tracht steht im Steirischen Heimatwerk  . . . . . . . 43 9  Technisch begabter Rekordtorschütze ///

  Mario Haas sorgte für die richtige Stimmung in der Gruabn  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4510  Die letzte Hutmacherin ///

  Karin Krahl-Wichmann zeigt Handwerk in der Manufaktur Kepka  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5111  Mit Strafzettel zur Fotoschau ///

  Christian Jungwirth lädt ein in sein Atelier am Opernring  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5712  Das Vermächtnis des steirischen Prinzen ///

  Erzherzog Johann wacht am Hauptplatz über sein Graz  . . . . 6113  Zwischen Ankommen und Abheben ///

  Gerhard Widmann über den Flughafen als Ort der Begegnung  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6314  So ein Theater im Bahnhof ///

  Pia Hierzegger verbeugte sich schon als Kind im Orpheum  . . . . 6715  Bischöfliche Fußballtricks ///

  Wilhelm Krautwaschl lehrte im Bildungszentrum Augustinum  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71

16  Musik im Kopf ///

  Vojo Radkovic ist von Elvis in der Arbeiterkammer inspiriert  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7717  Der Weg ist oft schöner als das Ziel ///

  Christian Hlade erwandert von der Gaswerkstraße aus die Welt  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8118  Rolling Stones mal anders ///

  Anastasia Su gestaltete die Kanonenhalle im Landeszeughaus  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8719  Die steirische Evolutionstheorie ///

  Franz Unger stellte im Museum Joanneum Urweltliches aus  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9320  Titos Faible für Broadway-Musicals ///

  Vesna Petkovic verwirklicht in der Oper Graz ihren Traum  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9721  Handelspioniere mit Weitblick ///

  Martin Wäg erzählt vom Modehaus »Kastner & Öhler«  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10122  Gefühlsausbrüche auf offener Straße ///

  Werner Schrempf tanzt bei der Tennenmälzerei in Reininghaus  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10723  Mit der Kraft der Traubenkerne ///

  Luise Köfers natürlicher Jungbrunnen in der »Opern Kosmetik«  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11124  (Un-)schuldig über den Tod hinaus ///

  Elisabeth Scharang filmte in der Justizanstalt Jakomini . . . . 11525  Analoge Kommunikation ///

  Jördis Waldhuber-Orac hörte im Café Fotter Stimmen  . . . . 11926  Spuren des Literaturnobelpreisträgers ///

  Ivo Andrić wurde vorm Bibliothekszentrum Wall verewigt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12127  Musik liegt in der Luft ///

  Christina Pluhar hält Ausschau vom Restaurant Schlossberg  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12328  Nackte Tatsachen der Stadtentwicklung ///

  Rudi Lackner spendiert »Adam« einen Kaffee im Kaiserfeld  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 127

29  Zeitenwandel bedingt Veränderung ///

  Florian Weitzer erneuerte das Hotel Weitzer  . . . . . . . . . . . . . . . 13130  Ein Stammtisch mit Verkupplungspotenzial ///

  Bernadette Pausackl lässt am Lendplatz die Holländer tanzen  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13731  Parade-steirische Stadtentdeckung ///

  Regina Rauch-Krainer besucht das Kunsthaus Graz  . . . . . . . 13932  In 80 Jahren um die Welt ///

  Rosemarie Kurz spielt sich an der Karl-Franzens-Universität  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14533  Mode spricht alle Sprachen ///

  Bettina Reichl vernetzt im Showroom »Pell Mell« Kreative  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14734  Von Tel Aviv direkt nach Graz ///

  Maria Reiners Musikwunsch erfüllt sich im Volksgarten  . . . . 15335  Weltenbummler mit steirischen Wurzeln ///

  Gerald Ganglbauer feierte Verlagsjubiläum im Literaturhaus  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15536  Superheldinnen einer Stadt ///

  Ilse Wieser macht Frauengeschichte in der Sporgasse sichtbar  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16137  Kunst mit dem Segen von oben ///

Hermann Glettlers Vorbildwirkung in der Kirche St. Andrä  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16538  Waldbauern-Poesie ///

Peter Rosegger verbrachte die Winter in der Burggasse  . . . . 17139  Zurück zur Frage nach dem Inhalt ///

Natascha Afana lebt Vielfalt im Concept-Store »Tash Living«  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17340  Zeitlose Uhrmachertradition ///

Mit Klaus Weikhard am Hauptplatz aufs Ziffernblatt schauen  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 179

  Karte  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 182  Bildverzeichnis  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 184 Quellenverzeichnis  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 186

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Einstiger Landeshauptmann mit AmbitionenFür Franz Voves läuft im Liebenauer Eisstadion alles glatt

Es ist gut, dass nicht alle Kindheitswünsche in Erfüllung gehen. Eigentlich wollte Franz Voves, der von 2005 bis 2015 steirischer Lan-deshauptmann war, Profifußballer werden. Als Voves noch ein kleiner Junge war, unterstützte sein Vater dieses Vorhaben tatkräftig. Mit den Worten »Du darfst nicht zu spät kommen« hielt er seinen Jungen zur Pünktlichkeit an. Auf dem Moped fuhr der Vater seinen Sohn zum Training, stand hinter ihm. Nicht nur, wenn der Jungspund im Tor für Sicherheit sorgte. Bis zur Schülermannschaft eins des Fußballvereins Sturm Graz schaffte es sein Franz. In den 60er-Jahren wurde ganz in der Nähe der Puchsiedlung, in der die Familie Voves wohnte, die Eis-halle Liebenau gebaut. Die Bundesanstalt für Leibeserziehung stellte damals 20  komplette Eissportausrüstungen zum Ausprobieren zur Verfügung, denn diese konnte man sich in jener Zeit schwer leisten.

Zu den jungen Burschen, die sich hier im Eishockey versuch-ten, zählten Gert Steinbäcker, späteres Gründungsmitglied der Band S.T.S., und Franz Voves. Letzteren sah Miroslav Kubera, damaliger Trainer des Arbeiter-, Turn- und Sportvereins Eggenberg (ATSE), und erkannte sein Talent. Er ließ ihn nicht auf den Fußballrasen zurückkehren. Mit 15  Jahren wurde Franz Voves fester Bestand-teil der Schüler- und Jugendeishockeymannschaft und spielte in der Bundesliga. Zehn Jahre lang  – von 1967  bis 1977  – war die Eishal-le Liebenau sein zweites Zuhause. Mit dem Bauwerk verbinden ihn der Leistungssport, das romantische Abendlaufen und verschiedene Konzerte. Letzteres überrascht nicht, ist Voves doch selbst höchst musikalisch und gibt bei passender Gelegenheit gern ein Ständchen zum Besten, Gitarrensolo inklusive.

Natalie Resch: Während Ihrer Zeit als Spieler in der Eishalle Lieben-au, wie lief da eine typische Woche ab?Franz Voves: Ich war sechs Tage die Woche und viel zu viele Stun-den dort: zum Trainieren, Spielen und beim Publikumslauf. Darunter haben meine schulischen Leistungen gelitten. Ich habe eine Ehren-

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runde gedreht, wobei ich mit Erfolg maturiert und mein Studium ab-geschlossen habe. (grinst)Wie kann man sich das Publikumslaufen vorstellen?Der Publikumslauf bleibt mir unvergessen und war für mich als jun-ger Bursche unvergleichlich! Es war insbesondere das Abendlaufen am Freitag, wo man Händchen haltend  … na ja, seine Runden ge-dreht hat. Ich war noch in einem Alter, in dem man den Mädchen zeigen musste, wie toll man ist, wie gut man eislaufen kann. (lacht herzlich) Das Eisstadion wurde mit dem Abendlaufen zu einem sehr begehrten Jugendtreff. Das hatte Unterhaltungswert für junge Men-schen. Sie müssen sich vorstellen: Es waren nicht ein paar, es waren einige hundert Leute. Man ist in die Disco gegangen oder eben zum Abendlaufen. Es gab eine musikalische Begleitung, das erzeugte eine richtig romantische Stimmung. Das war in meiner Teenagerzeit, als ich 15, 16 Jahre alt war. Die Zeit, in der man das erste Mal anbandelt.Ein Alter, in dem auch die erste Niederlage meist schmerzhaft ist. Können Sie sich noch an die erste sportliche Niederlage erinnern?Es war das Eröffnungsspiel des Liebenauer Eisstadions, als es allein die Stehtribüne gab, noch nicht das denkmalgeschützte Dach. Wir

Franz Voves in seinen jungen Jahren als Profi-Eishockespieler

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spielten gegen den Klagenfurter Athletiksport Club, den KAC. Er galt als unschlagbar. In den 60er-Jahren hatte der Club für damalige Begriffe unglaubliche Spieler, wie die zwei Kanadier, Adalbert Saint John und Adolph »Addie« Tambellini. Die waren so übermächtig, das war verheerend. Wir hingegen waren gerade erst in die Bundesli-ga aufgestiegen und verloren in der Folge 21:0. Von diesem Zeitpunkt an war mein Ziel, einmal den KAC zu schlagen und österreichischer Eishockeymeister zu werden.Die Beziehung zum KAC ist immer eine besondere geblieben, oder?Ja. 1973 ist es uns geglückt: Wir haben das erste Mal 3:3 in Klagenfurt gespielt. Und 1975 sind wir als ATSE Graz tatsächlich Staatsmeister geworden und haben im letzten Spiel dieser Meisterschaft den KAC mit 5:0  geschlagen. Ich habe drei der fünf Tore geschossen, gegen meinen Tormannfreund, mit dem ich zuvor viele Jahre in der Natio-nalmannschaft gespielt hatte, Charlie Bregel. Er galt als unbezwing-bar. Dass ich gegen ihn drei Tore im entscheidenden Spiel schoss … Die werde ich nie vergessen, weil sie gleichsam bedeuteten, dass der große Traum, einmal österreichischer Staatsmeister zu werden, wahr wurde. Und ich glaube, alle, die damals mitgewachsen sind, werden diese Schlachten gegen die Kärntner Mannschaft nie vergessen. Von den circa 6.000 Zuschauern waren 3.000 Kärntner Studierende. Man hatte fast das Gefühl, man ist bei einem Auswärtsspiel. Eine traum-hafte Stimmung. Das Stadion hat richtig gelebt.Sie haben das Publikum angesprochen. War es ein anderes als heute?Die Zuschauer des ATSE waren relativ identisch mit jenen von Sturm Graz. In der Fußballbundesliga haben in jener Zeit 18  Vereine ge-spielt, darunter Sturm und GAK, die immer gekämpft haben, um den Abstieg zu verhindern. Sturm hatte durchschnittlich 2.000 Zuschau-er – damals noch in der Gruabn als Heimstätte –, wir 6.000. Für das Publikum war Eishockey einige Jahre lang um einiges attraktiver als Fußball. Das Eisstadion hatte einen unglaublichen Bekanntheitsgrad. Die Meisterschaftsspiele und die Weltmeisterschaft – das war schon etwas Besonderes für die Eishockeyfans. Sie sind mit Bussen aus

Für Franz Voves läuft im Liebenauer Eisstadion alles glatt 1

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Fürstenfeld, aus Schladming, aus der ge-samten Steiermark nach Graz gekommen. Was verbinden Sie außer dem Sport und dem Publikumslauf noch mit dem Eissta-dion?Die unterschiedlichen Kulturveranstaltun-gen. Es war jedoch schnell klar, dass das Stadion für Musikveranstaltungen voll-kommen ungeeignet war. Ausweichmög-lichkeiten wie heute die Messehalle gab es noch nicht. Ich habe den russischen Staats-zirkus im Stadion gesehen, dort traten zu-dem unglaublich viele Künstler wie Udo Jürgens auf, und es gab Events wie Musik ist Trumpf mit Harald Juhnke. Das ist wich-tig zu erwähnen, weil die Eishockeymann-schaft, deren Obmann ich war, das Eissta-dion für sechs Wochen – und das während der Saison  – räumen musste für die Vor-bereitung dieser Veranstaltung. Musik ist Trumpf wurde im gesamten deutschsprachi-

gen Raum und darüber hinaus in Holland und der Schweiz übertragen.Verraten Sie uns noch ein paar Höhepunkte aus der Geschichte der Eishalle?Es war üblich, dass Sportjournalisten die Mannschaft im Bus beglei-ten durften. Heute unvorstellbar. Und Werner Sabath hat als Repor-ter für den ORF Steiermark von unserem Spiel gegen den IEV berich-tet, den Innsbrucker Eislaufverein. Auf der Nachhausefahrt wollte er für seine nächsttägige Sendung Meinungen der Spieler direkt aus dem Bus einholen. Wir hatten in dieser Meisterschaftsrunde gerade den KAC als führenden Club abgelöst. Im Übermut habe ich dem Repor-ter spaßhalber das Mikrofon weggenommen und gesagt:

»Guten Tag, meine lieben Hörerinnen und Hörer. Zur neuen Hitparade begrüßt Sie heute ausnahmsweise Franz Voves. Auf Platz

Die historische Dachkonstruktion der Eishalle steht unter Denkmalschutz

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drei liegt völlig abgeschlagen die abgedroschene Platte Karnt’n is lei ans. Etwas verbessern konnte sich die Innsbrucker Platte Innsbruck – du wunderschöne Alpenstadt. Der neue Hit der Runde ist soeben erst erschienen  – auf Platz eins: Heja ATSE, heja ATSE, und Sie, liebe Hörer, dürfen ab heute mitsingen!«

Der ganze Bus, Spieler, Funktionäre und Werner Sabath, haben das damalige Lied Heja ATSE, heja ATSE angestimmt. (lacht laut und herzlich) Werner Sabath hat meine Ansage dann wirklich genau-so im Radio gebracht. Darüber haben natürlich alle gelacht.

Franz Voves lehnt sich entspannt zurück und nimmt einen Schluck Wein unter der hauseigenen Weinlaube. »Rückblickend auf meine Lebensetappen fällt mir auf, wie sehr mir das Ganze gefallen hat: zu-erst als Leistungssportler, später als Merkur-Vorstand in der Rolle des Sportsponsors und in den letzten Jahren als Landeshauptmann und als für den steirischen Sport zuständiges Regierungsmitglied, als Lan-desrat für Sport. Dabei habe ich nie vergessen, welche Rolle intak-te, tolle Sportstätten und ihre Atmosphäre als Animo für die Jugend haben. Wie wichtig es ist, in einer passenden Umgebung Liebe zum Sport zu entwickeln und auf andere Gedanken zu kommen.« Darauf stoßen wir an, Prost!

E I S S TA D I O N L I E B E N A US TA D I O N P L AT Z 1

8 0 4 1   G R A ZW W W. M C G . AT

Für Franz Voves läuft im Liebenauer Eisstadion alles glatt 1

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Herrensalon als Ort der Weibl ichkeitLena Hoschek präsentiert ihr Label im Shop am Joanneumring

Manchmal schickt der Modegott Zeichen aus dem Himmel: Aus der Zeitung lacht eine fesche Braut im Vintage-Spitzenkleid, Angela ist in einer Bluse im Boho-Chic zur Stadtführung erschienen, und just am Joanneumring scheint die Shoppinglaune Oberhand zu gewinnen, di-rekt vor dem altehrwürdigen Herrensalon, in dem heute Stardesignerin Lena Hoschek die Weiblichkeit zelebriert. Nach einem Praktikum bei Vivienne Westwood in London kam Lena Hoschek 2005 nach Graz zurück und gründete mit nur 24 Jahren ihr eigenes Label. Fleiß, Krea-tivität und ein wenig Größenwahn brachten sie nach Wien und Berlin, wo ihre Mode umjubelt wird. Zwischen Opernball und Fashion Week sprachen wir mit ihr über ihre Grazer Wurzeln.

Anita Arneitz: Warum sind Sie von London nach Graz zurückgekehrt? Sie hätten doch genauso Wien für das erste eigene Atelier wählen können?Lena Hoschek: Zum einen hatte ich zu dieser Zeit noch kein Geld, und zum anderen wollte ich schlicht und einfach wieder zurück zu meiner Familie.Wo war dann das erste Atelier, und was verbinden Sie mit diesem Ort? Es war der 5.  November 2005, als ich mein erstes eigenes Atelier, welches ich von Beginn an auch als Verkaufsfläche nutzte, in der Grazer Innenstadt eröffnete. Die Wahl fiel dabei auf ein 50 Quadrat-meter großes Renaissancegewölbe im geschichtsträchtigen Innenhof der Sporgasse. Der Standort diente damals als Kulisse für ein Eröff-nungsdefilee mit etwa 300  Gästen. Es war mein erster außenwirk-samer Erfolg in der Unternehmensgeschichte und der erste Tag, an dem ich einzelne Stücke, wie den mittlerweile bekannten Bänderrock, verkaufte. Mich verbinden viele gute Erinnerungen mit diesem Ort – und, wie man sich vorstellen kann, auch viele Arbeitsstunden. Heute ist der Grazer Shop aber am Joanneumring, an einer anderen geschichtsträchtigen Adresse, zu finden. Wie kam es dazu?Meine Schwester arbeitet bei einer Kanzlei in der Nähe des heutigen Standortes und erzählte mir damals, dass die Firma Bierkopf Herren-

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moden schloss und aufgrund dessen ihr Inventar verkaufte. Ich ging hin, weil ich am Erwerb einer Nähmaschine interessiert war, und konnte mich sofort für das gesamte Interieur begeistern. Die Vorstellung, dass das einzigartige Geschäftslokal eines traditionsreichen Betriebes nach 40 Jahren durch den Einzug eines größeren Unternehmens ausgehöhlt werden würde, brach mir das Herz und bewegte mich dazu, an den Joanneumring umzusiedeln. Ein Schritt, den ich nicht bereut habe.Wie haben die Grazer auf Ihre farbenfrohe, außergewöhnliche Mode reagiert?Die Grazer sind absolut offen für Neues, und vieles läuft über Mund-propaganda. Diese beiden Umstände haben mir sehr geholfen, rasch Fuß zu fassen. Die Grazer haben es mir auch nie übel genommen, dass ich nach Wien gegangen bin.Woher nehmen Sie Ihre Inspiration, und wie lange arbeiten Sie an einer Kollektion?Prinzipiell ist der Zeitraum zwischen den Fashion Weeks immer kom-plett ausgefüllt. Die Moodboards erstelle ich im Groben bereits ein Jahr zuvor. Die intensive Arbeit an den Kollektionsstücken beginnt aber in der Regel erst drei Monate vorab. Wenn es um Inspiration geht, bezeich-ne ich mich gern als Schwamm, weil mich im Grunde alles und jeder in-

»Ribbon Skirt«, Bänderrock, aus Lena Hoscheks Sommerkollektion

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spiriert. Ich agiere sehr eigenverantwortlich, weil ich noch nie auf allge-meine Trends gesetzt habe und immer das mache, worauf ich Lust habe.Ihre Mode hat einen romantischen Touch, Graz auch?Graz ist schon an sich, durch seine einzigartige Architektur, eine ro-mantische Stadt. Sie lädt ein zu schlendern, Eis essen zu gehen, zu pick-nicken oder die Fahrradwege im Grazer Umland zu erkunden. Perfekt, um schöne Stunden zu zweit zu verbringen. Was sind Ihre Lieblingsplätze in Graz?Zum einen ist es der Kaiser-Josef-Markt, ein originaler Bauernmarkt, der von Montag bis Samstag geöffnet hat und wo man sensationelle, aus-schließlich regionale Produkte verkosten und kaufen kann. Außerdem scheint den ganzen Tag die Sonne auf den Kaiser-Josef-Platz, was dazu einlädt, bei Kaffee und Kuchen oder einem Glas Wein ein wenig länger zu verweilen. Und zum anderen ist es die an den Leechwald grenzende, im Barockstil gebaute Basilika Mariatrost, wo ich auch getauft wurde. Die Gegend eignet sich auch wunderbar zum Joggen und Spazieren-gehen. Eine empfehlenswerte Route wäre beispielsweise vom Zentrum durch den Stadtpark, entlang der Schubertstraße zum Hilmteich und schließlich über den Leechwald zur Basilika. Wer noch Puste hat, kann dann noch das dahinterliegende Stiftingtal erkunden.Wenn Sie Graz mit einem Kleidungsstück beschreiben würden, was wäre die Stadt dann?Graz wäre ein facettenreicher Bänderrock, der auch mein Anfangsstück war, das ich hier entworfen und erstmals genäht habe. Graz ist eine wunderschöne Stadt, die sich einen dörflichen Charakter bewahren konnte. Irgendwie kennt jeder jeden, und am Samstagvormittag trifft man sich im Zentrum.

L E N A H O S C H E K   – S H O P G R A ZJ O A N N E U M R I N G 3

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Lena Hoschek präsentiert ihr Label im Shop am Joanneumring 2