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„Partizipation ohne Wenn und aber – Kinder bewerten ihren Kindergarten“ Elke Wuthe, Päd. Leitung DIE KITA gGmbH Daniela Imhof, Wiss. Mitarbeiterin EHN Prof. Dr. R. Sommer-Himmel, Prof. Dr. K. Titze SWIFT Kompetenzzentrum Pädagogik und Entwicklung in der Kindheit SWIFT Kompetenzzentrum Pädagogik und Entwicklung in der Kindheit Fachtagung „Kindern eine Stimme geben“ Hamm 2017

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„Partizipation ohne Wenn und aber –Kinder bewerten ihren Kindergarten“

Elke Wuthe, Päd. Leitung DIE KITA gGmbHDaniela Imhof, Wiss. Mitarbeiterin EHN

Prof. Dr. R. Sommer-Himmel, Prof. Dr. K. Titze

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Kompetenzzentrum Pädagogik und Entwicklung in der Kindheit

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Kompetenzzentrum Pädagogik und Entwicklung in der Kindheit

Fachtagung„Kindern eine Stimme

geben“Hamm 2017

Überblick

1. Auftrag und Einführung: Warum Kinder befragen? – „Wir wissen doch, was sie brauchen.“

2. Theoriegrundlagen des Instruments

3. Partizipation, Zufriedenheit und Soziales Netz von Kindern – Befunde

4. Implementierung der Befragung in die Institutionen

23.03.2017

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Kompetenzzentrum Pädagogik und Entwicklung in der Kindheit

Empirische Daten/Auftragsforschung Laufzeit 2013-2014

DIE KITA gGmbH: 13 Kindertageseinrichtungen

Fragestellung: „Wie geht es unseren Kindergartenkindern in

den Einrichtungen?“

Auftrag: Entwicklung eines Verfahrens, mit dem die Sicht von

4-6jährigen Kindern auf ihren Kindergartenalltag mit Blick auf

die subjektive soziale und psychische Passung erfasst werden

kann.

Befragung von Vorschulkindern (Jan. 2014)

Ziele:

Instrument und Befragung als Peer-Befragung der Leitungen

ermöglichen (jährlich)

Anpassung und Verbesserung der pädagogischen Arbeit

unter dem Fokus der Partizipation

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Kompetenzzentrum Pädagogik und Entwicklung in der Kindheit

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Kompetenzzentrum Pädagogik und Entwicklung in der Kindheit

Partizipation in der Kita bedeutet, dass Kinder

mit-überlegen,

mit-diskutieren,

mit-entscheiden und auch

die Konsequenzen mit-tragen.

aus dem Recht entstehen auch Pflichten:

Regeln, die von Kinder mit entschieden wurden, sind von den Kinder selbst einzuhalten

Auftrag: Gestaltung von Partizipationsprozessen so, dass Kinder gemäß ihrer Entwicklung und ihren Bedürfnissen daran teilnehmen können.

23.03.2017

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Kompetenzzentrum Pädagogik und Entwicklung in der Kindheit

„Das Recht auf Beteiligung beinhaltet sogar das Recht, sich nicht zu beteiligen. Partizipation kann nur als freiwillige Beteiligung erfolgen, genauso wie politisches Engagement sich in einer Demokratie nur als freiwilliges Engagement entfalten kann.“ (Hansen et al., 2006, S. 50)

10.02.2017

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Kompetenzzentrum Pädagogik und Entwicklung in der Kindheit

„Das bedeutet […] nicht, dass pädagogische Fachkräfte jede ihrer Entscheidungen mit den Kindern ausdiskutieren müssen. Das würde alle Beteiligten überlasten. Demokratische

Partizipation verlangt vielmehr von pädagogischen Fachkräften, anstehende

Entscheidungen stets daraufhin zu prüfen, ob sie nicht besser (im Hinblick auf die Rechte

der Kinder und die Förderung ihrer Entwicklung) unter Beteiligung der Kinder

gefällt werden können.“ (Hansen et al., 2011, S. 22–23)

Können Vorschulkinder valide Auskunft geben?

„Kinder machen subjektive […] Erfahrungen und teilen diese […] in ihrer Eigenart mit“ (Weltzien, 2012, S.144)

=> zuverlässige Aussagen über persönliche Erfahrungen, unmittelbares Lebensumfeld, subjektive Empfindungen

Grenzen: metakognitive Fähigkeiten noch nicht ausgereift, Antworten z.T. leicht beeinflussbar

Wichtig: Sorgfältige metakommunikative Klärung,

mehrfach geprüfte, entwicklungsgemäße Formulierung

der Fragen, Antwortvorgaben und Erzählanstöße

23.03.2017

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Kompetenzzentrum Pädagogik und Entwicklung in der Kindheit

Theoriegrundlagen

Wohlbefinden und kindliche Bedürfnisse

• neben Bereitstellung der erforderlichen EW-Bedingungen Hauptkriterium für Qualität in der Kinderbetreuung (Fthenakis, 1998)

• Voraussetzung für „echtes Lernen“, Bedingung, um intensiv bei einer Sache zu sein, eigenständig nach neuen Erfahrungen zu suchen (Schlömer & Kellermann, 2014, Leuvener Modell)

• Indikator für eine gute Lernsituation des Kindes (Karkow & Kühnel, 2008)

23.03.2017

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Kompetenzzentrum Pädagogik und Entwicklung in der Kindheit

Theoriegrundlagen

Wohlbefinden – Seelische Grundbedürfnisse

(Grawe, 2004 u.a.)

Bedürfnis nach

• Bindung, sozialer Interaktion

• Orientierung, Autonomie und Partizipation

• Lustgewinn und Unlustvermeidung (Erleben angenehmer Gefühle)

23.03.2017

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Theoriegrundlagen

Wohlbefinden – Statistische Zusammenhänge

(Harstick-Koll, 2009, Ravens-Sieberer, 2009 u.a.)

Zusammenhänge Wohlbefinden

• Familiäres Umfeld

• Unterstützung durch Freunde, ausreichende und befriedigende soziale Kontakte

• Personale Ressourcen (Selbstwirksamkeit, Freude am Tun etc.)

23.03.2017

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Theoriegrundlagen

Wohlbefinden – Kindliche Kriterien

World Vision Studie 2010 (6-11), ZDF- Kinderstudie 2007 (6-13)

(Krause, 2012)

• Unterstützung der Eltern => familiäres Umfeld

• Verhältnis untereinander => soziale Kontakte

Andere Studien (8-16)

(Statham & Chase, 2010)

• Qualität der Beziehung untereinander => soziale Kontakte

• Sicherheit, Freiheit, Handlungsfähigkeit => Partizipation

23.03.2017

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Kompetenzzentrum Pädagogik und Entwicklung in der Kindheit

Bezug zum Kita-Alltag

• Partizipation (subjektives Gefühl der Teilhabe, sich gefragt fühlen)

• Bewertungen des Kita-Alltages, Zufriedenheit

• Soziale Beziehungen in der Kita(adaptiert aus SoBeKi-R, Titze 2014)

• Kindliche Kriterien für Wohlbefinden („Wie muss

ein Kindergarten sein, in den alle Kinder gerne kommen?“)

Die Ergebnisse zielen auf die Prozessqualität: Reflektion der pädagogischen Prozesse, die zu Partizipation, Zufriedenheit und sozialer Integration führen

23.03.2017

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Kompetenzzentrum Pädagogik und Entwicklung in der Kindheit

KbiK ©Inhaltliche Bereiche

Teil A: FREISPIEL

Teil B: MORGENKREIS (ANGELEITETE GRUPPENAKTIVITÄT)

Teil C: BILDUNGSANGEBOTE

Teil E: GARTEN ALS SPIELRAUM

Teil F: SOZIALE BEZIEHUNGEN

Teil G: WOHLBEFINDEN ALLGEMEIN

Teil H: KINDLICHE KRITERIEN FÜR EINEN GUTEN KINDERGARTEN

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Kompetenzzentrum Pädagogik und Entwicklung in der Kindheit

Methodik der Befragung

Fragetypen:

Geschlossen: Spielst Du gerne im Garten?

Offen: Warum spielst Du gerne dort? …

Was spielst Du gerne im Garten?

Rating: Wie findest Du denn den Garten..?

Skulpturverfahren:

Personen, die zuvor vom Kind benannt wurden

als Freunde/ Bezugspersonen, werden zugeordnet

23.03.2017

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Kompetenzzentrum Pädagogik und Entwicklung in der Kindheit

Teil A: Freispiel

Welche Ecke/Welcher Raum gefällt Dir denn besonders gut?

Bauecke Puppenecke Toberaum

Was gefällt dir an diesem Raum besonders gut?

Was machst Du da am liebsten?

Gibt es noch mehr Räume, die Du gut findest?

23.03.2017

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Kompetenzzentrum Pädagogik und Entwicklung in der Kindheit

Teil A: Freispiel

Wie findest Du denn insgesamt die Spielsachen in Deiner Gruppe?

gar nicht gut nicht so gut gut sehr gut

„Nicht schön, a bissl nicht schön, schön, fröhlich schön.“

23.03.2017

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Kompetenzzentrum Pädagogik und Entwicklung in der Kindheit

23.03.2017

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Kompetenzzentrum Pädagogik und Entwicklung in der Kindheit

Teil A: Freispiel

Was findest Du daran nicht so gut?

„es gibt keine Spiele, die ich will/

nicht so tolle Spiele“ (3)

„Hände waschen nach dem Essen wird oft nicht gemacht, dann klebt alles“ (1)

„weil manchmal der M. die Spielsachen kaputt macht“ (1)

23.03.2017

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Partizipation Projekte

Kannst Du selbst entscheiden, wo Du mitmachen willst?

gar nicht nur selten manchmal ganz oft

23.03.2017

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Kompetenzzentrum Pädagogik und Entwicklung in der Kindheit

Bereich Bildungsangebote: Kannst Du selbst entscheiden, wo Du mitmachen willst?

JaNeinManchmal

23.03.2017

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Kompetenzzentrum Pädagogik und Entwicklung in der Kindheit

Partizipation Projekte

Beispiel: „Wer denkt sich die Projekte aus?“

Erleben sich die Kinder als aktiv in der Ideenentwicklung, in dem sie ihre Ideen dazu sagen?

Erwachsene (n=30)

Kinder (n=4)

Kinder und Erwachsene zusammen (n=2)

Kinder haben nicht geantwortet oder wissen nicht, wer sich Projekte ausdenkt (n=13)

SWIFT: Kompetenzzentrum Pädagogik und Entwicklung in der Kindheit 27.10.2016

WAHRNEHMUNG DESSOZIALEN NETZES

23.03.2017

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Kompetenzzentrum Pädagogik und Entwicklung in der Kindheit

Soziale Beziehungstest für Kinder (SoBeKi-R)

Soziales Netz

Kriterien für gutes soziales Netz aus Kinderperspektive

+ Ausreichend Freunde und Spielpartner

+ Positive Beziehungen zu Erwachsenen

+ Unterstützung bei Konflikten und emotionalen Krisen

23.03.2017

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Soziales Netz

Ausreichend Freunde und Spielpartner

23.03.2017

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Kompetenzzentrum Pädagogik und Entwicklung in der Kindheit

5%

15%

5%

Belastung? Ressource? Belastung???

Soziales NetzPositive Beziehungen zu Erwachsenen

23.03.2017

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23.03.2017

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Kompetenzzentrum Pädagogik und Entwicklung in der Kindheit

Soziales Netz

Streit mit Kindern

Exkurs: „Wir sind den ganzen Tag zusammen, da hat man schon mal Streit, eigentlich mit jedem mal, aber so selten, deshalb musst du das nicht aufschreiben“

Auswertungsblatt - Kurzauswertung

23.03.2017

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Kompetenzzentrum Pädagogik und Entwicklung in der Kindheit

Teil H:Kindliche Kriterien für einen guten

Kindergarten

„So bleiben wie er ist!“ „So wie hier!“

Material: „blaue Stifte“, „Knete“, „zwei Maltische“

Entwicklungsaufgabe Bewegung: „Turm zum Hochklettern“, „Klettergerüst“, „große Turnhalle“

Soziale Beziehungen: „dass alle mit mir spielen“

Raum: „schön ausschauen“, „mit Sternen“, „rot mit gelben Punkten“

23.03.2017

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Kompetenzzentrum Pädagogik und Entwicklung in der Kindheit

Rückmeldungen zur Erhebung, Stimmen von Erzieherinnen:

„Ich bin von der Idee begeistert, die Kinder zu befragen. Sie setzt ein wichtiges Signal nach außen (auch für die Eltern),

das die Grundhaltung im Kindergarten widerspiegelt. Ich hatte auch keine Angst vor negativen Antworten, sondern werde mir Verbesserungsmöglichkeiten herausziehen.“

„Ich kann mir sehr gut vorstellen, die Kinderbefragung weiterzuführen und als festen Punkt im Ablauf aufzunehmen.

Diese vier Stunden, die ich in der Einrichtung verbracht habe, waren so wertschätzend für die Kinder, gleichzeitig war dieses „mir Zeit nehmen für das Kind“ so wertvoll für

mich als Erzieherin.“

23.03.2017

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Kompetenzzentrum Pädagogik und Entwicklung in der Kindheit

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Kompetenzzentrum Pädagogik und Entwicklung in der Kindheit

Projektleitung:Roswitha Sommer-HimmelKarl Titze

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Kompetenzzentrum Pädagogik und Entwicklung in der Kindheit

Ergebnisse der Kinderbefragung werden mit den Kindern besprochen

- Erwachsenensicht: Haben wir die Kinder richtig verstanden?

- Kindersicht: Haben die Erwachsenen verstanden, was wir meinen?

Partizipation:

Literatur: (Auszug)Andresen, S. & Wilmes, J. (2016): Kinder einbeziehen: Teilhabe und Gerechtigkeit in der Kinder-forschung. In Hartwig; Mennen & Schrapper (Hrsg.). Kinderrechte als Fixstern moderner Pädagogik? Grundlagen, Praxis, Perspektiven. Weinheim und Basel: Beltz Juventa, S. 64-79Berger, C. (1996): Soziale Beziehungen von Kindern im Grundschulalter - Eine Untersuchung mit dem SOBEKI-Verfahren an acht- bis elfjährigen Grundschulkindern. In: Praxis der Kinderpsychologie und Kinder-psychiatrie 45, S. 102–110.Delfos, M. F. (2011). "Sag mal ...". Gesprächsführung mit Kindern (4 -12 Jahre). Weinheim: BeltzTitze, K. (2014). Sozialer Beziehungstest für Kinder –Revidierte Fassung 2014 (SoBeKi-R).[Unveröffentlichter Test]. Nürnberg. Evangelische Hochschule Nürnberg.Weltzien..