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Apl. Prof. Dr. Renate Breuninger Sommersemester 2011⃒

Friedrich Wilhelm

Nietzsche

(1844 – 1900)

Zwischen Idealismus und Existenzphilosophie:

7. Zur Genealogie der Moral

FWN

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Vorrede 1

„Wir sind uns unbekannt, wir erkennen den, wir selbst uns selbst: das hat seinen guten Grund. Wir haben nie nach uns gesucht... Wer sind wir eigentlich? Wir bleiben uns eben notwendig fremd, wir verstehen uns nicht, wir müssen uns verwechseln, für uns heißt der Satz in alle Ewigkeit „Jeder ist sich selbst der fernste“, - für uns sind wir keine Erkennenden.“ 5, 247

•Wer sind wir? Frage nach dem Wer wir sind•Wir wissen alles über die Außenwelt = „Geborene Flügeltiere und Sammler des Geistes“ – aber über das Selbst = Leben wissen wir nichts.

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• Gedanken über die Herkunft unserer moralischen Vorurteile

= lange Inkubationszeit, schon im MAM „Die Gedanken selbst sind älter... Dass aber heute

noch an ihnen festhalte, dass sie sich selber inzwischen immer fester aneinander gehalten haben, ja ineinander verwachsen sind...“ 5, 248

• Anspruch auf Akzeptanz aller!

Vorrede 2

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Vorrede 2

• Unterschied

• Ursprung =Quelle, Schöpfung= stellt fest= zurückführbar =hat festen Anfangs- und Endpunkt= Seiendes =erklärt, aber jenseits des Begreifens=Theologie

• Descartes: Suche nach dem absoluten, unerschütterlichen Grund im Subjekt

• Kant: Freilegung eines transzendentalen Grundes • Schelling, Fichte. Urgrund, archae, das anfängliche Seiende

• Herkunft =Entstehung, kein Grund, keine Ursache der Dinge, • Frage: welche Faktoren haben gewirkt = immer kontingent. Wie kommt es, das

etwas ist, wie es ist?, Konstellation statt Quelle, Verhältnisse, Übergänge, Konfigurationen, Sprünge freilegen= Bedingungen unseres Seins aufspüren

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Vorrede 2

•Der Ursprung der Moral soll selber noch einmal erkannt werden: •Unter welchen Bedingungen erfand sich der Mensch seine Werte?• •Das ist Nietzsches Vorgehensweise, die Genealogie, das heißt, zurückgehen auf die Entstehung:• Werte selbst sind etwas Gewordenes.

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„... Sie bezieht sich nämlich auf die Moral, auf alles, was bisher auf Erden als Moral gefeiert worden ist... Welchen Ursprung eigentlich unser Gut und Böse haben... In Kürze mein Problem: Unter welchen Bedingungen erfand sich der Mensch jene Werthurtheile Gut und Böse? Und welchen Werth haben sie selbst? Hemmten oder förderten sie bisher das menschliche Gedeihen?“ 5, 249, 250

Vorrede 3

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Vorrede 6

• Werte selbst sind geschichtlich entstanden, formen sich durch unserem Umgang (keine BeGRÜNDung der Moral)

• Entstehung selbst muss noch einmal historisch erkannt werden:

„Der Glaube an die Moral, an alle Moral wankt – endlich wird eine neue Forderung laut: Wir haben eine Kritik... Sprechen wir sie aus, diese neue Forderung: wir haben eine Kritik der moralischen Werthe nötig, der Werth dieser Werthe ist selbst erst einmal in Frage zu stellen – und dazu tut eine Kenntniss der Bedingungen und Umstände noth, aus den sie gewachsen, unter denen sie sich entwickelt und verschoben haben.“ 5, 253Apl. Prof. Dr. Renate Breuninger Sommersemester 2011 Nietzsche – Zwischen Idealismus und Existenzphilosophie: Zur Genealogie der Moral⃒ ⃒⃒

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• Die These: Es könnte sein, dass Moral gar nicht moralisch ist = Aufdeckung von Motiven, die wir selbst nicht mehr wahrnehmen!

• Cui bono? Wer ist an Werten interessiert?

„Moral als Folge, als Symptom, als Maske, als Tartüfferie, als Krankheit, als Missverständnis; aber auch Moral aus Ursache, als Heilmittel, als Stimulanz, als Hemmung, als Gift.

Moral ist nicht Gegebenes. Immer in Hinsicht auf den Menschen: Wie? Wenn das Umgekehrte die Wahrheit wäre? Wie? Wenn in „Guten“ auch ein Rückgangsymptom läge, im Gleichen eine Gefahr, eine Verführung, ein Gift, ein Narkotikum... So dass gerade die Moral die Gefahr der Gefahren wäre.“ 5, 253

Vorrede 6

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• Hypothese: Moral ist Maskierung• „So dass gerade die Moral die Gefahr der Gefahren

wäre“ (5, 253)• Moral korrumpiert das Menschliche • Moral verhindert Frage nach dem Leben• Grund, dass wir uns selber nicht verstehen, ist Moral• Daher Beginn mit der Voraussetzung einer Kritik der

Moral, denn sie ist der Hinderungsgrund

• Philosophie beginnt nicht mit Begründung der Moral, sondern mit einer radikalen Kritik der Moral

Vorrede 6

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• Nicht mehr, was ist das Gute = Platon sondern nun Herkunft des moralischen Urteils, in dem

Gut und Böse zugeteilt wirdGut und Böse sind keine Sache, Güter,gut und böse sind Werte, die etwas zugemessen werdenWerte kommen aus der ÖkonomieFrage des Wertes = Umstellung auf Geldhandel

Kant: Urteil in der Vernunft selber begründetNietzsche: Wie sind Urteile zustande gekommen, das

moralische Urteil ist nicht mehr im Sein des Menschen begründet

Nietzsches Vorgehen

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Moral ist nicht moralisch, ihr liegen ganz andere Motive zugrunde

Moral = Ort an dem etwas bewertet wird, statt das es gelebt wird

Ursprung der Werte: Werte von vornherein durch Aufteilung, Sortierung nach gut-böse = Bewertung des Lebens Werte hemmen das unmittelbare LebenDer Moral ist etwas lebensfeindliches zugrunde.Moral verhindert, uns selber kennenzulernenVgl. Freud: Worin liegt das, das ich mich krank mache?= Bewusstmachung

Das Ergebnis

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1. Abhandlung: „Gut und Böse“, „Gut und

Schlecht“Beginn mit Unterscheidung„Gut und Böse, gut und schlecht“

Pathos der Distanz =Rangunterschiede: 5, 259 „Die Guten“ =

•Die Vornehmen•Die Mächtigen•Die Höhergestellten•Die Hochgesinnten•OBEN= beurteilen ihr Tun selbst als Gut= Eudämonia= 1. Ranges

„Die Schlechten“ =

•Die Niedrig-Gesinnten•Die Gemeinen•Die Pöbelhaften•UNTEN

Im Gegensatz dazu

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• Die Guten• seelisch vornehm• priviligiert• edel• Die Wahrhaftigen =• Griech. Adel (Abs. 5)• Schönheit, Leiblichkeit,

Gesundheit, Abenteuer • Jagd (Abs. 6)

• Die Schlechten• gemein• pöbelhaft• niedrig= schlicht= schlechtweg schlechterdings= der gemeine Mann

• Gegenüberstellung in etymologischer Hinsicht:

• Hier noch keine Abwertung, noch ohne verdächtigen Seitenblick 5, 262

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1. Abhandlung: „Gut und Böse“, „Gut und

Schlecht“

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• Die Guten= „die Wahrhaftigen“

(griechischer Adel), einer, der ist, der Realität hat, der wahr ist

= der Wahre, der Wahrhaftige

= Adel = adlig= seelische Noblesse

• Die Schlechten= der Geringe= Der Lügenhafte= Der Gemeineauch Feigheit= malus, der gemeine

Mann, der Dunkelfarbige

• Ausbildung typischer Charakterzüge

• Hier nun Unterscheidung durch Überlegenheit, Menschen höheren Ranges 5, 263

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1. Abhandlung: „Gut und Böse“, „Gut und

Schlecht“

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• Höchste Kaste = Priesterkaste: Gut und schlecht

politische Rangbezeichnung, Standesunterschied seelischer Vorrangbegriff

• Wertungsgegensätze verinnerlichen und verschärfen sich• Die Priesterkaste spaltet sich ab von der Kriegerkaste, sie

entsteht aus Ohnmacht: • „... aus der Ohnmacht wächst bei ihnen der Hass ins

Ungeheure und Unheimliche, ins Geistigste und Giftigste.“ (5, 267)

• Die Priester üben geistige Rache, „Akt der geistigen Rache“ als „radikale Umwertung der Werte der Starken“ (5, 267) = Ressentiment

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1. Abhandlung, Abschnitt 7: „Gut und Böse“, „Gut

und Schlecht“

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• Das ist der Sklavenaufstand: Das Ressentiment wird selbst schöpferisch. (5,268)

• Moral: die Intoxikation ist gelungen. (5,269)

„Der Sklavenaufstand in der Moral beginnt damit, dass das Ressentiment selbst schöpferisch wird und Werte gebiert: das Ressentiment solcher Wesen, denen die eigentliche Reaktion, die der Tat versagt ist, die sich nur durch eine imaginäre Rache schadlos halten.“ (5,270)

• Aktion = Reaktion (5,271)Apl. Prof. Dr. Renate Breuninger Sommersemester 2011 Nietzsche – Zwischen Idealismus und Existenzphilosophie: Zur Genealogie der Moral⃒ ⃒⃒

1. Abhandlung, Abschnitt 9,10: „Gut und Böse“,

„Gut und Schlecht“

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Moral = Verinnerlichung = RessentimentDurch Fehlen der Stärke= imaginäre, subtile Rache

Abschnitt 6: „Wertungsgegensätze auf gefährliche Weise sind verinnerlichen und verschärfen konnte“ (5,265)„Es ist von Anfang an etwas Ungesundes in solchen priesterlichen Aristokratien und in den daselbst herrschenden, dem Handeln abgewendeten, teils brütenden, teils gefühlsexplosiven Gewohnheiten als deren Folge jene den Priestern aller Zeiten fast unvermeidlich anhaftende intestinale Krankhaftigkeit.“(5,265)

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1. Abhandlung, Abschnitt 6: „Gut und Böse“, „Gut

und Schlecht“

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Ressentiment = Fabrikation und Schmieden von Idealen „in einer dunklen Werkstatt“ (5, 281)„Das aber ist das Ergebnis... Des tiefsten und sublimsten, nämlich Ideale schaffenden, Werte schaffenden Hasses, dessen gleichsam nie auf Werden da gewesen ist....„mit seiner Rache und Umwertung aller Werte bisher über alle anderen Ideale, über alle vornehmeren Ideale immer wieder triumphiert hat.“ (5,268)

Schwäche zu StärkeOhnmacht zu GüteÄngstliche Niedrigkeit zu DemutUnterwerfung zu GehorsamFeigheit zu Geduld

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1. Abhandlung, Abschnitt 8 und 14: „Gut und

Böse“, „Gut und Schlecht“

„umlügen“ zu

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Krieger = körperlich fitHANDELN = ausleben

Priester = körperlich schwach =

kein Handeln

Die Schlichten und Gemeinen

UMWERTUNG durch SPRACHE

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Das körperlich Schwach = GUT

Ausleben und Handeln = BÖSE

Priester = körperlich schwach =

kein Handeln

Intoxikation gelungen!Sieg durch Vergiftung

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Ergebnis: Die Umwertung ist gelungen:

Abschnitt 9:„Die Herren sind abgetan, die Moral des gemeinen Mannes hat gesiegt. Man mag diese Sieg zugleich als eine Blutvergiftung nehmen...ich widerspreche nicht. Unzweifelhaft ist aber diese Intoxikation gelungen.“ (5,269)Sieg des Pöbels, des Mittelmaßes, des Mitleidens, der Schwäche – Jenseits als VerdienstTräger der Kultur = eine Form des niedergehenden LebensSiegWendung der Kraft nach innen = Domestizierung und Zähmung des Menschen

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1. Abhandlung, Abschnitt 9: „Gut und Böse“, „Gut

und Schlecht“

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“Der Sklavenaufstand in der Moral beginnt damit, dass das Ressentiment selbst schöpferisch wird und Werte gebiert: Das Ressentiment solcher Wesen, denen die eigentliche Reaktion, die der Tat, versagt ist, die sich nur durch eine imaginäre Rache schadlos halten. Während alle vornehme Moral aus einem triumphierenden Ja-Sagen zu sich selbst herauswächst, sagt die Sklavenmoral von vorne herein nein zu einem „Außerhalt“, zu einem „Anders“, zu einem „Nicht-Selbst“: Und dieses Nein ist ihre Schöpferische Tat. Diese Umkehrung des wertsetzenden Blicks – diese notwendige Richtung nach außen statt zurück auf sich selbst – gehört eben zum Ressentiment.“ (5,270)

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1. Abhandlung, Abschnitt 10 und 11: „Gut und

Böse“, „Gut und Schlecht“

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1. Abhandlung, Abschnitt 10 und 11: „Gut und

Böse“, „Gut und Schlecht“Vornehme Moral•Ja-Sagen zu sich selbst

•Leben und Mitleiden

•Glück von sich aus, genügt sich selbst

•Mächtig•Ehrlich•Kraftvoll•Aktiv•Instinktive Klugheit = Funktionssicherheit, tapferes Drauf-Losgehen, unmittelbare Gefühlsausbrüche (5,273)

•Raubtier•Kraftvoll•Stärke äußert sich

Sklavenmoral•Nein zu einem Anderen = schöpferische Tat

•Voraussetzung ist: Gegen- und Außenwelt

•Glück erst durch Blick auf andere = Blick des Verachteten, Objekt wird zum Zerrbild und zum „Scheusal“

•Ohnmächtig•Giftig und feindselig•Betäubend •Passiv•Raffinierte, kalkulierende Klugheit, Warten, Schweigen, Schleichwege, Hintertüren (5,272)

•Haustier (5,276)•Kultivierung•Zähmung•Schwächung der Instinkte, Verinnerlichung

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noch einmal in Kürze: Moral & Ressentiment•Pathos der Distanz = Rangordnung ist Konstrukt (vgl. Rousseaus Naturzustand)•Beginn der Moral durch Wertung von „Unten“:•Messen, Vergleichen (5,269) = das Ressentiment als Ursprung der Moral•Umwertung des Tuns – der Niedergang der aristokratischen Werte•Die Priester = die „großen Verinnerlicher“•Stauung des Inneren, Prätention & Tiefe •Ende des Auslebens = Böse•Mensch = das interessante Tier (5, 265, 266)•Freud: Sublimation•Kraft nach innen = Intellektualisierung = Kultivierung

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1. Abhandlung, Zfg: „Gut und Böse“, „Gut und

Schlecht“

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Handeln / sich ausleben =

Energie entlädt sich im Außen

Kraft richtet sich nach innen =

Verinnerlichung / Tiefe = Kultur

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5, 279: Philosophischer Kerngehalt Wirkendes = KraftäußerungTheologische Philosophie =Ontologie: setzt hinter Wirken ein wirkendes Subjekt hinter allem Handeln= vorausgesetzt, kann handeln oder nicht = Freiheit Stärke als Äußerungen der StärkeEs gibt kein Sein hinter dem Tun, Wirken- Täter nur hinzugedichtetMissverständnis = Verführung der Sprache (5,280)= hinter Tun Seiendes = nicht nach Ursprung fragen, sondern Entstehung – keine Begründungsmoral, nur Entstehungsfaktoren Verführung der Sprache – „Wechselbälge“ = Atom =Ding an sich (5, 280) = Raubvogel, Lamm 5,279: Zurechenbarkeit von Handlungen = hier beginnt Gefahr

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1. Abhandlung, Abschnitt 13: „Gut und Böse“, „Gut

und Schlecht“

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5, 279: „Aber es gibt kein solches Substrat; es gibt kein „Sein“ hinter dem Thun, wirken, werden; „Der Täter“ ist zum Thun bloß hinzugedichtet - das Thun ist alles.“

Statt Ich tue Ich werde getanStatt Aktivum nur das PassivumStatt Vernunft hier die Triebe Statt Bewusstes Unbewusstes = das Es

Auflösung des Ichs = Postmoderne – keine Zuschreibung und Verantwortlichkeit

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1. Abhandlung, Abschnitt 13: „Gut und Böse“, „Gut

und Schlecht“

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Die Sprache als die große Verführerin

Wirkendes Subjekt (5,279)Anstelle des Lebens, das sich auslebt, wird etwas Wirkendes einer Substanz = Subjekt setzt sich selber und bleibt sich gleich zugeschrieben= Leben wird gehemmt in seiner Unmittelbarkeit

Als ob es dem Subjekt freistünde, auch anders zu handeln

Wirken = Trieb = Wille Subjekt

= Aushängung des Instinktes, des Aggressionstriebes = Verinnerlichung = Tiefe = Schuld = schlechtes Gewissen

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1. Abhandlung, Abschnitt 13: „Gut und Böse“, „Gut

und Schlecht“

Zuschreibung

Zuschreibung

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Keine Güterethik, sondern WerteethikHandlungen werden bewertet nach der Differenz von gut und BöseGut und Böse = UrteilskriterienJedes Werturteil spricht etwas zu = von mir aus zugesprochen, muss nicht in Dingen enthalten sein, alles Werten ist ZusprechenAbschn.13 (5,279)Entlarvt er als Verführung durch Sprache: Trennung von Handeln (Tun) und Handelndem (Handlungssubjekt) = nur von denen, die nicht handeln (Priester) = Lämmer = müssen sich selber Sein zusprechen, weil sie nicht handeln = Entstehung des Ressentiment. Die Nichthandelnden rächen sich an den Handelnden, unterstellen Subjektsein, die auch Handeln unterlassen können = Nichthandelnde haben nur Sprache, setzen aber nun reales Subjekt voraus

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1. Abhandlung, Zfg: „Gut und Böse“, „Gut und

Schlecht“

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2. Abhandlung, „Schuld“, „schlechtes Gewissen“ und Verwandtes“

• Hat auf Freud gewirkt• Wiederaufnahme der HS: Tier lebt im Augenblick =

unhistorisch

„Ein Tier heranzüchten, das versprechen darf – ist das nicht gerade jene paradoxe Aufgabe selbst, welche sich die Natur in Hinsicht auf den Menschen gestellt hat? Ist das nicht das eigentliche Problem vom Menschen?“ (5, 291)

• Aktives Hemmungsvermögen (im Gegensatz zum Tier, 5,291) = Mensch wird durch Hemmung zum Gedankenwesen, d.h. er kann im Gegensatz zum Tier etwas versprechen (5,292, 293) = verantwortlich = Gewissen

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2. Abhandlung, „Schuld“, „schlechtes Gewissen“ und Verwandtes“

• Hat auf Freud gewirkt• Wiederaufnahme der HS: Tier lebt im Augenblick =

unhistorischAbschn: 1„Ein Tier heranzüchten, das versprechen darf – ist das nicht

gerade jene paradoxe Aufgabe selbst, welche sich die Natur in Hinsicht auf den Menschen gestellt hat? Ist das nicht das eigentliche Problem vom Menschen?“ (5, 291)

• Aktives Hemmungsvermögen (im Gegensatz zum Tier, 5,291) = Mensch wird durch Hemmung zum Gedankenwesen, d.h. er kann im Gegensatz zum Tier etwas versprechen (5,292, 293) = verantwortlich = Gewissen

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2. Abhandlung, „Schuld“, „schlechtes Gewissen“ und Verwandtes“

• Hat auf Freud gewirkt• Wiederaufnahme der HS: Tier lebt im Augenblick =

unhistorisch

„Ein Tier heranzüchten, das versprechen darf (1. Abschnitt) – ist das nicht gerade jene paradoxe Aufgabe selbst, welche sich die Natur in Hinsicht auf den Menschen gestellt hat? Ist das nicht das eigentliche Problem vom Menschen?“ (5, 291)

• Aktives Hemmungsvermögen (im Gegensatz zum Tier, 5,291) = Mensch wird durch Hemmung zum Gedankenwesen, d.h. er kann im Gegensatz zum Tier etwas versprechen (5,292, 293) = verantwortlich = Gewissen

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2. Abhandlung, „Schuld“, „schlechtes Gewissen“ und Verwandtes“

• 4 Schritte:

1. Gedächtnis = Behalten = Verlässlichkeit = Stabilität des Lebens = Gedächtnis des Willens (5, 292)

2. Regelhaftigkeit = Ursache / Wirkung = Berechenbarkeit des Menschen (5, 292): „.. er hat ein Gedächtnis, hat gelernt, die Zukunft zu berechnen und kausal zu denken.“

3. Verantwortlichkeit = Souveränes, sittliches Individuum (5, 293): „Die lange Herkunft der Verantwortlichkeit, das souveräne Individuum.“ = kann versprechen (5,293)

4. Gewissen = zweite Natur = Instinkt: „Der lange Wille geht in Fleisch und Blut über.“ (5, 294)

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2. Abhandlung, „Schuld“, „schlechtes Gewissen“ und Verwandtes“

• Abs.2. 5, 293• „Souveräne Individuum“• Ertrag der Sittlichkeit, diese internalisiert• „Reifste Frucht ...das von der Sittlichkeit der Sitte wieder

losgekommene, das autonom übersittliche Individuum“ (5,293)

• „Herr des freien Willens“= autonomes Subjekt =Souverän= eigener Gesetzgeber = mit sich selbst identisch

• Bleibt sich immer gleich, voll berechenbar, Zeit überdauert- der Wirkende hinter allem Wirken, steht außerhalb allen Wirkens, alle Triebe aufgehoben

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2. Abhandlung, „Schuld“, „schlechtes Gewissen“ und Verwandtes“

• Aufhebung der Geschichte – Ontologisierung – Mensch beraubt sich seiner Lebendigkeit, Zukunft schon vorweggenommen – Versprechende

= Souveräne steht außerhalb der Zeit- im Wirkenden ist alles Wirken bereits aufgehoben – das Wirken wird zu einer Eigenschaft des Wirkenden, das Wirken nicht mehr absolut und losgelöst von allen Festigkeiten

= Wille substantiiert

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2. Abhandlung, „Schuld“, „schlechtes Gewissen“ und Verwandtes“

Abschnitt 3

„Wie macht man dem Menschen-Thiere ein Gedächtnis?“ (5, 295)

•Durch Schmerzen als eine Art Memotechnik: „Man brennt etwas ein, damit es im Gedächtnis bleibt; nur was nicht aufhört, weh zu thun, bleibt im Gedächtnis.“ (5, 295)

•Strafe & Grausamkeit: durch grausame Strafen erziehen zur Vernunft; Gedächtnis-Schaffen im Sinne von Einbrennen = Vorbedingung von Gewissen

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• Wie entsteht das Gedächtnis: durch Schmerzen und Wehtun (S. 295)

• Dazu ist der Staat notwendig, er besteht aus Tyrannen und Bösewichtern (theoretische Grundlage hierzu bietet Macchiavelli „Il Principe“ und Jakob Burkhardt „Der Staat“.)

• Strafe ist das verinnerlichte Verhältnis von Schuldnern und Gläubigern, doch Strafe macht den Menschen nicht besser (5,298).

• Sie macht den Menschen nur schlauer, in dem er sich vorsieht, dass er nächstes mal klüger vorgeht.

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2. Abhandlung, „Schuld“, „schlechtes Gewissen“ und Verwandtes“

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2. Abhandlung, „Schuld“, „schlechtes Gewissen“ und Verwandtes“

• Strafe soll Schuldgefühl wecken• bisher noch nicht moralisch (5, 318)

• Die Strafe hat die Entwicklung des Schuldgefühls am meisten aufgehalten (5, 319). Sie war gedacht als Abschreckung, doch nichts dergleichen. Das Leben ist für Nietzsche per se ungerecht, es ist Wille zur Macht.

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Das schlechte Gewissen

• Das schlechte Gewissen = die tiefe Erkrankung des Menschen:

• „alle Instinkte, welche sich nicht nach außen entladen, wenden sich nach innen – dies ist das, was ich die Verinnerlichung des Menschen nenne.“ (5, S. 322)

• Mensch bekommt dadurch Tiefe und Seele, er wird interessanter. Instinkte wenden sich gegen den Menschen. Andererseits wird der Mensch dadurch erst gezähmt. Vergleiche Freud: jede Kultur beruht auf einem Triebverzicht, Bändigung der Aggressionsleistung = Kultivierung

• „... Alle jene Instinkte des wilden, freien, schweigenden Menschen, sich rückwärts, sich gegen den Menschen selbst wandten... Alles das gegen die Inhaber solcher Instinkte sich wenden,: das ist der Ursprung des schlechten Gewissens.“ (5, 323)

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• Es ist hier wieder der Staat, der ein „Rohstoff von Volk und Halbtieren“ durchknetet, gefügig macht und formt. (5, S. 324). Gegen alle Vertragstheorie wie z.B. bei Locke und Hobbes.

• Der Staat als Kunstwerk. Das Werk des Staates ist ein Formenschaffen, ein Formen- aufdrücken“. Der Staatsgründer ist ein unbewusster Künstler (5, S. 325).

• Das schlechte Gewissen ist noch der ins Innere gekerkerte Instinkt, ein Rest an Freiheit:

• „dieser zurückgedrängte, zurückgetretene, ins Innere eingekerkerte und zuletzt noch an sich selbst entladende und auslassende Instinkt der Freiheit: das, nur das ist in seinem Anbeginn das schlechte Gewissen.“ (5, 325)

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Das schlechte Gewissen

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• Strafe als Gefühl der Schuld, das den Schuldigen aufwecken sollte, wandelt sich zur Lebensschuld. Durch Zeitbezug, das heißt durch Bezug in die Vergangenheit, meinen wir Schulden gegenüber einem Ahnherrn (5, 328) zu haben, der sich im Laufe der Zeit als Gott herausmendelt. (5, 328) „Der Ahnherr wird zuletzt notwendig in einen Gott transferiert.“

• Wir schulden unser Leben Gott. Das ist eine Schuld, die wir nicht abtragen können, wodurch sich der „Geniestreich des Christentums (5, S. 331) als die Opferung des Lebens von Jesu aus Liebe für den Menschen herauskristallisiert.“:

• „Das Schuldgefühl gegen die Gottheit hat mehrere Jahrtausende nicht aufgehört zu wachsen, und zwar immerfort im gleichen Verhältnis, wie der Gottesbegriff, und das Gottesgefühl auf Erden gewachsen und in die Höhe getragen worden ist.“ (5, S.329)

•  Geniestreich des Christentums: Gott selbst sich für die Schuld des Menschen opfernd, Gott selbst an sich selbst bezahlt machend (5, S. 331).

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Das schlechte Gewissen

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Lebensschuld

Schuld gegenüber Ahnen und Vorfahren

Schuld gegenüber Gott

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Das schlechte Gewissen

• Urzustand: Entladung der Instinkte = AUSLEBEN, Aggression auf andere

• Ursprung des schlechten Gewissen: (Abschnitt 16, S.

322 -> „Wasserthiere“)

1.Aushängung aller Instinkte = An-Land-Gehen der Amphibien = Seele

2.A: Auf Ausleben folgt Bestrafung durch• Staat (Hemmung = Grausamkeit von außen)

B: Verinnerlichung der Strafe durch• Selbststrafe (Hemmung = Grausamkeit gegen sich

selbst)• Triebenergie wendet Mensch gegen sich selber an

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Das schlechte Gewissen, Abschnitt 16

„... die tiefe Erkrankung... Mit einem Male waren alle ihre Instinkte entwertet und ausgehängt... Sie sollten nun mehr auf den Füßen gehen und „sich selber tragen“, wo sie bisher vom Wasser getragen wurden: sie hatten für diese neue unbekannte Welt ihren alten Führer nicht mehr,... alle Instinkte welche sich nicht nach außer entladen wenden sich nach innen. – Das ist das, was ich die Verinnerlichung des Menschen nenne. Seine Seele... seine Seele... das alle jene Instinkte sich gegen den Menschen selbst wandten.“ 5, 322

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Das schlechte Gewissen, Abschnitt 17

• Herren haben kein schlechtes Gewissen, formen andere

• Schwergewicht auf die Unterjochung gelegt, d.h. formen sich selber

• Die Unterjochten = Entwicklungsträger zum Negatives

• Nach dem der Mensch sich selbst quält = Erfindung der Religion als neue gesteigerte Weise der Selbstqual

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•Der Mensch braucht immer ein Ziel. Lieber will er noch „das Nichts wollen als nicht wollen“ (5, S. 339). •Askese wird zuerst negativ gesehen, als Abwendung von den Sinnen. Nietzsche nimmt Bezug auf Schopenhauer, Kant und Stendhal, die aber alle Askese immer von der Rezeptionsseite aus sehen, der Rezipient soll ein „interesseloses Wohlgefallen“ haben. •Nietzsche will aber Askese positiv fassen, vom Künstler her gesehen. Askese in Verbindung mit Produktivität. Askese ist Freiwerden (erinnert an Mystik = Leerwerden = Ledigwerden), Freiwerden vom Alltag, vom Heute, von der Bindung an eine Frau und auch Freiwerden von der Sprache (den großen hohlen Wörtern) (Sprachgitter). (5, S. 353)

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3. Abhandlung: Was bedeuten „asketische Ideale“?

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• Das Gefährliche am Priester-Ideal: der Philosoph erscheint in der Maske des Priesters. Er konnte nicht als Philosoph in Erscheinung treten, dadurch musste er sich als religiöser Mensch verkleiden. „Der asketische Priester hat bis auf die neuste Zeit die widrige und düstere Raupenform abgegeben, unter der allein die Philosophie leben durfte und herumschlich“. (5, S.361)

• Der Priester als Philosoph ist ein Selbstwiderspruch, denn er richtet sich gegen das Leben und hält auch das Leben noch am leben. Das war schon bei Kant, er will die Reichweite der Vernunft erkennen, erkennt aber nur, dass die Vernunft nichts erkennen kann. (5, S. 363)

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3. Abhandlung: Was bedeuten „asketische Ideale“?

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• „Selbstwiderspruch“. „Leben gegen leben, ein psychologisches Missverständnis“ (5, S. 365).

• Es ist ein Kunstgriff in der Erhaltung des Lebens, und das Gefährliche nun daran ist, dass eine Tatsache festgestellt wird, hinter die nicht mehr zurückgegangen werden kann: der Mensch als das kranke Tier. Hier setzt die Philosophie Voraussetzungen, die sie nicht mehr eigens hinterfragt. „Darin drückt sich eine große Tatsache aus, die Krankhaftigkeit im bisherigen typischen Menschen, zumindest des zahm-gemachten Menschen (5, S. 366).

• Priester empfinden einen großen Ekel am Menschen, doch der Mensch, in dem er als krank erklärt wird, kann nicht verändert werden.

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3. Abhandlung: Was bedeuten „asketische Ideale“?

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• Die modernen Priester heute, das sieht Nietzsche gut, ist die moderne Wissenschaft.

• Hier wird die Wahrheit als Wahrheit gesetzt und nicht mehr hinterfragt. Unsere moderne Religion ist die Wissenschaft nach Nietzsche.

• Zahlreiche „der Glaube an die Wissenschaft“ ... • Es ist immer noch ein metaphysischer Glaube, auf dem unser

Glaube an die Wissenschaft ruht. (5, S. 401). Die Wissenschaft selber muss noch eigens in Frage gestellt werden. Der Wert der Wahrheit ist noch selber einmal in Frage zu stellen und darf nicht als gesetzt genommen werden. (5, S. 401). Nietzsches Lebensfrage: ist denn das, was wir für wahr halten, auch wahr? Wahrheit muss genealogisch aufgelöst werden. Einzig dagegen die Kunst gibt sich als Täuschung zu erkennen (5, S. 402).

3. Abhandlung: Was bedeuten „asketische Ideale“?

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• Die Priester, die den Menschen als krankhaftes Tier setzen, geben den Menschen Sinn. Denn ihr Leiden hat plötzlich einen Sinn. Dadurch konnten sie so mächtig werden, denn nach Nietzsche braucht der Mensch Sinn und Orientierung. Der Mensch ist immer zum Wollen verdammt, er braucht einen Sinn, doch, so die Botschaft von Nietzsche, muss er sich klar darüber sein, dass es keinen Sinn in verbindlicher Weise gibt, dass der Mensch sein Leben immer neu einrichten muss.

• Der Mensch bleibt zum Wollen verdammt, ohne dass er einen eindeutigen Zweck und Ziel gewinnen kann. „Und, um es noch zum Schluss zu sagen, was ich anfangs sagte: lieber will noch der Mensch das Nichtswollen als das nicht-wollen.“ (5, S. 412).

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3. Abhandlung: Was bedeuten „asketische Ideale“?

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Zusammenfassung

• Moral = Sittlichkeit durch Staat• Moral setzt souveräne autonome Individuum=

Subjekt = Wirkendes hinter dem Wirken = Verführung der Sprache, S – O

• Souveränes Subjekt = Gesetzgeber, kann Triebe unterdrücken

• Unterdrückte Freiheit = schlechtes Gewissen• Freiheit, die unterdrückt wird, wendet sich auf sich

selbst zurück = Schuld = Lebensschuld

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• Nietzsche = Kritik an der Metaphysik• Neuzeitliche Philosophie = Philosophie der

Subjektivität = Nietzsches souveränes Individuum• Kann das Subjekt aus eigener Kraft Subjekt

sein?• Deutscher Idealismus: Subjekt scheitert an seiner

eigenen Absolutheit, quasi attonita= Faktizität-GOTT• 19. Jhd.: Kierkegaard: Faktizität = Ungeborgenheit der

Existenz = Glaube=christl. GOTT• Marx: Faktizität der Geschichte = Bewegende Ursachen

der Geschichte = wirtschaftliche Verhältnisse=wirkende Macht

Zusammenfassung

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Zusammenfassung

• GOTT IST TOD• Nietzsche: Ende der Metaphysik = Suche nach einem

Grund = Überkommene Philosophie = er will dagegen den freien Geist / keinen Grund suchen, sondern Genealogie

• Nietzsche = Beender der Metaphysik • Idealismus: Selbstverhältnis = Identität des autonomen

Subjekts =Tat der Freiheit = „Ich = Ich“• Nietzsche: Selbstverhältnis = mit dem Leben selbst

gegeben = Charakteristikum des Lebens, das Leben will sich ausleben = Wille zur Macht; das Leben erneuert sich über alle möglichen Formen = Natalität

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Zusammenfassung

• Das Leben ist nichts Harmloses, nichts Idyllisches – es ist grausam, es geht über alle Organismen hinweg und zerstört

• Das Wirken wird wieder überholt, keine Beständigkeit, kein Seiendes- das LEBEN ist das Wirken =die permanente Selbstermächtigung

• Das Leben will sich selbst – indem es sich selbst will, schafft es und will das Schaffen und nicht das Seiende, das Bestehende

• Das Hervorbringen• Simmel: Tragödie der Kultur- Hervorbringen und

Auflösen• Ende der Metaphysik – es gibt kein Seiendes, jenseits

des Seins, keine Hinterwelt